47. Der Nonnenweg bei Odagsen.

1.

In Edemissen ist früher ein Nonnenkloster gewesen. Aus demselben hat ein ausgemauerter Gang unter der Erde hin, in der Richtung von Odagsen, nach einem Winkel geführt, der wohl drei Morgen groß ist. Hier hatten die Nonnen ein Bethaus, so groß, daß ein Haufen Roggen auf der Stelle wachsen kann. Die Stelle, wo das Bethaus gestanden hat, heißt noch dat hilgen hûs und gehörte dem Kloster zu Fredelsloh. Von Edemissen gingen die Nonnen nach dem Bethause entweder durch den unterirdischen Gang, oder auf dem sog. oberen Wege, welcher sich über dem unterirdischen befand, und gerade so breit war, wie der untere. Auf dem oberen Wege wuchs damals nichts, jetzt ist er aber mit schönem Grase bewachsen. Die Nonnen haben diesen Weg, das ûrbân swat genannt, der Gemeinde Edemissen geschenkt, die ihn den einzelnen Bauern im Dorfe der Reihe nach zum Mähen überläßt. Das ûrbân swat ist früher sogar über den Heerd eines Hauses in Edemissen gegangen.

2.

Auf dem Wege von Odagsen nach Edemissen hat füher ein altes Haus gestanden, welches den Nonnen zu Einbeck gehörte und worin diese oft halbe Tage gesessen haben. Sie gingen aber niemals auf dem gewöhnlichen Wege dahin, sondern auf einem andern, dessen Richtung durch die verschiedenen Feldmarken das Volk noch jetzt kennt und den Nonnenweg nennt.


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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. 47. Der Nonnenweg bei Odagsen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BCB0-B