Ferdinand Rosner
Bitteres Leyden, Obsiegender Todt,
und Glorreiche Auferstehung des Eingefleischten Sohn Gottes
Oberammergauer Passionspiel

[2] Vorrede

Der Schuzgeist diser Schau bühne, 6 andere Schuzgeister, welche die werckhzeuge des Leyden Christi in denen händen tragen.

SCHUZGEIST.
Hochwertste trauer gäst, die, was uns glaublich scheinet,
Euch nun allhier befindt, damit ihr mit uns weinet,
Erweiset uns anheut die höchsterwinschte huld,
Und wohnt dem Schau-spill bey mit andacht, und gedult.
Villmehr die sachen selbst, als unsre worth erweget,
Die mann zu gottes Ehr euch vor die augen leget.
Nemmt was ihr hört, und seht zu Euren nuzen ein,
So werden wür und Ihr dabey glükhseelig sein.
Vor allen mit bedacht in Eurem herz betrachtet,
Wie mann das göttlich lam vor Euer sinden schlachtet.
Das lam das unschuld voll, in menschlicher gestalt,
Die ganze sindenschuld in überflus bezahlt,
Das lam das ohne zwang, und blos aus freyen willen
Den höchst gerechten zorn des Vatters nur zu stillen
(weil einer großen lieb ein großes werckh zu steht)
Vor euch ohn widerred zu seiner schlachtbanckh geht.
Das lam dem ihr bisher durch würckhliche verbrechen
So offter mahlen thatt ein gleiches urtheil sprechen.
Das ihr, so vill in euch so offt ans Creuz gehefft,
Damit ihr nur das zihl der sinnlichkeiten trefft.
Betrachtet dises wohl, so werd ihr nicht verneinen,
Das ihr vill ursach habt, recht bitterlich zu weinen.
Ja das ihr disem lamm, das ihrr so sehr verlezt,
Sein unerhörte lieb mit gegenlieb ersezt.
Wür haben trost genug, wan euch die sind betriebet,
Nur das ihr gott hiedurch, nicht, wie ihr sollt geliebet.
Macht also euren schlus, wie ihr die tugend uebt,
Damit dan disß gescheh, hört sehet, weinnt und liebt.
ALLE.
Hört, sehet, weinet, und liebt.

Ab.
[2]

1. Akt

1. Auftritt
Erster Auftritt
Lucifer der Höllenfürst. Der Todt. Die Sind. Der Geiz. Der Neyd. Ein Reyhe der höllischen geister.

LUCIFER.
Ja werthe kleinod meiner Crone!
Ich schwör, das mich ein sorg bewohne,
Die mir die ganze brust durchfrißt,
Und nicht mehr zu erdulten ist.
Wan jemahls unsrer höllen porten
Ein harter streich getrohet worden,
So schweben wür anjezt firwahr
Mit höchster forcht in der gefahr.
Ich dencke, was ich kan erdencken,
Und findt doch nichts als angst und kräncken
Ich finde jenes mittl nicht,
das mich von kumer ledig spricht.
Ihr seyt, auf die ich noch vertraue,
Und gänzlich meine hoffnung baue,
Wan ich von euch kein hilf erlang,
So ist mein reich beym untergang.
TOTT.
O großer fürst du hast erfahren,
das mir dein reich stätts zu bewahren
Und abzuwenden die gefahr
Noch allzeit angelegen war.
Werd auch hinfiro stätts beginnen
Die ruh der Cronne zu gewinnen,
Damit du nicht mehr so entrüst
Und außer disen kumer bist.
SÜND.
Soll alles unglickh sich verbinden,
Und dir zugleich den krieg ankünden,
So wird es ja noch mittl geben,
Das reich aus der gefahr zu heben.
Ich werde gleich fahls nicht erwinden,
Ein solchen Rath noch auszufinden,
[3] Der den gewalt so dich bekränckt,
In seine eigne gruben senckt.
LUCIFER.
Wan ihr mich hier nicht werdt verlassen,
Kan ich noch freylich hoffnung fassen,
Jedoch ist selbe zimlich schwach,
Weil uns das übl allzunach.
Ihr wißt bis her, das mir nicht wenig
Die ganze weldt ward unterthänig,
Wo imer meine flamm gebrannt,
Da wurd der sig mir zuerkannt.
Was gott befahl wollt niemand halten,
Man lasste sein gesaz veralten,
Weil alles nur nach meinen willen
Der sinnen bosheit wollt erfüllen.
Nun aber haben wür erfahren,
Das in Judäa schon vor jahren
Ein bey dem Volckh beliebter man
Sich ohngefähr hervorgethan.
Nun diser thuat mit seinen lehren
Das ganze sinden-nest zerstehren.
Dan was er lehrt, das glaubt man schon,
Weil er sagt, er sey gottes sohn.
Ja was mich mus ins herz betrüben,
Thuet er auch solche wunder üeben,
Das ich nicht ohne grund abnimm,
Die göttlich allmacht sey mit ihm.
Er rufft zur bueß, thuat von den finden
Was immer zu ihm fliecht ent binden,
Ist überdas auch ein Prophet,
Dem, was verborgen offen steht.
Der also ist, der mir abraubet
So villes volckh, so an ihm glaubet.
Sagt mir, ob ich wohl disen mann
Zu meinen nachtheil weichen kan?
SÜND.
Nein großer fürst! mit allen machten
Must du vill mehr zu hemmen trachten
Ein so fruchtbahre tugendtslehr,
So dir zum höchsten schaden wär.
TOTT.
Und zwahr kan ich mit nichten sehen,
Wie dir könn eine ruh zugehen,
[4] Bis diser mann nicht würkhlich todt,
Und wäre er auch mensch und gott.
LUCIFER.
Ihr thuet hier meine meinung stärken,
Jedoch wie ist es zu bewerken?
Wie sezen wir ein macht daran,
Die dises werckh erzwingen kan?
SÜND.
Hier sihest du ja meine kinder?
Durch dise dir den schmerzen linder
Der Neyd wird in dem dinst nicht ruhn
Der geiz auch stätts sein bestes thun.
Wan diser mann mit wunderdingen
Das volckh so weiß an sich zu bringen,
Gewis die Jüdisch Priesterschafft
Darbey nicht ohne sorgen schlafft.
Sie wird sich in verachtung sehen,
Und ihre ehr in trümmer gehen,
Und dises ist ja vor den Neyd
Die sicherste gelegenheit?
Wie leicht kan er den Rath bewegen,
Und alls darinn in feyer legen,
Bis das der lehrer ist besigt
Und sambt der ehr zu boden ligt.
LUCIFER.
Du redest vill, und mus bekennen,
Das diser Rath sehr klueg zu nennen.
TOTT.
Jedoch sech ich hier ein beschwerdt,
So einen reiffern schlus begehrt.
Wan der Prophet schon diser zeittn
So villes Volckh auf seiner seithen,
Und dises zur beschüzung hat,
Was kan alsdan ein schwacher Rhat?
Wird diser also wohl vermögen
Denselbem in verhafft zu legen?
SÜND.
Darum mus auch der geiz darneben
Dem bruder seinen beystand geben,
Er mus sich zu den jüngern wenden,
Den judas noch weith mehr verblenden,
[5] Der ohne das der geldt begürd
Gar leichterdings zum Sclaven wird.
Wan Judas nur hat geldt zu hoffen,
So ist der handl schon getroffen.
Er gibt gewis umb den gewinn
Selbst seinen eignen meister hin
Und also kan ohn villes lauffen
Der Priester-Rath sein ehr erkauffen.
Wan der Prophet durch dise list
In ihrer macht, und händen ist.
TOTT.
Ja, großer fürst ich mus gestehen,
So kan die sach ganz leicht geschehen.
Indem doch überall die sindt
Ein leichten weeg und zutritt findt.
Ich werd sodan auch aller orthen
Verwunden, brennen, und ermordten.
Auch trachten wie ich deinen thron
Mit leichen unterstüzen kan.
NEYD.
Der Priesterschafft das volckh entführen
Wird jederman, wie billich rühren,
Wer kan wohl bey so großen schein
Gelassen, und nicht neydig sein?
Da Christus alle völcker lehret,
Hiemit auch seinen glanz vermehret,
Werd ich den Rath ohn mühe bewegen,
An dessen fahl die hand zu legen.
GEIZ.
Mir wird mein ambt auch leicht gelingen,
Dan Judas braucht nicht vill bezwingen,
Er gibt sich selbsten meiner list
Weil er schon secklmaister ist.
Laß nur o fürst die sorgen schwinden,
Wür werden beyde überwünden.
Wo neyd und geiz nur brechen ein,
Da mus der sig gewonnen sein
LUCIFER.
Was ihr mit so vill grund erwisen,
Das sey nunmehr von mir geprisen,
Macht das das reich der finsternusß
Euch dises lob auch geben mus.
[6] Geht also hin von mir gesändt,
Und dises werckh mit ruhm vollendt.
Bringt nur die Nazarener ein.
ALLE.
Ja Christus mus des todtes sein.

Gehen ab: Lucifer mit seinen auf einer, der geiz, und der neyd auf der anderen seithen.
2. Auftritt
Anderter Auftritt
Christus. Petrus. Andräas. Jacobus. Joannes. Thomas. Jacobus. Philippus. Bartholomäus. Mathäus. Simon. Thadäus. Judas.

CHRISTUS.
Nun liebste Junger treye schaar!
Mach ich euch endlich offenbahr,
Was ihr zwahr von mir längst vernommen,
Doch bis in euer herz nicht kommen;
Ich hab euch öffters angedeudt.
Das einstens kommen werd die zeith
Wo gottes Sohn den Schrifftgelehrten
Vom volck wird übergeben werden,
Aus Juden landt der heyden rott,
Verurtheilt mich zu meinen todt.
Nachdem sie mich wird geislen, crönen,
Und auf das schmächlichist verhönen
Damit nun der Propheten schrifft,
An mir von worth zu worth zutrifft.
Dahero laßt uns nicht verweilen
Der statt Jerusalem zu eylen,
Auf das ich was mein Vatter will,
Da mich die zeith jezt ruft erfüll.
Alldort werdt ihr mich sehen sterben
Der weldt am Creuz das heyl erwerben.
Ihr werdt mich sehn in hohn und Spoth
Nachdem ich auch am Creuz schon todt.
Jedoch nach 3 verflossnen tägen
Werd ich euch abermahl zugegen
Von todten glorreich auferstehn,
Euch vor nach Galliläa gehn.
ANDREAS.
Wie meister kanst ein reis gedenken,
Die dich und uns so sehr thut kräncken!
Ach wende ab ein solches leyd
Und bleib villmehr in sicherheit.
[7]
JACOBUS ¸.
Willst dich hiedurch nicht unser schonen,
Willst disen trost uns nicht vergonnen,
So schone wenigistens dir,
Diss Maister! dises bitten wür.
JOANNES.
Wie kanst du dan vernommner maßen
Dein dir so treue schaar verlassen
Dan ist der hirth der schaffen todt,
So leydt das Schäfflein gleiche noth.
JACOBUS M.
Du willst nun jener statt zugehen,
In der dir so vill leyd geschehen?
Ist dir dan diss Jerusalem,
So lieb, so werth, so angenehm?
THOMAS.
Erst neulich hat man dich verachtet,
Und zu versteinigen getrachtet,
Mein! das du dorth ent fhlohen bist,
Wan dir der todt nach willen ist?
PHILIPPUS.
Du sagst es sey die zeith vorhanden,
Die dir von oben zugestanden;
Du bist ja selbsten gottes Sohn,
Der dise sich verlängren kan?
MATHÄUS.
Sech, Meister! sech doch unsren schmerzen,
Wür bitten dich von ganzen herzen,
Du sichst den heißen thränen flus,
Ach! herr ach! endre deinen schlus.
BARTHOLOMÄUS.
Wür haben ja (was schwer zu fassen)
Aus liebe deiner alls verlassen,
So schenck dich uns zu unsrer freyd,
O herr! auch nur ein kleine zeith.
THADÄUS.
Du kanst so schnell nicht von uns fliehen,
Und uns zugleich dein lehr entziehen,
Du weist, wie wider deine feindt
Wür dessen noch bedürftig seindt.
[8]
SIMON.
Wan alles auf uns pflegt zu stürmen,
Wer kan uns, wer, als du beschürmen?
Wan selbst der löw der höllen brillt,
Bist du uns ja ein sichrer schildt.
JUDAS.
Wan du o meister! gehst von hinnen,
Wird diser söckl baldt zerrinnen,
Nicht uns, dir hat mann alles geben,
Wür können ohne dich nicht leben.
CHRISTUS.
Was ich gesagt, bleibt schon beschlossen,
Zeigt euch zu disem ohnverdrossen,
Und sorgt indessen keine Noth,
Es schüzet euch der alte gott.
PETRUS.
O herr verzeihe meinem schweigen,
Ich wollte nur auf disen zeigen
Wie gros der schmerzen sey in mir,
Da ich nun scheiden soll von dir.
Glaub, meister! glaub, das wür dich lieben,
Kanst du uns wohl so sehr betrüeben,
Kanst du dem todt entgegen gehn,
Und uns aus leyd verschmachten sehn.
Du hast uns allzeith freindt genennet,
Dich nie bis her von uns getrennet,
So laß uns ferners in dir leben,
Weill wür dir sinn und herz gegeben.
CHRISTUS.
Geh, Sathan! mir von meiner seithen,
Mit dir werdt ich nicht langer streitten,
Ich widerholle meinen schlus,
Geh, du bist mir ein ärgernus.
Dan du bist nicht nach gott gesinnet,
Und redest, was der mensch beginnet,
Sollt ich dir thuen nach deinen willn,
Wie wurd ich gottes worth erfilln?
Hört, liebste jünger! was ich sage
Ist jemand der verlangen trage
Mir nach zu folgen auf dem weeg,
Den ich euch nun vor augen leg,
[9] Mus er sich wider sich bequemmen,
Das Creuz auf seine schultren nemmen,
Mir folgen, obgleich diser last
Dem willen noch so sehr verhaßt.
Dan der hier will sein seel erhalten,
Der irret wahrlich dergestalten,
Das er sie gänzlich werd verlihren,
Und nur in das verderben führen.
Wer aber dise hier verlihret,
Weil ihm mein lieb das herz gerührt,
Der wird sie finden an dem orth,
Wo es verheißet gottes worth,
Was nuzt dem menschen nach den sinnen
Die gütter aller weldt gewinnen,
Wan er indessen ohne frid
Und an der seelen schaden lidt?
Verlihrt die seel ihr ewigs leben,
Was vor ein werth kans wider geben?
Ist wohl ein mensch so kräfften voll,
Das er sie noch erhalten soll?
Des menschen Sohn werdt ihr einst sehen,
In herrlichkeit des vatters gehen,
Da er wird kommen ohngefehr
Umgeben von der Englen heer,
Dan wird er einem jeden geben
Nach denen werken in dem leben
Wer dises will, sein seel verliehr
Auf diser weldt, und folge mir.

Rolle des Christus, Mathäus, Judas. Gehen ab.
3. Auftritt
Dritter auftritt
Rabbi, Annas, Caiphas, Archaläus, Jacob rabbi, Amon, Nathan, Saduc, Samuel, Salomon, Joseph ab Arimathia, Diarabias, Rabinth, Exhiberis, Ptolomäus, Josaphat, Saras, Nicodemus.

RABBI.
Hochwürdig und hochweiser rath,
Der sich allhier versamblet hat.
Mein pflicht in wichtigkeit der sachen
Erfordert euch heuth kund zu machen,
Das ich nicht länger schweigen kan,
Dan es geht die lehr gottes an.
[10]
CHAIPHAS.
So rede, was dir billich scheinet,
Aus uns ist niemand der verneinet,
Das, was gesaz, volckh, gott antrifft,
Und uns gebeuttet unser Schrifft,
Was unsre vätter uns gelehret,
Und das vernunfft auch selbst begehret,
Demselben nachzukommen sey,
Drum bring es vor, und rede frey.
RABBI.
Die allmacht gottes sey geprisen,
Es ligt am hellen tag erwisen,
Das schon von Moises zeitten her
Geblüht die wahr und reiner lehr.
Nun aber ists so weith gekommen,
Das man sich sträfflich unternommen
Die alte lehr säz zu vertringen,
Dafor ein neus aufzubringen.
CHAIPHAS.
Seind wür ursach? ists unser schuld?
RABBI.
Nun höret mich nur mit gedult.
Ich kan ohn allen zweifl sagen,
Das dem die schuld wird aufgetragen,
Der jene Nazarener sey,
Der sich da nennet ohne scheu
Ein gottes Sohn: da doch bekannt,
So eim, als außer Judenlandt,
Das ihn Maria hat gebohr'n (!)
Die Joseph sich zum weib erkorren.
Nun dieser mensch bringt es so weith,
In seiner krafft, und freindtlichkeit,
Das er so gar mit wunderwerken
Das volckh in seiner lehr thut stärken.
Er würket über die Natur
Davon erzehl ich etwas nur.
Durch Belzebub ohn villes streitten
Treibt er die teuffl aus den leuthen,
Laßt sie nicht fahren in die schwein,
Und bannts in einen see hinein.
Ja auch zum schaden viller armen,
Die billich darum zu erbarmen,
[11] Fragt er nach keiner obrigkeit,
Sezt sich zum richter diser zeith,
Er nimmet an die grösten sinder,
Als wie ein vatter seine kinder
Da er mit ihnen trinkt, und ißt,
Was gott doch straks zu wider ist.
Da er mit ihnen trinkt, und ißt,
Am Sabbath thuet er gar vergunnen,
Das man den Esl aus dem brunnen
Könn ziehen, da doch zweifl frey
Das er nur zum dienst gottes sey.
Gott und dem Kayser lehrt er eben,
Sey niemand schuldig was zu geben,
So gar im templ schlagt er drein,
Stellt allen kauf zum opfer ein.
Stoßt umb die tisch und bänckh darinnen,
Jagt viech und menschen gar von hinnen,
Alswan er nemblich selbsten herr,
Des tempels und des opfers wär.
Will nichts von seinen anhang sagen
Dan da wußt ich kein endt der klagen.
Wer ist der ihme widerspricht,
Und fordert ihn vor das gericht?
Sollt er wohl nicht von disem leben
Höchst billich red, und antworth geben?
Sollt er nicht zeigen, wo sein lehr
Und sein gewalt doch kome her?
Gewis wan wür noch länger schlaffen,
Wird gott bald unsre trägheit straffen.
ANNAS.
Was Rabbi sagt, ist sonnen clar,
Das ganze reich steht in gefahr:
Rom wird gewis die schwerdter wezen,
Uns noch den lezten streich versezen.
Wan sich ihr wuth soweith vergreifft,
Und alles gleich der erden schleifft.
Ja selbst den templ ganz verwegen,
Wird durch die flamm in aschen legen.
Wo bleibt sodan was gott gebürth,
Wer ist, der disß zu herzen führt.
CHAIPHAS.
Wie ist die sach sagt anzugehen,
Damit kein aufruhr mög entstehen?
[12] Er hat das meiste volckh verblendt,
Das ihn schon den Messias nennt.
Wan wür von landt verweisen sprechen,
Wird er den schimpf mit wissen rächen
So dan ist größer die gefahr
Als sie jemahls gewesen war.
ARCHALÄUS.
Wan mann ihn will am leib bestraffen,
Wird er ihm sicherheit verschaffen,
Durch sein erfahrne zauberkunst,
Da er verschwindt wie rauch, und dunst.
Diss hat man auf den berg gesehen,
Wo er dem stürzen thätt entgehen.
JACOB RABBI.
Man gehe sicher und nur klueg,
Dan ob gleich klagen vill genueg,
Hat man sie doch nur untersuchet,
Und mehr auf lähren wohn gefluchet.
Gesezt sein lehr wär doch von gott,
Was hätten wür als hohn und spott?
Man wird in mehr beweisthums gründen
Doch endlich noch die wahrheit finden.
Gewis ist das ein menschen mund
So weislich niemahls sprechen kunt.
AMON.
Wer soll die lehren nicht verdammen,
Die nicht von gott, von teufl stammen,
Dan sag, mit was vor wahrheits grund
Er sich wohl einstens rühmen kunt?
Das er vor Abraham entsprossen
Da doch nicht fünffzig jahr verflossen,
Seith dem das (er wie offenbar)
Zu Bethlehem gebohren war?
Entzoch er sich nicht jener orthen
Wär er mit fueg versteinigt worden.
NATHAN.
Der sich nur nährt mit lug und räncken,
Kan leicht das volckh zum aufstand lencken.
Man schließ ihn also in die bandt,
Und überbring ihn unsrer handt.
Es ist beschlossen er soll sterben,
Eh wür mit unsren reich verderben.
[13]
SADUC.
Wie das man nicht noch dise stund
An allen orthen mache kunt,
Es sey von ganzen Rhat bestimmt,
Das der, der seine lehr annimbt
Von allen leuthen ausgeschlossen
Und aus der Synagog verstoßen.
Er aber werde abgestrafft
Mit ewiger gefangenschafft.
Will dise meinung euch verdrießen,
Tracht man mit ihm den frid zu schließen.
SAMUEL.
Was friden? den er niemahls liebt,
Und sich nur in dem zancken üebt.
Da er, stätts unser lehr bestreittet,
Und ihm den sig mit schwenkh erbeuttet.
Wie offt hat man ihn schon gestrafft,
Und seine lehren abgeschafft?
Jedoch, was hat diss alls verfangen?
Ist er nicht stätts herum gegangen,
Und hat der straffen ohngeacht
Das volckh zu seinen sinn gebracht?
Ihr müßt ein neues eysen schlaiffen,
Und ihn mit unsrer schrifft angreiffen.
Dan sicht man wahrlich bald an ihm,
Ob seine lehren gottes stimm?
Kommt er zu kurz, ists sein verschuldten,
Das er im landt nicht mehr zu dulten.
SALOMON.
Weith sichrer ists als bluth vergießen,
Und ein so hartes Urtheil schließen.
Wür schiken ihn dem Kayser zu,
Und bleiben hier in unsrer ruh.
JOSEPH
ab Arimathia.
Ich aber kan noch gar nicht finden,
Worauf sich dise wuth soll gründen,
Dan sach ich seine thatten an,
So ist er ein gerechter mann.
Wollt ihr ihn also unschuldts wegen
In ewige gefängnus legen?
Wollt ihr ihn aus dem landt verbahnen,
Ja gar nicht seinen leben schonen.
[14] Weil er was ich betheuren kan,
So viller orthen guts gethan?
Kan Siloë wohl länger schweigen,
Und mus der schwemteich nicht bezeigen,
Das er die krancke hab geheylt,
Und ihnen den gesundt ertheilt?
Hört jene blinde so nun sehen
Hört jene lamme so nun gehen.
Ja secht die Prophetzeyen ein,
Ob er ein purer mensch kan sein?
Bedenckt euch wohl in euren schlüssen,
Sonst mießt ihr noch gewislich büßen,
Den also übereylten rhat,
Der allzeit noch betrogen hat.
DIARABIAS.
Auch du bist schon von ihm betöret,
Wie man aus deinen reden höret,
Weil du bey seiner lehr vergißt,
Was tugendt, oder sindhafft ist.
Dan sag, das alte gsaz zernichten,
Ein neus nach menschen sinn aufrichten
Und dises vor die ganze weldt,
Sag mir, ist dises nicht gefehlt?
Gott, und die Synagog verachten,
Und nur nach neuigkeiten trachten,
Sag mir bey deiner ehr und trey
Ob dises wohl vernünfftig sey.
RABINTH.
Wer wider obrigkeit und pflichten
Thuet eine neue lehr aufrichten,
Ein solcher handlet wider gott,
Verdient den schmächlichisten todt.
EXHIBERIS.
Ja wer kein obrigkeit erkennet,
Das volckh von dem gehorsam trennet,
Der ist schon, wie das recht begehrt
Der straff an seinen leben werth.
PTOLOMÄUS.
Wan man will disen rhatschlus fassen,
Mus man die händt nicht feyren lassen,
Man sez sich gleich auf gutte huth,
Ersteckh das feyer in der gluth.
[15]
JOSAPHAT.
Sey er bös oder gut beschaffen,
Mus man sein thun doch gleichwohl straffen,
Dan wer uns das gesaz zernicht,
Verdienet schon das bluth gericht.
SARAS.
Was brauchen wür die recht auf erden,
Wan sie niemahl gehalten werden?
Sie nuzen ja dem landt nicht vill,
Das sich daran nicht binden will.
NICODEMUS.
Du willst uns hier die recht vorstellen,
Jedoch weist du was sie befehlen?
Das man das bös zwahr straffen soll,
Das gutte doch belohnen woll.
Nun mit was recht kanst du wohl sagen,
Das man den jenen an thuet klagen,
Den doch von solcher Tyranney
Selbst seine wunder sprechen frey?
Was hat er wider recht gehandlet?
Wo ist er wider gott gewandlet?
Wan ruffte man ihn vor gericht,
Umb was er von sich selbsten spricht?
Ohn seine werckh zu untersuchen,
Will man ihm gleich zum todt verfluchen,
Sag wan du doch erfahren bist
Ob dises recht und billich ist?
Ein richter, der solch urtheil sprechen,
Der unschuld selbst den stab will brechen
Der ist mir kein gerechter mann,
Der ist ja villmehr ein tyrann.
CAIPHAS.
Doch besser ists das einer sterbe,
Als das das ganze volckh verderbe,
Sagt ihr, was eure meinung sey.
ANNAS.
Ich weis von keiner tyranney.
Wan man den jenen will verdammen,
Der nur in seinen eignen nammen
Der ohn erlaub, ohn höchre macht
[16] Das volckh zur neuen lehr gebracht.
Nun hört, was ich erinnren wolle,
Ich mein, das mann noch warthen solle,
Bis das das osterfest vorbey
Und minder zu beförchten sey
Dan so vill volckh, so da zugegen
Wurd sicherlich die handt anlegen,
Bis das ihr lehrer fessl frey,
Und außer unsren händen sey.
SARAS.
Sehr klug ist zwahr diß dein bedenken,
Ich sollt ihm auch den Beyfahl schenken,
Doch kan man ja noch in der still
Mit ihm verfahren, wie man will.
SADUC.
Ja ja sein todt und untergehen
Mus noch vor diesen fest geschehen,
Die jünger, so er bey sich hat,
Seindt schuldig gleicher missethatt.
Das übl also ganz zu hemmen,
Mus man auch sie gefangen nemmen.
JOSEPH
ab Arimathia.
Wan ihr dan also fest gesinnt,
So secht, was ihr dadurch gewinnt.
Ich kan mich nicht darzu entschlüssen,
Das bluth mit unrecht zu vergüssen.
Das wegen eurer mordt begirdt,
Umb rach zum himmel schreyen wirdt.
Wollt ihr nun nicht, was billich, fassen,
Will ich euch lieber gar verlassen

Abit.
CAIPHAS.
Geh nur der Rath wird sicherlich
Zum schlus gelangen ohne dich.
Bey disem hat es sein verbleiben,
Das übl zeitlich zu vertreiben,
Ist nöthig das noch vor dem fest
Der todt ihm gebe seinen rest.
Die sach ist sattsamm überleget,
Weil uns auch das gesaz beweget,
Man laustre also tag und nacht,
Bis er werd handfest eingebracht.
4. Auftritt
[17] Vierter Auftritt
Invidia. Rabinth. Saras. Caiphas.

INVIDIA
ad spectatores.
So werden sie euch nicht erkennen,
Doch baldt von meinen eyfer brennen,
Man wird den neyd baldt herschen sehn,
Und alles wird zu diensten stehn.
RABINTH.
Ist uns erlaubt dein nahm zu wissen,
Und wessen ambts du hier beflissen?
Auch wer dich hab in disen standt
Zu unsren Rath hieher gesandt?
INVIDIA.
In allweeg, freyndt! aus Galliläen
Mußt ich zu euch anhero gehen,
Mein nahm ist Rebi, und mein sach
Ist, das ich euch zu wissen mach,
Wie man alldort in sorgen steht,
Was der Prophet aus Nazareth
Von euch, und euren Völckerschaaren,
Doch endtlich habe zu erfahren?
SARAS.
Belieb dir nur herein zu treten
Du sichst uns eben in den nöthen,
Die diser mensch uns aufgebürt,
Da er ein neus gesaz einführt.
Du kommst, da wir uns hier besprachen,
Wie dieser punkten auszumachen.
INVIDIA.
So gebt, weil ihr mit uns gesinnt,
Das ich euch glückh und heyl ankünt.
Von richter, von den schrifft gelehrten
Die Eure müh stätts preisen werden.
Wie auch von unsrer Priesterschafft
Die euch erbirt des himmels krafft.
Doch kan ich nicht verborgen lassen,
Das man bey uns nicht wollte fassen,
Wie ihr die wahrheit zu gestehn,
So lang kunt durch die finger sehn.
[18] Ich rede hier kein lehres traumen
Es ist kein zeith mehr zu versaumen,
Weil ehr, und ruhm so diser mann
Erwirbt, kaum höcher steigen kan.
Je mehr er nun zu steigen trachtet,
Je minder werdet ihr geachtet,
Sodan geschicht noch mit der zeit,
Das ihr nicht mehr ein obrigkeit.
Glaubt mir, ihr werdt in haus und gassen,
Von meisten spöttlich durchgelassen,
Man sagt, ist dieses ein gericht,
Das laster sicht, und rührt sich nicht?
Man wollte disen Nazarenen,
Schon offt zu einen König Crönen.
Er nimmt euch würde, ruhm, und krafft,
Und ihr last dises ohngestrafft?
Er schreibt die fehler in die erden,
So da, und dorth begangen werden,
Ist etwas das bey jedermann
Euch mehrers noch beschimpfen kan?
Den Ehebruch den ihr pflegt zu rächen,
Wie die gesäz das urtheil sprechen,
Den spricht er los von aller pein,
Kunt euch so was nachtheilig sein?
Ihr werdt von selbst noch mehrers wissen,
Wie sehr das übl eingerissen,
Es ist demnach die höchste zeith,
Das ihr des ambts beflissen seydt.
Ja bis nicht alles aufgeriben
Aufs wenigst aus dem landt vertriben,
Versprechet euch nur keine ruh
So zuckt das schwerdt, schlagt tapfer zu.
Wan ihr nicht wollt bey zeiten wöhren,
Kunt sich wohl gar das volckh empören,
Red ich zu frey? doch selbst ermeßt,
Ob ihr nicht eures Heyl vergeßt.
Habt ihr geldt, oder volckh vonnöthen,
Gibts Galliläa ohngebetten,
Nembt also nur euer pflicht in acht,
Und euch an den betrüger macht.
CHAIPHAS.
Was Rebi weislich vorgetragen,
Ist von uns würckhlich diser tagen
Und heut beschlossen in den Rhat,
Wür werden zeigen in der thatt,
[19] Das wür beschüzen gottes Ehr,
In seiner uns gegebnen lehr.
Ich kan dir also hier verkündten,
Das bald der Argwohn soll verschwinden
Als wan wür zu saumseelig wären
Nicht billigten was dein begehren.
Behutsam nur wolln wür die sachen,
Mit disen Nazarener machen,
Damit das volckh, so ihm anhangt,
Zur aufruhr keine funcken fangt.
Das Rebi nun könn zeignus geben,
Kan er sich in den Rhat erheben,
Befordern helffen zu den todt,
Den, der sagt, er sey mensch, und gott.

Claudit.
5. Auftritt
5ter Auftritt
JOSEPH
ab Arimathia.
Weh! denen richtern, so verblendt,
Im bluth baad waschen ihre händt,
Nicht richten nach dem lauf der rechten,
Dardurch nur ihren neyd verfechten,
Nicht auf den weeg der unschuld gehn.
Und meistens nur das geldt ansehn.
Die künstlich die gesäz verreiben,
Und nur mit selben wucher treiben,
Bey denen jener recht daran,
Der ihnen mehrer geben kan.
Ihr werdet euren unfug sehen,
Wan ihr vor dem gericht werdt stehen,
Das dermahleinst nach euren todt
Wird halten der gerechte gott.
Ihr habt mich aus dem Rhat vertriben,
Weil in der schrifft ganz clar geschriben:
Ihr richter haltet, was gott spricht.
Und richtet ein gerechts gericht.

Ab.
6. Auftritt
[20] Sechster Auftritt
Christus mit denen Jüngeren

CHRISTUS.
In disem haus, wo Martha wohnet
Und uns den weeg mit dienst belohnet,
Trifft auch mein liebste mutter ein,
Ja, sie wird schon zugegen sein.
Sie wird schon warthen mit verlangen
Dan sie will noch ihr kindt umfangen.
Befor es von der Juden rott,
Geschleppet werd zum Marter todt.
Sie weist gar wohl von langen zeitten,
Das mich die Juden stätts beneydten,
Weil ich das volckh zu mir gewendt,
Und mich nur ihren meister nennt.
Ach! was vor schmerzen, quall, und plagen
Wird nicht disß arme weib ertragen?
Sie würd bis in den todt betrüebt,
Weil sie mich über alles liebt
Kommt hier ein labung zu genüssen,
Wür werden doch baldt scheiden müssen.
ANDREAS.
O herr! in leyden, wie in freyden
Wird unser trey von dir nicht scheiden,
Wür lieben dich, und, glaube mir,
Wo du hingehst, da folgen wür.
7. Auftritt
Sibenter Auftritt
Christus. Martha. Magdalena. Maria.

CHRISTUS.
Der liebe frid, und gottes seegen
Woll reichlich dises haus belegen.
MARTHA.
O herr! sey tausendtmahl willkommen,
Das du den weeg anher genommen,
Ihr liebste jünger ebenfahl
Seyt mir gegrüßt zu tausendtmahl.
[21] Ach! liebster gast kunt ich nur zeigen,
Wie sehr ich dir, und deinen eigen,
Befehle nur, was dir abgeht,
Mein ganzes haus zu diensten steht.
Ein glükh! das wür dich gleich zu laben,
Den tisch schon zu bereithet haben.
Sez dich indessen bis ich sech,
Das alls nach deinen willen gschech.

Abit.
CHRISTUS.
Ach liebste stadt Jerusalem!
Wär ich auch dir so angenehm!

Sedet ad suis.
MAGDALENA.
O herr! Verschmäche nicht die thrennen
Der stätts betrübten Magdalenen.
Sie zeigen, das ich annoch bin
Dein fest geschworne dienerin.
MARIA.
O Sohn! o deiner mutter leben,
hat endlich noch der himmel geben
Das ich von so vill tägen an
Dich widerum umarmen kan.
Kanst du wohl glauben, was vor sorgen
Der Juden Neyd von ersten morgen
Den ganzen tag, bis in die nacht
Mir wegen deinen heyl gemacht?
Ich weis, sie suchen aller orthen
Dich o mein Jesu zu ermordten,
O bittre quall! o härbe stundt
Die mir in dir mein herz verwundt.
CHRISTUS.
Ach liebste mutter laße fallen,
Dise angst und dise quallen,
Es ist noch nicht an der zeith
Das ich vor den menschen leydt.
MAGDALENA.
O herr! so laß bey deinen füssen
Auch mich noch einen trost geniessen,
Erlaube mir aus wahrer reu,
Aus meiner dir geschwornen treu,
Erlaube, sprich ich, allenthalben
O herr! dein heyligs haubt zu salben.

Salbet ihn.
[22]
CHRISTUS.
O Magdalena deine treu
Ist gros, und macht dich schulden frey.
Thue nur, was dich dein eyfer lehret,
Und deine lieb von dir begehret,
Dan wer vill liebt, erlanget vill,
Weil er dardurch bezahlen will.
JUDAS.
Die büsserin hat vill verschwendet,
Und hätt es besser angewendet,
Wan sie die salb hätt uns verehrt,
So wär dardurch das geldt vermehrt.
Ein jeder hätt uns, auf mein leben,
Mehr als 300 pfening geben.
Wie vill der armen hätten brodt,
Umb dises geldt in ihrer noth?
Jetzt ligt ohn nuzen, ohn erspriessen,
Und kans auch niemand mehr geniessen.
Die so kostbahre Specerey,
Sagt, ob diß kein Verschwendung sey?
CHRISTUS.
Mein Judas! und ihr liebste jünger
Schäzt mich der armen nicht geringer:
Sie hat ein werkh der lieb gethan,
Das niemandt billich schelten kan.
Pflegt man den leichnamm nicht zu salben
Vor der begräbnus? derohalben
Ein jeder leicht aus dem erkennt,
Wie wohl diß öll sey angewendt.
Die arme habt ihr allerzeithen,
Zu milder gab an eurer seithen,
Mich aber, wan ich werde gehn
Werdt ihr so zeitlich nicht mehr sehn.
Dahero thuet sie nicht bestraffen,
Sie thatte so vill guts verschaffen,
Das dises werckh zu ihrer zirdt,
Die ganze weldt bewundern würdt.
MAGDALENA.
Wie herr! du redest noch von sterben?
Ach! laß uns doch die gnad erwerben,
Und bleibe dise Osterzeit
Allhier bey uns in sicherheit.
Was willst du doch dich und dein leben
Freywillig denen mördren geben?
[23]
CHRISTUS.
Mein kind! ich mus des Vatters willen
Wan es die zeith gebieth erfüllen,
Und wie durch der Propheten worth
Die zeith bennenet, und das orth,
So werden auch die Juden trachten
Des menschen Sohn am Creuz zu schlachten,
Ich gebe mich auch willig drein,
Und werd der weldt Erlöser sein.
Kan dir wohl auch anbey gestehen,
Die stund sey nach im todt zu gehen.
MARIA.
Wie, liebster Sohn was mus ich hören?
Kanst du wohl noch von mir begehren,
Das ich mich nicht vor leyd entrüst,
Da doch die stund so nahe ist?
MARTHA.
Herr! das mein schwester dir zu füessen
Nichts als die zäher thuet vergiessen,
Und lasset mich nun ganz allein,
In stätter sorg, und arbeith sein?
Sie thätt ja besser auch zu weilen
Mit mir die hausgeschäfften theilen,
So kunt die sach vill leichter gehn,
Und dir ein größrer dienst geschehn.
CHRISTUS.
Da sich dein Schwester mir gesöllet,
Hat sie den besten theil erwöhlet,
Den ihr von disen stunden an
Kein feindt, kein macht benemmen kan.
Mein Martha! du bist von fruh morgen,
Bis auf die nacht zu sehr in sorgen,
Jedoch es ruffet mich die zeith,
Das ich von eurer wohnung scheidt.
Mein mutter thue den schmerzen hemmen,
Ich komm, und werd noch urlaub nemmen.
MARIA.
Ach sohn! auch dises dein versprechen
Thuet mir mein banges herz zerbrechen.
O Urlaub! Zentner schwäres worth!
Das mir die seel im leib durchbohrt.
[24]
CHRISTUS.
Stell nur ein zeith die klagen ein,
Ich werd bald widrum bey dir sein.
Sag danckh umb alles was wür gnossen,
Auch umb das öll, das du vergossen.
Weil ich durch diß zu meinen grab
Von dir die zu bereittung hab.
MAGDALENA.
O meister! wie ist mir zu herzen!
MARTHA.
Du gehest? ah! was herber schmerzen!
MARIA.
O Sohn! der Juden hasß, und neyd
Stürzt mich und dich ins höchste leyd.

Ab.
8. Auftritt
Achter Auftritt
Judas. Avaritia. Amos.

JUDAS.
Wie? Judas! kanst du dises bochen
So ruhig leyden, und verkochen?
Was ich gesagt, das bleibt darbey.
Es warre ein verschwenderey.
DER GEIZ
zum Amos.
Zum glükh ist jener schon zu gegen,
Auf den wür das vertrauen legen,
Komm, sehe, was bey disem mann
Der geiz nach deinen willen kan.

Zum Judas.

Mein freund! so vill man an dir spiret,
Bist du in dem gemüth verwirret,
Sag, was vor ein so härber schmerz
Doch quälle dein betrübtes herz?
JUDAS.
Mein liebster freund! was heuth geschehen,
Und ich mit schelen aug gesehen,
Ja annoch nicht verschmerzen kan,
Das zeig ich dir ganz willig an.
Wer weist nicht, was von Magdalenen
Die burger in der statt bekennen,
[25] Gewis, so wahr ich Judas bin,
Ist sie ein offne sinderin.
Da nun mein meister dahin reiste,
Und heuth bey ihrer schwester speiste,
Tratt Magdalena auch herbey,
In einer gleißnerischen reu.
Sie warffe sich zu seinen füssen,
Umb ihre sinden abzubüssen,
Sie weinnt in aller gegen warth,
Doch nur auf Crocodillen arth.
Sodan thatt sie auch allenthalben,
Wie ers gestatt, sein haubt einsalben,
Man hat aus dem geruch erfahrn,
Was, disß vor kostbarkeiten warn.
Wer sollt nun keinen eckl fassen,
Das er sich hab berühren lassen,
Von einen weib, das gar nicht rein,
Da er doch ein Prophet will sein?
Zu deme thätten mir die armen
Auch Recht in meiner seel erbarmen,
Die man umb disen großen werth
Hätt besser auf ein zeith ernährt.
Hätt ich es nur in meinen händten
Ich wust das geldt schon anzuwenden,
Ein theil kommt freylich mir um lohn,
Den ich ja billich fordern kan.
Ich soll den beutl stätts verwalten,
Damit er nuzlich werd erhalten,
Jezt ist so vill auf einmahl hin,
Und mir entgeht auch der gewinn.
AVARITIA.
Führwahr du führst gerechte klagen,
Und dises wird ein jeder sagen,
Der nur ein wenig in der weldt
Erfahren hat, was gut und geldt.
Man thatt euch vill bishero schencken,
Doch wird man fihrohin gedenken,
Was soll ich jenen leuthen gebn,
Die nur in der verschwendung lebn?
Hiemit wird dir auch vill entgehen,
Wan du nicht wirst bey zeitten sehen,
Wie du bekommst ein andres gut
Das den verlurst ersezen thut.
[26]
JUDAS.
Hab allzeith vill auf geldt gehalten,
Drum thatt ich gern diß ambt verwalten,
So aber kunt ich nicht bestehn,
Und mus auf andr vortheil sehn.
Sagt, wan er ein Prophet zu nennen,
Soll er wohl dises Weib nicht kennen?
Noch wissen, wer ihn da berührt,
Und nur betrug in buesen führt?
Bey mir ist es schon dahin kommen,
Das er mir allen glaub benommen,
Wurd mir nur was vom geldt zu theil,
So wär mir auch mein meister feil.
AVARITIA.
Du redest so, wie ich beschließte,
Wan ich mir selber rathen müßte
Dan ich sech nicht, was diser mann,
In einer geldtnoth helffen kan.
Sollst du dich wohl bey seinen lehren
Sodan nur mit dem lufft ernähren?
Nein: besser ists bey mittln sein,
Der hunger ist ein harte pein.
Je länger du ihn werdest achten,
Je mehrer wird man dich verachten,
Und wan du sollst in bettl gehn,
Wirst du doch kein erbarmnus sehn.
Man wird dich, wie den meister hassen,
Wan du dir nicht willst rathen lassen,
Drumb wendt den mantl nach der zeith,
Bedien dich der gelegenheit.
Du weist ja, was die klein, und großen
Im Judenrath nunmehr beschlossen,
Das man geheim, und ohnbeschwerdt
Disß deines meisters habhafft werd.
Thue dich nicht längers mehr besinnen,
Hier kanst du lob und geldt gewinnen,
Verrathe selben durch ein list,
Die dir zum grösten vortheil ist.
Damit man doch so leicht nicht merke,
Das dich der geiz hierinnen stärke.
So schäze selben nur gering,
Ich meint um 30 silberling.
[27]
JUDAS.
Auf meine seel! das soll geschehen,
So bald ich nur das geldt werd sehen.
AMOS.
Ist baldt geredt, doch nicht gethan.
JUDAS.
Ich sez dir meinen kopf daran.
Wollt ihr durch geldt den kauf vollendten,
So soll er sein in euren händten.
AMOS.
Dem meister ist dir vill zu lieb,
Seintwegen wirst gewis kein dieb.
JUDAS.
Was dieb? was ist mir seinentweegn
An einen schelmen stuckh gelegen,
Der glanz des geldts, so ich gewinn,
nimbt alle schmach, und unbildt hin.
Die erdt soll untern füssen brechen,
Wan ich nicht halte mein versprechen.
AVARITIA
zum Amos.
Er redet ernstlich glaube mir
Ich kenn den man, und steh dafür.
JUDAS.
Es braucht zu dem gar keinen bürgen,
Wollt ihr den meister gar erwürgen,
So gildet mir auch dises gleich,
Dan stirbt er arm, so leb ich reich.
AMOS.
Du hast ihm doch die treu geschworn,
Und gibst sie umb das geldt verlohrn?
JUDAS.
Ich halt die trey so lang mir wohl,
Doch nicht wan ich erhungren soll.
Ich schwöre dir bey meinen ehren,
Was willst du noch von mir begehrn?
Ein worth ein worth, ein man ein man,
Der sein versprechen halten kan.
AVARITIA.
So recht mein Judas! disß verpfänden
wird dir des Caiphas gunst zuwenden,
Du komst gewis durch dise thatt
Noch als ein Mitglid in den Rhat.
[28]
AMOS.
Damit du könnst versichert leben,
will ich dir was zum voraus geben.
JUDAS.
Nur her mit geldt gib mir was drauf,
So ist beschlossen unser kauff.
AMOS.
Hier hast du etwas, doch gedenke,
Das ich es dir umsonst nicht schenke,
Erwarthe nicht der Juden zorn,
Und halte was du mir geschworn.
JUDAS.
Du sorge nicht! dan meine freyd
Ist einzig nur die redlichkeit.
Thue dich zur Priesterschafft begeben,
Und sage, das ich werde leben
Zu ihren dienst, nach ihren willn,
Den ich verbunden zu erfülln.

Amos, und Avaritia gehen ab.
JUDAS
allein.
Schon widrum geldt! ja wohl erbarmen,
Ja wohl ein pfening denen armen,
Sie drauten mir nur auf den schein,
Mein beutl mus gespiket sein.
Wer ohne geldt, kan sich nicht schwingen,
Das geldt kan alls zu wegen bringen,
Dem gelt steht offen thür und thor,
Das geldt geht gott, und menschen vor.
Wer diser zeit was will gewinnen,
mus sich nicht auf das recht besinnen,
Wan hier nur niemals gelt abgeht,
gilt gleich wies einsmahls dorten steht.
9. Auftritt
Neunter Auftritt
Maria sambt anderen Frauen zum Judas.

MARIA.
Du bist, so vill ich sech, in freyden,
Da doch mein Sohn so nach beym leyden?
Du lachst, da alles schmerzen voll,
Weis nicht, was ich gedenken soll.
[29]
JUDAS
ad Spectatores.
Verstell dich Judas!

Zu Maria.

liebste Frauen!
Der kan auf seine unschuld bauen
Der ist ja jener starke mann,
So auch im wetter lachen kan.
MARIA.
Wie kanst du dich unschuldig nennen,
Und deinen fehler nicht erkennen,
Da ich dich doch ohn meinen kind
Allhier auf diser strassen find?
Sag an, wohin er sich begeben,
Ich kan ohn ihn, wie du, nicht leben,
Sag, ob er etwan in gefahr
Die dir zu gros, und mächtig war?
JUDAS.
Ich laßte ihn nur voraus gehen,
Und blib allhier in etwas stehen,
Zu sehen, ob nicht ein gewalt,
Etwan in einem hinterhalt.
Nun kunt ich aber nichts verspürn, (!)
Das mich zur unzeith soll verwürren,
Es soll ihm auch kein leyd geschehn,
So lang wür werden mit ihm gehn.
Ja sollt sich auch ein feind erfrechen,
Auf uns, und ihne los zu brechen,
Steht doch das volckh schon auf der wacht,
Das ihne frey, und sicher macht.
Und wan ihm alles sollt verlassen,
So wird doch Judas her gnug fassen,
Der mir den meister nemmen will,
Dem sez ich mich zum gegenzill.
MARIA.
Ach! werther freind! so kan ich hoffen,
Das noch mein Kind kein leyd getroffen,
Wan dises, faß ich frischen muth
Solang er lebt, steht alles gut.
Lasß dich indessen nicht verdrüssen,
Das du mein angst erfahren müssen,
Du weißt ja was ein mutter thut,
Wan in gefahr ihr eignes blut.
[30] Thu mir dein trey noch ferners borgen,
Und stätts vor seine wohlfahrt sorgen,
Wie du es dises mahl gethan,
Und ich hiemit bezeugen kan.
Du kennst der Juden arges schleichen,
Bis sie ihr zihl und endt erreichen,
Ich bitt dich, geh nur wachsam drein,
Lasß dir mein kind befohlen sein.
JUDAS.
Verschone mir mit deinen bitten,
Du kennst ja mein getreue sitten,
Du weisßt, weil du sein mutter bist
Wie angnemb mir mein meister ist.
Der himmel soll mit seinen waffen,
Mich in der stell am leben straffen,
Wan ich nicht durch der Juden rott
Fir ihne dring in meinen todt.
MAGDALENA.
Du sichst, wie wür auf dich vertrauen,
Auf deine treu die hoffnung bauen,
Zeig nur, das du ein solcher mann,
Auf den man sich verlassen kan.
JUDAS.
Gewis könnt ihr gut hoffnung fassen,
Und euch auf meine trey verlassen,
Wißt ihr nur, was ich schon gewagt,
Ihr wärt gewis nicht so verzagt.
MARIA.
Geh nur mein freind, dan diser orthen
Verweilten wür mit lähren worthen,
Geh nur, und folge meinem Sohn,
Wür tretten dise strassen an.

Ab.
JUDAS.
Ich eyl, o frau! auf dein befehlen – –
So mus man können sich verstellen,
Die lüst geluug mir trefflich wohl,
Dadurch wird auch mein beuttl voll.
Was also glückhlich angefangen,
Wird glückhlich auch zum endt gelangen.

Ab.

Erster Chor

[31]
[1. Betrachtung]
SCHUZGEIST.
Wer sach bishero nicht die gröste liebes zeichen,
Wodurch der sinder kan bey gott die gnad erreichen,
Wan er mit Magdalen was er hat böß gethan
Nur recht bereuen und von herzen lieben kan?
Und doch, da Jesus sich so gnädig hat erzeiget,
Hat er das falsche herz des Judas nicht geneiget.
Er fihrt nur list und ranckh in sein betrognen geist,
Die er auf gleisßner arth doch zu verbergen weist.
Wer stoßt sich nicht daran, wan er ihn recht betracht
Wer aber ist der sich dem Judas gleich erachtet?
Zu wüntschen wäre es, er wäre nur allein,
Und thätten diser zeit nicht so vill Judas sein.
Ihr sinder! alle ihr könnt hier ein abbild fassen,
Betrachtet es nur recht in eurem thun, und lassen,
Das nur von außenher auf eytlen schein gericht,
Da doch das herz im leib darbey ganz anderst spricht.
Ihr führt die tugend offt in euren thatt, und werken,
Damit der menschen aug nur selbe soll bemerken.
Damit von außen nur ein Christliche gestalt,
Euch, was euch schon genug bey guten ruff erhalt,
Ach! sinder! ach gedenckt! diß gleißnerische liegen
Wird ja das göttlich aug, und kan es nicht betrüegen,
Diß sicht ohn unterlasß bis in das herz hinein,
Dem kan die gringste sünd mir nicht verborgen sein.
Ach sinder! handlet doch nicht ferner so vermessen,
Dan niemand ist so blind, und also gott vergessen
Als der nur auf den schein ein gut gearther Christ,
Anbey in dem gemüth ein falscher Judas ist.
Vor dißmahl hab ich euch nur diß erinnren wollen,
Auch fernere gedult von euch erbitten sollen.
Nun werdet ihr zu vor in einen schatten sehn,
Was nachmahls meistens wird am hellen licht geschehn.
Secht, was des Tobiä scheiden
Vor betrübnuß, angst und leyden
Denen liebsten Eltren bringt.
Secht wie, wie der geschöpfte schmerzen,
Beyden theilen zu den herzen
Und aus denen augen tringt.
[32]
[1. Vorstellung]
NB.
Exhibitio. Der Junge Thobias von seinem Engl begleitet: und beyde mit einem stockh zum reisen versehen: wird von dem blinden vatter als ein sich beurlaubenter umarmet. Die Mutter stehet auch neben dem alten, und haltet das Schnupfduech als weinend in denen zusamm geschlagenen händten, mit einen traurigen affect gegen den himmel sehendt. Der Engl stehet neben den jungen Thobias, als wan er auf der reis ihn führen wollte. Wan ein vorauslauffendes hündlein gemahlen, und vorgestellt wurde, wäre es aus der heyligen schrifft desto erkantlicher.

