Trost der Deutschheit

Wo willst du hin, o edles Weib,
Und wie bist du genannt?
Du trägst fürwahr an deinem Leib
Gar seltsames Gewand.
»Die Deutschheit zubenannt ich bin,
Und altdeutsch ist dies Kleid;
Daß dir es deucht in deinem Sinn
So seltsam, thut mir leid.«
Und wo denn willst du hin so schnell?
Berichte du mich des.
»Wie du mich siehst, geh' ich zur Stell'
Nach Wien jetzt zum Kongreß.«
Wohl freilich ja, es handelt sich
Daselbst um dich auch mit;
Doch welchen Sprecher hast du, sprich,
Der dich dabei vertritt?
»Ich brauche keinen Sprecher nicht,
Die Sprech'rin selbst bin ich.«
Wenn man nun dort französisch spricht,
Kannst du Französisch? sprich!
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»O weh, ich arme deutsche Frau,
Französisch kann ich nicht;
Wo find' ich nur auf deutscher Au
Gleich einen, der es spricht?«
Oh, mehr als einer findet sich,
Der gut französisch spricht;
Doch, ob er gut es spricht für dich,
Das weiß ich freilich nicht.

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TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. Gedichte. Lyrische Gedichte. Erstes Buch. Vaterland. Zweites Kapitel. Zeitgedichte. 1814. 1815. Trost der Deutschheit. Trost der Deutschheit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-A56A-D