15. Die drei Hunde.

Einem Soldaten, der aus einem langen Kriege zurückkehrte, war das Geld zu Ende gegangen, so daß er gar nichts mehr hatte. Da begegnete ihm eine alte Frau, die bat er um eine kleine Unterstützung. Die Frau war auch dazu bereit und gab ihm ihre alte Schürze; mit dieser, sagte sie, solle er an dem Bache hinaufgehn, bis er zu einer hohen Weide käme, auf diese solle er hinaufsteigen und dann sich darin hinunterlassen. Als er nun von ihr wegging, fragte er sie noch, ob er ihr nicht auf dem Wege etwas besorgen könne. »O ja,« antwortete sie »bring mir doch das Feuerzeug mit, welches da steht, das habe ich vergessen.« Der Soldat ging nun zu dem Baume und stieg darin hinunter. Als er unten war, stand da eine große Kiste, darauf saß ein Hund, der hatte ein Paar Augen im Kopfe, wie ein Paar Tassen. Dann stand da eine zweite Kiste, darauf saß ein [285] Hund mit Augen so groß wie zwei Teller, und noch eine dritte, worauf ebenfalls ein Hund saß, der hatte Augen, wie zwei große Schüsseln. Der Soldat nahm nun ohne langes Bedenken die Hunde, setzte sie alle drei auf die alte Schürze und machte dann die Kisten auf. Da war in der ersten Kupfergeld, in der zweiten Silbergeld, in der dritten aber gemünztes Gold. Daraus nahm er sich so viel, wie er nur tragen konnte, auch vergaß er nicht das Feuerzeug beizustecken. Darauf stieg er wieder aus dem hohlen Baume und ging weiter. Nicht lange darauf begegnete er wieder der alten Frau, die von ihm das Feuerzeug forderte; er wollte es aber nicht herausgeben. So kamen sie mit einander in Streit, und der Soldat schlug die alte Frau todt. Nun hatte er Geld genug und konnte recht vergnügt leben, aber er gab so viel aus, daß es doch bald zu Ende ging. Allmählich blieben nun seine vielen Freunde aus, und zuletzt lebte er ganz verlassen für sich allein. Eines Tages wollte er sich eine Pfeife anzünden und bediente sich dabei jenes Feuerzeuges, woran er bis dahin nicht wieder gedacht hatte. Jetzt merkte er auf einmal, wozu das Feuerzeug gut wäre; denn sogleich erschienen die drei Hunde und fragten ihn, was er wünsche. Da sagte er, sie möchten ihm Geld holen. Es dauerte keine halbe Stunde, so waren alle drei Hunde wieder da und brachten viel, viel Geld mit. Nun war er wieder reich und dachte jetzt sogar daran die Prinzessin zu heirathen, welche in der Stadt wohnte. Er wuste aber nicht, wie er das anfangen sollte, weil er gar nicht hübsch war. Da rief er seine Hunde und fragte sie, ob sie es nicht anzufangen wüsten. »Das wollen wir schon machen,« erwiederten die Hunde und liefen fort. Am Abend gingen alle drei nach dem Schlosse und brachten die Prinzessin auf ihrem Rücken zu dem Soldaten; auf dieselbe Weise brachten sie sie nachher auch wieder ins Schloß zurück. Am anderen Morgen erzählte die Prinzessin die Geschichte, als wenn sie ihr geträumt hätte. Der König wurde aber doch bange und ließ Wachen vor ihre Kammerthür stellen. Als nun in der nächsten Nacht die Hunde wieder kamen, schliefen die Wachen, und so nahmen die Hunde die Prinzessin wieder mit sich. Ein Soldat hatte es aber doch gesehen, lief den Hunden nach und machte einen Strich an das Haus, in welches sie gelaufen waren. Diese hatten es aber bemerkt und machten an alle Häuser Striche, so daß nun doch keiner wissen konnte, in [286] welchem Hause die Prinzessin gewesen war. Am dritten Abend holten die Hunde die Prinzessin wieder. Dieses Mal streute die Wache Erbsen vor das Haus, aber die Hunde lasen die Erbsen alle wieder auf. Am vierten Tage ging der Soldat selbst zum Könige und hielt um dessen Tochter an; dieser ließ ihn aber ins Gefängniß setzen. Nun war er verloren, denn er hatte sein Feuerzeug nicht bei sich, konnte also auch die Hunde nicht rufen. Da zerbrach er sich nun darüber den Kopf, wie er wohl entkommen könnte, aber er konnte keine Mittel und Wege finden. Indem ging ein Junge unter seinem Fenster her, den bat er, ihm einen Gefallen zu thun, es wäre ja der letzte, denn in wenigen Tagen müste er doch sterben Der Junge war dazu bereit. Nun bat er ihn, er möchte ihm doch das Feuerzeug von seiner Stube holen, und beschrieb ihm die Stelle ganz genau, wo es stand. Der Junge kam bald mit dem Feuerzeuge zurück, und der Soldat zog es an einem Bindfaden zu seinem Gitterfenster herauf. »Nun ist es gut,« dachte er. Als er nun auf dem Richtplatze stand, bat er um die Gnade, noch einmal rauchen zu dürfen, und das wurde ihm auch gewährt. Kaum hatte er aber mit seinem Feuerzeuge Feuer angeschlagen, als auch schon seine drei Hunde ankamen. Zu diesen sprach er: »faßt!« und sogleich sprangen die Hunde zu und zerrissen die Richter und den König. Darauf heirathete der Soldat doch die Prinzessin und lebte mit ihr recht glücklich, und wenn sie nicht schon gestorben sind, so leben sie noch.

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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. B. Märchen. 15. Die drei Hunde. 15. Die drei Hunde. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BF57-A