Aus disem schatten wird sodan das liecht sich zeigen,
Wan Jesus wird sein haubt zu seiner mutter neigen,
Damit er noch befor er in sein leyden eylt
Ihr nach der kinder pflicht den lezten kus ertheilt.
Ach Christen! ach erwegt, wie dises urlaub nemmen
Mit einen thränen gus das herz wird überschwemmen.
So nur bis hero hat in ihrem kind gelebt,
Das ihr der Juden grimm nun aus dem busen hebt.
Doch wollen wür in dem uns noch nicht gar versenken,
Es komt ein mehreres noch reifflich zu bedenken.
2. Vorstellung
Anderte Vorstellung
Der Prophet Elias sizet ganz krafftlos unter einen baum, an welchen er sich mit dem rucken anleinet. Sein hut und stockh ligen neben seiner auf der Erden, der Engl haltet in der lincken handt eine schaalen, von welcher er das brodt herauszunemmen scheinet, darum er ihm mit der rechten einen theil in den mund gibt zu essen.

Secht Eliam den Propheten

Der in grösten hungers nöthen

Wird mit himmelsbrodt gespeißt.

Dises brodt ist also stärkend

Das er keinen hunger merkend

Vierzig täg zum Horeb reißt.


Ihr wundert euch in dem was ihr allhier gesehen,

Wür wollen also gleich zu der erklärung gehen.

Diß brodt ist ein Figur des jenen brodts gewesen,

Das Christus seinem volckh wird nachmahls auserlesen,

Wan er beym abendtmahl aus heißer liebs begird

Mit seinen eignen fleisch die jünger speisen wird.

Wer dises Engl brodt nach würdigkeit empfanget,

Daraus ein solche krafft ein solche stärckh erlanget,

Die ihm vor seiner reis zur ewigkeit erkleckt,

Seht diß nicht müssig an, und ein begird erweckt.

[33]
3. Vorstellung
Dritte Vorstellung
Auf einer seithen stehen die Josephbrüder, welche disen an stricken gefangen halten. Einer aus ihnen hebt einen huth also, das einer aus denen reisenden kaufleuthen so auf der anderen seithen stehen, ihme das geldt darein zehlet.

Ja der kauf, so schon geschlossen

Ist jezt nicht mehr umzustoßen,

Joseph! gib dich nur darein.

Wandre hin bey fruhen jahren,

Doch die, so mit dir verfahren,

Können sie wohl brüder sein?


Nein; nein: sagt euch das herz: was wird es nachmahls sagen,

Wan Judas den gewinn in beutl zu erjagen,

Sein eignen gott und herrn aus blinder geldt begirt

Der tollen Juden rott so schlecht verkauffen wirdt?

O Sünder! glaube nur, so offt du fahlst in finden,

Mus Jesus auch von dir ein gleiche schmach empfinden.

Dan du verkauffest gott auch um ein schnöde lust,

Schäm dich, und sag nicht mehr du hast es nicht gewust.

ALLE.
Sag, sinder! sag nicht mer du habst es nicht gewust.

2. Akt

1. Auftritt
Erster Auftritt
Christus mit denen Jüngeren.

CHRISTUS.
Nun Jünger ist es gleich an dem,
Das ich geh nach Jerusalem.
Das Osterfest dorth zu begehen,
Was wohl am lezten wird geschen,
Peter! Johan! Zu disen mahl
Bereitet mir dorth einen Saal.
PETER.
Thue, meister! uns den mann andeuten,
Wo wür es sollen zu bereiten.
[34]
CHRISTUS.
Ein mensch, der in gemelter statt
Ein topfen voll mit wasser hat,
Der wird euch dises mein begehren,
Ohn alle widerred gewehren.
Sagt nur, so bald ihr ihn erblikt,
das ich euch hab zu ihm geschikt.
Und er wird euch ohn zeit verlihren,
Mit sich in sein behausung führen,
Allwo wür in verlangten saal,
genißen dises abentmahl.
PETTER.
Wür haben deinen will vernommen,
Und eylen disem nachzukommen.
CHRISTUS.
Geht nur, wür folgen alsogleich,
Gott, und der friden sey mit euch.

Gehen ab.

Nun wird gar bald die stund anlangen,
In der mein leyden an wird fangen,
Wo alles nach der richtschnur geht,
Die in der schrifft verzeichnet steht.
Wan man mich wird am Creuz erheben,
Da werd ihr selbsten zeugnus geben,
Das, was mich jezo fliecht auf erd,
Ich alles zu mir ziehen werd.
JACOBUS ¸.
Ach herr! so hilfft dan gar kein bitten?
So mus es nunmehr sein gelitten?
Findt auch dein mutter kein gehör?
Ach meister! das ist gar zu schwär.
JACOBUS M.
Wan du doch unsre sindt wilst büeßen,
So lasse uns den trost genießen,
Entziech dich jezt noch der gefahr,
Verschon die Jung, und beste jahr.
CHRISTUS.
Ihr redet nur aus sinnlichkeiten,
Und wißt den willen nicht zu leithen,
Ich aber handle nach dem geist,
Der mich auf dise straßen weist.
[35] Meint ihr, ich könnt des Vatters willen
Nur zu gelegner zeith erfüllen?
Nein, dan gedenckt ich bin sein Sohn,
Der selben nur gehorchen kan.
Das zill, das er mir ausgesezet,
Wurd durch verweilen nur verlezet,
Rufft mich die zeit, so stimm ich ein,
Und denke stätts, jezt mus es sein.
Mein alter kan mich nicht bewegen,
Das jene werckh bey seits zu legen,
Zu deme ich von anbegin,
Gebohren, und gewachsen bin.
Mein ganzes leben war ein leyden,
So geh ich in den todt mit freyden,
Damit mein Vatter baldt geehrt,
Und durch mein bluth besänftigt werd.
Ja, liebste Jünger! in dem garten
Wird mich der meineyd baldt erwarthen,
So laßt uns also eylendts gehn,
Dan ich will noch mein mutter sehn.

Ab.
2. Auftritt
Anderter Auftritt
Der würth mit dem wasserkrueg. Peter. Johannes.

DER WÜRTH.
Ein wunder ding! kan nicht erfahren,
Und will mir niemandt offenbahren,
Die heimlichkeit, so unsren Rhat
Beständig in bewegung hat.
Er ist ohn unterlasß beysammen,
Und wird gewis was vorgenommen,
Das jeder mäniglich zu lezt,
Auf ein mahl in verwundrung sezt.
Villeicht kans aber nur geschehen,
Das osterfest hier zu begehen,
Mit einen auserlösnen pracht,
Den mann in rhat zu finden tracht.
Mus also länger nicht verweilen,
Nach haus zu meiner würthschafft eylen,
Dan auf disß so berühmte fest,
Bekomm ich vill, und hoche gäst.
PETTER.
Diß ist der mann, wan wür nicht irren.
[36]
JOANNES.
Ja lasß nur mich die anred führen.
Gott grüße euch herzliebster freind,
O das wür so glickseelig seind,
Und euch nach unsren willn und hoffen,
Allhier so zeitlich angetroffen.
WÜRTH.
Ich bin villmehr im höchsten glikh,
Das ich so werthe freind erblickh.
Sagt nur worinn ich könne zeigen,
Das meine dienst euch gänzlich eigen.
Wie lebt der meister? jener mann,
Den ich wohl nicht vergessen kan.
JOANNES.
Da sich die zeith auf ostern wendet,
Hat er uns zu dir hergesändet,
Und bittet dich, auf deinen Saal,
Ihm zuzustehn das ostermahl.
WÜRTH.
Von herzen gern: er soll nur kommen,
Und ist von mir schon aufgenommen.
Ich geb ihm, was sein herz begehrt,
Dan er ist lieb, und Ehrens werth.
Wan euch beliebt mit mir zu gehen,
Und was euch nöthig auszusehen,
Auch zu verkosten meine wein,
Wird mir die freyd nur größer sein.
PETRUS.
Wür folgen dir umb deinen willen,
Und Unsers meisters zu erfillen.
WÜRTH.
Kommt mit mir in die statt herein.
JOANNES.
Dein gütte ist recht ungemein.
3. Auftritt
Dritter Auftritt
Christus. Maria. Martha. Magdalena. Salome.

CHRISTUS
allein ad.
Dis.
Befor wür uns von hier erheben,
Und nach Jerusalem begeben,
Allwo man uns auf dise zeit
Das Osterlamb schon zu bereith,
[37] Will ich mein mutter noch begrüßen,
Und meinen urlaub kurz beschließen.
Geht nur voraus, ich folg sogleich,
Und werd baldt widrum sein bey euch.

Die jünger gehen ab.
Ad Spectatores.

Ach, liebste mutter was vor leyden
Wird dir nicht bringen dises scheyden,
Dan, wo die lieb so hefftig brennt,
Da hat der schmerzen auch kein end.
MARIA
mit denen andren Frauen.
Wie? kan ich dich mein kindt! hier sehen,
Ohn das dir noch ein leyd geschehen?
Dem himmel seye danckh gesagt
Der vor dich so vill sorgen tragt.
CHRISTUS.
Er sorgt so lang es ihm beliebet,
Und keinen vor der zeith betrübet,
Kommt aber in der zeit ein pein,
So mus man halt gedultig sein.
Man hätt sich längst an mir gerochen,
Doch war die stund nicht angebrochen,
Jezt aber ist sie würckhlich da,
Und rufft mich von Bethania.
MARIA.
Hilf himmel! was mus ich anhören?
Kanst du o Sohn! wohl diß begehren,
Das ich lebendig sollte sehn
Dich in den todt und Marter gehn?
Du weist ja, wie sehr ich dich liebe,
Du weist, wie mich dein schlus betrüabe,
Kommt dir dan gar nicht mehr zu sinn,
Das ich dein treue mutter bin?
Dein mutter, die dich hat erzohen,
Die mit dir jenem grimm ent flohen,
Mit dem Herodes dich verflucht,
Und zu dem mord hat aufgesucht.
Ich hab dich damahls noch gerettet,
Das dich die henker nicht getödtet,
So zeig nunmehr auch deine pflicht,
Bleib hier, und tödt dich selber nicht.
[38]
CHRISTUS.
Glaub, liebste mutter! das mein leyden
Den anfang nimbt in disem scheyden
Glaub disr urlaub fahlt mir schwär,
Weil ich dich über alles ehr.
Doch ist es zeith des Vatters willen
Nunmehro würckhlich zu erfüllen,
Weil du mich nur zu disem last
Gebohren und erzohen hast.
Drum thue der quall nicht unterligen,
Thu dich grosmüthig selbst besigen,
Du weist ja gleich von anbeginn,
Das ich ein Sohn des schmerzens bin.
MARIA.
Nun wirckhlich schon mein seel empfindet,
Was Simeon mir angekündet,
Das gleich ein degen mir das herz
Durch bohren wird der gröste schmerz.
Ach! liebster Sohn! wie kans geschehen,
Das ich dich soll das leztmahl sehen?
Und diß ohn bittre herzens pein?
Ich müste nur kein Mutter sein.
Soll mich dein scheiden nicht betrüaben,
So müßt ich dich nur gar nicht lieben,
Diß aber ist so weith von mir,
Als ich villmehr gelebt in dir.
CHRISTUS.
Ich kenn dein lieb und habs erfahren,
Nun mehr bey drey und dreyßig jahren,
Du sichst auch wie ich selbst beweinn,
Das ich nicht kan erkantlich sein.
Doch wirst du schon die zeit erleben,
In der ich dir zurukh kan geben
Was ich dir aus des Vatters schlus
Nun mehr an mir entziehen mus.
Ich mus dich hier ein zeith verlassen,
Und das bestimmte Creuz umfassen,
Ergib dich also auch der zeith
Und weiche der ohnmöglichkeit.
MARIA.
Ich weis, das du die schuld aus allen,
Alleinig kanst, und must bezahlen,
Ich weis, das mir der menschen sünd
Nunmehro raubt mein göttlichs kindt.
[39] Doch, lasse mich die gnad erwerben,
Das ich auch mit dir könne sterben.
Dan einmahl, hab ich dich nicht mehr,
Fält mir das leben allzu schwär.
Es braucht sodan allhier kein scheyden,
Ich geh behändt mit dir ins leyden.
Ich förchte keine Juden rott,
Und geh getröstet in den todt.
CHRISTUS.
Nein, liebste mutter! disß begehren,
Kan ich dir nimermehr gewehren,
Weill dir das aufgestekte zill
Mein Vatter nicht abkürzen will.
Drum lasse dich von deinen sinnen,
Nicht allzu sehr im leyd gewinnen,
Stell die vergebne thränen ein,
Und denckh mit mir, es mus so sein.
MARIA.
O Vatter himmels und der erden!
So kan ich nicht erhöret werden?
Ach Sohn! du gehst in deine pein,
Und kanst mit mir noch grausam sein?
Verzeihe, dan ich red aus schmerzen,
Und weis nicht, wie mir ist zu herzen,
Disß aber weis ich dannoch wohl,
Das ich aus lieb auch sterben soll.
Ich mus zwahr freylich auch gestehen,
Des Vatters willen müß geschehen,
Ich bett ihn auch beständig an,
Und niemahls widersprechen kan.
Doch ist mein lieb nicht zu verdencken,
Die deine pein so sehr thuet kräncken,
Ich lieb dich, wie ich lieben muß,
Drum ist mein leyd im überflus.
CHRISTUS.
Disß leyd wird dir mit himmels Cronen,
Mein Vatter dermahl einst belohnen,
Ja mit der freyd wird dise pein
Nicht einmahl zu vergleichen sein.
Drum gebe zu, und dich bequemme,
Das ich jezt meinen abschid nemme,
Dir danckhe vor den sorgen last,
Den du mit mir getragen hast.
Ich danke dir vor alls bemühen,
[40] Mit welchen du mich thattst erzihen,
Es ist geschehen vor das heyl,
Das dir und allen werd zu theil.
MARIA.
Ach Sohn! du kanst aus meinen thränen
Genugsam meine worth erkennen,
Dan dise zu betrübte stund
Bindt mir die zung in meinen mund.
MARTHA.
Ach Meister! Wer soll hier nicht müssen
In einen zäher bach zerflüssen.
Ich bin der schmerzen allzuvoll,
Und weis nicht, was ich reden soll.
MAGDALENA.
Mein Jesu! ich mit meinen sinden
Kan gar des leyds kein end nicht finden.
Ich soll anfülln ein ganzes meer,
Ach! wo nimm ich gnug zäher her?
SALOME.
Wer kan bey disem urlaub nemmen
Wer kan wohl seinen schmerzen hemmen?
Ich bin wahrhafftig nächst daran,
Das ich gar nicht mehr leben kan.
4. Auftritt
Vierter Auftritt
Petrus. Joannes zu denen Vorigen.

PETRUS.
Herr! alles, wie du uns bedeutet
Ist in dem Saal schon zu bereitet.
JOANNES.
Der mann so uns ins haus geführt,
Erwarthet deiner mit begirdt.
MARIA.
Auch ihr kommt an nichts zu verbessern,
Ja nur den schmerzen zu vergrößern,
Ist dan das leyd nicht in der thatt
Schon ohnedem in höchsten grad?
CHRISTUS.
Leb wohl! es wird sich alles enden,
Mein Vatter woll den Engl senden,
Das dich in disem großen werckh
Beständig zu verdiensten stärkh.
[41] Auch ihr, lebt wohl! getreue frauen,
Die ihr bishero das vertrauen
Beständig nur auf mich gesezt,
Und meine lehr so hoch geschäzt.
Was ich, und meine guts empfangen,
Das sollt ihr widerum erlangen.
Mit einem so bereichten lohn,
Als ich euch hier versprechen kan.

Ad Matrem.

Nun ist es zeith, leb wohl, mein leben!
Jezt mus ich dir schon urlaub geben.
MARIA.
Ach! gehst du würckhlich in den todt.
CHRISTUS.
Es mus schon sein, Behüet dich gott.

Gehet ab mit denen Jüngeren.
MARIA.
Ach Sohn! so hast du mich verlassen?
So gehst du schon auf jener straßen,
Die dich nur fihrt an jenes orth,
Wo auf dich warthen schmach, und mordt.
Ach flüßet, flüßet heiße thränen.
MAGDALENA.
Ich, ich mus meine schuldt! bekennen.
MARTHA.
Nun ist mein trost, und alles hin.
SALOME.
Ich weis vor leyd nicht, wo ich bin.
MARIA.
Wie sehr mich disr urlaub kräncke
Du, du, o Sinder! du bedenke,
Hörst, was dir dein gewissen spricht?
Ach himmel! und du weinest nicht?

Gehen ab.
5. Auftritt
Fünfter Auftritt
Caiphas, und Amos.

CAIPHAS.
Sag Amos! kan ich allermaßen
Mich wohl auf deine worth verlassen?
[42] Sag an, ob dem, was du bericht,
Nicht etwan Judas widerspricht?
AMOS.
Wie ich gesagt, so ists ergangen,
Ein mehrers kanst du nicht verlangen,
Wan man sich wird im Rhat erhebn,
Wird den erfolg die zeith schon gebn.
Dem mann so mir im weeg bekommen,
Ist, wie ich sonders wahrgenommen,
Sein eigner meister so verhaßt,
Das mich sein schlus nicht zweiflen last.
Zu dem ist er von solchen sitten,
Das er gar leicht durch geldt bestritten
Und dise seine geldt begürdt
Mit gringen werth ersättigt wird.
CAIPHAS.
Wan diser streich uns soll gelingen,
Versprech ich, es dahin zu bringen,
Das Amos in dem hochen Rath
Ein siz und stim von ersten hat.
Der Juden gott, der uns regiret,
Hat dich zu disen man gefihret,
Das heyl durch dich ist allgemein,
Drum mus man dir erkantlich sein.
Was durch verdienst ist gut geschehen,
Hat man noch allzeit angesehen,
So hofft auch den verdienten lohn,
Den niemand dir absprechen kan.
AMOS.
Dein gütte, so du mir verpfändest
Und auch so ville ehr zuwendest,
Ist allzu gros vor einen mann,
Der selbe nicht ertragen kan.
Ich thatt den Judas zu gewinnen
Was mir ein pflicht zu sein geschinen,
Weill ich wohl wust, das seine lüst,
Dem ganzen Rhat höchst dienlich ist.
CAIPHAS.
Er kan uns ville sorg benemmen,
Sonst müst man sich zu was bequemen,
Das auszuführen vill zu schwär,
Und wahrlich höchst gefährlich wär.
Er soll den lohn von uns empfangen,
Bevor wür zu dem zweckh gelangen,
[43] Weill er den meister in der still
Verkauffen, und verrathen will.
Doch sag, die wahrheit zu bekennen,
Ist Judas kein Tyrann zu nennen,
Das er den jenen gibt verlohrn,
Dem er doch seine treu geschworn?
Ich liebe zwahr disß sein verbrechen,
Doch, sollt ich ihm das Urtheil sprechen,
So blib das werckh zwahr ohngestrafft,
Doch er wär dannoch lasterhafft.
AMOS.
Der geiz kan sich nicht überwinden,
Noch auch an die gesäze binden,
Was Judas thut, ist wohl gethan,
Sech er, wie er sich schüzen kan.
CAIPHAS.
Du redest so, wie ich gedenke,
Hier gelten auch verraths geschänke,
Wan man nur baldt, und ohnbeschwerdt
Des Nazareners habhafft werd.
Ich geh, dem Rath bericht zu geben,
AMOS.
Ich werdt mich ferners noch bestreben,
Bis dises wildt in unsren nez.
CAIPHAS.
Geh, und auf mich dein hoffnung sez.
6. Auftritt
Sechster Auftritt
Würth. Diener.

WÜRTH.
Sag ist wohl alles aller orthen
Zum abentmahl bereitet worden?
DIENER.
Herr! alles steht nach dein begehrn,
Wan nur die gäst zugegen wärn!
WÜRTH.
Ich warthe selbsten mit verlangen,
Und bin darum hieher gegangen.
Zu sehn, ob ich den werthen mann
Nicht baldt allhier begrüßen kan.
[44] Ich ehr ihn über alle maßen,
Drum must du auch nichts unterlassen,
Was ihn an disen freydentag
In meinem haus erquiken mag.
DIENER.
An meinen dienst soll nichts erwünden,
Er wird mich treü, und hurtig finden.
Ich werde thun was er begehrt,
Weil er mir selbsten lieb, und werth.
WÜRTH.
So eyl ein wenig um zu sehen,
Ob er nicht baldt anher wird gehen,
Dan ich erwarthe allzu harth
Sein mir so liebe gegenwarth.
DIENER.
Ich diene eylends deinem willen
Umb mein begird auch zu erfillen.

Ab.
WÜRTH.
O das er in Jerusalem,
Doch allen wär so angenehm!
So bald ich ihn nur hab erbliket,
Fand ich das er von gott geschiket.
Sein ganzes weesen gab mir ein,
Das er mehr als ein mensch müeß sein.
Ich kan in wahrheit gar nicht fassen,
Wie unser Rhat ihn könne hassen.
Da doch sein leben diser zeit
Ein muster aller heyligkeit.
Er strafft das laster, preißt die Tugendt,
Er schüzt das alter, liebt die Jugendt,
Wo war wohl irgendts jener mann,
Der allen so vill guts gethan?
DIENER.
Herr! ich hab schon die gäst gesehen,
Auf diser strasß anhero gehen.
WÜRTH.
Ich bin getrost, so geh, und lauf,
Trag also gleich die speisen auf.

Diener ab.

Mein haus kan sich wohl glückhlich nennen,
Das es ein solchen gast hab können
[45] Bewürthen, der sich selbsten dingt,
Und reichen seegen mit sich bringt.
Und wahrlich, sie seind schon zu gegen,
Ich will mich ihm zu fießen legen.
Dan sucht man ihn gleich zu den todt.
Glaub ich, das er sey mensch, und gott.
7. Auftritt
Siebenter Auftritt
Christus mit seinen Jüngeren zu denen Vorigen.

CHRISTUS.
O werther freind sey mir willkommen.
WÜRTH.
Hast du den weeg zu mir genommen,
So geb, das ich umb deinen seegn,
Mich darff zu deinen füßen legn.
CHRISTUS.
Steh auf, der frid soll dir, und deinen
In höchst beglikten wohlstandt scheinen,
Du sichst mich hier als einen gast,
Den du sein bitt gewehret hast.
WÜRTH.
Dein bitten wäre mir ein schmerzen,
Befehle, dan ich gib von herzen,
Was nur in meinen kräfften ist
Weil du ja alles würdig bist.
Komm Herr! thue dich mit deinen sezen,
Und durch disß osterlamm ergözen,
Das ich dir zu beliebter zeith
Nach willen habe zu bereith.
CHRISTUS.
Was du allhier uns tuest vergonnen,
Wird dir der himmel reich belohnen,
Dan wer vill gibt, verdienet vill,
Das gott bezahlen kann, und will.
WÜRTH.
Ich lieb dich herr! das kan ich sagen.
[46]
CHRISTUS.
Ich kunt auch keinen zweifl tragen,
Mein diener! hörth, was ich begehr,
Bringt wasser, und ein handtuech her.
DIENER.
Hier ist es meister! Christus. eh wür essen,
Müeßt ihr des waschens nicht vergessen,
Kommt, liebe jünger zu dem end
Wasch hier ein jeder seine händt.

Sie waschen sich nach Christum.
WÜRTH.
Ich wünschte nur mit tranckh und speisen,
Dir solche ehren zu erweisen,
Als immer ein so großen herrn,
Vor allen zu erweisen wärn.
Allein ists nicht in mein vermögen
Dir solche dienst hier beyzulegen,
Sech also nur den willen an,
Den ich dir einzig opfren kan.
CHRISTUS.
Sey ohne sorg: thu nichts mehr melden,
Mein Vatter wird es dir vergelten,
Der die verdienst der menschen sicht,
Und selbe nach den willen richt.
Von deinen uns gereichten gaaben,
wird man beständig ursach haben
Zu preisen jenes abendtmahl,
So ich genoß auf deinen Saal.
Nun eh wür essen ist vonnöthen,
Das wür zu meinem Vatter betten:
O Vatter in dem himmelreich!
Wür preysen alle dich zugleich.
Dein nahm soll stätts geheyligt werden,
Wie in dem himmel auch, auf erden,
Gib uns dein reich, dein will gescheeh,
Uns nur mit deiner gnadt anseh.
Das täglich brodt wollst uns auch geben,
Dem leib, und auch der seel zum leben,
Vergebe uns all unser schuldt,
Wie wür vergeben mit gedult.
Bey allen bleibe ungerochen,
Die etwas wider uns verbrochen,
[47] Erlöse uns von der gefahr,
Das werd, und seye ewig wahr.
Nun komt zu tisch das lamb zu essen,
Wie das gesaz uns vorgemessen.
PETRUS.
O herr! allein in deinem nahm,
Genüßen wür das osterlamb.
CHRISTUS.
O mit was freyden, und verlangen,
Befor mein leyden an wird fangen,
Hab mich nach diser speis gesennt,
Weil ich den werth gar wohl erkennt.
Ich warne euch, auf dises essen,
Niemahlen meiner zu vergessen,
Dan es ist mehr als zu gewis,
Das ich mit euch das leztmahl isß.
Die stund ist würckhlich angebrochen,
Die sich der neyd zum Zihl versprochen,
In welcher er sein mord begirdt
Durch meinen todt vollenden wird.
WÜRTH
ad Spectatores.
Auch ich will dises tags gedenken,
So lang gott wird das leben schencken.
Wo freyd, und leyd nur allzuvill
Und keins dem andren weichen will.
CHRISTUS.
Weil ich noch bin in disen leben,
Gebt mir auch vom gewächs der reben,
Nach dem gesaz soll beydes sein,
Die speis so wohl als auch der wein.
WÜRTH.
Herr! alles sollst du hier empfangen,
Befehle nur, was dein verlangen.
DIENER.
Hier werther meister ist der wein,
Er soll von besten reben sein.
CHRISTUS.
Was jezt geschicht, wir nicht geschehen,
Bis wür einander widrum sehen
In jenem blauen sternen landt,
Von dem mich gott zu euch gesandt.
[48] Trinkt also, was ihr könnt ertragen:
Doch wohl erwegt, was ich thue sagen:
Das alt gesaz hat nun ein endt,
Hiemit ein neus an mir erkennt.
Das alt lasß ich in seinen weesen,
Weils es nur ein Figur gewesen,
Des neuen Testaments der gnad,
Zu dem ich Jud, und heyden lad.
Diß mein gesaz wird ewig bleiben,
Darum werd ich es unterschreiben,
Mit meinem bluth das gnaden voll,
Aus meinen wunden fließen soll.
Damit ich noch ein beispill gebe,
Die kurze zeit in der ich lebe,
Bringt wasser her! ja zum gebrauch
Bringt mir ein beck, und schurztuech auch.
WÜRTH.
Geh' nur geschwindt, nicht lang verweile,
Und schnell anher zu diensten eyle.

Diener gehet ab.

Sag, meister ob noch sonst was fehlt?
CHRISTUS.
Nein: das dir dises gott vergelt!
Weil alles mus gewaschen werden,
Was unrein ist auf diser erden,
So will ich waschen euer füesß,
Eh ich am Creuz mein bluth vergieß.
DIENER.
Hier ist, mein herr! was dir gefallen,
Das wasser sambt dem andren allen.
CHRISTUS.
Nun liebste jünger nembt die lehr,
Wer unter euch will sein ein herr,
Der mus von allen hochmuth weichen,
Und sich mit mir im dienst vergleichen.
Wer einstens dise burden tragt,
Der denckh ich hab ihms vorgesagt.
Noch eins habt ihr aus dem zu lehrnen,
Eh ich mich mus von euch entfernen,
Wie ich das wasser hier aufgiesß,
Zu waschen eines jeden füesß,
[49] So thut mein lieb sich auch ergießen,
Und gegen euch recht strohm weis fließen,
Aus dem ihr also lehrnen wollt,
Wie ihr einander lieben sollt.
Komm, Peter! mir die füesß darreiche!
PETRUS.
Ach herr! von disen dienst abweiche,
Es ist zu vill, ich schäme mich,
Ich bitt, o herr! entferne dich.
CHRISTUS.
Du weißt nicht, was ich unternemme,
geh' also, dich zu dem bequemme,
Was ich dir sag, und bildt dir ein,
Du must von mir gewaschen sein.
PETRUS.
Das wird, und kan ja nicht geschehen;
CHRISTUS.
Wirst du mir dises nicht zustehen,
So hast (ich offenbahr es dir)
Auf ewig keinen theil an mir.
PETRUS.
Wie? Meister! ewig soll ich irren,
Auf ewig soll ich dich verlihren?
Ach dises nicht, so komm firwahr,
Wasch mir die füß, das haubt so gar.

Christus waschet unterdessen allen Jüngeren die füeß.
WÜRTH.
O gott! wer soll wohl ohne thrännen,
Ein solches beyspill sehen können?
PETRUS.
Ach liebster Meister, gott, und herr!
Du liebst uns einmahl allzusehr.
DIENER.
Hier lehret man wahrlich recht zu lieben,
Und dise tugendt auszuüben.
WÜRTH.
Mein herz ist ganz erstaunungs voll,
Ich weis nicht was ich reden soll.
Ach! wär der ganze Rhat zugegen,
Kunt er wohl dise thatt erweegen?
Und dannoch hassen jenen mann,
Der solche demüth üben kan?
[50] Wer hier soll stehen unbewogen,
Der hat ein tyger brust gesogen,
Der hat gewis ein solches herz,
Das härter ist, als stein und ärz.
CHRISTUS.
Nun ungewaschen weis ich keinen,
Seyt also rein, doch bis an einen,
Nun mehro hab ich gar vollendt,
Das alt gesaz und testament.
Hingegen thut das neu anfangen,
Zu dessen Crafft ich mit Verlangen
Damit ich meine pflicht erfüll,
Vors heyl der menschen sterben will.
Nun widerum euch zur taffl sezet,
Mit meinem fleisch, und bluth ergezet,
Das ihr, wie es die lieb begehrt,
Aus meiner handt genießen werd.
Ihr habt mich auf der triebsaal straßen,
Niemahls mit eurer treu verlassen,
Habt stätts gewacht bis an das end,
Beständig meine lehr erkennt.
Nun will ich gleichfalls diß erkennen,
Und mich nicht mehr von euch abtrennen,
Bei euch verbleiben, obwohl verstellt,
Bis an das lezte endt der welt.
Das ist mein leib, nemmt hin und esset,
Mein leyden darbey nicht vergesset,
So offt ihr brechen werdt das brodt,
Gedenkt darbey an meinen todt.
WÜRTH
ad Spect.
O übermas des wahren lieben,
Das niemand kan als gott ausüeben!
CHRISTUS.
Diß ist der kelch in meinen bluth,
Gedenckt an mich, euer höchstes gut.
Diß werde ich vor euch vergüeßen,
Zu aller heyl wird dises fließen,
Aus meinem leib bis durch die pein
Kein tropfen mehr wird übrig sein.
Diß hat mein leib euch eingeschenket,
(Ach! allzeit doch an mich gedenket)
Nemmt hin, und trüncket all daran,
So offt ihr thuet, was ich gethan.
[51]
DIENER.
O großer gott! was heyl, und seegen
Bringt nicht dein höchste lieb zu wegen.
WÜRTH.
Wer sicht in diß geheimnuß ein,
Und kan genugsam dankhbar sein?
PETRUS.
Unendlich ist diß angedenken,
Vor das wür uns dir völlig schenken,
O herr! dir seye lob, und danckh,
Umb deiner gaben, speis, und tranckh.
Wodurch du dich uns selbst gegeben,
Damit wür mit dir ewig leben.
ALLE.
O herr! dir seye lob, und danckh,
Umb deine gaben, speis, und Tranckh.
CHRISTUS.
Ach liebste jünger wan ihr danket,
Wie komts das einer aus euch wancket?
Ja das er mich schon in der still
Verkaufst hat, und verrathen will?
Ist diß der lohn, den ihr mir weiset,
Weill ich euch mit mich selbst gespeiset?
Das nun aus euch ein jünger ist,
Der mich verrath durch falsche lüst.
PETRUS.
Wie? liebster herr! hier bey dem essen,
Soll einer sein so treu vergessen,
Der unter einen falschen schein
Noch solle dein verräther sein?
Ach, maister! wird ja diß dein klagen
Nicht nur von meiner untreu sagen?
JOANNES.
Diß wäre mir die größte pein,
Wan ich derjenig sollte sein,
Eh wollt ich lassen tausendt leben,
Als dich den feinden übergeben.
JACOBUS ¸.
Eh ich verlasse meinen gott,
Gieng ich auch selbsten in den todt.
[52] Ich herr! ich weiß von keinen wancken,
Und thue dir nochmahls herzlich dancken,
Doch laß uns wisßen jenen mann,
Und zeige uns den böswicht an.
ANDREAS.
Du schweigest? herr! was soll ich dencken?
Auf wem soll ich die inzücht lencken?
Soll mich diß unglückh wohl berührn!
Und ich dich zu der schlacht banckh führen?
BARTHOLOMÄUS.
Du sichst o herr in unsren herzen
Den billichist geschöpften schmerzen,
Bin ich villeicht in den Verdacht,
Der mich dir, um verräther macht?
THOMAS.
Du weißt, o herr! das wür dich lieben,
Was willst uns dan so lang betrieben,
Mach uns von disen kummer frey,
Und sag, wer der Vermeßne sey.
SIMON.
Für mich thue ich mich wohl nicht kränken,
Ich kunt kein solche thatt gedencken,
Doch zeig uns den Verräther an,
Auf das man ihn bestraffen kan.
MATHÄUS.
Mein Peter! doch den meister frage,
Ob er auf mich den argwohn trage?
Es fallet mir zwahr gar nichts ein,
Wie ich ihm kunt verdächtig sein.
PHILIPPUS.
Was! ich vornemmen das Verbrechen,
Und mich an meinen meister rächen?
Eh soll das feyer sich bewegn,
Und mich in staub und aschen legn.
JUDAS THADÄUS.
Unter uns ist es doch einer,
Diser ists, und sonsten keiner,
Der Betrug und untrey voll,
Ich bins nicht, das weis ich wohl.
JACOB M.
Der die höll in buesen traget,
Und gott alle lieb versaget,
[53] Der ists: wer solls aber sein?
Ich nicht, herr, dan ich bin dein.
PETRUS.
Sag, wer aus uns doch so vermessen,
Das er des eyds, und treu vergessen
Dich, als den allerhöchsten gott
Noch heuth will lifren in den todt?
CHRISTUS.
Hier aus euch zwölfen, sag ich dir,
Der in die schüssl reicht mit mir.
Der wird noch heuth mein leib, und leben
Dem hasß der Juden übergeben,
Des menschen Sohn geht zwahr dahin,
Nach der Propheten schrifft und sinn,
Weh aber jenen mann auf erden,
Von dem ich wird verrathen werden,
Es nuzte ihm in wahrheit mehr,
Wan er niemahls gebohren wär.
JUDAS.
Rabbi! wen soll wohl disß angehen?
Soll ich villeicht in argwohn stehen?
CHRISTUS.
Du hasts gesagt, und es ist wahr,
Dan einer ists aus diser schaar.
JOANNES.
Lasß uns doch den verräther wissen.
CHRISTUS.
Der ists, den ich reich disen bissen.
Nemb, Judas! hin von mir disß brodt,
Und gehe hin zur Juden rott,
Damit du mich noch in dem leben,
Derselben könnest übergeben.
Ich weis, das du kein ruh noch rast
In deinen falschen herzen hast.
So thue nur bald, was dir beliebet,
Und ein treuloser mensch verüebet,
Ich folg dir willig in den todt,
Geh, Judas! geh zur Juden rott.
JUDAS.
Ich kan dich Rabbi! schon verlassen,
Auch firohinn mit nachtrukh hassen.
[54] Doch wie? ich gibe mich zu blos,
Seys auch, der schimpf ist allzugros.

Ab.
PETRUS.
Wie Judas eylt zu denen waffen,
Und keiner soll den frevel straffen?
Herr! ich hohl den verräther ein,
Du sollst mir gleich gerochen sein.
CHRISTUS.
Halt innen, alles mus geschehen,
Was in der schrifft von mir zu sehen,
Will Judas selbsten nicht sein heyl,
So bleibt ihm auch an mir kein theil.
Wer diß auch nicht, mus ich doch sterben,
Und euch am Creuz das heyl erwerben,
Wohl dem, der einstens sagen kan,
Er hab auch einen theil daran.
ANDREAS
contentio.
O herr! so gehst du in das leyden,
Und soll uns dise nacht noch scheyden?
Ach wehe! wan man dich uns entraubt,
Seind wür ein leib ohn oberhaubt.
Ein heerdt der schaffen ohne hürten,
So baldt zertrennen die begürten,
Wo hilff und rhat auf einmahl hin,
Und jeder folgt sein eignen sinn.
Befor du dan von uns willst gehen,
Geb, disen übl vorzusehen,
Auf das durch die einhelligkeit
Gehoben werden zanckh, und streitt.
Lasß also einen jeden sagen,
Wer eines meisters ambt soll tragen?
PETRUS.
Sey ohne sorg, zum fundament,
Der ganzen kürch bin ich ernennt.
Ich bin der felsen auf der erden,
Auf dem der bau geführt soll werden,
Den selbst die höll, des wüettens voll
Niemahlen überwinden soll.
Mir hat der herr, mir hat er eben,
Die himmels schlisßl auch gegeben,
[55] Und machte mich zu jenen mann,
Der binden, und auflösen kan.
Thue also keiner sich verliehren,
Der glaubt ihm soll disß ambt gebühren,
Wenn hat der herr erwöhlt wie mich?
Und wer soll meister sein als ich?
JACOBUS ¸.
Die frag ist jezt ja nicht gewesen,
Wer sey zum obern auserlösen,
In jenem werckh das nur allein
Der geistlichkeit mus eigen sein.
Die frag ist nicht, wer von den sinden
Auflösen könne oder bindten,
Die frag ist, wer uns in der thatt
Zu rathen, zu gebietten hat.
Mein mutter wollt in himmels zinnen
Uns brüdren lang den rang gewinnen,
Des meisters recht, und lincke handt
hat sie vor euch uns zuerkandt.
Glaub, wür des Zebedäi kinder
Seind nicht als du, als andre minder,
Uns also kommt die würde zu:
Wür tragen sie so gut als du.
ANDREAS.
Wan solcher würden aufzutragen,
Mus man nur nach dem alter fragen.
Dan klugheit, tugendt, rath, und wiz,
Hat nur beym alter seinen siz.
Die Jugendt selten etwas schlichtet,
Was nicht die blinde neigung richtet,
Das alter aber gibt den rath,
Der nur zum grund das beste hat.
Ich bin schon weith in meinen jahren,
Hab hin und her auch vill erfahren,
Und also sag ich ohne scheu,
Das ich aus euch der erste sey.
MATHÄUS.
Wer dem befehl weis nach zuleben,
Den soll man zu dem ambt erheben,
Weil jener nur gut herschen kan,
Der selbst ein guter unterthan.
Des meisters stimm kunt ich kaum fassen,
Als ich sogleich den zohl verlassen,
[56] Und eylte strackhs aus meinen tach,
Ihm meinen gott und herrn nach.
Sollt mein gehorsam euch nicht zwingen
Die meister stell mir aufzutringen?
Ich meines orths halt schon darfür,
Sie bleibe, und gebühre mir.
BARTHOLOMÄUS.
Ein meister ist ein großer nahmen,
Drum solle man hier auf den stammen,
Und auch auf die geburthen sehn,
So blind nicht in die sachen gehn.
Sollt man, wie billich disß erwegen,
So bin ich euch schon überlegen,
Drum gebet euch nur willig drein,
Ich mus, und kanns kein andrer sein.
PHILIPPUS.
Habt ihr die wüsten schon vergessen,
Als ihr kein brodt gehabt zu essen?
Wem fragt der meister dorth umb rhat,
Da dises so gemanglet hat?
Thatt ich dorth nicht das brodt darreichen,
So nachmahls durch ein wunderzeichen
Des herrns also wurd vermehrt,
Das so vill Volcks es nicht verzehrt?
Das euch alldorth vill guts geschehen,
Das müst ihr selbsten hier gestehen,
So denckt auf mich in disen streitt,
Das fordert die erkantlichkeit.
JACOBUS M.
Wan all nach disen schaz thun graben,
So werden wür Eylf meister haben,
Sollt ich von diser wahl allein
Villeicht nur ausgeschlossen sein?
Das wär ein schimpf so nicht zu tragen,
Ich wollts den meister selbsten klagen,
Er wurdts nicht thuen: drumb sagt und sprecht,
Ob ich nicht habe gleiches recht?
SIMON.
Vermeint ihr wohl ich solle weichen,
Und Simon sey nicht eures gleichen?
Das wäre mir wohl unerhört,
Ich sey der meister stell nicht werth.
Ich bin so wohl, als ihr geloffen,
Da uns des herrn stimm betroffen,
[57] Drum gib ich auch in diser sach,
Aus euch gewislich keinem nach.
JUDAS THADÄUS.
Das ist ein streitten ohne sigen,
Wan keiner hier will unterligen,
Wer wird dan entlich siger sein,
Wenn sezt ihr in die würde ein?
Wan alle auf sich selbsten hoffen,
Wen hat sodan die wahl getroffen?
Wan diser zanckh wird sein vollendt?
Drum lieber mich vors haubt ernennt.
THOMAS.
Hier ist es harth ein schlus zu machen,
Wo nur die eigne lieb thuet wachen,
Und streichet stätts so vill an ihr
Die eigene verdienst herfür.
Die wahl mus nur dahin geschehen,
Der herde bestens vorzustehen,
Der ist kein gutter oberhürt,
Der nur sich selbst zur weyde führt.
JOANNES.
Ich möcht hier nicht vill worth verlihren,
Und das geschäfft noch mehr verwirren,
Mein meinung halt ich in geheim,
Und stell mein stimm dem meister heim.
PETRUS.
Er hat mich da schon klueg genennet,
Und dises ambt mir zuerkennet,
Da ich bezeugte rund, und frey,
Wie das er der sohn gottes sey.
Ja er hat mich vor euch erhoben,
Und thatte mein erkantnuß loben,
Sagt auch, das ich die weisheitsgab
Besonders von dem himmel hab.
Zu dem must ich ihm auch auf erden
Zu einen menschen fischer werden,
Erkante also selbsten wohl,
Da ich diß ambt auch fischen soll.
Wer sollte sich sodan erfrechen,
Und mir die meister stell ab sprechen?
Diß geh ich wahrlich niemahls ein,
Ich müste nur nicht Petter sein.
[58]
CHRISTUS.
So ist der streitt noch nicht vollendet?
Ach! wie seydt ihr so gar verblendet?
Das ihr zu dem ein neigung tragt,
Was euch doch die geburth versagt.
Ihr seyt ja alle untergeben,
Und müsset unter Könign leben,
Die mit dem Scepter in der handt
Regiren über leith, und landt.
Der sich aus euch am ersten sezet,
Der wird dem lezten gleich geschäzet,
Und wer dem andern vorgehn will,
Dem gildt der diener gleich so vill.
Dan wer ist höcher angesehen,
Der sizet, oder der thuet stehen,
Und nicht von seinen herrn weicht,
Dem er den trunckh, und speisen reicht?
Ich hab mich in die mitt gesezet,
Und euch beym tisch so werth geschäzet,
Das ich euch mehrer dienen wollt,
Als ihr von mir begehren sollt.
Nemmt dise lehren wohl zu herzen,
Und lindert mir dadurch den schmerzen,
Den ich allhier mit euch zu gast
Ab euren streitt, und zanckh gefast.
Ihr müßt allhier in diemuth leben,
Und dise wird euch dorth erheben,
Allwo auf euch schon warth zum lohn
Ein hocherbauter fürsten thron.
Den wird kein zeith, kein macht zernichten,
Auf disem werdt ihr mit mir richten,
(Darzu ich euch von nun erwehl)
Zwölff ganze Stamen Israel.
PETRUS.
O herr! mein schwachheit mir vergebe,
Will mich befleißen, das ich lebe
Wie du uns abermahl gelehrt,
Damit dein Nahm geheyligt werd.
CHRISTUS.
Mein Simon Peter! Du sollst wissen,
Wie das der Sathan sich beflissen
Stätts zu erbitten den gewalt,
Damit er dich auf die gestalt
[59] Wie man es mit dem waizen pflege,
Nach seinen willen reiteren möge.
Allein ich batte stätts vor dich,
Damit dein glauben niemahls sich
Vermindren soll mit gleichen werken,
Thue du auch deine brüder stärken,
Wan du durch disen gnaden schein
Wirst dermahleinst bekheret sein.
PETRUS.
Ach! liebster meister! aller orthen
Will ich aus disen deinen worthen
Verkündten jene glaubenslehr,
Die mit dir kommt von oben her.
CHRISTUS.
Nun thuet sich schon die sonnen neigen,
Und mir die stund zum abschid zeigen,
Vergeßt nicht meines fleisch, und bluths,
Als eures wahr, und höchsten guths.
Mit dem ich euch hier thätte laben,
Ihr werdt es auch beständig haben,
Weil ich euch dises hab geschenckt,
Damit ihr stätts auf mich gedenkt.
Lebt also wohl in lieb und friden,
Weil es doch mus nun sein geschiden,
Es seegne euch der höchste gott,
Ich aber geh in meinen todt.
PETRUS.
Wo du hingehst, will ich auch gehen,
Herr! du sollst mich stätts bey dir sehen,
Sag Meister! (dan du kenest mich)
Wie kunt ich leben ohne dich?
CHRISTUS.
Wo ich hingeh kanst du nicht kommen,
Ich hab ein strasßen vorgenommen,
So dir zu gehen vill zu schwär,
Nur gar zu rauch, und schrofficht wär.
PETRUS.
Herr! zeige mir doch jene strasßen,
Auf der ich dich bisher verlassen,
Hast mich nicht stätts bey dir gesehn,
Warum solls dißmahl nicht geschehn?
[60] Eh dir ein leyd sollt widerfahren,
Wagt ich mich in die Juden schaaren,
Und wollte auch mein eignes lebn
Vor dich, o herr! zum opfer gebn.
CHRISTUS.
Gemacht, thue nicht zu vill versprechen,
Sonst möchte gott dein untreu rächen,
Ich weis, du wirst zu meiner pein
Noch heuth von mir abtrünig sein.
PETRUS.
Ich, maister! soll mich von dir lenken?
Wie kanst von mir so hart gedencken?
Du weist, das ich dich herzlich lieb
Darum mich nicht so sehr betrüeb.
Mein leben will ich dir verpfänden,
Das mich kein marter soll abwenden,
Von dir, als meinen höchsten gott.
CHRISTUS.
Erwarthe nur die lezte noth.
Alsdan wird sich dein forcht baldt zeigen,
Die sonn wird aus dem meer nicht steigen,
Noch auch der hann zwey mahlen krähn
Da du schon wirst in zagheit stehn.
Und 3 mahl heuth aus angst, und schreken,
Mich zu verlaugnen dich erkecken.
Wan dich dan dein gewissen nagt,
So denckh, ich hab dirs vorgesagt.
PETRUS.
Das wird gewislich nicht geschehen,
Eh wollt ich in das feuer gehen,
Und übertragen alle pein,
Als dir nur einmahl untreu sein.
CHRISTUS.
Ich will dir noch ein mehrers sagen,
Du wirst auch kein bedencken tragen
So gar mit einen falschen eyd
Zu stüzen dein vermessenheit.
[61] Nur den verdacht von dir zu leinen
Als ob du einer wärst aus meinen.
So weith bringt dich dein forcht hinein.
PETRUS.
Ach herr!
CHRISTUS.
Es wird nicht anderst sein.
Wan ich euch (was offt wurd vollendet)
Ohn seckhl, taschen, schuech gesändet,
Sagt, hat euch jemahls was gefehlt?
ALLE.
Nein herr.
PETRUS.
Nichts auf der ganzen welt.
CHRISTUS.
Jedoch wer vor die noth zu stehen,
Mit einen säckl ist versehen,
Der nemm ihn sambt der taschen hin,
Und sehe, wie er was gewinn.
Der aber nichts hat in vermögen,
Thue seinen rockh zum kauf auslegen,
Und sech, wie er umb dises gelt
Sich bald ein schwerd zu handten stellt.
Dan man wird mich durch henckers waffen
Gleich einen üblthätter straffen,
Auf das, was immer in der schrifft
An mir bis auf ein haar zutrifft.
Und also werden alle zeichen
An mir ein mahl ihr endt erreichen.
JACOBUS ¸.
Hier sehe Meister! seindt 2 schwerdt
Wie du es von uns selbst begehrt.
Man lasse nur die Juden stürmen,
Wür werden dich gewis beschürmen.
CHRISTUS.
Es ist genug euch nicht betrüebt,
Und mich allein beständig liebt.
Nun ist es zeit, wür müessen eylen,
Und längers nicht allhier verweilen,
Zur danckhbarkeit sprecht das gebett,
Nach disem alle mit mir geht.
[62]
ALLE.
Herr! der du dich zur speis hast geben,
Damit wür alle ewig leben,
Dir seye danckh hier in der zeit,
Dorth lob, und Preis in ewigkeit.
CHRISTUS.
Auch dir o freind! geb ich hingegen
Vor deine mühe, und treu den seegen,
Der niemahls von dir weichen soll,
Gedenckh an mich, und lebe wohl.
WÜRTH.
Was immer du bey mir genossen,
Ist ja aus deiner handt geflossen,
Du weist, das du mein alles bist,
Und alls, was mein, dir eigen ist.
Ach! kunt ich doch die gnad genüssen,
Dich allzeith in mein haus einschlüssen,
Du hättest ja vor den gewalt
Bey mir ein sichren aufenthalt.
CHRISTUS.
Ich weis, und lobe deinen willen,
Allein, ich mus jezt schon erfüllen,
Was ich zum endt erfüllen soll,
Drum sey getröst, und lebe wohl.
WÜRTH.
Ach! bittrer trost, verhaßtes leben,
Wer wird mir meinen meister geben.
DIENER.
Er gehet würckhlich in den todt.
BEYDE.
Ach großes leyd! erbarm es gott!

Wirdt zugezohen.
8. Auftritt
Achter Auftritt
Judas, und der Geiz.

JUDAS.
Die sach ist dannoch schier vermessen,
Der lieb, der treu, der pflicht vergessen,
Und eines menschen theures lebn
Dem wuth der feinden übergeben.
[63]
GEIZ.
Wie, Judas! will es dich schon reuen?
Willst du dich etwan nicht mehr scheuen
Den ganzen rath zu hintergehn,
Und nicht bey deinen worthen stehn?
JUDAS.
Ist freylich etwas, das versprechen,
Ohn mir gegebne Ursach brechen,
Jedoch – –
GEYZ.
Was du mir hier erzehlt,
Das wird gewis die ehrlich weldt
Vor einen höchsten schimpf erkennen,
Und jenen niemahls würdig nennen,
Das du ihm haltest treu, und pflicht,
Der so mit dir in hochmuth spricht.
JUDAS.
Ist auch schon wahr: kan ohne kräncken
Niemahls auf dise schmach gedenken.
GEIZ.
So bleibe dan bey deinen rhat,
So dir schon was gewonnen hat.
JUDAS.
O Edles geldt! Mein einzigs leben!
GEIZ.
Ist dir was Amos schon gegeben
Villeicht nunmehro zu gering,
Gedenkh der dreyßig Silberling.
JUDAS.
Wie? dreyßig?
GEIZ.
Ja, von besten Sorten,
Seind dir zum lohn versprochen worden,
JUDAS.
O das ichs bald in säckl bring!
GEIZ.
Gedenkh nur dreyßig Silberling.
JUDAS.
Es ist beschlossen ich will gehen,
Und fest bey meinen worthen stehen,
Sag nur stätts dreyßig mir ins ohr
GEIZ.
Ja dreyßig stehen dir bevor.

Ab.
9. Auftritt
[64] Neunter Auftritt
Caiphas. Annas. Neid. Judas. Rabbi. Nicodemus.

