[248] 4.

Was weckt ihr mich? – Ich hör' ein leises Ach,
Wie Todesseufzer durch die Säle schallen;
Der Traum rauscht bebend hin durch das Gemach,
Und öde stehn die königlichen Hallen.
Den Boden, welcher Persiens Teppich trug,
Durchhüpfen nun die schillernden Cikaden;
Die Schwalbe schwingt mit ungewissem Flug
Sich zwitschernd durch die stürzenden Arkaden.
O Zeit, da Lindaraja hier geträumt
Bei Bülbüls Flöten an dem Rosengitter,
Da Musa hier sein Berberroß gezäumt
Zum Kampf mit Manuel Leon, dem Ritter!
Das Waffenspiel, der Laute sanfter Schall,
Die Pracht der Feste und der Liebe Kosen,
Das alles schwand – nur noch die Nachtigall
Erzählt davon in Sommernacht den Rosen.
Gebrochen hat die Zeit den Talisman,
An den gebunden war das schöne Leben;
Der Dichter aber murmelt einen Bann,
Bei dem sich aus der Gruft die Toten heben.

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TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. 4. [Was weckt ihr mich. - Ich hör' ein leises Ach]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B6F1-7