146. Die diebischen Zwerge.

1.

Wenn früher in Kohnsen eine Hochzeit war, so kamen die Zwerge, durch ihre Hüte unsichtbar gemacht, in das Hochzeitshaus und aßen den Bauern den Reisbrei auf.

2.

Als einst in Lauenberg auf einer Tenne gedroschen wurde, kam auf einmal ein Zwerg zum Vorschein. Einer der Drescher, welcher ihn erblickte, schlug mit einer Wurfschaufel nach ihm und traf ihn auch. Da sagte der Zwerg: »eins slaugst du mek un twei gafft du mek.« Mit diesen Worten verschwand er unter der Pferdekrippe. Unter dieser war nemlich der Eingang zu der Wohnung der Zwerge.

3.

Im Steinberge bei Seeburg ist ein Zwergloch, worin früher Zwerge hausten. Diese fügten den Bauern des Dorfes manchen Schaden zu, indem sie, besonders wenn gedroschen wurde, aus den Häusern Getreide wegholten. Als einst ein Bauer mit einem Gänsefittich auf der Tenne die ausgedroschenen Körner zusammen fegte, geschah es zufällig, daß er einem Zwerge, der ihm unsichtbar eben wieder Korn stehlen wollte, den Hut vom Kopfe [124] schlug, so daß dieser nun sichtbar war und gefangen wurde. Der gefangene Zwerg sagte zu dem Bauern: er habe ihm allerdings bisweilen Korn weggeholt, doch wolle er ihm alles bezahlen; er möge nur am Sonntagmorgen vor Sonnenaufgang beim Zwergloche erscheinen, da solle er das Geld dafür erhalten. Der Zwerg wurde darauf entlassen und der Bauer ritt zur bestimmten Zeit zu dem Zwergloche am Steinberge. Als er dorthin kam, stand der Zwerg schon da mit einem Beutel voll Geld. Der Bauer nahm den Beutel, gab aber dann seinem Pferde die Sporen und eilte davon, weil er fürchtete, daß der Zwerg ihm noch etwas anthun möchte.


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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. 146. Die diebischen Zwerge. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BC88-5