[141] Requiem

Allerseelen.
Grauer, feuchtkalter Nebel
Umhüllt das Land,
Und in dem kleinen Friedhof dort am Bergeshang
Schimmern Grablaternen,
Schimmern auf den Hügeln Immortellen und Astern.
Ja, heute gedenkt
Jeder seiner Todten,
Schmückt die Stätten,
Wo sie vermodern oder vermodert sind –
Und das Gedächtniß der Menschheit
Umwindet Male aus Erz und Marmor
Mit den Kränzen des Nachruhms.
Wer aber gedenkt
Der Ungenannten,
Der Ungeliebten,
Der Gräberlosen?
[142]
Derer, die dahingegangen
Fernab vom Herzen der Mitwelt
Und unvermißt,
Unbetrauert,
Ihre Atome dem All zurückgegeben?
Ihrer gedenkt heute
Ein Mensch,
Der, gleich ihnen,
Gelebt,
Gekämpft,
Gelitten
Und schaudernd oft mit ihrem Schicksal
Das eig'ne vorausempfunden.
Requiescant in pace!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Gedichte. Gedichte. Zweites Buch. Freie Rhythmen. Requiem. Requiem. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AF81-9