[46] Mutter und Tochter

Wie rührt ihr mich, seh' ich in Blick und Mienen,
Im Wesen euch so ganz einander gleichen;
Die Tochter, von des Frühroths Strahl beschienen,
Der Mutter Stern allmälig im Verbleichen.
Die Tage, die, nach mancher Qual und Reue,
Der blassen Frau gelinder jetzt verrinnen,
Du willst sie, holdes Mädchenbild, auf's neue
Mit frischer Kraft und frischem Muth beginnen.
Und Jene hält dich nicht zurück von Wonnen,
Die du, sie weiß es, zahlen mußt mit Zähren –
Und so wirst du, vom alten Trug umsponnen,
Das alte Schicksal wiederum gebären.
Wie Viele sind vor euch den Weg gegangen!
Und doch nicht zittern, doch nicht müde werden –
Fürwahr, wem könnte vor Vernichtung bangen,
Ist solche Dauer uns gesetzt auf Erden?

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Gedichte. Gedichte. Erstes Buch. Vermischte Gedichte. Mutter und Tochter. Mutter und Tochter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AD80-E