CAIPHAS.
Ihr herrn! was nächst diser orthen
Zur ruh des landts beschlossen worden,
Das wird noch allen ins gemein
In stätten angedenken sein.
Gedenkt nun auch, wie ohn beschwerdten,
Des böswichts man kan habhafft werden.
Der uns das ganze volckh verführt
Wan er nicht baldt gefangen wird.
ANNAS.
Ist freylich höchste zeit vorhandten,
Wird aber nicht so leicht verstanden,
Wie man ein solches werckh bezwingt,
Und in der still zu weegen bringt.
Ist einmahls villes volckh zu gegen,
So wirds in disen oster tägen
Sich häuffig samblen in der statt,
Da er doch alls zur stüzen hat.
Ich weis nicht, wie die sach zu schlichten,
CAIPHAS.
Wo der gewalt nichts aus kan richten,
Da mus man brauchen eine lüst,
Die in der noth das beste ist.
Es ist ein mann aus seinen hauffen,
Mit unsren silber zu erkauffen,
Der uns den so verhaßten man
Leicht in der still verrathen kan.
AMOS.
Der schlus ist guet: doch schwär zu üeben,
Du weist ja wie ihn seine lieben?
Sie werden lieber leib, und lebn, (!)
Als ihren meister übergeben.
NEID.
Was kan man nicht durch geldt bezwingen,
Der anschlag, glaub ich, mus gelingen,
Dardurch kaufft ihr nun eüre ehr,
Die sonsten vast verlohren wär.
[65] Ich bin auch zimlich gut berichtet,
Das Judas nur auf geldt verbichtet,
Wer weis, ob uns nicht diser man
Hier inahls dienen will, und kan?
CAIPHAS.
Er will: ich kans in wahrheit sagen,
Hört, was mir Amos vorgetragen,
Und höchst verdient durch diß allein
Des Rhats ein erstes glid zu sein.
Er ist zum glückh darzu gekommen,
Als Judas sich hat vorgenommen,
Das, wan man ihms mit geldt bezahlt,
Er stracks von seinen meister fahlt.
Nun Amos disen muth zu stärken
Verpflichtet ihn mit worth und werken
Schlüßt also den gemachten kauff
Und leget ihm gleich geldt darauf.
Dan sagt er ihm auf diß bestechen,
Er woll im Rhat schon mehrer sprechen,
Er lieb sein geldt, und unser ehr,
Secht nur, da kommt er eben her.
10. Auftritt
Zehender Auftritt
Judas zu denen vorigen.

JUDAS
zum geiz.
Ich frag nichts mehr nach seinen leben
Jezt will ich mich erst recht bestreben,
Damit ich dises werckh erzwing.
GEIZ.
Denckh nur auf dreyßig Silberling.

Ab.
JUDAS.
Verüblet nicht hochweise herrn,
Das ich euch hir so thue beschwähren, (!)
ANNAS.
Mein guter freind! wo kommst du her?
Allhier zu uns so ohngefähr?
Sag nur heraus, was dein begehren,
Du wirst darum uns nicht beschwären.
[66]
RABBI.
Weill du hier kommst in Rhat herein,
Mus dein geschäfft was wichtigs sein.
JUDAS.
Ich komme euch als meine herren,
Durch gut, und treue dienst zu ehren,
Wan anderst selbe, wie es scheint,
Euch doch von mir anständig seind.
Ich weis, was euch daran gelegen
Das ihr des Nazareners weegen
Die sachen einmahl bringt zu endt,
Und seiner habhafft werden könnt.
Ist wahr, das er mein meister ware,
Jedoch weill ich nunmehr erfahre,
Das vill an ihm ein lährer schein,
Will ich nicht mehr sein jünger sein.
Will euch mich auf das neu verpfänden,
Und zum gesaz der Juden wenden,
Das er doch nur aus eigner macht,
So sehr mißhandlet, und veracht.
Wan also ihr auf mich vertrauet,
Und auf mein treu die hoffnung bauet,
Mir auch versprecht den lohn zu gebn,
Verkauff ich euch sein leib, und lebn.
CAIPHAS.
Mein Judas! du bist eben kommen,
Da wir zu schließen vorgenommen,
Wie wür noch vor den oster-tägen
Ihn fieglich in den kerker legen.
Dieweill du nun mit worth, und thatten,
Uns deinen meister willst verrathen,
So geben wür mit dem beding
Dir dreyßig neue silberling.
Das du dich bestens sollst bestreben
Wie du ihn könnst uns übergeben,
Befor noch so vill frembde gäst
Begehen hier das oster fest.
JUDAS.
Lebt nur getröst, und ohne sorgen,
Dan wan nicht heuth gewis doch morgen
Wird er nicht mehr in freyheit stehn,
Und sich in euren händten sehn.
So baldt ich nur die mintz hör klingen,
Werd ich gleich gehn ihn aufzubringen.
[67]
RABBI.
Die silberling seindt schon gezehlt,
Kom nur herbey und nimm das gelt.

Judas nimbt das geldt, betrachtet es.
CAIPHAS.
Wan dises dir nicht soll erkleken,
So wollen wür dir mehr vorstrecken,
Bekenn es nur, hast allen fueg,
JUDAS.
Nein: Dreyßig herr! seind schon genug.

Zehlet sie.
RABBI.
Ich mein, ich habe recht gezehlet,
Wan aber dannoch etwas fählet,
Und die bedungne zahl zu klein,
Soll es sogleich ersezet sein.
JUDAS.
Nein, Dreyßig seindts, und manglet keiner,
Ist keiner größer, keiner kleiner,
Komm lieber beutl komm herfür,
Und neme disen schaz zu dir.

Legts in beutl.
CAIPHAS.
Nun sehe, wie du unsern willen
Könnst in beschloßner Zeit erfüllen,
Sonst geht der ganze kauff zurukh.
JUDAS.
Heut mach ich noch mein meisterstukh.
NEID.
Ja, liebster Judas, eyl, und sehe,
Das heut noch dises werckh geschehe,
Damit man dich als einen mann
Der redlich handlet loben kan.
JUDAS.
Nun seind verwegne leuth vonnöthen,
Mit gwehr versehen, band und ketten,
Die ich sodan (doch in der still)
Selbst wider ihn anfihren will.
CAIPHAS.
An disen solle nichts erwinden,
Du wirst sie in bereithschafft finden,
[68] Sech nur nach seinen aufenthalt,
Versaume nichts und komme baldt.
JUDAS.
Was ich einmahl mit ernst versprochen,
Hab ich mein lebtag nie gebrochen,
Heunt kommt er noch in eure händt.

Will gehen.
NICODEMUS.
Vom teuffl Judas bist verblendt.
Ja würckhlich gar von ihm besessen,
Gott, himmels, deiner seel vergessen,
Das du verkauffest jenen man,
Der dir doch so vill guts gethan.
NEID.
Geh' nur, und lasse dich nichts kräncken,
JUDAS.
Du kanst dir was du willst gedenken,
GEIZ.
Hast du das dir versprochene geldt?
JUDAS.
Ja, Dreyßig seindts, ich habs gezehlt.

Ab.
NICODEMUS.
Wie könnt ihr euch doch so versindten,
Und in der Unschuld laster finden,
Die, wan man alles recht betracht,
Wahrhafftig nur der Neyd erdacht.
NEID.
Was Neyd? kan man da nicht mit rechten
Sein so gekränckte Ehr verfechten?
Verdienet diser nicht den todt,
Der sagt er seye mensch, und gott?
Der Euer thuen, und lassen schändet,
Das volckh mit neuer lehr verblendet?
Wer also hier kein laster findt,
Der ist, wie du, in wahrheit blindt.
RABBI.
Wür retten uns von dem verderben,
Drum soll er noch vor ostern sterben,
Wie man es schon beschlossen hat.
[69]
NICODEMUS.
Ich meyde also disen Rath.

Ab.
ANNAS.
Wür haben deiner nicht vonnöthen,
Geh hin, und hang dich an sein ketten,
Weill du des Judas gutt ein lüst,
Und uns so sehr zuwider bist.
CAIPHAS.
Ja, ja, was ein mahl vorgenommen,
Das mus zu seinem entzweckh kommen,
Die sach ist reifflich überlegt,
Nach denen rechten abgewegt.
Nun tringt ihr herrn auf zeigen,
Die sich auf unsre seithen neigen,
Und urkund von dem menschen gebn,
So kommt er förmlich umb das lebn.
Indessen aber wölln wür gehen,
Nach jener mannschafft umzusehen,
Die wür zu seinem zill und end,
Dem Judas haben zuerkennt.
NEID.
Und ich geh auch nach meinen pflichten
Die Galliläer zu berichten,
Und anzurühmen jenen Muth,
Dem ihr allhier erzeigen thut.
11. Auftritt
Eylfter Auftritt
Lucifer. Avaritia. Mors peccatum wacht der teufflen: ad priorem.

NEYD
fahret forth.
Nun endlich hat die mühe erkleket,
Und ihre schlaffsucht aufgeweket,
Nun ist der Rhat schon aufgebracht,
Und seinen feind zu stürzen tracht.
LUCIFER
tritt mit allen anderen hervor.
Wie? oder mus ich mich betriegen?

Ad invidiam.

Sech ich an dir auch mein vergnügen?
[70] Hast was der geiz beym Judas thatt,
Auch du erzwungen von dem Rhat?
NEYD.
Ja fürst, und herr! es ist geschehen,
Die rott wird bald in waffen stehen.
Der von dem Rhat schon anbefohln,
Den feind bey zeiten einzuhohln.
GEIZ.
Auch Judas ganz von mir verblendet,
Hat sich schon nach den orth gewendet,
Wo er dan selbst das heer anführt,
Und seinen herrn verrathen wird.
SÜND.
Das werckh, so heuth so weith schon kommen,
Und meine künder unternommen,
Kommt dir o fürst, und uns zum trost,
Ob es schon ville mühe gekost.
TOTT.
Die arbeith mus das endt gewinnen,
Ohn das wird jedes werckh zerinnen,
Wer sindigt mit beständigkeit,
Der ist, der uns gewis erfreyt.
LUCIFER.
Das ists, warum ich ewen denke,
Und noch mein haubt zur ruhe nicht senke,
Das feyer zwahr schon hefftig brennt,
Doch ist die brunst noch nicht vollendt.
Man kan indessen wasser finden,
Und unsrer macht die händte binden,
Befor wür gänzlich abgesigt,
Und alles in dem aschen ligt.
Wie? wans den Judas annoch reuet?
Wie? wan der Rhat sich selbst entzweyet?
Wie man das volckh ins mitl tringt,
Eh uns der lezte streich gelingt?
Glaubt mir es laßt sich hier nicht scherzen,
Mir ligt die sach noch tief zu herzen,
Indessen habt ihr doch gethan,
Was ein getreuer würken kan.
Ich mus euch dises lob vergonnen,
Das ihr euch ville ehr gewonnen,
Das unser Cron auch eurer lüst
Gewislich villes schuldig ist.
[71]
GEIZ.
Die thatt, so von uns ausgeübet,
Wan sie nur dir o fürst beliebet,
Ist dannoch schon in höchstem grad,
Obwohl sie noch ihr endt nicht hat.
Doch wollst du mich zum bürgen nemmen,
Das Judas sich nicht werd bequemen
Zu einer eingeschlichnen reu
So dir, und uns zum schröken sey.
Wer schon gewohnt nach geldt zu trachten,
Thuet den gewissens wurm nit achten,
Sey Christus auch sein gott, und herr,
Fangt er ihn doch, und hofft noch mehr.
NEID.
Auch ich o fürst will mich verpfänden,
Kein macht soll mehr den Rhat abwenden,
Von jenen schlus den er gemacht,
Das Christus werde eingebracht.
Dan den die Ehrsucht schon besessen,
Der lebt der rechten ganz vergessen,
Sicht keine müh noch arbeit an,
Bis er den gegner stürzen kan.
TODT.
Die sach steht würckhlich nach verlangen,
Dan was man glickhlich angefangen,
Wird sicher annoch dise nacht
Zu seinem zill, und endt gebracht.
Ich werd gewis den pfeil eintunken,
Im bluth, das er niemahl getrunken,
Im bluth, nach dem ihm fruhe, und spath,
Bishero stätts gedurstet hat.
SÜND.
Ich hoffe ewen bestermaßen,
Und kan den muth nicht sinken lassen,
Dan den ich einmahl angesteckt,
Der wird so leicht nicht ohnbeflekt.
Ihr kinder werdet sein beflissen,
Und diser noth zu steuren wissen,
Damit nichto wo ein reu ein schleicht,
Noch jemand von dem vorsaz weicht.
LUCIFER.
Die hoffnung ist nicht zu verwerffen,
Drum mus man stätts das eisen schärffen,
[72] Damit mans in der schneidt erhalt,
Eh selbes noch der rost anfallt.
Ist freylich also höchst vonnöthen,
Das ihr die hund noch halt in ketten,
Bis das ihr keinen mehr verlihrt,
Und alle in mein reich ein führt.
Auf dises müßt ihr sonders wachen,
Damit das volckh in disen sachen
Kein hinternusß, noch regung macht,
Das Christus schon an sich gebracht.
NEID.
Dem übl ist schon vorgesehen,
Dan dises werckh soll vor sich gehen,
Befor noch so vill fremde gäst
Ankommen zu dem oster-fest.
LUCIFER.
Wohl dan, so mus der streich gelingen,
Und ihr werdt gutte Pott schafft bringen
Wie auch ein so beglükte beuth,
Die noch die ganze höll erfreyt.
Wan Judas wird diß werckh vollenden,
Werd ich ihm die verzweiflung senden,
Die sein gewissen so beschwert,
Das er zum eignen mörder werd.
TODT.
Zu disem brauche ich kein eisen,
Werd ihm ein andre straßen weisen,
Das man ihn dir o fürst zuschik,
Ist mehr nicht nöthig, als ein strikh.
LUCIFER.
Geht also hin zum kampf, und sigen,
SÜND.
Laßt keinen fleis an euch erligen.
TODT.
Fleßt euch stätts in die herzen ein.
GEIZ.
NEYD.
Wür werden ohnermiedet sein.

Zweyter Chor

[2. Betrachtung]
[73]
SCHUZGEIST.
Nun habt ihr vill gesehn, das würdig zu betrachten,
Doch war das abent mahl am meisten hoch zu achten,
Wo der Erlöser selbst, das allerhöchste guth
Hat auf, und eingesezt sein eignes fleisch und bluth.
Diss reicht er allen dar, die immer nur verlangen,
Ein stärckh vor ihre seel: wie aber wirds empfangen,
Wie das zu disem tisch noch mancher Judas geht,
Der noch bis an den hals in sündt und lastren steht?
Ist disß das hochzeithklayd, das ihm als gott vergessen,
Zu diser mahlzeit hat der teuffl angemessen?
Das weill es annoch ist von sinden wust beflekt,
Im aug des Bräutigams nur groll und haß erwekt?
Disß ist die Engl speis, die Jesus hat gegeben,
Damit der sie genüßt auf ewig könne leben.
Doch kans dem sinder nicht zum ewign leben sein
Wan ers unwürdig ist; er schlukt den todt hinein.
Den todt, den ewgn todt an seiner armen seelen,
Die dermahleinstens wird der ewig hunger quälen.
Weil sie mit disem brodt (o große lasterthatt)
Sich öffters zwahr gespeist, doch nicht gesättigt hat.
Befor o Sünder! du zu disen tisch hingehest,
Erwege wohl, wie du in dem gewissen stehest.
Genüße dises nicht, bevor das selbe rein,
Sonst wirst du deinem gott ein andrer Judas sein.
Jedoch genug: die zeit heißt uns nun weiter schreitten,
Und dem, was folgen wird, die straßen zu bereithen.
Laßt, was das aug ansicht, auch auf die herzen gehn,
So wirdt was gott gefallt, euch aber nuzt geschehn.
[1. Vorstellung]
1. Joab und Amasa um fangen einander, doch also, das Joab, welcher zur rechten seithen steht, den Amasa, welcher mit beyden händen dem Joab umb den hals fallen will, nur mit der linken handt umarmet, mit der rechten aber einen bloßen dolch an die brust sezet. Etwas entfernet hinter ihm stehen etwelche Soldaten des Joabs in einer aufmerksamen positur.

O treuloses küssen! o falsches umarmen!

Wer soll sich des Amasä hier nicht erbarmen?

Da disen ein Joab so sehr hintergeht.

Secht, wie diser unmensch die freindtschafft verlezet,

Und würckhlich den dolch an die brust schon ansezet,

Wie also die unschuld beym untergang steht.

[74] Wer kan den abris nicht auf disen grund erkennen,

Wird nachmahls Judas nicht ein Joab sein zu nennen?

Wan er sein liebstn gott aus höchster geld begird

Durch einen falschen kus dem feind verrathen wird?

Erweget dise thatt, und führet tieff zu herzen,

Den von vermenschten gott daraus geschöpften schmerzen

Ich aber schreitte forth, und zeige ferners an,

Was man aus folgenden hernach erwarthen kan.

[2. Vorstellung]
2. Es ligt die ganze erden mit todten bedeckt. Einige doch unter ihnen heben noch gleichsambt als bittende die händ auf. Samson stehet mitten unter ihnen, und hebt mit beeden händen eines Esels khünbaken in die höche, sie alle gänzlich zu erschlagen, dise bittende sollen nur halb ligen, als wan sie zwahr schon zur erden geschlagen, doch noch nicht gänzlich erschlagen wären.

Secht, wie hier ein Samson sich grosmütig waget,

Und tausend aus den Philistärenn erschlaget,

Mit einen von Esl ergriffenen khün.

Und dises verübt er ohn ville beschwerden,

Ohn andere waffen, ohn einen geferdten,

Hat nur durch sich selbsten den sig zum gewinn.

Ein größre heldenthatt wird Christus sehen lassen,

Wan er die Judenrott nachmahls auf freyer straßen

Durch einzige worth, die er doch freindlich sagt

Gleich einen donnerkeil krafftlos zu boden schlagt.

Doch wird diß wunder sie nicht von dem irthum trennen,

Sie werden nicht an ihm den wahren gott erkennen,

Bey disen denkh o Christ, wan du in sinden bist,

Wie gros, und unverschämbt dein eigne bosheit ist.

[3. Vorstellung]
3. Samson mit geschornen haupt wird mit striken gebundner, und von denen bewaffneten Philisthenren umgeben gefangen gehalten.

Doch liget der Samson schon würklich in ketten,

Man fihrt ihn zu schimpfen, zu spotten, zu tödten.

Die lieb hat doch endlich den helden besigt.

Die lieb hat ihm all seine kräfften entzohen,

Vor welchen so ville der feinden geflohen,

Die macht das er in der gefangenschafft ligt.

Wer anderst als die lieb wird Christum auch entkräfften?

Wer anderst als die lieb wird ihn ans Creuz anhefften?

Wer anderst als die lieb wird hohn und spoth ertragn?

Wer anderst als die lieb wird ihn in ketten schlagn?

O übermas der lieb! mit welcher gott euch liebet,

O liebe die sonst nichts als nur die sind betrübet!

[75] Gott liebt den sinder noch, die sind ist nur sein greul

Secht dan, ob umb die sindt euch die lieb gottes feil?


Gehen ab.

3. Akt

1. Auftritt
Erster Auftritt
Christus mit seinen jüngeren.

CHRISTUS.
Nun ist die nacht schon angebrochen,
In der die feind ihr wuth auskochen,
Wür seind auch schon an jenen orth,
Wo man mich sucht zum schimpf, und mordt.
Ich kan bey disen meinen klagen
Euch auch anbey mit wahrheit sagen,
Ihr werdet, was ihr nie gedacht
Euch an mir ärgren dise nacht.
Das was die schrifft schon Prophezeyet,
So werden auch die schaff zerstreuet,
Nachdem einmahl der oberhirdt
Von seinen feindt geschlagen wird.
Doch wirds in kurzer zeith geschehen,
(Wies der Prophet auch vorgesehen)
Das selber die verlaßne heerd
Durch seine Rückhkunfft trösten werd.
PETRUS.
Herr! wan sich alles ärgren solle,
Glaub, das ich mich nicht ärgren wolle.
CHRISTUS.
Dein willn mir zwahr vill verspricht,
Doch kennst du deine schwachheit nicht.
Was ich gesagt, das wirst du sehen,
Eh heuth 3 mahl der hahn wird krähen.
Wirst mich mit einen eyd so gar
Verlaugnen bei der Juden schar.
PETRUS.
Nein herr! eh wollt ich 10 mahl sterben,
Und auch an einen Creuz verderben.
[76]
ANDREAS.
Ich auch das Creuz erwählen wollt,
Als ich dich herr! verlaugnen sollt.
PHILIPPUS.
Eh wollt auch ich das Creuz umfassen,
Als dich mein gott, und herr verlassen.
BARTHOLOMÄUS.
O herr! von dir werd ich nicht fliehn,
Sollt man mir auch die hauth abziehn.
JACOB ¸.
Eh wollt ich auch mein eignes leben
Dem henckers knecht zum opfer geben.
JOANNES.
Soll man mich sieden in dem öll,
Weich ich doch nicht von meiner stell.
THOMAS.
Eh ich dich geb o herr! verlohren,
Soll mir ein spies den leib durch bohren.
MATHÄUS.
Ich weiche gleichfalls keinen fus,
Wan ich vor dich gleich sterben mus.
JACOB M.
Vor dich will ich auch alles wagen,
Wan man mich auch zu todt soll schlagen.
JUDAS TADÄUS.
So lang, o herr! bleib ich bey dir,
Als noch ein leben ist in mir.
SIMON.
Mit dir will alle marter leyden,
Wan man mich auch entzwey soll schneiden.
CHRISTUS.
Ihr habt euch Jünger hoch verpfändt,
Weil ihr eur schwachheit nicht erkennt,
Ihr seydt bereith zwahr vor mein leben
Das eure willig darzugeben,
Allein, was ich schon vorgesehn,
Das wird gewis noch heuth geschehn.
Ihr werdet ärgernussen fassen,
[77] Und mich noch dise nacht verlassen,
Damit die schrifft in dem so gar
Erfüllet werd, und bleibe wahr.
Ihr könnt euch dan zuruckh begeben,
Und das gemüth zu gott erheben,
Damit sein willen hier auf erd,
Durch mich, und euch erfüllet werd.
Du Petter, du Johann ingleichen,
Auch Jacob, sollet nicht entweichen,
Indem ich zu meinen zihl,
Noch ferners bey mir haben will. – –

Die andere Jünger gehen ab.

Jezt Jünger thuet die noth sich üben,
Mein seel bis in den todt betrüeben,
Mein herz ist angst, und schmerzen voll,
Weill ich zum todt jezt gehen soll.
Ihr sezt euch hier zum bitt – – und betten,
Ich geh in disen meinen nöthen
Und flech auch meinen Vatter an,
Ob er den schlus nicht ändren kan.
Wird doch nach disen bitt- und weinen
Baldt widrum hier bey euch erscheinen.
Indessen wachet der gestallt,
Das ihr in kein versuchung fahlt.

Christus entfernet sich ein wenig und die 3 Jünger sezen sieh nider.
PETRUS.
Das wachen ist mein gröster kummer
Es meldet sich schon lang ein schlummer,
Dem (fange ich gleich alles an)
Nicht länger widerstehen kan.
JOANNES.
Wie kommt es dan ich merke ewen,
Den schlaff schon in den augen schweben.
JACOB.
Auch ich genieß ein kleine ruh
Der schlaff trukt mir die augen zu.
CHRISTUS
kniet auf die erden.
O Vatter himmels, und der erden,
Du sichst hier deines Sohns beschwerden,
Ists möglich, und gefallt es dir,
So nimm den bittren kelch von mir.
Jedoch es gehe, wie es gehe,
Nicht mein dein will allein geschehe.
[78] Was dir, auch mir gefällig ist,
Weill du mein herr, und Vatter bist.

Christus gehet hervor zu denen jüngeren.

Ach Peter! schlaffst du diser zeiten?
Und wachest nicht bey meinen leyden?
Wan ihr nicht wacht, und bettet baldt,
Ihr wahrlich in versuechung fallt.
Dan ob der geist gleich zeigt den willen,
Thuet doch das fleisch ihr schwachheit fühlen.
PETRUS.
Mein meister! sech, ich schlaff nicht mehr – – –

Christus gehet widerum zum gebett. Sie schlaffen widerum ein.
PETRUS.
Das wachen fallt mir allzu schwär.
JOANNES.
Nur noch ein wenig.
JACOB.
Wird nicht schaden.
PETRUS.
Ich bin von schlaff ganz überladen.
CHRISTUS
kniet auf die erden.
O Vatter von dem himmels saal
Sech meine bittre herzens quall.
Wan es mit nichten kan geschehen,
Das diser kelch von mir kan gehen,
So lindre mir doch dises weh,
Damit ich nicht in leyd zergeh.
Jedoch es gehe, wie es gehe,
Nicht mein, allein dein will geschehe.
Ich weis warum du mich gesandt,
Und nimm die qual von deiner handt.
CHRISTUS
gehet widerum herfür.
Diß tringt mir wahrlich tieff zu herzen,
Sie schlaffen noch bey meinen schmerzen.
Und achten kein gebett, noch noth,
Rein angst, noch forcht in meinen todt.

Gehet widerum zum gebett, und kniet nider.

Der kelch den du mir eingeschenket,
O Vatter! mich zu schmerzlich kränket.
[79] Ich bitte dich zum 3ten mahl,
Ach! lindre mir die herzens quall:
Kan es mit deinen will geschehen,
Lasß disen kelch doch von mir gehen.
Ich bitte dich, o großer gott!
Sonst sterb ich noch vor meinen todt.
Du sechst wie mich die angst erhüze,
Ja das ich bluth aus wehmuth schwize,
Ach Vatter stärckh von himmels thron,
Dein eignen so betrübten sohn.
2. Auftritt
Anderter Auftritt
ENGL.
Jesu! stell die heißn thrännen
Stell das schwäre seuffzen ein,
Wan du willst die weldt versöhnen,
Mus es nur gelitten sein.

Wer wird sonst die siz erfüllen
Im halb lähren himmels saal?
Wer den zorn des Vatters stillen
Auf den schwären Adams fall?

Wer wird sonst die weldt entbinden
Von der höllen Sclaverey?
Wer den teufl überwinden,
Und die menschen machen frey?

Niemandt kan die schuld bezahlen
Auch nicht durch den schärffsten todt,
Alls alleinig du aus allen,
Weilen du bist mensch und gott.

Disß dein leyden wird in freyden
In gar kurzer zeit verkhert,
Als dan wird dein nahm von beyden
Erd, und himmel hochgeehrt.

Stell dan Jesu deine thränen
Stell das schwere seuffzen ein,
Wan du willst die weldt versöhnen
Mus es nur gelitten sein.
[80]
CHRISTUS.
Ich Ehr, o Vatter deinen willen,
Und will hiemit die seuffzer stillen,
Die mir mein banges herz bewegt,
Weil es der schmerzen überwegt.
Ich preise dich in deinen werken,
Und das du mich hast wollen stärken,
In diser stund, wo meine feind,
Schon wider mich bewaffnet seindt.
Ich will nun mehro willig sterben,
Damit der mensch noch könn erwerben,
Dein reich, das doch sein missiethatt
Auf ewig schon verlohren hat.
Sech, meine feind seind schon vorhanden,
Mit ketten, striken und mit banden,
Sie kommen rasendt auf mich los,
Doch sey ihr rasen noch so gros
Will ich doch länger nicht verweilen,
Und ihnen selbst entgegen eylen.
Damit ich wies dein will begehrt,
Dir ein behändtes opfer werd.
Ich will mich willig lassen binden,
Damit der mensch bald möge finden,
Durch meinen todt, den er verschuldt
Bey dir o Vatter! gnad, und huld.
ENGEL.
Geh nur getröst: auf dises leyden
Folgt einr über maß der freyden,
Dein Vatter, der die lieb an sicht,
O Jesu! der verlaßt dich nicht.

Ab.
CHRISTUS.
Nun ist mein wehmuth ganz verschwunden,
Ich habe solchen trost gefunden,
Das ich nunmehro fest bey sinn
Und außer allen schröcken bin.
Wie könnt ihr, sagt, wie könnt ihr schlaffen?

Im hervorgehen zu denen jüngeren.

Da doch der feind schon steht in waffen?
Ich hätt' vermeint ihr hätt gewacht,
Mein ellendt, angst, und noth betracht.
[81]
PETRUS.
Des schlaffs gewalt, vergib o Meister
Der schwächte uns die lebens geister.
JOANNES.
Wür wusten selbst nicht, wie uns wär.
JACOB.
Verzeich es uns, o liebster herr!
CHRISTUS.
Nicht eine nacht (was soll ich machen)
Habt ihr vermögt mit mir zu wachen,
Da ihr doch, wie ihr selbst gewolt,
Mich vor dem feind beschüzen sollt.
Und secht schon hier die Juden schaaren
Nun werdet ihr so gleich erfahren
Das alles also sich betragt,
Wie ich es euch hab vorgesagt.
3. Auftritt
Dritter Auftritt
Judas mit denen Juden.

JUDAS.
Nun Juden ist es schon an deme,
Das man den raub hier unternemme,
Doch nemmet euch bey spatter nacht
Des leichten fehlers wohl in acht.
Damit ihr dan bey disen vieren
So leichter dings nicht könnet irren,
Und einen durch betrogne lüst
Ergreifft, der doch nicht meister ist,
So sollet ihr zum zeichen wissen,
Das jener den ich werde küssen
Der meister selbsten und anbey
Zu fangen, und zu binden sey.
Doch mus die sach recht klueg geschehen,
Und ihr nicht gleich auf ihn zugehen,
Weil eine macht in disen mann,
So eure leicht besigen kan.
Ihr müßt noch etwas hier verweilen,
Und ihn sodan erst übereylen,
Wan ich euch werd das zeichen gebn
Ihn unversehens aufzuhebn.

Will Christum küssen.

Mein Rabbi seye mir willkommen!
[82]
CHRISTUS.
Halt in! was hast du unternommen!
Wie? der du warst mein herzens freind,
Bist nun ein führer meiner feind?
JUDAS.
Ach Meister!

Ad Spectatores.

(mus mich schon verstellen)
CHRISTUS.
Da dise deine spies gesellen,
Wie kan ich mehr dein meister sein?
Pfui! schäme dich ins herz hinein.

Dises soll er mehrer liebreich als zornig reden.

Sag, wodurch hab ich dich betrüebet,
Villeicht, das ich dich so geliebet?
Das ich dir mehrer guts gethan
Als dir ein mensch erzeigen kan?
Villeicht, das ich dir brachts zu sinnen,
Wie man den himmel könn gewinnen,
Wie man hier nach der tugendt strebt,
Damit man dorthen ewig lebt.
JUDAS.
Ach leyder!

Ad Spectatores.

(ja wohl einen schmerzen
Mir ligt jezt geldt, und ehr im herzen)
Du sichst ja aus dem angesicht,
Was innen her mein wehmuth spricht.
CHRISTUS.
Dir sagt dein herz bey disen thatten,
Du sollest mich nur baldt verrathen,
Wie Judas! kanst du deinen gott
Wohl also lifren in den todt?
Ich hab dir zu dem ewign leben
Mein eignes fleisch und bluth gegeben,
Verdiente ich durch dises wohl,
Das ich durch dich jezt sterben soll?
JUDAS.
Ach herr! du sichst ja meine thrännen!
CHRISTUS.
Reumüthig seind sie nicht zu nennen.
JUDAS.
Ich kenne dich ad

Ad Spectatores.

(rath noch ein mahl)
CHRISTUS.
Doch hast du stätts die freye wahl,
Du kanst hier meinen leib, und leben
[83] Umb 30 silberling hingeben,
Die allgemach (o falscher freind!)
In deinen sackh begraben seind.
Jedoch kanst du an bey gedenken,
Wie dich diß laster werde kräncken,
Kanst noch entgehen jenen todt,
Den dir die göttlich rach antroht.
Soll doch diß alles nicht verfangen,
So still nach willen dein verlangen,
Erzwingst du nachmahl keine huld,
So giebe dir nur selbst die schuld.
JUDAS.
O herr! ich weis, du bist mein leben,

Ad Spectatores.

(kunt ich nur baldt das zeichen geben)
Dich recht zu lieben ist mein schlus,
Erlaub mir nur den freindtschaffts kus.

Küsset Christum.
CHRISTUS.
Betrognes herz du wirsts erfahren. – – –
Wen suchet ihr ihr Juden schaaren?
HAUBTMANN.
Den, der Jesus von Nazareth.
CHRISTUS.
Ich bins der euch vor augen steht. – – –

Die Juden fallen einen schritt zurukh auf die erden.
CHRISTUS.
Seht liebste Jünger wan ich wollte,
Gewis mir niemand schaden sollte.
Es wär mir kein gewalt zu vill,
Doch leyd ich, weill ich leyden will.
PETRUS.
Herr! soll ich mit dem schwerd drein schlagen?
CHRISTUS.
Nein Peter thue den straich nicht wagen. – – –
Steht auf ihr Juden von der erdt.

Stehen auf.

Und weill ihr mich allein begehrt,
Laßt meine Jünger frey hingehen,
Und selbe nach dem werckh um sehen,
Zu welchen ich sie hab bestellt,
Und aus so villen auserwehlt.
Ich möchte also nochmahl wissen,
Wen ihr zu suchen hier beflissen?
[84]
ALLE JUDEN.
Den der Jesus von Nazareth.
CHRISTUS.
Ich bins der euch vor augen steht.

Fallen widerum nider.
JUDAS
ad Spectatores.
Nun will ich gern den ausgang sehen,
Was ich versprach, das ist geschehen,
Das weither geht mich alls nichts an,
Und ich hab doch mein geldt darvon.
CHRISTUS
ad judäos, welche sodan aufstehen.
Steht auf, erhollt euch von dem schröcken,
Den ich euch also thatt erwecken,
Ein worth das kommt aus seinen mund,
Der euch allhier zernichten kunt.
Sagt an ihr Juden was beschwerden
Nun wider mich erwisen werden,
Das ihr sogar bey spahter nacht
Allhier mich aufzusuchen tracht?
Versechn mit knittln, und mit schwerdtern,
Kommt ihr zu mir gleich einen Mördern,
Da ich doch täglich ohn gefahr
Mit euch im templ gottes war.
Wollt ihr mir so die zeichen dancken,
So ich gethan an euren krancken?
Ist dises nun der arbeith lohn,
Den sich verdient des menschen Sohn?
HAUBTMANN.
An uns allhier, und unsren waffen
Ist kein gewalt, noch schuld zu straffen,
Wür thuen, was uns der Priester Rath,
Aufs schärpfist anbefohlen hat.
CHRISTUS.
Umsonsten wär all euer vermögen,
Ihr sollt mir keine handt bewegen,
Wan ich die zeith im todt zu gehn
Mir selbsten nicht hätt ausgesehn.
Nun mehr ist euer stund vorhanden,
Zu schließen mich in kett, und banden,
[85] Nun kan die macht der finsternuß
An mir vollziehen ihren schlus.
Kommt nur herbey hand anzulegen,
Ich bin euch keines weegs entgegen.
Doch denkt, und rühmt euch nicht zu vill,
Ich leyde, weill ich leyden will.
Bedient euch des gewalts der höllen,
Kommt mich den richtren fürzustellen,
Ich leyde alles mit gedult,
Und zahl dadurch ein frembde schuld.
JUDAS
ad Judäus.
Jezt wohl gemuth habt nichts zu scheuen,
Den Rhat kan auch das geldt nicht reuen,
Er wird noch sagn ich sey ein mann,
Der sein versprechen halten kan.
HAUBTMANN.
Kommt dan ihr knecht mit band, und ketten,
Und schließet ihn wie es vonnöthen,
Versaumet nichts an eurer pflicht,
Er wolle, oder wolle nicht.
Er wird sich wohl ergeben müssen,
Und sein verlogne gottheit büßen,
Die zauberkunst hat jezt ein end,
Geht, bindet ihm nur fest die händt.
Das er uns hat gestürzt zur erden,
Das kan ihm nun vergolten werden,
Mißhandlet ihn wie es zu steht,
Dem zauberer von Nazareth.
PETRUS.
Jezt kan ich mich nicht mehr enthalten,
Ich mus die tolle köpf zerspalten.
Ich hau sodan nach cräfften drein,
Und soll ich auch des todtes sein. – – – –
MALCHUS.
O weh!
CHRISTUS.
Halt Petter! halte innen,
Umsonst ist dises dein beginnen,
Umsonst, das (wie doch mein Vatter wollt)
Ich disen kelch nicht trincken sollt?
Es wär mit einer bitt geschehen,
Sollst du die 12 legionen sehen,
[86] Der Englen, die auf mein begehrn,
Gleich hier zum schuz bereithet wärn.
Wer thuet das schwerd zum streich aufheben
Kommt durch das schwerdt auch umb das leben.
Das nicht an dir diß werde wahr,
Gib ich vor dich das meine dar.
MALCHUS.
O weh! o weh! eins meiner ohren
Hab ich durch einen streich verlohren,
Das ist mir ja die grooßte schand
In ganzer statt, in ganzen landt.
CHRISTUS.
Führt ihn herbey ohn alls verweilen,
Ich werde ihm das ohr anheylen.
Sodan führt mich nur vor gericht,
Weill mir mein lieb diß Urtheil spricht.

Christus heylet indessen dem Malcho das ohr an.
PETRUS
ziehet sich hinweg.
Wan dises, mus die flucht uns retten,
JACOBUS
ziehet sich hinweg.
Ich förcht mir auch in disen nöthen.
JOANNES.
Was kan ich also hier allein,
Die flucht wird wohl das beste sein.

Da Joannes hin weg gehet, hinterlasset er den Mantl in denen händen eines Juden, der ihne bey selben hat halten wollen.
MALCHUS.
In wahrheit, ich fühle keine wunden,
Und hab durch dich mein ohr gefunden,
Bist dannoch ein sehr gutter mann,
Den ich die müh wohl dancken kan.
RABBI.
Was danckst du umb die Zaubereyen?
Mehr soll dich dein gesundtheit reuen,
Als das du glaubst und stellst dich an,
Als hab er dir was guts gethan.
HAUBTMANN.
Was hier von seiner kunst zu melden,
Das wird ihm schon der Rhat vergelten.
[87] Nun Juden seyet auch bedacht,
Das ihr die jünger handtfest macht.
SALOMON.
Sie seind jezt schwerlich zu erlangen,
Indem sie alle flichtig gangen.
NATHAN.
Den ich geffaßt, entrißr sich,
Und liesß den mantl in dem stich.
HAUBTMANN.
Dem hochen Rhat wird diß vor allen
An unsrer treu, und mühe gefallen,
Das wür den meister dise nacht
So glükhlich haben eingebracht.
SADUC.
Was fragen wür nach disen thoren,
Genug das sie ihr haubt verlohren.

Dises was folgt, soll alles spöttisch geredet werden.
LEVI.
Wie steht es, meister kneblbarth?
Sag: geht es dir villeicht zu harth?

Ziehet Christum bey dem barth.
MALCHUS
ziehet ihn bey den Ohren.
Lasß sehen, ob du deine ohren
Nicht etwan auch, wie ich, verlohren?
DATHO
stoßt ihn an die seithen.
Red, weil man es von dir begehrt!
Du bist ja klueg, und schrifft gelehrt.
JACOB RABBI
stoßt ihn auf eine seithen.
Komm meister, lasse dich umfangen.
SALOMON
reißt ihn auf die ander, das er zur erden fallt.
Nein! Ich will dises glickh erlangen!
Wie das die erd dein himmel ist,
Da du doch der sohn gottes bist?!

Sie reißen Christum auf, sie schlagen ihn.
MALCHUS.
Auf! Auf! Allhier ist kein verbleiben.
[88]
LEVI.
Wir wolln das viech dem stall zu treiben.
HAUBTMANN.
Ich weis das Annas gar zu harth
Auf uns und seine ankunfft warth.
O wie wird er in Ehrfurcht stehen,
Wan er wird deine gottheit sehen.
Komm also mit unser in die statt
Allwo mann deiner nöthig hat.
CHRISTUS
ad Spectatores.
Nun falsche weldt hast mich gefangen,
Weill ich dir selbst ins nez gegangen,
Du treibst mit mir nur hohn und spott,
Ob ich schon bin dein wahrer gott.
Nur dich gefangne zu entbinden
Von deinen mir so schwären sinden,
Sich, was ich nun auf diser erd
Vor dich schon leyd, und leyden werd.

Gehen ab.
Judas gehet mit dem geiz hervor.
GEIZ.
Nun Judas mus ich dir bekennen,
Das du ein wahrer mann zu nennen,
Du hast dein sach aufs höchst gebracht,
Und dir darbey dein geldt gemacht.
JUDAS.
Dir, liebster freind bin ich verbunden,
Das ich ein neus stuckh geldt gefunden,
Und dises durch ein solche lüst,
Die mir zum ruhm, und ehrlich ist.
Nun will ich ohne sorgen leben,
GEIZ.
Diß thue, jezt kanst in freyden schweben.
JUDAS.
Es gehe, wie es gehen soll:
GEIZ.
Ja bis es hanget, lebe wohl.

Gehen auseinander.
4. Auftritt
[89] Vierter Auftritt
Jacobus. Petrus. Joannes. Sehen zu der sceen herfür einer nach dem anderen, und zwahr ein jedweder auf einer anderen seithen; bis sie zusammen kommen.

JACOBUS.
Ist wohl zu trauen?
JOANNES.
Darf ichs wagen?
PETRUS.
Ist es wohl sicher?
JACOBUS.
Meiner tagen
Hab ich kein solche angst erlebt,
JOANNES.
Mir noch das herz vor schröcken bebt.
PETRUS.
Auf einmahl, weis nicht, wie es kommen,
Hat mir die forcht den muth benommen,
Und da ich vor den feind verwundt,
Sach ich nun, wie ich fliehen kunt.
JACOBUS.
Ach! liebster meister! deinetwegen
War unser muth so sehr verlegen,
Dan du gabst dich ja selbsten blos,
Und diese wuth war gar zu gros:
JOANNES.
Da gleich der anfang so geschehen,
Ach! wie wird es ihm noch ergehen?
Wird wohl noch auf der weldt ein pein
Der seinen zu vergleichen sein?
PETRUS.
Und dannoch habn wür ihn verlassen,
Auf diser rauchen mörder straßen,
Uns helden! die wür ohne feind
So sehr beherzt und tapfer seind.
Da er sich selbst ergeben wollen,
Da hätten wür fest stehen sollen.
Raum hat der Jud auf ihn geflucht,
Pfui! haben wür die flucht gesucht.
JACOBUS.
Da unser meister lag in ketten,
Da stund uns zu, sein ehr zu retten,
[90] Ach liebster gott! wie schwach war nicht
Bey disen unser treu, und pflicht?
Wür waren reich in dem versprechen,
Und schwörten, all dein schmach zu rächen
Wo ist die rach? Wo ist der eyd?
Wie arm ist die beständigkeit?
JOANNES.
Mich thuet das abentmahl bewegen,
Wo ich auf seiner brust gelegen,
Und ein verzuckte ruh genosß,
Die mir aus seinen herzen flosß.
Ach herr! ist diß nun mein erkennen,
Das ich mich von dir thätte trennen,
Da mann dir alle ruh benimmt,
Und dir den härtsten todt bestimmt?
PETRUS.
Wie treulich sagte er uns allen,
Das wür in ärgernusß verfallen,
Und dises zwahr noch dise nacht,
Der ausgang hat es wahr gemacht.
Ich meint' (doch nur bey heitern tägen)
Es sollte mich kein sturm bewegen,
Das ich ein felsen war zu vor,
Bin jezt ein schwaches binssen Rohr.
JOANNES.
Allein was nuzet dises klagen,
Wür müssen andre sorgen tragen,
Was ist zu thuen in diser noth,
Die allen das verderben troht?
JACOBUS.
Daher erfordren unsre pflichten,
Auch alle andere zu berichten,
Wie das der meister nicht mehr frey,
Und im gewalt der feinden sey.
PETRUS.
Maria wird in leyd zergehen,
JOANNES.
Ihr heldenmuth uns bey zustehen
Fleßt mir ein gutte hoffnung ein,
Sie wird noch unsre mutter sein.
[91]
JACOBUS.
Du hast mein Meinung hier getroffen,
Dan dahin zihlt auch all mein hoffen,
Weil Jesus selbst sich ihrem Rhat
Von Jugendt auf ergeben hat.
JOANNES.
In mir will ein begürd entstehen,
Dem meister nochmahls nachzugehen,
Und ihm in seiner großen pein
So gut ich kan ein trost zu sein.
PETRUS.
Wird man dir nicht die thür verschlüßen?
JACOBUS.
Wirst du nicht gleichfahls leyden müssen?
JOANNES.
Ich sorge keinen widerstandt,
Weill ich im haus sehr wohl bekant.
JACOBUS.
Ich will dir dein begirdt nicht hemmen,
Noch deiner lieb die krafft benemmen,
Doch gibt mir jeder umstandt ein,
Dein trost möcht ohne würkung sein.
PETRUS.
Wo du hingehst, will ich auch gehen,
Und gleichfahls nach dem meister sehen,
Wer weist, ob uns das glückh nicht scheint,
Das wür ihm noch zur rettung seind.
Ich will den zutritt schon erzwingen,
Auch mitten durch die waffen tringen,
Damit ihm meine lieb ersezt,
Was ihm zu vor mein flucht verlezt.
JOANNES.
So komm geschwind, wan du willst kommen,
PETRUS.
Es bleibt, wie wür es vorgenommen,
JACOBUS.
Ich will zu unsern Brüdern gehn,
Und gleichfahls nach dem meister sehn.

Gehen ab.
Joannes und Petrus gehen miteinander auf einer, und Jacobus allein auf der anderen seithen.
5. Auftritt
[92] Fünfter auftritt
Christus. Annas. Haubtmann. Kriegsvolckh. Rabbi.

RABBI.
Hochwürdigs haubt! nach dein verlangen,
Secht endlich Christus hier gefangen,
Weils deinem alter so gebührt,
Wird er dir erstens zu geführt.
Ich hab ein mehrers nicht zu sprechen,
Dan du weist selbsten sein verbrechen,
Erwarthe also deinen schlus,
Wie mann mit ihm verfahren mus.
ANNAS.
Das ihr den bößwicht habt gefunden
Bin ich euch mit dem Rhat verbunden.
Wo aber seind die jünger dan?
HAUBTMANN.
Sie seind entflohen bey einen mann.
Dan diser mensch gab unsern waffen
Gewis allein genug zu schaffen.
Er pflegte nur 2 worth zu sagn, (!)
Womit er uns zur erd geschlagen.
Nachdem er aber lag in bandten,
Hat sich ein Jünger unterstanden
Und Malcho ohn das ers entraut
Das ohr von kopf wurz abgehaut.
Alleinig diser hexen meister
Beschwur so gleich die höllen geister,
Und heyllte ihm zur zeit vertreib
Das ohr aufs neue an den leib.
Aus dem kan Annas schon ermessen,
Wie diser böswicht gott vergessen
Obwohlen er sich rühmt, und throht,
Er seye selbsten mensch, und gott.
ANNAS.
Auf eure vorgetragne klagen,
Will ihn selbst allhier befragen,
So dan wird mir schon fallen bey,
Was in der sach zu thuen sey.
AD CHRISTUM.
Sag, warum du mit schlechten leuthen
Dein lehr getrachtet auszubreitten,
[93] Warum hast du nicht leuth erkorn,
Die von ehrbahren stand gebohrn?
Nur unerfahrnen vorzuschwäzen,
Was kein gelehrter wurde schäzen,
Diß ware nemblich deine kunst,
Die nun besteht wie rauch, und dunst.
Zu deme, sag mir auch bey neben,
Wer hat dir den gewalt gegeben?
Solch neue lehrsäz einzuführn
Durch die wür so vill volckh verlihrn?
Das alt gesaz wird nun verachtet,
Weill jeder nach den deinen trachtet,
Ist selbes dan jezt nicht mehr werth,
Das man es wie zu vor verehrt?
CHRISTUS.
Ich hab so offentlich gelehret,
Das es die ganze weldt gehöret,
Im templ, in der Synagog
Wohin mein lehr das volckh bewog.
Wohin die Judn pflegn zu kommen,
Die allzeith meine worth vernommen,
Das liecht, das lieb ich allzusehr,
Und hatte keine winkl lehr.
Was willst du dan mich hier befragen?
Frag dise, und sie werden sagen,
Was meine lehrsäz anbelangt,
Und noch in der gedächtnuß hangt.
MALCHUS.
Dem hochen Priester auf mein leben,
Sollst du kein solche antworth geben,
Die straff so deinem hochmuth gleich,
Ist also diser bakenstreich.

Schlagt Jesum in das angesicht.
CHRISTUS.
Ist mir allhier ein worth entkommen,
Das jemand übl aufgenommen,
So mache solches offenbahr,
Und durch bewehrte zeugnuß wahr.
Thatt ich jedoch die wahrheit sagen,
Was thuest du mich unschuldig schlagen?
MALCHUS.
Die straff die du schon längst verschult,
Die kommt erst nach, trag nur gedult.
[94]
ANNAS.
Ich will hier nicht vill worth verlihren,
Ihr könnt ihn gleich zum Caiphas führen
Kan sein bey höcheren gericht

Dises sagt er spöttisch.

Das er mit mehrer demuth spricht.

Hier hast du böswicht satt gezeiget,
Wohin, du uns das volckh geneiget,
Weill deiner lehren falsche lüst,
Nur einzig troz, und hochmuth ist.
Sie seind, wie du stolz, und vermessen,
Auch aller obrigkeit vergessen,
Darumb hast du mit leichter macht
Das Volckh von uns an dich gebracht.
Geht nun wohin ich euchs benennet
Verwachet ihn, so gut ihr könnet,
Damit an disen wundermann
Sich Caiphas auch ergözen kan.

Gehen ab mit einer ungestimmen muthwilligkeit wider Christum.

REBI, ODER GEIZ.
Ich hab bey disem stätts erwogen,
Das uns der ruef nicht hab betrogen,
Dan wer beym Volckh so mächtig steht,
Gewis auf hochen stelzen geht.
Der schimpf mit dem er dich beleget,
Wer ihn nur, wie er sollt, erweget,
Der sicht, das selber allzusehr
Verlezet deinen standt und ehr.
Nun dise nicht noch mehr zu kräncken,
So must du auf die rach gedenken,
Du wurdest sonst bey gros, und klein
Beständig in verachtung sein.
Zu dem, hat er sich wohl geneiget,
Da du ihm seinen stolz gezeiget?
War er nicht stum, verwegn, gerührt,
Da man ihn hat von dir geführt?
Was will diß alls vor zeugnusß gebn,
Alls das, wann er soll längers lebn.
Das volckh von ihme auf gehezt,
Dich ihrer pflicht nicht wirdig schätzt?
[95]
ANNAS.
Das ist es eben, will nur sehen,
Was bey dem Caiphas werd geschehen,
Damit man mit gesamter hand
Die sach vor ostern richt im standt.
Es mus mit disen böswicht brechen,
Der Rhat wird nicht mehr anderst sprechen,
Indessen gönne mir ein ruh,
REBI.
Wohlan ich geh dem Caiphas zu.

Annas gehet ab: Rebi herfür.
6. Auftritt
Sechster auftritt
Geiz. Neyd.

NEYD.
Es mus mir endlich noch gelingen,
Den ganzen rath dahin zu bringen,
Das er gewis nicht mehr so leicht
Von disen todtes Urtheil weicht.
GEIZ.
Ich hab nunmehr mein ammt vollendet,
Zu dem mich lucifèr gesändet.
Dan Christus ligt schon in verhafft
Und Judas hat sich geldt verschafft.
Sag Bruder wie stehn deine sachen
Hast hoffnung selbe auszumachen?
Reizt wohl den Rhat die ehr begird
Das er die schmach noch rächen wird?
NEYD.
Er wird sich sonder zweifl rächen,
Und Christus selbst den hals sich brechen,
Dieweilen er vor dem gericht
Mit allzu stolzen hochmuth spricht.
Beym Annas hab ichs selbst gesehen,
Wans auch beym Caiphas soll geschehen,
So ist das urtheil schon bereith
Und hat der todt sein richtigkeit.
Ich will mich nun dahin erheben,
Den sachen ein gewicht zu geben:
Damit die höll nach diser thatt
So leicht nichts mehr zu sorgen hat.
[96]
GEIZ.
Geh nur lasß dich kein arbeith reuen
Dan soll dir dises werckh gedeuen.
So ist der höllen reiche macht
In vollkomnisten stand gebracht.
Ich werde nun von unsren thatten
An ihren orth bericht abstatten,
Und sehn das man zu seinen strikh
Dem Judas die verzweiflung schikh.

