Jakob Ruoff (Ruff)
Adam und Heva

Personen

[1] Personen.Personen des ersten tags.

    • Gross herold.

    • Ein junger knab, (sprach das Argument).

    • Gott, der vatter.

    • Erst,
    • Ander,
    • Dritt,
    • Vierdt , klein engel.

    • Michaël.

    • Gabriël.

    • Erst,
    • Ander , gross engel.

    • Des tüfels bottschafft.

    • Lucifer,
    • Satan,
    • Erst,
    • Ander,
    • Dritt,
    • Vierdt,
    • Fünfft , tüfel.

    • Adam.

    • Heva.

    • Der Schlang.

    • Tod.

    • Kain, der erst sun Adams.

    • Calmana, sin wyb.

    • Habel, der ander sun Adams.

    • Delbora.

Personen des andern tags.

      Der stammen Kains.
    • Hanoch, der erst sun Kains.

    • Sin wyb.

    • Irad, Hanochs sun.

    • Sin wyb.

    • Mehujaël, Irads sun.

    • Sin wyb.

    • Methusaël.

    • Sin wyb.

    • Lamech.

    • Ada, sin erste frow.

    • Zilla, die ander frow.

    • Jabal, der sun Ade.

    • Sin frow.

    • Jubal, der ander sun Ade.

    • Thubal Kain, der sun Zille.

    • Naëma, die tochter Zille.
      Der stammen Adams.
    • Seth, der sun Adams.

    • Sin wyb.

    • Enos.

    • Sin wyb.

    • Kenan.

    • Sin wyb.

    • Mehalabel.

    • Sin wyb.

    • Jared.

    • Sin wyb.

    • Henoch.

    • Sin wyb.

    • Methusalah.

    • Sin wyb.

    • Lamech.

    • Sin wyb.

    • Noë.

    • Sin wyb.

    • Der fründ Lamechs, (wirt erschossen).

    • Lamechs knab, (wirt erschlagen).

    • Erst fründ von den kindern gottes.

    • Ander fründ von den kindern gottes.

    • Erst bass,
    • Ander bass, , von dem geschlecht der menschen.

    • [1]
    • Erst riss,
    • Ander riss, , (Nephilim).

    • Erst bidermann,
    • Ander bidermann, , (werdend ermürdt).

    • Sem, der erst sun Noë.

    • Sin wyb.

    • Ham, der ander sun Noë.

    • Sin wyb.

    • Japhet, der dritt sun Noë.

    • Sin wyb.

    • Erst,
    • Ander , hussknecht.

    • Koch.

    • Köchin.

    • Käller.

    • Trummeter.

    • Trummenschlaher, oder erst spilmann.

    • Pfyfer, oder ander spilmann.

    • Kuchebuob.

    • Landsfürst.

    • Trugsäss.

    • Statthalter.

    • Hofmeister.

    • Erst,
    • Ander , diener des fürsten.

    • Erst,
    • Ander , hussmagdt.

    • Landsfürstin.

    • Gardthouptmann.

    • Lüetenent.

    • Fenderich.

    • Vorfenderich.

    • Ein fraw von den kindern gottes.

    • Ir mann.

    • Erst,
    • Ander , kind.

    • Meister zimmermann.

    • Meister steinmetz.

    • Buwmeister.
    • [2]

[Prolog]

GROSS HEROLD
am ersten tag.
Fromm, vest, sürsichtig, eersam herren!
dem höchsten gott vorab zuo eeren,
zuo lob und eer Zürych, diser statt,
die ein verrümpten nammen hat,
zuo nutz und lust ein'r burgerschafft
wend wir mit hilff göttlicher krafft
umb eeren willen und kurtzwyl
üch halten für ein lieblich spil:
b'schaffung der wält uss gottes gwalt,
wie's Bible leert, und das innhalt.
darvon dann Solomon git b'richt
am dritten capitel, da er spricht,
gott hab den menschen bschaffen wysslich,
von ersten uff gemacht onsterblich,
zierlichen, schön, im also glych,
uff das er teilhafft wurd sins rychs,
on mangel das selb möchte niessen,
dur'n tod sin schuld nit müeste büessen.
d'wyl aber 's tods er eigen ist:
im kon es ist uss tüfels list,
uss sinem zorn, ouch nyd und hass,
den er dann treit on underlass
zuo'm meuschen hin, den er hat bracht
von gott, abg'füert in zorn und d' raach,
in welcher er muoss so verderben,
nach gottes zuosag 's tods erstärben,
das im ist g'folget uss der sünd,
die g'erbt ouch band des Adams kind,
geflossen, kon in sines g'schlächt,
das er tödtlich ist worden, knecht,
[3] der dann onstärblich, herr vor was,
von gott gemacht so guot, der maass:
hett er sich nit an d' sünd ergäben:
der mensch hett mögen ewig läben.
sunst muoss er stärben nach sin'r art,
das vor der sünd alls war erspart.
der dingen aller kuntschafft gyt
die heiter erfarnuss diser zyt,
in welcher yeder stärben muoss,
wie gott hat ufg'setzt yedem d' buoss;
also, das kein mensch nit mag läben;
sich muoss er gar dem tod ergäben;
dann keiner nit, der bluot und fleisch,
bein hat, ouch adren, seel und geist:
der muoss dur'n tod zuo aeschen werden,
widerumb verwandlet in die erden;
wie's uss hat gesprochen gottes mund.
das diss spil leert, uns machet kundt,
das yetz ein g'sellschafft in der yl
mit lust uff diss mal üeben wil:
wie gott hab b'schaffen d 'himmel, d' erden,
den menschen g'macht, daruss lon werden;
ouch wie der selb mensch wider gott
hab g'handelt, thon, und sin verbott;
was gott darzuo hab verursacht,
das er die ding uss nüt hat g'macht;
warumb's doch gott hab fürgenommen;
wie yedes zuo sin'r krafft sey kommen,
das kein mensch nit gruntlichen weisst,
er hab dann gnad vom heil'gen geist,
der dise ding mag wol ergründen,
die urteil, radtschläg gottes finden;
wie das bezügt zuo unser zyt
sant Paul, der der ding kuntschafft gyt,
do er dann redt und selber spricht
mit yfrigem hertzen und ernstlich: 1
»o wie ein rycher, tieffer schatz
[4] ist die wyssheit, erkantnuss gotts!«
er spricht: »gotts g'richt sind onergrüntlich,
sin wäg und straassen onerforschlich;
wär hat ye 's herren g'müet erkennt?
wär hat sin rädt gefürdret, g'wendt?«
als wölt er sprechen: »niemant nun
wirt das erfaren, dahin kun,
das er gotts urteil leer und g'richt,
on siner gnaden zuoversicht.«
das ouch bezügt Solomon der wyss,
der das ussleit mit grösserem flyss,
do er dann redt und heiter spricht: 2
»o herr! gross sind die urteil, g'richt,
din g'heimnuss, radtschläg und d' wyssheit,
dein göttlich wäsen d' ewigkeit!«
das Esaias ouch bezügt,
mit disen Worten kundschafft gyt: 3
»wär hat den himmel mit sin'r hand
ermessen ye mit einer spann?
war ist doch g'syn so kluog und wyss,
der allen stuob ermessz mit flyss,
erteil und zell by unser zyt,
der klein und naach, by einandren lyt?
wär ist doch g'syn so g'leert, verwaegen,
der berg, d' tal, bühel hab gewaegen?
in allem, was gott b'schaffen hat,
wär ist, der im hab gen den radt?
wär ist so g'leert g'syn und beläsen,
der g'sähen habe gottes wäsen,
ald sinen geist hab underricht?
wär hat gott g'leert all sine g'richt?
wär ist doch g'syn so alt, betagt,
den gott darumb hab radts gefragt,
do er den menschen wyss wolt machen,
vernünfftig, verstendig in erschaffen?
do im den wäg zeigt selber gott:
[5] wär was, der's im doch wenden wott?
kein volck noch mensch ist nie gewäsen,
der d' krefften gottes hab verwäsen;
dann alle völcker uff der erden,
gen gott nit mögend s' gerechnet werden
in Einer krafft ei'm härli glych,
das anderst mög erzeigen sich,
dann es ist von sin'r zärte wägen.«
drumb mag's kein mensch nit heiter sägen,
erwägen, ergründen gotts ursachen,
warumb er's all's hab wöllen machen,
er sinn im dann nach, der gestalt,
das er's gott lass drinn han den g'walt,
ouch das er krafft hab, gnad so vil,
das er's dem sage, warn er wil,
nit boesen, wandergäben lüten,
die in und sine werck vernüten.
uff das ich wil hie wyb und mann,
ouch jung und alt fast hätten han,
ir wollind och doch lassen stillen,
und züchtig syn umb eeren willen;
hie hoeren zuo dem jungen knaben,
der hoeher d' krafft gott's wirt erhaben,
dann ich hab thon, sagen ursachen
warumb gott d' erd hab wöllen machen;
ouch alle g'schöpfften nach der zal,
einanderen nach, gar überal.
darumb, du knab mit dinem schilt,
das Argument sag, wann du wilt!
EIN JUNGER KNAB
spricht das Argument, mit dem schilt.
Demnach der herr und ewig gott
die engel all erschaffen wott
nach sinem willen, unverderblich,
edel, schön, zierlich und onstärblich,
das s' gottes eer sollend erfüllen,
zuo sinem dienst, umb 's menschen willen,
damit sy möchtind han zum theil
[6] fröud, lust in gott, in 's menschen heil,
gotts säligkeit wol möchtind niessen,
und alle hoffart faren liessen:
hat sy ouch gott uss nuten g'macht,
wie es von gott was ewig tracht.
demnach und d' engel aber gott
nit hieltend ir eer und das bott,
das inen selber gott hat gäben;
do mochtend s' nit mer sälig läben,
in dem das s' trachtend über den,
der inen zier und schön' hat gen.
darumb sy gott vom himmel stiess,
in abgrund sy verwysen liess,
in dem ir wonung wurdend lär.
nach dem was gottes will und b'gär,
das er ir'n faal ersetzen wett,
wie's gott ewig fürgnon im hett,
und schuoff den menschen uss der erden;
der solt der selben erben werden
in ewiger fröud und säligkeit,
die gott den englen hat bereit;
in welcher b'schaffung yederman
hie lernen sol und das verstan,
das gott herr ist on end, ewig,
krefftig, darzuo einig, allmächtig;
das dann allein ist die ursach,
warumb er d' himmel, d' erden macht.
warumb gott aber z'ersten hat
g'macht d' erd uss sim fürgäbnen radt,
den menschen aber b'schaffen z'letst,
schön, guot und g'recht, bim aller best:
allein von gott ist darumb b'schehen,
das g'sähen wurd sin ewig fürsähen,
all siner werck der underscheid,
darzuo sin ewige wyssheit,
durch welche alls gott einig weisst,
das lang und kurtz, das minst und gröst,
künfftigs, vergangen, wie's im g'falt;
dann gott in allem hat den g'walt.
[7] das hat in g'reitzt und verursacht,
das er z'erst d' himmel, d' erden macht,
d'wyl gott wol wusst, das wurd zergon
der mensch, ouch nit wurd könden b'ston
in siner gnad und der unschuld;
dardurch er kam um gottes huld.
gott wusst ouch, das der mensch wurd stärben,
by im ouch gnad wol möcht erwerben;
drumb macht er z'ersten diese mass,
die onb'stendig, zergengklich was:
das was die erd; daruss dann gott
des menschen cörpel nemmen wott
zuo letsten und nach allen dingen,
damit gott aus dahin möcht bringen,
uff das, was uss dem einen käm,
des anderen art, natur annäm:
so wie er ward g'non uss der erden,
widerumb köndte z'äschen werden.
warumb gott aber das hab thon,
den menschen sünden, fallen lon,
in überseen und sein gebott:
ist b'scheen, das kennt wurd, glert in gott
sin milte, gnad, barmhertzigkeit,
ouch gottes güet, sanfftmütigkeit,
das er nach sinen g'schöpfften allen,
und er den menschen hat lon fallen,
doz'mal glych seit, hat im versprochen,
der schlangen wurd der kopff zerbrochen,
das ist, dem tüfel wurd sin g'walt
durch gott genommen aller g'stalt.
wie er den menschen arger that
gereitzt, darzuo betrogen hat:
also wolt gott in widerumb
vom tüfel retten, machen frumm,
zum erben nen in sines rych,
in sälig machen ewigklich;
das b'schach, wie er liess hie uff erden
den son gotts mensch geborn werden.
das alls ist bescheen uss gütigkeit,
[8] uss luter gnad, barmhertzigkeit,
die man in gott thuot gruntlich finden,
so man gotts werck thuot wol ergründen,
uff das hat gott im gen das läben,
das g'schenckt dem menschen und vergäben
in g'macht zum herren über alls,
wie's gott erschaffen hat domals,
im blaasen yn ein seel und geist,
d' vernunfft im gen uff's aller höchst,
die selben ziert mit der wyssheit,
erlösst von der zerbrüchligkeit.
das b'schach, do gott dem Adam bliess
ein läbigen athem yn, in stiess
durch sin nasslöcher, wie man weisst:
do ward dem mensch gen seel und geist.
kein thier, noch vych ist das bescheen;
allein dem menschen ist das gen
in sin'r beschaffung aller sammen.
darumb blybt d' seel ewig mit nammen,
und stirbt des tods gar nimmer nit.
der dingen dis spil kundtschafft git.
uff das, fromm, eerenvest und wyss!
diewyl zuog'hört gott aller pryss,
im d' heiligkeit und alle eer
der g'walt und andre kräfften mer,
d' wyssheit, 's fürseen; wie's g'nempt mag syn:
so wurd diss spil nit haben schyn,
kein rechte form, wyss oder g'stalt,
so man sy liess in gottes g'walt
on ursach yn, und suochte grund,
die aber nit keins menschen mund
uss sprechen mag nach siner art;
drumb es wol werden mag erspart.
uff das man underlassen mag
b'schaffung der welt, den ersten tag,
wie gott hab gmacht die himmel, d' erden;
wie's tag und nacht hab mögen werden;
wie's liecht sey gmacht mit underscheidt;
was gotts sey g'syn d' almächtigkeit;
[9] wie die hab g'würckt in allen dingen;
wie gott diss alls hab künden zwingen,
d' erd, d' wasser, d' lufft mit allen winden;
wie er d' gschöpfft drinn hab künden finden,
fisch, vögel, thier und's firmament;
ob's müglich sey, das wurd erkent
gotts anfang, d' krefft und all sin macht,
all siner ding gruntlich ursach,
wie gott die böum, d' frücht, loub und grass,
wie's alls von im erschaffen was,
mit allen vorbestimpten dingen.
ob doch ein mensch sich möge zwingen
recht grund, ursachen zeigen an,
uss sim verstand das müge han,
ryssen ald füeren mit gewalt
uss sinem hirn in form und g'stalt,
wie's gott hat g'stellt an'n heitren tag:
so findt man, das kein mensch nit mag
das krefftig zöugen und sighafft.
darumb ein eerliche burgerschafft
abston wil yetzdan deren dingen,
die kein mensch mag zewägen bringen.
drumb wir d' spil da wend heben an,
wie Lucifer sey vom himmel kon;
demnach wie gott den menschen macht,
waruss und wie nit on ursach.
darumb so schwygend allsamm still!
das ist hie unser aller will;
dann wie bald 's g'sang ein end wirt han,
werdend d' engel 's spil heben an.

Musica.

1. Akt

Actus primus.

Vier klein engel, demnach Michaël, Gabriël und sunst zwen andere engel mit blossen schwärdteren vertrybend uss dem himmel den Lucifer mit aller siner rott und gesellschafft der tüflen mit zweyen trummeten. ouch sol ein stuck büchssen abgeschossen werden. nach dem redt zuo inen der erst engel.

ERST KLEIN ENGEL.
Gott wirt an üch sin grimmikeit
[10] erfüllen uss sinr g'rechtigkeit,
nach sinem willen, uss sim wort,
uff dise stund, an disem ort.
ANDER KLEIN ENGEL.
Gotts g'richt, darzuo ouch sin urteil
hat g'sprochen ab üch alles heil,
die fröud der ewigen seligkeit,
der ir sind b'roubt in d' ewigkeit.
DER DRITT KLEIN ENGEL.
Ouch hat genommen gott, der herr,
all üwer zierd, schön', lob und eer,
und üch bcroubt der englen orden,
all sind ir yetzdan tüfel worden,
im ougenblick, mit form und g'stalt,
uss krafft des herren gott, und g'walt.
DER VIERT KLEIN ENGEL.
Die englisch eer und ritterschaft
ist gnommen üch uss gottes krafft,
sind all verglycht den würmen, schlangen;
drumb ir nit mögend gnad erlangen
umb gott, den herren, kein'r gestalt;
dann er ist herr und gilt sin g'walt.
wie wol bist g'syn du, Lucifer,
vor gott in sölcher grossen eer:
noch hat din zier und gwalt ein end,
und blybst verdampt in dim ellend.
MICHAËL.
O Lucifer! ein track der öde,
ein kind und schlang der morgenröte,
drumb das t' in din hertz hast genommen,
uss fräffne dacht, wie d' wöllest kommen
in d' himmel, stygen über d' sternen,
ob gott din stuol han, ob sin bergen
gen mitternacht den wottest setzen,
mit dem dich glych hast gott thuon schetzen:
so wüss, das gott din übermuot
ong'strafft nit lon wirt, han verguot.
darumb solt du geworffen werden
in d' hell des abgrunds under t' erden,
[11] in d' winckel gruoben mit din'r rott,
darumb das sy und du hand gott
geschmächt, geschendt dess heiligkeit,
den gott, der was von ewigkeit!
GABRIËL.
Du verflüechter schlang und öder wurm!
von gott erlydst' billich den sturm.
lang gnuog hat g'wärt din übermuot,
din hoffart, die gott hassen thuot.
wie gott hat g'stossen dich härnider
also kompt keiner ob sich wider,
besonder muoss im urteil blyben,
in ewiger straaff sin wyl vertryben
durch gottes raach mit dem ellend,
die niemermer wirt han ein end.
ERST ENGEL.
All sind ir kon umb gottes heil
durch sin gericht, straff und urteil;
da müend ir ewig g'fangen syn
in onentlicher straaff und grosser pyn.
syd ir onangefochten gefallen,
uss muotwill, wider gotts gefallen:
billich sond ir der hellischen pyn
ewigklich underworffen syn.
drumb kum herzuo, du öder schlang,
ein g'fangner blybst din läbenlang.
ANDER ENGEL
gürtet den Lucifer in der weiche mit einer kettin, und spricht.
Grad yetzundan zuo disen stunden
mit diser kettin solt sin bunden,
von welcher dich wirt niemands lösen;
dann es das band ist aller bösen,
drumb üch verdampt hat selber gott,
gemacht üch all zuo 's tüfels rott.

Die engel gond hinwäg.
LUCIFER
redt zuo sinen gesellen.
Ach wee und jamer, lieben g'sellen!
müend wir hie ewig in der hellen,
[12] im abgrundt unser läbtag syn,
in sölcher angst und grosser pyn?
hat's gott also g'füget und geschickt,
das unser eer durch sin gericht
uns hingnon ist, vertilgket gar,
also das kein zyt, noch kein jar,
zuodem ouch kein stund wirt nit g'funden,
ewig verdampt sind wir und bunden
on allen trost, in hell'scher pyn,
darinn dann wirt kein gnad nit syn?
müend ouch den engelschlichen nammen
verlassen gar und unsern stammen
und ewig blyben in dem orden?
secht zuo: all sind wir tüfel worden!
das grimpt und zürnt also min hertz!
wär kan uss sprechen disen schmertz,
den wir erlyden müend so grusam,
oneerlich, pynlich und mit scham?
darumb min hertz ist row fürwar,
toub, unsinnig worden gantz und gar.
ich wil, so vyl min krafft vermag,
gott hinderen, wenden sin radtschlag,
in allem, was er b'schaffen hat,
verwirren, im demnach unrat
anrichten dermass und anstifften,
ouch im all sine g'schöpfft vergifften.
darumb, Satan, z'erst radt zuo'r sach,
uff das werd g'schmächt, was gott hat gmacht;
so wil ich min hilff also bruchen,
ouch gott in allem überstruchen.
SATAN.
O mortliches mord! der jamer gross!
ach wee des bösen faal und stoss,
darinn wir sind und lydend all!
wär wirt uss sprächen unsern faal,
all unser jamer und elend,
das niemermer wirt han ein end?
dann grossen schmertz, pyn, not ich lyd.
darumb ich schweer und red uss nyd:
[13] gott wil ich alle sine sachen
verwirren, unglückhafftig machen;
und radt uff das in schnäller yl
(dann ich nitt lenger beiten wil):
ein posten wil ich rüsten lon,
der muoss uff gott still, heimlich gon
und siner radtschleg nemmen war,
in schlychen nach, gon hin und har,
yn trätten, uss mit solchen sinnen,
biss er gotts werck sicht und wirt innen.
wil gott dann meren 's ewig läben:
im wend wir also widersträben,
allen unrat, zwytracht stifften
und im sin g'schöpfften gar vergifften.
ERST TÜFEL.
Was grossen schmertzen lyd ich joch!
schwäbel und bäch, fhür, dampff und rouch,
das ist uns by, hat uns umbgäben.
sol das yetz sin unser wolläben,
so muoss gott geschmächt syn und g'schendt
in unserm jamer und ellend.
drumb ich min radt wil zöugen an
mit disen worten, z'best ich kan:
den posten will ich rüsten lassen,
in ylends schicken uff die straassen,
dermass im d' sach, also befälhen,
das gott nit künn sich, müg verstälen,
vor im verbergen in kein winckel,
es sye heiter oder dunckel.
ich wett's ouch im dermass ynbinden,
das in der post müest allwa'g finden,
damit er künd uff gottes sachen
fry sähen; was er wette machen,
und wie bald er das möcht' ersinnen,
der post gotts wercken wurde innen;
das er schnäll louff, lut siner pflichten
uns allsamm thäte er's berichten:
so wettend wir gott widerstruchen,
unser vernunfft und witzen bruchen,
[14] im hinderen demnach sine sachen,
das er nüt guots wurd künden machen.
DER ANDER TÜFEL.
Ist gott dann fromm, heilig und g'recht,
das er verdampt all unser g'schlächt,
und mögend nummen b'halten werden,
ouch sind verurteilt under d' erden
in den abgrund der hell'schen pyn,
da kein erlösung nit wirt syn:
so wil ich gott ouch schmähen, schenden,
grad wo ich bin, an allen enden,
drumb mir das ouch fast wol gefalt,
das bottschafft g'rüst' werd, hab den gwalt,
das er müg gon gott allthalb suochen
mit schweeren, lestern und mit fluochen,
damit, was gott well nen an d' hand,
der post im schnäll zum vorteil stand,
uff in dermass thuo, also gugken,
das vor im schaff gott nit ein mugken,
nüt heimlichs müg vor im volbringen
in g'schöpfften, noch in andern dingen:
so mag er gheymnuss innen werden,
die gott muoss handeln mit gefärden.
wil gott dann etwas b'sunders machen,
im hindern wend wir sine sachen,
demnach muoss gott nit mer han g'walt;
die g'schöpfft müend thuon, was uns gefalt.
DER DRITT TÜFEL.
Botz harneschbletz und ysenbuot!
die radtschläg sind warlichen guot!
si machend mich so frölich läben,
das ich gott wil ouch widersträben,
in lestern, schenden, allzyt schmähen,
im eer noch lob nit mer verjähen,
drumb mir wol g'fallend üwere sachen,
das gott wir nüts rechts lassend machen:
so radt ich das uss minen witzen:
wir thüeyend post also ufmützen,
in kleidind, rüstind seltzamlich,
[15] damit er ganz verborgenlich,
von gott nit kennt werd, noch sün engel.
demnach er frisch byss in den bengel,
wie bald er spürt, was gott wil dencken,
das er sich nit lasst irren, krencken;
louff wunderbald, als sey er toub,
durch väld und holtz, durch kaat und stoub,
schnäll sag uns das: so wend wir gott
all sine g'schöpfften machen z' spott.
DER VIERT TÜFEL.
Botz hirn! botz schweiss! botz färden darm!
vom fhür der hell ist mir so warm,
so mortlich wee, ir lieben g'sellen,
das ich mich jämerlich muoss stellen.
hat mich vor gott zum engel g'macht,
das ich im diente, hett sin acht,
sinr gottheit und sinr herrligkeit:
so ist min fröud verkert ins leid,
verwandlet ouch min ritterschaft
ins tüfels art und eigenschafft,
und bin ein tüfel und kein engel.
darumb schweer ich by dem bonenstengel,
by allem, das gott b'schaffen hat,
das ich wil, so vil an mir stat,
ouch gottes radtschlag, all sin sachen
yetz hindren helflen, z' nüte machen;
und red uss zorn und grosser hitz:
wil gott nun machen ein gufenspitz:
sin wil ich anderst nit verschonen,
all sine g'schöpfft wil ich verhönen.
muoss ich in d' hell, und darinn blyben;
so wil ich's tüfels glidmaass tryben,
ouch disen orden nemmen an.
an mir sond ir ein g'fallen han!
uff das ich radt, das yetz wir schnäll
mit grossem g'schrey louffend in d' hell,
und rüstind' post schnäll, wunderbald;
dan 's Satans radt mir wol gefalt.
[16]
DER FÜNFFT TÜFEL.
Hat gott an mir brucht sinen gwalt;
ist mir verkeert min form und gstalt,
min schön und zier, der englen orden
und bin yetz ouch zum tüfel worden:
so wil ich gar unsinnigklich
syn wider gott und 's himmelrych.
bin ich daruss von gott verstossen,
so wil ich das nit underlassen:
gott wil ich sine g'schöpfft und gmächt
ouch schmähen, schenden, kan ich ächt.
DER ERST JUNG TÜFEL.
Gestert bin ich ein engeli gsyn,
zum tüfeli hüt ich worden bin;
das krenckt min juget über d' mass:
drumb ich gott schmäch on underlass.
ANDER JUNG TÜFEL.
Min juget gibt mir den verstand,
dass ich üch folgen allensampt,
wie ir hand g'radten zuo der frist,
nun, das die post werd artig grüst.
DRITT JUNG TÜFEL.
Ich folg der vile und der menge,
wie abg'redt ist nach aller lenge.
LUCIFER.
So huy! schnäll uf, ir lieben g'sellen!
den nächsten wend wir zuo der helln;
da wend wir d' post ordenlich rüsten,
heimlich, verborgen und mit listen,
drumb wem das g'falt under üch allsamen,
der louff mit mir in minem nammen,
und brüel darzuo mit wildem g'schrey,
lut, hoch und nider, mengerley.

Yetz louffend die tüfel all in die hell mit ungestümme und rüstend die bottschafft zuo.
Musica.

GOTT, DER VATTER redt mit im selb allein.
Ich, vatter, sun und heil'ger geist,
[17] Ein gott in der dryfaltigkeit,
einig by mir ich das betracht:
wie ich uss eigner krafft und macht,
uss min'r wyssheit, erbärmbd und gnad,
wie's min radtschlag fürsehen hat
von ewigkeit im wüssen min,
dem nützid ist verborgen g'syn.
all b'schechne ding, die hab ich g'wüsst,
vor mir ouch nütz verborgen ist.
uss minor krafft und der wyssheit
han ich gott selb mit underscheid,
mit Ei'm gedancken alls erfült,
beschaffen d' erd, wie's was min will,
im ougenblick, in Einer stund,
wie bald ichs wott, redt's uss mi'm mund.
min geist, der thet das selb bezügen,
das ich's alls macht uss mi'm vermügen.
den himmel ich also hab g'macht,
den underscheid des tags, der nacht,
mit sinem liecht, der heitre drinn,
wie's min wort uss sprach, nach mi'm sinn,
mit wasser, lufft, zerteilten winden,
mit trom und end, ouch iren gründen,
ouch hab ich b'schaffen warms und kalts,
nass's, trockens, yedes nach sin'r gstalt,
taglenge und die tunckel nacht
oben auss' himmels underschlacht.
allerley fisch ich liess ouch werden,
ouch alle thier gon uss der erden,
die vögel in lüfften hin und här,
wie das min will was und begär;
die sonn, den mon mit allen sternen,
allerley frücht mit iren kernen,
darmit an kei'm nit mangel wär,
was ich han b'schaffen wyt und fär,
mit aller nidre, höhe, grösse,
grundtfest, schwers, lychts, ouch aller blösse.
d'wyl ich's nun alls vollkommen gmacht,
yedes erschaffen nach sin'r acht;
[18] so hab ich, gott selbs, trinitet,
mir fürgeseen von ewigkeit,
ich well uns ordnen zuo den sachen
ein menschen, uss der erden machen,
der muoss sin unser bildtnuss glych,
und herrschen uff dem erdterich
über das vych, fisch und die vögel,
uff aller erden under'm himmel,
über die würm und alle thier,
d'wyl er uff erd ist, für und für.
den wil ich machen wyss und g'leert;
sin som sol zuonen, werden g'meert;
vernünfftig uff das allerhöchst.
dem wil ich yngen seel und geist;
die muoss uns ewig glychsam werden,
diewyl er läbt frommklich uff erden;
übergaat er aber unser bott,
so wird der sel ich helffen gott,
also das' 's tods nit müess ersterben,
und lon sin cörpel z' äschen werden,
uff das ich wil yetzdannen machen,
in uss der erden läbig schaffen.

Pausando.
Gott machet den menschen uss der erden und spricht.

Es sol ein mensch grad diser stund,
wie ich das red, uss minem mund
g'formiert, erschaffen von mir werden,
eins wägs härfür kon uss der erden,
uss miner krafft, dem einigen wort,
im ougenblick, an disem ort!

Und wie Adam herfür kumpt uss dem erdtrich, blaast im gott in sine nasslöcher einen aathem und geist und spricht.

Ein seel und geist ynblaas ich dir;
die sol unstärblich han die zier,
das sy uss min'r allmächtigkeit
bestendig blyb, in d' ewigkeit!
ob schon der cörpel wurde stärben,
so blybt die seel, mag nit verderben.
[19] die selb sol die natur regieren,
und si zuo allem guoten füeren.
ADAM.
Ach, gott und herr! din'r fründtligkeit,
ouch diner krafft, allmächtigkeit
sag ich dir danck, lob, grossen pryss.
das dine werck und ich bewyss,
wie du ein gott der fründtligkeit
belybst und bist in d' ewigkeit.
GOTT
hebt den Adam mit siner Hand uf und spricht.
Min lieber Adam! luog, nimm war
und denck, wär dich hab g'füert hiehar,
ouch wär dich gmacht hab, dir gen s'läben:
der wil yetz dir das übergäben,
ich hab d' thier b'schaffen, lassen werden,
all dise krüter uff der erden,
fruchtbar böum mit iren somen:
der solt du gwalt han, si vergoumen;
ouch alle thier under dem himmel,
visch, vögel, g'würm uff der erden sinwel:
das sol din spyss syn und der thieren.
darumb ich dich zuo inen füren,
das wüssist, was uff erd hab 's läben;
dir wil ich's alls yetz übergäben,
du blybest jung, ald werdist alt,
das über alles habist g'walt.
mit dem ich wil all mine sachen
beschliessen und fy'rabend machen.
uff das, min Adam, solt hie warten;
dir will ich schaffen gon ein garten,
herrlichen ziert und wol gerüst,
darinn muost haben fröud und lust.

Musica.
Gott, der vatter, gat hin, rüstet zuo und pflanzet den garten.
GOTT
spricht.
Nach min'r begird werd da gerüst
das Paradyss mit allem lust,
der garten Eden gegen morgen,
[20] darin böum, frücht on alle sorgen
selbs pflanzind sich, und wachsind uf,
mit aller gstalt der früchten druff,
die zuo der spyss und uffenthalt
der gschöpfften dienind uss mi'm gwalt!
doch wil ich selbs, gott trinitet,
ein bsonderen boum uss miner wyssheit
in d' mitten setzen, den lon wachssen,
verbannen in also, dermassen,
das in der frucht der lustbarkeit
verborgen syn wirt gotts wyssheit.
dem boum wil ich den nammen gäben:
sin frucht wirt in ir han das läben,
ouch die erkanntnuss guotts und 's bösen,
die niemand brächen sol noch lösen
zuo keiner zyt, biss mir gefalt,
mit fräfel, und ich gib den g'walt,
das selb erloub mit underscheid,
mit fürzekon der tödtligkeit
des menschen, so er halt min g'bott,
mich nit erzürnet, sinen gott.
damit der gart blyb allwäg, bstendig
fruchtbar, fücht, küel, warm inwendig,
on allen mangel wachsend uff;
so wil ich, das ein wasserfluss
entspring darinn, nach aller art
ouch g'wässeret werde der lustgart.
der fluss sol sich ussteilen, enden,
on all vier ort des erdtrychs wenden.
Der erst fluss sol gan uss dem garten,
fliessen und dem Ufgang warten,
in das gantz land, Hevila gnandt;
darinn sol wachsen allersand
gold und silber, edelg'stein,
an welchen orten wirt's syn gmein;
und soll der fluss heyssen Pison,
uff erdtrych sich wyt umbhärlon.
Der ander brann mit sinem fluss
heisst Gihon oder Nilus.
[21] der wirt vil lätte mit im bringen,
und nutzlich sin zuo mengen dingen,
als: välder dummen, sy feisst machen,
fruchtbaren die mit underschlachten.
der fluss wirt gon durch Moren hin,
denselben landen nutzlich sin.
Der dritt brunn, den ich nennen wil,
heisst Hydeckel, mit wasser vil,
gar wunder schnäll mit sinem fluss
gen Morgen und Assyrien uss.
Der vierdt fluss gat ouch an sin statt;
das wasser wirt heissen der Phrat,
den andern dryen glychsam syn,
guot, nutzlich nach dem willen min.
und dieser brunnen und des garten
der mensch wirt bruchen, deren warten,
fröud und lust on alls verdriessen
haben drinn, dasselbig niessen.
den wil ich reichen, selbs dryn setzen,
mit all der dingen in ergetzen.
GOTT
gat hin zuo dem Adam, nimpt in by siner hand und spricht.

Musica.

Adam! mit mir gang und nimm war,
warumb ich füren dich hiehar!
das Paradyss hab ich dir g'rüst,
darinn solt haben fröud und lust;
doch solt erkennen mich für gott,
der dir da gibt sölichs bott:
von allen böumen und iren früchten
in disem garten solt mit züchten
essen, niessen, wie's dir g'falt;
über diss lon ich dir min g'walt,
allein ussg'non den boum des läben:
kein gwalt ich dir wil drüber gäben,
die frucht sol dir verbotten syn
von mir, dim gott und schöpffer din,
dann es der boum ist böss und 's guoten.
vor diser frucht solt dich wol hüeten,
[22] dasst' umb kein sach die esset nienen,
wilt anderst dich mit mir versüenen,
min hulden b'han und frombklich läben,
in unschuld, mir nit widersträben;
dann welches tags darwider thuost,
und isst die frucht: drumb buoss nen muost,
des tods bist eigen, muost ouch stärben,
widerumb nach dem zuo äschen werden,
uff das dich solt, glych wie man sol,
erduren vor, besinnen wol,
dasst' syest nit also vermässen,
von diser frucht nit thüeyest ässen;
dann wie bald zyt kompt, und mir's gfalt,
wurd ich dir geben disen gwalt,
das, wenn darvon schon essen thuost,
dir gar nüt schatt, noch förchten muost.
ADAM
gibt gott antwurt und spricht.
O gott und herr und schöpffer min!
dir sol ich billich gehorsam syn,
di'm bott, das du mir hie hast gäben,
ist das der boum des tods und läben:
billich sol ich, was dir gefalt,
gern flyssig thuon. din ist der g'walt,
die krafft und macht, ouch d' herrligkeit;
du syest g'lobt in d' ewigkeit!

Yetz gibt und bringt gott, der herr, alle thier und vögel für den Adam, das er inen den nammen gebe, wie sy allwäg heissen söllind.

Sich, Adam, lieber, guoter fründ,
die vögel, thier, so vil da sind:
den allen solt ir'n nammen geben,
das' kennist, wie si vor dir läben,
hie vor und nach, zuo aller zyt,
diewyl dir gott das läben gyt,
dir, dinen kinden, wie ist g'meldt;
das kennend die biss z' end der wält
und habist drinn den underscheidt.
dir gib ich d' krafft und wyssheit
[23] in denen und in anderen dingen,
das alles kündest wol verbringen.
ADAM
gibt den thieren den nammen und spricht zum löwen.
Diewyl ich's sich dann vor mir läben,
z' erst wil ich dem den nammen gäben:
das thier thuot mich so seer erfröwen;
darumb ich im gib den nammen löwen;
dann es nach allem duncken min
wirt sterckst thier under allen syn.
ADAM
redt zum helffant.
Diss thier ist gross, so wunder g'stalt
ouch starck darzuo; darumb's mir g'falt
und wil im uss mi'm unverstandt
den nammen geben helefandt
von siner grösse und stercke wägen;
dann schwär läst wirt 's uff im wol trägen.
ADAM
sicht den bären und spricht.
Diss thier ist krefftig, darzuo starck
von hut und bein biss in sin marck,
ouch fleisch und aderen, gross gestalt.
darumb es mir also gefalt,
das ich im wil sin lob thuon meren.
under disen nenn ich es ein bären,
das wirt sin stercke thuon bewysen.
ADAM
zum wolff.
Zuo disem thier will ich mich flyssen
und im sin nammen gen, erzellen.
zum wolff wil ich yetz in erwellen,
der wirt ein frass syn aller thier.
ADAM
zum kämmelthier.
Du solt mir heissen kämmelthier;
von diner ungstalt, krümme wägen
soll ich dir disen nammen sägen.

