An Vater Stillings Geburtstage

den 12. September 1814.


»Dem Büchlein dein bin ich so hold«
Sang Stolberg vor gar langer Zeit;
Auch mich hat früh das reine Gold
Aus diesem klaren Bach erfreut.
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Wie hohen Patriarchen gleich,
Der Eberhard sein Haus regiert
Und wie sein Dortchen, fromm und weich,
Der treue Wilhelm heimgeführt.
O Köhlerlust im hohen Wald,
Ihr alten Schlösser, kühn gebaut,
In Stillings besten Liedern schallt
Von euch noch immerfort ein Laut.
Auf Bergen deine Wanderschaft,
Der alten Sagen junge Lust,
Und Gottes Treue, Gottes Kraft,
Die immer nah war deiner Brust.
Deß alles war mein Herz so voll,
Wir waren innig und bekannt,
Eh' man des Fremdlings Namen wol,
Des Unbekannten, dir genannt.
Doch alles schwand vor höherm Strahl,
Als ich nun endlich selber kam,
Und manchen Gruß und manches Mahl
In deinem frommen Hause nahm.
Dein ganzes langes Leben stand
Verklärt auf deinem Angesicht,
Wie Botschaft aus dem Vaterland,
Ein Wiederschein vom ew'gen Licht.
Du Biedermann von alter Art,
Du Gottes-Zeuge, Christus-Held,
Der treu sein Stillings-Herz bewahrt
Am Hof und in der losen Welt.
O, segne mich, du Biedermann,
Auch mich in deiner Kinder Kreis,
Und meinen Gruß, mein Herz nimm an
Du lieber, frommer, starker Greis.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schenkendorf, Max von. An Vater Stillings Geburtstage. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-C34A-9