Gehen ab.
7. Auftritt
Siebender Auftritt
Petrus und Joannes.

Wie ich beym Annas hab verstanden,

So seind sie da nicht mehr vorhandten,

Man hat ihn, wie berichtet wird,

Von hier zum Caiphas fortgeführt.

PETRUS.
So wollen wür auch dahin gehen,
Dan meinen meister mus ich sehen,
Ich will ihm zeigen, wie ich soll
Das ich vor ihm noch eyfer voll.
JOANNES.
Man thuet mich auch alldorten kennen,
Ja über das mit nahmen nennen,
Das ich sodan ohn all beschwerdt
Zum meister eingelassen werdt.
Kan ich ihn von den schwären peinen
Nicht retten, will ich doch mit weinen
Ihm zeigen, wie sein schmach und weh
Mir innerist zu herzen geh.
PETRUS.
Ich werd, ob mann mich gleich nicht kennet,
Gewislich nicht von ihm getrennet,
Man soll erfahrn durch meine treu,
Das er mein gott, und meister sey.
JOANNES.
So geh, bis wür den weeg vollstreken,
[97]
PETRUS.
Nun fühl ich weder forcht noch schröcken,
JOANNES.
Was gilts, du traust auf dich zu sehr,
Ich bin gewis kein flichtling mehr.

Gehen ab.
8. Auftritt
Achter Auftritt
Christus. Caiphas. Haubtmann. Kriegsvolckh. Samuel. Rebi. Achaläus. Rabbi. Salomon. Nathan.

Hochwürdigs Briester haubt! Vor allen

Nach unsrer pflicht dir zu gefallen

Hat unser fleis und krieges macht

Den böswicht endlich eingebracht.

Hier steht der neue Secten lehrer

Der allgemeinen Ruh zerstörer,

Hier stehet nun in schand und spoth

Der eingebildte affter gott.

CAIPHAS.
Ist endlich dise stund anbrochen,
Die uns ein solche beuth versprochen?
Jedoch wer hat ihn überschikt,
Und ihn zu sehen mich beglükt?
REBBI.
Dein Schwäher Annas wollte haben,
Du sollst dich auch an ihne laben,
Wan doch sein stolz der sonst verhaßt,
Dich ein ergözung fassen last.
CAIPHAS.
Die zeugen, so wür hier vernemmen
Die werden seinen stolz bald hemmen,
Er wird mit uns aus seinen lehrn
Selbst unerhörte wunder hörn.
So stellet dan mit grund die klagen,
So ihr beschlossen vorzutragen,
Damit ihm allhier vor gericht
Sein recht nach dem verdienst geschicht.
ACHALÄUS.
Ich thue mein treu und ehr verpflichten
Das ich bey disem Rhat mit nichten
[98] Etwas vor ihm bezeigen woll,
Das sich nicht wahr befinden soll.
Will also von dem gar nichts melden,
Was alls an seiner lehr zu schelten,
Womit er so vill volckh verblendt,
Und vom gesaz hat abgewendt.
Womit er Euer lehr, und würden
Der Priesterschaft so treue zirden
Auf nicht erhörte arth gekränckt,
Und unter seine macht versenckt.
Meld also nur von dem versprechen,
Den templ gottes abzubrechen,
Und in 3 tägen nach gebührn,
Den bau aufs neue aufzufihrn.
Ist dises nicht ein frechs beginnen,
Das schwache volckh nur zu gewinnen,
Damit es auf so große streich
Von unseren gesaz abweich.
RABBI.
Sollt dise klag noch nicht erkleken,
So sezt uns noch mehr in schröcken
Was er mit unverschamter thatt
Sich ferners unterstanden hat.
Der Kaysers Cron thätt er nach streben,
Vor unsren König sich aus geben,
Sagt immer er sey gottes sohn,
Gestigen von dem himmels thron.
Thätt stätts von unsrer pflicht abweichen,
Verbott dem Kayser zins zu reichen,
Damit er als ein milder herr
Dem volckh nur angenehmer wär.
Ja thätte sich sogar anmaßen,
Da wür bey unsren wechsl saßen
Mit streichen sich an uns zu wagn,
Und aus dem templ auszujagn.
Er wollt dorth keinen kauf verstatten,
Den wür doch zu dem opfer hatten.
Sagt offentlich ohn allen scheu
Das diser nur sein betthaus sey.
Zu dem ist öffters auch geschehen,
Wie ich es selbsten hab gesehen,
Das er geheylt in teuffls nahm
Was blind war, oder krum, und lahm.
Wan man nun disem hochverbrechen,
Will ihr gebührend Urtheil sprechen,
[99] So sicht ein jeder selbsten wohl,
In wem der schlus bestehen soll.
CAIPHAS
zu Christum.
Wie steht es nun? hast du vernommen,
Was wider dich da vorgekommen?
Kanst du wohl hier aus uns allein
Als der beklagte ruhig sein?
Den Kayser zu verdringen suchen,
Gott durch das größte laster fluchen,
Das Volckh durch falsche affter lehren
Von dem gesaz, und uns abkherren
In dreyen tagen sich getrauen
Ein neuen templ aufzubauen,
Gewaltig auf die wechsler schlagn
Und selbe aus dem templ jagn,
Ins Belzebub verfluchten nammen
Den blinden, krumpen, und den lahmen
Den vorigen gesundt ertheiln,
Und nur mit zauberkünsten heyln.
Sag, was seind dise vor Verbrechen,
Kanst du wohl etwas widersprechen?
Ablehne, dan ich hab gedult,
Die dir mit grund erwisne schuld, –

Christus schweigt.

Laß mich nicht öffters dich befragen,
Und thue sogleich ein antworth sagen.

Christus schweigt.

Wie? willst du mir kein antworth gebn
Da es doch kost dein eignes lebn?
SALMON.
Da eines lehrers und Propheten,
Im templ du die stell vertretten,
Wie kommt es das hier vor gericht
Dein mund so gar kein worth mehr spricht?
NATHAN.
Wo alles sonnen clar beschaffen,
Wie soll er seine kläger straffen?
Sein schweigen zeigt ja selbsten an,
Das er sich nicht entschulden kan.
[100]
REBI.
Wie soll er sich dan würdig achten,
Mit dir zu reden? in betrachten
Das er der wahre gottes sohn,
Dem nur gebührt die himmels Cron.
CAIPHAS.
Ich thue dich dan bey deinen lehren
Bey dem lebendign gott beschwören,
Sag, ob du was das gröste ist,
Wohl Christus der sohn gottes bist?
CHRISTUS.
Du hasts gesagt: jedoch bey zeigen
So sich nach keiner wahrheit neigen
Find ich kein glauben, dan allhier
Glaubt man nichts alls betrug in mir.
Doch wird des menschen sohn sich schüzen
Und zu der rechten gottes sizen,
Ihr werd ihn dermahleinsten sehn
Auf einer großen wolckhen stehn.
Wan er am lezten tag wird kommen
Sowohl den bösen als den frommen,
Zu geben den verdienten lohn,
Im feyer oder himmels thron.
CAIPHAS.
Was brauchen wür hier mehrer zeugen,
Sein hochmuth kan nicht höcher steigen,
Habt ihr gehört die frevel thatt
Durch die er gott gelästret hat?
Was dunket euch auf diß Verbrechen,
Thuet selbsten hier das Urtheil sprechen,
Hat er nicht ohne gnad, und huldt
Durch disen greul den todt verschuldt?
ALLE.
Ja, ja er hat den todt verschuldt.
CAIPHAS.
Indessen thuet mit ihm verfahren,
Und in dem kerker wohl verwahren,
Kaum wird die sonn am himmel stehn,
Werd ich selbst zum Pilatus gehn.

Gehen auseinander.
9. Auftritt
[101] Neunter Auftritt
Petrus. Joannes. 2 Mägd. Kriegs volck.

JOANNES.
Diß ist der vorhoff zu den zimmern,
Wo noch beym Caiphas liechter schimmern,
Ich habs gesagt, und zweifle nicht,
Das er noch mit dem meister spricht.
PETRUS.
O das ich ihn nur baldt ansehe,
Darum Joannes mach, und gehe,
JOANNES.
Nimm dich allhier nur wohl in acht,
Damit man nichtes schlimmer macht.
Hier ist kein orth zu großen streichen,
Wür müssen nur der menge weichen,
Weill jeder schritt den wür gethan,
Uns höchst verdächtig machen kan.
PETRUS.
Lasß dich an mir nur nichts bekränken
Ich weis mich nach der zeith zu lenken,
Dringt aber doch was widrigs ein,
So werd ich unerschroken sein.
Wie? wie Joannes? lasse sehen,
Ich hör schon jemandt auf uns gehen.
AGAR.
Was wollt ihr leuth? wohin? wo aus?
JOANNES.
Bin ja bekannt in disem haus.
AGAR.
Thuest du dich nicht Joannes nennen?
JOANNES.
Ja Caiphas wird mich selbsten kennen.
AGAR
zum Petrus.
Komm nur herein, – Du bleibe stehn
Weil ich dein lüst gar wohl erkenn.
Du stehst nur deines meisters wegen
Allhier in disen haus zugegen,
[102] Weil er bey uns gefangen ist,
Und du führwahr sein Jünger bist.
PETRUS
ganz verwirrt.
Wie? ich? der meister? kan nicht fassen,
Was du dich jezt vernehmen lassen,
Ich ken den man von weithen nicht,
Auf was ich dir mein ehr verpflicht.
AGAR.
Wan dises ist, kanst du schon gehen,
Und dorthen zu dem feyer stehen.

Petrus gehet hinein.
OFFICIER.
Pursch! greiffe hurtig zum gewehr.
Dan hier kommt jemand frembder her.
PETRUS.
Ich bin gut freund will nichts zerstören,
Und komm nur etwas neus zu hörn, (!)
OFFICIER.
Umsonsten machst du hier dein glükh,
Durch dein und deines meisters dikh.
Ich glaub, und werde mich nicht irren,
Du denkest selben zu entführen.
Weill du als Jünger ihm verpflicht.
PETRUS.
Den menschen, glaub es, kenne nicht.
SARA.
Wie offt hab ich dich nicht gesehen
Mit ihme dise statt durchgehen?
Sag, wan du anderst wahrhafft bist,
Ob Christus nicht dein meister ist?
NEPHTALI.
Was braucht es hier so villes fragen?
Du mußt uns wohl die wahrheit sagn, (!)
Weill dich doch selbst in diser sach
Verrathet deine muttersprach.
Ja deine klaydung, die wür kennen,
Thuet dich auch seinen Jünger nennen
Indem sie uns ganz klar erweist,
Das du ein Galliläer seyst.
[103]
PETRUS.
Hier soll bey meiner treu, und leben
Gott selbsten mir die zeugnus geben,
Das ich mit wahrheit thue gestehn,
Ich hab den menschen nie gesehn.
Wan es soll anderst sein beschaffen,
So solle mich der himmel straffen,
Bin ja schon ein betagter mann,
Dem endlich jemand glauben kan.
10. Auftritt
Zehender auftritt
Haubtmann. Petrus. Nathan. Ruben. Salomon. Rabbi. Petrus.

HAUBTMANN.
Still! dan hier kommet unser König!
Erweiset euch recht unterthänig!.
Stellt euch zu seinen diensten an

Christus kommt, und sihet Petrum liebreich an.
PETRUS.
O Jesu! was hab ich gethann?

Gehet ab weinend.
HAUBTMANN.
Weill ihr doch müßt wegn seiner wachen,
Könnt ihr euch mit ihm lustig machen,
Seht! dises ist ein feiner thron,
Vor disen saubren gottes sohn.

Sie werffen Christum mehrer auf einen blockh nider, als das sie ihn darauf sezen.
ALLE.
O sey gegrüßt der Juden König!

Machen allerhandt abscheuliche reverenzen.
NATHAN.
Vermeinst, du bist es? warth ein wenig.

Sticht ihm den Esl.
RUBEN.
Pfui! was ist hier vor ein gestanckh?
Ich glaub, du bist von innen kranckh.

Speyet ihn an.
SALOMON.
Wan diß, mus man ein mitleyd tragen,
Und dir sogleich ein ader schlagen.

Schlagt ihn auf den rechten armb.
[104]
RABBI.
Wans auf den rechten arm nichts wär,
So nimbt man halt den linken her.

Schlagt ihm auff den linken.
HAUBTMANN.
Genug: der mensch steckt voller sünden,
Vor dißmahl wolln wür ihn verbinden,
Kan wohl geschehn zum neuen gruß,
Das man ihm nochmals sprengen musß.

Verbindt ihm die augen.
RUBEN.
Diß mittl ist ihm gut bekommen,
So vill ich schon hab abgenommen,
Sehst, wie wür dir zu diensten seind,
Bedanckh dich meister hexen freind.
NATHAN.
Du grober knopf! willst sein ein König!
Und kennst die hoffmanier so wenig.

Zieht ihm beym barth.
RABBI.
Er ist zu dem auch ein Prophet,
Der als ein König mehr versteht.

Ziecht ihm bey denen haaren.
SALOMON.
Du pflegest also weis zu sagen,
Sag dan, wer hat dich jezt geschlagen:

Schlagt ihn in das angesicht.
RABBI.
Sag Christe! ist dir dise hand
Sambt den gegebnen streich bekant?

Schlagt ihn ebenfahls.
HAUBTMANN.
Er macht es so wie große herren,
Die nur mit seuffzen sich beschwärn,
Und geben nicht an jedem orth
Vill gutte oder harte worth.
NATHAN.
Ja, ja, bey disem ungeheuer
Ist jede red zu stolz, und theuer,
Dan wan er redet, redet gott,
Drum schweigt er hier, nur uns zum spoth.
[105]
RUBEN.
Wie, schweinbelz! Red: ich will nicht hoffen,
Du seyest etwan gar besoffen.

Schittet ihne beym Kopf.
HAUBTMANN.
So warthen wür nicht länger zu,
Und bringen ihm in seine ruh
SALOMON.
Da wird er wohl im herzen lachen,
Wan ihm die razen music machen,
RUBEN.
Wür wollen dich schon gut verpflegn, (!)
Und auf weich – harte federn legen.
HAUBTMANN.
So kommet, ihn herein zu führen,
RABBI.
Wie! voller blockh! kanst dich nicht rührn.
NATHAN
stoßt ihm aufzustehen.
Der mensch kost uns noch mühe und noth.
ALLE.
O wohl ein plumper Esls gott!

Gehen ab.
11. Auftritt
Eylfter auftritt
PETRUS
allein.
Fließt nur, ach fließt ihr heiße thrennen,
Jezt kan ich erst mein schwachheit kennen.
Kaumb hat mich Jesus angeblickt,
Hat er mir weh ins herz geschikt.
Ach! wie vill gros, und schware sinden,
Thun meinen meineyd mir verkündten!
Mein reue ist zu schwach, o herr!
Und weinn ich gleich ein ganzes meer.
Dein blickh war zwahr ein blickh der liebe,
Doch nur damit ich mich betrüebe,
Und durch sein gnad erkennen soll,
Wie schwach ich bin, und bosheit voll.
[106] Dich, der du warst mein einzigs leben,
Der du dich mir zur speis gegeben,
Der du mein liebster herr und gott,
Vor mich nun gehest in den todt.
Dich zu verlaugnen? dich nur suchen,
Und dannoch dich in mir verfluchen,
Ist disß der danckh vor deine gnad
Die nichts als lieb verdienet hat?
Flüeßt also nur ihr heiße thrennen,
Dan ihr müßt mich mit gott versöhnen.
Flüßt hauffig, bis ich immerhinn
Aufs neu von euch gewaschen bin.
Nun will in einer rauhen höllen,
Beständig mir mein sind vorstellen,
Und durch ein zäher volle buß
Abbüßen, was ich büßen mus.
Ich will ein steiffen Vorsaz fassen,
Dich mein gott nicht mehr zu verlassen,
Weill auch in sinden deine gnadt
Mich annoch angesehen hat.
Flüßt also nur ihr heiße thrennen,
Dan ihr müßt mich mit gott versöhnen.

Gehet traurig ab.

Dritter Chor

[3. Betrachtung]
SCHUZGEIST.
Ja, sünder seid ihr all, und könnt es nicht verneinen,
Doch wollen alle nicht mit einem Petro weinen.
Sie fassen zwahr ein reu, doch welche zimlich schwach,
Drum gehen sie so gleich der alten bosheit nach.
Ein solche reu ist offt gar keine reu zu nennen,
Und kan den sinder nicht mit seinen gott versöhnen.
Weill er das ganze herz zu seinen liebes zihl
Und nicht das halbe nur vom sinder haben will.
Wan ihr dan sinder seydt, so könnt ihr leichtlich schlüeßen
Das selbe lediglich mit Petro abzubüßen.
Dan wird das himmelbrodt euch zu dem ewign leben
Wan ihrs genüßen werd, die wahre kräfften geben.
Habt ihr die gröste sind, die meriste aus allen,
So müßt ihr dessentwegn in kein verzweiflung fallen,
Weill gott dem jenen nicht sein huld und gnadt versagt
Der zu ihm ruffen thut, und das vertrauen tragt.
[107] Kein sinder ist so gros der nicht kan sicher hoffen,
Es stehe ihm zum schuz die seithen Jesu offen.
Das sich an stamm des Creuz in kurzen zeigen wird,
Wan nur des sinders herz ein wahrer schmerzen rührt.
Laßt euch nur von dem fahl des Judas nicht erschröken,
Ja euch dardurch villmehr zur wahren bus erweken.
Dan ihr habt einen gott von welchen ihr vergwißt,
Das er den büßenden mild, und barmherzig ist.
Kein sind ist welche ihm aus allen so verlezet,
Als wan man seine gnad ganz außer hoffnung sezet,
Und also seiner seel die zeith zur buß abkürzt,
Ja wider seinen willn sich in den abgrund stürzt.
Ein Cain nach den bruder mord ist eben so gearthet,
Er meinte, das im jeden orth die rach ihn schon erwarthet.
Er glaubt, er könne lebenslang von gott kein gnad erbitten,
Drum hat er auch den untergang aus eigner schuld erlitten.
So wird es eben auch dem Judas noch ergehen,
Ihr werdt ihn außer sich in der verzweiflung sehen,
Dan ob gleich seine sünd in seinen willn steht,
So bleibt sein willen doch, wan er verlohrn geht.
Er wust, und hörte ja auf seines meisters lehren,
Das jeder sinder könn zu ihm zurükekheren,
Er nemm ihm willig auf: und sey kein sind so gros,
Die nicht durch wahre reu könn werden schaden los.
Man sech nur den verwundten an allhier auf offner straßen,
Und wie ihn der Samaritan gepflegt, und pflegen lassen.
Er güßt das beste öl und wein in die versezte wunden,
Und hat sich ihn recht ungemein mit selben auch verbunden.
Die seel wird sehr verwundt durch vill und schwäre sinden,
Kommt der Samaritan, so wird er sie verbinden,
Der göttlich seelen arzt nimmt sich des kranken an,
Weill er doch allzeit will, und allzeit helffen kan.
Es liget nur an dem das man auf ihn vertrauet,
Und auf sein macht und lieb von ganzen herzen bauet,
Hiebey mus man ihm doch den zustand nicht verhüllen,
Und durch ein offne reu sein eigne pflicht erfüllen.
Wie war nicht das verlohrne kindt mit schulden überladen,
Doch kamm es nach bereuter sindt beym Vatter gleich zu gnaden,
Er küßt den sohn, umarmet ihn als wär er nie verlohren,
Ja würckhlich kommet ihm zu sinn, er sey ihm neu gebohren.
Du sinder bist das kind, das durch die sünd verlohren,
Kherst dan in reu zuruckh, so wirst du neu gebohren.
[108] Dein gott vergißt der schuld, er handlet vätterlich,
Lauf nur in seine händ er selbst umarmet dich.
Betracht sodan wie gott, und seiner seel vergessen,
Nur die verzweiflung sich ein Judas werd bey messen.
Sollst du ihm an der sind auch überlegen sein,
So eyle nur zu gott, und mit dem Petro weinn.

Gehen ab.

Anmerckung

1. Vorstellung
Erste Vorstellung
Abel ligt todt auf der erden: Cain mit zerraufften haaren höbt die händt gleich ein verzweiflenden in die höche und wird als ein lauffender vorgestellt, als wan er nemlich entfliehen wollte, und wuste nicht, wohin.
2. Vorstellung
Anderte Vorstellung
Ein verwundeter mensch ligt auf der Erden. Der Samaritan kniet vor selben: neben disen ligen weiße tüecher zum verbinden, item ein geschüer, als wan es mit wein gefüllet wär, in der rechten handt haltet er auch ein geschier als wan er aus selben öll in die wunden gießen wollte.
3. Vorstellung
Dritte Vorstellung
Der verlohrne sohn in einer ganz zerrißnen klaydung, wird von seinem Vatter herzlich umarmet.

4. Akt

1. Auftritt
Erster auftritt
Die Verzweiflung. Sathan. Belzebub. Acharoth. Mehrer höllisch geister.

VERZWEIFLUNG.
Nun ist das los auf mich gekommen,
Das, was der geiz hat unternommen,
Und durch den Judas ausgeführt,
Dem Judas selbst vergolten wird.
Weill Christus nun in feindes händen,
Soll ich mich zum verräther wenden,
Damit sich die Verzweiflung nehrt,
Bis er sein eigner henker werd.
SATHAN.
Da schluken wür ein vetten bissen,
Beängstig ihm nur das gewissen,
Bis er dir endlich ungesaumbt
Sein ganz verwirrte brust einraumt.
[109]
BELZEBUB.
Es kunte aber doch geschehen,
Das er noch in sich selbst thätt gehen,
Und wie ein Petrus, uns zur burdt
Ein wahr befundner büeßer wurdt.
ACHAROTH.
Nein: Petrus kunt noch leichter hoffen,
Weill seine sind ein forcht betroffen,
Alleinig Judas hat das lebn (!)
Des Meisters selbsten dargegeben.
VERZWEIFLUNG.
Und dises ohne alles zwingen,
Nur in den beutel geldt zu bringen.
Weill ihm bey disem wucher rath
Der geiz zu sehr verblendet hat.
Es wird sein sind ihm freylich reuen,
Doch wird der schmerz ihm nicht gedeuen:
Er komm zur reu, doch nicht zur buß,
Auf das er mir verzweiflen mus.
Es fahlt auf ein mahl nicht die Eichen,
Ich werde nach und nach ein schleichen,
Bis das ich ihn gebracht ins nez.
Und dan den lezten streich versez.
Ihr haltet euch demnach verborgen,
Bis ich es werd dahin besorgen,
Das ihn kein hoffnung mehr beweg
Und er sich selbsten hand an leg.
Mein zihl indessen zu erhalten
Will ich mich ebenfahls verstalten,
Damit er seinen feind nicht kennt
Und leichter ins verderben rennt.

Gehen ab.
2. Auftritt
Anderter auftritt
Judas. Die Verzweiflung. Die Verzweiflung hört dem Judas zu doch ohne sein Vermerken.

JUDAS.
Es will doch gleichwohl etwas sagen,
Umb wenig geldt so villes wagen,
Das werkh ist gros, der lohn ist ring:
Ich hab halt 30 silberling.
[110] Hätt ich nur 60 keckh begehret,
Sie hätten mir den kauff bewehret.
Hier hat mein freind mich angesezt,
Der mir nur 30 eingeschwäzt.
Doch wan auch 60 wärn gefallen
Kunt mir wohl diser werth bezahlen,
Was ich (jezt denckh ich erst daran)
An meinen Meister hab gethan.
VERZWEIFLUNG.
Wie? freind! wan sich mein sinn nicht irrt,
So bist du etwas hier verwirrt.
Ist etwan was ich längst gedenkt,
Das dich nun mehr dein meister kränckt?
JUDAS.
Nicht allerdings: doch mus ich sagen,
Das ich kein zweifl hab getragen
Er wurde, weill sein macht so gros
Von disen kett, und banden los.
VERZWEIFLUNG.
Nein: dises ist nicht mehr zu hoffen,
Der Rhat hat einen kauff getroffen,
Den Christus nun auf deinen kus
Mit seinen leben zahlen mus.
JUDAS.
Ey! so weith wird es ja nicht kommen,
Ich hätte diß nicht unternommen.

Fahlt ihm in die red.
VERZWEIFLUNG.
Wan nemblich dich zu seinen endt
Nicht also hätt der geiz verblendt.
JUDAS.
Der geiz?
VERZWEIFLUNG.
Was willst hier umschweiff machen?
Bey jederman bekanten sachen?
Hättst du nicht nach dem geldt getracht,
Wär Christus noch nicht eingebracht.
Pfui! deinen meister so zu schaden?
Umb 30 silberling verrahten!
Man kauffte ja umb disen saz
Von keiner alten ihre kaz.
[111]
JUDAS.
Ist wahr:
VERZWEIFLUNG.
Und eines menschen leben
Soll man ja zum verkauff nicht geben.
Wan man umb selbes alle stund
Die ganze weldt gewinnen kunt?
JUDAS.
Und was mir immer fahlet schwärer
Glaub ich er seye noch weith mehrer
Als nur ein mensch:
VERZWEIFLUNG.
So denckh darbey
Wie sehr dein thatt zu rächen sey.
JUDAS.
Er aber wird, und kann nicht sterben:
VERZWEIFLUNG.
Glaub nur, er wird und mus verderben.
JUDAS.
Das wär entsezlich, rechten los!
VERZWEIFLUNG.
Diß eben macht dein schuld so gros
Ins geldt, das einstens nicht wirst haben,
Hast dein gewissens Ruh vergraben.
Jezt sichst den glanz ein kleine Zeith:
Hernach nicht mehr in ewigkeit.
JUDAS.
Ich geh!
VERZWEIFLUNG.
Wohin?
JUDAS.
Zum Rath.
VERZWEIFLUNG.
Westwegen?
JUDAS.
Ihm dises bluth geldt hinzulegen.
VERZWEIFLUNG.
Sodan?
JUDAS.
Sodan hat er sein geldt
Und ich den meister freygestellt.
[112]
VERZWEIFLUNG.
Das wohl:
JUDAS.
Was soll ich sonsten machen?
VERZWEIFLUNG.
Man wird dich sambt den geldt verlachen.
JUDAS.
Wird kein gerechtigkeit mehr sein?
VERZWEIFLUNG.
Du hasts verkaufft: ich sag dir nein.
JUDAS.
Das will ich sehen:

Gehet ab.
VERZWEIFLUNG.
Wirsts erfahren,
Ich aber werd ein müh ersparren,
Weill er durch disen spoth gerührt
Vill ehender verzweifflen wirdt.

Gehet ab.
3. Auftritt
Dritter Auftritt
Caiphas. Simon leprosus: Raban: Sabath. Rosmachim. Riphar. Rebi.

CAIPHAS.
Ihr herrn wißt, das meine sorgen
Euch haben bey so frühen morgen
Anher beruffen in den Rhat,
Weill jede zeith ihr schäzung hat.
Damit wür richten ohn gefahren,
Ist keine stund mehr zu ersparen,
Wolln also sehn weill es tagt,
Was zu der sach Pilatus sagt.
SIMON LEPROSUS.
Ich kan doch noch bey disen gründen
Kein schuldt in dem beschulten finden.
Und meinn vor unser bestes wohl,
Das manns nicht übereylen soll.
RABAN.
Wan wür vernünfftig handlen wollen,
Mus man noch mehr bericht einhollen.
Es ist doch gleichwohl menschen bluth,
Das man bey dem vergüßen thut.
[113]
SABATH.
Die Schrifft verfluchet selbst den jenen,
Der wem den todt will zu erkennen,
Da doch die schuld so man bestrafft,
Noch allerdings sehr zweiflhafft.
ROSMACHIN.
Was zweiflhafft? was uns verfluchen?
Willst du den zu verthättign suechen,
Und ledig sprechen von dem todt,
Der sich doch prahlt er sey ein gott?
RIPHAR.
Der unser lehr stätts widerleget,
Das Volckh zur aufruhr schon beweget?
Da Judas selbst ein zeug mus sein,
Das all sein thun nur auf den schein?
REBI.
Der, wan ihrs nicht bey zeith verhindert,
All euer ehr und ansehn mindert,
Der, vor er euer macht erkennt,
Sich schon der Juden Konig nennt?
Hier kan ich keine Unschuld finden,
Und sollt ich auch das meer ergründen.
Es bleib sodan beym alten schuß,
Das er (und heuth noch) sterben mus.
CAIPHAS.
Hier laßt sich keine gnad erberben,

Alle ausgenommen Simon. Sabath Rab: Raban.

Ja heuth noch, heuth noch mus er sterben.
4. Auftritt
Vierter Auftritt
JUDAS
zu denen Vorigen.
Wie? ist es also schon bestimmt,
Das man ihm heuth das leben nimmt?
So weith laß ich es nicht ankommen,
Er wurd schon härter hergenommen,
Als ich mir eingebildet hab,
Wie ich ihm damahls übergab.
CAYPHAS.
Was man gethan ist recht geschehen,
Du wirst noch dessen mehrer sehen,
[114] Ein solcher böswicht hat kein gnad,
Weill er sich selbst verlurstigt hat.
JUDAS.
Ich sag euch doch, das ich ihn eben
Zu seinen todt nicht übergeben,
Versagt ihm doch nicht alle huld,
Dan er ist wahrlich ohne schuld.
RABBI.
Was willst du hier ein gnad erlangen,
Man hat ihm nicht umsonst gefangen,
Wür wissen, das er schuldig ist,
Obwohl du sein verräther bist.
JUDAS.
Es reuet mich, was ich begangen,
Das geldt hat mich, ihr ihn gefangen,
Ach! laßt nur meinen Meister los,
Mein schuld ist sonsten gar zu gros.
Wollt ihr ihn mir nicht widergeben,
So kan und will ich nicht mehr leben.
Die sünd laßt mir noch rast, noch ruh.
CAIPHAS.
Geht uns nichts an: da sech du zu.
ROSMACHIN.
Der kauff ist ein mahl schon geschlossen,
Was du verlangt, das hast genossen,
Hier hilfft kein widerruffen mehr,
Und wans 3 mahl dein meister wär.
EXHIBERIS.
Seind freylich schlechte helden thatten
Sein eignen herrn zu verrathen,
Und wär dir noch so weh, und bang,
So hast du stätts den schelmen klang.
DIARABIAS.
Der geiz, der geiz, hat dich besessen,
Womit du aller treu vergessen
Jezt nach dem werckh fragst erst um Rath,
Doch nuzt es nicht, weill es zu spath.
AMOS.
Freywillig hast den bott geschlagen,
Nun must den spoth nur selbsten tragen.
[115] Geh Judas, geh, und packh dich forth,
Hier gibt man dir kein guttes worth.
JUDAS.
Sollt ihr den tot des meisters schlüßen,
So wurd ich ja verzweiflen müssen,
Hab ich euch einen dienst gethan,
So loßt mich nicht, und denkt daran.
SARAS.
Bey allen dein verwirrten sachen,
Glaub werden wür dich nur verlachen,
Hast geldt, geh, kauf dir einen strickh,
Und deine seel zum teuffl schikh.
JUDAS.
Verdamte münz, verfluchte Sorten,
Durch die ich zum verräther worden.
Da habt ihr disen bluth-gewinn
Gebt mir den meister, nemmet hin.

Würfft das geldt hinein.
Alle außer die obige 3.

Dein meister ist schon im verderben,
Dan heuth noch, heuth noch mus er sterben.
RABBI.
Und diß ist sein verdienter lohn,
JUDAS.
Ich schwör euch, das er gottes sohn.
AMOS.
Der billich ist ein schelm zu schelten,
Der kan vor keinen zeugen gelten.
RABBI.
Das geldt nimm ich indeß zu mir,
Die schuld jedoch bleibt dannoch dir.
CAIPHAS.
Geh nur, hier hast nichts mehr zu sprechen.
JUDAS.
Mein fluch wird euch den hals noch brechen.
CAIPHAS.
Holla! Man brauche nun gewalt.
ETLICHE.
So wird dir deine mühe bezahlt.

Stoßen ihm mit gewalt hinaus.
[116]
JUDAS.
Wan doch im himmel noch ein feyer,
So fahl es auf euch ungeheuer.
Damit es nach verdiensten strafft,
Ein so verfluchte Priesterschafft.
CAIPHAS.
Laßt ihn nur fluchen nach belieben,
Es wird uns dißfahls nichts betrüben.
5. Auftritt
Fünfter auftritt
ANNAS
zu denen Vorigen.
Vergebet mir, das ich zu spath
Bey euch erscheine in dem Rhat.
Ich hab mich in der ruh vergangen,
Nach dem wür dises wild gefangen.
Nach welchem wür so lang gejagt,
Und fast bey unsrer müh verzagt.
CAIPHAS.
Noch haben wür nichts unternommen,
Weill Judas ist anhero kommen,
Und das ihm ausgezahlte geld
Uns widerumb zurukh gestellt.
ANNAS.
Wie da? was solle diß bedeuten?
RABBI.
So geht es bey treu losen leuthen,
Wan selbe das gewissen nagt,
Nachdem sie gar zu vill gewagt.
AMOS.
Die untreu trifft sein eignen herren,
Was kunten wür wohl mehr begehren,
Hier ist das geldt, so er erschwizt,
Da Christus doch gefangen sizt.
ANNAS.
Was Judas schwermet, und bereuet,
Auch an den kauff vermaledeyet,
Das mus er an sich selbsten sehn,
Uns wird darum kein leyd geschehn.
Doch weill diß bluth geldt ohne seegen,
Ist nicht mehr in den schaz zu legen.
[117] Sagt also, wie mans an den mann
Gleichwohl mit nuzen bringen kan?
SALOMON.
Ich hörte sicher diser tagen,
Bey mir von einem hafner sagen,
Das selben umb das bare geldt
Verkaufen will ein acker feldt.
CAIPHAS.
Hier könnt ein kauf getroffen werden,
Die fremde ehrlich zu beerden,
Weill man sonst umb die ganze statt
Vor selbe kein begräbnuß hat.
DIARABIAS.
Nichts bessers kunte man erfinden,
Weill das gesaz uns selbst thuet binden,
Das man die fremde gut, und wohl
Doch außen her begraben soll.
SARAS.
Der meinung bin ich gleicher maßen,
Doch mus man niemandt wissen lassen,
Verbergen mit geflißner lüst,
Das dises geldt ein bluthgeld ist.
EXHIBERIS.
Der haffner wurd sonst widersprechen,
Und unsren kauf mit nachdrukh rächen.
Wür müßten in die haut hinein
Ihm höchst betrogne männer sein.
AMOS.
Besorgt euch nicht in disen sachen,
Ich will den kauf schon richtig machen.
Was wür vor einen handl treibn,
Das mus im Rhat verschwign bleibn.
CAIPHAS.
Geh, thu ihm nur diß geldt vorschießen,
Und disen kauff hiemit beschließen,
Er nimmt es ohne Scrupl an,
Wan er nur was gewinnen kan.
ANNAS.
Den haffner acker zu erkennen,
Mus man Haceldama ihn nennen,
[118] Das aber nur allhier im Rhat,
Hinfiro sein verbleiben hat.
CAIPHAS.
Bluth aker wird er wohl getauffet,
Weill wür ihn umb diß geldt erkauffet,
Umb das uns seines meisters leben
Der tolle Judas übergeben.
Nun aber auf den zweckh zu kommen,
Den wür anheuth uns vorgenommen,
Will uns vor allen jezt zu stehn
Das wür zu dem Pilatus gehn.
REBI.
Das ists, was mich schon lang gekränket,
Weill ich stätts auf die ehr gedenket.
Die, wan noch mehrer zeith verstreicht,
Mit selber endlich gar entweicht.
ANNAS.
Ich weis nicht, was uns hinzugehen
Nunmehro noch imm weeg soll stehen.
Der schlus ist ja nach rechtens voll,
Das Christus heuth noch sterben soll.

Alle ausgenommen die 3 obige.

Ja dises ists, was wür verlangen.
CAIPHAS.
Wer will der halte ihm die stangen,
Genug ist, das wür seine feindt,
Und fest zusam verschworen seind,
Laßt also den gefangnen kommen,
Damit geschech, was vorgenommen,
Und er beym Pfleger selbsten hört,
Was unser will von ihm begehrt.
ANNAS.
Pilatus wird wohl selbst erkennen,
Das unser schlus gerecht zu nennen,
Ich wünsch dem böswicht meiner seiths
Nur bald zu sehen an dem Creuz.
RABBI.
Und wer ist, der diß nicht beginnet,
Wan er doch anderst gut gesinnet?
REBI.
Ja also kommt in alten standt
Dem Rath die ehr, die ruh dem landt.
[119]
HAUBTMANN
sie führen Christum geschlossen hervor.
Hier ist, den wür getreu verwahret.
CAIPHAS.
Weill alles auf den schlus verharret,
So komm dem richter dich zu stelln,
Pilatus wird das Urtheil fällen.
Damit er sich nicht kan beklagen,
Solln offentlich hier alle sagn,
Was der betrogne mensch, und gott
Zur straff verdienet hab.
ALLE.
Den todt.

Gehen ab.
6. Auftritt
Sechster auftritt
Judas. Verzweiflung. Sathan. Belzebub. Acharoth. etc.

JUDAS
wirfft den säckhl zur Sceen heraus auf den boden.
Verfluchtes geldt. Verfluchte stunden,
In denen ich dich hab gefunden.
Vermaledeyte Juden rott
Die mir das selbe anerbott.
Ja ja der geiz hat mich besessen,
Das ich so frech, und gott vergessen
Umb einen schlechten bluth gewinn
Gar zum Verräther worden bin.
Den jenen, so mich so geliebet
Der mich sein lebtag nie betriebet,
Der mir von ersten tagen an
So gros, und villes guths gethan.
Den, der als gott vom himmel kommen,
Und mich zum Jünger angenommen,
Wie auch in menschlicher gestalt,
Jezt zum versöhnungs opfer fahlt.
Den jenen liebsten gott und herren,
Den alle Engl höchst verehren,
Den hab ich nur aus geldt begürt
Nunmehr in seinen todt geführt.
Ist wohl ein Laster gleich dem meinen?
Soll mir wohl noch die sonne scheinen?
[120] Soll mich die erden noch ertragn?
Soll mich kein bliz zu boden schlagn?
Erschüttet euch ihr Elementen,
Thuet euer wuth an mir vollendten.
Ver weilet nicht, und mich erhört,
Ich bin ja noch des todtes werth?
Mein sind hat jenes zill getroffen,
Bey dem ich keine gnad zu hoffen,
Ich hab die höllen selbst gesucht,
Und bin in ewigkeit verflucht.
VERZWEIFLUNG
gehet hervor.
So ists, kein gnad hast du zu hoffen,
Die höll steht dir schon würckhlich offen,
Diß leben ist dir nur zur pein,
Drum mus es baldt beschlossen sein.
JUDAS.
Mein Vatter, der mich hat erzeuget,
Mein mutter die mich hat gesäuget,
Wem immer ein erhaltungs gab
Ich sonsten zuzuschreiben hab
Ihr alle sollt in höllens gründen
Nunmehro die bezahlung finden,
Dan besser wäre mir geschehn,
Ich hätt niemahl das licht gesehn.
Ja soll ich gott nicht selbsten hassen,
Weill er mich also hat verlassen,
Bluz himmel! wan ein donner keil
Dir anderst mich zu straffen feil.

Reißt auf der brust das kleyd voneinander.

Sech! hier ist die verdamte höllen,
Der von dir so verfluchten seelen,
Die ich als eine morgen gab
Dem teuffl schon gewidmet hab.
VERZWEIFLUNG.
Da thuest du recht; auf diser erden
Sichst du ja nichts als nur beschwerden,
Der himmel sorgt sich auch nichts drum,
Und bleibt zu allen fluchen stum.
JUDAS
Sathan laufft hinten her mit einer leither zu dem baum, und sizt auf selben unter die äst hinein.
So will ich mich dan selbst erhencken,
Und meine seel dem feyer schenken.
[121]
VERZWEIFLUNG.
Zu disem wüntsch ich dir vill glickh,
Und überreich dir disen strickh

Judas nimbt den strickh und küsset ihn.

Kom liebstes band: – du wirst nicht brechen –

Zieht ihn ob er starckh genueg.

Du must mich an gott selbsten rächen.
Weill doch sein mir versagte gnad
Nunmehro keine würkung hat.
VERZWEIFLUNG.
Thue nur auf keine gnad mehr denken,
Und dich an disen baum erhenken,
Du hast ja noch zu disen werkh
So villen muth, so ville stärkh.
JUDAS.
Hier braucht es nicht mehr vill besinnen,
Was ein verstocktes herz gewinnen,
Und aus verzweiflung würcken kan.
Das ist in kurzer zeith gethan.

Steigt auf die leither.

Nein nein ich kan und will nicht leben,
Weill ich mein leben feil gegeben,
Will lieber durch ein kurze bein,
Mir selbst mein eigner henckher sein.

Judas macht den strikh oben an einen ast an. Legt sich solchen umb den hals und der Sathan hilfft ihm.
VERZWEIFLUNG.
Du must nun ritterlich verderben,
Und nicht als ein verzagter sterben,
Troz gott, umb das verfluchte geldt
Und scheid in lastern von der weldt.
JUDAS.
Ich kan kein sünd jezt mehr bereuen,
Will ewig mich von gott entzweyen,
Und diß dem geiz zu seinem lohn,
Sech teiffl! sech ich komme schon.

Schuzt sich zur leither hinaus und hangt.
Der Sathan drukt ihm oben das genick ab.
Belzebub, und Acheroth lauffen zu, und ziehen ihn bei denen füeßen. Ein andere schaar der geister machen einen Creis umb den baum, bietten die händ aneinander, hupfen, und springen.
[122]
SATHAN.
Nur lustig! er hat unverdrossen,
Sein leben mit dem strang beschlossen,
Und starbe wie ein helden kind
Das in der höll die lorber findt.
VERZWEIFLUNG.
Nur lustig! es hat schon gerathen,
Nun haben wür ein vetten brathen,
Secht brüder, secht an disen mann
Was endlich die verzweiflung kan.
ACHAROTH.
Nur lustig! ziecht ihn bei den füßen,
Er soll uns noch zerbersten müssen,
Ich reiß zu mehrern zeit vertreib
Ihm die gedärm aus dem leib.
BELZEBUB
dem Judas hangen die gedärm heraus.
Nur lustig! das wird auf der erden
Ein recht vergnügtes schau spill werden,
Daran sich mancher geldt begird
Bey guten muth erquiken wird.
VERZWEIFLUNG.
Nur lustig! secht was unsre raben,
Hier vor ein gutte labung haben,
Die ihnen bey so langer noth
Weith sießer ist, dan zukerbrodt.
Wür wollen dan weill er uns eigen,
Ihm doch die lezte ehr erzeigen,
Laßt ihn sodan vom baum herab,
Umb ihn zu bringen in das grab.

Lassen ihn herunter.
ALLE.
Komm Judas! komme liebster bruder!
Der höllen geyer bestes luder.
Sie haben in die ewigkeit
An dir ein gutte schnabl weith.
ACHEROTH.
Laßt sehen ob in denen söcken
Gar keine silberlinge mehr stöcken.

Greifft ihm in sackh.

Ist alles lähr: ach armer mann!
Der auch sein grab nicht zahlen kan.
[123]
BELZEBUB.
Er braucht nichts: dan es ist das feyer
In unsren offen gar nicht theuer.
Sein seel und leib erklöcket schon
Uns allen vor das trager lohn.

Eröffnet sich der boden, aus welchem die flammen heraus praßlen.
VERZWEIFLUNG.
Hier seind wür schon beym reich der flammen,
Kommt helffet nur geschwind zu sammen,
Und bringet ihn in jenes baad,
Das ihm der geiz bereithet hat.

Geister aus der höllen.

Komm, Judas! komm, auf dein verrathen
Mit uns zu brinnen und zu brathen.
ALLE.
Fahr hin in jene ewigkeit
So dir und uns ist zu bereith.

Werffen ihn hünein und springen nach.
VERZWEIFLUNG.
Diß ist die breidte Judas straßen,
Vor die so kein vertrauen fassen.
Auf gott und sein barmmherzigkeit,
Merkt dises, weills noch an der zeith.

Springt auch hinein.

Vierter Chor

4. Betrachtung
4te Betrachtung.
SCHUZGEIST.
Wie? wo ist Judas hin? ach er ist schon verdorben!
Er ist, wo alle seind, so in der sind ver storben.
Er ist, und schwizet schon in jener ewigkeit,
So der verdamten seel zur straff ist zubereith.
Kanst du, o sinder! wohl in die betrachtung ziehen
Das feyer, welchen doch kein sinder kan entfliehen,
Wan er ohn wahrer reu in lezter lebens frist
Sein armen geist aufgibt, und ein feind gottes ist.
Du kanst, o Christen mensch! an dise quall nicht denken,
Ohn das dich deine sind thut mehr alls alles kränken.
[124] Das die gedächtnuß nur dir solchen schauder bringt,
Der durch den ganzen leib bis zu der seelen tringt.
Ach! wer begreifft die pein, so in der höll zu leyden,
Wo gottes angesicht auf ewig ist zu meyden.
Wo alles unheil, noth, schmerz, quall zusammenschlagt,
Und der vergiffte wurm, stätts das gewissen nagt.
Wo man zwahr ewig stirbt, doch niemahl ab kan sterben,
Wo man den mindsten trost mit nichten kan erwerben.
Und dises ewiglich: o harte ewigkeit!
Wie theuer kommt durch dich ein kurz genoßne freid.
Gesezt man hat die lust auch 60 jahr genossen,
Was hat man zum gewin wan dise seind verflossen?
Ein ewig, ewigs weh! ein weh, das ohne endt.
Und das man erst alldorth, wan mans empfindt erkennt.
Ach sinder! wie wirst du die zeith, das orth ver fluchen,
Wan du sonst thattest nichts, als deine wollust suchen.
Jedoch ist alls umsonst: du bist schon wo du bist,
Der baum bleibt ewig ligen, wo er gefallen ist.
Bedenket dises wohl, ein mehrers kan nicht sagen,

Genug vor diß mahl, was ich hab vor getragen.

Weill mich die zeith ermahnt, was nunmehr vorzutragen.
So sehet dan, wie diß, so Christus ferners leyd,
Im alten Testament auch ware vorbedeuth.
1. Vorstellung
Erste Vorstellung
Die hausfrau des Putiphars deuthet ihrem herrn auf den rothen mantl des Josephs: den sie in ihrer lincken hand haltet. Putiphar wirfft ein zorniges gesicht gegen den Joseph, welcher auf der seithen steht, und die rechte handt auf sein herz hebet, die lincke aber ausstrecket, als wan er seine unschuld verthättigen wollte.

Keuscher Joseph jene klagen,

So man wider dich geführt.

Müßt die Klägrin selbsten sagen,

Das sie hätten dir gebührt.

Sie ist des verbrechen schuldig

Dessen du nicht schuldig bist,

Doch du leydest es gedultig,

Weill es der willn gottes ist.


Was Joseph in dem haus des Putiphars erduldet,

Erdultet Jesus auch, obwohl er nichts verschuldet.

Die ganze Juden rott klagt ihm der laster an,

Da er doch disem Volckh nichts als ein guths gethan.

[125] Du sinder du allein bist schuldig des verbrechen,

Und dises laßt an sich vor dich dein haylandt rächen

Er tragt die ganze burdt, die du ihm auferlegt,

Wie kommts, das er dich nicht zur dankhbarkeit erweckt?

Allein noch nicht genug: jezt wird ein David sagen,

Was sich bey dem gericht noch ferners zu wird tragen.

Wo sich die wuth empört, und alles zaums vergißt,

Wo der beklagte Gott, Pilatus richter ist.

2. Vorstellung
Zweite Vorstellung
Saul stehet hochmüthig unter seinen hoffherrn, und hoffräthen, auch soldaten; der noch nicht erwachsene David aber ligt ihm auf einen knie zu füßen, und macht einen Ehrenbiethigen Affect. Da er gleichfahls beyde händ auf die brust legt.

David selbsten schon ein König

Stellt sich seinem König dar

Ist dem Saul stätts unterthänig

Weill er noch sein König war.

Saul hat ihn stätts untertruket,

David mußt stätts unterlign,

Doch hat David sich geschmuket,

Und aus ehrfurcht stillgeschwign.


So wird auch Jesus sich bey dem Pilatus zeigen,

Und sein so heylges haubt vor ihm als richter neigen,

Obwohlen ihm bekant das er aus ehr begird

Ein Urtheil ohne recht zu lezt verfassen wird.

Ihr kinder! lehrnet hier die Eltern zu verehren,

Weill dises von euch gott, und die Natur begehren.

Ihr werdet nachmahls sehn, wie Jesus schweiget still,

So nemmt euch dan in acht, und redet nicht zu vill.

Doch weiters in dem werckh: hier kommet zu betrachten,

Das man dem hohn und spoth der bosheit nicht soll achten.

Es kommet schon die zeit, wo der es rächen wird,

Dem nur allein die rach aus eigner macht gebührt.

3. Vorstellung
Dritte Vorstellung
Der Prophet Elisäus mit unbedekten haubt, auf welchem er auch gar wenig haar hat, stehet in der mitten. Eine große anzahl knaben stehen rings umb ihm. Eine daraus stechen ihm den esl, andere geben andere zeichen der verspottung. Zu beyden seithen lassen sich 2 beeren sehen, deren ein jeder schon würkhlich einen knaben zu boden gerissen, und unter denen zähnen hat. Elisäus machet seinen affect gegen dem himmel.

Elisäus wird verspottet,

Da er nacher Bethel geht.

Dan die knaben sich gerottet,

Und sehr höhnisch aufgebläht.

[126] Er mus nur der kahl kopf heißen,

Doch kommt diser hohn zum fahl,

Da 2 bäeren strakhs zerreißen

Zwey und vierzig an der zahl.


Herodes wird sich auch so wider gott versinden,

Doch seinen hohn und spoth schon mit der zeit empfinden.

Indessen Jesus hier durch seine demuth weist,

Wie man bezaumen soll den stolzen hochmuthsgeist.

Er bläht sich nie so sehr, als wan er sich verachtet,

Und nur von jedermann beschimpft zu sein betrachtet.

So sech, o sinden mensch, sech deinen hayland an,

Und lehrn von ihm wie man die hochmuth demmen kan.

5. Akt

1. Auftritt
Erster auftritt
Christus. Pilato. Sistitur. Pilatus. Caiphas. Annas. Rabbi. Rebi. Rosmachin. Riphar. Exhiberis. Diarabias. Haubtmann.