Zum hirtzen.

Ein küng und hirtz solt g'heissen syn
[24] under di'm g'schlächt, der thieren din
und solt von mir han disen bryss,
darumb dasst' bring bist, kluog und wyss.

Zum schlangen.

Du solt mir heissen wurm ald schlang,
die wirst du syn din läbenlang.
mit dinem list wirst grosses leid
der weit zuofüegen, uss din'r falschheit.

Zum einhorn.

Diewyl dich gott hat gmacht wysslich,
ein einhorn nenn ich billich dich,
din krafft und tugend wirt kuntbar,
uff erden werden offenbar.

Zum echsen.

Du solt ein ochs syn all din tag.
din art d' arbeyt erlyden mag.
du wirst ouch guot und nutzlich syn
zur uffenthalt und narung min.

Zum büffel.

Ei'm büffel sichstu warlich glych.
ouch bist ein zornig, uppig vych
din horn sind guot zuo vilen dingen.
d' milch wirt den menschen g'suntheit bringen.
ADAM
redt sum dromedari.
Dem kämmel du glych g'ardet bist.
ouch louffst im vor zuo aller frist.
wiewol fast kleiner ist din g'walt;
doch hast im louffen grössern g'walt.

Zum rind.

Du solt mir heissen kuo ald rind,
das g'schlächt mitt allem di'm gesind.
im halss und kopff ligt all din krafft.
zur spyss und arbeit bist sighafft.

Zum gemsthier.

Ein gemsbock dich wil ich thuon nennen,
an hornen wol man dich wirt kennen,
im höchsten birg wirst d' narung han,
mit stygen din krafft zöugen an.

Zum rossz.

Ein pferdt ald rossz solt g'heissen syn,
[25] das zöugt die art und natur din.
din oren zöugend's g'müet dermassen;
drumb g'ritten wirst durch alle straassen.

Zum schaaff oder lam.

Du solt syn g'heissen sehaaff ald lam;
darumb dir blyben sol der nam,
das dultig, sänfft din art solt b'halten,
ouch dich in dise tugend g'stalten.

Zum hund.

Allwäg fürhin von diser stund
solt g'heissen, b'nammset syn ein hund;
den nammen solt du allwäg b'han,
din hündtsche art nit mer verlon.

Zuo der suw.

Ein suw solt syn, die allwäg blyben,
kein andern nammen ich dir giben;
das zöugt din art und tugend an,
die nüt dann im kaat ligken kan.

Zuo der katzen.

Darumb dasst' issest müss und ratzen,
solt g'heissen syn allwäg ein katzen.
darzuo mir dein natur gefalt,
dasst' über dise habist g'walt.

Zum bock.

Der g'stanck und g'schmack in dinem rock,
die zöugend an, dasst' bist ein bock,
din unform, unzucht, form und g'stalt
du üeben wirst, biss dasst' wirst alt.

Zum affen.

Darumb, das du mir fast bist gelych,
ein affen darff ich heissen dich,
von diner wundergäb und zierd
wirst hessig sin und allwäg g'fierd.

Zum marder.

Ei'm marder sichst du sicher glych,
das zöugt din art an sicherlich;
dann hüener töden, mörden, ässen
zuo diner aass wirst nit vergässen.

Zum eichhorn.

Eichhorn solt heissen all din tag;
[26] din art im wasser das vermag:
uff ei'm holtz schiffst nach den winden;
din schwantz wirt dir den sägel finden.

Zum hasen.

Ein hass von mir solt b'nammset werden.
diewyl du bist uff diser erden,
din kuntschafft wirst han von dem springen,
schnällen louff und andren dingen.

Zum esel.

Esel wil ich dir allwäg sagen,
din läbtag wirst gross burden tragen,
das wirst du warlich wol mit g'färden
und grosser arbeit innen werden.

Zum luchs.

Von wägen diner scharpffen g'sicht
solt heissen luchs g'wüss sicherlich,
von wägen diner wunder art,
dasst' g'fläcket bist, hüpsch, schön und zart.

Zum fuchs.

Ton wägen diner bösen dücken
solt heissen fuchs y' wüss, sicherlichen;
du bist ouch freidig und vermässen,
allerley g'fügel thuost du ässen.

Zuo nachbenampten thieren.

Frösch, krott und spinn, ouch ratz und müss
schlang, würm und flöch, ouch unbeyss, lüss,
egechs, gerill, wäntel und schnäck,
otter, wisel und die höwschräck!
ouch was der kleinen thieren sind,
si sygend g'sähend oder blind,
den gott yetzdann hat gen das läben:
hie yedem wil ich sin namen gäben!

Zum adler.

Ein adler solt syn, allwäg heissen
und über d' vögel allzyt reychssnen,
ir küng und herr solt allwäg syn,
si b'herrschen nach dem willen din.

Zum gryffen.

Darumb dass d' bist so starck und styff,
[27] ouch überwindst, solt heissen gryff;
din füess und klauwen das vermugend,
das dine krefft sind voll der tugend.

Zum phenix.

In Arabia drühundert jar,
viertzig darzuo grad ungefar,
wirst du, phenix, so vil jar läben,
von diner äschen junge gäben.

Zum schwanen.

Din art, natur mir zeiget an,
das ich dich heissen sol ein schwan;
dann vor di'm tod, ee du verdirbst,
din stund wirst wüssen, ee du stirbst.

Zum reigel.

Reigel du mir solt allwäg heissen,
dass d' ob dem g'wülck thuost flügen, reisen;
dann du fast übel förchst den rägen,
fisch zuo din'r spyss wirst zämen trägen.

Zum storcken.

Ein storck mir heiss, dann ich vernimm,
das du kein g'sang hast, noch kein stimm,
mit dinem schnabel wirst du schnatteren,
din spyss haben von den nateren.

Zum habich.

Von wägen diner grimmigkeit
wirst habich gnennt in d' ewigkeit;
dann ander vögel on vermässen
du töden wirst und ir hertz ässen.

Zum kranch.

Ein kranch solt heissen ewigklich;
dem houptman wirst du syn gelych,
der vor sim heerzüg flügen thuot,
wol halt sin ordnung, wacht und huot.

Zuo der ganss.

Din guote art mir zeiget an,
das ich ein ganss dich nennen kan;
dann du den dieb von wytnuss schmeckst,
drumb das du gagast, in anzeigst.

Zuo der enten.

Uss diner art wirt wol erkennt,
[28] dass d' heissen solt allwägen ent.
din stätes schnattern und din g'schrey
wirt's von dir sagen mengerley.

Zum kutzen.

Uwel und kutz du g'heissen bist,
alles g'fügel dir z'wider ist,
der tüben eyer vil uss trinckst,
der wigglen glych so grob du singst.

Zum rappen.

Ein rapp solt syn zuo allen tagen,
din pfengknuss, burt kumpt uss di'm kragen,
din schnöde art bruchst so vermässen,
dass d' keibenfleisch allwäg muost ässen.

Zuo der kräyen.

Dem rappen bist nit ungelych,
drumb heisst du kräy und das billich;
uff die vögel wirst ouch schiessen,
derselben art wirt dich verdriessen.

Zum guggouch.

Din g'sang ist nit so herrlich hoch,
darumb solt yetz heissen guggouch.
du wirst syn träg und ungetröst
din eyer selber du vertreist.

Zuo der tuben.

Von diner senfft und tugend wägen
muoss man dir tub allwägen sägen,
on ein gallen magst du läben,
allein von gott dir das ist gäben.

Zuo der wachtel.

Darumb das du so duchsam bist,
ein wachtel solt syn z' aller frist;
dann du verkündst mit di'm gesang
endrung der zyt din läbenlang.

Zuo dem fälcklin.

Dem habick, spärber magst du glychen,
mit rouben der narung thuost nachstrychen.
darumb fälcklin solt heissen, ouch,
dem rüdigen vogel glych, guggouch.

Zuo dem hanen.

Kein namen ich dir gäben kan,
[29] dann du bist meisten und heisst han.
din art ich dir ouch sagen sol:
den tag anzeigen kanst du wol.

Zuo der hennen.

Billich sol ich dich heissen hennen,
by'n eyern wirt man dich erkennen,
din junge wirst du flyssig neeren,
die lieben und dich zuo inn keeren.

Zuo dem fasanthuon.

Du bist mir warlich wol erkannt,
billich solt heissen ein fasant.
hüpsch, schön du bist, ouch darzuo küen,
hassest trüeb wätter, liebest grüens.

Zuo dem wygen.

Ein röuber bist du aller thier,
drumb blybst ein wyge für und für.
den vöglen wirst du hässig syn,
verborgen ist's in der art din.

Zuo dem pfawen.

Din hüpsch' und zierd mir also gfalt,
das du ein pfaw bist nach din'r gstalt.
mit dim gesang vertryb hinfür
die schnöden würm, vergiffte thier.

Zuo dem räbhuon.

Hüpsch, schön du bist, darzuo ouch küen;
darumb solt du heissen räbhuon.
d' untrüw, d' schalckheit dich wirt betriegen,
dir ouch din unfal dick zuofüegen.

Zuo der turteltuben.

Din schön' und zierd wol muoss ich loben,
du zeigst din art ein'r turteltuben,
din'n mann du liebest all din tag,
umb sinen tod füerst grosse klag.

Zuo allen nachgenden vöglen.

Nachtgall, hätzel, buochfinck, der spar,
sittich, widhopff, struss und ouch star,
flädermuss, gyr, zinssle und amsel,
räckholter, meiss, wisel und trostel!
[30] wie denen gott hat gen ir läben,
also wil ich in'n d' nammen gäben.

Musica.
ADAM
redt zuo gott.
O herr und gott! mir wol gefellt
all thier, die du hast für mich g'stellt.
ouch nach dem du in'n gäbest 's läben
und ich in'n d' nammen all han gäben;
keins wil by mir nit wonen, blyben,
das sin wyl mög mit mir vertryben,
mit siner hilff mir well byston:
si fliend und lond mich einig ston.
GOTT
redt mit im selb allein.
Es ist nit guot und dunckt mich hüt,
das der mensch sei alleinig nit;
darumb ich wil im schnäll zehand
ein g'hilffen gen, der by im stand,
uff das, du Adam, leg dich nider
und schlaaff, biss ich bald kummen wider;
din g'hilffen wirt ich dir verborgen
grad eins wägs gen und dir verordnen.

Adam entschlafft; in dem nimmt gott ein ripp uss siner syten, gat ein wyl umbhär und macht die Eva daruss und spricht zuo iro.

Uss miner krafft, dem willen min
solt du ein g'hilff des menschen syn,
im guoten allwäg volgen im,
uslosen allzyt siner stimm
in allen frommen, g'rechten sachen;
gen im kein unfrid solt du machen.
GOTT
nimpt die Heva, füert sy zuo dem Adam und spricht.
Wach, Adam, luog und merck mich äben!
dir wil ich da ein g'hilffen gäben,
din läbenlang ein g'mahel din,
die wirt dir g'horsam, b'holffen syn.
[31]
ADAM
als er erwachet, sieht er Heva vor im ston, spricht er zuo ir.
Uff diss mal bin ich nit allein,
du bist ein bein von mi'm gebein,
glych mir geziert mit seel und geist,
und bist ein fleisch von minem fleisch,
genommen uss der syten min;
ein männin solt du g'heissen syn.
ouch wirt's uff erdtrych darzuo kon,
das recht eelüt werdend verlon
vatter und muoter, ouch hangen an
der mann dem wyb, das wyb dem mann
mit g'horsamkeit, zwo seel und geist,
zwen lyb, verwandlet in Ein fleisch.
GOTT
redt zum Adam und zuo Heva.
O Adam! Heva! lieb's gesind!
ir beide bloss und nackend sind,
unschuldig sönd ir vor mir läben;
so wil ich üch min sägen gäben.
ADAM.
O herr und gott! din namm ist gross!
sind wir hie nackend oder bloss,
so ist die scham in uns verborgen,
ouch von uns hing'non angst und sorgen,
darumb wir sönd, min herr und gott,
in unschuld halten din gebott.
drumb, herr, din hand thuo uff uns legen,
gib uns din gnad und heil'gen sägen!
GOTT
gibt inen den sägen und spricht.
Fruchtbarend, darzuo merend üch,
erfüllend die erden lyblich
durch üwer lieb, bywonung gar,
wie üch d' natur wirt stellen dar.
beherrschend 's erdtrych mit gewalt,
die fisch im meer glycher gestalt,
ouch alle vögel under'm himmel,
die thier uff aller erden sinwel,
[32] sy kriechind, louffind uff der erden:
der sönd ir aller herren werden.
loub und grass, böum mit den früchten,
ir's niessen sönd mit allen züchten.
uff üch sol blyben diser sägen
d'wyl 's erdterych stat, on alls bewegen!

Musica.

2. Akt

Actus secundus.

DES TÜFELS BOTTSCHAFFT
loufft mit grosser ungestüme für die hell, klopfet an mit sinem schäfenlin und spricht.
Mordjo! mordjo! ir tüfel all!
thuond uf d' hellthür mit grossem schall
und louffend druss mit grossem g'schrey,
so wil ich üch sagen mengerley.
LUCIFER
redt zum posten.
Botz lungken, läber und botz darm!
post! fast bist g'louffen, dir ist warm,
dann du fast schwitz'st, das kan ich mercken.
was machet gott? thuo uns entdecken,
es sey, was's weil, grad's oder krumb's,
das sag uns all's in Einer summ.
DES TÜFELS BOTTSCHAFFT.
Herr Lucifer! was sol ich sagen?
ich han nun gar ein lären magen
und bin mer g'louffen in der yl
ungessen dann vierhundert mil;
darzuo ich bab ouch wenig truncken;
mir ist schier 's hertz im lyb versuncken:
so angsthafft bin ich g'loffen umb,
hoch, nider, straassen grad und krumb,
damit ich min empfälch uss richten
recht künde, wol üch des berichten,
wie ir dann mir hand all befohlen,
uff das ich reden unverholen;
nach dem und gott die himmel, d' erden,
den menschen g'macht, daruss liess werden;
[33] hat er in g'setzt ins Paradyss,
in ziert, gemacht vernünfftig, wyss,
ouch alles, was hat g'han das läben,
hat er dem mensch all's übergäben;
thier, vögel, fisch, d' frücht, loub und grass,
wie es von gott alls b'schaffen was:
das b'sitzt der mensch uff dise stund,
wie's uss hat g'sprochen gottes mund.
zuo dem er hat mit grossem flyss
ein boum in d' mitte 's Paradyss
verordnet, g'setzt, gar lustig, schön,
damit der mensch sich dran verhön,
und äss die frucht wider 's verbott;
den dann verbannet selb hat gott.
in disen boum hat gott selbs gäben,
den tod verordnet und das läben;
also wo der mensch sicht uff gott,
ouch fürcht in und halt sin gebott:
so wirt er mügen nit verderben,
sälig blyben, niemer stärben.
darumb, ir tüfel, stond hie z'sammen,
und ratend darzuo allgotzsammen,
wie wir in abfürind von gott,
das er d' frucht äss, nit halt sin bott,
darmit in gott hab g'macht vergäben,
nit sälig werd, und müg nit läben.
nit machend's lang, herr Lucifer;
dann gott, der herr, ist äben der,
grad uff der stett, in schnäller yl
in siner gnad in b'stäten wil,
den menschen lieben, d' unschuld gäben,
demnach er wirt g'wüss allwäg läben.
so dann der mensch nit köndte sünden,
kein g'walt wir mochtind an im finden.
darumb ee gott in heilig mach,
so radtend schnell yetz zur sach,
damit wir gott all widersträben,
ouch der mensch nit müg ewig läben.
[34]
LUCIFER
redt zur sach und spricht.
Botz hüenersädel und botz mist!
ich weiss darzuo schon einen list.
diewyl gott hat 's wyb g'non vom mann,
es g'wüss in überreden kan.
zuo dem wir d' schlangen wend anstifften,
in sy ouch schlüffen und vergifften,
das sy das wyb falschlich berede,
die frucht zuo ässen sy bewege,
ouch gottes wort grad umbkeere,
und wider gott ein anders leere.
so wirt das wyb, wiewol's ist g'fierdt,
fry b'schissen, trogen und verfüert.
die schlang das wyb muoss stifften an,
das s' d' frucht gäb z' ässen irem mann.
nit wirt der mann so handfest syn,
d' frucht wirt er nemmen, byssen dryn:
dann muoss er, wie wir, verdampt ouch syn.
SATAN.
Botz knobloch, böllen und botz reben!
ein radt darzuo ouch wil ich gäben.
hat gott erschaffen und verordnet
in unser statt heimlich, verborgen
ein menschen on prästen und fäl,
gantz untödtlich mit geist und seel;
und wil in gott nit lassen sünden,
in heilig machen, zuo im fründen:
so schweer ich by dem milben zan,
das ich im wil kein ruow nit lon
mit aller krafft und mi'm vermügen;
es sey mit b'schissen ald mit lügen,
im wil ich allzyt widersträben,
damit er nit müg ewig läben,
den schlangen wil ich reitzen an,
das er bered beid, wyb und mann,
fälschlich mit list, das sy durch's ässen
gar gottes bott, sins worts vergässen,
damit s' mit straaff ir sünden büessen,
[35] verdampt belybind, sterben müessen.
so hat dann gott g'fält sin anschlag,
wie bald er stirbt, nit läben mag.
ERST TÜFEL.
Botz hosenlatz und nestelglimpff!
es wirt alls g'redt in ernst und schimpff.
bat gott uss lätzem, krumbem ding
das wyb gemachet also ring,
vom ripp des manns und siner syten:
g'wüsslich wirt's den wol überstryten,
bereden in, das er d' frucht ässe,
der botten gottes gar vergässe.
darumb so radt ich uff der stett:
das wyb von ersten werd beredt;
dann ist der mann an's wyb gebunden,
bald wirt er von ir überwunden,
die im die frucht wol bieten kan;
und wie bald sy d' frucht nemmend an,
so sind s' verdampt in unser pyn:
dann müend s' uns glych verdampt ouch syn.
ANDER TÜFEL.
Botz ofengabel und botz magen!
min haar mir thuot gen himmel ragen,
dann gott der herr gar listig ist.
wol weisst er, was in'n beiden prist.
hat er sy g'nommen uss der erden,
nach si'm willen lon läbendig werden:
er kan sy heiligen und begnaden,
das mit kein'r sünd nit werdind b'laden.
er weisst ouch all unser radtschlag,
sy b'schächind nachts ald by dem tag;
vor im man nit kan heimlichs radten,
er weisst den grund vor allen thaten.
darumb er kan wol unsere sachen
verhinderen und zenüte machen;
dann d' sach an im alleinig stat,
er unnütz machet unseren radt.
drumb wend ir d' sach zuo guotem bringen,
so gond nit lang umb mit den dingen:
[36] den schlangen reitzend schnäll, bald an,
das er sich rüst, wie bald er kan;
dann wie bald's wyb wirt überlist':
der mann mit ir verdorben ist.
DRITT TÜFEL.
Botz fuchss und hass, ouch bären dräck!
das mir nit d' nass und mund drinn b'steck!
soi diser mensch von kaat und erden
im rych gotts unser erben werden;
sönd wir durch sy verstossen syn,
belyben in der hell'schen pyn:
so möcht's ein buwren morn verdriessen.
dryn möcht' ich trätten mit den füessen,
das gott, der herr, erd, träck und kaat
in sines rych verordnet hat.
was fröwt nun in ein sölche mass',
do er wott schaffen loub und grass,
das die sin bildtnuss füeren sott?
mich wundret, was nun sinnet gott.
wil er sin rych also versuwen,
das selbig mit kaat und erd usbuwen?
fürwar! es wirt ein kleiner lust,
es ist schier b'schaffen alls umb sust.
darumb ich wil min radt ouch gäben:
uff das der mensch nit möge läben,
so werd ufg'mützt also der schlang,
das gäbner radt schnäll für sich gang,
es b'schäch mit trug ald sunst mit b'schiss,
nun das er werde überlist':
so ist d' verdamnuss im bereit
als wol wie uns, nach billigkeit.
DER VIERD TÜFEL.
Botz rinderzan und ochsenhorn!
nit einist hett ich darumb zorn.
d' sach wend wir gott on not verspeeren,
nit muoss der mensch sich an in keeren.
hat er in g'nommen von der erden,
die dann nit b'stat, muoss z'nüti werden;
[37] so muoss er ouch nit heilig blyben,
von si'm gebott wol wend wir'n tryben.
hat er das wyb uss krumben dingen
erschaffen müessen, z'wägen bringen,
von einem ripp uss sinem g'walt,
das nit hat g'hept kein form noch g'stalt:
so wirt's nüt grad's, noch darzuo schlächt's,
verbringen künden etwas rechts.
darumb sind frölich, one sorgen:
d' sach besser syn wirt, ee's wirt morgen.
dann d' schlang listiger ist und g'fierdt
uff allem väld, dann alle thier.
die wil ich reitzen, hetzen an,
dem menschen gar kein ruow nit lon,
wie g'radten ist grad uff der stett,
das' falschlich werdind überredt.
werdend s' dann trogen uss ir'm list,
so sind s' verloren, wie im ist,
das inen nümmen z' helffen ist.
DER FÜNFFT TÜFEL.
Ich schweer ouch by dem rinderschwantz:
wider gott ich syn wil gar und gantz;
ouch wil ich, das wir gschöpfften all,
bezwingind die in unsren stall,
uff dass verdampt g'wüss, sicherlich
belybind all; das radten ich.
ERST JUNG TÜFEL.
Ich bin ein kleiner junger tüfel;
noch sönd ir all han keinen zwyfel:
wo ich mich kan gott wider stellen,
gern wil ich's thuon, ir lieben g'sellen!
ANDER JUNG TÜFEL.
Nit darff's vil red; ist 's wyb gemacht
uss einem ripp, so ist d' ursach
gnuogsam erzellt von 'n alten tüfeln;
den wil ich folgen gern, on zwyfel.
DRITT JUNG TÜFEL.
Ich folgen der vile und der menge,
wie abg'redt ist nach aller lenge.
[38]
LUCIFER.
Uss minem schlächten unverstand
wäm das wol g'fall, heb uf sin hand,
der juchtzg, ouch schry mit lutem g'schrey
hoch und nider, mengerley.

Louffend all in die hell. – Musica.
Adam und Heva gond umb spacieren im Paradyss; in dem redt Adam zuo Heva.

Wolan, min Heva! liebstes wyb!
damit ich all wäg by dir blyb,
dir wonen by mit rächtem läben,
gott kündind darumb rechnung gäben:
dich wil ich früntlich bätten han,
du wellist allwäg by mir ston
in frommkeit eeren, lieben mich,
derglychen wil ich halten dich
in minem hertzen lieb und werd,
diewyl ich läben hie uff erd.
hat gott uns g'ordnet, zsammen gäben,
so wend wir früntlich, lieblich läben
mit einanderen so in gott,
das wir ouch haltind sin gebott.
die früchten, darzuo alle spyss
gott b'schaffen hat im Paradyss,
erloubt die selben uns zuo ässen.
die wend wir niessen nit vermässen,
mit danckbarkeit die nemmen an;
ouch diser frucht gar müessig gon,
die gott uns hert verbotten hat,
d'wyl uns d' verdamnus daruff stat.
HEVA.
Ach, allerliebster g'mahel min!
füruss allwäg lieb solt mir syn
für alle g'schöpfft im Paradyss
ankeeren wil ich ernst und flyss,
das ich dich lieb, in huiden b'halt,
allwägen thüeye, was dir g'fallt,
diewyl ich läb, und gotts will ist;
dann du nach gott min hoffnung bist.
[39] gott wil ich allwäg trüwlich bätten,
das er mich nit lass überträtten
sin geholt, das ich vermässen
von diser frucht nit thüeye ässen,
darinn verborgen angst und not,
ligt 's läben und der ewig tod,
ouch wir nit fallind hüt ald morn
in g'faar und in den gottes zorn.
DER SCHLANG
gibt antwurt dem wyb und spricht.
Ae, früntlichs wyb! ä, keer dich har!
ich kan dir radten guots on g'far.
nit sond ir d' red und 's herren wort
also verston an disem ort,
das er's hab g'meint, wie ir's verstond.
g'wüss, g'wüss ir hie ein abweg gond.
wie kündt' es syn, das ein frucht schüed,
die ander üch, vil guots uflüed?
schow! luog! wie sind s' doch nun so glych,
hüpsch, schön und lustig, wäsenlich!
erkenn das war und gloub mir, das
dir gott hab b'schaffen loub und grass,
die böum und d' frücht sampt allen thieren,
uff das üch die in tod nit füeren,
üch hat's alls gott (merck!) hie erschaffen,
nit das ir standind sy angaffen;
was gott hat g'macht, sol üch syn gmein,
ja nutzlich, guot und nit unrein,
drumb mügend ir die sicher niessen,
und üwers hertzen lust wol büessen.
wyb! gloub mir nun! ä, fürcht dir nit!
kumm här, see hin, nit abwerts tritt!
HEVA
gibt der schlangen antwurt und spricht.
Du b'redst mich nit, drumb denck sy nit,
das ich d' frucht werde ässen hüt
uss kluogheit diner red und wort
ich weiss ouch, was gott an dem ort
zuo mir hat gesagt und minem mann;
[40] er sprach: »ir sond ir müessig gan!
von andren böumen und ir früchten,
die ich vorg'macht hab üwern g'sichten,
darvon sönd ir onforchtsam ässen,
und miner worten nit vergässen.«
gott hat den boum in d' mitte g'setzt,
uff das keins werde dran verletzt,
hat pflantzet uns drumb disen garten,
das wir in trüwen sinen warten,
ouch habind in früchten underscheid.
gott verbot die uns in sunderheit;
er sprach: »nun rüerend sy nit an;
dann glouben sönd ir an mich han:
wie bald ir's thuond, sol üch syn kund,
ir sterben werdend zuo der stund.«
DIE SCHLANG
gibt antwort dem wyb und spricht.
Nit, nit das gloub! dann ich weiss wol,
das üwer keins nit stärben sol.
es förcht im gott, ir werdind im glych,
verbunt üch d' eer im himmelrych.
ich sag üch gwüss; gott hat bereit
üch dise frucht von ewigkeit,
das, welcher stund ir ässend darvon,
üwer ougen uf werdend gon,
gantz wachbar, luter also werden,
das ir gott glychend hie uff erden,
ouch wüssind z'mal das böss und guot.
g'wüss machet s' üch vil fröud und muot!
doch g'schowend d' frucht! was schücht üch dran?
kein bessre man nit wünschen kan.
wär sy versuocht, wirt ewig läben.
gott hat ir drumb den namen gäben.
drumb nimm sy an, zäch sy dahin:
von stund an wirst ein göttin syn.
ist dir dann lieb din eelich mann:
solt du das guot nit heimlich han
und gib im ouch! dann uss dem bott
üch b'gegnet weder schand noch spott;
[41] und b'schäch das nit, so b'schilt mich drumb:
du find'st mich im garten umb und umb.
DAS WYB
schouwet den boum an, wie lustig er was, und spricht.
O schlang! o schlang! uff diser stett
wol halber hast mich überredt
mit diner kluogen red und sag.
so kei'm die frucht nüt schaden mag,
wie du hast g'redt und selber sprichst;
so bin ich so vil underricht,
das ich vor d' frucht wil recht beschouwen,
ee ich sy äss, mich dran verhouwen.

Luoget sy an.

Ich reden das in der warheit,
das gott nit gmacht hat, zuobereit
in aller wyte 's Paradyss
kein bessre frucht mit sölchem flyss,
als dise ist: drumb, lieber mann,
schnäll gang härzuo, ouch g'schouw sy an!

Sy schouwend sy beide an.

Was gilts, min Adam, sy ist guot?
mir zittret drüber all min bluot;
zuo dem min hertz ist darzuo g'rüsrt',
zuo ässen d' frucht mit allem lust.
ich mag nit mer sy sähen an,
ouch kan ich mich nit überhan:
ich muoss sy gon ein klein versuochen,
lon d' schlangen sorgen, sy drumb ruochen;
dann machet sy uns wyss und kluog,
wie d' schlang hat g'sagt mit guotem fuog:
mag ich sy brechen und sy ässen.
ADAM.
Nit solt du 's herren wort vergässen,
min liebe Heva, umb kein sach!
's bott gotts und 's grösser hie betracht:
sölt uns der tod grad folgen, druss:
vil besser ist's, du lassist's huss!
mit anderen früchten wend wir büessen
unseren hunger und die niessen,
[42] was gott uns b'schaffen hat, gemacht,
damit er gloubt werd, nit veracht.
HEVA
bricht ein öpffel ab und spricht.
Den öpffel han ich brochen ab,
zuo ässen den ein lust ich hab.
hat der boum in im d' klugheit, 's läben:
so kan er mir die wyssheit gäben.
HEVA
isst in und spricht.
Er ist so süess, ouch milt und guot,
das drab erkickt ist all min bluot,
all mine krefft', ouch all min sinn
die ligend mir vil scherpffer inn,
dann vor, ee ich sy gässen han;
drumb iss sy ouch, min lieber mann!
ADAM
nimpt die frucht von Heva und isst sy ouch.
Die frucht ist guot, das ich min tag
nie bessers versuocht, noch gässen hab;
min krefft der seel, ouch die verstentnuss
hand sy in mir gsterck überuss.
wie gat es zuo, min liebe Heva,
dasst' vor mir stast so nackend da,
so unverschampt vor minen ougen?
der schlang hat g'wüss uns beide trogen!
HEVA.
Ich fürcht mir warlich selber drumb.
wol g'seen ich, das ich nackend kumm,
ouch dasst' vor mir stast unverschampt.
ADAM.
Mir ist min sünd schon wol bekant.
wir wend uns decken, ouch uns schämen,
und est von disen böumen nemmen;
damit wend wir uns also b'kleiden;
verbergen ouch, von dannen scheiden:
wie bald gott kumpt und uns hie suocht,
das wir nit standind so verruocht.
[43]
TOD
gut härfür uss der erden, stellt sich in das Paradyss und spricht.
Ich bin der Tod, in d' wält erboren,
g'macht von der Sünd und usserkoren;
von ytel bein, ouch ungestalt,
ich bin ein geist: noch han ich g'walt
über das fleisch in diser wält,
was läbt und strebt, wenn's mir gefellt,
so muoss der mensch des tods erstärben,
zuo erden werden und verderben.
wie bald ich ei'm glych, morn ald hüt,
die stund mit miner hand erschütt;
wie bald ich ei'm winck oder düten,
ald puncten stell zuo der minuten:
so ist kein mensch, der on verzug
vor'm tod sich nit erretten müg:
sterben muoss er im ougenblick,
wenn ich im ruoff, und 's stündle schick.
dann ich ein herr bin über d' sünd,
ouch g'artet glych und schnäll dem wind.
kein g'walt wider mich hilfft, noch kein ding;
wenn 's zyt hie ist, ich aus durchtring.
wo d' sünd regiert, da bin ich herr,
sy herrsche wyt, ald b'schehe ferr.
verbergen vor mir sich niemand kan.
ich bin der Tod: aus fall ich an.
umb der sünd die wält ich töd;
es sey einr starck, g'sund oder blöd:
wenn 's stündle uss g'loufft: mir gilt's glych,
ich töd in, er sey arm ald rych.
das hand ir g'seen uff diser stett,
wie d' schlang das wyb hat überredt,
das sy d' frucht ass: im ougenblick
sind s' g'fallen in des herren g'richt;
der hat mir krafft zuo inen gäben,
das in mi'm g'walt stat ires läben
und müend des tods syn eigen gar,
wie's gott dann selbs macht offenbar.
[44] drumb gon ich hin zuo diser stund,
gott lon ich's machen inen kund.

Musica.
GOTT
der herr, gieng zuo abend im garten umb spacieren mit im selb allein und sprach.
By der küele zuo abendszyt
wil ich selb, gott, im garten wyt
nach lust ergon spacieren mich;
ouch schouwen, ob ich d' menschen sich,
die ich all beide b'schaffen han,
ob s' wellind by min worten b'ston,
in unschuld blyben, darinn läben,
denen wil ich gnad, krafft darzuo gäben,
sy b'stäten, also heilig machen,
das s' mich, sunst niemand, müend betrachten,
sälig, unstärblich ewig blyben,
all fröud in mir und d' wyl vertryben,
ja hand s' gehalten min gebott,
und mich erkennt für iren gott.
die suoch ich hie on alls gefar,
ich luog und sich, ir nimme war:
so g'seen ich s' nit, war sind sy kun.
das wundret sicherlich mich nun.
ich merck wol, das s' sind g'syn verruocht,
beyde d' frucht hand gässen, versuocht.
ich wil grad yetzdann rüeffen in'n.
Adam! Adam! hörst du min stimm,
so kumm härfür und zöug dich an!

Adam und Heva gond härfür, und spricht Adam.

O herr! dich g'sach ich umbhär gan,
din stimm ich hort, und forcht mir seer;
ich meint, ich wette niemermer
für dich mee kommen und dich flühen,
din göttlich wäsen allwäg schühen;
dann ich bin nackend, schamhafft worden:
drumb ich mich han vor dir verborgen.
[45]
GOTT
der herr, spricht.
Wär hat dir's g'sagt, dasst' nackend bist?
ADAM.
Ich weiss nit, wie's zuogangen ist.
GOTT.
Gelt, du bist g'syn so vermässen:
du hast vom boum des läbens gässen,
den ich dir ernstlich, hoch verbot?
luog, wie d' vor mir stast, so gar schamrot!
sagt ich dir nit: iss nit darvon?
darzuo ouch: rüer sy nienen an?
du soltest mich han bass betracht,
und mich, min bott nit han veracht.

Do sprach.
ADAM.
Das wyb, herr, das da by mir stat,
ouch das zuo'r ee mir gäben hast,
dich hat zum ersten dich veracht,
d' frucht gässen, und die für mich bracht,
die selb mir botten so vermässen,
das ich sy hab versuocht und gässen.
darumb, herr gott, wol b'ken ich mich,
gesündet hab ich wider dich.

Do sprach gott, der herr, zum wyb.

Wie hast du dörffen underston,
min bott zum ersten übergon?
warumb bist du so fräfen gwäsen,
das du hast d' frucht gnon, z'erst abg'lesen,
die selben gässen so verruocht,
ouch g'macht, das din mann sy verfluocht,
sy gässen hat und min verbott
überseen hat, ouch mich, din gott?
DAS WYB
sprach.
O herr! der schlang uff diser stett
hat mich verfüert und falschlich b'redt,
[46] mit kluogen worten dahin bracht,
das ich d' frucht ass und d' sünd verbracht,
darumb, herr gott, biss gnädig mir,
erzeig uns din gnad für und für!

Do sprach gott, der herr, zuo der schlangen.

Diewyl, du schlang, hast fräfenlich
mine geschöpfft beredt, falschlich,
mit trug, beschiss wider mich, ir'n gott;
von mir die straaff du haben sott:
vor allem vych, vor allen thieren,
die uff dem väld umbgond spacieren,
soll du verfluocht sin all din tag!
dich sol angon grad dise plag!
din art, natur wirst du verlon,
uff dinem buch solt kriechend gon,
ouch erden ässen all din tag
und ich, gott selbs, der's alls vermag,
wil fyndtschafft setzen zwüschend dir
und disem wyb (schlang, hab's darfür!),
ouch zwüschend üwer beiden somen.
doch wirt der mensch nit gar umbkommen;
der selbig stamm soll dir zerträtten,
din kopff, mit gwalt dich underwätten,
also das din g'walt und herrschafft
gen disem nit wirt han kein krafft.
du wirst im aber d' fersen hecken,
zum tod in stifften, das volstrecken,
also das du din hassz und nyd
erzeigen wirst, der in dir lyt.
darumb far hin, du öder schlang,
schlych, krüch darvon din läbenlang!

Der schlang krücht uff dem buch hinweg; in dem spricht gott, der herr, zum wyb.

Wyb! drumb das' die sünd hast begangen,
din'n mann darzuo g'reitzt und gefangen,
mich gar veracht, hie dinen gott:
[47] von mir die straaff uffnen du sott:
wenn du wirst schwanger von dinem mann,
gross kummer, lyden wirst du han;
din kinder solt mit schmertzen g'bären:
das sol dir yemer, ewig wären.
din g'lust, begird, die d' hast zum mann:
dir werdend s' ruow noch rast nit lon;
din mann sol dich also bezwingen,
das er dich b'herrsch in allen dingen!

