3.

Auf der Vogelsburg hat ehedem ein Hüne gewohnt, ein zweiter wohnte auf dem Kattenstein bei Vogelbeck, ein dritter auf der Höhe bei Rittierode. Der bei Rittierode hatte den gemeinschaftlichen Backofen. Einst hört der auf dem Kattensteine am frühen Morgen ein Geräusch, als wenn ein Backtrog ausgekratzt wird; er glaubt, das sei das Zeichen, daß er kommen und seinen Teig einsetzen solle. Doch jener hatte sich nur auf den Rippen geschabt (eschawet). Darüber gerathen die beiden mit einander in Streit, der Kattensteiner muß flüchten und der Rittieröder wirft ihm noch einen Felsblock nach, der ihn aber nicht trifft. Dieser Felsblock ist der Kattenstein; er ist tief in die Erde gesunken, steht aber doch noch thürhoch aus dem Boden hervor. Früher sollen auch Namen darauf gewesen sein, doch jetzt sind dieselben überwachsen und nicht mehr zu sehen.

Andere erzählen so:

Auf dem »alten« Grubenhagen wohnte ein Hüne, ein zweiter auf dem Kattenstein bei Vogelbeck, ein dritter bei Westerhof auf dem Berge, wo jetzt das Amthaus steht. Diese drei hatten [149] ihren gemeinschaftlichen Backofen auf dem Grubenhagen. Einst wollten sie wieder mit einander backen, und der Grubenhagener sollte, so war ihre Verabredung, sobald der Ofen heiß wäre, mit einem Stein werfen, und damit das Zeichen geben, dann wollten die anderen mit ihrem Teige auch kommen. Da hört der Grubenhagener ein lautes Kratzen, vermuthet daraus, daß der Kattensteiner mit seinem Teige fertig sei – dieser hatte sich aber nur ein wenig am Leibe gekratzt – und wirft deshalb, um den Westerhöfer Hünen zu benachrichtigen, einen Stein hin. Aber der Stein gleitet zu früh vom kleinen Finger ab, und fliegt deshalb nur bis zum Kattensteine, wo er noch jetzt liegt.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. 3. [Auf der Vogelsburg hat ehedem ein Hüne gewohnt, ein zweiter wohnte]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B9F1-F