[114] Das Bild in Gelnhausen

Zu Gelnhausen an der Mauer
Steht ein steinern altes Haupt
Einsam in dem Haus der Trauer,
Das der Epheu grün umlaubt.
Und das Haupt, es scheint zu sprechen:
Starb die ganze deutsche Welt?
Will kein Mann die Unbill rächen,
Bis der Erde Bau zerfällt?
Und das Haupt, es scheint zu grüßen
Fragend uns halb streng, halb mild;
Laß es uns in Demuth küssen,
Das ist Kaiser Friedrichs Bild.
Herrlich hat sein Schloß gestanden
Hier vor langer ferner Zeit,
Als er nach den Morgenlanden
Zog in Gottes heil'gem Streit.
Rothbart, wie so fest gebunden
Hält ein Zauber dich gebannt?
Fließt hier Blut aus offnen Wunden,
Sind das Thränen an der Wand?
Alter Herr, ich kann dir melden
Reiches, schönes Freudenwort.
Schau, dort zielen viel tausend Helden
In die Schlachten Gottes fort.
Und die Welschen sind geschlagen,
Und es siegt das heil'ge Kreuz,
Wieder kehrt aus deinen Tagen
Lebensfülle, Lebensreiz.
Magst nun dich zur Ruhe legen,
Altes stolzes Kaiserhaupt,
Deine Kraft, dein Waffensegen
Wird uns nimmermehr geraubt! –

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schenkendorf, Max von. Gedichte. Gedichte. Zweite Abtheilung. Vaterland. Das Bild in Gelnhausen. Das Bild in Gelnhausen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-C320-5