[421] [460]Thekla

Eine Geisterstimme


Wo ich sei, und wo mich hingewendet,
Als mein flüchtger Schatte dir entschwebt?
Hab ich nicht beschlossen und geendet,
Hab ich nicht geliebet und gelebt?
Willst du nach den Nachtigallen fragen,
Die mit seelenvoller Melodie
Dich entzückten in des Lenzes Tagen?
Nur solang sie liebten, waren sie.
Ob ich den Verlorenen gefunden?
Glaube mir, ich bin mit ihm vereint,
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Wo sich nicht mehr trennt, was sich verbunden,
Dort, wo keine Träne wird geweint.
Dorten wirst auch du uns wiederfinden,
Wenn dein Lieben unserm Lieben gleicht;
Dort ist auch der Vater, frei von Sünden,
Den der blutge Mord nicht mehr erreicht.
Und er fühlt, daß ihn kein Wahn betrogen,
Als er aufwärts zu den Sternen sah;
Denn wie jeder wägt, wird ihm gewogen,
Wer es glaubt, dem ist das Heilge nah.
Wort gehalten wird in jenen Räumen
Jedem schönen gläubigen Gefühl;
Wage du, zu irren und zu träumen:
Hoher Sinn liegt oft in kindschem Spiel.

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TextGrid Repository (2012). Schiller, Friedrich. Gedichte. Gedichte (1789-1805). Thekla. Thekla. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-CE27-E