Morgentraum

Wenn müde von nächtlichem Wachen
Die Wimper mir sinkt beim Morgenrot,
So freundlich in deinem Nachen
Wiegst du mich, Schlummer, holder Pilot!
Empor aus der Tiefe leise
Wallt es zum Ohr mir wie Feengesang,
Und um mich tönende Kreise
Schlagen die Wellen bei jedem Klang.
Mit Duft von Blüten beladen,
Die nicht von dieser Erde sind,
Her weht von fernen Gestaden
Mir um die Stirn ein säuselnder Wind.
Und vor mir die Sonnenpalme,
Die aus den Wogen auf Felsen ragt,
Grüßt rauschend im Morgenpsalme
Das Licht, wie es höher und höher tagt.
Hinein! In das himmlische Feuer
Führe hinein mich, trauter Pilot,
Und erzittert die Hand dir am Steuer,
So lenk es dein Zwillingsbruder, der Tod!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Morgentraum. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B698-4