Und gott sprach zum Adam.

Adam! diewyl du g'loset hast
der stimm dins wybs, und gässen hast
vom boum, darvon ich dir gebot,
ich sprach, darvon nit ässen sott:
so sol verflüecht sin alle erd
umb dinent willen! war das werd:
dorn und distel sol d' erd lassen
wachsen im väld und allen straassen!
mit kummer solt du von der erden
ässen und erhalten werden!
's krut uff dem väld zur spyss solt niessen
und in dem schweyss din hunger büessen,
mit übelzyt, biss z' erden wirst,
darvon du kon und g'nommen bist;
dann du bist nüt, dann kaat und erden:
zu kaat und erd solt wider werden!
uff das hie wartend! sey üch kund:
ich wil üch b'kleiden zuo der stund.
GOTT
gut hinwäg, und Adam gab sinem wyb den nammen und sprach.
Zuo'r müeg und arbeit sind wir worden,
ouch hat uns gott usg'leit den orden
von wägen unser grossen sünd.
doch wil noch gott syn unser fründ;
drumb, wyb, wie du stast vor mir da,
solt mir heissen allwäg Heva.
[48] din namm wirt zöugen, wie im ist,
dasst' muoter aller läbendigen bist,

Musica.
GOTT
kam wider zuo Adam und Heva mit den röcken und fälen und sprach.
Die fäl hab ich üch beiden b'reit',
zuo'r b'kleidung g'macht mit dem bescheid,
das ir hie beide, wyb und mann,
scham habind und die legind an.

Und wie sy gott ang'leit hatt, spricht er zum Adam.

Mich merck nun, Adam, und nimm war!
das du bist kon in angst und g'far,
ouch böss und guot's erfaren thuost,
zuo dem sur's, süess versuochen muost:
so lass dich trösten dise sachen,
frölich guoter dingen machen,
das ein'r uss der dryfaltigkeit
erfaren wirt din trurigkeit,
din kummer lyden, guot's und böss,
angst, not mit schmertzen, sur's und süess,
darmit din'r sünd verzyhung b'schehe
und man die einig mir verjehe:
du und all dine nachkommen,
ja, was wirt g'born von di'm somen,
wirt die verzyhung by mir finden
einig umb din schuld und din sünden.
darumb so mach dich uff die ban,
dann du wirst hie kein blyben han;
und hab mit kummer, angst und not
din läbtag lyden biss in tod.
kein frölich zyt, glych wo du bist,
wirst du nit han; sy wirt vermischt
mit angst und not syn, argem läben.
das wird ich dir zur straaff hie geben.
drumb, Gabriël, mich recht verstand!
damit der mensch nit streck sin hand,
brech d' frucht vom boum, äss selb im 's läben:
so wil ich dir das bott angäben:
mit dinem schwärdt solt sy vertryben,
[49] und nit mer hie sy lassen blyben.
das erdterych mit übelzyt
lass sy erbuwen ferr und wyt,
darvon sy kommen sind, erschaffen,
bewar den garten mit di'm waaffen,
mit Cherubim und mit dem fhür
z'rings umb und umb, das sag ich dir,
damit zum boum des läbens här
kein straass nit werde niemermer.
GABRIËL
schlecht sy zum garten uss und spricht.
Nun farend hin! dann gottes g'richt
hat üch vertriben und verschickt,
der d' sünd nit lyd't, noch dulden mag.
ir sönd han kummer nacht und tag,
das erdtrych buwen ferr und wyt,
mit frost und hitz der übelzyt.
das urteil, das üch gott hat gäben:
drinn werdend ir uff erden läben.

Adam und Heva, als sy uss dem Paradyss vertriben sind von dem engel, spricht er zuo Heva, sinem wyb.

Das' gott erbarm, min liebe Heva!
wie jämerlichen stond wir da!
wir hand erzürnt unsern herr gott,
in dem das wir sin g'heiss und bott
fand überträtten uss yngäben
des tüfels list, dadurch wir's läben
verloren hand nach 's herren wort.
uff erd sind wir in alle ort
verwisen und also vertriben,
das wir uff erden hand kein blyben,
kein blyblich ort, wir müessend wandlen,
von ei'm ans ander, trurig handlen,
mit sorg und angst der übelzyt,
uff aller erden ferr und wyt.
die raach gotts ligt uff uns mit schmertzen.
das gat mir warlich ernstlich z' hertzen,
kein ruow noch rast ich nienen han,
[50] und ligt mir unser kummer an,
das ich kein hilff, trost nienen suoch;
dann hert wir stond in gottes fluoch.
min hoffnung einig uff gott stat,
uns z' helffen krafft und gnad er hat.
dem wend wir d' sach befolhen han;
ob gott wil, uns nit wirt verlan.
HEVA
gibt im antwort und spricht.
Ach gott! min Adam, lieber mann!
dich bitt ich, mich nit wellest lan,
und by mir ston in minem jomer.
mir ist ouch leid din grosser komber,
dich wil ich trösten; thuo mir 's best,
und stand mir zuo uff's aller best!
dir won ich by nach di'm gefallen;
für alle g'sehöpfft liebst mir, ob allen,
was gott mit uns erschaffen hat.
uff gott und dich min hoffnung stat;
was dine g'lüst, din hertz begärt,
das solt du von mir werden g'wärt,
es sye, wenn's well, tags und nacht.
zuo minem lyb hast krafft und macht,
ich b'gär mit dir in fröuden z' läben,
gott well sin gnad uns darzuo gäben!
ADAM
gibt antwort und spricht.
Das wil ich, Heva, dich gewären,
du solt mir aber kindle bären;
dann yetz das wirt syn unser staat,
darzuo uns gott verordnet hat.
sin gnad darzuo kan er uns gäben
dem wil ich truwen, wil ich läben,
uff das darzuo wir suochen wend
gelägenheit und han ellend
uff diser erden, nach innhalt
wie es gott g'liebt und im gefalt.

Adam beschlaafft sin wyb; die gebirt ein sun und ein tochter.
Musica.
[51]
ADAM
gottlobet Hevam, sin wyb, die im zwey kind gebracht hat, Kain und Calmanam, und spricht.
Gott sey gelobt in sinem rych,
der dich erfröuwt hat, darzuo mich,
uss luter gnad, barmhertzigkeit!
HEVA.
Im sye lob in d' ewigkeit!
dann gott mit aller sin'r herrschafft
hat hüt erzeigt in mir sin krafft,
min lieber Adam, und sin gnad.
dann zwey kind er uns gäben hat,
ein knäblein und ein töchterlin,
nach si'm fürseen, dem willen sin.
erboren hab ich die mit schmertzen.
min not lass dir ouch gon zuo hertzen.
mir glych lass dir die kind gefallen,
das du sy liebest so ob allen
nach gott als unser fleisch und bluot;
die hilff mir ziehen, han in huot
mit sorgen und der übelzyt,
wie unser art, d' natur selb gyt;
dann du (wie d' weist, ouch allein ist)
der kinder rechter vatter bist.
die hab ich nach mi'm verlangen
vom herren g'nommen und empfangen.
ADAM.
So fallt mir, Heva, das in sinn:
min erster sun ist g'heissen Kain,
der wirt erbuwen 's väld und d' erden.
die tochter sol sin eewyb werden,
Calmana sol ouch syn ir namm,
darumb das sy vom herren kam.
die beide kind wend wir, wil 's gott,
erziehen in des herren bott,
in frommkeit und gerechtem läben.
der kan uns mer der kinder gäben,
damit wir d' wält so mögind meren
zuo gottes lob, ouch in vereeren
[52] mit höchstem flyss der danckbarkeit
der sey gelobt in d' ewigkeit!
HEVA
gibt antwort.
Dir danck ich, diner fründtligkeit,
dasst' mir, den kinden bist bereit,
zuo denen gern nach gottes willen
gotts bott ich gern wil ouch erfüllen;
dir g'fölgig syn nach gottes wort.
ADAM.
Din kummer stell yetz uff ein ort,
versorg die kind, und leg die nider,
so wil ich wandlen, bald kon wider,
die narung unser aller trachten,
zuo'r not mich flyssen in den sachen,
das ich uns spyss wil suochen, finden,
nit mer! dann hab du sorg zuo'n kinden,
so wil ich gern nach gottes g'heiss
vereeren darumb minen schweiss.
HEVA.
So gang, bring uns der früchten har
wie s' gott hat b'schaffen, und nimm war,
wo dich das väld, min lieber mann,
am besten dunckt; mir zeig's ouch an:
so wil ich dir nach gotts vertruwen
das selbig helffen trüwlich buwen,
damit wir uns mit hilff des herren
mit eeren wellend wol erneeren.
ADAM.
So wil ich gon nach di'm begären
in allen trüwen dich gewären,
not, angst gern han mit allem flyss,
ouch zuohär ordnen unser spyss.
uff das, wie bald da unsre kind,
die zuo der arbeit boren sind,
ufg'wachsen ouch mit allen eeren:
arbeiten, wercken wend wir s' leeren,
damit s' uns helfsind d' välder rüten,
wie 's gott hat g'heissen, z' allen zyten.
[53] nach dem, wie bald es abend wirt,
wir schlaaffen wend, wie sich gebüert,
in gottes nammen, der ist herr,
damit wir machind kinder mer.
HEVA.
Alde! so gang und far dahin!
der ewig gott well mit dir syn!
ich truw ouch im, ee morn werd kommen,
andere kind wir überkommen.

Adam gat ins väld, Eva versorgt die kind und legt sy nieder.
Musica.
Adam kumpt heim zuo Heva, bringt ir frucht und
spyss; legend sich zuosammen, und Heva bringt ein sun und ein tochter.
ADAM
spricht.
Gott sey gelobt, min liebe Heva,
das du erfröwt bist aber da
von gott also uss luter gnad,
der uns die kinder geben hat!
Abel der ander sun uff erden
sol g'heyssen syn, ein schäffer werden;
Delbora aber die tochter min;
die wirt Habels eeg'mahel syn.
in gott die wend wir uferziehen,
sy leeren alle sünden fliehen,
frommkeit müend sy ob allen dingen
lieben, dem herren opffer bringen,
drumb, liebe frow, biss wol getröst,
gott hat dich aber wol erlösst.
HEVA.
Gott, dem herren, danck ich sag,
der mich erlösst hat von dem last
zum anderen mal. min lieber mann!
min grosse fröud dir zöug ich an.
dio kind, ob gott wil, wend wir leeren
ein andern lieben, gott vereeren,
ouch sine bott trüwlichen halten,
vor ougen han uns beide alten.
dem wend wir dancken umb sin güet',
das er uns vor dem bösen b'hüet.
[54] uff das wil ich dich bätten han,
du wellist Kain mit dir lon,
in leeren hacken, rüten d' erden,
diewyl er muoss ein buwrsman werden.
ADAM.
Das wil ich thuon; on sorg du bist!
diewyl er gross ufg'wachsen ist,
so muoss er mir helffen die erden
erbuwen und ein werckman werden,
nit mer! der kinder solt du sorgen
und, ee es wirt viermalen morgen,
der kinder wellend wir gnuog haben,
es sygend töchteren oder knaben.

Zuo Kain.

Uff das, min sun, so gang mit mir
ins väld; da wil ich zeigen dir,
was din ampt syn wirt hie uff erden:
mir glych zum werckman muost du werden.
KAIN
gibt si'm vatter Adam antwort und spricht.
Min lieber vatter! das sol syn!
z' g'horsamen dir ich willig bin.
ein lust ich hab, im väld zebuwen,
es sey mit schuflen ald mit howen;
womit es sey: alls gilt's mir glych.
nit mer! die arbeit leer du mich!
ADAM.
Min sun! hab sorg! thuo umb dich schowen!
hüpsch est solt zuo ein'r hütten houwen,
damit wir tag, darzuo die nacht
vor rägen habind tach und g'mach.
im väld wil ich gon hin und für,
ob ich ein schaaff ald sunst ein thier
find uns zuo'r spyss, ouch fäl zuo'n röcken,
damit wir kündind uns bedecken,
ouch andre frücht mit underscheid
zur notturfft, unsrer getzligkeit.
wie bald ich das überkommen,
grad zuo dir wil ich wider kommen.
[55]
KAIN.
Min lieber vatter! yetz wil ich
dir g'horsamen, ergeben mich,
die est und studen wil ich finden
zuo'r hütten dir und allen kinden.
nit mer! on sorg gar solt du syn,
zuo'r arbeit ich guotwillig bin.
ADAM
gat hinwäg, suocht schaaff und thier zur spyss, ouch das er uss den fälen bekleidung mache, sampt den früchten.
in dem redt er mit im selbs allein.
Ach, gott im himmel! biss mir gnädig,
barmhertzig allzyt, darzuo güetig!
mir ist von grund mins hertzen leid
min grosse sünd, ungrechtigkeit,
die ich und Heva hand verbracht,
durch welche wir in d' straaff und raach,
in dines urteil g'fallen sind
billich, von wägen unser sünd.
aber biss uns so gnedig, milt,
o gott und herr, uns nit vergilt
nach unserm b'schulden hie im zyt!
din gnad uns mitteil verr und wyt!
dann du uns, herr gott, hast versprochen,
der schlangen werd der kopff zerbrochen,
einen somen wellest du erwecken,
der werd sich für d' sünd selb darstrecken,
der schlangen nemmen iren g'walt.
o herr und gott! den schick uns bald!
donn ich min krefft all hoffnung min
wird setzen in den heyland din,
den du in d' wält wirst senden, gäben,
der wirt uns wider gen das läben
uss luter diner barmhertzigkeit,
nach dim fürseen von ewigkeit.
o herr und gott! mich, mine kind,
min frow ouch, b'hüet uns vor der sünd,
damit wir kommind nit in d' schmach
durch dines urteil und in d' raach,
ouch nit erlangind din unhuld!
[56] vergib uns, o herr, unser schuld,
und sich hie an min grossen rüwen!
in hoffnung thuon ich dir vertrüwen.
ADAM
nimpt ein schaaff uff sinen rucken, bricht ouch ein estle öpffel und ein estle biren, kumpt zuo sinem sun Kain und spricht.
Min sun! gott wil uns nit verlon,
bat mir schon da die b'scheerung thon,
d' narung verordnet uns mit flyss;
dem wend wir geben allen pryss,
ouch dancken sin'r fürsichtigkeit,
uss welcher gott die ding bereit.
drumb sun, fyrabend solt du han,
mit dir ich wil grad heim yetz gon,
din'r muoter schaaff, die früchten bringen,
dadurch s' erfröwt wirt, guoter dingen,
der nesten züch ettlich mit dir,
wie wyt du magst, und gang mit mir.

Adam, Kain gond mit einanderen heim. in dem gat Heva für gott, bättet und spricht.

O herr und gott! dich wil ich bätten,
verzych uns, das wir überträtten
hand din gebott, thon wider dich.
darumb, herr gott, begnad du mich,
verlych uns allen dinen geist,
der unser not und kummer weisst,
mitteil din gnad allzyt uns armen,
unser herr, gott! thuo dich erbarmen,
blyb unser herr, ouch unser gott,
gib gnad uns, z' halten din gebott,
behüet min mann in holtz und väld;
diewyl wir läbend in der wält,
ouch mich und d' kind vor allen sünden!
also, herr gott, tbuo zuo uns fründen,
das wir in trüw und liebe läben,
dir nit in argem widersträben,
belybind in der fründtligkeit!
du syest g'lobt in d' ewigkeit!

[57] In dem kumpt Adam und Kain heim.
ADAM
spricht zuo Heva.
Ein guoten abend, liebe frow!
ein schaaff ich bring; dasselbig b'schouw,
oucb frücht und spyss zuo unserm läben,
das wil ich dir zuo handen gäben.
alls wend wir's niessen mit den kinden,
der spysen gnuogsam wend wir finden:
die väld all louffend vol der thier
zuo unser notturfft hin und für.
drumb biss nur frölich z' aller zyt!
gott, der herr, die ding alle gyt,
dem wend wir dancken umb sin gaben.
HEVA.
Adam! fyrabend solt du haben.
wie bald wir gässen, wend wir ruowen,
und morn am morgen d' hütten gruoben,
denn ordnen, machen die uns allen
für rägen, wind, nach unserm g'fallen.
diewyl dann wol all unsere kind
gross und uferwachsen sind:
morn wend wir s' eelich z'ammen gäben,
damit s' im wort gotts mügind läben,
wie wir's von gott han gnon, dem herren,
das s' lernind ouch das erdtrych meren.
ADAM.
Diewyl man gotts eer fürdren sol,
so g'falt mir din radt warlich wol;
dann es ist nacht und darzuo spat.
nach unserm bruch wend wir in d' stat,
ruowen aber und dem herren
sin eer und lob gross machen, meren.

Gond alle nider und schlaaffend.
Musica.
ADAM
gibt sinen ersten sun Kain, ouch Calmana, sin erste tochter, zuosammen und spricht.
Üch beide wil ich z'ammen gäben;
eelich sond ir im herren läben
in gottsforcht und in reinigkeit,
[58] fromklich vor gott, nach billigkeit.
dem herren gott sond ir vertruwen
und üwer läbtag 's erdtrych buwen.
mit andacht darvon und mit züchten
sond ir dem herren gen der früchten,
opffer bringen zuo aller zyt.
der d' sünden straafft, ouch die verzyt
nach sinem ewigen fürseen,
kan b'halten d' schuld und die vergen.
drumb, Kain, gib mir här din hand!
du, tochter, ouch! das ist das band,
darmit üch gott verstrickt, verbind,
das biss in tod ir blybind fründ.
und sol üch niemand teilen, scheiden!
keins sol dem anderen nit erleiden!
merend üch im nammen 's herren!
der thüeye üwern somen meren
zuo sinem lob in d' ewigkeit,
wie er's versprochen, zuo hat g'seit!
KAIN.
Min'r schwöster, vatter, da Calman
versprich ich z' syn ir eelich mann;
in liebe wyl ich by ir läben,
dem herren gern die opffer gäben.
CALMANA.
Ich gib üch gern min willen dryn,
diewyl und er min mann sol syn.
HEVA.
Gott gab üch glück und sinen sägen
von siuer lutren gnaden wägen!
der b'stät üch ouch in s'im gebott!
unser herr gott sey allwäg g'lobt!
ADAM
rüefft sinem anderen sun, Habel, und der anderen tochter, Delbora, und spricht.
Kumm här, Habel und Delbora!
üch z'ammen wil ich geben da.

Habel und Delbora knüwend nider.
ADAM
spricht.
Es ist nit guot, sprach gottes mund,
[59] das weder tag, zyt noch kein stund
der mensch alleinig blybe nit.
drumb gib ich üch zuosammen hüt.
gott well üch sinen sägen gäben!
eelich sond ir im herren läben!

Wyter, wie oben in Kains zuosammengäbung.
Musica.

3. Akt

Actus tertius.

HABEL
redt zuo sinem bruoder Kain.
Min bruoder Kain! hast du g'hört,
was uns der vatter beid hat g'lert,
wie er uns hat zwey wyber gäben,
das wir mit inen fründtlich läben,
dardurch dann gott uns meren wil,
das unser werd uff erden vil.
das g'schicht uss sin'r barmhertzigkeit,
uff das wir haltind reinigkeit,
gott gloubind, im ouch einig truwind,
gern werckind und das erdtrych buwind,
damit wir von der üppigkeit
uns ziehind ab, der fulkeit,
ouch mügind gott vor allen dingen
mit reinem hertzen opffer bringen,
wie uns der vatter hat geseit.
Uff das, min bruoder, ist min b'scheid:
die besten garben von dem jar
dem herren solt du stellen dar,
im opfferen die für mich und dich.
ein hürig's lamb wil ich vom vych
gon nemmen, das für 'n herren tragen.
da wend wir gott beid danck drumb sagen,
umb sine gaben und guotthat,
umb das er uns versprochen hat,
uns und unsern nachkommen,
das heil durch sin heil'gen somen,
also das durch den uff der erd
der schlang ir kopff zerbrochen werd.
[60] drumb, lieber bruoder, ist min bitt,
dich wellist ordenlich rüsten hüt,
styff, vest vertruwen gotts zuosag,
der 's menschlich g'schlächt heil machen mag
durch sinen somen von dem bösen,
der wil uns warlich all erlösen
uss luter sin'r barmhertzigkeit;
dem sye lob in d' ewigkeit!
KAIN
gibt sinem bruoder antwort und spricht.
So wyt wil ich nit arguwieren,
on kosten kan ich d' wyss wol füeren.
die besten garb ich opfferen nit
dem herrn weder morn noch hüt,
so es durch's fhür verzert muoss werden.
was nützt es gott, so's muoss verderben?
wol gott den fal und unser sünd,
die von den eltren b'schehen sind,
durch sin zuosag kan legen hin;
dann niemand im mag reden dryn.
on opffer kan er die verzyhen.
kein garben, korn lat er im lyhen,
er darff ir nit, alls ist's sunst sin.
nottürfftig ich der selben bin.
was unnütz ist und nit by'm besten,
wil ich opfferen, wenn ich tröschen;
under allen bösten garben
wil ich im geben, z'ammen scharben,
gott ernstlich demnach ruoffen an,
das er an der verguot well han.
gott weisst ouch, wär mir d' garben gyt:
allein min grosse übelzyt.
darumb ich's kan nit alls versuwen;
gott kan ich sunst wol vertruwen.
drumb, bruoder, so du fertig bist,
mit dir ich gon, schon bin ich g'rüst'.
HABEL.
Von dinem gyt, bruoder, stand ab,
zuo gott ein anders g'müet doch hab.
[61] gross übelzyt hand wir verschuldt.
mit diner red hab klein gedult,
erzürn nit gott: drumb bitt ich dich
von gantzem hertzen und fründtlich.
ach, lieber bruoder! lass dich leeren,
die besten garben bring dem herren!
KAIN.
Von dir onb'herrschet wil ich syn;
drumb lass grad ab vom meistren din.
wer weisst, was by gott am meisten gilt?
gang, rüst din opffer, wie du wilt,
und lass mich rüsten min's nach lust;
din sagen, bruoder, ist umb sust.
HABEL.
So rüst din opffer, wie du sott,
das thuon ich ouch: drumb b'hüet dich gott!
KAIN
nimmt ein garben im väld, die bösten, richt sy uf und spricht.
O gott! das opffer bringen ich
für din ang'sicht, damit ich dich
vereeren wil uff disen tag.
o herr! biss yndenck din'r zuosag,
die du uns allen hast versprochen,
der schlangen werd der kopff zerbrochen
durch dinen fürgeliebten somen!
den solt uns schicken, bald lon kommen!
o herr! von mir, dem armen mann,
an diser gaab verguot solt han!
HABEL
bringt ein erstgeboren schäflin von der härd, opfferet es gott uf und spricht.
O min gott in der höhe d' oben!
dich sol ich prysen, billich loben
din wyssheit, krafft, allmächtigkeit.
du bist ein gott von ewigkeit.
wir hand gesündet wider dich,
min eltern, g'schwüstrig, darzuo ich,
und hand erzürnt dich, unsern gott.
o herr! drumb uns vergäben sott
unsere sünd, all missethat,
[62] diewyl 's alls in dim willen stat.
ich gloub ouch vest in dins versprechen,
du werdist der schlangen houpt zerbrechen,
dem tüfel nemmen sinen g'walt
zuo g'lägner zyt, wenn 's dir, herr, gfalt.
darumb ich dir diss lämblin giben,
das ich well vest in dir belyben
mit warem glouben und vertrüwen.
allein ich darumb vor dir knüwen,
das ich min'n trost hie well bezügen
in dich, o herr, nach mim vermügen.
drumb hüt erzeig din güetigkeit,
uns allen gnad, barmhertzigkeit,
min'n eitern, mir, dem bruoder min.
ang'näm lass dir hie d' opffer syn
uff disem platz, an disem end;
ouch din oug nit von uns hie wend:
lass kommen sy für din ang'sicht!
o herr! mit aller zuoversicht
allein min hertz thuot uff dich sähen,
dir muoss ich alle eer verjähen,
diner macht und allmächtigkeit;
du seyest g'lobt in d' ewigkeit!
GOTT
wandt sich zum opffer Habels, zundt es an, und nit zuo Kains opffer, und sprach.
Zuo dinem opffer wend ich mich,
min lieber Habel! dich kenn ich,
din hertz und g'müet. d' stund diner tagen
trost, hilff und radt ich dir zuosagen.
nit lenger wirst uff erden läben.
dir min verheissung wil ich gäben
von minem heiland uff den tag,
dim g'schlächt, wenn's mir g'falt, nach min'r sag.
darumb gang hin und halt dich recht;
du bist mir lieb, ein trüwer knecht.

Do ergrimmet Kain fast und sin ang'sicht verfiel im und sprach.

Muoss ich alleinig 's tüfels syn,
so nemm der selb garb, 's opffer hin!

[63] Wirfft die garb in die brüge usshin.

Bin ich dann nit der elter son,
zum ersten von min'r muoter kon?
sol nit dann billich gottes sägen
mir, dem eltern, z'ersten begegnen?
ich red uss zorn und rechtem grimmen.
der sach wil ich grundtlich nachsinnen.
min ang'sicht thuot sich gar verkeeren.
verschupfft ich bin darzuo vom herren;
nit böser mag es yemer werden.
uss zorn ich's rechen wil mit g'färden
an mim bruoder etlicher g'stalt
zuo siner zyt, mit eignem g'walt,
wenn's mir wirt füegen und recht kommen.
GOTT
gibt antwort.
Nüt guot's hat din hertz fürgenommen,
min lieber Kain! drumb villicht
ist dir verkeert din g'stalt und g'sicht
war hat dich g'reitzt zuo der unmass,
zuo sölchem gyt, ouch nyd und hassz?
ist's nit also: so d' hettest dich
gebessret g'han, g'halten fründtlich,
mit ruow, gedult, ouch g'rechtem läben:
din sünd wär dir von mir vergäben?
so d' aber d' sünd uss der schalckheit
verbringen will, uss fräfenheit;
nit bessrest dich nun hin und für:
so hocket d' sünd, d' straaff vor der thür,
und muost in ungnad vor mir läben,
allwäg in das g'richt dich ergäben.
dins bruoders b'gird, sin hoffnung stat
allein uff dich mit liebem radt;
er b'gärt ouch nit, das er b'herrsch dich
in keinen wägen unfründtlich;
besunder du solt über'n knaben
brüederlichen g'walt allwäg haben,
diewyl und er der jünger ist.
du als der elter 's besser biss!
[64] recht, redlich, frommklich halt ouch dich,
allwäg fürcht gott, den herren, mich!
KAIN
gat hinwäg, und spricht zuo einem bruoder.
Uss nyd und hassz dich wil ich fynden,
obschon gott wil nit zuo mir fründen;
du solt aber, bruoder, das gedencken,
das ich dir's warlich nit wird schencken.

Gond von einanderen.
Musica.
Als Kain und Habel, beid sün Ade, vom opfferen heim kommend, spricht Adam ir vatter, zuo inen.

Ich denck fast wol und ligt mir inn,
ir lieben sün, Habel, Kain,
das ir nach mim g'heiss und gebott
üwere opffer so für gott
tragen habend mit bätt und loben,
uss reinem hertzen und mit glouben,
also das gott gen üch hab g'richt
sin ougen gnädigklich und g'sicht
nun wil ich üch fast bätten han,
ir wöllind fründtlich z'ammen ston
in üwer arbeit; wo das sey:
da stond einandren allwäg by,
es sey im väld ald sunst, by'm vych.
über'n andern erheb kein'r sich;
besunder thuond einandren 's best,
wie kinden zimpt, zuodem uff's best.
beid gond yetz hin! du hack und rüt!
Habel! zum vych luog! es ist zyt!
und sind guot brüeder und fründtlich,
ouch mit einandren tugentlich,
und hand gott lieb, ouch förchtend in,
min lieber Habel und Kain!
KAIN.
Das wil ich thuon, so best ich kan;
doch wil ich mich nit meistern lon
[65] min bruoder Habel umb kein sach,
zuo dem von im nit syn veracht.
HABEL.
Min lieber vatter! ich weiss wol,
der jung dem, eltern volgen sol;
min lieber bruoder aber Kain
losst nit all tag gern uff din'r stimm;
der gyt, untrüw gar in im lyt;
zuo dem er treit gen mir ein nyd
on ursach und nun gar vergäben,
gern wölt ich fründtlich mit im läben;
so hat er gar kein gottsforcht, drumb
mit muotwill, fräfne gat er umb.
under'm korn die bösten garben
hat er g'non, thuon z'ammen scharben.
die selben für den herren bracht
mit rowem hertzen, on andacht.
do hat sich gott von im gewendt,
min opffer, und sin's nit, erkennt;
darumb er gar in sinem muot
uss zorn mich nyden, hassen thuot.
drumb, vatter, ich dich bätten wil,
straaff in darumb! nit gloub im z'vil!
sin wolfart wölt ich lieber trachten,
dann in vernüten noch verachten.
ADAM
zuo Kain.
Kain! min aller liebster son!
sol es darzuo von erst uf kon,
das du, das erstgeboren kind,
dich fräfenlich ergibst der sünd:
so müess es gott trüwlich erbarmen!
hert müend wir unsers sunst erarnen,
langwylig unser zyt vertryben,
ins herren zorn und fluoch sunst blyben.
drumb, lieber sun, gott rüeff drumb an,
der dir din sünd verzyhen kan.
ouch besser dich in dinem läben.
gott andre opffer soll du gäben.
[66] stand ab vom zorn, ouch dinem gyt;
leg hin ouch allen hassz und nyd:
min lieber sun, das ist min bitt!
gar mit einandren zanckend nit;
sind wol eins, wie ich üch han g'bätten!
ins herren zorn nit sönd ir trätten,
besunder in vor ougen han,
das beiden üch dann wol wirt kon.
drumb gond ins väld in gottes nammen,
der mach üch fridlich all beid sammen!

Kain gat mit sin'r houwen in das väld zuo hacken, Habel aber mit sinem hirtenstäcken zum vych.
ADAM
gat zuo Heva, siner frowen und zuo beiden töchteren und spricht.
Heva! ir töchteren! lieben kind!
by'n knaben ich ein zwytracht sind:
das b'schwärt nun gar min trurigs hertz.
von gott sicht Kain hinderwertz;
der ist mit gyt und nyd beladen;
ich fürcht, es werd im übel schaden,
gar g'fallend mir nit sino sitten;
gott trüwlich lond uns für in bitten,
das gott well endren sin geblüet,
in guotem stercken sin gemüet,
damit er sich mög bessren drumb,
bekeere sich und werde fromm;
das fürwar wär min gröste fröud.
HEVA.
Vor kummer ist min hertz gar blöd,
der knaben sind nun zwen noch iren,
und thuond einanderen schon verwirren;
wie wirt es gon, min lieber mann,
wenn wir der kinden vil sönd han?!
ich denck yetz wol ans herren b'scheid,
er hat uns war ouch frylich g'seit:
»kummer, lyden, angst und not
(sprach) wirt sin üwer täglich brot,
diewyl ir sind uff diser erden.«
das wilt uns leider war werden!
[67] drumb, lieber Adam, sorg solt haben,
dess fester selb luog zuo den knaben,
und gang ins väld zuo inen uss,
damit nit bösers werde druss;
hab dermass sorg, und iren acht,
das kein'r den anderen nit veracht!
CALMANA
Kains wyb, redt zuo vatter und muoter allein.
Ist dann min mann allein verwägen?
muoss man das arg von im z'erst sägen?
das gott erbarm! nit hör ich's gern,
ist er in ungnad hür und fern.
vil lieber wett ich besser's hören,
das er sich liesse fründtlich leeren,
dann das er ist also verruocht,
uss nyd und hassz sin unfal suocht.
ich red uss einfalt glych ei'm thoren:
villicht ist's im glych anerboren.
drumb, vatter, dich ouch thuon ich bätten:
das sy gotts bott nit überträtten,
hab sorg zuo inen z' aller frist;
der tüfel sunst byreitzig ist.
DELBORA
Habels frouw.
Ach gott! min vatter! liebe muoter!
sy dörffend wol eins guoten hüeters,
damit der tüfel mit sin somen
thüeye säyen, under sy lass kommen,
gott wend wir allzyt ruoffen an,
kein anderen radt ich geben kan;
der kan wol die und ander sachen
recht ordenlich und sälig machen.
ADAM.
Dem wend wir d' sach befelhen, alls,
und anders schaffen uff diss mals.
min liebe frouw, ouch lieben tochtern!
gnuog hab ich mich mit im erbrochen,
ouch inen g'seit all mengel, prästen;
gott trüw ich, es schlach uss im besten.
[68] zuo dem ich wil zuo beiden knaben
sorg, ernst ankeeren, zuo in'n haben,
im väld, daheim, an allen orten,
damit sy z'ammen nit mit worten
kommind nienen arger gestalt,
als vil ich kan, mag haben g'walt.

Musica.
KAIN
redt uss zorn mit im selb allein.
Ich bin erzürnt, min bluot und gmüet
mit nyd und hassz sich in mir üebt;
in mir ich wird kein anders innen,
dann arg's und böses thuo ich sinnen,
und tracht dem nach in allen dingen,
wie ich. min bruoder müg umbbringen.
er hat verschafft mit sinem glyssen,
das gott min gab mir hat verwyssen,
ouch sich von mir, dem opffer g'wendt,
also das ich bin worden g'schendt,
vor dem herren also gestanden,
grad wie ein stumm, mit allen schanden,
darzuo min bruoder mich hat bracht,
zuo dem min vatter ouch anfacht
mich behaderen, darzuo schelten,
das wil ich im trüwlich vergelten,
wie bald 's die zyt mir zuo wirt lassen;
es sey im väld ald uff den straassen:
dermass im b'lonung wil ich gäben,
das rüewig ich wil vor im läben,
ich g'seen in dört im väld wol ston:
grad heimlich wil ich zuo im gon,
an in mit worten ursach suochen
mit guoter red und nit mit fluochen.
wie bald ich ursach an in han
mit einem wort: z' tod wil in schlon.

Gat zuo im und spricht.

Ich gib dir, bruoder, minen gruotz!
was thuost du da? was machest guot's?
[69]
HABEL.
Ich sich zuo'n schaaffen, hab der acht;
was hast du, bruoder, syd ye g'macht?
KAIN.
Was gat 's dich an? ich han nit g'schlaaffen.
muost du mich allwäg fragen, straaffen?
muoss ich dir allzyt rechnung gäben,
was ich thuo ald wie ich läben?
HABEL.
An dich, min bruoder, ist min bitt,
nit wellest an mich zürnen nit.
dich arger g'stalt hab ich nit g'fraget;
z' reden mit dir nit hett ich's g'waget,
hett ich vermeint, das zürnen wettist.
zuo dem, do d' fründtlich mit mir redtist,
do wott ich dir guot antwort gäben,
fridlich, fründtlichen mit dir läben,
wie uns der vatter beid bat g'leert;
zuo dem du's selber ouch hast g'hört.
drumb, lieber bruoder, biss so güetig,
zefriden, ouch nit übermüetig!
von dinem zorn, darzuo ouch hassz
stand ab, und besser dich fürbass;
den zorn dich lass nit überwinden,
ouch thuo dich nit an mir versünden!
dann, lieber bruoder, das sag ich:
an dich ergäben wil ich mich,
dir g'horsam syn in allen sachen
und nit mit dir unbürlich's machen.
KAIN.
Du hast mich vor dem herren g'schendt;
der hat sin ang'sicht von mir g'wendt.
das hast du durch din büberg
alls z'wägen bracht und glychssnerg.
ge'm vatter hast mir unfrid g'macht,
von dem ich bin schon ouch veracht;
das hast da thon durch schwätzen, lügen,
alls z'wägen bracht mit di'm betrügen.
drumb selb wil ich dir b'lonung gäben!
[70] nit hundert jar solt du mer läben!
das dich all plagen und hertzritt
als lydenlosen läckers schütt!!

Schlacht in mit der houwen zuo tod und spricht.

was gilts? yetz sey ich vor dir g'nesen;
nit muost mir mer d' leviten lesen,
das du g'schend't werdist uff der erden!

Und wie er anfacht von im gon, facht sich Habel widerumb an zuo roden. Spricht Kain.

Schow! schow! er wott gern läbig werden
und widerumb sich richten uf!

Gat wider zuo im, gibt im noch zwen streich und spricht.

Bass muoss treffen, schlahen druf.
demnach ich mich mag rüewig b'han
vor'm keiben und dem klappermann.

Pausando.
Nimpt in by einem schenckel, zücht in uff ein ort und spricht.

Den luren wil ich dannen zühen,
nach dem hinwäg gon, darzuo flühen,
mich stellen mit der bärden min,
als ob ich nie by im sey g'syn.
zum vatter wil ich nit mer gon,
min muoter, d' schwöstren, alls verlon;
allein wil ich die frouwen min
nen, andre land mir nemmen yn.
dann ich by mir wol dencken kan:
by'm vatter ich kein ruow wird han;
all tag min volck wurd mit mir fechten,
ouch disen todtschlag an mir rechen,
das ich dann nit erwarten wil;
und solt ich ziehen tusend mil!

