Der ewige Nordschein

Am Himmel ist ein Flammenrot,
Es ist nicht Abendröte,
Es ist auch nicht das Morgenrot,
Was ist's für eine Röte?
Die tief herauf aus Norden bricht,
Und fort und fort verlischet nicht,
Wie gestern so noch heute;
Wer ist, der es mir deute?
Da sprach der Geist, der bei mir stand,
Und deutete, wo's sprühte,
Zum Himmel auf mit seiner Hand,
Daß dran der Finger glühte;
Hast du vernommen von der Stadt,
Die sich gemacht zum Phönix hat,
Um aus der Flamme Wehen
Verjüngt hervorzugehen?
Ein Jahr ist, seit sie ausgebrannt,
Doch steht des Scheines Helle
Noch leuchtend über allem Land,
Und auf derselben Stelle.
Vergehn wird noch ein ander Jahr,
Und stehn der Schein wird immerdar,
Vergehn noch viele Jahre,
Und stehn der Schein, der klare.
[66]
Solang' als Gottes Odem weht
Und Himmelsströme feuchten,
Wird dieser Schein, der nie vergeht,
Dem, der ihn sehn kann, leuchten.
Weit über Raum und über Zeit,
Ein Zeugnis seiner Herrlichkeit
Wird Gott ihn lassen funkeln;
Wer will den Schein verdunkeln?

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. Gedichte. Lyrische Gedichte. Erstes Buch. Vaterland. Drittes Kapitel. Zeitgedichte. 1816. 1817. Der ewige Nordschein. Der ewige Nordschein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-A083-E