PILATUS.
Was ihr von disen menschen klaget,
Und mir als eine schuld vortraget,
Die, wie ihr wollet ohne gnad
Sogleich den todt verdienet hat.
Diß scheinet mir in wahrheits gründen,
Noch so vill hindernuß zu finden.
Das ich, verzeicht, an disen Mann
Das Urtheil noch nicht schließen kan.
CAIPHAS.
Ich weis nicht, was dich hier beschwäre,
Wan er kein üblthätter wäre,
Hätt man dir ihn nicht übergebn,
Ja er wurd noch in freyheit lebn.
Glaub das man schon von etlich jahren
Hab seine bubenstuckh erfahren,
Und das er der gebrauchten lüst
Genugsam überwisen ist.
ANNAS.
Wan dem gesaz stätts widersprechen,
Den Sabbath nach belieben brechen
Wie auch das Volckh mit neuen lehrn
Von unsrer Sinagog ab kheren.
[127] Wan jeden von den grösten sinden
Aus angenommner macht ent binden
Wan diß dir kein Verbrechen scheint,
Weis ich nicht, was Verbrechen seind.
RABBI.
Im landt bey denen Unterthanen
Dem Kayser den tribut abspannen
Und sagen, er sey selbsten gott,
Verdienet dises nicht den todt?
REBI.
Dem Rhat der stätts in allen landen
Im höchsten ruhm und ehr gestanden,
Benemmen den so großen schein
Das mus firwahr gerochen sein.
Das ansehn kan man schlechter maßen
Nicht in den rauch vergehen lassen,
Gibst du den klagen kein gehör,
So leydet auch dein eigne ehr.
ROSMACHIN.
Die ehr uns von dem fahl zu schüzen,
Hat dich der Kayser als ein stüzen
Anher in dise statt gesandt,
So bieth uns, wie du sollst die hand.
RIPHAR.
Wer sich von dem gesaz abtrennet,
Und sich ein haubt des abfahls nennet,
Dem gibt der Kayser selbst kein gnad
Wie er es uns versprochen hat.
PILATUS.
Ich weis mein pflicht, und auch den willen
Des Kaysers noch schon zu erfüllen,
Doch weis ich auch, das er nicht woll,
Das ich ohn schuld wen richten soll.
AD CHRISTUM.
Du hörest selbsten ihre klagen,
Was thuest du dan auf dise sagen?
Stehst du wohldises alles ein?
Sag, oder ob sie fälschlich sein? – – – –
[128]
CHRISTUS
schweiget.
Red, thue die wahrheit hier nicht spahren,
Du sollst gerechtigkeit erfahren.
Zeig nur getreulich alles an,
Damit ich endlich sprechen kan. – – – –
CHRISTUS
schweiget.
Er redet nichts, was soll ich machen
Bey disen so verwirrten sachen?
Dan, wo sich kein bekantnuß zeigt,
Das recht auch von dem Urtheil schweigt.
EXHIBERIS.
Durch dises schweigen will er eben
Sich dir in allen schuldig geben,
Dan wan er ohne laster wär
Fiel ihm das schweigen allzuschwehr.
DIARABIAS.
Der Unschuld fehlt es nie an worthen,
Sie weis gewislich jeder orthen
Wie, ob gleich alles klagen voll
Sie dannoch sich beschüzen soll.
PILATUS.
Mir ist ganz anderst zu gemüthe
Er sihet allhier meine gütte,
Er hört der klagen allzuvill,
Und dannoch schweigt er immer still.
Ist er dan schuldig, kunt er hoffen,
Es steh ihm meine gütte offen,
Ist er unschuldig, weis ich nicht,
Warum er gar nichts widerspricht.
Ich meines orths thue sehr besorgen,
Es lig ein räzl hier verborgen,
Das nach und nach die zeith ausführt,
Und das geheimnuß zeigen wird.
CAIPHAS.
Es brauchet gar nicht villes weesen
Diß Räzl gründlich aufzulesen,
[129] Verdame ihn nur zu den todt,
So seind wür alle aus der noth.
PILATUS.
Ihr redet nur stätts von verdammen,
Gebt doch der Ursach keinen nammen.
Nach welchen ich auf dise stund
Gemesß den Rechten sprechen kunt.
Dan wan er, wie ihr wollt erzwingen
Das Volckh zur aufruhr thatte bringen,
Wär es aus dem bericht vom land
Ja vor euch allen mir bekant.
Ihr sagt, das Volckh thatt seinentwegen
Dem Kayser keinen zins erlegen,
Wie aber kan wohl dises sein?
Er lauffte allzeit richtig ein.
Ihr fluchet über ihn zu sammen,
Das er von euren göttren stammen,
Und also selbst ein gott sein woll,
Was ich nun an ihm straffen soll.
Ich hab doch längsten schon vernommen,
Es soll euch ein Messias kommen.
Und disß nach eurer eignen lehr,
Wie wärs, wan diser mensch es wär?
Gewiß sein wunder volles leben,
Thuet von ihm große Zeugnuß geben,
Das, wie man mir erzehlet hat,
Er seye in der götter gnad.
Doch mir die schuld nicht beyzumessen,
Als wär ich meines ambts vergessen,
Verlasset mich und haltet wacht,
Bis ich ihn hier allein bespracht.

Sie gehen ab. Christus bleibt allein bey Pilatus.
AD CHRISTUM.
Sey dem gericht nun unterthänig,
Und sag, ob du der Juden König?
Sprich, das ich dises wissen kan,
Dan es ligt mir, und dir daran.
CHRISTUS.
Thuest du diß aus dir selbsten sagen?
Wo nicht, wer hat dirs vorgetragen?
[130]
PILATUS.
Ich bin kein Jud, was geht sodan
Mich heyden ihr Messias an?
Bey mir ist dises kein verbrechen,
Und weis hier keine schuld zu rächen,
Halt auch destwegen kein gericht,
Du seyst Messias oder nicht.
Die hoche Priester, und Beyneben
Hat dich dein Volckh mir übergeben,
Diß klagt dich so mit nachtrukh an,
So sage, was hast du gethan?
CHRISTUS.
Mein Reich, das ich mir auserlesen,
Ist nie von diser weldt gewesen.
Und wird es auch niemahlen sein,
Diß bilde dir nur kräfftig ein.
Wär ich ein fürst von diser erden,
So soll ich bald gerochen werden,
Mein dienerschafft stund schon bereith
Vor mich zu gehen in dem streitt.
Eh sezte sie ihr leib und leben,
Als jemand mich soll übergeben,
Der Juden rott: wie schon gemeldt
Mein Reich ist nicht von diser weldt.
PILATUS.
So ist man dir dan unterthänig?
CHRISTUS.
Du sagst es dan ich bin ein könig.
Zu disem bin ich nur gebohrn,
Und von dem Vatter auserkorn
Damit, weill ich auf erden lebe,
Der wahrheit selbsten zeugnuß gebe,
Wem dan die Wahrheit nicht verhaßt,
Dem ist mein stimm zu keinen last.
PILATUS.
Was ist die Wahrheit? lasß michs wissen. – – –

Christus schweigt: ad Spectatores.

Er schweigt, was soll ich hier nun schlüßen?
Wan ich sein angesicht betracht,
Sagt dises mir, nimm dich in acht.
Wan ich der Juden wuth erwege,
So weis ich, das der Neyd sich rege,
[131] Der Neyd macht ihre köpf so toll,
Und will, das ich ihn tödten soll.
Wie aber? der so großen klagen
Sich unterstunde abzusagen,
Der hätte sich zu vill erfrecht. – – – –
Doch nein Pilatus ist gerecht.
Ich kan aus allen seinen weesen
Nicht die geringste ursach lesen.
Warum er ihnen zu gefalln
Die schuld soll mit dem todt bezahln. – – – –
Kommt nur herein. – – – – ich kan nichts finden
Noch eine schuld an ihm ergründen.
Wodurch er, wan ich alls betracht,
Sich diser straff verdient gemacht.
Will das gesaz euch doch gebietten,
Das ihr sollt wider ihne wüetten,
Ohn Ursach: gehet also hin,
Thuet nach belieben: richtet ihn.
CAIPHAS.
Uns will es keines weegs gebühren,
Ein solches Urtheil aus zuführen,
Du kanst es thun, was wür begehrn,
Weill wür dich hier als richter ehren.
ANNAS.
Du kanst ja diß mit fueg nicht sagen,
Das wür ihn ohne grund verklagen,
Glaub, das ein hocher Priester-Rath
Doch entlich ein gewissen hat.
REBI.
Auch Galliläa spizt die ohren,
Allwo der böswicht doch gebohren,
Ob dan allhier die Priesterschafft
Zu solchen greul nur ruht, und schlafft.
PILATUS.
Wie? Was? ist er ein Galliläer,
So kommt mir mit der klag nicht näher.
Auf dise weis geht diser Mann
Mit seiner schuld mich gar nichts an.
Herodes also ist sein König,
Nur disem ist er unterthänig.
Führt ihn sodan zu seinem herrn,
Und stellt an selben das begehrn.
[132] Er ist allhier, wie ich vernommen
Zum osterfest erst angekommen,
Er mach mit ihme was er will,
Ich gib ihm hier kein maß noch Zihl.
Ich will die feindschafft nicht vermehren,
Noch ihn an seinem recht beschwären
Er tödte, oder laß ihn frey,
Mir ist dis alles einerley.
Diß mießt ihr ihm doch hinterbringen,
Das ich an Christus allerdingen
Kein einziges Verbrechen findt,
Das ihm zu einer straff verbindt.
HAUBTMANN.
Dein will o herr, der soll geschehen.
AD JUDÄOS.
So laßt uns zu dem König gehen,
Nemmt euch hier alle wohl in acht,
Das er werd sicher hingebracht.

Gehen ab.
PILATUS.
Geht nur wohin der neyd euch zwinget
Und auf den todt der unschuld tringet,
Dan diß ist mir ein solcher mann,
Den nicht genug bewundern kan.
Man suchet sich an ihm zu rächen,
Und kan doch sein gedult nicht schwächen.
Der haß verleumt ihn wie er will,
Und er schweigt doch zu allem still.
Ich hab an seiner stirn ersehen,
Das ihm nichts falsches zu könn stehen,
Und was er nur in kürze spricht,
Das hat ein bündiges gewicht.
2. Auftritt
Anderter auftritt
Scriba missus ab uxore Pilati, novum ab illa affert nuntium. Schreiber. Pilatus.

SCHREIBER.
Verzeihe, herr! das ich mit sprechen
Hier dein geschäfft mus unterbrechen.
Was ich dir habe vorzutragn,
Das laßt dir dein gemahlin sagn.
[133]
PILATUS.
Was hat sie bey noch fruhen morgen
Durch dich, so schleunig zu besorgen?
Sag redlich, wie es in der sach,
Empfindet sie ein ungemach?
SCHREIBER.
Kaum ist sie von dem schlaff erwachet,
So rufft sie, was Pilatus machet,
Man sagt ihr, das der Juden Rath
Bey dir sich heuth versamlet hat.
Das diser stätts dich will verpflichten,
Den Nazarener hinzurichten,
Der ihnen schon 3 ganzer jahr
Ein stätter spies in augen war.
Kaum hat sie diß geschäfft vernommen,
Befahl sie mir zu dir zu kommen,
Und dir in ihren namm zu sagen,
Du sollst hierin bedenken tragn.
PILATUS.
Warum in disen ein bedenken,
Was soll sie diser mann vill kränken?
SCHREIBER.
Weil sie, was dich betrügen mecht,
Nur gar wohl weist, das er gerecht.
PILATUS.
Wie? mein gemahlin soll diß wissen,
Da doch der ganze Rhat beflissen,
Wie er sein hier geführte klag
Mit Zeugnuß unterstüzen mag?
SCHREIBER.
Ja, herr! die weill sie seinetweegen
In allzuschwären traum gelegen,
Und dise jüngst verstrichne nacht
In nichts als schröcken zu gebracht.
PILATUS.
Wie? können nur getraumte sachen
Ihr so vill sorg und kummer machen,
Ein lährer traum ist nur ein spill
Das uns ohn ursach kränken will.
SCHREIBER.
Man kan doch in geschichten lesen,
Das offt ein traum nicht lähr gewesen,
[134] Wan nichts an einen traum soll lign,
Wär Joseph nie so hoch gestign.
Die götter pflegn durch traum-gestalten
Offt uns das jene vorzuhalten,
Und öffnen uns durch dise lehr,
Was uns ansonst verborgen war.
PILATUS.
Es seye disem, wie ihm wolle,
Du sag, das sie nichts kräncken solle,
Was sie an mir zu sorgen scheint,
Das hab ich schon von mir geleint.

Der Schreiber gehet ab.
PILATUS
ad Spectatores.
Ich finde freylich selbst in disen,
Was ihr der traum hat vorgewisen,
Das disen menschen sein gedult
Selbst ledig spricht von aller schuld.
Man müßt die sach, mich zu bewegen,
Mit mehrer Zeigenschafft belegen.
Und dannoch wärs mein gröste pein,
Wan ich hierinn sollt richter sein.

Gehet ab.
3. Auftritt
Dritter auftritt
Würth. Philipus. Bartholomäus. Thomas. Joannes. Mathäus. Jacobus m, Judas Thadäus. Andräas. Simon. Jacobus ¸.

WÜRTH.
Mein ganze habschafft ist euch eigen
Ach kunt ich nur genug bezeigen,
Wie sehr ich euren meister lieb,
Wie sehr mich umb sein stand betrieb.
PHILIPUS.
Dein gütte wird mit reichen seegen,
Dich, und dein ganzes haus belegen,
Dan was du uns bisher gethan,
Das geht auch unsren meister an.
BARTHOLOMÄUS.
Ich hoffe stätts es werd sich geben,
Das wür an ihm vill trost erleben,
Er hat noch allemahl gesiegt,
Ob er ein zeith schon unterliegt.
[135]
THOMAS.
Hier kommt Joannes der wird sagen
Was sich mit ihm hat zugetragen,
Was hast du in erfahrung bracht?
Sag an, was unser meister macht:
JOANNES.
Pilatus ließ ihn aus den händen,
Und thätt ihn zu Herodes senden.
Was diser vor ein Urtheil spricht,
Wie es ihm geh das weist man nicht.
MATHÄUS.
Ach! was hat Judas unternommen,
Er hat zwahr schon sein straff bekommen,
Doch wünstchte ich, das er villmehr
Niemahls mit uns gewesen wär.
JUDAS THADÄUS.
Das ist ein sach die schon geschehen,
Nun aber soll statt ihm geschehen,
Das einer, wie es sich gebührt,
Auf uns allhier den söckl führt?
JACOBUS M.
Es kunt ja Thomas sich bequemmen,
Und diß bemühen auf sich nemmen,
Man wurde dir auch ins gemein
Aufs höchst darum verbunden sein.
ANDREAS.
Du kanst dem ambt die ehr ersezen,
Die Judas also thätt verlezen,
Dan diß zu thuen bist du im stand,
Weill deine treu genug bekant.
SIMON.
Da wür dem herrn folg zu geben
Nur aus gemeinen sökl leben,
Erfordert ja die stätte pflicht
Das einer dises ambt vericht.
WÜRD
zum Thomas.
Ich bitte mir nur frey zu sagen,
Was ich darzu hab beyzutragen,
Durch meine dienst soll dir allein
Gewislich nichts beschwärlich sein.
[136]
THOMAS.
Weill nun der herr in disen sachen
Wie sonst nicht kan den auspruch machen,
So wird ihn seine mutter gebn
Das wür nach ihm verpflichtet lebm.
Ach wan ich nur an sie gedenke
Und mich mit ihr ins leyd versenke,
Wan uns der herr so sehr betriebt
Wie sie? die ihn als mutter liebt?
JOANNES.
Das wird uns Jacob können lehren,
Der wird uns erst die quall vermehren,
Er wich mit uns von ihren sohn,
Und floch zu ihr: da kommt er schon.

Jacob gehet heraus: Bartholomäus redet ihne an.

Sag: lebt Maria noch vor schmerzen?
PHILIPP.
Wie nimmt sie dise wuth zu herzen?
JACOBUS ¸.
Sie nimmts wie eine Mutter soll.
SIMON.
Sie ist wie wür halt jammer voll.
JACOBUS ¸.
Wie sollte sie wohl ihre thrännen
Bey solchen zu stand halten können?
Doch ist sie standhaffdt in dem leyd
Bescheiden in der traurigkeit.
Sie wird behutsamm zu uns kommen,
Weill sie zu ihren trost vernommen,
Das wür an disen orth vereint
In sicherheit beysammen seind.
Auch Peter wird sich noch einfinden,
Nachdem er sein treuloser sinden
Genug in einen finstren waldt
Mit reu und thränen abgezahlt.
WÜRTH.
Diß bringt mir in des meisters leyden
Und meinen eignen bitterkeiten
Noch einen trost, wan ich sodan
Sein mutter hier bedienen kan.
[137] Allein ist zeith sich still zu halten,
Weill haß und neyd das ambt verwalten,
Und da die ganze statt entrüst,
Bey disem niemandt sicher ist.
4. Auftritt
Vierter auftritt
Herodes. Annas. Caiphas. Malchus. Rebi. Ruben. Nathan. Christus.

HERODES.
Die klagen hab ich eingenommen,
So mir durch euch hier vorgekommen.
Nun kommt es nur auf dises an,
Ob er ein solcher wundersmann.
Als man von ihme pflegt zu sagen?
Ich hab schon offt begird getragen
Das ich ihn selbst mit eignen mund
In gegenwarth besprechen kunt
Mus also offentlich bekennen,
Pilatus sey mein freind zu nennen
Weill einen solchen in der thatt
Er sich allhier erwisen hat.
AD CHRISTUM.
Wan dan der ruff, so von dir gehet,
Bey seiner wahrheit richtig stehet,
So zeige mir dein macht, und stärckh
Auch nur in einen wunderwerkh. – – – –
CHRISTUS
schweigt.
Mann sagt zu Cana sey geschehen,
Da euch der wein baldt aus wollt gehen,
Das du gemacht aus wasser weinn.
Sag mir, wie kan diß wohl sein? – – –
CHRISTUS
schweigt.
Hier ist ein wasser thue desgleichen,
Und gib mir deiner macht ein zeichen,
Sodan will dich zu deinen lohn
Erkennen vor den gottes Sohn. – – – –

Christus schweigt.
CAIPHAS.
Der teuffl hat ihn hier verlassen,
Darumen kan er sich nicht fassen,
[138] Und schweigt gewislich nur aus list,
Weill ihm die kunst zerrunnen ist.
HERODES.
Willst du dich zu dem nicht bequemmen
Will ich ein ander prob einnemmen,
Fünff tausendt menschen, wie man weist,
Hast du nur mit 5 brodt gespeißt.
Hier ist ein brodt, thue es vermehren,
Das also dises zu verzehren
Vor hundert nur erklöckhlich ist,
Wan du noch hier so machtig bist.

Christus schweigt.
ANNAS.
Den jenen, welche stum gewesen,
Thätt er auch ihre zungen lesen.
Wer ist nun diser wundersmann,
Der ihm die seine lesen kan?
MALCHUS.
Villeicht ists Malchus: laßt michs sehen

Versezet Christo einen baken streich.

Wie? will das reden noch nicht gehen?
REBI.
Es wäre wider seine ehr,
Wan er als gott empfindlich wär.
HERODES.
Ja: wie ich sech, ist er mein König,
Und ich bin ihm hier vill zu wenig.
Als das, umb was ich mich bestreb
Er mir nur eine antworth geb.
Der hochmuth den wür hier erkennen,
Verdienet nichts als nur verhönen
Alsdan verlihrt er seine krafft,
Und ist der naar genug bestrafft.
Diß Urtheil thue ich ihm nun sprechen,
So will ich mein beschimpfung rächen
Weil er sich dunket so gescheidt,
Geht, bringet ihm ein weißes kleyd.

Page gehet ab.
CAIPHAS.
Wie aber wird der Rath gerochen?
Er hat ja mehr als diß verbrochen.
[139] Der todt allem die maas erfüllt,
Verzeihe mir, du bist zu mildt.
ANNAS.
Du wollest nur die folg bedenken,
Wan man ihm soll das leben schenken,
Bedienn dich also deiner macht,
Westwegen wür ihn hergebracht.
HERODES.
Pilatus führt allhier die waffen,
Verdiente böswicht abzustraffen,
Dem sendt ich ihne widrum zu,
Und leb mit ihm in freindtschafftsruh.

Der Page kommt mit dem weißen kleyd.

Will ich die sach im grund betrachten,
Verdient er mehr nicht, als verachten.
Bekleydet ihm hiemit zum hohn,
So hat der hochmuth seinen lohn.

Sie legen Christo das weiße kleyd an.
RUBEN
ad Christum.
Euer Mayestätt wolln also leyden,
Das wür sie nach gebühr an kleyden.
Diß kleyd wird offt von ehren sagn,
Weil es der narren gott getragen.
NATHAN.
Die weisheit will halt auf der erden
In allen orthen scheinbar werden,
Jezt geh, doch nicht zur weldt hinaus,
Und Predig in dem narren haus.
HERODES.
Von mir ist er nunmehr entlassen,
Führt ihn nur so durch offne straßen,
Damit ersech die ganze statt,
Was sie vor einen Doctor hat.
Pilatus wird das mehrer schlüßen,
Und allem recht zu steuren wissen,
Bringt ihm von mir auch dises bey,
Das ich sein freund von herzen sey.

Gehen ab, wird zugeschlossen.
5. Auftritt
[140] Fünffter auftritt
Rebi. Lucifer. Todt. Sünd.

REBI
allein.
So kan ich noch kein Zihl erlangen?
Ich weis nicht, was mehr anzufangen.
Pilatus wanckt, Herodes spoth,
Indessen lebt der alte gott.

Lucifer kommt aus der höll hervor.

Wie das dein bruder so befließen
Den Judas in die höll gerissen,
Und dir das angefangne spill,
Beym Rhat noch nicht gelingen will?
Das wildt ist wahr schon in die schloffen
Wie ich vernommen, eingeloffen,
Wo leydt es also eine noth,
Das selbes nicht schon würckhlich todt?
REBI.
Der Juden neyd ist unbeweglich,
Doch war es noch bisher nicht möglich,
Nach so vill mühe und zeit verlihrn
Das Urtheil gänzlich auszuführn.
Pilatus will am Joch nicht ziehen,
Und immer diser pflicht entfliehen,
Weill alle klagen, wie er meint
Nur meistentheils erdichtet seind.
TODT.
Drum den endtzweckh zu erlangen,
Mus man auch disen richter fangen,
Er ist doch nicht, wie es mir scheindt
Der tugendt gar zu großer freindt.
Es wird sich noch was lassen finden,
Doch ein aug ihme zu verbinden,
damit, wan eines weislich richt,
Das ander nicht den fehler sicht.
SÜND.
So ist es: er wird zimlich stuzen,
Wan ihr ihm stätts den eignen nuzen
Und seines kaysers Rach vorstellt,
So er kein sichers Urtheil fählt.
Ein mann der so in würden stehet,
Und nur nach ehr und gnaden gehet,
[141] Wird lieber mit euch schlus gemein,
Als seines ambts verlurstigt sein.
REBI.
Ich werde kein bemühung schonen,
Bis ich das ganze spill gewonnen,
Ich hab schon vill daran gesezt,
Wer weist noch, wem das glückh ergözt.
LUCIFER.
Diß ist ein zweiflhaffts versprechen,
Doch weis ich den verlurst zu rächen.
Dein ehr ist gros, doch glaub die pein
Wird hundertfältig großer sein.

Fünffter Chor

5. Betrachtung
Fünffte Betrachtung.
SCHUZGEIST.
Ihr habt nun wie ich glaub, nicht ohne leyd betrachtet,
Wie Euer heyland wurd verspottet, und verachtet.
Doch wer ist der mit gott ein solchen frevll treibt,
Der sinder ists der stätts in der gewohnheit bleibt.
Er beichtet, und verspricht ein gott gefälligs leben,
Thuet aber disen schlus nur mit den worthen geben.
Weill er von herzen nicht den sindenlast verflucht,
Und immer nur darbey sein fleisch zu zarten sucht.
Er zeiget zwahr ein reu, allein nur mit der zungen,
(Ach ist auch dise doch zum offtren nur erzwungen)
Dan baldt er auf den schein sein andacht hat vollend,
Sicht man, das er aufs neu die alte straßen rennt.
Dan die gewohnheit halt ihn schon in ihren ketten,
Er ist durch keine lieb, durch keine forcht zu retten.
Er will, und will nicht recht, und was er guts verspricht
Verspricht er ohne grund, und also halt ers nicht.
Heißt aber dises nicht den lieben gott verachten?
Heist dises nicht, ihm nur des Cainens opfer schlachten?
Heist dises nicht ihm nur stätts dienen auf den schein?
Doch allzeit in der thatt sein eigner günstling sein?
Herodes hat fürwahr so villes nicht verbrochen,
Ob er mit Christo gleich so spöttlich hat gesprochen,
Weill ihm aus gottes willn, und des Erlösers gnad
Das glaubens licht nicht so, wie dir, geschinen hat.
Du aber tragest ihn in dem bewusten herzen,
Und doch getraust du dir mit ihme nur zu scherzen?
[142] Ach sinder! treib sodan mit ihm nicht hohn und spott,
Gedencke das er sey dein richter, herr, und gott.
Doch es ist mehrmahl zeith, das wür nun weiter schreitten,
Betracht, was jede sach euch werde vorbedeuten.
Weill jedes, was man euch allhier zu sinnen führt
Euch eures heylandts quall, und schmerz, zeigen wird.
1. Vorstellung
Erste Vorstellung
Job mit einer bündten umb den kopf, wie auch an händt, und füßen verbunden sizet ganz ellendig auf dem Mist hauffen, und macht seinen affect gegen den himmel. Wan der Müsthauffen auf ein breth gemahlen wurde, so wäre es bequemlicher selben geschwind widerum hinwegg zu bringen.

Ist Job nich zu erbarmen,

Das er gleich einem armen

Nun mehr allhier verlassen sizt,

Der vor sein landt als fürst beschüzt

Und reich an güttern war?

Von haubt bis zu den füßen

Sicht man das eyter flüßen,

Man seh ihn wo man wolle an,

So stellet diser schmerzen mann

Sein gröstes ellend dar.


So werdt ihr Jesum auch nach seiner geislung sehen,

Wan ihm die dörner Cron durch beede schlaff wird gehen,

Wan in dem ganzen leib kein orth zu finden ist,

Wo nicht das hauffig bluth aus denen wunden flüßt.

Ihn kan man also wohl den mann der schmerzen nennen,

Ach schmerzen die er leydt mit gott euch zu versöhnen.

Der ihn wird sehn, und doch strebt nach der finden lust

Der hat ein felsen herz, der hat ein tyger brust.

Doch wie? soll wohl ein Mensch hier kein erbarmnusß fassen,

Und sich zum Mitleyd nicht dardurch bewegen lassen.

Nein, dan es ist nichts neus, und was vormahl geschehn,

Das werd ihr auch sodan an euren heylandt sehn.

2. Vorstellung
Anderte Vorstellung
Der reiche Prasser sizt bey einen mit speis und trankh wohlbesezten tisch: Lazarus sizt neben bey auf der er erdten, hebt eine handt auf die brust, und mit der anderen deutet er selben auf die geschwähr an denen füßen, als wan er ihn nemblich zum mitleyden bewegen wollte. Der Prasser aber wendet das gesicht von ihm ab, und strecket die handt aus werths gegen ihn aus, wie man es nemblich pflegt, wan man einem deutet er solle hinwegg gehen. NB. Lazarus ist auch in einen elenden [143] aufzug vorzustellen, wie nemlich der Job: Es kunten auch etwelche hund gemahlen, und vorgestellt werden, wie nemblich einer mit 2 füßen auf den tisch springt, als wan er eine fraß verlangte: ein anderer wie er dem Lazaros die geschwär an denen füßen ableket.

Secht hier den Praser sizen,

Bey wein, und speisen schwizen,

Da doch der arme Lazarus

Vor hunger fast verschmachten mus,

Und kein erbarmnuß findt.

Er zeigt ihm seine wunden,

Die ihn bewegen kunten,

Doch nein: er ist bey fremden leyd

Und schmerzen – voller traurigkeit

Im aug, und herzen blindt.


Es wird, sein ellendt zwahr dem Volckh auch Jesus zeigen,

Doch wird er es dardurch nicht zur erbarmnus neigen.

Pilatus wird zwahr sagn: seht disen menschen an,

Wan man als menschen doch ihn noch erkennen kan.

Doch alles ist umsonst, dan alles ist verbittert,

Man sicht ihn in das bluth ohn das man webt, und züttert.

Du sinder thuest es auch, wan du in sinden lebst,

Und dannoch ohne sorg nur stätts in freyden schwebst.

Dein Jesus redet dir durch sein erlittnen schmerzen

Mit nachtrukh, forcht, und lieb so offt, und tieff zu herzen,

Doch alles ist umsonst: du lebest ohne leyd,

So sech was ferners kommt, und zeig ein traurigkeit.

3. Vorstellung
Dritte Vorstellung
Naboth steht geschlossen, und von der wacht umgeben auf einer seithen; auf der anderen 2 Richter. Deren einer ein blat papier in denen händen haltet, als wan er ihm nemblich erst das Urtheil verlesen hätte. Der andere haltet die 2 trümmer des gebrochenen staabs in denen 2 händen. Das herumstehende Volckh haltet die stein in denen händen, den Naboth zu versteinigen.

Hat Naboth ein verbrechen, – – –

Das mit den todt zu rächen

Die weill er das ererbte gut

Dem könig nicht abtretten thut

Und stätts behaubt sein Recht.

Sein unschuld mus doch sehen,

Den harten schlus ergehen,

Das wegen nicht geleister treu

Er würklich zu versteinign sey.


Als ein verdamter knecht.

[144] Ja ja es ist schon so, die unschuld mus nur leyden,

Das laster aber sucht stätts alle straff vermeiden

Pilatus richtet sich nach dem gemeinen sinn,

Und Jesus wird verdammt; wie Creizig Creuzig ihn.

Du sinder, du allein hast dise straff verschuldet,

Die Jesus wegen dir aus heißer lieb gedultet.

So leyd auch wan er dir ein kleines Creuz zuschikt,

Wofor er dich doch einst mit ewign trost erquikt.

Doch leyde mit gedult, dan du wirst nachmahls sehen,

Wie dir auf disen weeg dein heyland vor wird gehen.

Folg: wan er ruffen wird, der jene der mich liebt,

Nemm auch sein Creuz auf sich, und zeig sich unbetriebt.


Gehen ab.

6. Akt

1. Auftritt
Erster auftritt
Pilatus. Caiphas. Annas. Rebi. Populus.

PILATUS.
Wie könnt ihr wohl durch diß Begehren
Mir gar so sehr mein ambt beschwären,
Ein Richter soll, wie ich vermein
Gerecht, jedoch nicht grausam sein.
Kan mich wohl ein gesaz verbinden,
Den todt dem jenen anzukünden,
An dem, nach aller müh und fleis
Ich doch kein solch Verbrechen weis?
Nein meine herrn, meine waffen
Seindt nicht unschuldige zu straffen,
Doch baldt sich zeiget eine schuldt
Findt selbe auch bey mir kein huldt.
CAIPHAS.
Wo Rath und Volckh zusammen klagen,
Und dir die glatte Wahrheit sagen,
Wo selbst verdammet das gesaz
Hat ja die unschuld keinen blaz?
Pilatus glaube unsren ehren,
Wür reden keine weiber mähren,
Glaub das allhier des lasters feindt
Gewissenhafte männer seindt.
ANNAS.
Du wirst ja nicht verwerffen können,
Was so vill zeugen dir benennen,
[145] Verzeihe wan ich aufrecht bin,
Und sag es wär ein eigen sinn.
Es soll dich ja sein stättes schweigen
Der wahren anklag überzeigen,
Dan wan ihm wider Recht geschicht,
Warumen widerspricht er nicht?
PILATUS.
Was hat Herodes dan gerochen,
Bey dem er auch nichts widersprochen?
Wan er durch dises lasterhafft,
Warum wurd er nicht dorth gestrafft?
Herodes kunt halt auch nichts finden,
Bey allen den beweisthumb gründen,
Als das er ihn mit spoth, und hohn
Auffs höchste nur verachten kan.
REBI.
Die Wahrheit allhier zu gestehen,
Herodes wollt nur wunder sehen,
Und weill er keines kunt erfahrn
Bestrafft er ihn als einen Narrn.
Was unser klagen angetroffen
Befahl er uns auf dich zu hoffen,
Und nahm sich deines Rechts nicht an,
Obwohlen er sein unterthan.
PILATUS.
Doch thatt er auch zugleich erkennen,
Das man ihn nicht könn schuldig nennen,
Der todtesstraff: so saget dan
Wie ich ihn wohl verdammen kan?
Was ihr vor klagen angegeben
Das zeigt an ihm kein sträfflichs leben.
Ich lehrt euch ja aus eignen Mund
Wie man sie widerlegen kunt.
Ja ich nemm euch bey euren worthen,
Und zeige euch aus mehrer orthen,
Das er bey euch verdiensten voll,
Die man mit ehr belohnen soll.
Was hört ihr aus dem Mund der kranken,
Als das sie ihm ihr heyl zu dancken,
Bekennte nicht fast jedermann,
Er habe alles gut gethan?
CAIPHAS.
Seind wohl an ihm die werckh zu loben,
Die nichts als falsche teuffels proben?
[146] Wie das ein solche Hexerey
Von dir nicht zu bestraffen sey?
PILATUS.
Ist baldt geredt, doch nicht erwisen,
Mithin hat er bey allen disen
Das Recht der unschuld stätts vor sich,
Und diß allein beweget mich.
Weill nun das osterfest vorhanden,
Und die gebühr euch zu gestanden,
Das einer, den ihr selbst begehrt
Von denen ketten ledig werd.
Will ich euch disen mann entlassen
Doch wollt ihr disen schlus nicht fassen,
So geb ich den Barrabas frey,
Sagt welcher euch anständig sey?
ALLE.
Barrabas werde frey von ketten,
Und Christus bleibe, ihn zu tödten.
REBI.
Es sterbe Christus, und nur baldt,
Damit der Rhat sein ehr erhalt.
PILATUS.
Den Mörder also wollt ihr schonen,
Und dem gerechten nicht vergonen
Das er noch längers leben soll?
Ach meine herrn bedenckt euch wohl.
ALLE.
Barrabas werde frey von ketten,
Und Christus bleibe, ihn zu tödten.
ANNAS.
Es sterbe Christus! wohl bedacht
Ist von uns diser schlus gemacht.
ALLE.
Christus sterbe, Barrabas lebe.
PILATUS.
Damit ich euch ein zeugnuß gebe
Das ich als Richter euren sinn
Nicht gar zu widerspänstig bin.
Will ich nur kürzlich euretwegen
Die straff noch etwas überlegen.
[147] Verlasset mich ein kurze Zeit
Bis das ich gebe den Bescheidt.
ALLE.
Christus sterbe! Barrabas lebe!

Gehen ab.
PILATUS.
Was ich mich immer hier bestrebe,
Zu brechen disen eigensinn,
Sech ich doch, das ich nichts gewinn.
Diß hätt ich niemahls eingesehen,
Das ihm Barrabas vor soll gehen,
Da diser Mörder land, und statt
Doch stätts in forcht gesezet hat.
Doch wo der Neyd das herz verblendet,
Und von der tugendt abgewendet,
Da ist der willen freyer herr,
Und sicht auf keine Wahrheit mehr.
Ich weis kein andren schlus zu fassen,
Als das ich ihn will geislen lassen,
Villeicht fleßet ihnen dise pein
Noch endlich ein erbarmnuß ein.
Ich thue auch dises wider willen,
Und nur ihr blinde wuth zu stillen.
Der bleibt doch ein gerechter mann,
Der handlet, wie er handlen kan.

Gehet ab.
2. Auftritt
Anderter auftritt
Caiphas. Annas. Rabbi. Amos. Salomon. Rebi.

CAYPHAS.
Was Rhats? was ist nun anzufangen?
Pilatus haltet ihm die stangen,
Er klaubet unsren klagen nicht,
Und stätts von der Befreyung spricht.
Was soll er sich nunmehr bedenken,
Nach uns auch seinen willn zu lenken,
Glaubt mir er denckt, wie er den Mann
In seine freyheit sezen kan.
ANNAS.
Wer solle diß in zweiffl sezen,
Er will noch ihn, noch uns verlezen,
[148] Diß machet ihm den kopf so toll,
Er weis nicht was er schlüssen soll.
Den Böswicht von der straff zu trennen,
Thatt er uns nur nicht lugner nennen,
Sonst hat er deutlich gnug gesagt,
Das wür ihn nur aus Neyd verklagt.
RABBI.
Ich kan doch wahrlich nicht begreiffen
Worinn sich will Pilatus steiffen,
Was ligt ihm dan an disen Mann
Das er ihm nicht verdammen kan.
Sollt er sich wohl zu herzen führen
Es kinn ein ganzer Rath sich irren,
Und spreche nur aus haß und Neyd
Bey einer solchen wichtigkeit?
AMOS.
Mir kommt bey disem hier zu sinnen,
Ob er mit geldt nicht zu gewinnen?
Man leichter ja den Richter schmirbt,
Als das die ehr des Raths verdirbt.
Will er nach unsrer klag nicht leben,
Wird er dem geldt wohl beyfahl geben.
Gedenken wür auf einen kauff
Und machen unsre söckhl auf.
SALOMON.
Hier soll man sich nichts reuen lassen,
Das geldt findt allzeit eine straßen,
Auf welcher sie offt schnell und leicht
Das vorgenomne zihl erreicht.
Villeicht kan es auch da gelingen,
Auf unsre seithen ihn zu bringen.
Er ist ja nicht aus felsen stein
Und wird doch auch beweglich sein.
CAIPHAS.
Nein: dises wurd uns nicht gedeuen,
Pilatus wurd sich noch mehr scheuen
Und glaubte, das es nur geschicht,
Weill uns die wahrheit widerspricht.
Wan nicht gewalt, und macht verfangen,
Würd er nicht thuen, was wür verlangen,
Und Christus wird zu unsren spoth
Noch freygesprochen von dem todt.
[149]
REBI
gehet heraus.
Nun weis ich nicht, was hier zu schließen,
Der böswicht soll die klagen büeßen,
Und zwahr von Römern alsogleich
Durch anbefohlne geisl straich.
Man hat ihn schon dahin genommen,
Wo er soll disen lohn bekommen,
Doch schlagen sie ihn nicht zu todt,
So seind wür in der alten noth.
ANNAS.
Wie? geisl streich? soll er empfangen?
Was ist nunmehro anzufangen,
Pilatus bleibt auf seinen sinn,
Und strafft die schuld nur obenhinn.
CAIPHAS.
Das Volckh ist also aufzubringen,
Mit uns auf seinen todt zu tringen,
Pilatus solle heuth noch sehn
Es müß nach unsern köpfen gehn.
REBI.
Es ist der stein noch schon zu heben,
Wan wür ihm zu verstehen geben,
Das man beym Kayser suchen woll,
Was er hier nicht versaumen soll.
ANNAS.
Und dises solle auch geschehen,
Pilatus soll nicht sicher stehen,
Wofern er nicht also Richt,
Wie Rhat und Volckh zusammen spricht.
RABBI.
Hier also ist nicht zu verweilen,
Wür wollen zu dem Volckh hineilen,
Damit es dise straff erfahrt,
Und dan auf unsern schlus verharrt.

Gehen ab.
3. Auftritt
Dritter auftritt
Christus wird gegeislet und gecrönet.

1.R HENKERSKNECHT inner den schlus. Sie schlagen auf was das manns heraus höret.

Schlagt nur, und hauet ohne schroken.

[150]

2TER HENKERSKNECHT.

Halt hund, und sollest du verröcken.

DER 3TE.
Schlagt zu, und sparret keinen streich
DER 4TE.
Ich hau, bis ihm der Rükhen weich.

Cacus. Momus. Janus. Cosmus.
Gehen heraus.
Der schlus wird zu gelassen, und sie geislen indessen Christum immer forth.
CACUS.
Hört, hört, das spill hat nach Verlangen
Des Richters würckhlich angefangen.
MOMUS.
Nur prak darauf das klinget wohl,
Sie geislen, wie man geislen soll.
JANUS.
Der teiffl wird bey disen streichen
Wohl aus dem leib des Zaubrers weichen.
COSMUS.
So werden ihm aufs allerbest
Die teuffls künsten aufgelest.
DER 3TE HENKERSKNECHT
innenher.
Schlagt, hauet, bis er voller wunden,
Die streich am ganzen leib empfunden.
DER 2TE.
Schlag bruder! zeig dich einen mann,
DER 3TE.
Ich schlag, so lang ich immer kan.
CACUS.
Ihr ambt geht ihnen gutt von statten,
MOMUS.
Sie würken rechte heldenthatten.
JANUS.
Sie schlagen ihn ja würckhlich todt.
COSMUS.
Wie kan er sterben wan er gott?
[151]
CACUS.
Nun laßt sie ihr geschäfft verrichten,
Wür sehen auch nach unsren pflichten.
Habt ihr, was man von uns begehrt
Damit man ihn als König ehrt?
MOMUS
die Cron, den Purpur, und das moos = rohr bringen sie gleich anfangs mit sich.
Hier ist die Cron vor jenen König.
Dem alle Narrn unterthänig.
COSMUS.
Hier ist das prächtig Purpur klayd,
JANUS.
Hier ist der Scepter auch bereith.
CACUS.
Wohl dan: so seind wür schon versehen,
Und wird die Crönung vor sich gehen.
Wie es Pilatus disen tag
Nur wüntschen und verlangen mag.
4. Auftritt
Vierter auftritt
Pilatus zu denen Vorigen.

Christus fahlt, darauf gehet Pilatus außer den schlus heraus, und rufft: wird aufgezohen.

PILATUS.
Genug! – – – ihr habt euch mehr gerochen,
Als ich euch vormahls zugesprochen.

Christus ligt in seinen bluth.

1TER HENCKERSKNECHT.
Wie? ist er etwan würcklich todt?
2TER.
Nein, dises hat noch keine noth.
3TER.
Steh auf! nun hast es überstanden.
PILATUS.
Man nemm die Crönung gleich vorhanden.
Doch nemmbt euch dises wohl in acht,
Das ich sein lebn zu schüzen tracht.

Gehet ab.
[152]
MOMUS
höhnisch.
So geht es halt auf diser erden!
Ein lump kan auch ein König werden.
Das glückh spillt mit uns wechsel weis,
Bald kommen schläg, bald ehr, und preis.

Sezen Christum auf einen blockh.
CACUS.
Eur Mayestätt wolln sich bequemmen,
Auf disen thron Besiz zu nemmen.
Und bilden ihnen gleichwohl ein,
Er sey von besten Elffenbein.
COSMUS.
Ein König mus in Purpur prangen,
Hier ist er auch schon nach Verlangen,
Verschmäch o herr! nicht disen fleckh,
Es ist ein feine Esel-deckh.

Legt Christo den Purpurmantl an.
MOMUS
sezt ihm die Cron auf.
Nun ist die Cron dir aufzusezen,
Sech, wie wür dich als König schäzen.
Weill großer herrn große burd
Aus dörnern sie geflechtet wurd.

Sie druken ihm die Cron mit 2 über das Creuz gelegten fangen auf das haubt, das ihm das bluth herunter rinnet.
CACUS.
Sie ist ihm fest ans haubt zu druken,
Damits nicht leicht die windt verruken.
Secht! wie er sie aus pracht begird
Nun selbsten mit Rubinen zührt.

Betrachtet ihn recht hönisch, und speyet ihn an, anstatt ihme einen kus zu geben.

Recht herzig – – – laß dichs nicht verdrüßen,
Ich mus dich wider willen küssen. – – –
O schön du bist auf disen thron
Gewis ein andrer Salomon.
JANUS.
Ein König will sich ja gebühren,
Das er den Scepter solle führen.
Hier ist er, nimm ihn in die handt
Er schikt sich recht vor deinen standt.
[153]
MOMUS.
Nun laßt als könig gott, und herrn
Ihn mit geflißner demuth ehrnn,
ALLE.
Durchleuchtigst, hochgelehrter tropf,
Großmächtigister pifflskopf.
Empfehlen uns ganz oberthänig
Herr Oxen Gott, herr Narren König.
COSMUS
gibt ihm eine ohrfeigen, ziecht ihn bey dem barth nider.
Sprich tölpl seye nicht so grob,
CACUS.
Bedankh dich doch vor dises lob.
5. Auftritt
Fünfter auftritt
Pilatus. Haubtmann. Soldaten. Zu Vorigen. hernach der Secretarius.

PILATUS
zu denen Soldaten.
Laßt ferners spotten unterwegen,
Ihr führt ihn, wo er vor gelegen,
Will nicht, das man ihn plagen soll,
Er ist ja so schon ellendt voll.
Doch müßt ihr in Bereitschaft stehen,
Damit der Rhat ihn könne sehen,
Wan er von mir den schlus begehrt,
Und ich euch widrumb ruffen werdt.

Gehen alle ab außer dem Pilatus.

Fürwahr ein so gehäuffter schmerzen
Bewegte auch die tyger herzen.
Ich bin erschroken wie ich sach
So vill und großes ohngemach.
Doch ist die straff nach dem verbrechen,
Von dem sie stätts so vieles sprechen
Wiewohlen nur aus eigen sinn
Wie ich stätts überzeiget bin.
Ich hoff, sie werden sich begriffen,
Und nicht mehr auf die bosheit steiffen,
Wan sie den Juden König sehn
In seinen spoth, und wunden stehn.
[154]
SCHREIBER.
Der Rhat ist widerum zugegen,
Sein Vorhabn bey dir abzulegen,
Er ist, so vill ich hab erkannt
In einen sehr gerührten standt.
PILATUS.
Diß kan ich mir leicht traumen lassen,
Doch hoffe ich, er werd sich fassen,
Die sach wird sich anheut noch gebn,
Und wür in alten Ruhstandt lebn.
Ich habe etwas noch vonnöthen,
Und also kürzlich abzutretten,
Indessen führe sie herein,
Ich werde gleich zugegen sein.

Der Secretarius gehet ab.

Nun wird es sich in kürze zeigen,
Ob ihre starrköpf noch zu neigen,
Ich thue doch, was ich immer kan,
Das weithere geht mich nicht an.
6. Auftritt
Sechster auftritt
Schreiber. Caiphas. Annas. Rabbi. Amos. Rebi. Zu denen Pilatus. Laban. Haubtmann. Die Juden.

SCHREIBER.
Beliebe nur herein zu kommen,
Pilatus hat was unternommen,
Das er nur kurz zu ende führt,
Wo er sich dan bald zeigen wird.

Gehet ab.
CAYPHAS.
Er wird halt noch in sorgen schwizen,
Den böswicht bey dem lebn zu schüzen.
Allein da hilfft kein schüzen mehr,
Wan er nochmahl Pilatus wär.
ANNAS.
Es ist ein mahl, und bleibt Beschlossen,
Den Creuztodt nicht mehr umzustoßen,
Der feste willn ist unsrer seiths
Das Christus sterbe an den Creuz.
[155]
RABBI.
Und dises mus noch heuth geschehen,
Eh wolln wür von der stöll nicht gehn
Das geislen ist ja keine pein,
Die unsrer klag genug kan sein.
AMOS.
Eh soll die sonn den glanz verlihren,
Und keine stern den himmel zihren,
Als ich darzu den willen geb,
Das Christus heuth nur überleb.
REBI.
Pilatus laßt sich noch schon schreken,
Man kan ihm leicht ein forcht erweken,
Wan man ihm mit dem Kayser throht,
Beschließet er gewis den todt.

Der Schlus wird aufgethan, Christus stehet mitten unter denen römischen Soldaten, und Pilatus gehet hervor.

Ihr Juden secht, was eure klagen
Vor eine straff ihm aufgetragen,
Ich straffe wie ich immer kan
Secht also disen Menschen an.
Ein mehrers weis ich nicht zu rächen,
Dan ich find an ihm kein Verbrechen
Und thatte ihn nur Eüertwegen
Aus Zwang mit diser straff belegen.
SALOMON.
Es wird, und mus uns noch gelingen
Das wür die straff des todts erzwingen,
Heuth mus er noch gecreuzigt sein,
Und diser schlus ist allgemein.
CAYPHAS.
Du magst dich, wie du willst, bewerben,
So mus er uns am Creuz doch sterben,
Diß ist der Juden schluß, und sinn,
ALLE JUDEN.
Pilate! Creuzig! Creuzig ihn.
ANNAS.
Wür seind an ein gesaz verbunden,
Das ursach gnug an ihm gefunden,
Er gab sich aus vor gottes sohn,
Und also ist das Creuz sein lohn.
[156]
RABBI.
Wan er auch sonst nichts hätt verbrochen,
So müst ja dises sein gerochen,
Du straffst ihn zwahr mit hohn und spoth,
Doch das gesaz will nur den todt.
AMOS.
So hat es Rhat, und Volckh erkennet,
Das ihm des Creuztodt (!) schuldig nennet:
Ans Creuz! Rufft die gemeine stimm.
ALLE JUDEN.
Ans Creuz! ans Creuz! ans Creuz mit ihm.
PILATUS.
Ich hab noch was allein zu fragen,
Belieb etwas gedult zu tragen.
CAYPHAS.
Red was du willst mit ihm allein
Doch glaub, er mus gecreuzigt sein.

Gehen ab.
PILATUS
zu Christum.
Du sichst, was diser schwäre morgen
Mich wegen deiner kost vor sorgen.
Wan dir dein leben angnemm ist,
Sag mir sodan, woher du bist?

Christus schweigt.

Wie? mir willst du kein antworth geben?
Indeme doch dein todt und leben
Und zwahr in einer kurzen frist,
In meiner Macht, und händen ist?
CHRISTUS.
Du wurdest mich hier niemahls sehen,
In deiner Macht gebunden stehen,
Wan selbe nicht von oben her
Dir über mich gegeben wär.
Darumen hat der jene eben,
So deiner Macht mich übergeben
Sein herz, darinn die bosheit steckt
Mit einer größren sind befleckt.
PILATUS.
Ein Mehrers willst du mir nicht sagen,
Und also spar ich meine klagen,

Ad spectatores.

[157] Ein forcht benimmt mir muth, und sinn,
Ich weis nicht, ob ich Richter bin. – – –
Doch ich will suchen ihn zu retten, – – –
Belieb euch nur herein zu tretten, – – –

Der Rhat kommt wider heraus.

Die fragen hab ich zwahr vollendt,
Jedoch noch keine schuld erkennt.
Ich mus demnach das Urtheil fassen
Ihm nun auf freyen fus zu lassen.
Gebt euch doch endlich auch darein!
ALLE.
Nein, nein er mus gecreuzigt sein.
REBI.
Diß wirst du nimmermehr erleben,
Willst du kein anders Urtheil geben,
So wird der Kayser schon geruhn
Der Ehr des Rhats genug zu thun.
CAYPHAS.
Wan du den böswicht los willst lassen,
So must du auch den Kayser hassen.
Dan wer allhier uns widerspricht,
Der ist ein freind des Kaysers nicht.
ANNAS.
Wer immer sich zum König machet,
Der ist, der ihm zum schimpf verlachet,
Beleydigt ohne widerred
Sein allerhöchste Mayestätt.
PILATUS.
Hier wär noch vill mit euch zu sprechen,
Ich weis den Kayser schon zu rächen,
So jemand ihm mit wahrer thatt
Aufs sträfflichist Beleydigt hat.
Allein, wo ungegründte klagen
Nur von scheinbahren lastren sagen,
Da will der Kayser selbsten nicht,
Das man ein schnelles Urtheil spricht.

Zum schreiber.

Man ruff sodan in meinen Nahmen
Den ganzen hochen Rhat zusammen,
Damit ein offentliches loos
Gescheh in dem Lythostrotos.

Der schreiber gehet ab.
[158] Pilatus zu denen Juden.

Ihr könnt euch also hinbegeben,
Und umb den lezten schlus bestreben.

Gehen ab.
Pilatus zu der wacht.

Indessen führet ihn hinein,

Gehen ab.

Bis das ich werd zugegen sein.
Was ist zu thuen? Was ist zu machen,
Wo hasß, und grimm schon auf mich wachen?
Wo Rhat, und Volckh der Neyd verblendt,
Und nicht, was rechtens ist, erkennt?
Wan sie Beym Kayser sich beschwären,
Wird man die Unschuld wohl erhören?
Komm ich nicht selbsten in die noth?
Vill hund seind ja des haasen todt.
Doch handle ich ja wider pflichten,
Wan ich den jenen werde richten,
Der zwahr bey dem betrognen Rhat,
Bey mir doch kein Verbrechen hat.

Will gehen.

Nein: sehe, das er nicht verderbe.
DAS VOLCK.
Pilatus oder Christus sterbe!

Innenher.
DER HAUBTMAN
kommt heraus.
Das Volckh, o herr! ist ganz entrüst:
Das Christus noch Bey leben ist.
PILATUS.
Wie? will man sich so weith erfrechen?
HAUBTMAN.
Man trohet, sich an dir zu rächen.
PILATUS.
Was Rechtens ist wirdt gleich geschen,
Der Rhat wird schon Bey sammen stehen.

Gehet ab.
HAUBTMANN.
Was Rhat und Volckh zusamm beginnen,
Da wird Pilatus nichts gewinnen.
Er bringt ihn nicht auf freyen fus,
Gewis ist, das er sterben mus.
Die Juden feind zu sehr verlegen,
Nichts kans an Christo mehr bewegen,
[159] Und wär er nochmahls mensch, und gott,

Das Volckh innenher.

