[330] Salmacis

Hermes und Aphroditens spröden Knaben
Hält Salmacis in Liebeswuth umschlungen,
Bis sie den Leib, eh als den Sinn, durchdrungen,
Und in dem Gegenstand den Wunsch begraben.
Denn die Natur, die sie beleidigt haben,
Sie, die als Jüngling kühn um Lust gerungen,
Er, mädchenhaft in scheuen Weigerungen,
Vereinigt sie und straft durch ihre Gaben.
Von Mann und Weib ein holdes Zwitterwesen,
Mußt du, Hermaphrodit, in Fülle schmachten,
Fühllos für Reize, die dich doppelt zieren.
Unglücklich bist du, Salmacis, genesen,
Da du erlangt hast der Verliebten Trachten,
Sich ganz in dem Umarmten zu verlieren.

Notes
Erstdruck in: Gedichte 1800.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. Salmacis. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D391-A