In dem, wie Kain flücht, ouch sich verbirgt, kumpt Adam und wil sine beid sün suochen im väld und spricht.

Zu'n sünen wil ich gon ins väld,
und luogen, wie sich yeder helt,
Kain im väld, Habel by'm vych.
ob gott wil, finden ich s' fridlich;
wiewol mir warlich grasen thuot:
ir zwytracht nimpt mir fröud und muot.
[71] ouch thuot mir nüt guot's fallen yn;
dann ich wol kenn min sun Kain,
das nyd und gyt, ung'rechtes läben
zum teil in gar hat übergäben.
doch beid ich s' suochen wil, mit fuogen,
wie ein vatter, zuo inen luogen,
damit ich sy in einigkeit
behalten müg und fründtligkeit.
min sun Kain da sumer gott,
uff disem blatz, i'n finden sott;
so g'seen ich in nit: das wundert mich.
villicht by'm Habel und by'm vych,
da sind sie beid, als ich dann achten.
gon wil ich, luogen, was sy machen.
das vych, die schaaff dort g'seen ich ston;
daby nit g'seen ich s' umbhär gon;
wo mügend s' syn? nit kan ich mich
verwundren drumb gwüss, sicherlich,
war d' knaben beid doch syend kommen.
wo ich hin luog, so g'seen ich s' nummen.

Pausando.

Wen g'seen ich dört ligen am ort?
mordjo! mordjo! ach, yemer mord!
vor schränken, angst nit kan ich's sagen:
es ist min sun, der ist erschlagen!
das gott erbarm des armen anblick!
die straaff ich g'förcht hab offt und dick!
diss mort hat g'wüss sunst niemand thon,
dann Kain, min der elter sun.

Koert sich umb, rüefft Heva, siner frowen und spricht.

Louff, louff härzuo, min liebe Heva!
schow! z' tod wär ligt erschlagen da?
HEVA
loufft schnäll, und wie s' Habel sicht tod ligen, schryt sy und spricht.
Min sun es ist! mord gemermer!
Tor scnräcken ist mir allthalb wee!
ach, gott! ach, gott im himmel d' oben!
nit wunder wär 's, ich müesst ertoben
vor angst und miner grossen not;
[72] dann ich wol g'seen: min sun ist tod!
ach, gott! min Adam! frommer mann!
wie wend wir unsers läben an,
in disem jamer an doch heben?!
ADAM.
Ein guoten radt dir wil ich geben:
d' wyl gott uns gen hat disen sun:
im besten hat er'n wider g'nun;
drumb thuo doch das durch minet willen,
und lass din hertz an klein gestillen!
HEVA.
Wie kan min hertz also gestillen?
Kain hat 's thon uss si'm muotwillen:
das merck ich wol, min lieber mann!
drumb min hertz nit kein ruow mag han.
hettend in d' wölff zerrissen, g'fressen,
so möcht ich 's handels wol vergässen;
sunst so Kain das mord hat thon:
nit wird ich's ungerochen lon!
er muoss mir nit uff erden läben,
ald wil ich mins ouch darumb gäben:
das ligt mir grad in minem sin!
ADAM.
Bi'n füessen solt erwüschen in
und helffen mir in dannen tragen,
nit wirt er läbig von dim sagen;
es ist leider beschehen schon:
darumb machs bald und gang darvon!

Tragend in hinwäg.
Musica.
Do sprach der herr gott zuo Kain.

Kain! Kain! kum här zuo mir
und los, was ich well sagen dir!
wo ist din bruoder Habel nun?
ich g'seen in nit, war ist er kun?
das wil ich von dir wüssen han,
in wirst mir yetzden zeigen an!
[73]
KAIN
red't zuo gott.
Ach, herr und gott! das weiss ich nit;
nie hab i'n g'sehen warlich hütt.
bin ich dann mines bruoders hüeter?
muoss ich verrechnen sine güeter?
ist er nit selb gnuog witzig, alt?
sich z' hüeten hat er eignen g'walt.
muoss ich in, herr, allwäg vergoumen?
er findt sich wol, wirt widerkommen,
wan 's zyt zuogyt, morn oder hütt.
ich weiss in, herr, warlichen nit;
drumb hab mich nit in kei'm argwon!
GOTT
gibt im antwort und spricht.
O Kain! Kain! was hast du thon?!
din bruoder hast du selb ermürdt!
das übel fast dir kommen wirt!
dins bruoders bluot schryt uf zuo mir,
d' stimm von der erd ist kon mir für.
darumb du solt also g'straafft werden:
verfluocht du syest von der erden,
die ires mul hat ufgethon,
dins bruoders blut an sich g'non,
mit iren henden ufgesogen.
von der erd wirst du betrogen
also: wenn du wirst buwen d' erden,
darvon dir wenig frucht muoss werden,
nit wirt s' nach ir'm vermügen gäben,
diewyl du wirst uff erden läben,
solt flüchtig syn, nach minem wort,
uff erd nit han kein blyblich ort.
KAIN
aber sprach zuo dem herren.
Ach, gott und herr! min missethat
vil grösser ist, dann das mir radt,
hilff b'schehen müg in minem läben,
nit kanst mir, herr, das selb vergäben,
mit angst ich muoss min zyt vertryben;
[74] in allem land han ich kein blyben;
verbergen muoss ich min ang'sicht
vor dir ouch, herr, wie d' selber sprichst.
unstät und flüchtig muoss ich syn,
diewyl ich läb, uff erden bin.
das weiss ich wol, darzuo wirt 's kun:
ertödt ich wird und abgenun
von yedem, es sey wyb und mann,
dem ich entkumm, begegnen kan;
es sey im väld, kein ruow nit finden,
in minem hertzen, noch by'n fründen.
min gmüet mit forcht ist gar umbgäben,
ich weiss nit, herr, wie ich sol läben.

Aber der herr gott sprach zuo im.

Diewyl d', Kain, mit mord umbgast,
so jämerlich da vor mir stast,
mit angst und not umbgäben bist;
dir sag ich eins, das grösser ist:
niemand wirt dich zetod erschlahen,
derglychen nüt mit dir anfahen.
nit wärt du bist, ouch nit so schön,
das niemand sich an dir verhön.
sibenfaltig wirst du werden
g'rochen; g'straafft, d'wyl d' läbst uff erden,
von din'r g'wüssne; in dim hertzen
lyden muost din läbtag schmertzen.
ein zeichen drumb dir wil ich gäben:
du forchtsam muost uff erden läben,
mit eilend zitteren all din tag,
uff das dich niemand töden mag,
biss zyt wirt kommen, dass d' verdirbst
durch kranckheit und natürlich stirbst.
darumb gang hin und biss teilhafftig
an dinem bruoder unglückhafftig;
büess die sünd nach miner sag
uff erd mit jamer all din tag.
[75]
KAIN.
So wil ich, herr, d' flucht nen an d' hand
und ziehen hin gen Nod ins land,
das jensyt Eden ligt gen Morgen;
da wil ich heimlich syn, verborgen;
mit minem wyb daselbst hin ziehen,
min vatter, d' fründ grad allsand fliehen,
ouch meren d' wält nach dim gefallen,
drumb, herr, din gnad hie gib uns allen!

Gut hinweg mit Calmana, si'm wyb.
Musica.
DELBORA
Habels wyb, redt zuo Adam und Heva.
Ach gott! ach gott! was grossen schmertz
erlyden ich in minem hertz!
min lieber vatter! liebe muoter!
ist das mir nit ein schwäre routen,
ein grosse straaff, darinn ich bin?
wie kündt's uff erden rüher syn,
das min der fromm, trat biderman
von sinem bruoder sol umbkon,
z' tod g'schlagen ist von im uff erden!
wie kan ich yemer frölich werden!
ich mein, ich müess von sinnen kummen.
ADAM.
Min tochter! din hertz solt du rummen,
und trachten: wie gott sine sachen
han wil, also grad thuot er s' machen,
und fraget nit, glych wäm es g'fall.
in si'm fürseen stond d' sachen all,
d' radtschleg, all sraer ding ursachen,
darumb solt din hertz rüewig machen,
grad gott befelhen disen handel;
der kan uns gäben aber wandel.
wir hand's alls selber wol verschuldt
mit unser sünd; drumb hab gedult,
befilch die sach gott, unserm herren;
unser g'schlächt wol kan er meren
[76] zuo siner zyt, wenns im gefalt:
den lass du allein haben g'walt.
DELBORA.
Du solt mich, vatter, han darfür,
das ich gern g'fölgig syn wil dir;
ouch losen hie der muoter min,
der ist ouch g'fallen etwas yn.
HEVA.
Das ist nun war, min lieber mann,
Eins wundert mich, das ligt mir an:
wie hat es künnen müglich syn,
das unser erster sun Kain
hat dörffen sin'n bruoder Habel
zuo tod erschlahen mit fräfel?
vermeint ich hett, das hertz hett's gen,
das s' fridlich hettind z'ammen g'seen;
ouch das s' in Ei'm lyb warend g'lägen,
hett s' fründtlich g'macht und nit verwägen,
nun gar mir ist 's ein grusam ding
in minem g'müet, das ich's nit ring
kan uff mich nen, min lieber mann,
das ander, drumb ich wunder han:
das Kain und 's wyb sind darvon,
keins iren nit zuo uns ist kon,
das uns hett gnadet, d' ursach g'sagt,
wär sy vertriben hett, verjagt.
schon sind s' dahin umb'sinter sach
(wie hand s' nun künden on ursach
uns eltren lan?) g'louffen ir straassen.
's hertz sölt's inen nit zuo han g'lassen;
es sölt in g'macht han grosses leid,
das schandtlich mord und ir abscheid.
dann ich drumb grosses lyden han,
das mir das niemand glouben kan.
drumb, Adam, b'richt der ding du mich,
ich bitt dich drumb gantz flyssigklich.
ADAM
gibt ir antwort.
Wol hat das künden müglich syn,
[77] das unser erster sun Kain
ins mord ist kon und worden z' spott.
er hat erzürnt g'han übel gott!
wo man uff's böss sicht nach der b'gird,
der tüfel ei'm sin hertz verwirrt.
wo man in bösen, fräfnen sachen
gott vergisst, der sünd nachtrachtet;
so bringt der lust, der in der sünd
verborgen ligt, d' straaff glych dem wind.
dann wie bald d' sünd mit irem lust
ir fröud hat g'endet, so ist prust,
der mangel da im ougenblick;
die sünd yetz ligt also am strick,
das sy das hertz nit ruowen lat.
d' straaff volget druff mit dem unrat.
gottloss, verruocht wirt g'rad das g'müet,
in aller sünd üebt sich das blüet;
da ist kein gnad denn nümmen da,
wie d' selber weisst, liebe Heva.
schmackt uns die frucht nit wol des läben?
hat uns der böss nit d' reitzung gäben?
was sy nit süess und darzuo guot?
erschrack nit d'rab all unser bluot?
do d' fröud uss was, was volget druf?
der rüw und d' straaff gotts kam mit huff!
dromb, Heva, solt kein wundren han:
wo d' sünd ist, muoss' also zuogon.
gottlose und vermässenheit
bat mit ir bracht zerbrüchligkeit,
also das niemand achten thuot,
das d' sünd böss ist, das recht fast guot.
d'wyl Kain, unser erster son,
hat gott veracht, das böss ang'non,
dem tüfel g'loset z' aller zyt:
g'fallen ist er in nyd und gyt,
mit denen er ist g'syn umbgäben,
gantz rowem g'müet in all si'm läben.
gott hat do g'wendt sin gnad, ang'sicht
von im, und es zum Habel g'richt;
[78] Kain ist blyben im ellend;
gott hat sin ang'sicht von im g'wendt.
wo ein'r dann darff sin bruoder schlahen;
das minder darff er ouch anfahen:
vatter und muoter übergäben
und füeren ein verruochtes läben.
darumb, Heva, das böss und d' sünd
der dingen allen ursach sind:
so wend wir unser läben g'stalten
nach 's herren wort und sin bott halten,
damit wir hie im jamertal
dem herren g'fallind überal.
uff das wir wend im herren läben;
der well uns bessre kinder gäben!
HEVA.
Das thüeye gott im himmel d' oben!
ADAM.
Gott soll man prysen, allwäg loben
in allem, was gott handlen thuot.
drumb lond yetz fallen den unmuot,
liebe frow, ouch tochter min!
DELBORA.
Dir, vatter, ich gern g'fölgig bin.
ADAM.
So gond mit mir nach's herren wort,
wir wend yetz gon an unser ort!

Gond alle hinwäg.
HEROLDS
beschlussred am ersten tag.
Fromm! eerenvest! insonders wyss!
diewyl zuog'hört gott aller pryss,
das einig lob im sey verjähen!
was von im g'macht und ist beschenen,
alls hand ir's g'seen in disem spil,
das yetz ein g'sellschafft enden wil
uff disen tag für einen theil.
damit wir lernind unser heil,
den grund der rechten säligkeit,
die gott im anfang zuo hat g'seit
[79] dem Adam und menschlichem g'schlächt;
das diss wol werd verstanden, recht:
so merckend uff den herren gott,
der selb hat g'redt nachgende wort:
»ich gott, der d' sonn nach miner sag
verordnet hab zum heitren tag,
den mon und sternen uss min'r macht,
das s' dientind zuo der tuncklen nacht;
der selb hat d' meer gemacht ung'stüm,
das s' wüetend werdend, darzuo grimm;
also das yedes by sin'r macht
belyben sol, wie 's gott hat g'macht,
kein's g'walt, noch krafft nit habe mer,
dann wie 's hat b'schaffen gott, der herr,
verwandlet keins sin art noch bärden,
dann wie 's gott b'schuoff, liess yedes werden.«
darumb keins sin natur verlat,
es blybt, wie 's gott macht, und bestat.
das bracht er nit mit künsten z'wägen,
mit b'schweeren noch kei'm andren sägen,
durch keiner g'schöpfften eigenschafft:
alls macht er 's uss sin'r eignen krafft,
nach sinem willen, mit Ei'm wort,
wie er dann redt am andren ort;
er spricht: »uss min'r allmächtigkeit
hab ich all g'schöpfften zuobereit,
mit minem wort nach aller g'stalt;
das ich der wält hab menigfalt
verkündt und g'offnet offt und dick,
wyt, ferr und nach, alt ougenblick.«
gott spricht: »wäm ist verborgen g'syn?
wär hat mir d' wyssheit g'nommen hin?
was nit min wort vor dem anfang?
ist nit das g'seit und pred'get lang?
erhebt nit lut min wort ir stimm?
min urteil, d' warnung ruch und grimm?
hört man min wort nit an den straassen,
in höchinen, bergen starck dermaassen?
schrygt nit mein geist vor allen thoren,
[80] das on min hilff ist 's fleisch verloren?
hab ich nit vorhin, darzuo lang
min anschleg g'hebt vor dem anfang?
min krefftig wort brucht zuo den dingen,
ee ich wolt schaffen, nüt verbringen?
ee ich die g'schöpfft hab z'ammen g'lesen?
ist 's nit durch min wort g'ordnet g'wäsen
von ewigkeit, ee d' wält ist worden?
hab ich's nit vorhin lassen ordnen
durch min fürsähen und d' wyssheit?«
darvon dann g'schrifft noch wyter seit,
da Solomon dann uns gibt bericht
am vierdten capitel, da er spricht,
gott hab uss siner krafft und macht
kein g'schöpfften noch kein glychnuss g'macht
in siner b'schaffung, und darumb
in kleiner noch in grosser summ,
es sey 's manns, wybs g'stalt oder vychs,
fisch, vögel, g'würm und ir gelych,
under dem himmel, ob der erden
ald drunder, was er macht, liess werden:
das darumb der mensch ob sich sähe,
sonn und mon, kei'm eer verjähe,
ouch keinem sternen nach der wal
noch 's himmels heerzug überal;
uff das man kein g'schöpfft sölle nienen
da bätten an, noch keinswägs dienen.
daruff dann gott sin urteil gibt
dem, der nit by sim wort belybt,
die g'schöpfften gotts wend mer vereeren
dann in, den schöpffer selb und herren.
die g'schöpfften hat er nit drumb g'macht,
dass man sy höher dann in acht;
gott hat sy g'macht drumb uss si'm g'walt
allein uns menschen z' ufenthalt,
umb unser notturfft alle erden,
was gott hat b'schaffen, lassen werden,
uff das wir sin allmächtigkeit
lerntind verston, barmhertzigkeit;
[81] ouch gloubtind dem versprochnen somen,
das gott den hett gen, lassen kommen,
uff das er unser art annäme,
uss lutrer gnaden zuo uns käme.
sprach gott nit selb zuo dem Adam,
do nach der sünd er zuo im kam:
»sich! der mensch ist worden gelych
als unser einer, und billich
der guots und böss erfaren muoss,
für aller wält d' sünd werden, d' buoss,
die dann der mensch erlyden soll.«
das gott alls uff den legen wolt,
uff einen der dryfaltigkeit,
der wurd annen sin blödigkeit,
uff das sin'r sünden gnuog beschehe,
d' verzjhung alleinig man im verjähe.
dann d' sünd, die vom Adam ist kommen,
hat gott vergen, selb sy hingnommen,
durchstrichen, sy vertilcket gar,
das alle g'schrifft macht offenbar,
uns g'ordnet 's heil und säligkeit,
uss lutrer sin'r barmhertzigkeit,
in die Adam vertruwt, gloubt hat,
all sine g'schlächt, wie g'schriben stat.
dann ir vertruwen, hoffnung, glouben
uff gott ist g'syn in himmlen d' oben,
uff sines heil, das er wurd senden,
umb ire sünd in lassen g'schenden,
töden, stärben und begraben,
uff das sy kündtind d' hoffnung haben
uff unsern herren Jesum Christ;
das dann der eltest glouben ist,
wider den die port der hellen
kein g'walt nit mag darwider stellen,
den Adams glouben undertrucken.
gotts wort lasst im kein sylb verrucken
noch undertryben die warheit
mit g'walt, fräffne und mit falschheit.
kein andren gloub wirt kein'r erläben,
[82] dann den gott hat dem Adam gäben,
der einig gotts gnad hat erkent,
wie diss spil leert und's argument.
darby wir 's yetz wend blyben lon.
morn sönd ir allsand wider kon,
wie ir all hie versammlet sind;
denn werdend ir hör'n d' straaff der sünd,
wie gott dur'n sündfluss alle erden
vertilcken wirt, lon z' nüte werden.
drumb blaasend uf, ir spillüt, b'hend:
wir wend darvon, 's spil hat ein end!
HEROLD
am anderen tag.
Fromm! eerenvest! hoch-, wolgeleert!
diewyl gott uns den glouben mert,
durch sines wort den machet kund,
wie das bezügt selb gottes mund,
in welchem ist kein bschiss noch trug:
d' krafft volget druss, schnäll, on verzug.
dann wie der herr und ewig gott
d' himmel und erd erschaffen wott,
do brucht er 's wort, d' allmächtigkeit,
das allssampt ward in der warheit,
wie ir 's hand g'seen und selb vernommen,
das alle ding von im sind kommen,
uss sinem wort und eignem g'walt,
yedesse glychnuss, form und g'stalt.
noch hat so vil nit gmachet gott,
das im kein g'schöpfft drinn hilff thuon sott;
er hat ouch kei'm sin natur gäben,
das er von ir art müesse läben.
er hat ouch nit g'macht darumb d' erden,
das er der selb well tetlhafft werden;
die sternen drumb, noch 's firmament,
das er 's an sin nutz hab verwendt,
[83] ald das in d' krefft söllind verwäsen,
noch füeren uss sin göttlich's wäsen,
ald dass' in nöten söllind, zwingen
sin krafft noch macht in keinen dingen.
dann ee er die ding hat bereit,
was er ein gott von ewigkeit;
ee kein geschöpfft halt form und gstalt,
ist vorhin gsyn der gottes gwalt,
all sine krefften und d' wyssheit,
sin fürseen und d' allmächtigkeit.
do gott die ding hat wöllen zögen,
alls hat er 's uss sin'r krafft, vermögen,
uss kei'm zuothuon kein'r creatur
ald andren gschöpfften hilff noch stü'r,
besonder macht 's mit Ei'm gedancken.
darumb man nit sol darin zancken,
sin'r krafft und macht kein ursach stellen,
warumb ers alls hab machen wellen,
gott wolt sin werck darin erfüllen;
alls hat er 's gmacht umb 's menschen willen,
uff das er künd die selben niessen,
bruchen und sin notturfft büessen,
sin'r krafft und macht verstendig werden,
diewyl er läbte uff der erden.
Do aber sündet der Adam,
vom Paradyss ins ellend kam
und läbt uff erden in der sünd;
do überkam er vil der kind,
grad huob sin jomer, eilend an.
die ersten zwey, die er hat g'han,
schluog ein'r den andren selber z' tod.
uff das grad volget d' angst und d' not
dem Adam und si'm wyb und kind,
wie irs band g'sähen, lieben fründ,
uff gestrigen, vergangnen tag.
ouch hand ir g'hört gotts straaff und klag,
die er wider Kain selbs hat gfüert.
sin mord hat im 's gmüet so berüert,
das er kein ruow im hertzen hatt.
[84] darumb er buwt ein eigne statt,
uff das er kündte aller gstalt
sicher belyben, haben gwalt,
on alle gottsforcht möchte sünden,
mit sinem stammen und den kinden,
mit grossem pracht erzeigen sich,
syn wider gott, dem tüfel glych,
uss dem dann er erboren was,
das er und kind on unterlass
bruchtend gewalt und übermuot,
wie das yngab ir fleisch und bluot,
das alls vergifft vom tüfel was,
wie 's Kains thaten leerend bass;
dann uff die wält und iren pracht
hat er mer gseen und gott veracht,
dann uff das glück und sines heil.
drumb er der sünd ist worden z' teil
und hat der schlang, der tüfel gnon,
von gott über in gwalt überkon,
das er verzwyflet in si'm läben,
uff das er gott müesst widersträben,
lassen den tüfel han gewalt,
wie ers verhengt hatt aller gstalt.
das yetz ein gsellschafft in der yl
durch disen knaben öffnen wil.
darumb du, knab, vor yedermann
solt sagen das und zeigen an!
EIN JUNGER KNAB.
Fromm, edel, vest, ouch gnädig herren!
hie yeden, gnent nach allen eeren!
diewyl ein eerliche burgerschafft
uss heilger gschrifft, ir eigenschafft
hat wellen diss spil lassen ordnen;
vor allem ist man z' radt drin worden,
das man kei'm volck noch nation,
frömbd, heimisch, was uffs spil bar ist kon,
gar nienen well kein unzucht hüt,
mit worten im spil erzeigen nüt.
darumb wir wend hie yederman
[85] trüwlichen und fast gebätten han,
ir wöllind nit von dörnen truben,
noch von den distlen fygen kluben,
von rösslinen sugen schädlichs safft,
wie d' spinn dann thuot, das' gifft druss macht;
b'sunder lernend uss der heilgen gschrifft,
was unsern nutz und 's heil antrifft,
als' ymble uss siner art dann thuot,
das honig sugt uss yedem bluost.
das dann alls kumpt uss gotts wyssheit,
uss siner ordnung, fürsichtigkeit.
darvon dann Solomon gibt b'scheid
an sinem zehenden underscheid:
»uss 's herren krafft und sin'r wyssheit
hat gott den menschen zuobereit,
erschaffen, in zum vatter gmacht
der gantzen wält, nit on ursach.«
die selbig krafft hat in verhüet
uss lutrer sin'r erbärmd und güet,
mit der er gfüert ist uss sim faal,
uss siner überträttung überal.
der hat dem menschen wider gäben
gnad, sterck und krafft, darzuo im 's läben,
das er die g'schöpfft und gottes g'mächt
künd b'herrschen, bruchen, niessen rächt.
von diser krafft und wyssheit gotts,
die yeder mensch verjähen sott,
mit hertz und glouben recht usssprächen;
die kan das ungrecht also rechen,
den, der abtritt und wycht von gott,
das er verdirbt in siner not;
von Kain hats der wyss mann gschriben,
der uss si'm zorn hat muotwill triben,
sin'n bruoder tödt, der glöubig was.
drumb wott im gott nit schencken das;
er muosst sin mord, d' ungrechtigkeit
hert büessen und mit gfarligkeit;
dann er mit nyd, zorn was verruocht.
drumb er gott nit mit glouben suocht,
[86] und bleib verzwyfflet und verstrickt
in siner sünd, in gottes g'richt,
zuo dem Solomon noch wyter seit
von der gotts krafft und sin'r wyssheit;
er spricht: 4»hat nit der wassergussz
mit sinem grossen überfluss
die gantzen wält ertrenck, umbracht?
verflötz, verderbt die gottes raach?
hat nit gotts wyssheit da g'regiert,
den frommen erhalten ufrecht, g'füert?
durch ein schlächts holtz, das was die arch
den Noë erlösst gwaltig und starch,
uss siner wyssheit, eignem gwalt,
der alle glöubigen selb erhalt?
das man yetz alls in disem spil,
uff hütigen tag nun üeben wil:
wie Kain buwen hab sin statt;
wie d' hoffart den anfang gnommen hatt;
demnach wie Adam und sin stammen
hand angruofft all den gottes nammen;
ouch wie all sünd sind gangen fort;
wie do veracht ward gottes wort;
zuoletst, wie gott mit dem sündfluss
hat d' wält verderbt und gmachet uss.
dann Kain, der todschlegig mann,
wirt hütstags spil selbs heben an,
am selben gar lon nüt erwinden.
der kumpt dört här mit wyb und kinden,
kostlich bekleidt, darzuo angsthafft,
mit siner gantzen burgerschafft.

Musica.
Wie Kain gen Nod kumpt, überkumpt er Hanoch und sin wyb mit all si'm gschlächt; spricht er zuo si'm wyb Calmana.

Calmana! min hertz liebstes wyb!
im zorn gotts ich min läbtag blyb,
[87] gott hat sin fluoch mir also gäben,
min hertz wirt niemer frölich läben,
in forcht muoss ich uff erden wonen,
da hilfft kein warnen noch kein schonen.
mins bruoders tod, der yglet mich;
der zorn gotts, der thuot meren sich,
also das ich in allen dingen
nüt rechts noch frölichs kan verbringen.
das zeigt mir an die missethat,
die minem hertz kein ruow nit lat.
kein fröud ich find in minem läben,
dann das d' mir vil der kind hast gäben.
die wil ich lon einanderen finden,
nach lust sy lassen z'ammen fründen,
gen inen mich also verpflichten,
damit ich müg ein statt ufrichten,
ouch mich mit gwalt bewaren müg
durch sy, mit list, grad unverzüg.
dann ich vor gott bin flüchtig worden
und ston in ei'm verflüechten orden
und muoss vor angsten allwäg zitteren,
b'han plag uss forcht, min tag den ritten,
in disem zeichen allwäg läben.
zuor sicherheit das gott mir gäben
hat, zuo mi'm unfal uff der erden.
muoss ich schon nit erschlagen werden,
so muoss ich all min tag han sorgen,
in mim unfal zuoletst erworgen,
als bald den minen werden z' teil;
dann by mir ist kein glück noch heil.
wie bald sich mert mins vatters gschlächt,
so müesst ich werden irer knecht.
darumb ich mich und mine kind
wil fräfen machen, listig, gschwind;
damit wir kündind uns vertruwen
uff erd, ein statt wil ich hie buwen,
an andere durfft nit müessind kommen.
CALMANA.
Wie ich d' red, Kain, han vernommen,
[88] so gfalt s' mir warlich selber; drumb
mit dim radtschlag nit lang gang umb,
selb zuo'n kinden und zuo'n fründen;
die wirst all beyeinander finden.
wilt dann hie sicher syn, ruow han:
din meinung zeig in'n selber an.
wiewol ich bin ein büwrin gsyu;
vil lieber ich yetz stattlich bin,
wil sittlich, hoflich lieber läben,
dann mich ins buwrenwerck ergäben.
zuo dem ich ouch der meinung bin,
sy werdind lieber burger syn,
dann buwren blyben all ir tag.
drumb dir ich das wol radten mag,
das, wie d' fürgnon hast, buwen d' statt,
fiirfaren solt nach dinem radt.
doch minen sun, Hanoch genannt,
lass dir am basten syn verwandt,
bedenck in wol für ander all!
KAIN.
An im ich han gar kein missfal,
min frouw, nit anders solt du achten;
in wil ich für die anderen trachten,
ouch gon einswägs zuo inen hin,
in'n zeigen an die meinung min.

Gat zuo inen den nächsten.
KAIN
gat zuo allen sinen kinden, kindeskinden und fründen; spricht zuo inen.
Min lieber sun, Hanoch genannt,
diewyl du bist mir z'nächst verwandt,
mit dinen brüedern und den kinden!
zuo den ir enckle und ir fründen!
hie jung und alt, ouch wyb und mann!
die wil ich gmeincklich bätten han!
diewyl ich bin gsyn also verruocht
und uff mich kon ist gottes fluoch,
wie ir dann wüssend on min sagen,
drumb das ich Habel han erschlagen,
min jüngsten bruoder, in dem väld:
[89] so bin ich flüchtig in der wält
und hasset mich ouch alle erden;
von iren rych nit mag ich werden.
der fluoch allein gat nit über mich,
besunder dazuo über üch.
damit wend wir uff erden blyben:
handwerck, künsten müend wir tryben.
damit wir vor mins vatters kinden
on ire hilff ouch blyben künden
uff erdterych hie mit unserm gschlächt,
nie werden müessind ire knecht;
so han ich das mir fürgenommen,
wenn ich mit radt darzuo mag kommen:
mit üwer hilff, nach mim vertruwen,
ein statt grad dahin wett ich buwen
mit schlossen, thüren und mit muren,
damit wir nit belybind buwren,
all unser tag mit übel zyt
erneren müessind ferr und wyt
uns selb, darzuo all unsere kind.
das trachtend ouch, ir lieben fründ:
wenn sich mins vatters gschlächt wirt meren,
das wir uns mügind ir erweren;
dann ires wäsen, thuon und lon
wirt niemermer recht zuo uns ston;
der hassz wirt nemmen überhand
gen mir, diewyl ich läb im land;
dann ir wol g'seend: d' forcht in mir lyt;
min zitteren üch d' anzeignung gyt.
drumb, lieben kinder, enckle, fründ!
so ir wie ich hie gsinnet sind:
da gäb ein yeder antwort drumb,
wie ir hie stond, in Einer summ;
doch wirt die statt von minem sun
in ewigkeit den namen han.
HANOCH
der erst sun Kains, gibt antwort und spricht.
Min lieber vatter! din radtschlag
gefalt mir wol uff disen tag.
[90] hasset uns d' erden und die wält
und sind nit sicher in dem väld,
an keinen orten uff der erden:
so wend wir endren unsre bärden,
unser natur mit allem läben;
ouch niemand rechte antwort gäben.
wend Adams kind dann uns durächten,
so mügend wir in'n widersprechen
vil bass in der statt, dann uff dem land.
d' statt wirt ir gröster widerstand,
wenn wir belybend hindern muren.
sy wend wir blyben lassen buwren
und 's väld lon buwen, wyl sy läben,
diewyl d' erd nun frücht wil in'n gäben,
müend wir dann mangel han am korn,
an anderer spyss, glych hüt ald morn;
so wett ich mich des nit beschemmen:
gend s' uns nit ouch, selb wett ichs nemmen.
dann ich, min frouw, ouch andre kind
dir billich, vatter, g'horsam sind.
wiewol ich bin ein buwrsmann gsyn;
vil lieber ich yetz stattlich bin,
schön, hüpsch, zierlichen, wol bekleidt,
dann do wir hüt und beltz hand treit.
HANOCHS FROW
redt in nammen iren selbs und irer kinden.
Ich, vatter, des ouch gsinnet bin,
das ich wil sampt den kinden min
vil lieber sitzen in ein'r statt
und rüewig wonen, styff und satt,
dann füeren 's läben büwrsch und grob,
vil grösser wirt sin unser lob
in aller wält, wo man es seit,
wie glych sich etwas zuohär treit,
von wem es well; so gilt es glych.
wol hüpschlich mag ich b'kleiden mich
nach unserm staat mit linwat, syden,
das wir dann künnend wäben, schnyden;
wie dann hie Lemechs kinder hand
[91] z' erst g'funden kunst in disem land.
die künst bass zimmend in ein statt
dann ussthalb, da mans nien'r für hatt.
drumb wie bald d' statt usrichten witt,
so hilff ich, es b'schäch morn ald hütt.
IRAD
Hanochs sun.
Grossvatter Kain! das mir gfalt,
das dir und uns witt machen gwalt,
sicherheit zuo unserm läben.
din fürnen, d' meinung ist mir äben;
ouch gfalt mir wol der anschlag din.
ich wil ouch lieber stattlich syn,
in künsten mich ufziehen lassen,
das gschickt wir werden wend dermassen,
min frouw, darzuo ouch mine kind;
uff das wir werdind kunstrych, gschwind.
so mügend wir uns also gstalten,
in bürgerlichen sitten halten,
hoflichen uns bekleiden, wol,
wie 's burgers kinden zimmen sol,
wie Hanoch gseit von unserm stammen,
das kostlich b'kleidt sind allgottssammen;
zuo dem das bessre sicherheit
in stetten ist, darzuo fryheit.
wil dann das volck nit underlassen;
wend Adams kind uns allwäg hassen:
so müend s' den bösen an uns finden,
on ang'seen, das wir sind der fründen.
min arbeit wil ich strecken dran,
mit wyb und kind, so best ich kan,
mich dir im besten gern verpflichten,
die statt dir gern helffen ufrichten.
IRADS FROW
redt in nammen ir selb und irer kinden.
Ein stumm und narr wurd das bald leeren:
so man sich, wol, wältlich, nach eeren,
stattlicher, bass erneren kan,
dann wo man muoss im göw husshan,
[92] in dörffern, under'n groben buwren.
dann in den stetten, hinder'n muren,
es sigind töchteren oder knaben:
vil bessere frist da mugend s' haben,
d' handtwerck bass leeren, d' sitten, zucht.
darumb ist ouch grösser zuoflucht
dann in den dörffern, lieber Kain!
drumb statt min meinung glych di'm sin.
in stetten sind ouch besser weiden;
zuo dem man kan sich bass bekleiden,
wie das anzeigt der ougenschyn.
darumb ich mins manns meinung bin.
in stetten man ouch höflicher ist,
so usserthalb der dingen prist.
darumb ich wil hie gvolget han
dem Kain und mi'm bider mann.
MAHUJAËL
Irads sun.
Mi'm vatter da folg ich: Irad,
der recht darzuo geradten hat.
füruss kluogkeit suoch ich der wält,
ouch iren pracht mit guot und gält,
was zytlichs wolläben mag syn;
fast gern ich by den g'lüsten bin,
min hertz und gmüet darmit umbgat.
drumb ich fast gern folg disem radt,
das unser g'schlächt stattlichen werd,
ouch burgerlich uff diser erd,
erzogen uf, dem adel glych.
so unser gschlächt dann meret sich:
wol mögend wir mit grossen nützen
in der statt das unser besitzen.
zuo dem wir ouch mit unsern kinden
mit fröud wol kündend zsammen fründen.
drumb mich kein arbeit sol nit duren.
vil lieber blyb ich hinder'n muren,
dann in den dörffern, uff dem göw.
des anschlags ich mich gar erfröw,
mit dem ich wil gern kosten han.
[93]
MAHUJAËLS FROW
redt in nammen ir selbs und irer kinden.
Ouch gfalts mir bass, min lieber mann,
in der statt köstlichen sitzen,
dann in den dörffern höltzle spitzen.
da kan man d' hofzucht vil bass leeren,
ouch unser rychtag usnen, meren,
alle handtwercker bass erhalten;
in summa: unser läben gstalten
mit allen glüsten und den läben.
uns mügend wir vil bass erheben,
all unsre gschlächt ansichtig machen.
ich muoss ouch mine kinder trachten:
die hand by Lemechs kinder gleert
ir künsten, all, was darzuo g'hört,
form und gestalt, mit allen dingen;
künstlich, höflichen kündend s' singen;
welches dann alls uss mi'm verstand
nit dienen mag uff's buwren land.
darumb ich blyben styff und satt
der meinung, das gmacht werde d' statt.
METHUSAËL
Mahujaëls sun, redt.
D'wyl Mahujaël, der vatter min,
die muoter, darzuo beid hand den sin,
das' ir verhoffen styff und satt
allein hand gstellt uff Kains statt,
die er hat genennt Hanochia;
darumb wir dann stond allsand da:
gern wil ich mich zuo üch verpflichten,
helffen die buwen und ufrichten
mit miner frowen und den kinden.
uns sol man allwäg willig finden,
es ist wol war: Lemech, min sun,
hat wider 's gsatz zwei wyber gnun,
by denen beyden hat er kinder,
die sind kunstrycher und vil g'schwinder
dann unsere kinder all gotzsammen.
sy übertreffend alle stammen
[94] in sitten, bärden, ouch in zierden,
uff erdterych sind sy nienen gfierder.
von inen selbs hand s' künst erdacht,
uss iren höuptern z'wägen bracht.
die wend wir zuo uns kommen lon,
ouch wärben, die darmit umbgon;
zuo allen zyten durch das jar
kouffmännisch ziehen hin und har,
ouch unser war mit nutz vertryben,
derselben nüt lon überblyben.
so mag dann 's g'schlächt, all unser stammen
mit eeren b'halten disen nammen
in aller diser wyten wält
und überkommend gold und gält.
METHUSAËLS FROW
redt in nammen irer selb und irer kinden.
Methusaëln, mi'm mann, ich folg;
dem ich bin warlich hertzlich hold,
das er uff pracht stellt diser wält,
die man nit hat on gold und gält.
zuo dem man d' vile der rychtagen
in dörffern wol nit mag erjagen;
man muoss in stetten nun erwärben,
mit gyt und wuocher zsammen schärben;
dann uff dem land die übel zyt
nüt anders dann ruchs läben gyt.
das hat min sun Lemech betracht
und hat vil gschickter kinder gmacht.
der hat sich nit an niemand keert,
er hat sin g'schlächt also gemert,
das 's übertrifft all unser stammen.
darumb ich folg; und wil mit nammen,
das unsre kinder habind gwalt,
einandren z' nen, wie 's inen gfalt,
nach iren b'girden und gelüsten,
ir hochzyt wil ich s' lassen rüsten
nach ir'm gefallen und wolläben,
keins nit mit zwang dem andren gäben.
so wirt ouch gmert denn unser g'schlächt
[95] und blybend herren und nit knecht,
dann unser stamm, der grösser huf,
wie bald er ist erwachsen uf:
so wend wir bass mit unsern lüten
das kleiner völckle überstryten;
dann Adams g'schlächt, ouch siner kind,
vil minder ir dann unser sind.
wöltind sy uns glych hassen, fynden;
so hand wir so vil hüpscher kinden,
das wir sy all mit g'werter hand
verjagen wellend uss dem land.
darumb ich wil ein burger syn,
d' statt z' richten uf ich g'sinnet bin.
LEMECH
der sun Methusaëls.
Kain! Hanoch! ir lieben fründ!
dessglych ir all mit üwerm gsind:
Mahujaël! darzuo Irad!
Methusaël! wie yeder hat
geradten hie sampt üwern frowen:
nit kan ich d' sach anders beschowen,
dann das ich mir wil gfallen lon,
was g'radten ist, und by üch ston,
an allem gar lon nüt erwinden
by minen wyben und den kinden.
dann min erst wyb hie, Ada gnannt,
die ist mir worden so bekannt,
das s' mir zwen sün nach aller zal
geboren hat: Jabal, Jubal.
beid sind s' min sün und üwer fründ;
von Ada kon all beide kind.
Jabal ward z' ersten, ist nit geistlich,
wältlich g'naturt, darzuo gar fleischlich,
er lydt sich nit, ist gar vergäben;
grad wo er ist: wol wil er läben.
darumb er thuot in hütten wonen;
schaaff, rinder, kelber und kaponen
zücht er uf, ouch böck und wider,
er sy dann voll, nit gat er nider;
[96] fleisch, ancken, milch by'm aller besten!
in'n alpen 's vych kan er wol mesten,
mit allem gfügel uff dem väld;
er lösst daruss gross guot und gält.
das üebt er mit si'm wyb und kinden,
teilt ouch das selbig mit den fründen.
Aber Jubal, der ander son,
hat dise kunst im überkon:
er kan all stimmen zsammen ordnen,
nun gar artlichen ist er worden
mit der pfyffen und trummeten;
das alls wol dienet grossen stetten.
die music leert er wyb und kind.
gäb wo man ist, sy frölich sind.
die wil ich zuo üch wandlen lon,
uff das d' statt mög im wäsen b'ston.
By'm andren wyb, by miner Zilla,
ein sun ich gmacht hab nach mi'm willa;
min aller liebster fründ Kain!
den hab ich gnennt Thubalkain.
der hat uss im selbs fry erdacht
das bergwerck, d' metall z'wägen bracht.
er kan das ysen schmiden, leiten;
stahel, mösch und kupffer scheiden:
mässer, schwärdter, schlosswerk machen,
das zuo dem stryt und derglych sachen
wol dienen wirt in unserm läben.
Min Zill hat mir ein tochter gäben,
Naëma gnant, wie ir dann wüsst;
irs glych uff erd gar nienen ist.
die hat das wäben und die gspunst,
den lynwatgwärb mit aller kunst,
syden, sammat uss ir kluogheit,
d' kleidung erdacht und zuobereit.
Die beide hand ouch wyb und kind;
vil gschickter sy, dann niemands, sind.
dann ee min kind sind boren worden;
darvor ist das gsyn unser orden:
mit beltz den thier'n warend wir glych.
[97] yetz sind wir b'kleidt hochfertigklich,
das niemand mag unser kluogheit
übertreffen und g'schickligkeit.
drumb ich und d' frowen sampt den kinden,
mit minem stammen und den fründen,
wend üwerm radt gern g'folget han.
nit mer! dann gryffend 's dapffer an,
d' statt richtend uf mit g'schwindigkeit,
wir sind all willig, darzuo b'reit.
ADA
Lemechs erste frow.
Ich ston Lemech, mi'm mann, ouch by.
ZILLA
die ander frow Lemechs.
Und ich darzuo, glych was es sey.
JABAL
der erst sun Ade.
Mit guotem lust bin ich bereit;
darzuo min art, geschickligkeit,
min haab und guot mit allem vych
wirt selber wol erzeigen sich.
JABALS FROW.
Diewyl dann min mann sich und mich
erneeren kan uss sinem vych,
dardurch wir schläck und guot mulfee
für andre stammen habend mee,
ouch läbend wol in allen g'lüsten:
so wil ich d' statt ouch lassen rüsten,
damit wir nit im göw vergäben
schlächtlich ässind, übel läben.
dann ich mi'm mann glych gsinnet bin;
fast gern ich trinck den besten wyn,
iss ouch vil lieber guot caponen,
rebhüener, vögel und fasonen,
dann schlächte spyss, mit übel zyt.
darumb der radtschlag in mir lyt,
das ich wil volgen hie der menge,
wie 's abg'redt ist nach aller lenge.
[98]
JUBAL
der ander sun Ade.
Min gsang und alle seitenspil,
die machend das ich volgen wil
mit miner frowen und den kinden.
THUBALKAIN
der sun Zille.
Unwillig sol man mich nit finden;
min hammer, zangen und min kunst
darzuo mir s' hilff gend, grossen gunst.
NAËMA
die tochter Zille, Thubalkains frow.
Min blatt und's schiffle zeigend an,
das ich die kunst erfunden han.
darumb ich ouch gern volgen wil
und losen dann dem seitenspil.
KAIN.
Ir sün und kinder! liebe fründ!
wie ir allhie versammlet sind!
ich dancken üwer fruntligkeit,
das ir mir z' helffen sind bereit.
nit mer! wol dran! es muoss nun syn;
ich sunstig vor nit rüewig bin,
es sey dann vor ufg'richt die statt,
die muren ziert, g'macht wyss und glatt,
nach miner b'gird, on allen prust.
drumb werchend all und thuond 's mit lust!

