3.

Einem Dienstknechte aus Lauenberg träumte drei Nächte hinter einander, er solle im Mittage zwischen elf und zwölf Uhr nach dem sog. Rothen Wasser, einer Wiese über Lauenberg gehn, dort werde er einen großen Schatz gewinnen. Er ging dahin und traf daselbst eine weiße Jungfrau, welche ihm sagte, er könne sie erlösen, und ihn aufforderte mit ihr nach der sog. Hullerschen Grund, einem Eichenholze, zu gehn, woselbst »eine Reise Geld« stände. Diese, fuhr sie fort, solle er haben, wenn er sie erlöse, nur dürfe er sich nicht fürchten: es werde ihm nemlich ein großer Eber begegnen, dem fortwährend glühende Funken aus dem Rachen flögen; er solle aber nur weite Schritte machen, dann würde der Eber ihm zwischen den Beinen hindurch laufen, ohne ihm etwas zu Leide zu thun. Anfangs schauderte der Dienstknecht zwar ein wenig, doch entschloß er sich mitzugehn und die Jungfrau zu erlösen. Als sie in der Hullerschen Grund angekommen waren, erhielt er von der weißen Jungfrau ein goldenes Tragholz mit zwei goldenen Eimern voll Geld. Sie gingen dann zurück und hatten fast schon das Ende der Hullerschen Grund erreicht, als ihm in der Richtung vom Dorfe her der Eber entgegenkam, dem ein Strom von glühenden Funken aus dem Rachen flog. Bei diesem Anblicke erschrak er aber doch, warf eiligst Tragholz und Eimer fort und sprang auf die Seite. Da fing die Jungfrau an laut zu schreien und sprach, nun werde erst in hundert Jahren wieder einer geboren, der sie erlösen könne.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 260. Die weiße Jungfrau. 3. [Einem Dienstknechte aus Lauenberg träumte drei Nächte hinter einander]. 3. [Einem Dienstknechte aus Lauenberg träumte drei Nächte hinter einander]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BF22-D