Heuth wollen wür noch seinen todt.
LABAN
gehet heraus.
Man mus die wacht noch mehr verstärken,
Sonst greifft das Volckh nach tollem werken,
Es kost gewislich villes bluth,
Wan man nicht zeittlich einhalt thuet.
HAUBTMANN.
Da will ich gleich die anstalt machen,
Und vor die ehr des Kaysers wachen,
Du geh zum pövel, und bericht,
Das schon der Rhat das Urtheil spricht.

Gehen ab.
7. Auftritt
Sibenter auftritt
Cayphas. Annas. Pilatus. Simon leprosus: Rhaban. Achias. Sabat. Rosmachin. Patiphares. Riphar. Joseph ab Arimathia. Josam. Exhiberis. Nicodemus. Diarabias. Saras. Rabinth. Josaphat. Ptolomäus Salomon. Amos. Rebi. Barrabas.
Der Schlus wird aufgezohen, und der Rhat stehet schon beysammen, jedoch nicht Pilatus und Christus mit der wacht.

CAYPHAS.
Nun soll das werckh ihr endt erreichen,
Ich hoff es werde keiner weichen,
Von unsrer ehr, und seiner pflicht,
Die nur vom todt des Creuzes spricht.
Pilatus ruffet uns zusammen,
Damit er endlich könn verdammen,
Den jenen bösewicht, der allein
Will aller Juden König sein.
Es will sich also hier gezimmen,
Das ihr durch allgemeine stimmen
Nur disem Urthl pflichtet Bey,
Das er des todes schuldig sey.
ANNAS.
Laßt euch durch keinen zweiffl schröken,
Noch einigs leyd in euch erweken,
Fühlt zu gemeiner Ruh, und lust
Hasß, wuth, und Rach in eurer brust.
Jerusalem soll heut noch sehen,
Was noch bishero nicht geschehen,
[160] Das der so kürzlich sig gebrangt
Den Mördern gleich am galgen hangt.
ALLE
ausgenommen die vor Christo stehen.
So werd der hochmuth unterthänig.
PILATUS
gehet mit Christo, Barraba, denen 2 schächeren und der wacht hervor.
Ihr Juden sehet euren König!
RABBI.
Das ist all unser sinn, und stimm
ALLE.
Ans Creuz mit ihm, ans Creuz mit ihm.
PILATUS.
Wie Euren König (welcher Nahmen)
Soll ich zum todt des Creuz verdammen?
ALLE.
Der Kayser nur ist unser herr,
Sonst weist man keinen König mehr.
PILATUS.
Doch wisset, das sich nicht gezimme
Das man im Rhat mit schreyen stimme.
Ein jeder mus sein losung gebn,
Ob er soll sterben, oder lebn.
Sonst wird ich hier nicht müßig sizen,
Und ihne mit gewalt beschüzen,
Weill man ihn doch nicht richten kan,
Man hört dan einen jeden an.
ALLE.
So ist es billich.
PILATUS.
Also saget,
Was ihr vor eine Meinung traget,
Doch nemmt pflicht, eyd, und gott in acht,
Weill mans nicht ohne greul veracht.
SIMON LEPROSUS.
Mir sagte allzeit mein gewissen,
Man könn an ihm nichts böses schlüssen,
Dan was er immer hat gelehrt,
Das ware allen lieb, und werth.
Ich sage dan mit kurzen worthen,
Man soll ihm ferners diser orthen
[161] Kein leyd zu fügen, lassen lebn
Und sein verdiente freyheit gebn.
RABAN.
So ist mein Meinung nicht beschaffen,
Ich will nichts wissen als von straffen,
Und zwahr mit dem verschuldten todt,
Weill er sich prahlt, er seye gott.
Wür wurden villmehr nicht entfliehen,
Und die Rach gottes auf uns ziehen,
Wan seine so geschimpfte ehr
So schlechterdings gerochen wär.
ACHIAS.
Ich führe eben die gedanken,
Man soll in disen schlus nicht wanken,
Dan was er wider gott vollbracht,
Ihm diser straffen würdig macht.
Wan man ihm hier verschonen wollte,
Was wär, das man mehr straffen sollte?
Ich sag sodan, ohn alle gnad
Hinaus mit ihm Zur schädlstatt.
SABATH.
Nein: soweith kunte ich nicht gehen,
Wer kan ihm ohn empfindung sehen?
Ist er nicht also zugericht,
Das ihn sein Ellend ledig spricht?
Und hätt er, was er wollt verbrochen,
So ist es ja schon satt gerochen,
Der hat zu ville grausamkeit,
Der ihm noch umb sein lebn beneydt.
RASMACHIN.
So soll er also ferners leyden?
Ihme schonen nenn ich grausamkeiten,
Je länger man ihn leben last,
Je mehrer wird ihm diß verhaßt.
Will man ihm dan ein gnadt erweisen,
Laßt man ihm baldt zum galgen reisen,
Und dises ist mein schlus, und sinn,
Weill ich so Mildt, als gnädig bin.
PATIPHARES.
Der Meinung bin ich längst gewesen,
Das Volckh mus hier ein beyspill lesen,
[162] Wie jener zu bestraffen sey
Der es endtbindet von der trey.
Auf diser Canzl kan er lehren,
Wie gott, der fürst, und Rhat zu ehren,
Man wirdt ihm darum ins gemein
Er nach den todt verbunden sein.
RIPHAR.
Das feuer, so er angezindet,
Und das so statt als landt empfindet,
Wird besser nicht in brandt ersteckt,
Als wan man ihm ans Creuz ausstrekt.
Das bluth so ihm aus händ und füßen
Wird mit so reichen strömen flüssen
Erkleket schon das dises weh
Beyzeiten noch zu aschen geh.
JOSEPH
ab Arimathea.
Die worth seind gros, doch klein die thatten,
Ihr fliecht die sonn, und geht in schatten
Vernunfft und Wollust euch verblendt,
Weill ihr die wahrheit nicht erkennt.
Vor etlich tägen, da er kommen,
Habt ihr ihn freydig aufgenommen,
Heuth haltet ihr ein bluth gericht,
Verdammet ihn; das will ich nicht.
JORAM.
Dein willen wird uns nicht vill kränken
Du magst dir, was du willst gedenken,
Wür bleiben schon auf festen schluß,
Das diser böswicht sterben mus.
Und sollen auch die Elementen
Ihm wider uns ihr hilff zu sändten
Ja wäre er auch ohne schuldt,
So findet er doch keine huldt.
EXHIBERIS.
Genug, das man die Ruh begehret,
Die er im ganzen landt gestöret,

Zum Joseph.

Sag dan, wan du vernünfftig bist,
Ob dises kein Verbrechen ist?
Man mus die wahrheit zu bekennen
Das laster keine tugendt nennen.
[163] Weill er dan also lasterhafft,
So werdt er mit dem Creuz gestrafft.
NICODEMUS.
Diß hat man längsten schon erweget,
Und auch mit nachtrukh widerleget
Gewalt geht also wider Recht
Weill ihr nur aus Verhassung sprecht.
Kan ich dan kein Verbrechen finden,
Mus ich ihn auch der straff entbinden,
Ja ich bekenn ohn allen scheu
Das diser Man unschuldig sey.
DIARABIAS.
Unschuldig sein will gar vill sagen,
Und zwahr bey so vill schwären klagen,
Die man mit grund und wohl bedacht
Stätts wider ihn hat aufgebracht.
Den hasß den er allhier empfindet,
Den hat er selbsten angezündet,
So faß er also auch den Muth
Lösch ihm an Creuz mit seinen bluth.
SARAS.
Wür können uns nicht widersprechen,
Und den gemachten schlus mehr brechen,
Was man schon einmahl hat erkennt,
Das werde nicht mehr umgewendt.
Was wüll man uns dan noch befragen,
Was wür vor eine Meinung tragen,
Ich bleib, wie vormahls, stätts darbey
Das er ans Creuz zu hefften sey.
RABINTH
spöttisch.
Kommt er den todt doch in die klauen,
Wer würd sodan den templ bauen?
Diß ist ein sach, die in der thatt
Noch manches zu bedenken hat.
Drum einen sichern schlus zu fassen,
Wird sich nichts bessers finden lassen,
Als das man ihm zum Creuz verweißt,
Befor er ihn zusammen reißt.
JOSAPHAT.
Aus solchen spotten, und verhöhnen
Wird man kein Urtheil fassen können
[164] Man gibt der sach nur einen schein,
Und sicht nicht in den grund hinein.
Mich zwingt sein lebn, und wunderzeichen
Von eurer Meinung abzuweichen
Und dise Zeugnus ihm zu gebn,
Das er verdien ein freyes lebn.
PTOLOMÄUS.
Diß wird man nimmermehr erzwingen,
Es ist villmehr darauf zu tringen,
Das, wie der meiste theil begehrt,
Das Urthl baldt geschlossen werdt.
Der böswicht hat das zihl getroffen,
Und seinen todt jezt schon erloffen,
Das Creuz wirdt ihm an seinen lebn
Anheut den lezten abtrukh gebn.
SALOMON.
Mein wunsch ist längsten schon geschehen,
Ihn baldt an seinen Creuz zu sehen,
Dan dises ist der rechte thron
Vor einen solchen gottes sohn.
Mich kan nur dises wunder nemmen,
Das jemand sich nicht will bequemmen,
Zu straffen, da doch disen todt
Erfordern, Kayser, landt, und gott.
AMOS.
Wan sich sein leben solt erstreken,
So wurden tausendt Creuz nicht kleken,
Bis man ein solche Missethatt
Nach den Verdienst gerochen hat.
Vor einen aufgeworffnen König
Ist ja nur ein Creuz vill zu wenig,
Doch heffte man ihn baldt daran,
Und straffe, wie man straffen kan.
REBI.
Diß ist auch hier mein wunsch, und willen
Die Rach nur schleinig zu erfüllen,
Weill er doch von gesamten Rhat
Kein freyheit mehr zu hoffen hat.
Der todt kan ihn von seinen nöthen
Und auf der weldt sonst nichts errötten.
So folget von sich selbst der schlus,
Das er ohn anstandt sterben mus.
[165]
CAYPHAS.
Was nun der meisten stimm benennet,
Hat man das Creuz ihm zuerkennet
Auf disem Grund verfasse dich

Ad Pilatum.

Und nach dem Recht das Urtheil sprich.
PILATUS
ad Christum.
Wirst du dich also selbsten hassen,
Und schweigend diß geschehen lassen?

Christus schweiget.
ANNAS.
Was soll er reden ohne frucht?
Er ist doch schon zum todt verflucht.
PILATUS.
Kan also bey geschechnen sachen
Nicht mehr vor deine rettung wachen.
Obwohl mir nicht verborgen ist
Das du die unschuldt selbsten bist.

Zu denen Juden.

Weil ihr das Urtheil dan erzwinget,

Zu denen soldaten.

Ihn vor mein haus geschlossen bringet.
Hier die 2 schächer auch zugleich,
Dan sie verdienen disen streich. – – –

Stehen auf von dem Rhat, wird zu geschlossen. Und das haus Pilati indessen bereithet.

Barrabas lasset frey von banden,
Weill ihm der Rhat diß zugestanden,
Dan weill die Unschuld leyden mus,
Verdient das laster keine buß.

Sie gehen ab mit Christo und denen schächeren. Zum Barrabas.

Geh also frey von deinen ketten,
Doch thue diß landt nicht mehr betretten. – –

Barrabas will sich bedanken, Pilatus aber weißt ihm von sich ab.

Von mir verdienst du keine gnad
Bedankh dich bey dem Juden Rhat.
BARRABAS.
So lang ich werde sein im leben,
Das ihr mir auf das neu gegeben
[166] Werd ich erkennen dise huldt,
Und stätts bereuen meine schuldt.
PILATUS
zu denen Juden.
Indessen kan doch ich nicht schweigen,
Und mus euch euren unfug zeigen,
Weill ihr von mir ein sach begehrt,
Die mir nur das gewissen schwärt.
Ich weis, das Jesus ohn Verbrechen,
Nur hasß, und Neyd an ihm sich rächen.
Ihr selbsten euch hier schämen sollt.
Wan ihr die Wahrheit reden wollt.
Und doch soll ich in meinen nammen
Von euch gezwungen ihn verdammen
Ist dises nicht ein bluth gericht,
So mir das urtheil selbsten spricht?
Ich werd auch offne zeugnuß geben,
Das ihr, nicht ich ihm nemm das leben,
An diser ungerechten pein
Will ich, und mag nicht schuldig sein.
ANNAS.
Du kanst mit recht dich nicht beklagen,
Die ganze schuldt lasß uns nur tragen,
Wan jedoch dises eine schuldt,
Das man das laster nicht gedult,
Sollst du destwegn ein anstoß leyden,
So wohl bey Juden, als bey heyden,
So glaub das noch im Rhat ein Mann,
Der deinen schlus verfechten kan.
PILATUS.
Auf euer worth will ich dan lassen
Das Urtheil nach gebühr verfassen,
Man steckh sogleich in meinem haus
Den mir verhaßten Bluth-fahn aus.
Damit sodan das Volckh auch wisse,
Das dises werckh der todt beschlüße,
Geb man auch das gewöhnlich loos
Sogleich durch den trompeten stoß.

Gehet ab.
REBI.
Ich will mich dan zur Reis bequemmen,
Hiemit von euch mein Urlaub nemmen,
Weill man begirig, und sehr hart
In Galliläen auf mich warth.
[167]
CAYPHAS.
Dein ankunfft hat uns sehr gefallen,
Nun hast du wissenschafft von allen,
Erzehl sodan der Priesterschafft,
Wie man allhier den böswicht strafft.

Gehen ab.
REBI.
Das kostet schwizen, und bewerben,
Bis endlich mus die unschuld sterben,
Die Juden hab ich so verblendt,
Das sie sich selbsten nicht erkennt.
Sie wollten umb den Neyd nichts wissen,
Und ich war immer doch beflissen,
Sie mit deß Richters herzen leyd
Zu stärken in der grausamkeit.
Ich werd doch nicht von hinnen gehen,
Unsichtbar bey dem Urthl stehen,
Damit was etwan noch geschicht,
Dem Lucifer mit grund bericht.
Es hat doch alls nach wunsch gelungen
Obwohl ich schwärlich durchgetrungen,
Und eben diß erhebt mein ehr,
Die sonsten nicht so trefflich wär.

Gehet ab.
8. Auftritt
Achter auftritt
Pilatus. Der Schreiber. Alle Juden.
Man stoßt innenher in etlichen orthen in die trompeten. Der Schlus wird aufgezogen, wo also in der Mitten das haus Pilati, und diser mit seinem Schreiber in der höche auf einer Altonnen an welcher der bluth-fahn ausgesteckt zu sehen. Das Volckh lauffet von allen Seithen zu, entlich erscheinet der ganze Rhat, und auch die Römische wacht, mit dem gefangenen Christo: und denen zweyen schächeren, welche sie vor das haus führen.

PILATUS.
Ihr Juden, die ich sonders nenne,
Hört, das ich offentlich bekenne,
Hier vor dem Volckh, und vor dem Rhat,
Das Jesus nichts verbrochen hat.
Womit ich ihm in meinen Nahmen,
Hätt solln zu dem Creuz verdammen,
Das also dises bluth gericht
Nur allenthalbn aus zwang geschicht.
[168] Die Kläger konnen also sehen,
Wie sie mit ihrem grimm bestehen,
Ich nimm hieran kein schuld auf mich,
Und diß bekenn ich offentlich.
Mus ich unschuldigs bluth vergießen,
So werden sie das urtl bießen,
Dan der Beklagte schweigt nur still,
Und scheint das er selbst leyden will.
ALLE.
Sein bluth geh über uns, nicht minder
Auch über unserer kindern kinder.
PILATUS.
Wohlan, der schlus ist schon gemacht,
So hört, was man zum endt gebracht.

Der Schreiber lißt.
URTL.

Des grosmächtigisten, und Unüberwindlichsten Kayser Tiberii, Unsrers allerseiths gnädigisten Kaysers, und herrns, allezeith mehreren des Reichs der zeith bestellter Richter, und land Pfleger zu Jerusalem, und in Judäa. Ich Pontius Pilatus mache kund, und zu wissen jedermaniglich: demnach uns Jesus v. Nazareth von denen hochen Priesteren, und gesamten Jüdischen Volckh gerichtlich ist vorgestellt, und in villen stükhen beklagt worden; Insonderheit aber, das er unangesehen von armen Elteren gebohren, und er ein Zimmermanns sohn, sich zum König der Juden aufgeworffen, ja sogar zu gottes sohn sich erkläret, den templ Salomons in einen tag abzubrechen, und innerhalb 3 tagen widerum aufzubauen betrohet, ein neues gesaz offentlich eingefihret, das Volckh bethöret, und an sich gezohen, dem Kayser den Zins zu geben verbotten, das gemeine Volckh aufrührisch gemacht, und dergleichen höchst straffbahre Verbrechen mehrer verübet habe! Als haben wür nach tragender ambts pflicht disen Dingen fleißig nachgeforschet, ihn darüber angehört, und deren einberichten klagen Beschaffenheit in Reiffliche überlegung genommen. Derowegen dan dem form der Rechten gemäsß erkennen, und verordnen wür, das er Jesus von Nazareth zur schedlstatt hinaus geführet, allda nackendt, und blos an ein Creuz angenaglet, mit, und zwischen denen zweyen Mörderen Dismas, und Jesmas solle aufgehängt, und solchergestalten von dem leben zum todt hingericht werden, mit dem ferneren Zu saz das er sein Creuz selbsten zu der Richt statt hinaus tragen solle. Zu unwiderrufflichen Urtheil dessen brechen wür den gerichts staab, über ihne,[169] und ist also dises Urtheil zu jedermännlichen Bericht publicieret worden. Geschehen zu Jerusalem unter der Regirung Meines allergnädigsten Kaysers Tiberii im 183 Jahr.

PILATUS.
Das Urtheil ist nunmehr vollendt,
Ich brich den staab, und wasch die händ.

Waschet die händt.

An disen bluth, das ihr vergießet,
Bin ich unschuldig, dan es fließet
Aus einer quell die himmel rein,
Von keinen laster trib kan sein.
Führt ihn dan forth ans Creuz zu hefften,
Doch stund es noch in meinen kräfften
So soll der heutig sonnen schein
Nicht mir, und ihm so traurig sein.
CAYPHAS.
Du hast gerichtet, wie du sollen,
Umb was wür dir nun danken wollen,
Wür haben andrest nicht gekönnt,
Weil das gesaz ihn schuldig nennt.
Laßt uns sodan zum endtzweckh trachten,
Und ohn Verzug diß opfer schlachten,
Das sich die Rach gewidmet hat,
ALLE.
Zu schedlstatt! Zur schedlstatt!

Gehen ab.
9. Auftritt
Neunter auftritt
Lucifer. Der Neyd. Die sind. Der todt.
Lucifer fahret auf einem feurigen triumpf wagen herein, neben ihn sizet zur linken handt der Neyd, beede wohl erhöhet. Der wagen wird von 6 höllischen geisteren gezohen. Voraus gehen der todt, und die sündt: die Begleitung geschiht von einer ganzen Reihe höllischer geister, welche alle schwarz brinnende torzen in der handt haben.

LUCIFER.
Was in den schweffl bächen schwimmet,
Was in dem feyer ofen glimmet,
Was auf erhizten eisen sizt,
Was in siedtheißen bädren schwizt,
Was in dem Reich der finsternüssen,
Mir immer mus den Scepter küssen,
Diß alles soll in ihrer pein
Anheut getröst, und frolich sein.
[170] Diß alles soll mit lust und freyden
Auch noch so ville marter leyden,
Weil diser sig, so uns beglückt
Die ganze höll mit trost erquikt.
Der Neyd hat endlich obgesiget,
Da jener Mann jezt unterliget,
Der meinem Reich schon etlich jahr
Zur stätten forcht, und schreken war.
Es will sich also heuth gebihren,
Mit solcher Ehr dich auszuzihren,
Als nur in meinen kräfften ist,
Weill du derselben würdig bist.
REBI, ODER DER NEYD.
O großer fürst! was mir gelungen,
Hab ich durch deine macht erzwungen,
Du hast den feindt aufs haubt geschlagn,
Ich thatte nur die waffen tragen. (!)
Dir ist der sig dan beyzumessen,
Das leztlich seiner Pflicht vergessen
Pilatus den erzwungnen stab
Aus eigenlieb gebrochen hab.
LUCIFER.
Die sindt ist villmehr zu erheben,
Die disen anschlag eingegeben,
Den bey der Juden ehrbegird
Du dan so glükhlich ausgeführt.
SÜND.
Nun fürst will ich erst recht beginnen,
Die fette beuthen zu gewinnen,
Weill jener stirbt ohn alle gnad,
Der mich so sehr geschwächet hat.
Dein Reich wird dir ohn all Beschwerden
Gewis so sehr bevölckert werden,
Das scheinen soll die ganze weldt
Sey nur zu deinem dienst bestellt.
TODT.
Ich werd bey so beschaffnen sachen
Auf gutter hueth beständig wachen,
Damit ich manchen in der sindt
Zu deinen diensten tauglich findt.
Befor er sich es vorgesehen
Soll er im Reich der todten stehen,
[171] Und in verdienter höllen pein
Auf ewig tieff begraben sein.
LUCIFER.
Nun ist mir alle sorg verschwundten,
Die mich bisher so sehr gebunden.
Dan wan nur einmahls Christus todt,
So leydt die höllen keine noth.
So lasß uns dan in freyden schweben,
Weill wür nunmehr aufs neue leben.
NEYD.
Es lebe unser fürst, und herr!
ALLE.
Es leb der große Lucifer!

Sechster Chor

6. Betrachtung
Sechste Betrachtung.
DER SCHUZGEIST
gehet ab.
Das urtheil ist geschöpft, der schlus ist nun ergangen,
Das Jesus müß und werd an hochen Creuz baum hangen.
Diß ist die lezte stimm, die Volckh, und Richter spricht,
So werd die unschuld selbst zu ihren todt gericht.
Die unschuld welche doch durch disen todt wird sigen,
Der Richter, Haß und Neyd noch werden unterligen.
Die Unschuld der die schmach zu ihrer größten zird,
Weill sie nach diser maas dereinst gecrönet wird.
Wie aber, sinder! wirst du deinen handl schlichten,
Wan diser Jesus dich am jüngsten tag wird richten?
Wan er dir dises Creuz und seine wunden zeigt,
Wan dein verlohrne sach sich zur Verdamnuß neigt?
Wan wider dich die höll, und das gewissen klaget,
Wan weder gott noch Mensch mit dir erbarmen traget?
Wan man dir ebenfahls das lezte Urthl spricht,
Und der erzürnte gott in jene worth ausbricht:
Vermaledeyts geschöpf geh hin ins ewig feyer!
Geh, bake dich von hier! Verhaßtes ungeheuer!
Weill du den teuffl mehr, dan mich als gott geehrt,
So bist du seiner nur, als deines herren werth.
Wie! sinder? glaubst villeicht es werd nicht so ergehen,
Was Christus vorgesagt das würd, und mus geschehen.
Er ist die wahrheit selbst, die nie mahls fehlen kan,
So fasse seine worth, und nemme theil daran.
[172] Weill es noch in der zeith, thue deine sinden büßen,
So wird er dir alldorth ein gnaden Urthl schließen.
Dan eines zähers, der in dir die sindt versehrt,
Ist ja die ewigkeit, ist ja der himmel werth.
Führ dises wohl zu sinn: nun aber sehet eben,
Was uns die schrifft aufs neu zum Vorbericht gegeben.
Alls, was man zu dem Zwekh in ihr ergründen kan,
Zeigt den Messias uns, und auch sein leyden an.
1. Vorstellung
Erste Vorstellung
Isaac tragt ein büschlein holz gebundtner auf den Rükhen, haltet die eine handt auf die brust, und machet seinen affect gegen dem himmel. Abraham sicht ihm mit weinenden Augen an, und haltet ein schnupfduech in der handt, als wan er sich die thränen abtroknen wollte.

Jsaac ist hier zu betrachten,

Den sein Vatter gott will schlachten,

Wie er selbst das holz zu tragt,

Und bey disem opfer sagt,

Er sterb gern von herzen.

Nur das diser todt betrüebet,

Seinen Vatter, der ihn liebet,

Und das diser sich zur pein

Selbsten müß der Priester sein

Dises will ihn schmerzen.


Auch Christus wird sein Creuz auf eignen schultern tragen,

Auch diser Jsaac wird des todts sich nicht beklagen.

Wan man ihn vor die sind zum bluthign opfer führt,

Das an den stamm des Creuz vor euch geschlachtet wird.

Doch sinder! führe diß, führ dises wohl zu herzen,

Dein heylandt stürbt alldorth nicht ohne große schmerzen.

Warumb? weill er vorsicht das manch verharrter Christ

Mehr in die sindt verliebt, als ihme danckhbar ist.

Er opfert sich zwahr selbst, doch kommts nur dem zu statten,

Der sich theilhafftig macht durch eigne helden thatten.

Der sich stätts überwindt, und würket selbsten mit,

Als ein von disem haubt abhangendts Christen glidt.

2. Vorstellung
Anderte Vorstellung
Moyses mit etlichen gegleithet, der einer ein schaufl der ander ein bickl haltet, (als wan sie nemblich eine gruben gemacht hätten steket die stang, auf welcher die ährine schlang zu sehen, in die Erden.

Israel nach ihren sünden,

Must sogleich die Rach empfinden,

[173] Doch in ihrem höchsten leyd

Gleich zu gott dem herren schreyt.

Der es auch erhöret.

Moyses dan von gott gebetten,

Suchet selbes zu erretten,

Und erhebt auf einer stang

Ein aus Erz gegoßne schlang

Wie ihn gott gelehret.


Was ware dises als ein klares Vorbedeuten,

Der ewig schon vorher von gott bestimmten Zeithen.

In welchen nunmehr vor des menschen heyl, und wohl

Erhoben an dem Creuz Messias sterben soll?

Wie Moyses sich nunmehr mit seiner schlang bestrebet,

So wird des menschen Sohn auch an dem Creuz erhebet.

Allwo er alles, was auf erden an sich ziecht,

Nur jenen nicht der ihn aus eigner bosheit fliecht.

Ach sinder! ach dich doch in deinen gott erkenne,

Und nach dem heyl der seel aus seinen wunden senne

Sech den Samaritan der dir die gnadt ertheilt,

Und mit sein eignen bluth dir deine wunden heylt.

3. Vorstellung
Dritte Vorstellung
Moyses stehet neben der gemeldten schlang, und deutet auf selbe mit seiner Ruthen. Das Volckh ligt Rings herum kniend auf der Erden, und sihet selbe an. Einige heben eine hand an der Brust, die anderen strecken sie aus. Andere strecken beyde aus. Widerum andere heben beide auseinander in die höch. Andere heben sie gleich bettenden zusammen, und halten sie bey der brust. etc. etc. Unter disen Volckh müssen sich so wohl weiber, als Männer, Junge, und alte beydes geschlechts befinden.

Auch die damahls ihre wunden

Von dem schlangen bis empfunden,

Derffen nur ins lager gehn

Und des Moysis schlang ansehn

So seind sie genesen.

Also, was vor war erkranket

Diser schlang ihr wohlsein danket,

Ja es lobet seinen gott

Was auch nächstens bey dem todt.

Vormahls war gewesen.


Du sinder bist ja auch wie Israel verlezet,

Es hat die höllen schlang dir manchen bis versezet,

So geh dein heylandt an der deine nöthen kennt,

Der sich mehr einen wurm als einen menschen nennt.

Der wird, wie Moysis schlang das heyl dir widerbringen,

Der wird all deine feindt zu deinen trost bezwingen.

[174] Wan sonsten nichtes ist, so dich bewegen kan.

So sehe nur am Creuz sech deinen Jesum an.

ALLE.
Sech sünder an dem Creuz, sech deinen Jesum an.

Gehen ab.

7. Akt

1. Auftritt
Erster auftritt
Maria. Philippus. Andräas. Thomas. Joannes. Simon. Bartholomäus. Jacobus ¸. Jacobus m. Mathias. Thadäus.

MARIA
zum Thomas.
Dem ambt, so man dir aufgetragen,
Thue dich nur ferners nicht entschlagen,
Obwohl es Judas so entehrt,
So ist es deiner gleichwohl werth.
Ach Judas! ach was bittern schmerzen
Bringt deine thatt nicht meinem herzen?
Du machtest, und dein falscher kus,
Das ich mein kindt verlihren mus.
Sagt, ist das Urtheil schon gesprochen?
Ist der gerichts stab schon gebrochen?
So findt die unschuld gar kein gnad?
Wie? eylt man schon zur schedlstatt?
PHILIPPUS.
Pilatus ist des schrökens wegen
Dem Rhat doch endlich unterlegen,
Und hat ein Urtheil abgefaßt,
Das Jesum nicht mehr leben laßt.
ANDREAS.
Das Creuz hat er ihm zuerkennet,
Obwohl er ihm unschuldig nennet,
Damit der Juden Mordt-geschrey
Ihm nicht mehr überlästig sey.
MARIA.
Ach! liebster gott! wie kanst du sehen,
Dein eignen sohn den Creuzweeg gehen,
Nun ists an dem das mir das herz
Gleich wie ein dolch durch bohrt der schmerz.
Doch herr! dein will geschech auf erden,
Dir opfre ich all mein Beschwerden,
[175] Lasß dir gefallen meine pein,
Sonst wurd ich ja kein Mutter sein.
SIMON.
Noch thätt ich allzeith hoffnung fassen,
Jezt aber hats mich ganz verlassen,
Der Meister geht schon in dem todt,
Ach! Brüder! ach! behüeth uns gott.
BARTOLOMÄUS.
Angst, schmerzen, züttren, forcht und schröken
Thuet diser todt in mir erweken.
Ist mit dem hürten nun geschehn,
So wirds der heerd nicht besser gehn.
JOANNES
kommt herein.
Ach Jammer! ach wer kan die peinen
So Jesus leydt genug beweinen,
Ich sache, wie ihm jezt zur burd
Der Creuz blockh aufgeleget wurd.
Er mus es selbst zur richt statt tragen,
Und tragt es ohn sich zu beklagen,
Der Zug ist würkhlich vor dem haus
Man schlept ihm zu der statt hinaus.
MARIA.
Wie? ist es würkhlich schon an deme,
Das man den weeg zur schlachtbanckh nemme?
JOANNES.
So ist es.
MARIA.
Laßt mich also gehn,
Ich mus ihn noch lebendig sehn.
JACOBUS ¸.
Acht wo willst du dich hinbegeben?
JACOBUS M.
Besorge doch dein eignes leben.
MATHIAS.
Villmehr in dir auch uns verschon,
THADÄUS.
Man haßt die Mutter wie den sohn.
MARIA.
Nein: so lang er wirdt athem fasen,
Werd ich ihn nimmermehr verlassen,
[176] Ist er entseelt vom lezten stosß,
Begrab ich ihn in meine schosß.
Mein Jesu!

Gehet ab.
JOANNES.
Laßt mich sie bekleiten,

Gehet ab.
THOMAS.
O übergroße Bitterkeiten,
Wer nicht gebildet ist aus stein,
Der komm mit mir, und herzlich weinn.

Schlagen die händt zusammen, und gehen ab.
2. Auftritt
Anderter auftritt
Haubtmann. Cosmus. Simon Cyrenäus. Momus. Nathan. Rabbi. Saduc. Die romische wacht.

HAUBTMANN
gehen bey der ersten Sceen lincker seiths herauf.
Halt ein – – – ich sehe ville zeichen,
Das schon die kräfften von ihm weichen.
Der blockh wird ihm gewis zu schwär
Laßt kommen einen Mann hieher.
Der ihm das Creuz dan helffe tragn
Will er nicht gern, zwingt ihn durch schlagn.
MOMUS
zum Simon Cyrenäus.
Du komm herbey! nemm williglich
Den lezten theil des Creuz auf dich.
SIMON.
Was ich? wer kan mir dises schaffen?
Und mit der henckers burdt bestraffen?
MOMUS.
Geh, sonsten brauche ich gewalt.
SIMON.
Der keine schuldt hat nichts bezahlt.
MOMUS.
Hier hilfft kein unschuld.
SIMON.
Will es sehen.
HAUBTMANN.
Schlag zu, wan er nicht so will gehen.
[177]
SIMON.
Warumen?
MOMUS.
Weill es billich ist.
Und du so widerspänstig bist.
SIMON.
Ich weis einmahl umb kein Verbrechen,
Das man mit disem last soll rächen.
HAUBTMANN.
Genug, das man es also will,
Du helffe tragn, und schweige still!

Sie zwingen ihn den lezten theil das Creuz zu tragen.
SIMON.
So mus man an uns beyden sehen
Das der gewalt vor recht thue gehen.
AD CHRISTUM.
Ich hoff auf dich als einen Mann
Der mir diß werckh belohnen kann.
HAUBTMANN.
Nun laßt uns widrum weithers schreitten,
Damit wür noch zu rechten zeitten
Das werkh vollendten:
JANUS.
Geh! du hast
Jezt mehrers als du solln gerast.

Ad Christum.
Den er einen Rippen stoß versezt.
NATHAN.
Die hiz macht durst: hier kanst dich laben,
Und auch um sonst zu trincken haben,
Ich habe mich auf allen fahl
Versehn mit essig, und mit gall.

Sie gehen immer langsam forth gegen der ersten Sceen rechter seithen.
RABBI.
Sech, wie man dich hier will bestreitten
Mit ohn verdienten höfflichkeiten!
SADUC.
Willst trincken?

Schlagt ihn.

– – – Ey du grobes Viech!
Zum wenigsten bedancke dich.
MOMUS.
Geh hund!

Reißet ihn auf seine seithen.
[178]
JANUS.
Daher

Reißet ihn auf die andere.
MOMUS.
Auf dise seithen,
Man mus ihm mit den kolbn deuten.

Reißen ihn hinn und her. Schlagen ihn.
HAUBTMANN.
Nur forth nach der gemeinen stimm,
Ans Creuz mit ihm.
ALLE.
Ans Creuz mit ihm.

Gehen ab und bey der ersten Sceen rechter seiths hinein.
3. Auftritt
Dritter auftritt
Joannes. Maria. Die Vorige. Veronica. Magdalena. 4 Henkers knecht.

JOANNES.
Nun seind wür schon auf jener straßen,
Die dir dein kind wird sehen lassen,
Dan das entsezlich Mordtgeschrey
Zeigt, das es in der nache sey.

Sie gehen heraus bey der lezten Sceen linkher handt: zu vor schreyen, tumultuiren, die Juden hinter dem Schlus.
MARIA.
Ach was für angst, und todtes schmerzen
Tringt mir auf einmahl zu dem herzen?
ALLE
innenher.
Nur forth mit ihm zur schedlstatt
Er sterb, wie ers verdienet hat.
MAGDALENA.
Es will diß unverdiente rächen
Mir gleichfahls meine glider brechen,
O großer gott! was vor ein schlus
Das so die unschuld leyden mus.
JOANNES
die Juden kommen mit Christo heraus bey der lezten Sceen rechter seiths.
Der schlus wird eroffnet, inner welchen das orth der Creuzigung ist.
Der zug ist würckhlich hier zugegen.
[179]
VERONICA.
Wen dise wuth nicht soll bewegen,
Der ist gebildt aus stein, und erz,
Der hat ein wahres tyger herz.
HAUBTMANN
Christus fahlt.
Halt ein, wür müssen gleich wohl sehen,
Das ihm die kräfften nicht entgehen.
Dan diser harth, und schwäre fahl
Geschicht jezt schon das 3te mahl.

Sie heben ihn auf, und sezen ihn auf das Creuz, umb etwas auszuruhen.
MARIA.
Hilff himmel! was mus ich erbliken,
In disem wuth, und Mörder striken?
Ich hab als menschen ihn gebohrn,
Wie hat er sein gestalt verlohrn?

ad Christum.

O Jesu! ach! in wenig stunden
Wie hat man deinen leib geschunden?
Und dannoch ruht der hencker nicht,
Bis dir das Creuz dein leben bricht.
VERONICA.
Wer hat gnug zäher deine peinen,
O Meister! sattsam zu beweinen?
Du weist, mein schmerz ist ungemein,
Dan du sichst mir ins herz hinein.
Ach kunt ich dir mein herz, und leben!
In deinen schweis ein labung geben.
Nemm hin diß tuch, und trikh dich ab,
Weill ich jedoch nichts anders hab.

Christus nimbt das schweis tuech, und trüknet sich ab.

Der dienst ist gring, so dir geschehen,
Doch wollst du meinen willn ansehen,
Ich wär bereith o herr! und gott
Vor dich zu gehen in den todt.
CHRISTUS.
Nemm hin denn tuech, ich will es schenken
Dir und der weldt zum-angedenken,
VERONICA.
Ich küsse hier dein heiligs bluth,
Und ehr es als mein höchstes guth.

Sie macht es auf, erschrickt, und spricht auch zu denen Juden weinendt.

[180] Secht wunder! wan ihr doch wollt sehen,
Was in dem augenblickh geschehen,
Seht hier die göttliche gestallt,
So Jesus in diß tuech gemahlt.
Ach heylandt! wer kan ohn erschriken
Dein angesicht allhier erbliken,
Wer kan aus disen nicht ersehn,
Was übls durch die sünd geschehn?
MAGDALENA
weinendt.
Ja ja! all meine müssethatten
Thuet diser spigl mir verrathen,
Wie hat dich heyligs angesicht
Nicht deine bosheit zu gericht?
MARIA.
Ach liebster Sohn! laß aus erbarmen
Dich deine Mutter noch umarmen.
Ach! was hat dir die grausamkeit
Nicht vor ein bluth baad zu bereith?
JOANNES.
Der schönste aus den menschen kindren
Ist nunmehr gleich den größten sindren,
Bestrafft, und also wunden voll,
Das man ihm kaum erkennen soll.
MARIA.
Mein Jesu was must du nicht leyden!
VERONICA.
O unerhörte bitterkeiten!
JOANNES.
So gehst du meister in den todt?
MAGDALENA.
Ach! mich entseelet deine noth.
CHRISTUS.
Umsonst ist euer leyd, und sennen,
Die über mich vergoßne thrännen,
Seindt diser zeiten nicht bequem
Ihr töchter von Jerusalem.
Weinnt über euch, wie dan nicht minder
Weinnt gleich fahls über eure kinder.
Weill dise mein erlösungs pein
Wird villen zum Verderben sein.
[181] Es werden kommen täg auf erden,
Wo manche sünder sagen werden,
Der leib ist seelig in der that,
Der keine frucht gebohren hat.
Sie werden unter Leyd, und klagen
Sodan zu denen bergen sagen,
Fahlt über uns, schlagt uns zu todt,
Erlöst uns aus der jammers noth.
LABAN.
Hier thuen die worth nicht mehr verfangen,
Wür müssen zu dem endt gelangen,
Herr Haubtmann es ist höchste Zeith
Das man zu der Vollziehung schreitt.
HAUBTMANN.
Wür haben schon das orth erlanget,
Wo jener seinen lohn empfanget,
Der wegn verübter übl thatt
Die Todtes straff verdienet hat.
Macht alles nur bereith, und fertig
Was man zur Creuzigung gewärtig,
Sodan wird dise lezte pein
In kurzer Zeith geschehen sein.
COSMUS
sie nemmen das Creuz, legen es nider, bohren die löcher, machen auch die gruben, in welche man es hineinsteket.
Greifft zu ihr brüder!
JANUS.
Habts den schlögl?
Wo ist der bohrer, wo die nägl?
CACUS.
In disem korb ist alles hier.
MOMUS.
Komm her den bohrer reiche mir.
AMOS.
Nun nun thut man dir den thron bereithen,
Dein hochheit mehrer auszubreitten.
Du wirst baldt herschen in dem Reich,
Das dir, und allen mördern geleich.
[182]
RABBI.
Thue dich mit disem tranckh vor laben,
Du must zum herschen kräfften haben,
Förcht keinen Rausch von disen wein,
Er wird gewis so süeß nicht sein.
CHRISTUS
unter diser redt geschihet alles obige ohne Unterlasß, doch also still, das Christus in seiner redt nicht gestörret, und von denen anwesenden verstanden wird.
Mein Volckh! thuest du nicht mehr gedenken,
Der wüesten, wo ich dich thatt träncken,
Weill du erlegn vor durst, und hiz,
Aus einer harten felsen riz?
Vor dises wohl, und wunderzeichen,
Thuest du mir gall, und essig reichen,
Ich trinckh es doch, und bring es dir,
Wan du mich liebst, so trinkh mit mir.
Wan du mich liebst, folg meinen schritten,
Leydt, weill auch ich vor dich gelitten,
Du komst zwahr anfangs hart daran,
Die lieb doch alls verkochen kan.
Sech, wie ich mich dem todt ergeben,
Aus lieb, damit du sollest leben
Ich hab der weldt nur guts gethan
Seh aber ihren danckh, und lohn.
Nichts anders ist von ihr zu hoffen,
Doch hast das rechte zihl getroffen,
Wan du ihr falsche duckh nicht achtst
Und nur dadurch zum himmel trachst.
Ich acht kein pein, kein todt, noch schmerzen
Leydt alles mit geneugten herzen
Nur eines ist, was mich doch quällt
Von der so undankhbahren weldt.
Das nemblich da mein bluth vergüße
Und einzig fremde schulden büße.
So viller menschen seelen heyl
Bleib umb den schnöden wollust feil.
Ich sorg, ich wacht, ich werd jezt sterben,
Damit der Mensch nicht soll verderben,
Doch alls umsonst, es ist kein frid
Die höll macht dannoch ihren schnitt.
Ich wollt gern tausendt todt ausstehen,
Wan dises nur nicht thätt geschehen,
Allein ihr bosheit ist so gros,
Ihr willn gibt ihnen selbst den stoß.
[183] Der hirth sucht zwahr das best der schaffen,
Doch seind nur dise zu bestraffen,
Wan sie ohnwürdig aller huldt:
Sie seindt verlohrn: er ohne schuldt.
Die Adams schuld ich hier bezahle,
Weill ich ein Mittler bin für alle,
Bey meinem Vatter, und ein freindt
Der jenen die es würdig seindt.
Die also freund des Creuz sich zeigen
Und mit mir disen baum besteigen,
Denen, weill ich jezt scheiden mus
Gib ich den lezten abschidts kus.
1. HENCKERS KNECHT.
Nun weis ich nicht, was ab soll gehen.
Als ihn nur baldt am Creuz zu sehen.
Herunter also mit dem kleyd,

Die 3 andere.
Sie reißen ihm das kleyd von dem leib.

Nur her, das ist die lezte freyd.
2. HENCKERS KNECHT.
Wie? nicht so grob: gedenckt ein wenig,
Das er der große Judenkönig.
3. HENCKERS KNECHT.
Secht, wie allhier in purpur steht
Sein so zerfezte Mayestett.
4. HENCKERS KNECHT.
Nun tritt herbey nach dein Verlangen
Auf den verdienten Thron zu prangen.
CHRISTUS.
Ja ja mein Creuz ganz williglich
Mit beyden handt umarm ich dich.
Sey mir zu tausendtmahl willkommen,
Weill ich mir also vorgenommen
Durch dich, wie alle weldt wird sehn
In meine glori einzugehn.
Ich kan dich wohl mein ruh bett nennen,
Nach dem mich so lang thatte sennen.
Da ich schon 33 jahr
In stätter sorg ermiedet war.
[184] Nun wollen wür das werkh vollenden,
Zu dem mich thatt mein Vatter senden,
Du bist nunmehro mein Altar,
Und ich gib mich zum opfer dar.
Ich will mit meinen bluth und thränen,
Die ganze weldt mit gott versöhnen,
Durch mich wird selbe ausgelöst,
Weill sie bis her verpfändt gewest.

Er sezt sich auf das Creuz.

Mein Vatter! sech mich deinen wüllen
Bereiths auf disen Creuz erfüllen,
Ich stürb, und durch den todt bezahl
Den unklickhselgen Adams fahl.
NATHAN.
Nun bindet ihn an händt und füßen

Legen ihm strickh an, und ziehen daran.

Weill wür die glider strecken müssen.
JANUS.
Zieht Brüder, und mit nichten weicht,
Bis das ihr all das loch erreicht.
MOMUS.
Noch mehrer: sonders bey den armen
Laßt euch den böswicht nicht erbarmen.
COSMUS
hefftet ihn an das Creuz die rechte handt.
Cacus die linke.
Nun ist es recht, den hammer her!
CACUS.
Bey uns ist kein erbarmnuß mehr.
NATHAN.
Secht doch, wie disem armen tropfen,
In seinem leib das herz thuet klopfen.
HAUBTMANN.
Nun mus die angefangne pein
Schon bis zum endt vollzohen sein.
COSMUS.
Wür haben unsren streich vollendet,
NATHAN.
Euch dan zu denen füßen wendet.
JANUS.
Spannt selbe gleichfahls bis zum loch
[185]
MOMUS.
Ist nicht genug: ziecht, ziehet noch.
JANUS.
Genug jezt mir den schlägl reichet,
MOMUS.
Schlag bruder bis der hundt erbleichet.
NATHAN.
Ja wohl, er hat noch frischen muth
JANUS.
Jezt khüel ich mich an seinen bluth.
Nun ists geschehen:
HAUBTMANN.
Weill er im leben,
Greifft hurtig an ihn aufzuheben.

Sie wollen ihn aufheben.
4. Auftritt
Vierter auftritt
Der Schreiber Pilati mit etwelchen Soldaten zu denen Vorigen.

SCHREIBER.
Halt ein! es soll ein jeder lesen,
Wer diser große mann gewesen.
Pilatus gab mir das geschäfft,
Das an das Creuz den titul hefft.
Aus disen wird ein jeder sehen
Ob ihm wohl nach dem Recht geschehen.

Er hefftet den titul oben an das Creuz.
RABBI.
Es ist kein Zweifl: doch ist besser,
Und dises böswichts schmach noch größer,
Wan auch das ganze Volckh hier list,
Warumen er gecreuzigt ist.
SCHREIBER.
Nun fahret forth ihn zu erheben,
Die beyde schächer stellt darneben,
Wie euch des Urthels inhalt weißt,
Und nach gebühr vollziehen heist.
MOMUS
sie richten das Creuz auf.
Kommt also mit gesamten händen
Die schönste arbeith zu vollenden.
[186]
RABBI.
Sein angesicht khert nach der statt,
Damit er sie in augen hat.
Und sicht als könig aller orthen,
Wie man ihm unterthänig worden.
COSMUS.
Das Creuz nunmehro sinken laßt,
Weill es die gruben schon gefaßt.
AMOS.
Nun kan er thuen nach sein gefallen,
Wie er sich offtmahls pflegt zu brahlen,
Das, baldt er nur erhebt sein soll,
Er alles an sich ziehen woll.

Der Schreiber gehet ab.
HAUBTMANN.
Nun mus, wie Rechtens vorgenommen,
Die Reih auch an die Mörder kommen.
Macht nur geschwind, und saumet nicht,
Damit ein baldes endt geschicht.

Die henckers knecht hefften indessen die schächer an ihre Creuz, und stellen sie auch auf, doch also still, das die redende Personen nicht verhindert werden.
CACUS.
Sie werden sich glückhselig schäzen
Wan wür sie ihm zur seithen sezen.
Dan weill er sagt, er sey gott gleich,
So nimmt er sie mit in sein Reich.
CAIPHAS.
Wan du dan gottes sohn zu nennen,
Und auch vor disen zu erkennen,
So steige nun herab zu mir,
Zeig deine stärckh, so glauben wür.
NATHAN.
Nun kanst aus deiner Canzl lehren,
Wür werden dir mit lust zu hören,
RABBI.
Er leydt in ein so andren noth
Und ist ein tumer oxen gott.
AMOS
sicht eine Zeith den titl an.
Wie? les ich etwan recht, und sehe,
Was auf dem Creuz verzeichnet stehe?
[187] Was hat Pilatus hier gethan?
Das man ihm nicht gut heißen kan.
RABI
leset in der still.
Die schrifft gefahlt mir nicht, destwegen
Steht ihme zu, sie auszulegen.
Was ist, das hier geschriben steht,
Und euch so sehr zu herzen geht?
Ich will vom Pfleger diß nicht hoffen,
Das hier der Juden ehr getroffen,
JESUS NAZARENUS KÖNIG DER JUDEN.
O weith ist dise sach gefehlt,
Die uns nur schandt und spoth vorstellt,
Dan keinen König wür verehren
Als nur den Kayser unsren herren,
Ihr Amos, Rabbi, gehet hin,
Zum Pfleger, und befraget ihn,
Was dise wörther wollen sagen,
Die er am Creuz hat angeschlagen,
Sagt ihm beynebn, das dises blath
Vill uns zum Nachtheil in sich hat.
Daher thue unser bitt ergehen,
Es mechte durch ihn noch geschehen,
Das dise schrifft so uns beschwehrt
In kurzen nur verändret werd.
Die haubtsach könne dannoch bleiben,
Er mecht nur diß allein nicht schreiben,
Das der Mensch unser König sey,
Sondern er mächte sezen bey
Das er für den sich ausgegeben,
Und dan durch disß verwürkt das leben.
So man ihm auf der schedlstatt
Mit fug, und recht benommen hat.
AMOS.
Wür haben deinen willn vernommen,
RABBI.
Und eylen selben nachzukommen.
CAYPHAS.
Sobaldt ihr dises habt vollbracht,
Ist alles trefflich ausgemacht.

Gehen ab.
NB.
Die Juden, und Henckers knecht müssen mit Creuzigung der schacher bis hieher in ihrer arbeith beschäfftiget sein.
[188]
CACUS.
Nun ist die ganze sach geschehen,
Weill alle Creuz jezt aufrecht stehen.
NATHAN.
Es zeigt ein jeder seinen Mann,
Doch disem stehts am besten an.

Ad Christum.
COSMUS.
Wan einmahl ist der feindt geschlagen,
Sucht man ein beuth darvon zu tragen.
Wür haben zwahr allhier sein kleyd
Doch wem aus uns trifft dise beuth?
MOMUS.
Ich will, und kan so leichter maßen
Hier meinen theil nicht fahren lassen,
Ich hab so vill gethan als ihr
Sodan, was euch, gebührt auch mir.
JANUS.
Wür haben alle gleich gekämpfet
Und dises böswichts muth gedempfet.
So ist die beuth dan allgemein,
Und jeder mus befridigt sein.
CACUS
betrachtet den Rockh.
Wan wür dan wolln den Zanckh vermeyden,
So müssen wür den rockh zerschneiden,
Und diß zu thuen wär sünd, und schad,
Dan er hat niergendts eine naad.
NATHAN.
So ist kein mittl zu ersinnen,
Als durch das loos ihn zu gewinnen,
Wollt ihr dan sein von Zancken frey,
Se werfft darum:
ALLE 4.
Es bleibt darbey.

Sie breitten den Rockh auf der erden aus, und wirfflen darauf.
JANUS.
Laßt uns nur hier den rockh aus breitten,
Umb aufzuheben ferners streitten.
Hier seind die wirffl, werfft geschwindt,
Der mehrste dises kleyd gewinnt.
[189]
CACUS.
O glückh! o glükh! mich nicht betriege,
Und mich mit diser beuth begnüge, – – –

Er wirfft.
JANUS
lacht.
O wer nicht sicht der ist stockh blindt,
Du bist schon der nicht, der gewinnt

Ad Christum mit denen wirfflen in der handt.

Jezt lasse deine gottheit blicken,
Und thue den wirfflen augen schiken.
Ich meine das ich dise gaab
Umb dich gar wohl verdienet hab. – – –

Wirfft.

Virzehn ist schon gut getroffen,
COSMUS.
Was hab dan also ich zu hoffen – – –

Wirfft.