Yetz buwend sy die statt.
MEISTER STEINMETZ
nimpt sin blywag und spricht zum zimmermann.
Mein lieber meister zimmermann!
demnach ich d' statt gemessen han,
der blywag nach mit minem g'sicht:
so ist sy grad und wol ufg'richt.
darumb so mögt ir sy probieren,
mit üwerm winckelmess justieren.
MEISTER ZIMMERMANN
probiert sy mit sinem winckelmess und spricht.
Wol, meister steinmetz, mir gfalt
[99] die statt und mur nach aller gstalt;
dann alle eck, tryangel, winckel
hand g'stellt und gmacht in senckel.
so ist alls recht, und wol probiert,
ins winckelmess, grad ufgefüert.
BUWMEISTER
redt zuo beiden meisteren und dem tachdecker.
Genuog ist g'redt von diser sach!
schnäll gond yetz hin, und machend 's tach,
die hüser, bastyen, thürn und thor;
drumb werckend vast und thuond wie vor!
TACHDECKER.
So bringend pflaster, ziegel mir,
ee ich in miner kunst verirr;
so wil ich d' statt han deckt so bald,
das sy muoss haben form und gstalt.
BUWMEISTER.
Ziegel, pflaster, holtz und stein
gnuog sond ir finden, gross und klein.
darumb ir dörffend nit vil dichten.
wie bald ir die statt gar ufrichten,
so sol üch allen (das ist war)
die b'lonung werden also bar!

Musica.

4. Akt

Actus quartus.

ADAM
redt zuo Seth, Enos, Kenan und zuo allen wybern und kinden.
Ach gott! mins völckle! lieben kind!
der tagen vil uff mir ich find:
es ist grad dryssig und hundert jar,
das Seth, min sun, mir ward, fürwar!
den gab mir gott an 's Habels statt,
den Kain z'tod erschlagen hat.
glych ist er mir, miner biltnuss,
mit form und gstalt, guot überuss.
mir ist er von dem herren kommen.
der hat im geben ouch ein somen,
[100] Enos genannt, by minen tagen.
der wirt vom herren kundtschafft sagen,
von siner zuosag rechnung gäben,
vor gott mit glouben wirt er läben.
sin gschlächt sich streckt in alle land.
der hat ein sun, Kenan genant;
sim vatter wirt er flyssigklich
in gott gelouben und ernstlich,
gern volgen nach in guoten sitten,
gott einig ruoffen an und bitten.
darzuo ich üch, ir lieben kind,
wie ir sind gnennt, da by mir sind,
wil bätten han bi'm allerhöchsten:
des einigen gotts sond ir üch trösten,
zuo allerzyt den ruoffen an,
der einig üch z' hilff kommen kan.
keins sol das ander übergäben,
fründtlich und lieblich sond ir läben;
dann Kain, min der erste sun,
ist jämerlichen von mir kun
(wie ir dann wüsst), ist gsyn vermässen;
dem hat der tüfel's hertz besässen,
also das er mordlicher that
sin bruoder z' tod erschlagen hat
on ursach, uss vermochtem gmüet.
dardurch vergifft ist all sin bluot,
d' natur, sin art mit sünd umbgäben.
der füert ein schandtlich, üppig läben;
dann was von im erboren wirt,
im noch wirt 's schlan und syn verwirrt;
diewyl sy uff der erden läben,
dem herren werdend s' widersträben
im unglouben und missz'vertruwen.
zuo dem sy drumb ein statt hand buwen,
das sy schmaach, schand on underscheid
verbringen kündend d' üppigkeit,
alle hoffart thuond sy pflantzen:
pfyffen, singen, springen, tantzen
üebend sy on alles schemmen.
[101] wider gott sy wyber nemmen,
nach iren b'girden und mit schand,
und merend sich durch alle land.
niemands fürchtend s' uff der erden,
all wend sy herren, Fürsten werden,
regierend d' land mit zwang und gwalt
ir keiner thuot, was gott gefalt.
ouch tröwend s' mir und unserm stammen;
den wend s' ussrüten allensammen.
drumb, lieben kind, üch wil ich hatten:
des herren wort nit überträtten;
mit hatten, truwen, warem glouben
gott sönd ir prysen, allwäg loben,
damit wir in dem herren laben
der well uns sin gnad allen gäben!
HEVA.
Ach gott! min mann! ouch lieber Seth!
darzuo wol dient ein empsigs bätt.
Enos! Kenan! das sönd ir wüssen,
wyb und kind sönd des syn g'flissen,
das ir der reden allwäg dencken!
gott straafft das böss, thuots niemand schencken,
wo man ist, in allen landen,
vom vatter band irs wol verstanden,
darumb der Sünden massgend üch!
in forcht ein yeder halte sich
im herren gott, mit dem vertruwen,
das einig ir all uff in buwen,
verhoffind uff sin heilgen somen!
der wirt nach sin'r sag also kommen,
mit solcher krafft und herrligkeit,
das einig sin barmhertzigkeit
uns lösen wirt uss aller not,
also das uns der zytlich tod
nüt schaden wirt in d' ewigkeit
zuo ewiger fröud und säligkeit,
dar unser seelen kommend hin;
da werdent s' sälig allwäg syn.
[102] den selben glouben wend wir bstäten
mit unserm opffer und mit bätten.
SETH
gibt antwort.
Wiewol ich bin ouch guoter tagen
(hundert fünff jar, muoss ich sagen,
grad was ich alt, do ich min sun
Enos von gott hab überkun,
min lieber vatter, wie du weist):
doch bin ich von üch beiden tröst,
ouch allentklichen underricht,
das z' förchten ist wol gottes g'richt,
sin urteil, nach sin'r grechtigkeit,
damit er d' sünd straafft. d' üppigkeit
uff erd, die sünd kan er nit dulden.
guots und böss thuot er beschulden;
das böss er straafft, das guot er b'lont.
diewyl dann gott niemand verschont,
so wil ich hie min wyb und kind
leeren fliehen allwäg die sünd.
dann ich wol weiss: 's fleisch ist verderbt
durch d' sünd, die dann gott widersträbt,
dem heilgen geist, nach irer art;
die aber gott, sin gnad verwart,
verhüet, vergoumt uss sim fürseen.
der dann den dingen krafft kan gen,
das fleisch mit geist so wol vermisten,
die selben regieren und zuorüsten,
also das der mensch aller gstalt
von im wider d' sünd mag haben gwalt,
die selb verlon und einig gott
vertruwen, halten sin gebott.
so sol ich billich, lieben kind,
üch straaffen, weeren alle sünd,
diewyl er die verbotten hat
und uns d' verdamnuss daruff stat.
drumb flyssend üch zuo der arbeit
und flühend alle üppigkeit;
[103] dann müssig gon on übelzyt,
vil böser dancken schad es gyt.
SETHS FROUW.
Das sönd ir trachten, lieben kinden:
gern werckend, allwäg fliehend d' sünden!
dann ir vom vatter hand verstanden,
ouch von der muoter, was verhanden
yetzmalen ist uff aller erden:
das d' sünd und schand wil g'ufnet werden.
darumb wir gott wend rüeffen an,
das er uns helff und well byston
mit siner gnad und heilgem sägen,
uff das wir werdind nit verwägen.
ENOS
Seths sun.
Gwüss wirt anzeigen min gestalt,
das ich nüntzg jar bin worden alt,
do mir min sun Kenan ward gen.
zuo dem ich weiss, kan das vernen,
wär sich ergibt in öde rott,
an böse gsellschafft wider gott,
der mag den g'lüsten nit entrünnen:
verfürt er wirt, kompt von den sinnen;
er thuot im selber usserwellen
unartig, böss, muotwillig gsellen;
die machend in böss und verruocht.
glychs und glychs einanderen suocht.
demnach nüt anders volget druss:
über die katz thuot herrschen d' muss,
ouch d' stüel die stygend uff die benck;
demnach der bossheit wachsend g'lenck.
schnäll ligt dann gott und grechtigkeit
im kaat mit aller erberkeit.
Kain der ding ein spiegel ist:
dem gottsforcht, alle frummkeit prist,
euch sinen kinden und dem stammen.
die wybend schandtlich, üppig z'sammen
wider gott, nach iren g'lüsten.
yeder thuot sich also rüsten,
[104] das ein'r den andren bring in d' schand.
kein underscheid in sünden hand s';
sy wänend, welcher gang embor
und stand der sünd am meisten vor,
der sey ein buse und der gröst.
in bossheit wil syn kein'r der böst.
das gott dann nit erlyden kan.
SIN WYB.
Geloub mir das, min lieber mann:
ir urteil ist vor irer thür.
das 's inen wol gat für und für
in diser wält, wie sy 's begärend:
mit eigner schand sy das gewärend.
darumb s' nit dörffend kundtschafft stellen:
gott weisst wol, wie s' allsampt sind gsellen;
der wirt in'n ouch zuo sinen tagen
die buoss druff und die urteil sagen,
wenn 's im wirt gfallen und wol kun.
drumb, liebe kind, üch bitt ich nun,
die reden wellind ir wol trachten
und müssig gon den bösen sachen,
und gott allwäg vor ougen han,
vereeren den und rüeffen an.
KENAN
Enos sun.
Wiewol ich fast der jünger bin;
doch bin ich sibentzig jar alt gsyn,
do ich Mahalaleel, min sun,
von gnaden gotts hab überkun.
dem sol ich billich, im, den kinden,
recht leeren sy und weeren d' sünden.
Kains geschlächt thuot sich nit schemmen,
wider gott sy dörffend nemmen
Einer zwey wyber in irem land;
das ist fürwar ein spott und schand.
Lemech hat 's thon, Methusaëls sun;
von dem ist alle hochfart, kun,
aller hochmuot in diser wält.
sin kind erdacht hand gold und gält,
[105] das bergwerck, melall giessen, schmeltzen;
uns ist das gsyn fast allen seltzen.
dardurch sy kun sind in die acht,
für alle wält füerend s' den pracht,
bekleidt sy sind den fürsten glych,
on übelzyt sind s' worden rych,
ir sorg ist nüt dann trincken, fressen,
in fröuden läben, syn vermässen;
sust gar sy hand kein übelzyt,
dann nur gott schenden, und den gyt;
das ich dann wol gelouben kan,
gott werd sy drumb ungstraafft nit lon.
SIN WYB.
Das gloub ich, mann, biss sicher gern,
gott werd 's nit lyden hür und fern;
wenn 's in wirt duncken zyt, gnuog,
so wirt er 's straaffen wol mit fuog.
das übel warlich ist, ze sorgen:
der guot und böss muoss dran erworgen.
das fassend z' hertzen, lieben kind;
dann gott, der hasset alle sünd;
gar schädlich ist 's, im muotwil läben,
on forcht dem herren widersträben.
das sond ir üch lon z' hertzen gon,
gott förchten, in vor ougen han.
MAHALALEEL
der sun Kenan.
Alt was ich fünff und sechtzig jar,
do mir min frow den Jared bar;
von gnaden gotts der ist min sun.
dem wil ich min leer gäben nun,
ouch miner frowen und den kinden,
uff das sy hüetind sich vor'n sünden.
füert Kains gschlächt ein schandtlich läben;
thuot der Lemech gott widersträben:
so hüetend üch in denen sachen,
das wider gott kein ee ir machen;
besonder lond üch z'sammen gäben
nach 's herren g'heiss; und darneben,
[106] damit zwey läbind in Ei'm fleisch,
zwo seelen b'haltind und Ein geist:
sönd ir üch nit nach üwern glüsten
in Kains gschlächt eelich vermisten,
besunder also z'sammen fründen
in unserm stammen under'n kinden;
dann Kains gschlächt unglöubig ist,
dem Lemech aller frommkeit prist;
uff denen dann stat gottes fluoch.
drumb förchtend in, sind nit verruocht;
so wirt dem tüfel 's houpt zerbrochen,
wie gott zuoseit, uns hat versprochen.
SIN WYB.
Min mann! fast wol ich kan gedencken,
gott werd in'n beiden nit vil schencken,
beiden stammen sampt den gschlächten.
gott wirt nit lassen mit im rechten
noch reiten umb der sünden willen.
den hochmuot kan gott sunst wol stillen
zuo siner zyt, wenn 's im gefalt,
das z' nüti wirt ir pracht und gwalt
im ougenblick, nach 's herren sag;
dann er der zyt wol beiten mag.
so gwüss als gotts rych ewig bstat:
so gwüss ung'straafft er d' sünd nit lat.
darumb, ir kind, so b'haltend das
und förchtend gott on underlass.
JARED
Mahalaleels sun.
Hundert zwey und sechtzig jar
was ich grad alt, do ich fürwar
Hanoch, min allerliebsten sun,
vom herren gott hab überkun.
der förchtet gott in all si'm handel;
vor im ufrecht füert er sin wandel;
gar hat er sich an gott ergäben.
der wirt im strecken so sin läben,
in nemmen hin ab diser erden,
das druff er nit wirt g'sähen werden
[107] von kei'm mensch nit, der bluot und fleisch
hat, läbt lyblich mit seel und geist.
wenn das werd b'schähen, welcher gstalt,
das wirt gott wüssen, der den gwalt
alleinig hat in allen sachen;
der kan wol das und anders machen;
das wil ich im alls z' handen stellen.
SIN WYB.
Alls stat 's in sinem usserwellen,
in sim fürsähen und wyssheit,
alls nach sim gfallen, von ewigkeit.
darumb man kan all sinen sachen
kein radtschlag nit darwider machen;
in allem, was gott gfallen thuot:
grad wie ers macht, alls ist es guot.
darumb man sol in einig han
für unsern gott, in rüeffen an.
HENOCH
Jareds sun.
Grad wirt anzeigen min gstalt:
sechtzig fünff jar bin ich worden alt,
do ich Mathusala, min sun,
vom herren gott hab überkun,
der sol vor im also beston:
frommklich, der b'girden müessig gon,
fleischlichen glüsten widerstreben,
füeren vor gott ein sälig's läben;
ouch d' välder buwen mit arbeit,
sich flyssen aller grechtigkeit.
wiewol ein zwyfel in mir lyt,
der mir unmuot und kummer gyt,
in minem hertzen wunder bringt:
das' bösen lüten allwäg g'lingt,
und ire anschleg für sich gond,
mit allem glück emboren stond;
wie ich dann han verstanden wol,
das niemand prysen, loben sol,
dann Kains stammen und sin gschlächt.
allwäg in sachen gond ufrecht,
[108] die herrligkeit mit allem gwalt,
in'n eer und guot hüffling zuofalt;
über das sy gott, den herren,
schmähend, schändend und nit eeren,
grad läbend uff erdtrich, wie das vych,
in sünden, lastern üppigklich.
wir förchtend aber unsern gott;
gern hieltind wir all sine bott,
so vil uns gott genad wölt geben,
gern füertind wir ein säligs läben.
so schickt uns gott die straaff und plag,
angst, jomer, not und alle tag.
das b'schwärt und engt mich lycham fast.
uff erd hand wir kein ruow noch rast.
dess ich mich nit verwundren kan,
ob gott dran müg ein gfallen han,
in der bossheit und allen sünden.
doch kan ich das in mir wol finden:
wo einer sey, in welchem land:
recht thuon, das sey ein sälger stand;
und halte gott den underscheid:
das böss er straafft mit grechtigkeit,
das guot belon uss lutrer gnad;
dann alls alleinig an im stat.
darumb ich wil mich flyssen, schicken,
min wyb und kind ouch unterrichten,
das s' fliehind d' hochfart, alle sünd,
und haltind sich wie gottes fründ;
das s' ligend ob aller arbeit
und üebind alle grechtigkeit.
zuo dem wir wend den nammen 's herren
ruoffen an und in vereeren
mit glouben und gerechtem läben.
SIN FROW.
Kein bessren radt kan ich ouch gäben:
wir bittind für Kain, sin gschlächt,
das gott erlüchten well sy recht,
bekeeren sy von iren sünden,
damit sy gott ouch kündind finden,
[109] gelouben mügind sin'r zuosag
des heils; darzuo gott hat sin tag
fürgseen, verordnet zuo sin'r stund;
den uss hat gsprochen gottes mund:
er well der schlangen gwalt, bossheit
hinnen uss sin'r barmhertzigkeit,
so zuo uns fründen, der gestalt,
das d' schlang zuo uns muoss han kein gwalt.
d'wyl alle kraafft an gott dann lyt,
wil er min mann nen vor der zyt:
so bschäch der will gotts z' allen tagen;
dem wil ich allwäg danck drumb sagen.
MATHUSALAH
Henochs sun.
Hundert achtzig siben jar
grad was ich alt (ist offenbar),
do mir min sun ward, der Lamech;
vor gott der sol wandlen ufrecht.
hat er uns allen, der menschheit
das heil versprochen, zuogeseit:
so zwyfl ich nit, bin dess vertröst,
wir werdind allesampt erlösst
uss lutrer gnad, barmhertzigkeit.
dann ein'r uss der dryfaltigkeit
sol kon on sünd uff dise erden,
von uns fleischlich erboren werden,
wie gott uns hat das selb versprochen;
der wirt den tüfel überbochen,
im nemmen allen sinen gwalt.
d'wyl gott es dann also gefalt:
im wend wir glouben, styff vertruwen,
vest unser hoffnung uff in buwen,
die einig setzen in den herren,
mit opfferen, bätten in vereeren.
SIN WYB.
Das wär min radt vor allen dingen:
so wir dem herren opffer bringen,
das vor wir uns erinnind wol
mit gloub und rüwen, wie man sol.
[110] wil er uns 's heil vergäben schencken,
sin somen gen: dran sond wir hencken
all unser tag, diewyl wir läbend.
drumb, lieben kind, üch gott ergäbend,
vertruwend, sähend all uff in
mit hertzen und mit üwrem sin
ouch allen krefften, wie ir mugend,
damit ir läbind in der tugend,
in der lieb, die gott gefalt,
uns z' helffen hat er allen gwalt.
dess nammen wir wend rüeffen an,
der dann uns sälig machen kan.
LAMECH
Mathusalahs sun.
Do ich alt was grad ungefar
hundert zwey und achtzig jar,
do ward mir min sun, der Noah,
vom herren gen, nit on ursach.
wiewol ich schlächt, einfaltig bin,
so gseen ich ouch den ougenschyn,
das alle, die uff gott thuond sähen,
mit glouben in thuond recht verjähen,
erkennend in zuo aller zyt:
uff denen aller trüebsal lyt;
unglück, not, kummer und ellend,
by inen nit hat es kein end.
aber den, die nit glöubig sind,
die schandtlich läbend in der sünd,
on alle forcht in ödem läben:
den thuot gott glücksäligkeit gäben;
in'n gadt ir fürnän allssampt fort.
sy üebend diebstal, roub und mord;
ob s' schon gott schmahend z' aller zyt:
das glück gott allwäg denen gyt.
dass ich mich nit verwundern kan.
doch sol und muoss es also gon;
gott hat uns anders nüt versprochen,
die sünd muoss werden also g'rochen
mit angst und not uff diser erden,
[111] der selb kein mensch nit on mag werden,
not müend wir han, diewyl wir läben.
gott hat uns 's urteil selber geben;
das wirt beston biss z' end der wält,
das gott den bösen glück zuostellt.
die uff erden schandtlich läben,
denen wirt der tüfel b'lonung geben.
ir unglück, bossheit, eigne schand
wirt selber straaffen gottes hand,
nach disem zyt sin streng urteil;
dann hat ein end ir glück und heil;
den glöubigen aber nach dem zyt
ewige b'lonung darumb gyt.
darumb sich wol ze dulden ist;
ob unser läben ist vermist
mit trübsal schon: aus gilt es glych;
wir läbend hie nit ewigklich:
dört hat uns gott versprochen z' gäben
die rechten b'lonung, 's ewig läben.
SIN FROW.
Wiewol ich nur ein wybsbild bin,
so kam mir trostlichers nit in sin,
dann das uns gott hat selb versprochen:
der schlangen werd der kopff zerbrochen,
nit werd er haben lenger gwalt,
dann wie gott wil, so lang 's im gfalt:
er ist herr über unser läben.
zyt, stund und tag sol er uns gäben,
ussteilen die nach si'm gefallen,
sin gaben kan gott niemand b'zalen,
er ist der herr von ewigkeit,
allein herrscht sin allmächtigkeit.
den wend wir in den himmlen d' oben
vereeren, prysen, allwäg loben
mit warem glouben und mit bätten,
und gottes bott nit überträtten,
im opffer gen von erstgebornen,
das best im väld im usserkoren,
damit uns gott sin heilgen somen,
[112] z' erst geboren, uns zuo lass kommen,
der uns dann vor des tüfels banden
erlösen wirt und allen schanden.
ADAM
gibt inen allensampt antwort und spricht.
Das gfalt mir wol, ir lieben fründ,
das ir gott fürchtend, hassend d' sünd
und sähend uff des herren bott,
geloubend, liebend allzyt gott.
sind schon wir hie mit angst umbgäben,
uff erden in ei'm strengen läben;
d' wält hasset uns, ouch prächtig lüt:
vor gott uns allen schadt es nüt;
er sicht uffs hertz und die frommkeit,
z' helffen dem trengten ist er b'reit,
den sinen schickt er d' straaff und d' ruoten,
er ist ein vatter alles guoten.
zuor bessrung unserm ufenthalt
schickt gott trüebsal dem, wäm es gfalt;
darzuo dann g'hört die dultigkeit,
on die man trüebsal schwarlich treit.
dann ob man schon undultig ist,
wenn ei'm yetz das, denn yenes prist;
so mag 's kein in sinen sachen
rüewig, darzuo glückhafft machen.
drumb muoss man gott das ellend läben,
im setzen heim und übergäben
siner gnad und barmhertzigkeit.
uff das, ir fründ, ist min bescheid,
ir wöllind üch mit opffer rüsten,
die nit mit keiner sünd vermischen,
wie Kain thon hat, lieben kind;
der dann ein spiegel ist der sünd.
er ist der som, kon von der schlangen,
von welchem er ist also gfangen,
beherrschet, zwungen nach sinr art,
das in der tüfel hat verwart
in sinem gwalt, also bestrickt,
das er im nachschlacht, nit mer sicht
[113] uff gott noch alle billigkeit.
gott hassend sy, alle frommkeit.
drumb sönd ir also rüsten üch:
die besten opffer under'm vych,
die besten garben in der schür,
das alls sey g'wachsen, worden hür:
die rüstend zuo gott, unserm herren;
hüt wend wir in damit vereeren,
uff das belyb in unserm dencken,
das gott uns werd ein somen schencken,
der heil werd machen alle wält,
die 's gloubend, wie yetz dick ist gmeldt.
drumb gond all hin; recht, ordenlich, wol
zuorüstend 's opffer, wie man sol.

Gond yetz hin und rüstend die opffer zuo.
Musica.
LEMECH
sprach zuo sinen wybern Ada und Zilla.
Ir wyber g'send min alter wol,
min lyb ist blöd und kranckheit voll,
was ich nimm z' hand, drin bin ich trogen
und gseen nit wol mit minen ougen,
der ding ich darff kein kundtschafft drumb;
und bin des sins, das ich darumb
mit minem gschoss well gon ins väld.
ob ich ein thier etwan am ghäld,
ein wildfang säch, den kündte jagen,
das schiessen, fahen diser tagen:
so wölt ich 's ässen mit den kinden,
mit üch und allen minen fründen.
ein frölich mal ich alter mann,
vor ee ich stirb, gern wölt ichs han,
das selbig ässen, mit üch niessen,
ja so ichs kündte selber schiessen.
drumb min geschoss gend mir zuo handen!
die väld und holtz in disen landen
wil ich durchziehen on verzug;
ob ich ein thier selb schiessen mug,
das selbig fahen oder jagen.
[114] ich kan üch in der warheit sagen:
wiewol ich noch vermüglich bin;
von tag nend ab die krefften min.
ADA
die erst frow Lemechs.
Sind ir des sinns, min lieber herr:
nit sond ir gon allein so ferr;
den knaben sond ir mit üch nen,
der kan üch wol anleitung gen,
wo d' wildprät stond, an welchen enden,
damit ir ander, üch nit g'schenden.

Die ander frow Lemechs.
ZILLA.
B'schert üch dann gott ein feisstes thier,
so sönd ir, herr, uns han darfür:
wir wend üch's sieden, kochen, braten;
und sölt es kosten vil ducaten!
LEMECH.
Das gschoss ir gen sond disem knaben;
den wil ich nen und by mir haben.
im nammen gotts far ich dahin.
ADA.
Der well üwer gleitzmann syn!
ZILLA.
Der thüey üch 's glück zuo handen stellen,
damit 's üch gang nach üwrem willen!
LEMECH
spricht zuo sinem knaben in dem väld.
Das heiss ich dich, min lieber knab:
im väld luog umb dich, sorg, acht hab,
ob du ein wildfang sähist ston,
in höltzern, väldern umbhergon.
wie bald 's du gsichst, schnäll zeig mirs an,
verstöub es nit, sorg ouch solt han:
so wil ich 's schiessen mit mi'm bogen;
doch luog, das wirt nit werdind trogen!
KNAB.
Das wil ich thuon, min lieber herr!
ich luog in d' wyte, nach und ferr:
[115] so gseen ich nüt ligen noch ston;
vor müend wir's suochen, nachin gon.
LEMECH.
So gang für dich und hab wol acht,
sichst du ein reech ston an ei'm fach
ald ligen sunst; wie das sich gyt,
es stände ferr, ald lige wyt:
zuo vil nit lass dir syn! schnäll, gach,
heimlich, still, fry gang im nach!
KNAB.
Ich gucken fast und sich umb mich:
nüt kan warlichen sähen ich.
LEMECH.
Noch bass wend wir den fürgang nen;
luog mer, ob kündest etwas gseen.
KNAB.
Botz lung! min herr! ich gsihen dort
ein thier gwüss ligen an ei'm ort.
LEMECH.
So für mich dar heimlich und still
und hilff mir, wenn ich schiessen wil.
KNAB.
Üch sönd ir stellen, herr, hiehar;
dort schlaafft ein thier, des nemmend war!
LEMECH.
Ich gseen nit wol; doch wil ich luogen,
ob ich 's künd treffen zwüschen d' buogen.

Yetz nimpt er den bogen und wil schiessen.
KNAB.
Nit mer! üch herr lond wol der wyl
und haltend stät, nit zitterend vil!

Wie er in troffen und geschossen hat, juckt der guot fründ uf und spricht.

O wee! o wee! der schwären sach!
wie macht mich diser pfyl so schwach!
nun helff mir gott in miner not,
ich bin erschossen warlich z' tod!

Fallt nider, zablet und ist tod.
[116]
KNAB
zum Herren.
O herr! ir hand ein menschen gschossen,
der lyt mit bluot dört übergossen.
LEMECH.
Gang, luog, wär 's sey! schnäll zeig mir 's an!
KNAB.
O herr! es ist ein bidermann,
das gseen ich wol an aller gstalt;
er ist schon tod und hat kein gwalt.
LEMECH.
Sant Küri's plag dich gang drumb an!
dich hatt ich vor fast bätten g'han,
du sollest sorg han zuo dem bogen,
das niemand gschossen wurd, betrogen,
drumb wil ich dir selb b'lonung geben:
ouch muost du kon umb dines läben!
das dich 's kalt wee und der hertz ritt
als lydenlosen läckers schütt!

Lemech schlacht den knaben mit dem bogen z' tod.
LEMECH
redt mit im selb allein.
Vil jamer, angst und grossen schmertzen
erlyden ich in minem hertzen.
das leert mich d' sünd und gwüssne min,
in der ich gar unrüewig bin.
verirt ich bin und gar unglückhafftig,
das krefft, min bluot ist alls prästhafftig,
ouch gar zerstört min art, natur.
min hertz ist herter dann ein mur,
von der sünd ist es gefangen,
ein mord und todschlag han ich b'gangen,
die lond mir weder ruow noch rast.
der sünden ligt uff mir ein last,
das ich nit weiss, wo uss wo an.
doch in der angst heim wil ich gon
zuo beiden minen frowen hin;
die werdend gwüss erschrocken syn,
wie bald sy hörend d' mord und that,
[117] wie 's mir so jämerlichen gat.
dört g'sen ich s' schon by minem gsind.
ADA
loufft im entgegen und spricht.
Lemech, min herr! mir wilkumm sind!
wo ist der knab, den ir hand gnun
mit üch ins väld? war ist er kun?
ZILLA.
Ich bin erschrocken warlich drumb,
das er uss ist, er einig kumpt.
LEMECH
sprach zuo beiden wyberen.
Ada, min frow! ouch liebe Zilla!
ich bitt üch luter umb gotts willa,
ir wellind d' oren, üwern sin
mir bieten, losen miner stimm:
ich han ein mann ermürdt, erschossen,
der ligt im väld mit bluot begossen
mir selbs zur wunden und zur schand.
kein frist ich han wird hie im land,
by mir ich find kein sicherheit,
in minem hertzen, noch kein g'leit.
wie bald 's d' fründtschafften werdend innen,
den selben ich nit wird entrünnen:
sy schlond mich z' tod in holtz und väld.
nit wirt mich helffen gold noch gält.
zuo dem ich ouch den jüngling min,
der mit mir gieng, by mir ist gsyn,
erschlagen hab dört uff der straassen,
zum unheil selb miner wundmasen.
das yglet mich in minem gmüet;
mir ist erkaltet all min blüet.
hat Kain umb ein todschlag müessen
sibenfaltig sin sünd büessen:
so wirt min schuld mit grosser zal
gerochen werden, sibentzig mal,
ouch sibne druff, onendtlich syn,
d'wyl ich ein grosser sünder bin.
kein mensch mir gloubt, was ich im hertzen
[118] erlyden muoss für pyn und schmertzen.
darumb ich uss mi'm unverstand
hinwychen wil in frömbde land,
damit ich sicher läben kund
uff erden hie zuo aller stund.
ADA.
Min lieber herr! nun g'hand üch recht!
ir hand vil kind, ein grosses g'schlächt,
das meret sich für alle wällt.
zuo dem ir mer hand gold und gält,
dann ander g'schlächt uff aller erden,
dardurch ir mügend allen gfärden,
der sorg entwychen in ein land,
darin ir frid und ruowen hand
für ander lüt: darumb ich wett
das selbig bschowen uff der stett.
ZILLA.
Ob ir dann nemmend ein land yn,
selb mögend ir denn herr drin syn;
ouch kündtend ir uns z' frowen machen,
üwer gschlächt in eeren trachten.
LEMECH.
So rüstend üch! es muoss grad syn;
gern üwerm radt ich gfölgig bin.

