Werdender Stirnbau

Bisher war hinter dieser Stirne
Zu spüren wenig vom Gehirne,
Und nur die Sinnwerkzeuge gaben
Gesichtesausdruck meinem Knaben;
Die Lippe reich zum Wort geschwellt,
Zum Kau'n die Zähne wohlgestellt;
Daß sie frisch einzieh', voll ausblase
Den Lebenshauch, geschickt die Nase;
Und schön des Aug's Kristall geschliffen,
Daß klares Weltbild sei ergriffen.
Nun aber seh' ich ob den Brauen
[194]
Sich Pfosten, Erker, Warten bauen,
Und unterm braunen Lockendach
Den Bau sich wölben allgemach.
Hoch steigt der Bogen kühn und frei,
Der Segen Gottes sei dabei!
Ein Menschengeist will hier sein Haus
Sich für das Leben bauen aus.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. Werdender Stirnbau. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AA72-8