Achzehn augn der wirffl zeigt
Verhoff das glückh sey mir geneigt.
MOMUS
wirfft die wirffl hinweg.
Ich mächt darum mich nicht mehr scheren,
Der Rockh hat also seinen herren,
Wer soll nach disen fezen fragn?
Den ein so dummer lump getragn?
CHRISTUS.
O Vatter in dem himmels zinnen,
Ich bitte dich, verzeihe ihnen.
Vergibe ihnen ihre sindt,
Sie wissen nicht, wie sie erblindt.
HAUBTMANN.
Diß ist zu vill: nun mus ich brechen,
Und aus dem grund des herzens sprechen.
Man denkh, und rede, was man will,
Ich bleib bey dem, das ist zu vill.
Betrachte man, was er gelitten,
Wie haß, und neyd auf ihn gestritten.
Sech man nur seine wunden an,
Und zehl sie, wer sie zehlen kan.
Kunt wohl der grausamkeit beginnen
Ein größre Marter noch ersinnen?
[190] Als diser man im höchsten grad
Erlitten, und erdultet hat.
Da so vill ihm das zeignuß geben,
Das ohne schuldt sein ganzes leben,
Verlohr er doch kein worth zur Rach,
Da man ihm vor das Urthl sprach.
Ja mitten in den todtes schmerzen
Bitt er anjezt von ganzen herzen,
Vor seine feindt, und sorgt allein,
Das ihnen mecht verzihen sein.
Ein purer Mensch kan diß nicht üeben,
Kan seine Mörder so nicht lieben,
An dem sech ich was höchers an,
Der leyden, und verzeihen kan.
5. Auftritt
Fünffter auftritt
Rabbi, und Amos zu denen Vorigen.

RABBI.
Wür kommen ohn verrichter sachen,
Pilatus will kein ändrung machen,
Der Mann ist wahrlich so entrüst,
Das mit ihm kaum zu sprechen ist.
AMOS.
Was er geschriben, bleibt geschriben,
Bey disen schlus ist er gebliben,
Und sagte uns des eyfers voll,
Das man hier nichts mehr sprechen soll.
CAYPHAS.
Hat endlich so vill nicht zu sagen,
Wür können dises noch wohl wagen,
Weill, was ihn jezt so sehr entrist,
Der Urthl nun vollzohen ist.
NATHAN.
Wie? willst du noch vom Creuz nicht steigen?
Und uns allhier dein gottheit zeigen,
Sech doch, wie jedermann so harth
Auf dises wunderzeichen warth.
JESMAS
der lincke schächer.
Du thättest ja beständig sagen,
Du thuest die gottheit mit dir tragen,
[191] Bist Christus du der wahre gott,
So hilff dir, und uns aus der noth.
DISMAS.
Auch du mit denen Juden Rotten
Getrauest dir allhier zu spotten,
Und förchtest dir gar nicht vor Gott,
Der du zugleich verdammt zum todt?
Den todt wür billich habn verschuldet,
Den diser Man ohn schuld erdultet.
Er leydet, da er nichts gethan,
Und wür seindt gleichfahls schuld daran.
Herr dem allhier kein Macht benommen,
Gedenckh an mich, wan du wirst kommen
In jenes Reich von dem du bist,
Das ober denen sternen ist.
CHRISTUS.
Ich habe deine bitt erhöret,
Von nun an sey sie dir gewehret,
Heuth nach erlittnen todtes schweis
Wirst mit mir sein in Paradeys.
HAUBTMANN.
Nun gib ich glauben was er sagte:
Da ihm Pilatus kürzlich fragte,
Und er bekente ohne scheu,
Das von der weldt sein Reich nicht sey.
MARIA
trittet auf der rechten, und Joannes auf der linken seithen zum Creuz Christi.
O Jesu! du wirst ja indessen
Hier deiner Mutter nicht vergessen,
Die, weill man dir das leben nimmt,
In einen Meer der schmerzen schwimmt.
CHRISTUS.
Weib! den statt meiner ich benenne,
Joann vor deinen sohn erkenne.
Joannes! hör den willn von mir,
Sech gleichfahls deine Mutter hier.
AMOS.
Jezt ist das testament schon fertig,
Was ist man weithers noch gewärtig?
Das ist mir wohl ein armer gott,
Bey dem nichts als die liebe noth.
[192]
RABBI.
Wer soll an jene gottheit glauben,
Der kan der todt das leben rauben?
CHRISTUS.
Mich dürstet ohne unterlaß,
Ach! gebt mir doch zu trincken was.

Momus reicht ihm zu trinken.
CAYPHAS.
Man reiche ihm auf einer stangen
Was er noch thuet von uns verlangen,
MOMUS.
Drinckh essig, gall, und Mührren Wein
So komst bald ab der Marter pein.
Wie? ist dir schon der lust verschwunden?
Da du so großen durst empfunden?
NATHAN.
Er ringt schon würckhlich mit dem todt,
Und lechzet in der lezten Noth.
CHRISTUS.
Eloi! Eloi!
Mein gott! Warum hast mich verlassen?
RABBI.
Secht! er verzweiflet aller maßen.
Und rufft umb hilff Eliam an,
Weill er sich nicht mehr helffen kan.
AMOS.
Nun wolln wür sehen ob aus den Nöthen,
Elias komm ihn zu erötten.
CHRISTUS.
Alls ist nunmehr vollbracht, erfüllt,
Wohin des Vatters willn gezihlt.
CAYPHAS.
Ihr Juden hört wie er bekennet
Sein seel werd von dem leib getrennet.
Ob er sich gleich genennet gott,
So ringt er dannoch mit dem todt.
Und mus sein lasterfolles leben,
An dem verschmächten Creuz aufgeben,
CHRISTUS.
Nun Vatter ich in deine händt
Befehl mein geist, das lebens endt.

Christus neiget das haubt.

[193] Sibender Chor

[7. Betrachtung, 1. Vorstellung]
Der Schuzgeist mit denen seinigen. Der Schlus bleibt offen und der Schuzgeist fanget gleich in heraus gehen an mit erstaunen der Betrachtung an zu Reden.

Vorstellung


Christus an dem Creuz ist schon verschiden. Die Juden, und welche immer dem todt Christi zugegen waren stehen herum, und reden mit einander in der still. Einige aus ihnen höhnen, andere schlagen an die brust. Andere gehen darvon und unter disen auch Nicodemus und Joseph ab Arimathia.

DER SCHUZGEIST.
Hilff himmel wan du doch ein solche krafft besizest,
Mit der du dise weldt in ihrem standt beschüzest.
Doch was? Du kanst nicht mehr, du leydest selbsten noth,
Dan Jesus, deine stärkh, der ist schon würckhlich todt.
Weinn, was nur weinen kan, dan Jesus hat sein leben
Nunmehro in die händt des Vatters aufgegeben.
Ach! Jesus ist erbleicht: und wer hat schuld daran?
Wie? sinder! weine nur, dan du bist jener Mann.
Du, und dein sinden greul hat ihn ans Creuz geschlagen,
Frag dein gewissen nur, es wirdt dirs selbsten sagen.
Vergieße zäher bäch weill du die Ursach bist,
Wan doch dein sindigs herz kein harter felsen ist.
Er starbe zwahr aus lieb, doch eines thätt ihn schmerzen,
(Nimm sinder dises wohl, nimm dises wohl zu herzen)
Das nemblich all sein Müh, all marter, schweis, und pein,
An villen werd umsonst, und meist verlohren sein.
Du bist es sinder! du, den diser schmerz betroffen,
Weill wie es scheint, von dir kein besserung zu hoffen.
Weill du noch immerhin nach deinen willen lebst,
Und dem erworbnen heyl so sträfflich widerstrebst.
Weill du so vill an dir, mit immer neuen sinden,
Aufs neue Jesum thuest an disen Creuz blockh binden.
Weill du so gar verblendt ganz kein bedenken tragst,
Und ihn ohn unterlaß vermehrte wunden schlagst.
Bedenkh, o sinder! diß, und faß es tieff zu sinnen,
Du kanst dir selbsten dich, wan du willst, abgewinnen.
Sech! Jesus ist schon todt: vor dich stirbt selbsten Gott,
Was willst ihm mehr betrübn:
ALLE.
Sech! JESUS ist schon todt.

Gehen ab.

8. Akt

1. Auftritt
Erster auftritt
Haubtmann. Cayphas. Annas. Simon. leprosus: Samuel.

HAUBTMANN
als wan er aus tieffen gedancken erwachte.
Nein, ich kan weis nicht schwarz mehr nennen,
Und mus die wahrheit Clar erkennen,
Das diser Mensch fürwahr gerecht,
Und stamm aus höcheren geschlecht.
Wer reiff betracht sein ganzes weesen,
Der mus aus dem was göttlichs lesen,
Ja nur sein wunder voller todt
Zeigt sattsamm das er mensch, und gott.
Dan sagt, in wessen Vatters händen
Thatt er sein lezten geist hinsenden?
Als nur zu dem der ihm gesandt
Von dem beglickten himmels landt?
Sein leben war, und auch sein sterben
Der menschen heyl nur zu erberben,
Diß hat er, wie ihr selbst gehört
Durch seine lezte bitt gelehrt.
Ihr raubet ihm sein theures leben,
Er bittet vor euch umb Vergeben.
Ihr seyt sein höchst geschworne feindt.
Und er stirbt doch als euer freindt.
Ihr habt auf ihn nichts als gescholten,
Er hat es stätts mit lieb vergolten.
Ihr habt ihm stätts verdammt, verflucht,
Und er hat euer Bests gesucht.
Wer in erwegung diser sachen
Muß disen schlus nicht bey sich machen,
Der so vor euch da hangt entblößt,
Sey mehrer als ein mensch gewest?
CAYPHAS.
Du magst nun was du willst gedenken,
Must du doch unser thun nicht kränken,
Wür führten offentliche klagn,
Die ihn an dises Creuz geschlagn.
[195]
ANNAS.
Du thuest Pilato widerstreben,
Der ihm zu creuzign übergeben,
Glaub nur, das er ein solcher mann,
Der sich vor dir beschüzen kan.
HAUBTMANN.
Pilatus wird sich selbst beklagen,
Das ihr ihn zwungen ja zu sagen.
Da er euch eurer mord begirdt
Noch sattsam überzeigen wird.

Innenher geschicht ein entsezlicher tumult, es sausen die wünd, es fallen die stein über einander.
etc.

Und secht die Rach die kommet eben,
Was will diß krachen? dises beben?
Die schnelle wuth der Element?
Die Zeichen an dem firmament?

Es blizt.

Wer sichet nicht aus disem feuer
Der grösten laster ungeheuer?
Die ihr an disen Mann verüebt,
Der euch doch bis im todt geliebt?

Ad Christum.

Weill ich dich nicht gewust zu schäzen
Will ich durch glaub, und lieb ersezen,
O herr! was ich dir leyds gethan,
Und nicht genug bereuen kan.
SIMON LEPROSUS
gehet heraus.
Was steht ihr hier? im templ eylet,
Allwo der Vorhang sich getheilet,
Von oben bis ans unterst endt,
Ohn das ein handt was angewendt.
Die Mauren seind durchaus erschüttet,
Das Volckh umb hilff zum himmel bittet.
Alls ist verzagt, und schröken voll,
Weis nicht, wohin es flichten soll.
Die erdt zertheilet sich in grüfften,
Die stein zerspalten sich in klüfften,
Die ganz Natur mit einem worth,
Entsezet sich ab euren mordt.
Es schreyt der meiste theil ihr hättet
Den wahren gottes sohn getödtet,
[196] Weill, was nun die Verwirrung üebt
Im dessen Clare Zeignuß giebt.
SAMUEL
gehet heraus.
Hilff himmel! was würd es noch werden,
Die todte kommen aus der erden,
Da sie von ihren grab erstehn,
Und heulendt durch die straßen gehn.
Ach! wie vill unheyl ist vorhanden,
Das nur aus euren neyd entstanden,
Und secht! Sie kommen würkhlich an,
Hört: euch geht ihr betrübnuß an.
2. Auftritt
Anderter auftritt
Die Verstorbene aus denen gräberen.

Wie? geht die weldt zu grund?

Ein große trauer aller orthen

Ist auf einmahl verspiret worden.

Trang durch die finster erd hinab,

Heißt uns verlassen Ruh, und grab.

In diser trieben stundt

Wie? geht die weldt zu grund?


Wie? leydet gott gewalt?

Mus wohl der schöpfer sein verlezet,

Das sich die ganz Natur entsezet?

Es scheint ja selbst das firmament,

Als wan schon wär ihr leztes endt.

Wo alls zusammen fallt:

Wie? leydet gott gewalt?


Was mag wohl ursach sein?

Das sonn, und mondt ob eurer erden,

Zu gleicher zeit verfinstert werden,

Ist diser, der am Creuz hier todt,

So ist er ohne zweifl gott.

Bildt euch nur kräfftig ein,

Das mus die Ursach sein.


Ein jedes Element.

Gibt ihre trauer zu erkennen,

Und weiset euch zur reu, und thrännen,

[197] Dan weill ihr disen mordt verüebt,

Und doch euch darum nicht betrüebt

So klagt zu disem endt

Ein jedes Element.


Glaubt nur, er war gerecht.

Dan wasser, feuer, lufft, und erden

Die mießen ihm zu zeigen werden,

Das er unschuldig, und durch lüst,

Von euch ans Creuz gehefftet ist,

Ob ihr gleich widersprecht,

So war er doch gerecht.


Weh euch! gott ist ergrimmt.

Nun ist erfüllt die maß der sinden,

Wür gehen dises zu verkinden.

Weh jenem so verstockten herz,

Das härter bleibt als stein und Erz,

Die straff ist schon bestimmt,

Weh euch! gott ist ergrimmt.


Gehen ab.

SAMUEL.
O herr! du weist, wie ich gesinnet,
Du weist, was meine brust beginnet,
Du weißt ich hab kein schuld daran,
Das man dir so vill leyds gethan.
Ich gehe nun, und will in thrennen,
Die Bosheit jeder sind erkennen,
Weill du den allzu schwären last
Destwegn auf dich genommen hast.

Gehet ab.
SIMON LEPROSUS.
Ihr könnt euch was ihr wollt gedenken,
Ich will mich in das leyd versencken,
Weill gottes sohn durch euer list
So unverdient mißhandlet ist.
Ich will im glauben, und im lieben
Mich führohin beständig üeben
Damit ich dir, o herr! getrey
Und vor dein wohlthatt dankhbar sey.

Gehet ab.
HAUBTMANN.
Ihr seydt verstockt, von gott verlassen,
Könnt in der blindtheit euch nicht fassen,
[198] Seydt zu bereuen nicht im standt
Was doch der ganzen weldt bekant.
CAYPHAS.
Warum hat er dan stätts geschwigen,
Und last die klagen auf sich ligen?
Wan er, wie ihr vermeint so gar
Unschuldig ohn Verbrechen war.
ANNAS.
Glaub mir durch dise blendereyen,
Wird uns gewis sein todt nicht reuen,
Weill öffters ihm mit Rhat, und thatt,
Der Belzebub geholffen hat.
AMOS.
Er will nach seinen todt auf erden
Vor den noch angesehen werden,
Den er in leben hat gespillt,
Weill er nach unsren reich gezihlt.
ACHALÄUS.
Hier ist kein worth streiit lang zu fihren,
Weill keine zeit mehr zu verlihren,
Dan morgen geht der festag ein,
An dem kein leich am Creuz darff sein.
CAYPHAS.
Diß mues nach recht Pilatus wissen,
Sey also du der sach beflissen.
Und sag, das er befehlen woll
Das man sie baldt begraben soll.
HAUBTMANN.
Vor Jesum darfft ihr euch nicht kränken,
Und dise sorg den freinden schenken,
Weill ihnen dise ehr begürdt
Pilatus nicht versagen wird.

Zu denen Henkersknechten.

Ihr fahret forth in euren pflichten
Die mörder vollendts hinzurichten,
Indessen wird man schon Verstehn
Was mit den Cörpern soll geschehn.
MOMUS
zu dem rechten schächer.
Du wirst ja wohl mit fluch und schelten
Mir meine arbeith nicht vergelten,
[199] Dieweill ich dir die straßen weis
In das versprochne Paradeys.
JANUS
zerschlagt ihm die glider.
Heb nur frisch auf, und schlag starckh nider!
Zerquetsche ihm nur alle glider.
Schlag zu! schlag alle pein entzwey
So weißt er was das morden sey.
CACUS
zum linkhen schächer.
An dir ist aber gar kein zweifl,
Es werd der matt, und arme teuffl,
Sich auf das osterfest zu labn
Ein gut, und fetten brathen habn.

Zerschlagt ihm gleich fahls die glider.
COSMUS.
Nur tapfer zu bey disen krachen,
Tun all ermordte seelen lachen,
Schlag zu, und sparr keine stärkh,
Gedenckh du thuest ein guttes werkh.
3. Auftritt
Dritter auftritt
Longinus zu denen Vorigen.

LONGINUS
Achaläus kommt mit ihm zurükh.
Wie? ist das Urtheil schon vollzohen?
NATHAN.
Dem ist kein böswicht mehr entflohen,
So hat Pilatus schon bestimmt
Das man sie von dem Creuz abnimmt.

Die 2 Schacher werden in der still herabgenommen und hinein gezohen.

Doch ist der Mittre auch verschiden,
HAUBTMANN.
Ja er entschlaffte sanfft in friden.
Und batte umb des Vatters gnad
Die doch kein feind Verdienet hat.
LONGINUS.
So darff man ihm die bein nicht brechen,
Ich will ihm in die seithen stechen,
Wer weist was sein vergoßnes bluth
Uns etwan annoch nuzen thuet: – – –

Er eröffnet Christo die seithen. Das bluth sprizet ihm, wie er vorgibt, in das aug: er trüknet sich ab.

[200] Das bluth ist noch so starckh geloffen,
Das es mein blindes aug getroffen. – – –
Wie? – großer gott – – Wie? – – glaub ich mir?
– – Wan disem also, hangt allhier
Der wahre gott: ich mus gestehen,
Das wunder, so an mir geschehen,
Diß aug, das schon lang blindt gewest,
Ist von der blindtheit aufgelest.
Bald diser so heyl same brunnen
Auf selbes ist herab gerunnen. – –
Ich sech so gut durch dise gaab,
Als ich jemahls gesehen hab.
Von euch ihr Juden, und auch heyden
Will ich nun mehro gänzlich scheiden,
Weill mich jezt schmerzet diser todt,
Weill ich an ihm erkenne gott.

Kniet nider.

O herr! wie du geheylt mich blinden,
So heyl mich auch von meinen sünden,
Bekam das aug durch dich den schein,
Wird ja das herz nicht minder sein.
Vergib, was ich so schwär gebrochen,
Du hast dich ja mit dem gerochen,
Das dise deine wunder gnad
Mich meines thuns beschämet hat.
Aus meinem aug kan man ersehen,
Wie unrecht dir o herr! geschehen,
Ist niemand sonst, werd ich allein
Ein Zeig, und ein Verkünter sein.
Ich werd mein bosheit stätts bereuen,
Umb dich dardurch zu benedeyen,
Weill du, wie ich nunmehr vergwißt,
Mein heil, und mein erlöser bist.
Es soll kein pein von dir mich trennen,
Ich werd dich meinen gott bekennen,
Wan der Tyrann des Rasens voll,
Auch mein bluth von mir fordern soll.
Durch diß mein bluth will ich bezeugn,
Das Christus mir, und ich im eigen,
Ich geh sodan wo mein begürdt

Stehet auf.

Mich hin zu meinem heylandt führt.

Gehet ab.
[201]
HAUBTMANN.
Ich kan mich hier nicht allermaßen
Vor wunder, und erstaunung fassen,
Weh Juden! euerem geschlecht,
Wan ihr euch selbst nicht widersprecht.

Gehet ab.
4. Auftritt
Vierter auftritt
Nicodemus. Joseph ab Arimathia. Maria. Magdalena zu denen Vorigen.

NICODEMUS.
Belieb euch Herr diß blath zu lesen,
HAUBTMANN.
Seydt ihr beym Pfleger schon gewesen?
JOSEPH
ab Arimathia.
Es wird euch nicht sein unbekant,
Das dises dessen eigne handt. – – –

Lißet in der still.

Was ihr gewollt, ist schon geschehen.

Zu denen Juden.

Ihr könnt nunmehr von hinnen gehen.
Weill, dise leicht wie mans begrabt,
Ihr euch nichts zu besorgen habt:

Die Juden gehen alle ab.
Zu Nicodemus und Joseph.

Was ihr mir hier gebracht zu handen,
Gibt, das man euch hat zugestanden,
Den leichnahm Christi; zeigt sodan
Wie vill die lieb noch würken kan.

Zu denen soldaten.

Ihr aber wachet stätts in waffen,
Umb etwan jene zu bestraffen,
So dises werckh der lezten ehrn
Zu kräncken noch gesinnet wärn.

Die Soldaten postiren sich etwas entfernet aller orthen wacht zu halten.

Nun könnt ihr eure freindtschaffts pflichten
Ohn alle hinternuß verrichten,
Es soll euch störren kein gewalt,
Wan einer gleich im hinterhalt.
NICODEMUS.
Wür seind der obsorg sehr verbunden,
Die wür nunmehr an dir gefunden.
[202] Und schreitten also zu der thatt,
So uns die pflicht gebotten hat.

Sie bereithen sich zur abnemmung.
MAGDALENA
welche schon ein zimliche zeith weinendt unter dem Creuz gekniet.
Ach! kunt ich hier bey deinen füßen
In einen thränen bach zerfließen.
O Jesu! o mein trost, und leben!
Kunt ich mit dir den geist aufgeben!
Ich fühl in mein gekränckten herzen
Ein solche lieb, ein solchen schmerzen,
Das ich von disen stunden an,
Ohn dich nicht länger leben kan.

Bringen eine leither.
JOSEPH
ab Arimathia.
Verzeihe! das wür deinen thränen
Nicht mehrer Raum gestatten können.
Weich nur, bis mit gesammter Macht
Wür ihn von Creuz herabgebracht.
MAGDALENA
küsset das Creuz.
O heyligs Creuz o Edler stammen,
Der in mir nährt die liebes flammen,
So hier nach ausgelöschter sindt
In mir mein heylandt angezindt.

Gehet hinweg zu Maria, und Johannes.
HAUBTMANN.
Wan euch ein Beyhilff ist vonnöthen,
Will ich sie geben ohngebetten,
Gleich sollen etlich männer gehn,
Die euch zu euren diensten stehen.
NICODEMUS.
Wür danken dir vor deinen willen,
Laß uns nur unsre pflicht erfüllen,

Sie nehmen ihn herunter.
JOSEPH.
Wer hefftig liebt, hat offt ein sterkh,
Die ihm erkleckt vor wunderwerkh.
HAUBTMANN.
Ich will sodan in euren lieben
Euch im geringsten nicht betrieben,
O herr! gib mir doch dise gnad,
Das dich mein herz so liebwerth hat.
[203] Ich weis, und reut mich mein Verfahren;
Da hätt ich sollen dich bewahren,
Da die verfluchte Juden Rott
Dich aufgesucht zu deinen todt.
Allein ich war, wie sie verblendet,
Und hab mit ihnen dich geschändet,
Weill ich noch damahls nicht erkannt
Zu welchem end zu warst gesandt.
Nun aber bin ich überwisen,
(Darum du auch von mir geprisen)
Das du der wahre Jesus bist,
So aller welt Erlöser ist.
MARIA
gleichsamm aus einer ohnmacht sich erhollend.
Wie? leb ich noch ohn meinen leben?
Wer wird mir solches wider geben?
Wer wird mir gebn mein göttlichs kind?
Das nun geschlachtet vor die sindt?
JOANNES.
Du weißt, o Mutter! sein Ver sprechen,
Wan wird der dritte tag anbrechen,
Wirst du mit größter herzens freyd
Ihn sehn in der Unsterblichkeit.
MARIA.
Ach! sein so marter volles sterben,
Thuet mich noch alles trosts enterben,
Weill ich der Juden ungebihr
Noch allzu sehr empfind in mir.
NICODEMUS.
Nun ist es allgemach geschehen,
MARIA
sezt sich unter das Creuz auf einen dahin gebrachten stockh.
Christus wird ihr in die schoos gelegt.
Ach laßt mich meinen Jesus sehen,
Kommt leget ihm in jene Schoos
Aus der das heil der weldt entsproß.
– – – –
Ich wardt gebenedeyet
Mit disem leib vor allen,
Nun aber mit mehr leyd
Als alle überfallen.
[204] Wie kan ich disen todt
Nach würdigkeit beklagen,
Da ihn als wahren gott
Neun Monath lang getragen.
Wohin mein aug sich wendt
Wird nirgendt was gefunden,
An haubt, an füß, und händt
An ganzen leib als wunden.
Ach nägl, ach! wie schwär
Wie harth habt ihr durchbrochen,
Die händt und füeß: o speer!
Wie tieff hast du gestochen.
Du öffnest zwahr die thür
Zu den schon todten herzen,
Dein wunden brachte mir
Doch wahren todtes schmerzen.
Sech mensch! sein eignes kindt
Ließ gott so grausamm würgen,
Weill er für deine sindt
Sich selbst gestellt zu bürgen.
Du großer sinden greul
Bist ursach aller wunden,
Du schießt die todtes pfeil
Die Jesus hat empfunden.
Du hast die schuld gemacht
Die er vor dich bezahlet,
Das dich die ewig nacht
Nicht einstens überfallet.
So hört ihr menschen dan
Des heylandts lezten willen,
Hört meine bitt auch an,
so würdig zu erfillen.
Ich bitt, durch all mein schmerz,
Durch alle seine wunden,
Durch mein betrübtes herz
Und schmerzens volle stunden.
Betrachtet seine lieb
Sein unaussprechlichs leyden,
Und wie ich mich betrüeb,
Tragt mitleyd mit uns Beyden.

Der schlus wird zugezohen.
5. Auftritt
[205] Fünffter auftritt
Annas. Cayphas. Nathan. Amos.
Wehrend diser Sceen wirdt innenher ein garten zu bereitet, in welchem das aus einem felsen ausgehauene grab Christi zu sehen.

ANNAS.
Ist wahr: es ist sehr vill geschehen,
Was noch kein menschlichs aug gesehen,
Doch hat es nicht den wahren schein,
Das er soll der Messias sein.
CAYPHAS.
Wer soll sich ab den Blendereyen
Mit unseren gesaz entzweyen?
Dan wan er der Messias wär,
So bleibte er bey unsrer lehr.
NATHAN.
Bey einmahl schon geschechnen sachen,
Mus man sich kein bedenken machen,
Messias hin, Messias her
Jezt ist er stum, und lebt nicht mehr.
AMOS.
Wan er von gott: wie soll man fassen,
Das ihm gott selbsten hat verlassen.
Wie er doch selbsten hat bezeigt,
Befor er hat das haubt geneigt.
CAYPHAS.
Ich halt davor, und habs gehalten,
Das alle wunder, und gestalten,
Nach seinen todt ein lährer dunst,
Und ein verblendte teuffls kunst.
ANNAS.
Diß kame mir auch stätts zu sinnen,
Dadurch das Volckh nur zu gewinnen,
Hat Belzebub den list erdacht,
Und so vill weesens angemacht.
Doch ist noch eins wohl zu erwegen,
An dem das ganze werckh gelegen,
Die erste noth war ungemein
Die lezt wird doch sonst erger sein.
Ihr wüßt, das er in seinen tagen
Den feinden pflegte vor zusagen,
[206] Das wan an unsren himmels Creis
Die sonn angeh ihr dritte Reis,
Woll er von todten auferstehen,
Und nacher Galliläen gehen,
Alldorten sollten sie ihn sehn,
Lebendig unter ihnen stehn.
ANNAS.
Nein, wan man es bedacht erwegt,
Hat ers mit ihnen angelegt.
Den Leichnahm aus dem grab zu tragen,
Und allenthalben auszusagen,
Er sey erstanden von dem todt,
Damit man ihn erst hielt vor gott.
Soll diser fund sodan gelingen,
Wie weith wurd er sein gottheit bringen?
Es wär firwahr in diser sach
All unser wüz, und mühe zu schwach.
CAYPHAS.
Es ist dem übl vorzubeugen,
Und diser list die spiz zu zeigen,
Bis an den 3ten sonnen schein
Mus dan das grab verwachet sein.
Laßt uns dan zu Pilatus gehen,
Umb kriegs knecht selben anzuflehen,
Von denen, wie man es begehrt,
Die grabstatt wohl verwachet werd.
ANNAS.
Er wird, und mus es zuerkennen,
Weill es ein billichkeit zu nennen,
Es ist schon Zeit, kommt nur geschwindt
Damit man baldt das Mittl findt.

Gehen ab.
6. Auftritt
Sechster auftritt
Joseph: ab Arimathia. Nicodemus. Maria. Joannes. Der Haubtmann. Der schlus wird eröffnet.

JOSEPH
ab Arimathia.
Diß grab, das ich mir thätte bauen
Und aus dem stein hier aus ließ hauen,
Das, wie sich leichtlich schließen last,
Noch keinen todten leib gefaßt.
[207] Diß grab, sprich ich will ich dem herren
Nunmehr zu seiner Ruh verehren,
Und wüntscht villmehr, das ich das lebn
Ihm statt dem grab könnt selbsten geben.
NICODEMUS.
Vor wür ihn in sein grabstatt legen,
Mus man an ihm die salbung pflegen,
Damit, was der gebrauch begehrt,
An seinen leib vollzohen werdt.
Ich will ihm dise Specereyen
Aus andacht vollem herzen weyhen,
Weill er, obwohlen nunmehr todt
Jedannoch ist mein herr, und gott.

Sie salben ihn.
MARIA.
Ja liebste freind er wird die ehren,
Wan sie auch noch so kostbahr wären
Euch schon belohnen in der zeit,
Wo keine quall mehr, und kein Leydt.
JOHANN.
Die nachweldt soll von disen gaaben
Aus mir ein stätte Zeignuß haben,
Damit ein so bewerthe thatt
Ein ewigs lob, und denkmahl hat.
JOSEPH
ab Arimathia.
Nun ist nach schon geschechnen sachen
Die leich in leinwath einzumachen,
Sech, dise wirdt schon dienlich sein,
Weil sie noch unbefleckt, und rein.
NICODEMUS.
Das soll auch nach gebühr geschehen,

Sie wiklen ihne ein.
MARIA.
Ach lasset mich noch einmahl sehen,
Den jenen, so ich euch ins grab
Gebohrn, und auferzohen hab.
Ach liebster Jesu! sohn der schmerzen,
Du weißt, wie mir nunmehr zu herzen.
Du weißt wie mich diß scheiden quellt
Das gleich sam mich mit dir entseelt.
Doch geh nur hin, geh hin mein leben,
Thue dich zu jener Ruh begeben,
[208] So dir bey drey und dreyßig jahr
Nie von der weldt vergonnet war.

Sie legen ihn in das grab.

Ich traure zwahr von dir verlassen,
Gleich einen weisel auf der straßen,
Weill alles mir ein einödt ist,
Wo du nicht mehr o Jesu bist.
JOANNES.
Mein Mutter (laß dich also nennen)
Und thue mich deinen sohn erkennen,
Weill dises auf dem Creuz Altar
Bereiths sein lezter willen war.
Thue dich doch nicht so sehr betrüeben,
Ich will, und werd dich also lieben,
Das du noch selbsten sollst gestehn,
Du kanst dich nicht verlassen sehn.
HAUBTMANN.
Nun mehr verzeicht, das ich mit sprechen
Mus eure klagen unterbrechen,
Glaubt, liebste freind! das meine Reu
Und auch mein schmerz nicht minder sey.

Ad Mariam.

Dich schmerzt ein sohn, den du geliebet,
Mich schmerzet gott, den ich betrübet.
Du leydest, weill du Mutter bist,
Ich weill mein blindtheit ursach ist.
Du weinst, und bist doch voll der gnaden,
Ich, weill ich mit der sindt beladen.
Dein leyd kommt nur von lieben her,
Mir aber fahlt es doppelt schwär.
Doch ruffen mich jezt meine pflichten,
Pilato alles zu berichten,
Leb wohl! o Frau! ich gech von dir:
Doch bleib ich in gedancken hier.
NICODEMUS.
Wür seind dir alle höchst verbunden,
Das wür die sicherheit gefunden,
Worbey nach unsren wuntsch und Rhat,
Wür dise leich zur erdt bestatt.

Der Haubtmann gehet ab mit seinen soldaten.
JOSEPH
ab Arimathia.
Nun hilfft kein quall mehr, und kein leyden,
Man mus sich mit der hoffnung weyden,
[209] Es werdt zu seiner Zeith geschehn,
Das er von todt wirdt auferstehn.

Ad Mariam.

Indessen stille mein Verlangen
Da schon der Sabbath eingegangen,
Komm mit mir in mein haus herein,
Und laß es dir zu diensten sein.
MARIA.
Ich geh weill schon die nacht antringet,
Und mich von diser grabstatt zwinget,
O gott! du weist mein herzen leyd,
Mit welchen ich von danen scheid.

Zu denen anderen frauen.

Bey euch will ich kein auf bruch machen,
Ihr könnt nach euren willn hier wachen,
Nemmt euch, und eure pflicht in acht,
Ich geh, mein Jesu! gutte nacht.

Gehet ab mit Joseph: ab Arimathia: und Joanne.
MAGDALENA.
Komm stille nacht mit deinen sternen,
Bey dir will ich das weinen lehrnen,
Dein tau so tringt zur erd hinein,
Soll meiner thrennen Muster sein.
So lang will ich die Zäher pressen,
Bis sie die Wangen durch gefressen,
Damit mein gott ein merckhmahl findt,
Wie sehr mich schmerzet meine sindt.
Mein sind die ihn gebracht zum sterben,
Damit er mir thätt gnad erwerben.
Mein sindt, vor die er gnug gethan,
Damit ich ihn nur lieben kan.
MARIA SALOME.
So leyd als lieb bringt meinem herzen
Bey disem grab ein gleichen schmerzen,
Ich klag ihn wegen seinen todt,
Ich lieb ihn, weilen er mein gott.
O harter stein! laß dich erweichen,
Damit die thränen zu der leichen
Durchtringen, und noch in dem grab
Ihm seine wundtmahl waschen ab.
MARIA JACOBE.
O Jesu! der du von den todten
So villen aufzustehn gebotten,
[210] Wie komts das du selbst mit gewalt
Die schulden der Natur bezahlt?
Du woltest nemlich uns dein leben
Durch disen hintritt übergeben,
Du stirbst, und stürbest wunden voll,
Damit der Mensch nur leben soll.
NICODEMUS.
Genug des klagens, liebste frauen!
Wür wollen nun auf Hoffnung bauen,
Und mit gedult was er verspricht
Erwarthen, und mit Zuversicht.
Wan jener tag ist angebrochen,
In dem er uns sich hat versprochen,
Wird allem leyd ein endt gemacht,
ALLE.
Indessen Jesu! gutte nacht.

Wird zugezohen.
7. Auftritt
Sibender auftritt
Pilatus. Cayphas. Annas. Der Haubtmann.

PILATUS.
Ja ja, der schlus ist leicht zu machen,
Das euch nicht wohl bey euren sachen,
Wer sein gewissen hat zum feind,
Der ist des argwohns bester freindt.
CAYPHAS.
Wo es an seinen grund nicht fehlet,
Da ist der argwohn wohl bestellet,
Da trachtet er zu seinen zihl,
Weill er vorsichtig handlen will.
PILATUS
zu dem Haubtmann, der mit denen Soldaten hervor tritt.
Kommst eben recht: hör ihr begehren,
Das ich zum abschidt will gewehren,
Vier Mann gib ihnen, die sie wolln,
Das sie das grab verwachen solln.
HAUBTMANN.
Weill dein Befehl dahinn thuet gehen,
So sollen sie zu diensten stehen.

Ziecht 4 Mann heraus.

[211] Hier seindt 4 Männer zu der wacht,
Auf die ihr euch die Rechnung macht.
ANNAS.
Wür nemmen sie in soldt, und pflichten,
Mithin seind sie diß zu verrichten
Verbunden, was von ihrer treu
Sie wissen, das uns angnemm sey.
PILATUS.
Ja, keiner soll sich unter stehen
Von euren willen abzugehen,
Befehlet ihnen, wie ihr wollt,
Sie stehen in eurer pflicht, und soldt.

Die Juden gehen ab mit denen 4 soldaten.

Ach! das sie doch mit neuen klagen
Mich so beschwerlich nicht mehr plagen,
Sie bringen mich so weith daran,
Das ich sie nicht mehr hören kan.
Sag du villmehr, was an den sachen,
Die man so wundervoll will machen,
Und sich ereignet allerseiths
Da er gestorben an dem Creuz?
HAUBTMANN.
Man kunte dir so vill nicht sagen,
Als sich noch mehrers zugetragen,
Longinus sollte ja allein
Ein wahrer zeug der wunder sein.
Ich meines orths bereu mit thrennen
Das ich so unverschamt den jenen
Veracht, gelästert, und gespott,
Der doch mein wahrer herr, und gott.
PILATUS.
Genug: Man hat mich ja gezwungen
Und dises Urtheil aufgetrungen,
Ich muste sprechen wider willn.
Wollt ich doch ihre aufruhr stilln.
Ich kunt aus seinen thun und lassen
Niemahlen ein Verbrechen fassen,
Ich thatt an ihm, was ich nicht sollt,
Weill es die Juden so gewollt.
Man thatt mir mit dem Kayser trohen,
Damit ich dessen grimm entflohen,
Hab ich auf das, was sie beklagt
Das Urtheil ihnen zugesagt.
[212]
HAUBTMANN.
Indessen hat doch der gelitten,
Vor den die Unschuld stätts gestritten,
O gott! und ich war auch so blindt,
Verzeihe mir doch meine sindt.
PILATUS.
Auch ich bereu mein übereylen,
Und thue mit dir den schmerzen theilen,
Weill mein Verfahrn des Kaysers gnad
Aufs höchst dardurch beleydigt hat.
Er wird mein urtheil stätts verfluchen,
Und selbes zu bestraffen suchen,
Weill er nur auf das laster blüzt,
Hingegen stätts die unschuld schüzt.
HAUBTMANN.
Des Kaysers zorn in disen sachen,
Thuet mir gar keine sorgen machen,
Wan nur, das ich mit gott versöhnt
Mir sicherlich versprechen könnt.
PILATUS.
Pilate! wie wirds dir ergehen,
Wan du dich wirst in ungnad sehen,
Wan dich zur Rächenschafft begehrt
Dein Kayser, der dich so beehrt?
Wo wirst du eine aus flucht nemmen?
Wie wirst du seine Rach keull hemmen?
Dein ambt wird dir vor deinen lohn
Gereichen nur zum spoth, und hohn.
Wo wirst du sein ein hausgenossen,
Wan du ins ellendt bist verstoßen?
Wo hast sodan ein sichres tach,
In deinem gramm, und ohngemach?
Pilate! ach was sorg, und schaden,
Hast du dir auf den hals geladen!
HAUBTMANN.
Verfolgt mich gleich des Kaysers wuth,
Bleibst du doch gott mein höchstes gut.
Mein Jesu! ja es ist beschlossen,
Hast du vor mich dein bluth vergossen,
Will ich dem Mord nicht widerstreben,
Auch meines dir zur Zeugnuß geben.
PILATUS.
Mich unglickseeligsten auf erden!
[213]
HAUBTMANN.
Ich will im himmel glickhlich werden.
Mein leben soll sein ein stätte bus!
PILATUS.
Ach kayser! Ach Tiberius!

Der Haubtmann gehet auf einer Pilatus auf der anderen hinein.
8. Auftritt
Achter auftritt
Lucifer. Der todt. Die Sündt. Acharot. Belial. Belzebub. Sathan. Andere höllische geister.
Der schlus wirdt aufgezogen in der hollen, allwo Lucifer an einen feyrigen thron angeschmidet.

BELIAL.
Thatt nicht in euren ohren klingen,
Was man thatt in der Vorhöll singen,
Ehr, lob, und Preis dem ewign worth!
Das Uns erlöst aus disem orth?
ACHAROTH.
Ich hab es freylich auch vernommen,
Kan dannoch auf den grund nicht kommen.
Warum auf ein so langes leyd
Auf einmahl ein so große freyd?
BEELZEBUB.
Nun ist es umb die höll geschehen,
Ich hab es leyder selbst gesehen,
Wie Christus, der uns so beschwehrt
Die ganze Vorhöll ausgelehrt.
Die Patriarchen, und Propheten
Die stätts auf ihne hoffen thätten,
Der alten Vätter große schaar
Der Christus ihr Verlangen war.
Ja was nur immer unterdessen
Nach ihren todt diß orth besessen
Diß alles folgte ganz getröst,
Dem siger, der sie hat erlöst.
BELIAL.
Wür hörten sie mit vollen Reihen
Gott den Erlöser Benedeyen,
[214] So zeuget sich schon in der thatt,
Was diß gesang betroffen hat.
ACHEROT.
Weh uns! wan der am Creuz gestorben,
Umb was wür uns so sehr beworben,
Der wahre gottes sohn gewest,
So durch sein todt die weldt erlöst.
SATAN.
Hier ist kein Zweifl mehr zu finden,
Wer kan die höll sonst überwinden?
Als der von gott ist auserkhorn
Und dem die allmacht angebohrn?
BELZEBUB.
Weh! Wech! wie hat es uns mißlungen?
Nun ist die ganze höll bezwungen,
Da Christus endlich obgesigt,
Und alles in den feßlen ligt.
ALLE.
Ach weh! ach weh!
LUCIFER.
Nun ist vergebens
Ich bin verdrossen meines lebens
Und mus doch leben in der pein,
Auf ewig hier gebunden sein.
Der, so am Creuz das lebn beschlossen,
Hat vor die weldt sein bluth vergossen,
Gab ihr das lebn durch seinen todt,
Und war der eingefleischte gott.
Der hat die sigs balm sich erbeutet,
Sie in der höll auch ausgebreittet,
Der zwunge mich die bandt zu tragn,
Da er mich auf das haubt geschlagn.
Ich hab ein niderlag erlitten,
Die mir mein ganze macht beschnitten,
Und bin ein hund, der jedermann
Zwahr anbelln, doch nicht beißen kan,
SÜND.
Auch mir ist alle hilff gestuzet,
Die dir zu vor so vill genuzet,
Da Christus diser wundersmann
Vor alle finden gnug gethan.
[215] Ich kan zwahr den, der will, beflecken,
Doch leb ich stätts in forcht und schreken,
Ob ich nicht durch des sinders bus
Zu deinem Nachtheil weichen mus.
TODT.
Wie ville beuth hab ich erworben,
So hier auf ewig ist gestorben,
Nun, weill ich hier in feßlen lig,
Heißt es, o todt! wo ist dein sig?
Ich kan zwahr noch die leiber tödten,
Doch kan die seel sich ewig retten,
Wan sie nur würket mit der gnad
So Christus ihr verdienet hat.
LUCIFER.
Die jene siz, so wür verlassen
Wird nun der Menschen anzahl fassen.
Sie herschen in dem himmels saal,
Wür seind verdamt zur höllen quall.
Sie seindt erhöcht zu ewign freyden,
Wür seindt gestürzt ins ewig leyden,
Sie gehn in offnen himmel ein,
Uns mus die höll geschlossen sein.
Die höll, so in verfloßnen Zeithen
Ihr Macht thätt in der weldt ausbreitten.
Wo alls so wohl mit herz als mundt.
Stätts unter ihren fahnen stundt.
Die höll mit ihrem ungewitter,
Das uns anjezo noch so bitter,
Weill mir nunmehr so viller freindt
Beraubt, und also trostlos seindt.
Die höll, wo ich auf dises sigen,
Anjezo mus geschlossen ligen,
Wo alle Marter mich bestreitt,
Bis in die lange ewigkeit.
Jedoch es ist jezt schon geschehen,
Diß hätt ich mir nicht vorgesehen,
Das der, den mann zum Creuz verdammt,
Von großen gott dem Vatter stammt.
Schlagt also, schlagt ihr höllen flammen
Schlagt ober meinem haubt zu sammen,
Kommt schwefl-bäch komt frost, und hiz,
Kommt finsternußen, donner, bliz,
Kommt schlangen, nattern, höllen geyer,
Vermehrt die peinen in dem feyer.
[216] Quallt, martert alles, was allhier
In ewigkeit verdamt mit mir.
Wür können keinen trost mehr suchen,
Wür können nichts als gott verfluchen,
Der sich auf ewig von uns wendt.
ALLE.
Ach weh. Ach weh! weh ohne endt!

Wirdt zu geschlossen, und eylendts das grab Christi in dem garten zu bereitet.

Achter Chor

[8. Betrachtung, 1. Vorstellung]
Der Schuzgeist mit seinem gefolg.
:NB:
Die auferstehung wirdt allhier nicht leblos vorgestellt, sondern geschihet würckhlich. Nemblich das grab ist eröffnet, sobald man den schlus aufziehet. Der stein ligt mit einem theil auf der erden, und mit dem anderen hangt er an dem ranfft des grabs. Christus mit dem osterfahnen kommet aus dem grab in die hoche herauf, welches durch eine Machine zu verrichten. Es kunte am fieglichisten durch 2 winden, wie man die beladene wägen aufschraufft geschehen. Der Erstandene heylandt solle auch mit einen glanz vollig umgeben sein, welcher von sogenannten rausch goldt zu machen. Die 4 Soldaten ligen vor dem grab einer schlafft, der andere ligt auf denen knien schauet in die höhe, und streckt die händt auseinander. Der dritte haltet die eine handt vor die augen, als wan ihm der glanz blendete. Schauet doch in die höch. Der 4te wischet die augen aus, als wan er vor schlaff nicht recht sehen kunte.

SCHUZGEIST.
Sag an, o sinder! sag, wie ist dir nun zu herzen,
Empfindest annoch nicht ein wahre Reu und schmerzen?
Ists möglich das du noch nur zu der sind geneigt,
Da dir doch gott zum heyl so lieb als schroken zeigt.
Du hast gesechn, wie er sein dir verpfendtes leben
Am hochen stamm des Creuz so liebreich hergegeben.
Damit er dich, der du ein Sclav der höll gewest,
Nur dir zum nuzen von dem ewign todt erlöst.
Wirst du wohl dise gnad gleichsam mit füßen tretten,
Willst dich nicht von dem fahl, mit seiner gnadt errötten?
Wie? fangst nicht ihm zu liebn ein neues leben an?
Da dein Erlöser dir doch so vill guts gethan?
Nein: diß wär unerhört – du wirst dich endlich finden,
Dan das Creuz Christi hilfft dir alles überwünden.
[217] Die höll ist selbst besigt, und ist dein unterthan,
So wider deinen willn dich nicht besigen kan.
Freywillig wirst du ja dein heil nicht selbst verkauffen,
Freywillig wirst du nicht der höll entgegen lauffen?
Wan dises, hast du dich schon von der sind getrennt,
Und ist auch Christi bluth an dir wohl angewendt.
Leg dan die trauer ab: bereithe dich zu freyden,
So er hat ihm und dir erworbn durch Creuz, und Leyden.
Erfreye dich mit ihm ab seinen hellen sig,
Und ihm als deinem gott zu seinen füßen lig.

Hier wird aufgezohen, geschihet ein getös, und folget die auferstehung. Wie oben etc.

Secht! mit was großer Mayestätt
Er von den todten aufersteht.
Secht wie die wächter hier erschricken,
Da sie den schein und glanz erbliken,
Wie sie ab disen sonnen strallen
Verblendt, verwirrt zur erden fallen,
Secht mit was großer Mayestet
Er von den todten aufersteht.
Kanst du bey disen auferstehen
Wohl den gloreichen leib ansehen,
Ohn das dein herz die flamm empfindet?
Die seine lieb in dir entzindet?
Mir sagt dein danckbahrkeit, und pflicht,
Nein sinder! nein diß kanst du nicht.
ZUE.
Was ist sodan zu thun? du must nun in dich gehen,
Und ewenfahls mit ihm von todten auferstehen.
Von todten sag ich dir, weill deine missethatt
Die du so schwär verübt dein seel getödtet hat.
Du ligst in sinden lust, gleich in dem schlaff begraben
Willst du dan einen theil an diser Urständt haben,
So geh! entreiße dich der schon gemeßnen straff,
Und stehe eylendts auf von deinen sünden schlaff.
ALLE.
O sinder! stehe auf von deinem sinden schlaff.

Gehen ab.

9. Akt

1. Auftritt
Erster auftritt
Die 4 Soldatten.
Der Schlus wird aufgezohen. Das grab stehet eröffnet etc. etc. als wan sie von dem schlaff und schröcken nach und nach zu sich kommeten.

JANUS.
Wo bin ich? bin ich noch bey leben
MOMUS.
Was hat sich bruder! doch begeben?
JANUS.
Ich bin vor schröcken außer mir
CACUS.
Seind wür wohl alle 4 noch hier?
COSMUS.
Was ists?
CACUS.
Zeit ist es aufzustehen,
JANUS.
Habt ihr auch diß, was ich gesehen?
MOMUS.
Mir ist recht übl bey der sach,
COSMUS.
Ich weis nicht traum ich oder wach?
JANUS
stehet auf, und sicht in das grab hinein.
Ja, es ist in der thatt geschehen
Ach, brüder! wie wirds uns ergehen?
Das offne grab, das sehen wür,
Doch sehen wür kein leich mehr hier.
MOMUS.
Wer hat sie dan hinweg getragen?
CACUS.
Ich hab geschlaffen, kunts nicht sagen.
JANUS.
Doch dise stund traff dich das loos
CACUS.
Vergebt, der schlaff war allzugros.
[219]
MOMUS.
Ein wunder ding! das grab ist offen,
Selbst ist er wahrlich nicht entloffen,
Der blunder, und sein Mutter Rath
Wer uns die leich entzohen hat.
CACUS
schauet in das grab.
Indessen ist kein leib vorhanden,
JANUS.
Villeicht ist er vom grab erstanden,
Wie er nach allgemeiner sag
Versprochen auf den dritten tag.
Ein krachen thatt mit solchen schrecken
Mich aus dem tieffen schlaff erweken,
Das es empfandt ein jedes glid
Weill sich die ganze erd erschütt.
Ich sach darauf, und schlaffte nimmer
Hier umb das grab ein solchen schimmer,
Das ich vor hefftigkeit der stralln
Erstaunungs voll zur erd gefallen.
COSMUS.
Du redest so, wie mir gewesen,
Und thuest mir meinen traum auflesen,
Wan es doch nur ein traumen war,
Was ich jetzt in der thatt erfahr.
MOMUS.
Mir war wohl auch bey disen krachen,
Als thätt ich von dem schlaff erwachen.
Und secht ein unersechnen schein
Jedoch ich schlieff gleich widrum ein.
CACUS.
Mehr Zeignusß ist nicht zu verlangen,
Die urständt ist vor sich gegangen,
Als das, was ihr könnt wahrhafft sagn,
Das sich beym grab hat zugetragn.
JANUS.
Indessen ist es doch vermessen
Das du hier deiner pflicht vergessen,
Die ganze stund nicht ausgewacht,
Und sie mit schlaffen zugebracht.
[220]
CACUS.
Ich hätte freylich sollen wachen,
Allein was kunt ich anders machen,
Ich stritt, und widerstunde zwahr,
Doch meiner nicht mehr mächtig war.
Es ist mir so, wie enckh ergangen,
Da ihr zu schlaffen angefangen,
Villeicht geschachs aus höchrer macht,
Das wür nicht alle 4 gewacht.
MOMUS.
Ich glaub es gänzlich, weill uns allen,
Ein solche schlaffsucht zugefallen,
Da doch zum wachen der soldath,
Ansonsten die gewohnheit hat.
COSMUS.
Da du erwacht, wie es geschehen,
Hättst du ja jemandt müssen sehen,
Aus seinen Jüngeren, wan er
Durch ihre list entzohen wär?
JANUS.
Nein: dises weis ich allerwegen,
Das niemandt frembder war zugegen,
Und so sich jemandt hätt versteckt,
So hätt ihn ja der glanz entdeckt.
CACUS.
Wan jemand diß hätt wollen wagen,
Hätt man das tuech auch mit getragen,
In welches er war eingemacht,
Man hätt ihm leichters forth gebracht.
JANUS.
Ist wahr: es streben alle sachen,
Sein Urständt gänzlich wahr zu machen,
Allein ist dises ihr Beschwerdt
Ob jemandt solches glauben werd?
Was wird der hoche Priester sagen,
Wan wür ihm unsren schlaff vortragen?
Auf dises kommt das meiste an,
Das keiner doch ihm laugnen kan.
MOMUS.
Umb dises wird man uns nicht henken,
Er mus halt endlich auch gedenken,
[221] Es sey ein sach, die ungemein,
Und nicht könn ohne wunder sein.
Wir müssen keine Zeignuß sparen,
Und alle auf den schlus verharen,
Das Christus als ein wahrer gott,
Sey auferstanden von dem todt.
Wan dises, wie die wunder geben,
So kan ihm ja nichts widerstreben,
Und hätt das grab in diser nacht
Die ganze weldt umsonst bewacht.
COSMUS.
Kommt nur wür haben nichts zu sorgen,
Wan Cayphas gleich bey ersten Morgen
Von uns wird fordern den Bericht,
Sagt alles frey, und förcht euch nicht.