Musica.
Adam mit allem si'm g'schlächt stellend ire opffer uf, knüwend nider für gott.
ADAM
bättet z' ersten und spricht.
O gott und herr! all unser sünden
vergib uns hütt und minen kinden!
erbarm dich unser z' aller zyt,
der d' menschheit uff der erden wyt
verurteilt hat, gar ussgespreit,
in diser wält uns zuogeseit,
das d' mir und allen min nachkommen,
uns wellist gen din heil'gen somen.
den schick uns, herr, nach diner sag!
lass uns erläben disen tag,
das der geboren werd uff erden,
[119] durch den wir all sönd sälig werden!
din erstgebornen von den wyben,
nit lenger lass den ussbelyben,
dann das er uns heiter und klar
nach din'r zuosag werd offenbar;
von unserm stammen, wie du weist,
empfangen von dem heilgen geist,
uff den wir alle hoffnung buwen.
dir, dinem somen wir vertruwen
mit hertz und gmüet, all unserm mögen;
das wir mit disen opffern zeigen,
unserm glouben bestätend mit.
uff das, herr gott, ist unser bitt:
keer din ang'sicht zuo uns und gnad,
der alle frommen nit verlat,
uss lutrer din'r barmhertzigkeit!
du bist ein gott von ewigkeit!
HENOCH.
O gott und herr! ich mit mim stammen,
dich rüeff ich an, din heilgen nammen,
mit glouben fest und rechtem gmüet.
din gnad, erbärmbd, ouch all din güet
erzeigst du uns vil mer, dann wir
kündind danck, lob, herr, sagen dir.
aber din gnad, barmhertzigkeit,
die sich in die wällt uss hat g'spreit,
der gnaden ist sy also voll.
drumb billich man dich loben sol
mit göttlichem wandel in der gmein,
das ufrecht wir den füerind und rein,
nach di'm gefallen, herr und gott.
leer uns ouch halten din gebott;
stand by uns ouch in aller not;
mitteil uns, gib das täglich brot,
das uns zuokumm din heilig rych
und unser will b'schäch dinem glych
uff erden, wie im himmlen d' oben!
dich einig, herr gott, sönd wir loben.
verzych uns ouch all unser schuld,
[120] mit unser schwachheit hab gedult,
uss luter dinr barmhertzigkeit!
du bist ein gott von ewigkeit!
ich bitt ouch, herr, für Kains gschlächt,
ouch für den gottlosen Melech:
gib inen din gnad allensammen,
das' rüeffind an din heilgen nammen,
erkennind ir sünd und d' schalckheit,
das s' habind darumb rüw und leid,
dir, gott und herr, nit widersträben,
mit demuot sich an dich ergäben
von hertzen, mit buossfertigkeit,
uff das sy din'r barmhertzigkeit
ouch teilhafft werdind, gott und herr!
din ang'sicht, gnad zuo inen keer!
erlücht uns alle mit dem geist
ouch unser notturfft, wie du weist,
uss luter diner fründtligkeit!
du seyest g'lobt in d' ewigkeit!
GOTT
zündt ire opffer an und spricht.
Ein gfallen ich an 'n opffern han:
darumb ich die wil zünden an;
dann min ang'sicht wol g'sähen hätt
uff üwer opffer und die bätt,
ir lieben fründ und diener min!
drumb min'r zuosag ir tröst sönd syn;
wol dörffend ir vertruwen mir,
minem heiland, daruf dann ir
üwer hoffnung hand gestellt.
zuo dem ich mir hab usserwelt
die vile aller sälgen zal
uss mim fürseen, darzuo ir wal
uss miner krafft und minr wyssheit,
biss z' end der wält von ewigkeit.
also wär frommklich vor mir wandlet,
mich förcht, recht thuot, nit übel handlet,
und tritt nit ab von mir, dem gott,
der üch hat gäben sin gebott;
[121] ja der in unschuld vor mir bstat,
in minem willen ufrecht gat:
der ist, belybt in miner wal,
in aller heilgen, sälgen zal;
als Henoch ist, der usserwelt,
der sich im glouben ufrecht helt,
in thuon und lon, ouch allem läben. –
den g'heiss, Henoch, dir wil ich gäben:
gen Hanoch gang, in Kains statt;
frölichen, heiter, styff und satt
zeig inen an uff dise stund,
sag: »gott hat g'redt uss sinem mund:
stond ab von üwerm falschen glouben,
von mürden, töden, stälen, rouben,
von üwerm hochmuot, nyd und gwalt,
gyt, schand, das ir so menigfalt
mit fräfel üebend und mit spott;
nit lyden wils der ewig gott!«
spar inen nüt; biss unerschrocken!
ob sy denn wettind mit dir bochen,
besträben dich, umb dich nüt geben
und nütdestminder schandtlich läben:
so muoss min urteil und min g'richt
vertilcken sy im ougenblick,
von der erd sy rüten uss.
und sol dir args nit volgen druss;
dann ich, din gott, der d' sünd thuot demmen,
von diser zyt wirt er dich nemmen;
dass d' nit muost stärben, dich verzucken.
darumb gang hin, von allen stucken
zeig 's inen an, wie ich han gsagt;
richts ordenlich uss! biss unverzagt!
zuo dem, Adam, du und din kind,
gond hin und blybend mine fründ!
HENOCH.
O gott und herr in dinem tron!
mit diner hilff d' sach wil ich b'ston,
die eins wägs gon wol richten uss,
gott gäb joch was mir volge druss!
[122] Nit mer! ach herr! din gnad gib mir,
so wil ich d' sach in'n halten für,
von stuck zuo stuck in'n s' zeigen an.
grad yetz darzuo ein lust ich han.
GOTT.
So gang mit fröuden, dapffer hin;
dann ich gott selb wil mit dir syn.

Musica.
HENOCH
gat für die statt zuo Kain und Lemech, ouch allem irem stammen und spricht.
Kain! Hanoch! Mahujaël!
Irad! Lemech! Methusaël!
Thubalkain! Jabal! Jubal!
ouch wyb und kind, wie ir dissmal
versamlet byeinandren sind!
üch bitt ich all, ir lieben fründ!
der gott, der üch ist wol bekant,
hat mich här gschickt, zuo üch gesandt;
er sprach: »gang hin zuo Kains stammen,
sag inen min wort allensammen:
ich bin ein gott der grechtigkeit
und lyden gar kein üppigkeit.
stond ab von üwerm falschen glouben,
von mürden, töden, stälen, rouben,
von üwerm hochmuot, nyd und gwalt!
d' sünd, schand, das ir dann menigfalt
mit fräfel üebend und mit spott:
nit lyden wil's der ewig gott.«
darumb ir dise wort des herren
gern hören und zuo dem üch bkeeren!
Kain! Lemech! ir lieben fründ!
geloubend gott, stond ab der sünd;
darumb ich üch wil bätten han!
KAIN.
Du bist ein rechter klappermann!
was darffst uns gschenden, bschelcken drumb?
das dich die bösen plag ankumm,
du lydenloser apostützler!
[123] der tüfel hat dich tragen här,
wir hand mit dir, ouch dinem stammen,
nüt z' schaffen mit üch allensammen.
ist gott so vil gelägen dran:
er selber mit uns reden kan;
darumb so schwyg, das radt ich dir!
HENOCH.
Die straaff gotts stat üch vor der thür.
so ir zuo gott üch nit wend schicken,
mit si'm wort üch lon underrichten,
und wend nit bessren üwer läben,
nun für und für gott widersträben;
so sag ich das, ir lieben fründ:
gott wirt g'wüss straaffen üwer sünd.
HANOCH.
Von dinem gschwätz muost hören tönen,
ich wurd mich sunst an dir verhönen,
das dir wirt werden sicher leid;
darumb so schwyg, gib guoten bscheid!
HENOCH.
Üwer händ sind rot von bluot,
und läbend all in übermuot,
in offner schand und üppigkeit;
ir felschend alle grechtigkeit.
hochfart und gyt, der wältlich gunst
hat üch geleert all üwer kunst,
üch schandtlich gmacht in üwern glüsten.
gott kann üch drumb wol undertüschen.
der üwer schalckheit nit wirt dulden;
mit siner straaff alls wirt er's bschulden,
mit sinem urteil, strengen g'richt,
das kommen wirt im ougenblick.
IRAD.
Du böser lur mit dinem tratz,
wenn hörst du uf von dinem gschwatz?
wilt schwygen nit? dir kan ich sagen:
gar lyden, übel wirst du gschlagen.
die raach gotts (gsell! solt mich verston!)
[124] muoss dir über din kopff ussgon.
das dich der ritt als keiben schütt!
HENOCH.
Des herren wort verschwyg ich nit.
gott hat zuo mir gredt und gesprochen,
in müge niemand überbochen.
darumb, ir aller liebsten fründ,
ich bitt üch: wenig gschickter sind
und bessrend üwer schandtlich läben,
an gotts erbärmbd thuond üch ergäben,
stond ab von üwerm falschen glouben
und lond von üwerm bochen, touben,
vertruwend gott und sinem somen:
so wird sin heil ouch zuo üch kommen.
MAHUJAËL.
Was seist vom heil, du öder tropff?
schwygst nit: ich nimm dich by dim schopff,
dich wirff ich nider uff die erden,
ich mein, du wellist herr hie werden?!
das b'schicht noch nit; darumb gang hin,
wilt anderst z' tod nit g'schlagen syn!
HENOCH.
Das gott erbarm! ir armen lüt!
das mine reden b'schüssend nüt!
mit mir hand ir üch bald erbrochen;
gott werdend ir nit überbochen;
der hat das stündle grottlet schon.
wie starck ir sind: üch wirt er b'ston,
sin urteil wirt üch allgotzsampt
verderben gar und üwer land.
METHUSAËL.
Das dich der ritt als keiben schütt!
wenn hast gnuog gschwätzt und klappert hütt?
wilt du nit von dim tönen lon
und schwygen, hin und für dich gon;
so sag ich dir by guoten trüwen,
es wirt dich gwüss und warlich g'rüwen.
HENOCH.
Ach gott! ach gott! ir lieben fründ!
[125] gar ir erstickt sind in der sünd,
das warlich ist übel zesorgen,
ir werdind dran allsampt erworgen;
dann ich wol hör, das hie min bitt
nüt b'schüssen wil, üch bessrend nit.
lond üwer gmüet ein klein bass nider,
gloubend gott, üch bekeerend wider
und lond üch leid syn üwer sünd;
so werdend ir all gottes fründ.
LEMECH.
Ein wort nit red! grad schwyg nun still!
JABAL.
Das ist yetz kurtzumb ouch min will!
JUBAL.
Gwüss! redst du mer, dir wil ichs sagen:
din kopff dir werden muoss zerschlagen!
THUBALKAIN.
Meinst du dann, das wir diner gygen
zuolosen müessend und dir schwygen?
HENOCH.
Es ist wol war der alten sag:
d' warheit die straaff nit lyden mag.
das bschynt sich wol an üwern thaten;
drumb in der sünd ist üch nit z'radten.
wo man die hünd mit steinen wirfft,
so schryt an kein'r, dann den man trifft.
gott lat üch warnen vor und ee,
ee er üch straaff, mach ach und wee,
s' urteil üch umb der sünden schick,
sin raach und zorn mit dem unglück.
so sind ir also gar verruocht,
das keiner nit die bessrung suocht!
nit hören mügend ir d' warheit,
ir schältend die mit fräfenheit
und wend darvon nit hören sagen.
übel wirt 's kun üch z'letsten tagen!
bekeerend üch von üwern sünden,
noch mügend ir gnad gotts wol finden!
[126]
LEMECH.
Gang hin und schwyg, du öder mann!
din läbtag zyter nie hast g'han.
red'st du ein wort mer (das solt wüssen!):
mit dir ich werden wil zerrissen.
das dich's kalt wee und der ritt
als keiben apostützlers schütt!
HENOCH.
Gar ists mir leid, ir lieben fründ,
das ir nit abston weud der sünd;
für üch gott wil ich aber bätten,
das er nit säch uff 's überträtten,
uff üwer schandtlich, üppig läben.
der well üch üwer sünd vergäben.
alde! gott welle üwer sachen
begnaden die und besser machen!
LEMECH.
So gang nun hin! kumpst wider har:
din b'lonung muoss dir werden bar;
als war als gott läbt, kumpst du wider:
z' boden wend wir dich schlahen nider.

Henoch gadt hinwäg.
Musica.
In dem ist Adam gestorben.
SETH
kumpt zuo sinen fründen und spricht.
Syd min fründ Henoch uss ist gsyn,
gstorben mir ist der vatter min;
des ich warlich gross kummer hab;
mir sönd ir 'n helffen tragen z' grab.
KENAN.
Min Seth! mir ist in der warheit
dins vatters tod, din kummer leid.
MAHALALEEL.
Ich hab ouch kummer uff diss mal
das ab wil nemmen unser zal!
JARED.
Drumb, Seth, gang hin! all unser wart!
wir wend bald kon, sind uff der fart.
[127]
MATHUSALAH.
Gang! rüst den cörpel flyssigklich,
das man 'n kund tragen ordenlich.
LAMECH.
Kein unmuot solt du, Seth, nit haben,
gern wend wir 'n helffen dir begraben.
darumb gang hin und biss on sorgen!
SETH.
Grad hütt, der stund, an disem morgen
wend wir in b'statten nach inhalt
unserm gebruch; drumb kommend bald!

Gond all hin; begrabend in.
In dem redt Henoch mit im selb allein, ee er verzuckt wirt, und spricht.

Ach gott! ach gott! was sol mich fröwen!
so ich den pracht der wält beschouwen,
ir scbalckheit mit dem ungelück:
so find ich s' in der sünd erstickt;
denn Kain mit sim gschlächt, all schier,
on hoffnung läbend s' wie die thier,
darin ir torheit wirt gespürt,
das s' gott verlond; das sich nil bürt.
unvernünfftigers mag nit syn,
dann so ein'r sin weer wirfft dahin,
der mit fyndschafft so ist umgäben,
das 's im d' seel, lyb gilt und 's läben;
als 's Kains gschlächt verworffen hat,
in ungloub, hoffnung weerloss stat.
eebruch, huory, unreinigkeit,
mürden, töden und geilheit,
ungrechtigkeit, hoffart und gwalt:
das alles für gott inen gfalt.
nit sinnend s', wie in'n gholffen wurde,
abkommind irer schwären burde,
des gotts zorn, der uff inen ligt;
ein yeder ring das selbig wigt.
in der sünd dem vych sind s' glych
und hoffend z' läben ewigklich.
[128] das macht mich trurig, vol unmuot,
das gott so güetig, milt und guot
allwägen ist, das er vergyt,
wie bald die bessrung d' sünd bestryt,
sy überwindt mit grechtem läben
(denn wil gott gern die sünd vergäben,
so ist 's vergeben allsgottssand):
d' wält b'rüempt sich irer sünd und schand,
und stellt sich glych, als hab sy recht.
hand sy nit g'han mit mir ein precht,
gott gschmächt, geschendt: so nimpts mich wunder.
darumb mich fröwt nit mer besunder
in disem zyt, zeläben nummen.
möcht ich zuo gott, mim herren, kummen:
das wär min b'gär zuo diser stund,
mit fröuden, von mins hertzen grund.
drumb, herr gott, dir befilch ich mich,
zuo dir mich nimm in dines rych!
GOTT.
Henoch! Henoch! wol biss getröst,
von diser wält wirst du erlösst.
mit demuot solt dich also ducken,
dann ich dich wil also verzucken,
dass d' nit mer muost uff aller erden
wonen mer noch gsehen werden.

Gott verzuckt Henoch.
NOË
der sun Lamechs.
Wiewol ich z'letst erboren bin,
so truckt mich übel 's alter min.
do ich alt ward fünffhundert jar;
dry sün mir wurdend (das ist war):
Sem und Ham, ouch der Japhet;
die mir all gott verordnet hett
der wält zum heil, minr sicherheit,
uss siner gnad, barmhertzigkeit.
denn wie bald zyt kumpt, tag und stund,
das gott das urteil uss si'm mund
wirt sprechen uss über die sünd:
[129] denn wirt man sehen, wär die sind,
die hie hand g'läbt in offner schand.
der rüwen gotts wirt sy und d' land
vertilcken, alls uff Einen tag;
das alle wält nit wenden mag.
drumb förchtend gott, ir lieben kind!
gedenckend, wie er hasset d' sünd,
das allen uns stat d'ruff das heil,
die straaff gottes und sin urteil!
SIN WYB.
Das ist nun war, min lieber mann:
d' sünd warlich gott nit lyden kan,
er ist ein gott der grechtigkeit.
darumb er ussrüt die bossheit,
den pracht und hochmuot diser wält;
und wär sich gott entgegen stellt:
sin gächling urteil uff in fallt.
dann über d' sünd hat er den gwalt;
er duldet sy nit umb kein stärben.
drumb, wend ir gnad von gott erwärben,
so förchtend, liebend allzyt in;
nit thuond wie Lemech und Kain,
die schwär im urteil gottes stond;
vil mer der sünden müessig gond;
an gott mit frommem, grechtem läben
sond ir üch, trüwlich im ergeben!
SEM.
Lieber vatter! liebe muoter!
d'wyl gott ein goumer ist und huoter;
so sol man sin barmhertzigkeit
hoch prysen biss in d' ewigkeit.
HAM.
Weisst niemant, wenn gott d' straaff verhengt
uss urteil gotts so ruch und streng;
so sol man frylich frommklich läben;
in sünden wonen ist vergäben.
JAPHET.
Es ist nun war: es ist umb sust,
wo man nur läbt in fröud und lust;
[130] ja wenn man gott erzürnen thuot:
in d' lenge warlich thuot 's nit guot.

Musica.
DES TÜFELS BOTTSCHAFFT
klopffet an der hell mit sinem schäffelin und spricht.
Hoscha ho! thuond uf die thür!
ist neisswar drin, der gang härfür!
LUCIFER
gibt antwort uss der hell und spricht.
Wie hast ein läben an der hell,
als ob tob sygest, lieber gsell!
DES TÜFELS BOTTSCHAFFT.
Min lieber herr! ich bin der bott,
den ir hand ussgschickt offt uff gott
in d' wält, an alle ort und end:
drumb louffend druss und machend 's b'hend.

Als die tüfel uss der hell kommen, spricht des tüfels bottschafft wyter.

Herr Lucifer! ir lieben gsellen!
gross glück wirt angon unser hellen.
dann ich dur'n circk der gantzen wält
gelouffen bin, on gold und gält,
ongässen gar, darzuo ontruncken;
mir ist schier 's hertz im lyb versuncken:
darumb ich bin ungstaltig worden,
das ir nit kennend minen orden,
min form und gstalt, ouch min person;
darumb ir mich hand klopffen lon
vor üwer hell so mächtig lang
mit minem spiess und diser stang.
uff das so bring ich guoten bscheid.
wie bald gott gmacht hat die menschheit,
den Adam und sin eelich wyb;
kein ruow ich hatt, ich nienen blyb,
biss ich im kind bracht in die not,
das ein knab schluog den andren z' todt.
ich macht s' in sitten gar unbärdig,
den Kain unglöubig, widerwertig,
gottloss, verruocht und also row,
das er verzwyfflet nam sin frow,
[131] und fuor dahin uss unverstand,
buwt im ein statt in frömbde land.
das selbig volck hab ich verfüert,
beschyssen, trogen und verwirrt,
das s' zühend all in 's Satans wagen.
von gott sy gar kein wüssen tragen,
zuo aller hochfart han ich s' bracht,
syden und sammet hand s' erdacht,
by inen ich kein guots nit find,
under inen rychssnet nüt dann sünd;
in summa: ich han sy verkeert,
alle sünden und laster gleert.
glych nam ich do ein anders z' handen,
ich gieng und zoch ins Adams landen,
under 's volck gotts, wie ir dann wüsst.
do mocht ich nit mit minem list
sy z'wägen bringen und verwirren,
wie vil ich thett daruff studieren;
dann gott hat inen allen gäben
ein nüw's gebott: sy söltind läben
in frommkeit und kein hochfart tryben,
under Kains volck gar nienen wyben.
das haltend sy; nit kan ich s' bringen,
vermischen sy und zsammen zwingen,
zuo dem ist Adam diser tagen
gestorben, ouch das muoss ich sagen,
drumb radtend, herr und Lucifer,
wie (wir) diss gschlächt wider gottes eer
zuosammen elich bracht müg werden:
so sind wir herren all uff erden.
LUCIFER.
Botz fuchs! botz hass! botz ferden luss!
mit radt wir das wend füeren uss.
ist Kains gschlächt mit allem stammen
schön, hüpsch, und band gehuset z'sammen:
so wend wir wol mit unser krafft
zwüschend inen machen fründtschafft,
das s' eelich werdind, wol vermist;
dann Kains volck vil hüpscher ist
[132] dann Adams gschlächt und all sin stammen.
darumb man sy bringt wol zuosammen.
wie bald das bschicht, so hand wir gwendt
den anschlag gotts, und 's volck zertrent.
in disen g'burten werdend kinder
erboren werden in den sünden;
die werdend d' wält und alle stammen
verderben, sy und ire somen,
uff dem circk der ganzen erden.
an gott. wir mügend g'rochen werden,
so wir die wält verruochtlich machen,
zur schmach und schand gend in'n ursachen.
darumb, Satan, so gib din bscheid,
wie das müg werden zuobereit!
SATAN.
Ist Adam gstorben, ligt begraben:
so sönd ir guote hoffnung haben.
wol wend wir under sinen kinden
guot glägenheit darzuo uns finden,
das wir die jungen mögind triegen,
wider gott sy zsammen füegen,
das hochfart, nyd, darzuo ouch d' sünd
muoss kommen under d' gottes kind,
darumb ich radt, das wir allsampt
schnäll reisind durch die stett und land
und rüstind unser blaassbälg zuo,
ouch lassind in'n kein rast noch ruow,
verfüegind uns zuo beiden stammen:
so bringend wir sy wol zuosammen,
das eelich sy zuosammen fründen,
in den sünden sich verbinden,
also wenn d' somon sind vermist,
so ist dem volck der glaub vertüscht,
geschendt ir stamm, darzuo die ee,
das sy kein glück yetz habend mee.
denn hand wir gott den anschlag brochen
und uns an sinem volck gerochen.
ERST TÜFEL.
Ist Adam und Eva im Paradyss,
[133] kein's gsyn so witzig noch so wyss
(wir hand sy trogen und mit list,
das inen nit mer z' helffen ist):
sy müend mit angst und grosser not
überkommen ir 's täglich brot,
kein frölich stund han uff der erden,
kein'n ougenblick nit sicher werden;
wir wend sy kestgen z' allen tagen,
wol bhalten in des Satans wagen,
das, wiewol s' sind fromm und gerecht,
müend werden allsampt unser knecht.
darumb sy werdend wol betrogen:
sy hand 's von Eva alle g'sogen.
die liess sich b'reden im Paradyss;
wiewol sy kluog, g'schyb was und wyss:
noch was ir fürnän nit so vest:
sy ward beredt und bschissen z'lest.
das b'schicht da ouch: darumb ich han
gvolget unserm gsellen, dem Satan.
ANDER TÜFEL.
Wo wir diss volck so möchtind zwingen,
das gott nüt hett uff iren dingen
und in der rüw also käm an:
was er hett gmacht und bschaffen g'han,
das er s' verdilckte, liess verderben: –
darzuo lond uns yetz allsampt wärben!
dann hat der Kain und sin gschlächt
gott gar erzürnt, und thuond nit recht:
so hett es sich geschickt gar bald,
das 's volck gotts fiel ouch arger gstalt
in gottes zorn und sinen hassz,
das er verdarbte alle mass,
grad alles, das gott bschaffen hat.
drumb volg ich ouch des Satans radt.
DRITT TÜFEL.
Botz lungken, läber und botz darm!
vor fröuden wirff ich uf ein arm,
und bin so frölich, guoter dingen,
das ich nüt liebers thät dann singen.
[134] möchtind wir d' wält, d' gschöpfften 's herren
von gott abfüern, das arg sy leeren!
möchtind wir gott dermass erzürnen,
das er sin volck nit thät beschirmen
und liess das selb in unserm gwalt:
so wär schon gmachet der zwyspalt;
fry wöltind wir wol beide stammen
jochen, wätten, binden zuosammen,
in sünden bhan sy wider gott,
das g'mächt und gschöpfft, alls wurd zespott.
darumb ich volg dem Lucifer,
und blyben ouch by sinem mer.
VIERDT TÜFEL.
Min blaassbalg, der ist guot und grecht,
das ich 's volck gotts, ir gantzes gschlächt
verfüeren wil, beschyssen, triegen,
und sölt ich glych einr mucken fliegen
vil hundert jar, durch berg und tal.
drumb gfalt mir wol hie üwer wal.
mir sol ouch das niemand versperren,
darwider mich kein kunst nit leeren;
dann unser krafft, der hell und macht,
des tüfels art und Satans pracht
wend wir zuo dem volck also bruchen,
das wir sy wend wol überstruchen
mit unserm list, darzuo mit gwalt,
das z'sammen kummend in der gstalt,
wie 's abg'redt ist in unserm radt.
zuo dem der gwalt gar an uns stat.
drumb wäm das gfall, mit luter stimm
der zeig es an und schryge grimm!
FÜNFFTER TÜFEL.
Ich wil ouch juchtzen, schryen, brüelen,
springen, dantzen, umbhär wüelen,
vor grosser fröud yetz han guot läben
und volgen all'n, gott widersträben.
wiewol ich der schlächtst tüfel bin;
noch kan ich ouch unflätig syn,
fluochen, schweeren, gott thuon schälten;
[135] und wil ich helffen das vergälten
mit miner macht, so vil ich kan;
ein guoten lust darzuo ich han.
ERST JUNG TÜFEL.
Ich hör fast gern, das es wol stat;
darumb ich volgen üwerm radt,
gern wil ich louffen zuo der hellen,
ouch schryen lut, und lätz mich stellen.
ANDER JUNG TÜFEL.
Wiewol ich jung bin und nit alt;
noch hör ich nüt, das mir missfalt;
darumb ich ouch mit minem gschrey
wil juchtzen, schrygen mengerley.
DER DRITT JUNG TÜFEL.
Ich volgen der vile und der menge,
wie abgredt ist nach aller lenge.
LUCIFER.
So huy! schnäll uf, ir lieben gsellen!
den nächsten wend wir zuo der hellen,
unser blaassbelg ordenlich rüsten,
heimlich, verborgen und mit listen.
drumb wäm das gfall under üch allsammen,
der louff mit mir in minem nammen
und brüel darzuo mit lutem gschrey,
lut, hoch und nider, mengerley.

Louffend all in die hell mit ungestüme und mit grossem gschrey.
Musica.

5. Akt

Actus quintus.

ERST FRÜND
von den kinderen gottes spricht zuo si'm andren fründ.
Nun, grüetz dich gott, min lieber fründ!
DER ANDER FRÜND.
Dir danck ich! was din anschleg sind,
wo bist du gsyn: alls zeig mirs an,
dromb wil ich dich fast bätten han.
ERST FRÜND.
Von Hanoch kumm ich grad dahär.
[136]
ANDER FRÜND.
Was sind daselbst für nüwe mär?
der'n b'richt mich du; dann ich hab wunder,
ob gsähen habist etwas b'sunder.
ERST FRÜND.
Min läbtag han ich hüpscher lüt
mit ougen gsähen nie dann hütt.
zuo Hanoch, in des Kains statt,
da sind die töchtren hüpsch und glatt,
schön, kostlich b'kleidt über die maassen;
gassen ir voll sind und die straassen;
nie schöners volck ich gsähen han.
es kumm zuo inen wyb ald mann,
glych wär es sey uff diser erden,
mit denen kündend s' fründtlich werden.
holdsälig sind s' in allen dingen.
wol kündend s' gygen, luten, singen,
orglen, pfyffen zuo der trummen.
zuo fryerm volck ich nie bin kummen.
müesst ich mich nit vor 'n lüten schämen,
ein wyb daselbst mir wölt ich nemmen.
ANDER FRÜND.
Botz luss! wo mit kumpst, lieber fründ?
weisst nit, das wir sind gottes kind,
ouch das uns gott des Kains stammen
verbotten hat, uns allensammen
nun häfftig, hoch und mächtig starck?
ouch Adam, unser patriarch,
der kurtzlich gstorben, ligt begraben?
den Henoch hat gott drumb erhaben,
das er sich gstellt hat wider sy.
darumb das denck, betracht darby.
das du nit meinist, dir zuo fründen,
und aber grösslich thüegist sünden.
von dim fürnän stand ab, der sachen!
ERST FRÜND.
Samer gott! din muoss ich lachen,
was solt es schaden, wenn ich käm,
gen Hanoch gieng, ein frowen näm,
[137] die hüpsch, schön, nach mi'm gfallen wär,
nach unser beider will und b'gär,
und hettind hyeinandren kinder,
geloubtind gott nüt desterminder?
ob ich sy zuo mi'm glouben brächt:
meinst nit, ob ich im thäte recht?
ANDER FRÜND.
Nein frylich, fründ, sag nüt darvon!
gott hats uns drumb verbieten lon,
d'wyl ires volck unglöubig ist,
das unser kein'r sich dryn vermisch,
eelich noch sust, wie das möcht syn.
darumb ich, fründ, darwider bin.
du wirst ouch, das 's ist wider gott:
kein unglöubig wyb nit nemmen sott!
ERST FRÜND.
Wenn d' 's gsähist nun, min lieber fründ;
selb redtist du: es wär nit sünd;
für unsre wyber uss ob allen
wurdind sy dir am besten gfallen.
drumb 's mich nit dunckt syn wider gott,
wenn ich ein frowen nemmen sott,
der ich wär hold, wär schön und hüpsch,
nach lust mins hertzens, wol gerüst,
sy wär mir hold, ich gfiel ouch ir.
hettist du, fründ, mich nit darfür:
ich wäre gott vil näher drumb,
dann so ein wyb ich überkumm,
die keinen lust nit hat zuo mir,
derglychen ich kein hertz zuo ir?
was göttlicher ee kan das doch syn?
was sol für glück doch schlahen dryn?
ich wird gon nen ein frowen hütt;
das wirst mir, fründ, erweeren nit.
ANDER FRÜND.
Ich lon dich machen, lieber fründ!
gott hats verbotten und ist sünd,
das niemand wyb nach b'gird der glüsten.
nie solt dich in das volck vermischen,
[138] das sich nach fleischlichen begirden,
sich rüempt der hochfart und der zierden,
by denen nüt ist überal,
dann schmaach und schand ein grosse zal,
nyd, hochfart, gyt und grosser pracht,
dardurch gott gschmächt wirt und veracht.
was glücks solt syn by denen lüten,
die wider gott und 's recht thuond stryten,
die felschend alle grechtigkeit,
die läbend nun in üppigkeit?
drumb, fründ, wilt da ein frowen nemmen:
dich solt du diser lüten b'schämen.
diewyl wir hie hüpsch töchtren hand,
so nimm ein wyb uss unserm land.
ERST FRÜND.
Nit wirst mich überreden, fründ!
die hüpschen töchter, die ich find
im gantzen land, die wil ich nemmen.
grad wil ich gon und mich nit schämen.
ANDER FRÜND.
So gang recht hin in gottes nammen!
wilt dich verhencken mit dem stammen,
darzuo nit recht thuon, schandtlich läben:
drumb lon ich dich gott rechnung gäben.

Fart dahin gen wyben.
DIE ERSTE BASS
oder tochter von dem geschlächt der menschen kinder spricht.
Ein guoten abend, liebe bass!
war wilt du hin? mir sag doch das;
dann ich wol gseen an dinen bärden,
dass d' wandlen wilt, hochfertig werden.
ANDER BASS.
Ich danck dir, bass, umb dinen gruotz.
wüss, das ich bin gar vollen muots.
ERST BASS.
Was fröwt din hertz? mir zeig es an!
ANDER BASS.
Botz lung! ich hette gern ein mann
vom volck gotts; dann ich hab gehört,
[139] sy habind unsre sitten gleert,
schön sygend s', hüpsch und wol gemuot,
hand wyber lieb, thuond inen guot
mit allen fründ –, holdsälgen stucken.
darumb ich wil von hinnen rucken
und luogwen, ob ich on verzug
ein mann by inen finden mug.
ERST BASS.
Samer botz mist! das ist grad recht!
wilt mannen in des Adams gschlächt?
des kan ich mich verwundren nit.
weisst du dann nit irn bruch und sitt,
das kein fröud, lust by inen ist?
zum bätten, andacht sind sy g'rüst.
kein liebe hand sy zuo den frowen.
drumb solt die sach vorhin beschowen.
zuo dem ouch sy noch ire kind
gar nienen unsers gloubens sind.
ANDER BASS.
Was gat mich irer glouben an?
der ding ich wenig kummer han.
ich kan in bringen wol als bald,
das er uff minen glouben falt.
weisst nit der wyber art und list,
das s' d' mannen zwingend z' aller frist
nach iren bgirden zuo den g'lüsten?
wurd mir nur ein'r: wol kündt i'n rüsten,
das er müesst thuon nun was ich wett,
es wär den tag, ald z' nacht am bett.
der sorgen darff es nun nit vil;
im lüff ich nach vierhundert mil.
ERST BASS.
Samer botz luss! bass! ich gloub,
du sygest unsinnig, darzuo toub,
das du uss dinem unverstand
gon mannen wilt in frömbde land
under das volck gotts; wie du weisst,
die dann nit läbend nach dem fleisch,
by denen ist kein fröud und muot.
[140]
ANDER BASS.
Ach gott! sy sind ouch fleisch und bluot;
von art, natur, darzuo erboren
als wol als wir; darumb ist's verloren,
ir keiner so g'recht, frumm nit ist:
in'n manglet äben, das uns prist;
ouch sind s' fast schön, holdsälig lüt.
drumb wirst mir sy erleiden nit,
dann ich wil gon zuo inen fründen,
ein hüpschen mann nen, wo i'n finden.
ERST BASS.
Das magst du wol! nit mer! gang hin!
dir wirt er bald erleidet syn.
wenn es dich g'rüwt (kan ich dir sagen):
nit solt zuo mir kun, das mir klagen;
dann mannen trüw gat uff den steltzen;
das krütle findt man warlich seltzen.
drumb, bass, ich dich wett bätten han,
du nemist by uns hie ein mann.
ANDER BASS.
Es ist vergäbens, liebe bass!
das ich dir folg, nit denck nun das;
frömbd, sältzne spyss, die ist ouch guot,
ist gsund und machet frölichs bluot.
darumb wirst du mich b'reden nit,
ich wil warlichen mannen hütt.
ERST BASS.
So thüegest aller tüflen nammen,
der helff üch allen beiden zsammen!

Gond von einanderen.
DIE ANDER BASS
redt mit ir selb allein.
Diewyl es yetz mag haben fuog,
so muoss ich warlich lachen gnuog,
das min bass mich wil han darfür,
ir sey ich glych, mir sey wie ir,
min'r art, natur nit glouben kan,
drumb das sy läben mag on mann,
das ich dann nit erlyden mag.
[141] darumb ich füeren dise klag,
das ich on mann mag nienen blyben;
ich muoss mit inen kurtzwil tryben.
gon wil ich grad, den nächsten luogen,
ob ich ein find mit guoten fuogen,
der jung und hüpsch sey über d' maass.
darumb ich wandlen uff der straass.
darzuo mich reitzt min eigen fleisch,
das dann ist schwecher, dann der geist.
darumb ich mag belyben nimma;
ein mann ich suoch, wil mich nit suma,
wie bald in find, glych wo es ist;
zuo nemmen den, schon bin ihk g'rüst,
nach minem lust und usserwellen.

Pausando.

