2.

Die Jühnder hatten sich schon seit langer Zeit nach gutem [243] Wetter gesehnt, aber noch immer wollte es nicht kommen. Da hielten sie auf dem Gemeindeplatze () eine Versammlung und rathschlagten, wie es am ersten zu bekommen sei. Nach langem Berathen spricht einer: in der Apotheke in Göttingen sei alles zu bekommen, daher könnten sie wohl auch das gute Wetter holen. Der Vorschlag findet allgemeinen Beifall, und es wird im Namen der Gemeinde einer nach der Stadt geschickt, um es von dort mitzubringen. Der Bote geht in die Apotheke und fordert das gute Wetter. Der Apotheker merkt gleich, was es damit für eine Bewandtnis habe, heißt ihn ein wenig warten und entfernt sich dann, um das gute Wetter machen zu lassen. Nach einiger Zeit kehrt er zurück und händigt dem Boten eine Schachtel ein mit dem ausdrücklichen Bedeuten um des Himmels willen ja nicht die Schachtel zu öffnen, sonst würde das gute Wetter unfehlbar davon fliegen. Lange bezwingt der Bote seine Neugierde, als er aber in den Leinebusch gekommen war, kann er nicht länger widerstehen, öffnet die Schachtel – und das gute Wetter fliegt davon. Der Bote springt schnell hinterdrein, und ruft dabei immerfort:»up Jüne tau!« Als er ins Dorf kam und sein Unglück erzählte, gerieth das ganze Dorf in Bewegung und die Bauern zogen nach allen Seiten hin aus, um das gute Wetter wieder einzufangen, wobei sie unablässig riefen: »up Jüne tau!«


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TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. 2. [Die Jühnder hatten sich schon seit langer Zeit nach gutem Wetter]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BBB0-2