Was gseen ich dört für ein gesellen?
dess kan ich wunder; gon wil ich
zuo im, hoflich erzeigen mich.
schow! schow! es ist ein frömbder mann;
mit minr red wil in tasten an. –
gott grüetz üch, gsell und guoter fründ!
ERST FRÜND.
Ich dancken üch, mir willkumm sind!
war wend ir hin? von wannen sinder?
kompt ir nit von des Kains kinder?
ANDER BASS.
Nein, ich bin von des Lemechs gschlächt.
ERST FRÜND.
Min tochter! das ist warlich recht.
ich muoss das in der warheit sagen,
gott hat uns beide zsammen tragen;
dann alle hoffnung, lieb und radt
allein zuo üwerm stammen stat.
ANDER BASS.
Von wannen landts sind ir, min fründ?
ERST FRÜND.
Ich bin vom gschlächt der gottes kind.
ANDER BASS.
Das hab ich dacht, grad fiel 's mir yn,
[142] ir werend uss dem land gesyn.
doch hör ich gern, das üwer gnad
zuo unserm gschlächt und stammen stat.
ich sag üch, fründ, ouck das mit nammen:
min gmüet ouch stat zuo üwerm stammen.
ERST FRÜND.
Min hüpsche tochter! das fröwt mich,
das ir des sins sind grad, wie ich.
g'fiel ich üch wol, als ir dann mir
ir sönd mich, tochter, han darfür,
das keine ist uff aller erden,
die lieber mir nit müesse werden,
dann ir; überuss üwer form und gstalt
mir wol für alle menschen gfalt.
ANDER BASS.
Ir gfallend mir über die massen.
so ir üwer sitten möchtind lassen:
nach üwerm willen wär ich g'rüst
zuo pflägen, was üch angnem ist;
ich zug mit üch durch holtz und väld.
ERST FRÜND.
Drumb wett ich nit nen dise wält,
das ich mir wett lon nen, mich b'rouben
's vertruwen in gott und min glouben!
ANDER BASS.
Üwer geloub noch üwer sitt
lond niemand kein fröud haben nit;
darhinter ouch verborgen lyt
nüt dann hassz und grosser gyt.
drumb wend ir syn min eelich mann:
üwer sect müend ir verlon
und miner art nach allwäg läben,
ouch nienerinn mir widersträben.
so ir mir das verheissen wend:
mir bietend drumb da üwer hend
zur bstätung, das ein ee müg syn.
ERST FRÜND
büt ir die hand.
Gott gäb uns glück! nüt red ich dryn;
[143] in üwerm willen wil ich läben,
kein böss wort üch gar nienen gäben.

Musica.
GOTT
redt mit im selb alleinig im himmel.
Gott gäb wie ich d' wält tracht und bschow,
so ist s' schandtlich verruocht und row,
mit laster, üppigkeit umbgäben.
min beit und warnung ist vergäben.
sy läbend nit nach minem geist,
vil mer nach bgirden ires fleisch.
drumb ich nit mag alltag recht sprechen
und yede sünd besonder prechten.
min geist noch trüw hab ich fürwar
in'n nie verspert (ist offenbar);
ich hab sy gwarnet und in'n 's heil
zuogseit, versprochen vorm urteil
durch Enoch, min geliebten fründ.
noch ist ir läben nüt dann sünd,
schand und schmach, gottloses läben.
drumb ich nit recht kan inen gäben,
nit wil ich alltag mit in'n zancken,
ich weiss ir hertz, gmüet und dancken;
ir fleisch on gnad ist gar prästhafft,
mit sünden bsessen, lasterhafft.
drumb d'wyl er sich nit wil ergäben
an mich, der mensch, nun schandtlich läben,
min gnad, erbärmbd allwäg ussschlahen:
so wil ich 's fleisch eins mals ussmachen.
doch wil ich inen (das ist war)
noch warten hundert zwentzig jar,
ouch sy vor warnen durch min fründ
Noë, das er straaff ire sünd.
hörend sy in, ouch sind nit geil,
und bessrend sich, das ist mit heil:
wie ich hab gsagt, in wil ich leisten
altes, das ich hab verheissen;
ir wundmasen wil ich in'n heilen,
min gnad, erbärmbd mit inen teilen
[144] wo min geist aber nüt dann sünd
by inen, nienen bessrung findt:
so wil ich warlich z' grund all richten
on alle gnad und zuoversichten,
alle menschen durch min urteil,
doch wär mir lieber ires heil,
dem zil, das ich inen hab gäben,
ich zuo wil seen; ob s' wellind läben
nach minem geist, ouch bessren sich:
gnädig sy werdend finden mich.
darumb ich wil yetz und fürhin
und abermals der besser syn.

Yetz gat Enos und Kenan, sin sun, zuo sinen fründen, wil sin vatter Seth, der gestorben was, zuo grab lon tragen; spricht.
ENOS.
Ir lieben fründ! ich muoss üch sagen,
min vatter Seth erst diser tagen
ist gstorben; drumb ich kummer hab,
mir sönd ir'n helffen tragen z' grab.
MAHALALEEL.
Üwer kummer in der warheit,
der tod des vatters ist mir leid.
JARED.
Icb hab ouch kummer uff diss mal,
das mindren sich wil unser zal.
MATHUSALAH.
Gang, rüst den cörpel flyssigklich,
das man 'n künd tragen ordenlich.
LAMECH.
Kein unmuot, Enos, solt du haben,
gern wend wir 'n helffen dir begraben;
darumb gang hin und biss on sorgen!
ENOS.
Grad yetz, der stund, an disem morgen,
wend wir in bstatten, nach inhalt
unserm gebruch; drumb kommend bald!

Gond all hinwäg und begrabend Seth.
Musica.
[145]
ERST RISS
oder Nephilim redt zuo dem anderen risen.
Min lieber bruoder Nephilim!
dich bitt ich fast, loss miner stimm!
diewyl wir starck, vil grösser sind,
dann alle gschlächt und unser fründ:
so sönd wir dencken all beid sampt,
das wir überkommind eigne land,
vil haab und guot für ander lüt;
sunst in der wält wir geltend nüt.
wir sind gross helden, hand den gwalt,
das wir wol mügend menigfalt
nöten d' wält zuo allen dingen,
das s' uns müend förchten, und sy zwingen
wider gott und grechtigkeit;
doch wil ich hören din bescheid.
ANDER RISS.
Nephil, min bruoder! wol mir gfalt
din radt, dann er hat form und gstalt.
d'wyl unser grösse und statur
vil stercker ist dann kein stattmur,
uns muoss man förchten, das betrachten
in kriegen und ouch allen schlachten:
unser stercke, form und gstalt,
das oblig der wält unser gwalt.
drumb ich bin küen, vest und sighafft,
uff das sich streck all unser krafft
in alle land uff diser erden.
darumb ich wil ein krieger werden,
das ich bezwinge alle wält,
müg überkommen gold und gält,
nach miner bgird, den glüsten min
herrlich uff erden müge syn.
ERST RISS.
A! meinst du, das gott unser radtschleg
lass für sich gon, uns die verträg?
so wir uns wider in erheben,
wirt gott erlyden unser läben?
[146]
ANDER RISS.
Was frag ich gott nach? du weisst wol,
das ein'r die sorg hinlegen sol;
wo man die ding wil brachen, tryben,
das man mit gott nit eins mag blyben.
zuo dem ouch gott nit straaffen kan
umb yede sünd ein bidermann.
was hatt doch gott dem Kain thon,
der on ursach hat dörffen gon
zuo tod erschlahen mit fräfel
sin lieben bruoder, den Habel?
ist er nit herr in einer statt,
die er selb gmacht und buwen hat?
wormit hat gstraafft gott den Lemech,
der gmürdt und tödt hat wider recht?
ist er nit yetz ein grosser herr
in allen landen wyt und ferr?
darumb wir wol uff diser erden
ouch mögend herrlich, gwaltig werden
mit sampt dem stammen, unserm gschlächt,
ja wenn wir thuond den sachen recht.
ERST RISS.
Wie müend wir das selb nemmen z'hand,
das wir regierind lüt und land
und man uns förcht, d' wält mügind zwingen?
wie muoss man umbgon mit den dingen,
uff das uns volg nit druss kein leid?
ANDER RISS.
Dir gib ich, bruoder, grad den b'scheid:
gott muost du schlahen in ein schantz;
sunst unser radtschlag wirt nit gantz.
des selben muost du dencken nit.
was uns späck in die rüeben gibt,
dem wend wir sinnen, trachten nach,
näbend sich stellen gottes raach.
alleinig lass uns demnach wärben,
wie wir rych werdind, nit verderben.
[147]
ERST RISS.
Ich sinn im nach: wie muos 's zuogon?
wormit wend wir das underston?
ANDER RISS.
Den lüten wend wir ires nemmen.
wilt das ouch thuon und dich nit schämen?
mir helffen dises handtwerck tryben?
wilt by mir in der büt belyben?
bist du ein held und dapffer mann?
mir, bruoder, zeig din meinung an!
ERST RISS.
Ich ston by dir in allen nöten
und hilff dir mürden, lüt ertöden,
jungkfrowen schwechen und die gschenden,
stälen, rouben an allen enden
mit fräfen, muotwill uff der erden,
nun das wir mügind herrlich werden.
ANDER RISS.
Yetz lob ich dich, wol gfallst du mir.
nit mer! beharr d' sach für und für,
so wend wir grad eins wägs hingon,
den gwärb anheben, underston.
was uns bekumpt in holtz und väld,
es sey wyb, mann, hand die vil gält:
so wend wir s' allsampt fallen an,
berouben sy und z' tod erschlan.
ERST RISS.
Min lieber bruoder, luog und guck,
wär sind, die uns nachfolgend, z'ruck.
ANDER RISS.
Es sind zwen mann, gond uff der straass.
ERST RISS.
Far sy ruch an, red mit in raass,
heiss dir den seckel, wie ist gmeldt,
all beidsampt gäben und ir gält
thuond sy das nit und wend sich sperren,
so wend wir inen d' hut erbeeren.

Ander riss fallt den ersten an, der andre riss den andren mann.
[148]
ANDER RISS
spricht.
Gib mir den seckel, du öder mann!
was gält by dir hast, wil ich han.
ERST BIDERMANN.
Das thuon ich nit! nun, lass darvon!
das 's gott erbarm! ist 's darzuo kon,
das niemant sicher ist sins läben?
kein gält ich dir nit wird hie gäben.
ANDER RISS.
Wilt du mir dann din gält nit gen,
mit gwalt ich dir das selb kan nen.
das dich sant Kürin und der ritt
als rychen keiben luren schütt!

Schlacht in mit der stang zetodt und plünderet in.
ERST RISS
zum anderen bidermann.
Hast du gesähen, wie 's dem gat?
drumb gib mir din gält, ist min radt;
es wirt dir sunst gon, wie dem mann.
ANDER BIDERMANN.
Warlich, warlich, kein gält ich han.
das schwärdt, den rock dir wil ich gäben,
das nimm alls hin und lass mich läben!
sunst hab ich nüt; drumb hab verguot!
ERST RISS.
Ich schissz uff 's schwärdt und dinen huot;
wol gält ich find, biss nun on sorgen!
an dinem seckel muost erworgen.

Schlacht in ouch zetodt und plünderet in.
ERST RISS
hat den seckel mit gält in henden und spricht.
Wo nun uss, Nephil, min bruoder?
war dises gältlis grad ein fuoder:
wol wett ich künden das verzeeren,
zwen lasterseck druss ouch erneeren.
wie wenig 's ist, nit wil ich lon
verzeeren das, anders überkon.
doch dins radts wil ich vor hie pflägen.
[149]
ANDER RISS.
Erst bin ich worden gar vorwägen,
min allerliebster gsell Nephil!
mins bütlins, gältlins das ist vil.
wol bessren wirt sich unser wärben,
das wir nit bald müessend verderben,
drumb biss guot mann und hab kein sorg!
wir wend nit dörffen beit noch borg,
wo man uns grad nit gnuog wil gäben,
nach unserm gfallen, willen läben:
unsern gwärb wend wir anjochen,
das niemand uns muoss überbochen.
darumb ich yetz der meinung bin:
ich well zuo hüpschen fröwlin hin,
zuo mir ich dio wil nöten, zwingen;
sind s' nit mir grad guoter dingen:
so wil ich schandtlich, üppigklich
mit inen umbgon und nit fründtlich.
ERST RISS.
Ich volg dir warlich; dann mich dunckt,
ein bissle, das sey guot zum trunck.
wyber wend wir (biss guoter dingen!)
finden gnuog, die zuo uns zwingen,
das s' müessend thuon, nun was wir wellen.
kummend wir dann zuo guoten gsellen,
die heiloss sind, uns beiden glych:
by uns muoss keiner werden rych.
muotwill wirt syn min übelzyt:
was nun ich sinn, min hertz mir gyt,
das wil ich thuon on sorg, mit huffen:
huoren, schweeren, prassen, suffen,
gott schmähen, schänden, d' wält bezwingen,
so vil ich kan, alls überringen,
und wil mir nun nüt weeren lon.
ANDER RISS.
By di'm fürnän ouch wil ich bston.
nit mer! wol uf mit diner stang!
grad wend wir gon, nit beiten lang
und alles das, was fleisch und bluot
[150] uns bringen kan nun fröud und muot,
das wend wir thuon on alle sorgen:
und söltind dran wir beid erworgen!

Gond hin.
Enos ist gestorben; den sol man yetzt vor dem gsang zuo grab tragen.
Musica.
GOTT
redt mit im selbs allein.
Wie lang ich wart, der besser bin,
der wält sey milt, barmhertzig gsyn;
so gseen ich wol, das 's menschen fleisch
nit wandlen wirt nach minem geist,
in minem willen noch begären.
's fleisch muoss sin art, natur bewären,
probieren, das man wüssen kundt
sin eigenschafft recht von dem grund
in aller wält, nach, ferr und wyt;
in welchem d' sünd verborgen lyt,
mord, diebstal, nyd, gyt, fräfenheit,
gnatürt der bgirden üppigkeit.
dann ich das sich, mag wüssen wol:
das fleisch ist aller sünden vol;
des menschen hertz, gedanck und dichten
thuot nüt dann schmaach und schand anrichten,
gottslesterung mit ödem läben;
darmit das fleisch ist gar umbgäben,
darvon ist niemant ussgenommen.
d' sünd ist ouch under min volck kommen.
die hand sich ouch nach iren glüsten
in 's Satans völckle thuon vermischen,
von welchem somen beiden stammen
zuo huffen d' sünd ist g'louffen z'sammen.
dardurch min volck ist worden gschwecht
und hat zuognon der schlangen gschlächt,
sich also gstreckt uff aller erden,
das niemand b'gärt mer sälig z' werden,
ussgnon Noë, min g'liebter fründ,
der mich dann liebt und hasset d' sünd.
sunst rüwt mich, das ich bschaffen han
[151] den mensch, uff erden werden lon,
und b'kümmert mich also mit schmertzen,
uss rechtem yfer und von hertzen,
das ich in wil gon von der erden
tilcken uss und gar verderben.
und wil 's am menschen fahen an,
biss uff die thier z' grund alls lon gon,
von vöglen an under dem himmel
biass uff die thier der erden sinwel.
darumb mich rüwt, das ich ye han
den menschen gmacht und werden lon.
uff das ich wil gon dem nachtrachten,
wie ich müg 's fleisch verderblich machen,
vertilcken das mit aller erden.
da wirt gar niemant sicher werden,
ussgnon Noë, der bidermann,
dem wil ich d' straaff vorb'halten han;
und wil yetz luogen on verzug,
ob ich den menschen paschgen mug.
MAHALALEEL
redt zuo Jared, sinem sun.
Ach gott! min sun! ich hab gehört,
das wider gott sich d' wält embört,
ouch das erst kurtz verruckter tagen
zwen unser fründ sind z'tod erschlagen,
ermürdt, usszogen in dem väld.
den ist genommen gold und gält;
die hat man funden nackend, bloss.
das hand gethon zwen helden gross,
die beid erboren worden sind
von Kains gschlächt und unserm gsind,
die sich vermischt hand wider 's bott
in beide gschlächt, wie 's g'weert hat gott.
die wandlend uff der erden umb.
es sey wyb, mann: was zuo in'n kumpt;
fromm töchteren, wär nun inen wirt:
die sind geschendt, ztodt gschlagen, gmürdt.
zuo dem min vatter, der Kenan,
schwach worden ist, ein krancker mann,
[152] das ich besorg, er sterbe bald;
dann er nit hat kein kraafft noch gwalt.
JARED
sin sun.
O vatter! das bekrenckt ouch mich,
das d' lüt so schandtlich, üppigklich
uff erden wider gottes eer
läbend in mord, sind kon so ferr,
das sich gar niemand straaffen lat
und aller muotwil für sich gat,
wie du hast g'redt, mir geben bscheid,
das d' alten uns nie hand vertreit.
dann Adam, unser patriarch,
facht wider d' sünd gar hefftig, starck.
zuo dem ouch Seth in sinem läben
der üppigkeit thet widersträben.
Enos, der was ein frommer mann,
verachtet d' sünd, gott lag im an.
die ruofftend gott an z' allen tagen.
dich hab ich g'hört den Kenan klagen;
der seye blöd, kranck, hab kein gwalt.
zuo dem wir ouch sind mächtig alt.
uff das unser völckle nun zuo vil,
sich gar der sünd ergäben wil.
mich b'kümmret das, vatter, fürwar!
zuo dem es ist fast wenig jar,
das gott min sun Henoch verzuckt.
den hand ouch d' sünd fast übel truckt,
der hochmuot, pracht und übermuot,
das offt erschrack darob sin bluot.
das red ich, vatter, allein darumb:
syd s' gstorben sind, ist niemand frumm.
darumb ich schlächt den glouben han,
gott werd die wält ungstraafft nit lon;
doch sol min sun Mathusalah
ouch reden hie zuo unser sach.
MATHUSALAH.
Est ist wol war, spricht gottes mund,
dem gottlosen ist g'ordnet d' sünd,
[153] sin urteil, g'richt für sinen teil,
dem frommen aber fürgseen 's heil;
wiewol der böss spricht in si'm gmüet:
»es ist kein gott, der niemand b'hüet;
er hat des schlächten volcks kein acht,
er sicht nit uff den roub und 's mord.«
das red ich drumb an disem ort,
und hab kein wunder warlich drumb,
das d' wält ist schandtlich und nit frumm.
min lieber vatter und min sun!
ist es schon leider darzuo kun,
das niemand sicher ist uff erden:
billich wir blybend in den gfärden;
gott kan uns allwäg von dem bösen
fast wol uss siner gnad erlösen,
wann 's in wirt guot, darzuo recht duncken;
sin erbärmbd ist nit ertruncken.
drumb uff den herren einig stat
min hoffnung gar, der niemand lat
versincken hie im jamertal,
da nüt dann angst ist one zal.
LANTECH.
Hett man by guoter zyt und tag
behüet und gweert vor unser klag
das volck, zum guoten g'nöt und zwungen:
nit wär es uns so übel g'lungen.
do sich anfieng das völckle meren,
wol hett man d' sünd in'n mügen weeren,
behalten sy in g'horsamkeit,
das s' wärind bliben in frommkeit,
sust, do man 's inen nach hat g'lon,
do ist das böser nacher kon:
todtschlag und mord, verruochtes läben;
und wil sich niemand gott ergäben.
ich sich wol, wär am basten mag,
der thuot am basten, ligt am tag.
zuo dem mir ist nun ach und wee:
ich förcht, min sun, der fromm Noë,
sey kommen under 's volck der sünd;
[154] dann ich in nienen g'sich noch find.
villicht ermürdt ist er von inen.
vor kummer, angst wol möcht ich grinen. –
wen gseen ich dört kun über d' straass?
Sem! louff! gang schnäll, on underlass!
luog, wär es sey, mir zeig es an!
SEM.
Min vatter ist 's, der bidermann;
den kenn ich wol an sinen bärden;
darumb ir all sönd frölich werden.
HAM.
Gott sey gelobt! dem danck ich drumb.
JAPHET.
Drumb, vatter, mir biss gott wilkumm!
LAMECH.
O sun Noë! was grosser pyn
hab ich gehept! wo bist du gsyn?
das solt uns allen zeigen an,
dann ich dich lang nie gsähen han.
NOË.
Die wält han ich zrings umbhär gleert,
ermant die selb, vil zyt verzeert
inen tröwt und angehalten
mit warnen under jungen und alten:
so hilfft es nit, ist alls vergäben!
nit förcht d' wält gott, in sünden z' läben.
ouch sind die laster worden gmein;
die üebend jung, alt, gross und klein,
niemand ist daruss geschlossen,
d' wält in der sünd ist unverdrossen.
war ich bin kon, an welche end;
gesach ich jamer und ellend.
an allen orten, überal,
da üebt man g'lüst nach aller wal.
nit kumpts allein vom Kain har,
die sich hand gen in d' laster gar;
ja die von uns erboren sind,
des herren volck, die gottes kind:
die thuond sich an gott so beschulden,
[155] das s' min straaff nit wend lyden, dulden.
beid stammen hand sich so erbrochen
mit kyben, schelten und mit bochen,
das ich nüt fürcht, dann gottes zorn
kum über uns, glych hüt ald morn,
die darinn kein schuld nienen tragen.
vor kummer ich wol möcht verzagen,
min hertz, das lydt gar grosse not;
gott wett, ich wäre längest tod,
das ich nit müesst den kummer han,
sähen die schmaach, ich alter mann.
embor gar gat yetz d' büberg
und ist kein fromm mensch nienen fry.
wär sich der sünd entgegen stellt,
der ist durchächt' in diser wält.
sol man sy dann also lon machen
und gott befelhen dise sachen;
so wirt 's ein wilden handel gäben,
uff erd wirt niemand sicher läben.
doch wil ich üch allsampt gern hören,
wie man doch d' wält müg bessers leeren.
MAHALALEEL.
Vil han ich gsagt von der zerstörung
der öden wält und ir empörung,
das ich nun gar üff disen tag
kein einig wort mer reden mag.
JARED.
Ich han ouch, vatter, d' laster g'weert
und unser volck die frummkeit gleert;
das aber hat nit mer beschossen,
dann das ich z' reden bin verdrossen.
MATHUSALAH.
Fürs erst ich wil hab gsagt vom heil,
von der straaff gotts für 'n andren teil.
noch mag es so vil nit bschiessen,
dann das gott d' sünd wirt straaffen müessen.
LAMECH.
Wir hand yetz menge antwort gäben,
wie man söl frommklich, göttlich läben:
[156] so b'schüsst unser warnen nit so vil,
dann das ich d' muoter hören wil.
NOË WYB.
Das fleisch ist fleisch, wirt blyben fleisch,
nit läbt das selbig nach dem geist;
sin art, natur hat das ererbt;
die sünd hat's bluot und fleisch verderbt;
darumb es sich kan bessren nummen,
es sey im dann von gott harkummen,
der kan das selbig temperieren,
mit siner gnad gar wol regieren,
also das fröud in gott belybt,
d' sünd aber uss dem fleisch vertrybt.
dann 's fleisch und 's bluot kein ruow mag han,
es sey der sünd dann underthon
und läbe wol in allen g'lüsten,
das kan der tüfel d' sünd zuorüsten.
demnach dann gott veracht wirt gar,
druff billich sol d' straaff folgen bar,
d'wyl niemand sich zuo gott wil b'keeren
und sich in guoten lassen leeren.
darumb du kanst, min lieber mann,
an diser sach kein schuld nit han.
gott wirt den radt bald han erdicht;
wie bald er nun ein wörtle spricht,
so kumpt die straaff, in einer stund,
also das alls wirt fallen z' grund.
SEM
der erst sun Noë.
Wol ist g'redt gnuog von diser sach;
wie bald gott ussgschlaafft und erwacht,
wirt yederman wol sähen das,
wie er der wält hat gfüllt die maass.
nit mer! das wir gotts forcht behalten,
ouch unser läben anderst gstalten:
ich sagen das uss guotem gmüet;
gross ist d' erbärmbd und gottes güet.
kan gott der wält pracht lyden, dulden;
wil das nit straaffen, umb sy bschulden:
[157] nit kan ich mich verwundren drumb.
doch gloub ich, so wir blybend frumm,
gott werd uns gäben hilff und gnad,
der alle frommen nit verlat.
SEMS WYB.
Das gloub ich gern; doch förcht ich mir;
's unglück mir ligt inn für und für,
und kan in mir nit anderst finden:
gott werd nit d' wält lon allwäg sünden,
's böss mit der zyt wirt nen ein end,
zuo bsorgen, mit grossem ellend.
das glück, wiewol es fröuden gyt,
so wärt 's doch nun ein kleine zyt:
das kan ich warlich wol ermässen.
HAM
der ander sun.
Gott ist darüber z' radt schon gsessen,
der hat sin urteil drüber gmacht.
was meinend ir, was der wält pracht,
gwalt, hochmuot vor gott gelten werd?
hat gott gemacht die himmel, d' erd,
die sternen all und 's firmament,
ouch loub und grass und alle g'lend:
gott kan das minder ouch usssprechen
und aller wält den hochmuot brechen.
gen gottes krafft ist d' wält fürwar
nit z' rechnen nun dem kleinsten haar.
wie bald d' stund kumpt, ouch im gefalt:
die himmel, d' erd, alls nider falt.
drumb wär sich gott nit lon wil leeren,
der mag sich wol an tüfel keeren.
SIN WYB.
Drumb, lieber vatter, hand gedult,
d'wyl ir daran nit hand kein schuld.
wil d' wält sich nit lon wysen, leeren
und sich der grechtigkeit nun speren:
was wend ir üch bekümberen drumb?
gott weisst, das ir sind grecht und frumm;
drumb ich nit wölt so angsthafft syn.
[158]
JAPHET
der dritt sun.
Ich warlich ouch drumb bkümberet bin.
Adam hat 's volck in d' ordnung bracht,
das niemand nit sölt han gedacht,
wie 's müglich wär yenen gsyn,
das d' wält wär kun in sölchen schyn,
das sy das böss, ouch schmach und schand
beschirmen söltind mit der hand,
ouch das s' umb ir üppigklich läben
gott wurdind nit drumb rechnung geben.
ich hör wol das s' ir üppigkeit
wend rechnen, han für grechtigkeit,
wenend, ir sünd, die sey gar recht,
und achtend gott für einfalt, schlächt;
ich förcht mir aber übel drumb,
den nächsten tag gotts urteil kumm,
der werde bruchen sin wyssheit,
das d' wält werd sähen grosses leid.
SIN WYB.
Das gott erbarm! was sol ich sagen?!
ein fromm mensch möchte wol verzagen,
d'wyl gott die straaff weilst alle zil,
sich aber niemand bessren wil.
darumb ich nit in mir kan finden:
gott muoss d' wält straaffen umb ir sünden.
den wend wir trüwlich rüeffen an,
in fürchten und vor ougen han,
der dann wol kan hie allen frummen
gnedig sin, ze hilff wol kummen.
NOË.
Ach gott! ir allerliebsten fründ!
ouch lieben sün mit wyb und kind!
ich han mich gar an gott ergäben,
den tod ich bgär, nit lenger z' läben;
dann ich fast gnuog bin worden alt.
also mir d' wält g'liebt und gfalt
nach irer art, unsinnigkeit,
das min hertz dran hat grosses leid;
[159] dann ich wol gseen in allen stucken,
das gott sich nit lat undertrucken.
wol han ich's gmerckt von allen sammen,
wie ir do stond, sind komen zsammen.
darumb ich 's wil nit lenger machen
und gott befelhen dise sachen;
der kan nach sinem usserwellen
yedem wol sin urteil fellen.
darumb so keerend allsampt hin,
gott lond üch all anglegen syn,
den rüeffend an zuo allen zyten,
damit er blyb uff unser syten.

Kenan sol begraben werden, der gestorben ist.
Musica.
GOTT
redt im himmel.
Noë! Noë! kumm, loss yetz mir!
's end alles fleisch ist kon mir für.
voll fräfel ist gar alle erden,
die muoss verderbt und ussgrüt werden.
was läbt und strebt, was 's läben hat,
das alls in minem urteil stat.
mit wasser wil ich sy ussrüten,
die thier und vych sampt allen lüten.
allein die gnad zuo disen stunden
hast du vor minem angsicht funden,
das ich dich wil lon lassen läben,
ouch dinem somen fristung gäben.
drumb solt du machen dir ein arch
von tannem holtz wol g'rüst und starck,
mit kammren, darzuo underschlachten;
die solt mit päch fast wol vermachen,
allenthalben ussen und innen,
das d'ryn nit müg kein wasser rünnen.
hundert ellen mach die lenge,
fiinfftzg elln sey die wyt und d' enge,
dryssig elln solt die höhe breiten,
und oben h'rab das fenster leiten,
in die vierdung Ein'r ellen wyt.
[160] d' thür mach ans eck und an ein syt.
in drü gmach solt sy teilen, machen
unden und oben mit underschlachten;
in d' mitte mach ouch eins derglych,
uff das du läbist und das vych.
dann ich wil d' sünd, ir'n überfluss
ussrüten mit ei'm wasserguss;
der mensch und thier, darzuo die erden,
aus mit einandren muoss verderben;
dann ich die wasser wil erheben,
darinn der athem ist und 's läben,
was ich hab gmacht, nüt ussgenon:
das muoss verderben, alls umbkon;
allein, Noë, wirst du belyben,
mit dinen sünen und den wyben.
uff das ich yetz, uff dise stund,
wil richten uf mit dir ein pundt.
wie bald die arch hast gmachet uss,
so solt, wie gmeldt, din volck im huss,
in d' arch alls thuon, darinn sy füeren,
ye par und par von allen thieren,
's männlin und 's fröwlin, han by dir,
yedes nach sin'r art, z' bschlossner thür
in der arch by dir verborgen.
der solt du achten, darzuo sorgen;
sy kriechind, gangind, was hat 's läben:
den in der arch solt herberg gäben.
noch eins, Noë, solt nit vergässen:
allerley spyss mit dir nimm z' ässen
in die arch zur narung dinen
den wybern, darzuo dinen sünen,
zuor ufenthalt ouch aller thieren.
das solt mit dir in d' arch lon füeren;
dann on verzug, in schneller yl
die wält ich gar verdilcken wil.
NOË.
Ach gott! ach gott! der grossen not!
was ist doch sälger dann der tod,
wo man natürlich selber stirbt,
[161] weder wo man in der sünd verdirbt,
unwüssend, unversächner sach;
wo man 's verderben nit betracht
und aber 's urteil gottes, g'richt,
die grusam straaff gächling fürsicht,
verordnet so nach si'm gefallen,
und s' der nit gloubt, uff den s' sol fallen,
als gott dann yetz uss sinem radt
d' straaff über d' wält verordnet hat.
da müend min fründ und alle gschlächt
erlyden 's urteil gotts und 's recht;
ouch böum und d' frücht uff diser erden;
der mensch und thier muoss ussgrüt werden,
geschwecht ouch werden ir natur;
nit ufrecht blyben wirt kein mur:
das urteil gotts wirt 's alls hinnemmen,
verderben, flötzen und zerschwemmen.
das wil ich gon min sünen klagen,
und d' urteil gottes inen sagen.

Gat zuo inen und spricht.

Das ist mir vorgsyn, lieben kind,
gott werd 's nit lyden, straaffen d' sünd.
der hat mit mir gredt von dem himmel,
er well uff diser erden sinwel
ertrencken d' lüt mit allem vych.
gott hat ussgnommen üch und mich,
uns acht personen, uss sin'r gnad.
der mir ein arch angäben hat,
zuo machen die von tannim holtz,
starck, wol verpicht, gewaltig, stoltz,
mit kammern, darzuo underschlachten.
die müend ir mir gon helffen machen;
drumb rüstend üch grad, on verzug,
damit ich die ussmachen mug.
SEM.
Muoss 's fleisch alls stärben und umbkommen;
hat gott uns achte ussgenommen
uss siner gnad, barmhertzigkeit:
so pryss ich gotts gerechtigkeit,
[162] der d' sünden straafft und die nit lyd't.
soll die yetz werden ussgerüt,
so wil ich, vatter, mich ergäben,
gern helffen dir und frommklich läben.
SIN WYB.
Fast wenig, vatter, kan ich sagen.
ein fromms mensch möchte wol verzagen,
das gott uns warnet lang und vil,
sich aber niemand bessren wil.
HAM.
D' wält ist verstockt, verruocht so gar,
das er ir d' straaff muoss gäben bar,
diewyl kein warnung noch kein beit
nit helffen wil gotts früntligkeit.
SIN WYB.
So ich der not nachsinn und dencken,
wie gott wil straaffen d' wält, ertrencken,
(wie d', vatter, sagst) mit dem ellend,
nach ir'm verdienen, schnäll und bhend:
so muoss ich angst und kummer han;
die wend mi'm hertz kein ruow nit lon.
JAPHET.
Diewyl d' wält ist uss gotts ordnung kon
und hat die z' straaffen für sich gnon;
so wirt golt niemand das erweeren.
das kan ich an den worten hören.
darumb ich dir wil helffen machen
die arch mit allen underschlachten.
SIN WYB.
Wiewol ich nun ein wybsbild bin;
noch hast mir d' raach gotts bildet yn
nun hefftig, starck in minem gmüet,
das d'rab erschrickt all min geblüet.
doch d'wyl uns gott versichert hat
uss sinr erbärmbd und lutrer gnad;
so wil ich den in'n himmlen d' oben
hoch prysen und allwägen loben.
NOË.
So rüstend üch in schnäller yl,
[163] dann ich die arch grad machen wil;
und wie bald die selb gmachet ist,
nach gotts angäben wol gerüst:
so sönd ir thier allsampt und gar
mit üch daryn nen, par und par,
von allem, das läbt uff der erd,
uff das ir som behalten werd.
drumb gond mit mir in gottes nammen,
ir sün und wyber allgottssammen!

Gond hin; machend die arch.
Musica.
Yetz wirt Mathusalah vor dem sündfluss zwo grab tragen.
Wie bald Mathusalah ze grab ist tragen, sol der statthalter, trugsäss und der hofmeister des fürsten mit einanderen härfür gon uff die brüge, mit nachvolgenden beiden, dieneren.
In dem redt der statthalter zum trugsässen und hofmeister.

Trugsäss! hofmeister! lieben herren!
nüt kan ich mercken, darzuo hören,
erfaren ouch kein rechten bscheid
vom fürsten und sin'r herrligkeit,
von sinem jarstag und dem fäst,
daruff er allwäg ladt vil gest.
der fallt uff hüt der zytung nach.
uff das man 's rüst, das selb anfach,
nüt werd versumpt: so ist min bitt,
ir wellind 's dem fürsten sagen hüt.
TRUGSÄSS
gibt antwort.
Statthalter! es ist abgeredt,
das es sol b'schen grad uff der stett.
darumb so lond uns einswägs gon,
dem fürsten wend wir 's zeigen an.

Gond mit einanderen für den landsfürsten; und spricht.

Gnediger herr und fürst im land!
üwer jarstag ist schon vorhand,
das man üwer grossmächtigkeit
nach altem bruch sol syn bereit,
[164] den eerlich z' bgon grad ongefar,
wie bschähen ist yetz menges iar,
mit einem mal, nach altem sitten.
darumb wir, berr, üch fast wend bitten,
ir wellind üwern stat und nammen,
darzuo ouch üweren grossen stammen
das jarzyt lassen aber b'gon,
wie vor offt, dick ir mer hand thon.
LANDSFÜRST
gibt antwort.
Es gfalt mir wol und ist mir g'lägen.
am kosten lass nüt underwägen,
min lieber hofmeister, umb kein sach.
des credentz solt sorgen, haben acht,
ouch luog, dass d' habist fleisch und fisch,
mit spyss und tranck wol sygest g'rüst.
demnach so lass schnäll blaasen uss,
zrings umb und umb von huss zuo huss;
so wil ich ouch, wie alt ich bin,
niessen diss mal und frölich syn.
HOFMEISTER
gibt antwort.
On sorg, min herr, sönd ir yetz syn.
das z' ordnen ich guotwillig bin.
zuo'n spillüten wil ich yetz gon
und 's maal zringsumb ussblaasen lon.
DIE LANDSFÜRSTIN
redt zum trugsässen.
Trugsäss! nun luog, min lieber fründ,
das wol werd g'ordnet 's hofgesind.
darzuo ich dir wil gäben gwalt,
uff das 's fröudmal hab form und gstalt.
so rüst das selb im Hanochs statt;
daran min herr ein gfallen hat.
und wie bald d' gest dann g'laden sind,
so luog, das dienst und 's hofgesind,
alls gordnet habist recht und wol,
wie es an höfen zuogon sol.
[165]
TRUGSÄSS
gibt der fürstinen antwort.
Gnädige frow! ich bin bereit,
üch z' dienen gern, nach billigkeit.
's mal wil ich rüsten uff der stett
in Hanochs statt, wie 's ab ist g'redt.

Yetz gond sy all dry widerumb zuo 'n hussknechten und mägdten; der hofmeister spricht zuo inen.

Ir knecht und mägdt sond mich verston!
der herr wil yetz ein gastmal han;
da luogend schnäll, das werd gerüst
stüel und benck, die bächer uff tisch,
ouch was darzuo gehoren thuot:
so wend wir han ein guoten muot.
TRUGSÄSS
spricht ouch zuo den hussknechten und mägdten.
Grad in der statt da rüstend 's mal,
der herr wirt laden ein grosso zal,
der gesten vil in disem land;
und wie bald ir 's alls zuogrüst hand,
so lond 's uns wüssen uff der fart.
hand acht, das d' statt ouch werd verwart
mit der gwardi ordenlich, recht.
ERST HUSSKNECHT.
Wiewol ich bin ein schlächter knecht;
noch wil ich d' sach gern underston,
rüsten die ding, nit müssig gon,
nach üwerm gfallen und mit flyss,
das wir sy habind lob und pryss.
ANDER HUSSKNECHT.
Zuo allen dingen wil ich gseen
mit trüwen, das sond ir vernen.
nit mer! den gesten gend guot wyn,
so werdend s' mügen frölich syn.
ERST MAGDT.
Die stüel und benck, bächer uff tisch,
das muoss, herr, werden alls gerüst.
[166] nit mer! versähend d' kuchi wol,
das recht werd kochet, wie man sol.
ANDER MAGDT.
Was wend wir nun darvon vil dichten?
schnäll lond uns gon und tisch zuorichten,
wie uns der herr befolhen hat;
dann es ist zyt und worden spaat.

Yetz gond s' hin und rüstend zuo in der statt.
HOFMEISTER
spricht zum käller und koch.
Luog, käller, das du sygest grüst
mit spyss und tranck, ouch fleisch und fisch.
koch! süd und braat das allsampt wol;
doch luog, das z' ersten werdist voll.
KÄLLER
gibt antwort.
An spyss und tranck sol nüt erwinden,
fleisch und fisch gnuog wend wir finden,
das nienen muoss kein mangel syn.
ob ich dann schon wurd vollen wyn,
so b'halt ich min den alten bruch;
ein kopff wyn schatt mir nüt im buch.
drumb mögend ir d' gest heissen kummen.
KOCH
gibt antwort.
Am kochen wil ich niemand sumen.
nit mer! min herr! grad diser stund
berüeffend d' gest, in'n machend 's kund
mit dem spil und der trummeten.
guot fisch und fleisch, darzuo pasteten
wil ich üch sieden, darzuo braten;
ich hoff, es werd mir alls wol g'raten.

Die dry herren gond yetz hinwäg zu'n spillüten. In dem spricht der koch zür kochinen.

Drumb, köchin, gang, mach schnäll an 's fhür!
wäsch fisch und fleisch, bereit 's wol mir,
nach allem lust, suber und bald!
dann machest 's nit grad, wie 's mir gfalt,
so sag ich dir: dich wil ich 's leeren,
wie nächt beschach, dir d' hut erbeeren!
[167]
KÖCHIN.
Du bist ein unflaat und gar toll.
wär ich gsyn nächt nit also voll;
nit hettist müessen also mich
uss zorn mich schlahen fräffenlich:
ich wett dir geben han ein streich,
dass d' worden wärist also weich,
wie hafenkäss in einer schüssel.
dich schütt der ritt als mungentrüssel!
KOCH.
Ich wond, du söltist für dich gon,
din schandtlich mul beschlossen lon;
ich weiss wol, dass d' nit schwygest still,
biss ich einfart min glust erfüll,
schlach dich, biss g'sichst dem tüfel glych.
KÖCHIN.
Der verkeer dir 's antlit und nemm dich!
ee wolt ich werden gar erstochen,
eb du mich müessest überbochen.
ich wil min'r streichen wol geniessen,
min notturfft mit ei'm andren büessen,
dass d' wenig find'st by mir fründtschafft,
und sölt dich schütten der ritt in d' krafft!

Yetz sol der trugsäss zum trummeter und zu'n spillüten gon.

Ir spillüt! gond von huss zuo huss!
in disem circk da kündend uss
ein fröuden mal und gross wolläben,
das unser fürst yetz uss wil gäben
zuo lob und eer hie diser statt,
die Kain gmacht und buwen hat,
der dann ist gstorben mit si'm gschlächt,
und die ererbt nach göttlichem recht.
TRUMMETER.
Gnediger herr! ich willig bin.
im schlamm wil ich gern erstmann syn.
nit mer! on sorg sind! ich wil gon,
das richten uss, denn wider kon.
[168]
TRUMMENSCHLAHER.
Gnad, herr! ich bin yetz schon bereit
zuo dienen siner herrligkeit,
es sey im mal ald sunst bi 'm wyn,
nit mugend d' spillüt frölich syn,
sy sygend dann vor allenthalben
mit rebensafft gar wol gesalbet.
PFYFFER.
So huy! schnäll dran und lond uns gon!
all machend uf! wir wend darvon.

Yetz blaasend sy das mal uss durch die statt und zring umb uff der brüge, und wenn sy in der mitte sind, spricht der trummeter.

Hört zuo, wyb! mann! ir lieben fründ!
wie ir all hie versammlet sind!
unser herr mit sinem stammen
ladt üch zuo gast allgottssamen;
der wil sin jarstag hüt begon.
ein fröudmal hat er rüsten lon;
das ist schon grüst und kochet wol.
drumb keiner nit ussblyben sol!
es sey jung, alt, wyb oder mann:
üch allsampt wil er z' gast hüt han.
ERST GAST
redt in nammen allersammen der gesten.
Üch gib ich, spillüt, disen bscheidt:
ir sond dem fürsten, sinr herrligkeit,
unseren danck und gruotz verkünden.
eins wägs ich kon wil mit den fründen.
drumb schlahend dryn, wir sind gerüst,
nun gar ein kein'r unwillig ist.

Yetz zühend die gest mit den spillüten für des fürsten hof.
TRUGSÄSS
empfacht die gest und spricht.
Sind gottwillkun, ir lieben fründ,
dem fürsten und sim hofgesind!
sin fürstliche gnad und herrligkeit
dancket üch aller früntligkeit,
[169] das ir sind willig allsampt kon
und ouch sind jarstag wend begon.

Keert sich umb gegen dem landsfürsten und spricht zuo im.

Grossmächtiger fürst! d' gest sind verhanden
und kommen här uss allen landen.
LANDSFÜRST.
Schnäll ordnend d' gest und 's hofgesind!
wie vil des volck ist und ir sind:
so wend wir ziehen mit dem spyl
in d' statt und 's mal nen mit der wyl.

Yetz zücht der landsfürst mit sim hofgesind und mit allen gesten in rechter ordnung in die statt der landsfürst setzt sich nider mit der fürstinen.
In dem redt der trugsäss zuo den gesten.

Hörend zuo, ir lieben herren,
wie ir sind gladen all mit eeren!
grad setzend üch allsampt zuo tisch,
's ässen ist grecht und kochet frisch.

Yetz setzt sich alles hofgesind, ouch alle gest zum tisch; in dem gond die zwen diener des fürsten zuo der kuchi.
ERST DIENER
spricht zum koch.
Louff, koch, und richt uns einswägs an!
d' gest sitzend z' tisch, sind allsampt kon.
drumb gang nit lang hie umbhär gaffen,
luog, was in der kuchi sye z' schaffen!
KOCH
redt zum diener.
Ach, diener und min guoter fründ!
am kochen ich kein mangel find;
nit mer! den gesten machend muot,
die spyss ist kochet, träffenlich guot.
KÜCHIBUOB
redt zum koch.
Herr koch! wir dörffend nit lang dichten,
den gesten lond uns angon richten,
by rechter zyt in'n z' ässen gäben;
by lärem tisch ist nit guot läben.
[170]
KÖCHIN
zum koch.
Was stast du disen tag da gaffen?
wenn luogest, was du habist z' schaffen?
in der kuchi gang, richt an!
's köcht alls verbrünnt, ich 's gsähen han.
nüt kanst mit mir, dann zangken, fätzen;
ich muoss dir einfart den schinhuot blätzen.
das dich der ritt als gulis schütt!
wenn hast gnuog gschwätzt und klappret hüt?!
KOCH.
Nun gang und louff schnäll, wunderbald!
ich schlach dich, das zur erden falst,
als lydenlosen öden wyb;
mit mir du allwäg lyst im kyb.
ANDER DIENER
des fürsten spricht zum käller.
Gang, käller, bring den besten wyn
und schenck den gesten dapffer yn!
biss empsig fast! lass nüt erwinden!
d' fläschen und d' schänckfass lass wol binden,
das keins nit rünn, verhaltind wol,
suber gespüelt, glych wie man sol!
luog ouch, das nienen mangel sey!
küel wol den wyn! acht hab darby,
das du der fläschen vergässist nit,
wie 's allwäg ist din bruch und sitt.
KÄLLER.
Es ist versähen allssampt wol,
darzuo wol grüst, glych wie man sol.
HOFMEISTER
gat mit sinem stab für die küchi, und spricht zuo den knechten.
Gond hin, ir knecht, und lond üch lingen,
thuond uns das ässen einswägs bringen!

Beid hussknecht tragend das ässen für 'n hofmeister; gut inen vor mit dem stab.
In dem spricht der erst diener zu 'n spillüten.

Diewyl yetz sitzend d' gest by'm tisch,
so hofierend schnäll und machend 's frisch!

[171] Yetz sönd die spillüt, diewyl sy ässend, hofieren.
Yetz sol Noë die arch ussgemachet han. und nach dem sy ufg'hört hand hofieren, sol er nachvolgenden spruch mit im selb allein reden.

Wiewol die arch ist ussgemacht,
noch läbt die wält in ödem pracht,
ye lenger ye mer in allen sünden.
darumb s' kein gnad nit werdend finden
by gott, dem herren, keinerley.
was muotwil und für grosses gschrey
sy trybend doch, das hört man wol.
jung, alt, wyb, mann, allsampt ist vol.
mit allen öden, üppigen sachen
gond sy umb; demnach thuond s' trachten,
wie s' ire glüst alleinig büessind,
des öden fleisch's begirden gniessind,
wyben, mannen, trincken, fressen,
in allem hochmuot sind vermässen.
schandtlichen läbend s' überuss!
GOTT
im himmel.
Noë! Noë! mit all dim huss
gang in die arch; dann dich, min knecht,
hab ich gesähen, funden grecht
vor minem ang'sicht in der wält,
darinn man sich schandlichen helt.
wie ich dir gsagt hab, alle thier
so!t in die arch grad nen mit dir,
uff das werd b'halten aller somen,
was läben hat, nüt ussgenommen.
uff dir und inen blybt min sägen.
über siben tag wird ich lon rägnen
viertzig tag und viertzig nächt.
verdilcken wird ich alle gmächt,
geschöpfften, all was ich liess werden,
von allem umkreiss und der erden;
ja wenn ich nit kein bessrung find,
so d' wält nit abstat irer sünd.
[172] wenn s' nit in schanden sind, vermässen;
lond von ir'm suffen, trincken, fressen,
von ir'm verruochten bösen läben:
so wil ich min gnad inen gäben,
darumb, Noë, so gang schnäll hin!
zum drittenmal, wie recht wirt syn,
wil ich noch warten, ob sy wellen
sich zuo mir und der bessrung stellen.
sag inen, min zorn und das gricht
werd kon on alle zuoversicht
grad über sy, on den verzug,
das niemand, dann ich, wenden mug.
hörend s' dann dich: wie gmeldet ist,
zuo der verzyhung bin ich grüft;
thuond sy das nit, dich schlahend s' uss:
so ist dem schimpff der boden uss;
min urteil, das muoss vest belyben,
verdilcken d' sünd und sy vertryben
mit allem pracht und irm hochmuot,
was läbt, mit allem fleisch und bluot.
NOË.
Ach gott! min herr, der gnaden rych!
dir sol ich ghorsam syn billich.
bekeert sich d' wält mit irem läben,
so kanst die fristung inen geben;
ist besserung aber nit vorhand:
din gricht, urteil krefftig bestand!
uff das ich wil zuo inen gon,
mit leeren, warnen nit abston,
din heiligs wort in'n tragen für.
sind sy dann gfölgig dir und mir,
nemmend fry an din heilig wort,
und volgend dir am selben ort:
so magst' din zorn von inen wenden
und dine gschöpfft nit lassen gschenden.
thuond sy es nit und wend sich speren:
so wil ich gon, von inen keeren
und d' arch zuo hilff nen nach dim g'bott,
das du mich heissest, herr und gott,
[173] mit allen gschöpfften und den kinden.
an allem, herr, lon nüt erwinden;
darumb ich alle mine tagen
lob, pryss und danck dir wil ich sagen.

Noë gat hinwäg vor dem angsicht gottes, redt mit im selb allein.

Ach gott! ach gott! was sol ich sagen?
vor grosser angst möcht ich verzagen!
sol ich diss volck mit irem pracht
bekeeren, das gott selb veracht;
so weiss ich wol: es wirt mir bschähen,
wie 's Enoch gieng, das muoss ich jähen.
des selben leer, die ward verspott;
zuo dem ward gschmächt der ewig gott
mit schnöden worten, bösem bscheid:
noch bleib das volck in üppigkeit.
das bschicht mir ouch, das weiss ich wol;
noch billich gott ich volgen sol.
drumb wil ich gon in gottes nammen;
der well sy bkeeren allgottssammen!
dann ich wol denck in minen sinnen,
an disem volck sey wenig z' gwünnen.
es ligt im schlamm und allem prassz;
ouch ist uff in'n gotts zorn und hassz;
nit hörend sy das göttlich wort.
drumb schaff ich nüt an disem ort,
es wirt nit helffen straaffen, warnen,
gott wirt sich iren nit erbarmen.
doch wil ich gotts b'felch richten uss,
gott gäb was mir joch volge druss.
am herren gott es alles stat:
villicht ich kommen nit ze spaat
wil gott dann inen sin gnad geben,
so werdend s' mügen frommklich läben.

Noë gat zum landsfürsten und allem sinem volck über den tisch und spricht.

Nun grüetz üch gott, ir lieben fründ!
wenn wend ir abston üwrer sünd,
hören uf, gott schmähen, schenden?
es wirt sich warlich übel enden!
gott hat fürwar sin urteil, gricht,
[174] den sack und band üch zuogestrickt,
üch d' straaff verordnet, warlich und gwüss!
HOFMEISTER.
Dins muls nit offen gar vergiss!
thuo zuo das selb und red kein wort!
das radt ich dir an disem ort.
lass uns mit eeren frölich läben!
wie darffst dem herren antwort gäben?
so schandtlich reden von der sünd?
besträlen in und 's hofgesind?
gast nit hinwäg, gibst bessren bscheid;
so wirt 's dir warlich, gwüsslich leid.
NOË.
Der zorn gotts nach sinr heilgen zal
ist g'ordnet üch zum drittenmal,
nach siner güete angeseen.
also wäm er hat 's läben gen,
beschaffen, gmacht mit aller erden,
wil er yetz lassen z' nüte werden,
verdilcken d' wält gäntzlich und gar.
das hat mir gott gmacht offenbar.
drumb thuond das best, ir lieben fründ,
besserend üch, stond ab der sünd!
TRUGSÄSS.
Nun dröw uns nit, ich bitt dich drumb,
vom gricht gotts sag nit, wenn es kumm,
gang schnäll hinwäg, dich wil ich bitten,
stand ab von dinem kyben, stryten;
nit wirst uns überzwingen, bochen:
du wurdst fürwar an uns sunst g'rochen.
NOË.
Ir wend mich warlich nit verston.
gott wil die wält ertrincken lon
mit allen gschöpfften uff der erden,
was er hat gmacht und lassen werden.
gott hat mich darumb zu üch gsendt,
das ir von sünden werdind gwendt.
LANDSFÜRST.
Wil gott die erden gar versencken,
[175] so wirt er dich mit uns ertrencken;
ich truwen aber gott so wol,
das din radtschlag nit fürgon sol.
hast du gott gsähen d' stund erschütten?
weisst du sin radtschleg, sine sitten?
bist by im gsyn? hat er dich bschickt,
das du sin urteil weisst und gricht?
du redst so gwüss grad von den dingen,
als ob du kündtist gott bezwingen,
das er müess thuon, glych was du witt.
das dich 's kaltwee als luren schütt!
gott hat sin gwalt nit von im gäben,
gang hin, lass uns in fröuden läben!
STATTHALTER
des fürsten.
Kanst du uns nüt dann unruow machen,
zum zorn uns allsampt verursachen;
so hettist wol din red erspart.
drumb schwyg und kumm ein ander fart!
NOË.
Ach gott! ach gott! thuond nit also!
ir söltind werden selber fro,
wenn gott üch vorhin warnen wett
mit siner gnad und 's mit üch hett.
so hilfft kein warnen noch kein schonen,
ir wend nun in den glüsten wonen,
in füllery mit ödem läben!
gott wirt sin straaff üch drüber gäben.
darumb, min herr! ir lieben fründ!
besserend üch, stond ab der sünd!
ERST DIENER
des fürstens.
Sag du ald andren, was er well:
nit kumpt so bald d' straaff, lieber gsell!
wilt du nüt dann unruow machen
und d' fröud verhindren, unser sachen:
so wärist wol daheim beliben
und hettist d' fröud im bett vertriben,
[176] liessist den herren und sin fründ
wol rüewig mit sim hussgesind.
ANDER DIENER.
Noë! Noë! ich bitt dich drumb,
gang schnäll hinwäg, keins wägs dich sum!
ich kan dir in der warheit sagen:
nit wirst du dich mit uns vertragen.
wie bald der herr mit sim gesind
wirt vollen wyn: dir wirt din grind
geschlagen und ertröschen wol;
dann 's völckle, das ist sunst schier voll.
NOË.
Es ist mir in der warheit leid,
das ir mir gend so schlächten bscheid.
an gott kein'n glouben wend ir han,
an sine straaff, die ich zeig an;
on alle forcht da sündend ir
und hand das wort gotts niener für;
dem selben thuond ir widersträben
und thuond in allen schanden läben
mit huory, hochmuot, suffen, prassen,
heimlich, offenlich, uff den gassen;
da ist kein maass, zucht, erbarkeit:
ir pflägend aller üppigkeit,
das gott dann nit wirt lyden, dulden;
er wirt 's warlich umb üch beschulden.
ERST HUSSKNECHT.
Gnädiger herr! sind guoter ding!
ir lieben fründ! lond 's gon alls ring!
es ist noch nit so übel gangen.
ich gloub, er hab den bruoder g'fangen.
vor vil der jaren hat man gseit
von disem jomer und dem leid,
und seit man alltag, hüt werd 's kon;
das besser ich doch hab vernun.
sölt man glouben den warsagern;
vor lengst war d' wält schon verzaget.
darumb, du gsell, so gang nun hin,
wilt anderst nit kon in gross pyn!
[177]
ERST HUSSMAGDT.
Ae, schwyg! ä, schwyg, min lieber fründ,
und lass yetz rüewig 's herren gsind!
ANDER HUSSKNECHT.
Noë! min fründ! nun lass darvon!
gwüss wirt es dir sunst übel kon.
ANDER HUSSMAGDT.
Ae, gang hinwäg und lass vom sprechen!
ich muoss mich gwüss sunst an dir rechen.
NOË.
Es ist wol war: Enoch hat gseit
von künfftiger straaff und disem leid;
noch wolts die wält doz'mal nit glouben.
mit hochfart, muotwil, wüeten, toben
fuorend sy für in argem läben,
umb Enoch woltend s' ouch nüt gäben,
grad wie ouch ir thuond, lieben fründ,
vermeinend, gott straaff nit die sünd
und hab ein gfallen in der schand.
fürwar! fürwar! d' straaff ist vorhand,
gott wirt üch 's zil nit lenger stecken!
KÄLLER.
Glych wirst du mich zum zorn erwecken.
das dich der ritt als luren schütt!
wenn hast gnuog gschwätzt und klappret hüt?
KOCH.
Ich bitt dich, schwyg und gang nun hin,
wilt anderst nit würss gschlagen syn!
denck nit, das man dir werd glouben!
TRUMMETER.
Ein klein ich wett im d' hut erstouben.
was wend ir losen sinem thant?
gott ist im nit so wol bekant.
kumpt d' straaff und d' raach uff alle erden:
nit kan er also heilig werden,
er muoss ertrincken grad wie wir,
in helffen wirt kein kunst darfür.
ERST SPILMANN.
Eins denckend min! des hand wol acht!
[178] gott hat uns nit vergäben gmacht.
wirt er verderben uns und d' erden:
nit hett er uns gmacht, lassen werden.
drumb gloubend sinen worten nüt!
sin reden sind erlogen hüt.
KUCHIBUOB.
Gang hin, min gsell! ich bitt dich drumb,
ich schlag dir sunst ein schenckel krumb;
und lass von dinem schwätzen, tönen,
ich wurd mich sunst an dir verhönen.
NOË.
Das' gott erbarm, ir armen lüt!
an üch hilfft gar kein warnung nüt.
ich sag ald sing, glych was ich well;
so wend ir syn im ungefell,
in gottes straaff und siner raach.
dann by üch ist nüt dann gross schmach,
gottslestrung, schweeren, übel fluochen,
und wil ein keinr gotts gnad nit suochen,
sich bessren keinr im frommen läben,
umb d' warnung gotts wil keinr nüt gäben.
versuncken sind gar üwre hertzen
in sünden, lastern und on schmertzen.
verruochtlich und muotwilligklich
hat yeder gar ergäben sich
an 'n tüfel mit ei'm öden läben.
der wirt üch blonung trüwlich gäben
uff disen tag, im ougenblick,
wie üch ist gseit, sind gwarnet dick.
und wil yetz gon, üch nümmen warnen.
gott well sich üwer thuon erbarmen
und bkeeren also üwer fleisch,
das es grecht läbe nach dem geist!
der well üch allen gnedig syn
und miltren üwer straaff und pyn!
LANDSFÜRST.
Schnäll gang nun hin und sum dich nit!
es bschysst dich sunst mit uns der ritt.
wondest, das man dinen worten,
[179] es wär hie ald an andren orten,
sölte glouben ald erschräcken;
das du kündtest gotts zorn erwecken
ald gott bezwingen, breden in,
das er müesst thuon, wie 's du im sin
hast fürgenun? nit gloubend 's wir,
es hat dich keiner niener für.
min lieber Noë! drumb gang hin!
uns allen schmeckt noch wol der wyn.
NOË.
Gott wirt 's üch warlich nit vergässen.
ir sind hochmüetig und vermässen,
an üch wil bschüssen keinerley.
glych wert ir hören ein anders gschrey:
ee dallig werd zwo stund verschynen,
all werdend ir der straaff gotts innen.

Pausando.
NOË
gut hinwäg, redt mit im selb allein.
Wär hett doch gmeint, ach gott! ach gott!
das d' wält verruochtlich läben sott,
also mit schanden wär umbgäben,
das sy on forcht gott widersträben
söltind, ussschlahen alles warnen,
die gottes gnad und sin erbarmen!
wie kan ich yemer frölich werden:
muoss yetz der mensch mit aller erden
ertrenckt syn umb der sünden willen!
billich sol ich gotts wort erfüllen
und gon in d' arch mit minen kinden.
diewyl ich by gott sin gnad finden,
dem danck ich sinr barmhertzigkeit;
im syge lob in d' ewigkeit!
NOË
gat zuo sinen sünen und suns wybern und spricht.
Ir sün und wyber! nemmend thier
und gond in d' arch allsampt mit mir;
dann gott, wie er hat uns zuogseit
uss luter sinr barmbertzigkeit,
[180] erlösen wirt uns allesammen,
erhalten unser gschlächt und stammen.
ouch gfügel, thier, alls was hat 's läben,
zur haltung sin krafft wil er gäben.
darumb gond hin schnäll, wunderbald;
die straaff gotts kumpt uss' herren gwalt
uff disen tag, grad diser stund,
wie 's uss hat gsprochen gottes mund.

Gond in die arch.
LANDSFÜRST
zu 'n gesten.
Ir herren all! sind guoter dingen!
ye einer sols dem andern bringen!
nach fröud und lust yedes begären
sond ir mit bscheid einanderen gwären,
also das keinr den anderen hüt
mit starcken trüncken bschysse nit.
drumb, herr trugsäss, sind guoter dingen!
ich wil üch das glass z'erst vollbringen.
TRUGSÄSS.
Ich hab in gern. botz ferden luss!
nit mer! das glass gar trinckend uss!
zuo dem das machte ouch kurtzwyl,
wo man yetz bette d' seitenspil.
KEMERLING.
Vor, ee wir anhebind zuo singen,
wil ich dir vor ouch ein' hie bringen!

Trinckend und ässend.
Musica.
HOFMEISTER
spricht zum houptmann.
Herr houptmann und herr Lütenant!
min gnediger herr und fürst im land,
der hat zuo Hanoch in der statt
vil gest geladen; drumb er hat
mich zuo üch gschickt in schnäller yl,
die gwardiknecht er haben wil,
uff das ir d' statt also bewaren,
das niemand drinn nüt widerfaren,
[181] kein überfal bschäch tags ald nacht.
darumb ich kumm uss der ursach,
das ir und gwardi, ouch d' spillüt
schnäll seyend uff; dann es ist zyt.
HOUPTMANN.
Üch z' dienen sind wir all bereit,
dem fürsten und sinr herrligkeit.

Yetz zühend sy uff die brüge.
GWARDI HOUPTMANN
redt mit im selb allein.
Die wort, die Noë yetz gredt hat
vor'm fürsten und ir majestat,
dem gantzen hofgsind überal
vom künftigen unglück und unfal,
darmit gott straaffen werd die wält,
uff welcher red kein mensch nüt helt,
die herrschafft noch die underthonen,
wiewol Noë thett niemands schonen –
sin wort, die redt er offenbar,
der sündfluss werde kon fürwar
uff alles erdtrych umb und umb.
noch wil nit werden niemand frumm;
und hat zil, tag uff hüt gestellt,
's verderben diser gantzen wält.
noch zeigt das gstirn kein urkund an,
das gwülck, das niemand lougnen kan,
das neisswan müess ungwitter werden.
noch sagt Noë von grossen gfärden.
ich ken Noë und all sin gschlächt,
das allesampt sind fromm und grecht.
drumb ich sinr red muoss glouben gäben.
ich wil fast gern mich gott ergäben,
dann min hertz ist des kummers voll;
der mag den sinen helffen wol.
LÜETENENT
zum houptmann.
Herr houptmann! üwer wyss und bärd,
die zeigend an vil grosser gfärd.
an üwer red han ich verstanden,
[182] das grosser unfal ist verhanden;
denn Noë, der grauw, alte mann
dem fürsten alls hat zeiget an.
das alles dich thuot übel bschwärden
und fürchst dir übel in den gfärden.
nit bin ich diner meinung gar
und gloub nit, das sin red werd war.
wie köndt 's der natur müglich syn,
diewyl d' sonn bhalt hüt iren schyn?
so schön und hüpsch ist hüt der tag
und kein gwülck niemand sähen mag
zrings umb und umb oben am himmel,
so wyt ich luog uff d' erden sinwel.
drumb ich kan Noë wenig glouben.
HOUPTMANN.
Ach, lüetenent! einr sitzt bass oben,
der ist allmächtig, darzuo gott;
der bringt 's alls z'wägen mit Ei'm wort.
diewyl doch gar ist niemand frumm,
in fürcht ich sicher, warlich drumb.
g'sichst nit, wie der fürst selber thuot?
hörst nit ir unzucht, übermuot,
ir suffen, prassen, schlemmen, demmen?
in sünden wil sich niemand schämmen.
darumb mir warlich d' sach nit gfalt,
ich fürcht allein den gottes gwalt.
FENDERICH.
Herr houptmann und herr lüetenant!
d' reden ich ghört hab beidersampt.
wiewol der himmel ist schön, klar;
noch förcht ich, Noës red werd war,
ich gloub sinen Worten für und für.
wenn üch d' sach gfiele grad wie mir,
so wölt ich warten uff die stund,
die Noë gredt hat uss sim mund,
in zweien stunden werd d' straaff kon,
denn werd gott d' wält lon undergon;
es ist doch nit so lang dahin,
vormals ist 's ouch gswyssgsaget gsyn
[183] vom Enoch, gott wurd dstraaffen d' sünd.
doch bin ich nit an ougen blind:
so gseen ich das wol und kan leeren,
das sich das wätter wil verkeeren.
darumb ich wölt zur gwardi ziehen,
ouch warten da und niemer fliehen.
VORFENDERICH.
Mim houptmann mag ich wol gelouben.
so einr sitzt hoch und wyt da oben,
der d' wält bezwingt, ouch mag sy richten,
wenig wirt bschüssen unser dichten,
die radtschleg, d' reden, wie die sind,
ich hör wol, gott wirt dstraaffen d' sünd:
darumb ich wil zur gwardi ziehen,
ouch warten da, gar nienen fliehen.
HOUPTMANN.
Ir gwardiknecht! stond all zuosammen!
hie wend wir warten allgotzsammen,
luogen, was uss dem wätter werd
uff disen tag, mit der gefärd.

Yetz sol man dry schütz uff einanderen abgon lassen und dry rasen mit fhürwerck darunder louffen lan.
ERST FROUW
von den kinderen gottes redt zuo irem mann und kinderen.
Ach gott! min mann! ir lieben kind!
wol gseend ir, wie gott straafft die sünd.
Enoch, der grecht, fromm bidermann,
die straaff der wält hat zeiget an,
sy gwarnet offt umb ir missthat;
doch er der wält kam z'früe und zspaat:
veracht ward er und gottes wort,
und gieng die wält in sünden fort.
darzuo kams ouch dem frommen mann:
und wie er d' wält hat gwarnet g'han,
das d' wält in hasszt, wolt undertrucken.
drumb gott in liess in himmel zucken
und thett in schirmen, sicher machen.
noch wolt die wält gotts gnad nit trachten;
sy bleib in sünden on die bessrung.
[184] nach im kam Noë mit sin'r warnung,
d' straaff gotts zeigt er an yedermann;
an in wolt d' wält kein glouben han,
als dann ist bscheen yetz, diser tagen:
dess wort verspott wirt und sin sagen,
was gelts, gotts gricht und Noës wort
werd yetz erfüllt und gange fort?
min mann! beschouw das wätter drumb!
luog, wie es schnäll und ylendts kumm!
wöltest mir yetz volgen hüt,
an disem ort ich blibe nit;
ins birg wett ich mit unsren kinden,
in höhinen suochen fristung, finden.
dann dises wätter sicht mich an,
das es kein ruow noch rast wirt han;
natürlich uss gottes gericht
kumpt es on alle zuoversicht.
IR MANN
gibt ir antwort und spricht.
Min trüwe frouw! ouch lieben kind!
wol weiss ich, das gott straafft die sünd.
vor hundert und so vil der jaren
hat man gesagt von disen gfaren;
doch niemand hat es glouben wellen,
d' wält thett sich leidig sündig stellen
und was kein bessrung biss hüt ztag,
wie d' leer der alten wysst und klagt.
nun ist die stund, yetzdannen hie,
die raach gotts, gab wie lätz man thüe.
das gseest du wol, das wätter nimpt
gar grusam zuo, gott ist ergrimpt.
drumb nimm die kind, so wend wir flühen;
dann dises wätter ich fast schühen.
ERST KIND.
Ach vatter min! was wil das werden?
das wätter bringt uns gross gefärden.
ANDER KIND.
Der rägen mit dem tonder, blitzt
kumpt gwüss uss gott und sinem gricht.
[185]
VATTER.
So gond, ir kind, schnäll, wunderbald;
dann gott straafft d' wält uss sinem gwalt.
so wend wir flühen in die berg;
dann 's wätter gat aus überzwerg.

Flühend alle mit einanderen.
GWARDI HOUPTMANN
loufft zum landsfürsten und spricht.
Ir schlemmend, fressend disen tag
und hörend nit die grossen klag,
die 's gmein volck füert mit grossem truren.
dann und mann, edel und buwren,
die flühend all in berg und tal,
und ist gross wasser überal.
ir wybend und mannend nach dem lust,
und ist die leer nun gar umb sust;
es hilfft kein straaffen noch kein warnen.
das gott im himmel müess erbarmen!
gseend ir nit gottes gricht, urteil?
by üch ist weder glück noch heil;
noch sitzend ir fort in dem prass
und üebend d' sünd on underlass.
LÜETENENT.
Ach gott! ach gott! stond uf vom tisch!
über uns der herr gar zornig ist.
Noë, der fromm, grecht bidermann,
hat jomer üch erst zeiget an;
noch hand ir 's all nit wellen glouben;
yetz möcht ich wüeten, gar ertouben.
FENDERICH.
Losend doch all und hörend zuo
dem tonder, blitzg, rägen und unruow,
die in dein gwülck, in lüfften ist!
kein mensch uff erd hat nienen frist.
darumb ins birg louff yederman;
d' verderbung, die ist uff der ban.
VORFENDERICH.
Die wasser schwümmend schon embor;
min tag ichs nie han gsähen vor.
[186] ach, schowend! 's vych mit allen lüten
flücht alls. herr! was wil das bedüten?
LANDSFÜRST.
Mordjo! mordjo! so wend wir uss?
HOFMEISTER.
Schnäll louff yeder zuo sim huss!
HOUPTMANN.
Botz lungen! läber! das thuond nit!
in bergen suochend wonung hüt!
dann 's wasser flötzt die hüser hin:
hie wirt kein fristung nienen syn.
Drumb allsampt uf mit wyb und kinden!
in 'n höhinen wend wir fristung finden!

Jungs und alts schryet jömerlich und flücht dahin. Yetz söllend die wasser gächlingen louffen und das geschütz und fhürwerck alls abgon.
Musica.

[Epilog]

HEROLD.
Fromm! eerenvest! insonders wyss!
wo! ghört ir hand und gmerckt mit flyss,
von wäm der mensch sin anfang hat;
das gott in macht uss stoub und kaat.
sin form und gstalt, darzuo ouch's läben,
das gott im einig alls hat gäben,
uff das er käme in d' verstentnuss
siner allmächtigkeit, erkantnuss,
und mit den thieren noch dem vych
mit sinem läben wurde glych,
als ob kein anfang wär und end
der wält, die wir vor ougen gseend.
die selb wie s' hat den anfang gnon,
also wirt s' enden und zergon
nach gotts fürsähung und zuosag,
der dises ends weisst stund und tag.
was aber bracht hat die verderbung;
von wäm die sünd hab iren ursprung:
das hat thon 's tüfels listigkeit
und 's menschen ungehorsamkeit,
den gott hat gsetzt ins Paradyss.
[187] darumb man gott nit sölcher wyss
d' ursach der sünd zuolegen kan,
diewyl und 's hatt erwunden g'han
am menschen und an sinem läben.
drumb d' schuld allein im sol man gäben,
den ursprung, d' ursach unser art.
dann hett der mensch die sünd erspart
und wäre gott gehorsam bliben,
hette den tüfel von im triben:
so hett gott g'hebt ein grösser gfallen,
dann das er in hat lassen fallen
in 'n tod und die harbsäligkeit.
doch uss sinr gnad, barmhertzigkeit
hat gott uns gfüert wider zum läben,
durch Christum die sünd uns vergäben.
dann Adam suocht gott und batt in,
erschrack ouch ab des herren süm,
nach sinem fal und überträtten.
gott hat den Adam nierumb bätten,
ouch 's menschen hilff gar nie begärt,
wie das sant Paul gar wol bewärt,
do er dann spricht und billich seit
zuo 'n Römern am fünfften underscheid:
»wie durch den Adam angst und not
gfolget ist uns allen, der tod:
also durch den herrn Jesum Christ
d' hilff uss sin'r gnad uns gäben ist,
d' verzyhung der sünd allersammen«;
der dann ist der versprochen samen,
den gott uns für d' sünd gäben hat;
wie wyter von im gschriben stat,
gotts gnad und sin'r barmhertzigkeit
sey 's erdtrych voll, gibt David bscheid.
so ich dann gschrifft wil baas ergründen:
ouch ist ein richter gott der sünden,
im sündfluss man das gsähen hat,
dass d' straaff ist gfolget nach der that.
wo nun kein warnung bschiessen wil,
so ordnet gott tag, stund und zil,
[188] druff d' straaff mit jomer und ellend,
grad wie 's anhebt, so nimpt 's ein end.
das alls im ougenblick beschicht,
wie Christus selber redt und spricht: 5
»glych wie 's zur zyt Noë beschach,
so wirt 's kon unversächner sach,
der tag des herren und sin g'richt,
unwüssend aller zuoversicht.«
wenn d' wält wirt prassen, trincken, fressen,
in hochmuot läben, gotts vergässen:
denn wirt es alls schnäll und behend
nach gotts zuosag nemmen ein end;
das d' vile 's volcks, ir allgotzsampt
mit üwern ougen gsähen hand.
uff das, fromm, vest, ouch eersam herren!
üch sol ich dancken aller eeren
von wägen ein'r eerlichen burgerschafft
üwrer demuot und gross fründtschafft,
ouch üwrer lieb und grossen trüw,
umb die brüge und anders g'büw,
das ir erloubt uns diss spil hand
üch z' eeren und dem vatterland,
darmit ir hand gross kosten g'han.
wo yeder das beschulden kan
mit lyb und guot, arm oder rych:
verdient sol 's werden flyssigklich.
wo dann an uns der mangel wär;
so vergelt 's unser gott und herr!
darby ich 's yetz wil blyben lon:
ir spillüt blaasst uf! wir wend darvon!
[189]

Fußnoten

1 Rom. 11.

2 Sap. 17.

3 Isaie 40.

4 Sap. 10

5 Matth. 24. Luc. 17.

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TextGrid Repository (2012). Ruoff (Ruff), Jakob. Drama. Adam und Heva. Adam und Heva. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AD31-2