Gehen ab.
2. Auftritt
Anderter auftritt
Maria. Gabriel. Christus.

MARIA.
Wie bey entstandnen sturm der winden
Das schifflein kan kein Ruhstandt finden,
Wie dises auf dem weithen Meer
Stetts wird getriben hin, und her.
So eben ist auch mir zu herzen,
Baldt fühl ich hoffnung, und baldt schmerzen,
Ich habe weder Ruh, noch rast,
Und bin mir selbst zum überlast.
Jezt, wan ich meines sohns gedencke,
Ich mich ab seinen Creuz todt kränke,
Gleich hemm ich widrum dise klag,
Und tröst mich auf den 3ten tag.
Jedoch er ist schon angebrochen,
So komm, o herr! wie du versprochen.
Komm, und mein seel in dir erquikh
Mich schmerzt ein jeder augenblickh.
Kein hirsch so schnell dem brunn zu rennet,
Als meine seel sich nach dir sennet.
GABRIEL.
O mutter gottes sey gegrüßt,
Sech nun wird dir dein leyd versüßt.
Der, den du in dem leib getragen,
Und neulich wurd ans Creuz geschlagen,
[222] Ist als ein sigreich starker gott
Nunmehr erstanden von dem todt.
Er hat die bandt des todts zerbrochen,
Und alle wuth der höll gerochen,
Das menschliche geschlecht erlöst,
Maria sey nunmehr getröst.

Gehet ab.
MARIA.
Wie? hab ich meinen sohn gefunden?
Wo ist er? ach! er ist verschwunden.
War es ein Traum? ich hab gewacht,
Da man mir diesen trost gebracht.
Ach Jesu! ach laß dich doch finden.
CHRISTUS.
Laß Mutter! deinen kumer schwindten,
Dein trost ist hier, das leyd ist hin
Du sichst das ich lebendig bin.
MARIA
kniet nider.
Bist du mein Sohn? mein gott! zu gegen,
Laß mich zu deinen süßen legen,
Vergib das sennen deiner magdt
Das sie nach dir imm herzen tragt.
Du weist, wie ich dich stätts geliebet,
Du weist, wie mich dein todt betrüebet,
Auf disem meß die freyd jezt ab,
Die ich ab deiner Urständt hab.
Nun will ich ja mit freyden sterben,
Weill du mir laßt die gnad erwerben,
Das ich dir noch in disem lebn,
Könn deines lebens zeugnus gebn.
CHRISTUS.
Steh auf, o Mutter! auf das leyden
Gebühren dir zuerst die freyden,
So aus der urständt jedermann
Der an mich glaubt jezt schopfen kan.
Du sichst an mir, wie alle wunden
Nunmehro ganzlich seindt verschwunden,
Nur 5 behalt ich in dem Leib,
Damit das angedenken bleib.
Damit ein jeder könne sehen,
Was vor ein werckh durch mich geschehen,
[223] Das ich die weldt erlöst: mithin
Das ich der wahre Jesus bin.
Auch hat schon meinen sig empfunden,
Die höll, das ich ihr macht gebunden,
Ja alle Vätter seindt getröst,
Die ich aus ihrer grufft erlöst.
Der ewig todt ligt auch in banden,
Die sindt hat gleichfahls nichts beyhanden,
Wo mit sie den bemaklen kan,
Der ihr nicht willig unterthan.
Sech nun, zu was du mich gebohren,
Erzohen, und am Creuz verlohren,
Sech, ob du nach vollendter pein
Noch fihrohin kanst traurig sein.
Nun will ich auch, die meinentwillen
Betriebt gewest, mit trost erfillen.
Mein Mutter! sey nunmehr erquikt
Und preise stätts was gott geschikt.

Gehet schnell ab.
MARIA.
Wie ist Maria dir zu herzen,
Wo seindt auf einmahl deine schmerzen?
Sie seindt nun alle gänzlich hin,
Ich weis vor freyd nicht, wo ich bin.
O gott! ich kan den trost nicht fassen,
Den mir dein anblickh hinterlassen.
Zu vor gab ich dem leyd mich blos,
Nun ist der Jubl noch so gros.
Ja ja mein seel mach gros den herren
Befreye dich in seinen ehren,
Lobpreis den überflus der gnad
Mit der er dich erfillet hat.

Gehet ab.
3. Auftritt
Dritter auftritt
Maria Jacobe. Maria Salome. Maria Magdalene. 2. Engl.

MARIA JACOBE
wirdt auf gezohen, und der stein ligt abgenommen von dem grab auf der erden, welches doch die 3 frauen anfangs nicht beowachten, als welche bey der ersten Sceen heraus, und erst dem grab zu gehen.
Die Salbung, so wür vorgenommen
Wird uns doch schwär zu statten kommen,
[224] Dan abzuwelzen disen stein
Wirdt über unsre Cräfften sein.
MARIA SALOME.
Diß kamm mir ewenfahls zu sinnen,
Doch kan ein heiße lieb gewinnen,
Was man mit nichten hätt gemeint,
Und über alle kräfften scheint.
MAGDALENE.
An disen hab ich keine sorgen,
Die lieb wird uns schon Cräfften borgen,
Dan gott, so dises werckh begehrt,
Ist schon der müh, und arbeit werth.
Es ist zwahr anfangs schon geschehen,
Baldt man mit ihm zu grab thätt gehen,
Doch, wan mans nunmehr widerhollt,
Geschicht, was Gott geschehen sollt.
MARIA JACOBE.
Ich bin zu friden, meinetwegen
Kan man sogleich die handt anlegen.

Sichet sich umb, und erblikt das eröffnete grab.

Secht aber, was soll dises sein?
Das grab ist oben ohne stein.
MARIA SALOME.
Hilff himmel! Wie? das grab steht offen?
MAGDALENA.
Ach Gott! was ist aus dem zu hoffen?
MARIA JACOBE.
So ist es: und der leib ist hin
Ich sich nichts, als das tuech darin.

Gehet hinzu schauet hinein.
MAGDALENA.
Wie? dises kan ich ja nicht glauben,
Wer sollt wohl hier den leichnamm rauben?

Gehet hinzue, sichet auch hinein.

Doch ist es also: ach! wie bebt
Das herz, das halb nur in mir lebt.
MARIA SALOME.
Villeicht feindts doch vergebne sorgen,
Und ligt der leichnam nur verborgen,
Ja von der leinwath so bedekt,
Das euch nur die Verwirrung schröckt.

Sihet auch in das grab.

[225] Doch nein, sie ligt ohnausgebreittet,
Und unsren augen clar andeutet
Das Jesu leib in disen grab
Nicht mehr sein alte Ruh statt hab.
MAGDALENA.
Ach Meister! wo bist du zu finden?
Gedenckst villeicht noch meiner sinden.
Und willst nicht, was ich hier beginn
Weill ich des dienst nicht würdig bin.
MARIA SALOME.
O herr! Du kanst aus unsren thrennen
Die wahre treu, und lieb erkennen,
Du sichst es, wo du immer bist,
Das alls in uns dir danckhbar ist.
MARIA JACOBE.
So seind wür dan umsonst geloffen.
Und haben keinen trost zu hoffen,
Den wür durch unsren dienst erwarth?
Ach Jesu! ach! das ist zu harth.
DER ERSTE ENGL
sie erschröcken, und lauffen vor den schlus heraus, weill sie ohngefehr 2 Engl an ihrer seithen erbliken.
Wie wollt ihr unter todten finden,
Den wür lebendig euch verkindten?
Er ist nicht hier, seydt nur vergwisst,
Weill er schon auferstanden ist.
DER 2TE ENGL.
Gedenckt ihr nicht mehr seiner worthen,
Die er gesprochen selber orthen,
Da er noch außer der gefahr,
Bey euch in Galliläen war?
Es lasse sich der schlus nicht hindren,
Des menschen Sohn müeß denen sindren
Ohnfehlbar werden übergebn,
Damit sie in ans Creuz erhebn.
Doch, wan der 3te tag wird kommen,
Hab er sich gänzlich vorgenommen
(Wie es dan würkhlich schon geschehn)
Von denen todten aufzustehn.
ERSTER ENGL.
Verlasset dan die traurigkeiten,
Und weydet euch vill mehr mit freyden,
[226] Weill Christus selbst den todt besigt,
Und hier nicht mehr begraben ligt.

Wirdt zugezohen.
MAGDALENA.
Ich kan mich kaum vor schrecken fassen,
MARIA SALOME.
Mich haben alle sinn verlassen.
MARIA JACOBE.
Ich wuste nicht mehr wo ich stundt,
Vill minder, das ich reden kunt.
MAGDALENA.
Habt ihr wohl ihre worth vernommen?
MARIA JACOBE.
Sie seindt gewis von himmel kommen,
Dan diß bezeigte ihr gestalt,
Die mich noch in verwundrung halt.
MARIA SALOME.
Sie haben ewen diß gelehret,
Was wür vom Meister selbst gehöret,
Da er uns annoch bey dem lebn
Thätt seiner Ur ständt zeignuß gebn.
MAGDALENA.
Wür können jezt nichts bessers schlichten,
Als die Eilff Jünger zu berichten,
Was sich mit uns hier in der thatt
So unvermuth begeben hat.
MARIA JACOBE.
Ich geh mit freyden sie zu trösten,
MARIA SALOME.
Das glaub ich ewen sey am Besten,
So wird durch allgemeinen schlus
Erörtert, was man glauben mus.

Gehen ab.
4. Auftritt
Vierter auftritt
Petrus. Andräas. Bartholomäus. Jacobus ¸. Simon. Jacobus M. Thomas. Judas Thadäus. Joannes. Mathäus. Philippus. Magdalena. Maria Jacobe: Maria Salome.

PETRUS.
Wür derffen uns nicht auf der straßen
Und bey dem Volckh vill sehen lassen,
[227] Dieweill der Rhat auf dises tringt,
Wie er nunmehr nur uns bezwingt.
ANDREAS.
Doch müssen wür bericht einhollen,
Was wir von dem erwarthen sollen,
Was sich hat etwan diser tagen
Beym grab des meisters zugetragen.
BARTHOLOMÄUS.
Diß werden uns die jene sagen,
Die sich was mehrers derffen wagen,
Die weillen sie als unsre freundt
Noch nicht so sehr erkantlich seindt.
JACOBUS ¸.
Ich bin begierig noch zu sehen,
Wie es beym ausgang wird ergehen,
Und was nach unsers meisters todt
Mit uns noch macht der liebe gott.
SIMON.
Was künfftig ist, thuet mich nicht kräncken
Dan ich hab nur im angedenken,
Was unser Meister von dem Rhat
Gelitten, und erdultet hat.
JACOBUS M.
Diß ligt mir freylich auch zu herzen,
Und kan die unbildt nicht verschmerzen,
Doch hoff ich nun ein beßre zeith
Ja gar ein unverhoffte freyd.
THOMAS.
Ich aber sech nicht, was zu hoffen,
Der 3te tag hat eingeloffen,
Seith dem schon unser Meister todt,
Und wür bleibn in der alten Noth.
JUDAS THADÄUS.
Halt, Thomas! deinen sinn in schrancken,
Diß wär in treu, und glauben wancken,
Dan ist gleich Christus würckhlich todt,
Bleibt er doch der allmögendt gott.
JOANNES.
Ich glaub, und bau auf sein Versprechen,
Er wird, und kan es nicht mehr brechen,
Der 3te tag ist noch ganz neu
Kan vill geschehn bis er vorbey.
[228]
MATHÄUS.
Ich leb, und weis nicht, wie ich lebe,
Stätts zwischen forcht, und hoffnung schwebe,
Diß fühl ich doch in meinen trieb,
Das mir noch stätts mein Meister lieb.
PHILIPPUS.
Für ihn wär ich annoch mein leben
Allzeit urbittig darzugeben. – – –
Jedoch was kommt so ohngefähr
Die frauen schaar zu uns anher?
MAGDALENA.
Willkomm seidt uns herzliebste Brüder!
Singt mit uns trost, und freyden lieder,
Wür kommen von dem grab zu euch,
Und bringen wunder von der leich.
PETRUS.
Wie? was? ihr frauen! darff ich fragen,
Was sich mit selber zu getragen?
Ligt dan der stein nicht auf dem grab,
Das ihr gesechn zur leich hinab?
MAGDALENA.
Als wür das grab eröffnet fanden,
War auch kein leichnamm mehr vorhandten:
Die leinwadt schließte nur allein
Die krufft in ihr behaltnuß ein.
Der erste Anblickh könnt ihr glauben
Thatt uns so herz als sinnen rauben,
Wür stunden da in hiz, und frost,
Und waren gänzlich ohne trost.
Als wür nun in dem kummer stehen,
Da lassen sich 2 Jüngling sehen,
Von so ausbindiger gestallt,
Die wahrlich nur vom himmel fahlt.
Sie lehrten, was wür schon gehöret
Da uns der meister noch gelehret,
Sie sagten nemblich alle zwey,
Das er vom todt erstanden sey.
Der trost, den wür in uns empfunden,
Der macht das wür nicht zweifln kunten,
Es seye also in der thatt
Wie man uns so versichert hat.
[229]
JOANNES.
Die sach sey, wie es woll, beschaffen,
So will ich hier nicht müßig schlaffen,
Ich eyle also zu dem grab,
Zu sehn, was ich vernommen hab.

Gehet schnell ab.
PETRUS.
Hat euch nicht das gesicht betrogen,
MARIA JACOBE.
Ach nein, es wurd das herz bewogen,
Ab jener stimm, so uns bericht,
Das disem so: wür irren nicht.
PETRUS.
Ich hab genug, und will mich eben
In dises wunder orth begeben,
Wer weist, ob ich, wan diß gethan
Euch nicht noch mehr berichten kan.

Gehet gleichfahls schnell ab.
MATHÄUS.
Ich weis nicht, was ich soll gedenken,
THADÄUS.
Ich will mein herz der hoffnung schenken,
SIMON.
Des meisters todt ligt mir im sinn.
THOMAS.
Ich weis, das ich hartglaubig bin.
JACOBUS M.
Ich thue ein beßre hoffnung fassen,
PHILIPPUS.
Mich will die forcht noch nicht verlassen,
JACOBUS ¸.
Ich baue auf des meisters worth,
ANDREAS.
Wer da baut hat ein sichres orth.
BARTHOLOMÄUS.
Ich will hierinn der zeit abwahrten – –

Gehen ab.
MAGDALENA.
Ich geh sodan zurukh in garten,
Zu sehn wie es den zweyen glikt,
Und was uns Gott noch ferners schikt.
[230]
MARIA SALOME.
Wür kommen mit: ach wan den herren
Wür doch zu sehen würdig wären!
Diß ist, was ich von herzen wollt,
Wan ich vor freyd auch sterben sollt.
MARIA JACOBE.
Mich wundert wie bey denen Jüngern
Der glaub sich also konn verringern,
Sie halten alls, was wür bericht,
Nur vor ein Märlein, und gedicht.
MAGDALENA.
Ihr wanklmuth, den sie geführet,
Hat gleich fahls mir den sinn verwirret,
Das sie nicht eins, das wust ich wohl,
Nicht aber was ich schließen soll.
Wahr ists, das Christus nicht vorhanden,
Doch, ob er seye auferstanden,
Und man es gänzlich glauben kan
Das kommt auf die 2 Jüngling an.
Wo aber haben wür vernommen,
Das sie zu uns vom himmel kommen?
Der glauben nemblich sagt uns diß,
Jedoch ist es noch ungewis.
MARIA SALOME.
Der zweifl wird sich selbsten heben,
Wan wür uns nur die müh thun geben,
Recht einzuhollen den Bericht,
Von allen, was hinfihr geschicht.
MAGDALENA.
So lasßt uns dan hier nicht verweillen,
Und zu dem grab in garten eylen,
Der triebe himmel heitert sich,
Das hoff ich ein mahl festiglich.

Gehen ab.
5. Auftritt
Fünfter auftritt
Joannes. Petrus. Magdalena. Maria Jacobe: Maria Salome. 2 Engl. Christus.
Wird aufgezohen: die 2 Engl stehen aber nicht beym grab.

JOANNES.
Der frauen redt hat eingetroffen,
Ich sech die grabstatt selbsten offen,
[231] Und finde hir an disem orth
Die wahre Zeignuß ihrer worth.

Schauet in das grab.

Es scheint das grab auch ohne leichen,
Und nur allein zu einen Zeichen
Das jemandt sey darinn gelegn,
Sey nur die leinwadt noch zugegen.
PETRUS
eylet hervor.
Ists also, wie man vorgegeben?
JOANNES.
So vill ich sech, doch bin ich ewen
Der sachen nur soweith vergwißt,
Als es noch zimlich dunkhel ist.
PETRUS.
Da wollen wür schon mittl finden,
Die rechte wahrheit zu ergründten,
Laß mich nur in das grab hinein,
So wirdt baldt alles richtig sein.

Petrus steigt in das grab hinein.
JOANNES.
Ich glaub, ich hab mich nicht geirret,
Der Corper seye schon entführet.
PETRUS.
So ists: ich fühle hin, und her,
So findt ich keinen leichnamm mehr.
Hier hab ich wohl das tuech gefunden,
In das der leib war eingebundten,
Das schweis tuech aber, wie mans pflegt
Das finde ich abseiths gelegt.
JOANNES
steigt auch hinein.
Ein wunder ding, wie diß geschehen,
Ich heusche solches selbst zu sehen,
PETRUS.
Komm nur herein, damit du ewn
Mit mir könnst wahre Zeignuß geben.
JOANNES.
Ja ja dem ist, wie du von disem
Gleich denen frauen hast erwisen,
[232] Der leib des herrn ist entragn,
Wie sie uns anfangs thätten sagn.
PETRUS.
Du nimm die leinwad nur zu handen,
Damit wür unsren anverwandten
Die sach noch mehrers zu erwegn
Die selbe vor die augen legn.

Joannes nimbt die leynwadt, und steigt aus dem grab.

Was man uns sagt von seinem leben,
Das mus, und wird die Zeit schon geben,
Indessen aber wüssen wür,
Das seine leich nicht mehr allhier.
JOANNES.
Wan ich thue seiner worth gedenken,
So mus ich mich zur hoffnung lenken,
Gewis bezeigt sich in der thatt,
Was er so offt versprochen hat.
PETRUS.
Doch können wür noch nicht erkennen,
Was er die Urständt wollte nennen,
Die sach ist uns noch unbekandt,
Ja über menschlichen Verstandt.

Die 3 frauen gehen hervor.
MAGDALENA.
Ist dem nicht so, wie wür berichtet?
JOANNES.
Wür seind euch höchst darum verpflichtet.

Zeigt ihnen die leynwadt.

Diß ist nun, was wür diser Zeith
Von sein entwichnen leib erbeuth.
MAGDALENA.
Habt ihr nicht mehr erfahren können?
PETRUS.
Dahin stund freylich unser sennen,
Allein um sonst wür gehn sodan
Und zeugen es den Brüdern an.

Petrus und Johann gehen ab.
MAGDALENA.
Hier mus ich in verwundrung stehen,
Das sie nicht jenes auch gesehen,
[233] Was uns so clare Zeignus gab,
Das er erstanden aus dem grab.
MARIA SALOME.
Mir kommt diß gleich fahls nicht zu sinnen,
Warumen uns, und nicht auch ihnen.
MARIA JACOBE.
Auch ich diß nicht begreiffen kan,
Es ligt ja ihnen auch daran?
MAGDALENA.
Ein wunder ding! mir will dermahlen
Nichts anders, als nur diß beyfallen,
Ob uns zu spillen eine list,
Nicht jemandt hier verborgen ist.
Secht also umb in disem garten,
Allwo ihr meiner wollt erwarthen,
Ich will hier meinen gott und herrn
Allein in meiner andacht ehrn. – –

Die andere 2 gehen ab.

Ach Jesu nemme an zu gnaden
Die schwehrmuth welche mich beladen,
Weill mir noch nicht recht kuntbahr ist,
Wo du mein trost, und alles bist.
Ach kunt ich hier bey deinen füßen
In thrennen meine sündt abbüßen!
Es ist dir ja genug bekandt,
Das ich das weinen schon gewohnt.
Ich wollte so von deinen aschen,
All das vergoßne bluth abwaschen,
Weill ich wohl weis, das dises baadt
Bey dir gar ville würkung hat.
Jedoch umsonst seind alle thrennen,
So dich nicht mehr berihren kennen,
Ob ich gleich suche was ich kan,
So triff ich dich doch nicht mehr an.
2 ENGL.
Weib! Warum weinst?
MAGDALENA.
Soll ich nicht klagen,
Das man mir meinen Gott entragen?
Ich weis, ob ich gleich alls erwegt
Doch nicht, wo man ihm hingelegt.
[234]
CHRISTUS
in gestalt eines gartners stehet ohngefehr hinter der Magdalena, welche um sihet.
Weib! Warum weinst? Wen kanst nicht finden?
MAGDALENA.
Ach herr! ach thue mir doch verkinden,
Ob du nicht etwan diser tagen
Den leib hier aus dem grab getragen?
Ich will ihn in die Arme fassen,
Und selben nicht mehr von mir lassen,
Ach! das dich doch mein bitt bewegt,
Sag! wo hast du ihn hingelegt?
CHRISTUS.
Maria!
MAGDALENA.
Meister!
CHRISTUS.
Still die thrennen,
MAGDALENA.
O herr! nun thue ich dich erkennen.
Nun leb ich, ja du lebst in mir,
CHRISTUS.
Maria! mich nur nicht berühr.
Dan ich noch nicht zun himmels schaaren
Und meinen Vatter aufgefahren,
Die zeith ist kostbar: geh sodan,
Und kinde meinen brüdren an:
Ich werd nicht lang mehr hier verharren,
Zu mein, und euren Vatter fahren
Ich sey erstanden von dem todt
Und fahr zu mein, und euren gott.

Gehet eylendt ab, wie auch die Engl.
MAGDALENA.
O freydt! o über maß der freyden,
Ob er so gleich von mir thätt scheiden,
Wird mir doch diser trost allein
Ein lang ver süßte Nahrung sein.
Ich eyl sodan umb seinen willen
Treu, und gehorsam zu erfüllen,
Fahr liebster Jesu fahr nur hin!
Du bleibst mir doch im herz, und sinn.

Gehet ab, und wirdt zugezohen.
6. Auftritt
[235] Sechster auftritt
Die Apostlen zu welchen Magdalena. Petrus, und Johannes gehen auf einer, Jacobus M und Andreas auf der anderen seithen heraus.

PETRUS.
Wohin führt Jacob dich die straßen?
JACOBUS M.
Das hat uns nicht mehr ruhen lassen,
Wie uns die freuen vorgebracht.
Darum wür auch entgegn gebracht.
JOANNES.
Hier könnt ihr aus der leinwadt sehen,
Das alles, wie erzehlt geschehen,
ANDREAS.
So ist der leichnamb würckhlich hin?
JOANNES.
So wahr als ich Joannes bin.
PETRUS.
Wür seindt selbst in das grab gestigen,
Und sachen nur das schweis tuech ligen,
Wie auch die leinwadt: also zwahr,
Das beydes abgesondert war.
JACOBUS M.
Kunt ihr dan sonsten nichts erfragen?
War niemandt der euch kunte sagen
Ob man den leib erst dise Nacht,
Und wie hab aus dem grab gebracht?
JOANNES.
Wür haben, wo wür hergekommen,
Kein einzign Menschen wahrgenommen,
Die frauen seindt noch bey dem grab,
Und warthen ihrer andacht ab.
ANDREAS.
Seind euch die Jüngling nicht wie ihnen
Als zeigen bey der grifft erschinen?
JOANNES.
Nein niemandt war, der uns getröst,
PETRUS.
Ich glaub es sey ein traum gewest.
JACOBUS M.
Sie haben ja doch nicht geschlaffen,
Und wären höchstens zu bstraffen,
[236] Wan sie aus lährer phantasey
Berichtet, was da gieng vorbey.
JOHANNES.
Diß will von ihnen ich nicht hoffen,
Sonst hat doch alles eingetroffen?
Sie werden ja in dem allein
Uns keine falsche Zeugen sein?
ANDREAS.
Still! ich hab eine stimm vernommen,
Und höre wem auf uns zu kommen,
JACOBUS M.
O das es uns einmahl gelingt,
Das man uns besser zeignuß bringt.

Die frauen gehen heraus zu denen Magdalena spricht, hernach zu denen Jüngeren.
MAGDALENA.
So ist die sach, herzliebste frauen!
Wie? fehlt es euch noch an Vertrauen?
Glaubt ihr nicht dessen ich vergwist,
Das Christus auferstanden ist?
PETRUS.
Kanst du uns diß mit grund beweisen,
So werden wür dein zeignuß preisen,
JOANNES.
Red Magdalena red sodan,
Und zeig uns das geheimnüß an.
MAGDALENA.
Ws soll ich reden? ihr werdt eben
Mir widrum keinen glauben geben.
Indessen ist doch meine freyd
So gros, als vor die traurigkeit.
JACOBUS M.
Du hast halt wie vormahls geschehen,
Die Jüngling auf ein neus gesehen,
MAGDALENA.
Auch dises, doch diß nicht allein,
JOANNES.
Soll es wohl etwas mehrers sein?
[237]
MAGDALENA.
Ihr sollt aus meinen freyden trännen
Ja mein genoßnes glickh erkennen,

Joannes redet zu denen anderen Jüngeren und Magdalena vor sich selbsten.

Ach Meister!
JOANNES.
Hört doch was sie spricht.
MAGDALENA.
Wie holdt war doch dein angesicht!
PETRUS.
Kanst wohl bey disem worth bestehen?
MAGDALENA.
Ich schwör euch, das ich ihn gesehen,
Als ich noch bey dem grab verharrt
Hat er sich mir geoffenbahrt.
Er hatte mir auch auffgetragn,
Was ich sollt seinen Brüdren sagn,
Darum bin ich jezt auf den weeg
Damit ich mein geschäfft ableg.
ANDREAS.
Wie ist mir?
JACOBUS M.
Ich kan mich nicht fassen,
MAGDALENA.
Kommt, oder ich mus euch verlassen,
JOANNES.
Wür kommen,
PETRUS.
Ich bleib nicht allein,
Dan dise freyd ist allgemein.

Gehen ab.
7. Auftritt
Sibender auftritt
Cayphas. Annas. Die romische 4 Soldaten, so das grab verwachet.

CAYPHAS.
Entzwischen wardt ihr doch vermessen,
Das ihr des wachens so vergessen,
Euch all begeben in die Ruh
ANNAS.
Das steht ja keinem Criegs knecht zu.
[238]
MOMUS.
Wür haben wider willn geschlaffen,
CAYPHAS.
Destwegen seydt ihr doch zu straffen,
Hiemit stehn eure köpf firwahr
Nach lauff der rechten in gefahr.
ANNAS.
Wan euch die wacht zu schwer gekommen,
Warumb habt ihr sie angenommen?
Warumen gab man euch den soldt?
Gewis nicht weill ihr schlaffen wollt.
JANUS.
Uns stund es nicht mehr im Vermögen
Die schwermuth thatt uns niderlegen,
Sie warff uns gleichsam in die Ruh
Und trukte uns die augen zu.
COSMUS.
Zu deme ist ja nichts geschehen
Was wür durch unsren schlaff versehen.
Meßt seinen eignen kräfften bey,
Das er von todt erstanden sey.
CACUS.
Wür haben euch von allen disen
Die wahrheit aus dem grund erwisen,
Wollt ihr doch nicht zufriden stehn,
So last uns zum Pilatus gehn.
Ihm wollen wür dan alles sagen,
Damit er auch bey euren klagen
Ein wahres Urthl schlüßen mecht,
Und dan geschech uns nach dem Recht.
CAYPHAS.
Pilatus hat hier nichts zu schlichten,
Uns stehet zu euch nun zu richten,
Gebt euch zur Ruh, und trozet nicht,
Dan ihr steht noch in unsrer pflicht.
Uns stehet zu euch euer leben
Zu nemmen oder zu vergeben,
Was ihr (seys auch aus unbedacht)
Euch selbsten auf den hals gebracht.
Damit ihr also könnt erfahren,
Das wür die gnaden auch nicht sparren,
[239] So sprechen wür euch gänzlich frey
Wißt dan das alls verzihen sey.
Doch eines will ich euch berichten,
Zum dem ihr euch nun mußt verpflichten,
Wie nemblich sich es zugetragn
Bey keinen Menschen auszusagn.
ANNAS.
Ihr müßt stätts auf der aussag bleiben,
Und euch darvon nicht lassen treiben,
Der weill ihr schluffet man das grab
Erbrochen, und bestohlen hab.
JANUS.
Hochwürdig, und hochweise herrn,
Was sie nunmehr an uns begehrn,
Das sey mit einem eyd geschworn,
Wer disen bricht, der ist verlohrn.
COSMUS.
Diß können wür euch zu ergezen,
Und unser schlaffsucht auszuwezen
Gar leicht erfillen in dem werkh,
Es braucht darzu kein risen stärckh.
CACUS.
Doch eines, seye mir erlaubet,
Ob dises auch Pilatus glaubet?
Ob disen auch zu hintergehn
Mit unsrer treu, und pflicht kön stehn.
CAYPHAS.
Da ist sich nicht vill zu besinnen,
Ich weis ihn noch schon zu gewinnen,
Er wird nichts thuen, ich bin vergwißt,
Was uns zu einen Nachtheil ist.
MOMUS.
Wan dises ist, so will ich ewen,
Mich euch durch einen eyd ergeben,
Das Christi leichnamb nur allein,
Müß aus dem grab gestohlen sein.
ANNAS.
Ihr könnt allein in disen nöthen
Die Ehr der hochen Priester retten,
Und das geschicht auf dise arth,
Die von euch Rhat, und Volckh erwarth.
[240] Euch mehrer muth dan ein zu fleßen,
Will ich hiemit euch unterdessen
Zum Voraus ein Belohnung gebn.
ALLE 4.
Wür werden euch zu diensten lebn.
CAYPHAS.
Secht, was ihr vor ein glickh getroffen,
Jedoch ihr habt noch mehr zu hoffen,
Wan ihr nur stätts auf euren eydt
Bedacht, und treu beflissen seydt.
JANUS.
Ihr herrn lebet ohne sorgen,
Es soll die statt noch disen morgen
Auf den von euch beliebten schein
Glaubbar des diebstahls kündig sein.
ANNAS.
So geht, zu was wür euch nun schiken,
Doch wan man rufft, laßt euch erbliken.
CAYPHAS.
Es ist ein so verwirrte Zeith,
Das ihr zum öfftern nöthig seydt.

Gehen ab.
8. Auftritt
Achter auftritt
Cleophas. Lucas. Zu welchen Christus in gestalt eines Pilgers.

CLEOPHAS.
Wan dir ein freindt stuckh wird geschehen,
Will ich mit dir nach Emmaus gehen.
LUCAS.
Mein Cleophas nur zweifle nicht,
Das mir dardurch vill liebs geschicht.
Doch sag, weill wür allein beysammen,
Hast du noch nichts von dem vernommen,
Was man von unsren Meister sagt,
CLEOPHAS.
Ich hab von ihm vill neus erfragt.
Ja man hat durch ein eignen botten,
Das er erstanden von den todten
Und auf das neue sey im lebn
Mir schrifftlichen Bericht gegeben.
[241]
LUCAS.
Auch mir wurd dises angekündet,
Und was die sach noch mehrers gründet,
So sezte man auch disem bey,
Das er schon wemm erschinen sey.
CLEOPHAS.
Diß thätt mich über alls erfreuen,
Doch thuet der Rueff offt vill ausstreuen,
Bey dem der glauben in gefahr,
Da manchmahls kaum das halbe wahr.
Ich lasse alls bey sein bewendten,
Die zeith wird allen zweifl endten,
Was man von ihm jezt immer spricht,
Vergis ich doch sein leyden nicht.
O wohl ein harth, und schwäres leyden!
Das einem soll das herz durchschneiden,
Wan er gedenckt, das ihn der Rhat
Ohn alle schuldt gecreuzigt hat.
LUCAS.
Diß ist, was niemahls zu vergessen,
Des meisters gütte beyzumessen,
Er sturbe schmächlich, und veracht,
Weill er sich so vor uns geschlacht.
Er hatte wolln auf diser erden
Zu disem zihl gebohren werden,
Damit er sich mit wahren grundt
Vor unser sinden opfren kunt.
CLEOPHAS.
Mein Lucas! diß seindt zwahr die lehren,
Die wür von ihm offt thätten hören,
Doch sech nicht, wie die Tyranney
Bey disem zu entschuldign sey.
Man thatt ihn ja an händt und füßen
Durchbohren, und ans Creuz anschließen,
Wer ist, der diß verschmerzen kan?
Man hat den Mördern nicht gethan
Hätt er die ganze weldt zertrimmert,
Wurd ihm doch keine straff gezimmert,
So diser unerhörten pein
Sollt etwas zu vergleichen sein.
LUCAS.
Diß seind nunmehr geschechne sachen,
Wür könnens doch nicht anderst machen,
[242] Wär ich nunmehro nur vergwißt,
Das er von todt erstanden ist.
CLEOPHAS.
Wahr ists, das Petrus hingeloffen,
Und ihn im grab nicht angetroffen,
Doch wie man mehrers sagen kunt,
Darvon hab ich noch keinen grundt.
Doch, wan er jemandt schon aus ihnen
Wie du berichtest ist erschinen,
So kunten wür ja ihn zu sehn
In ewen gleicher hoffnung stehn?
LUCAS.
Diß weis ich nicht, wan er erstanden,
So wär die zeith schon baldt vorhanden,
Das, wie man uns berichten wollt,
Die wahrheit selbst sich zeigen sollt.

Christus kommt heraus als ein Pilger.

Gott grüeß euch meine liebe herrn:
CLEOPHAS.
Gott danckh dir: was ist dein Begehren?
CHRISTUS.
Ist diß der weeg auf den ihr steht,
Der nach dem stättlein Emaus geht?
LUCAS.
Ja, du kanst also mit uns kommen,
Wür habn uns gleichfahls vorgenommen
Alldorth zu sehn, ob unsre freindt
Beysamm noch anzutreffen seindt.
CHRISTUS.
Gut: ich hab gleich an euch verspiret,
Das ihr geheime reden führet,
Ja das das herz betrübnuß voll,
Sagt doch, was diß bedeuten soll?
CLEOPHAS.
Bist in Jerusalem der mahlen
Ein frembdling du allein aus allen,
Das du nicht weist, was diser tagen
In diser statt sich zugetragen?
CHRISTUS.
Was dan?
[243]
CLEOPHAS.
Sollst du allein nicht wissen,
Wie sich der Juden haß beflissen
Damit Jesus von Nazareth
Ein großer man, und ein Prophet.
Der nichts in worth, und werken lehrte,
Als was Gott, und das Volckh bewehrte,
Damit er, sprich ich, diser tagen
Wurd ohnverdient ans Creuz geschlagen?
CHRISTUS.
War dan an ihm gar kein Verbrechen?
LUCAS.
Man müßte nur die unschuld rächen.
Sonst wust ich nicht, was ohngefehr
An ihme zu bestraffen wär.
CLEOPHAS.
Nur dises kan ich nicht vergessen,
Wie unsre fürsten so vermessen
Wie selbst die hoche Priesterschafft
So unverschammt, und lasterhafft.
Sie haben Jesum übergeben,
Sie nahmen ihm sein heyligs leben,
Sie, sie seindt schuldig seines todts,
Und des dardurch erzürnten gotts.
CHRISTUS.
Ist vill, was ihr hier schuldig nennet,
LUCAS.
Ach hättest du den Mann gekennet.
Du wurst gewis ab seiner pein
So sehr als wür beleydigt sein.
Wer nimmer seiner worth gedenket,
Dem wirdt das herz in leyd versenket,
Das selber durch der Juden list
Nunmehro todt, und redlos ist.
CLEOPHAS.
Was hat er uns nicht guts erwisen,
Durch all sein thun wardt gott geprisen,
Er war so lieb, und tugentvoll,
Das man sein leben kauffen soll.
LUCAS.
Er thatt uns zwahr die hoffnung geben,
Er komme widerumb zu den leben,
[244] So dan (wie es die schrifft berührt)
Er Israel erlösen wird.
Allein, seith dem diß alls geschehen,
Will schon der 3te tag vergehen,
Und ob man gleich sehr villes spricht,
Sehn wür doch unsren Meister nicht.
CLEOPHAS.
Es giengen 3 aus unsren frauen
Vor tags die grabstatt zu beschauen,
Sie kommen zwahr ganz glükhlich hin,
Doch sachen sie kein leich darin.
Sie thätten unverrichter sachen
Sich also auf den Ruckhweeg machen,
Und thatten etwas offenbahr,
Das villen doch unglaublich war.
Sie sagten nemblichen das ihnen
2 Engl bey dem grab erschinen,
Die unfehlbare Zeignuß gebn,
Das Christus widrum sey beym lebn.
2 Unsrige seindt nicht verweilet,
Und haben auch dahin geeilet,
Zu sehen, was man dort erfahrt,
Doch wür habn sie nicht mehr erwart.
Doch sagt man uns mit Wahrheits gründen,
Das Petrus auch kein leich thät finden,
Zu disen sezen andre bey,
Das Christus schon erschinen sey.
LUCAS.
Wie nun, und was vorbey gegangen
Erwarthet jeder mit Verlangen,
Indem es schon die höchste Zeit.
CHRISTUS.
O torrecht, und verstockte leydt!
Wie schwär glaubt ihr was die Propheten
Doch sonnen Clar verkündten thätten,
Die alles, was sich jezt betragt
So deutlich haben vor gesagt.
Hat dan nicht Christus leyden müssen,
Umb fremde sünden abzubüßen,
Damit er so zu seiner Zeith
Eingehe in sein herrlichkeit?
Kommt nur, die Zeith rufft uns zu reisen,
Ich will euch diß noch mehr erweisen,
[245] Ihr sollt ersehn von Moyses an,
Was euch die schrifft hab kundt gethan.
CLEOPHAS.
Es freyt uns dises zu verstehen.
CHRISTUS.
So kommt, mein weeg soll weiters gehen.
LUCAS.
Heuth bleibst du bey uns über nacht,
CHRISTUS.
Wan diß euch ein belieben macht.
CLEOPHAS.
Hier darffst du keinen zweifl fassen,
Wür werden dich nicht von uns lassen.
LUCAS.
Dein lehr wird uns in unsrer pein
Das größte liecht, und Zeignuß sein.

Gehen ab.
9. Auftritt
Neunter auftritt
Longinus. Nicodemus. Haubtmann. Nathan. Amos.

LONGINUS.
So ist es würckhlich schon geschehen,
Das Magdalena ihn gesehen,
NICODEMUS.
Ja herr, der meister ist im lebn,
Sie thuet geschworne zeignuß gebn.
LONGINUS.
Ich kan mich leicht bereden lassen,
Mich heißt das wunder glauben fassen,
So durch des bluths vergoßne Macht
Mir widrum das gesicht gebracht.
JOSEPHUS
ab Arimathia.
Mir kan mein Meinung niemandt rauben,
Ich mus doch seiner Mutter glauben
Die ewenfahls mich hat vergwißt,
Das er ihr selbst erschinen ist.
Die frau schwebt also in den freyden,
[246] Als wan an ihren sohn kein leyden,
Kein Marter todt, kein wuth noch pein
Jemahls sollt vorgegangen sein.
HAUBTMANN
gehet heraus mit Amon und Nathan mit denen er redet.
Hier werdt ihr mehrer Zeugen finden,
Die euch mit guten wahrheits gründen
Erweisen, und bekennen frey,
Das Christus auferstanden sey.
NATHAN.
Wie? Wo? was können sie erweisen,
NICODEMUS.
Wan euch kein herz von stein, und eysen
So fiel euch von sich selbsten bey,
Das seine Urständt richtig sey.
So aber mus ich euch bekennen,
Wie das der herr der Magdalenen
Auch seiner Mutter nach dem todt
Erschinen sey als mensch, und gott.
AMOS
lachet.
Mus lachen über dise lehren,
Und fablhaffte weiber mähren,
So hats ein Weib dahin gebracht,
Das ihr die sach vor richtig acht.
Ihr arme männer wie verlassen
Thuet ihr ab dem ein Urtheil fassen,
Was nur die phantasey erpreßt,
Nichts als ein lehrer traum geweßt.
Ich bitt euch eurer ehr zu schonen,
Glaubt fernere nicht so unbesonnen,
Damit euch nicht so jung als alt
Vor kurz gesinnte weiber halt.
LONGINUS.
Holla! gemach mit disem sprechen,
Sonst mus ich mit dem eysen rächen,
Die lasterzung, so hier zu vill
Vor männern sich erfrechen will.
Ich müßt auf euren nacken blüzen,
Umb die ehr gottes zu beschüzen,
[247] So euer unverschämter mundt
Zu schimpfen hier sich unterstundt.
Wie könnt ihr wohl von uns gedenken,
Wür glauben lähren weiber ränken,
Indem doch die Vernunfft uns tröst,
Das Christus mensch, und gott geweßt?
Will euren glaubn kein aussag stärken,
So glaubt doch denen wunder werken.
Glaubt disem aug, glaubt disem liecht,
Das eure dückh, und bosheit siecht.
Was soll bey so gestalten sachen,
Die Urständt wohl ohnmöglich machen?
Kan ihm, was gott doch allgemein
Wohl dises werckh ohnmöglich sein? – –

Sie schweigen.

Sagt, redet, wan ihr reden kennet,
Wan es euch das gewissen gönnet,
Das den Vernunfft euch so verblendt,
Und von dem wahren gott getrennt.
NATHAN.
Was Priester, fürsten, Rhats genossen
Einhellig aus dem Recht beschlossen,
Wo schrifft, und stimmen treffen ein,
Das kan wohl kein Verblendung sein.
HAUBTMANN.
Wo neyd und haß zusam geschworen,
Wo die Vernunfft das liecht verlohrn,
Da ist kein recht gefaßter schlus,
Kein Urtheil dem man glauben mus.
Ihr habt an ihm nichts können finden,
Das euch zu solcher Rach verbinden
Das euch, wie ihr behaubten wollt,
Zu seinen todt vermögen sollt.
Ihr habt aus seinen todt erfahren,
Wie trifftig eure stimmen waren,
Er lehrte euch durch sein gedult,
Was euer wuth an ihm verschuldt.
LONGINUS.
Was wüll man hier vill worth verlihren,
Laßt sie m der Verstockung irren,
Wür gehen hin an jenes orth
Wo man recht glaubt an gottes worth. – –

Gehen ab.
[248]
AMOS.
Wie stehst du freindt! nun in gedanken?
Will dir das herz, wie mir auch wancken?
Es bricht in mir fast alle krafft.
NATHAN.
Auch in mir aller muth entschlafft.
Die wahrheit dir dan zu bekennen,
Was ware unser ganzes sennen?
Als ergeiz, lugen, Neyd, und lüst,
Wodurch der man getödtet ist?
AMOS.
Die Priester haben uns verführet,
Sie haben uns das herz gerühret:
Sie haben uns dahin gebracht,
Das wür ein solchen schlus gemacht.
Doch wie? ist diß nicht ein versuchen,
Das mit der zeit noch zu verfluchen?
Ist dan die Urständt wirkhlich wahr?
NATHAN.
Mein freund wür stehen in gefahr,
Dan wan ich alles über lege,
Und was geschehn bey mir erwege,
So find ich, und sag ohne scheu
Das er ohn schuldt gestorben sey.
Ist eines wahr, so kan auch ewen,
Des andren wahre folg sich geben,
Wan er gestorbn als mensch, und gott,
Das er erstanden von dem todt.
AMOS.
Ja ja mir sagt mein angst und schröcken
Sein Macht thätt sich dahin erstreken,
Wür wollen sehn ob unsre freindt
Auch schon von dem berichtet seindt.
NATHAN.
Soll dises würckhlich sein geschehen,
So wird ein großer brandt entstehen,
Weh dem, der es empfinden mus.
AMOS.
Das laster hat schon ihre bues.

Ab.
10. Auftritt
[249] Zehender auftritt
Die Apostlen zu welchen Cleophas und Lucas. Hernach Christus endlichen Thomas. Der schlus wirdt aufgezohen, die Junger Christ (ausgenommen Thomas) sizen in dem speis saal umb den tisch, auf welchen ein bratfisch, und ein hönigseim.

PETRUS.
Ach gott! was haben wür verbrochen,
Das, was du doch so offt versprochen
Dein Urständt uns so lang verhüllst,
Und unser hoffnung nicht erfühlst?
Du fühlst ja unser banges sennen,
Du sichest unsre heiße thrännen,
Durch welche wür dich unser licht
Erwarthen, und erwarthen nicht.
Ich bin schon hin, und her geloffen,
Hab dich doch nirgends angetroffen,
Mein Meineyd ist hald schuldt daran,
Das ich dich nicht erbliken kan.
Doch was hat dise schaar verübet,
Die dich allzeit so trey gelübet?
Bin ich nur würdig meiner Noth,
So zeig dich ihnen großer gott.
Jedoch ich hoff, was ich verbrochen,
Sey durch mein nasse Reu gerochen,
Du denckst nicht mehr, was nicht mehr ist,
Weill du mit mir barmherzig bist.
So halt, was du dir vorgenommen
Und thue doch einmahls zu uns kommen
Verweile nicht mehr, dan firwahr
Ein jede stund ist uns ein jahr.

Cleophas gehet schnell herein.
CLEOPHAS.
Ach! liebste Brüder euch erfreyet,
Den herrn lobt, und Benedeyet,
Weill er erstanden von dem todt,
Als ein sigreicher, starker gott.
PETRUS.
Diß ist, was wür so sehr beginnen,
CLEOPHAS.
Er ist uns auf den weeg erschinen,
Nach Emmaus, und gieng ganz allein
Mit uns bis in die statt hinein.
[250]
ANDREAS.
Wie? euch erschinen?
PETRUS.
Und dermaßen?
PHILIPPUS.
Nacher Emmaus?
JACOBUS ¸.
Kans nicht fassen.
JACOBUS M.
Der herr soll euch erschinen sein?
SIMON.
Er gieng mit euch zum thor hinein?
LUCAS.
Ja Brüder jedoch auf der straßen
Wollt er sich nicht erkennen lassen.
Indem er sich zu uns gemacht,
In einer fremden Pilger dracht.
Den ganzen weeg den wür da machten,
War nur die red von der vollbrachten
Creuzigung, und wie der herr
Ohn alle schuldt gestorben wär.
Da hat er uns bey allen disen
Ganz gründlich aus der schrifft erwisen,
Das damahl schon die ganz geschicht
Uns die Propheten vorbericht.
PETRUS.
Und ihr habt ihn noch nicht erkennet?
CLEOPHAS.
Nein: weill er sich niemahls genennet.
Und unser aug noch immerdar
Verblendt, und eingehalten war.
Das herz war freylich ganz entzündet,
Da er uns dises alls verkündet.
Doch fiele keinen aus uns bey,
Das diser unser Meister sey.
BARTHOLOMÄUS.
Wie könnt ihr es dan also sagen?
CLEOPHAS.
Beym essen hat sichs zu getragen.
Da er das vorgelegte brodt
Namm in die handt, und danckte gott.
[251] Er brach es wie vorhin geschehen
Aus welchen wür ihn Clar ersehen.
Doch kennten wür kaum sein gestalt,
Verschwandt er vor uns alsobaldt.
Wür eylten also was wür kunten,
Anhero, wo wür euch gefundten,
Euch gründlichen Bericht zu gebn,
Das unser Meister sey im lebn.
PETRUS.
Gott sey gelobt, gott sey geprisen,
MATHÄUS.
Was soll ich glaubn bey allen disen?
JUDAS THADÄUS.
Ihr redet zwahr mit großer Crafft,
Doch scheint es mir noch zweiflhafft.
JACOBUS ¸.
Das er baldt da, baldt dorth verschwinde,
Das ist, woran ich anstoß finde.
Die frauen, was ihr hier vortragt,
Die haben ewen diß gesagt.
LUCAS.
Doch ist es also:
PETRUS.
Diser dingen
Kan man kein andre Zeignuß bringen,
Als was das eigne aug gesehn,
CLEOPHAS UND LUCAS.
Ihr darfft gar nicht im Zweifl stehn.
CHRISTUS
gehet ganz unvermerkt durch einen Vorhang ein: stellt sich mitten unter die jünger am tisch, und spricht im gehen: die Jünger aber verhoffen, da sie ihn sehen.
Der frid sey mit euch: laßt zumahlen
Die forcht, und euren schröcken fallen,
Was bildet ihr euch von mir ein?
Ihr glaubt mich einen geist zu sein?
Betrachtet mich an händt, und füßen,
Berühret mich, dan könnt ihr schlüßen,
Ob ich es bin? berühret mich,
Ein geist hat ja kein fleisch wie ich?
[252] Faßt ein mahl bessere gedanken,
Und pflegt in glauben nicht zu wanken,
Seht (das ihr mich doch recht erkennt)
Secht die verwundte füß, und händt.
PHILIPPUS.
Er ist es doch:
SIMON.
O wunder suchen!
ANDREAS.
Hier ist kein Zweifl mehr zu machen,
JACOBUS.
Ich glaub es auch:
JACOBUS M.
Wer glaubt es nicht?
Wan er den wahren meister sicht?
PETRUS.
Ach Meister! herr, und Gott! aus freyden
Weis ich die worth nicht zu entscheiden,
Das ich dich lieb, das weis ich wohl,
Doch nicht, was ich hier reden soll.
Die wunder werckh, die du verübest,
Weill du uns mehr dan menschlich liebest,
Die seindt so hoch, das jedermann
Ja selbe nicht leicht fassen kan.
Vergib sodan das unsre sinnen
So schwärlich waren zu gewinnen,
Du sichst aus freyden übermaaß
Wie allen nun die augen naß.
Der trost hemmt allen ihre zungen,
Das es uns endlich hat gelungen,
Das wür dich hier nach deinen todt
Lebendig sehn: o großer gott!
CHRISTUS.
Wohl dan, es seye euch vergessen,
Doch sagt, habt ihr was hier zu essen?
PHILIPPUS.
Ein Honigseim steht auf den tisch,
Ingleichen ein gebrattner fisch.
ANDREAS.
Ach herr! wie thätten wür verlangen,
Dich mit was bößren zu empfangen!
[253] Allein dir ist gar wohl bekandt,
Das wür in gar geringen standt.
SIMON.
Sech Meister! Villmehr auf den willen,
Der in dem werckh nicht kan erfüllen,
Was über seine kräfften ist,
Wie wohl du alles würdig bist.
PETRUS.
Hier mus ich ja aufs neu in thrännen,
Dich Jesu! in der thatt erkennen,
Weill uns dein demuth hier vergwißt,
Das du der wahre Meister bist.
Du würdigst dich allhier mit deinen
Zu essen, nicht nur zu erscheinen,
Damit der glauben wurde vest,
Und aller Zweifl ausgelöst.
O herr! zu loben deine gaaben,
Müßt ich vill tausendt Zungen haben.
Ja vill mehr sagt mir meine pflicht,
Es kleckten Millionen nicht.
CHRISTUS
was übrig, das reicht er ihnen.
Nemmt hin, und esset, und gedenkt,
Das worth, so ich euch hab geschänckt,
Durch die nun meher verfloßne jahr,
In welchen ich stätts bey euch war.
Das nemlich alles müß geschehen,
Was die Propheten vorgesehen,
Was Moyses im gesaz erweist,
Und David in dem Psalmen preist.
Ich habe, wie ihr offt gehöret,
Euch den Verstandt der schrifft gelehret,
In welcher, wie ihr also wüst
Mein leyden Clar enthalten ist.
So muste nemlich Christus leyden,
Durch disen todt von euch abscheiden,
Am 3ten tag must man ihn sehn
Von todten widrum auferstehen.
Es muß in seinem Nahm auf erden,
Gleichfahls die bus gepredigt werden.
Wie auch Vergebung aller sindt,
Wo immer sich ein Volckh befindt.
Der anfang aber soll geschehen,
Befor die stimm thut weiter gehen
[254] Und andrer Völckher herz bequemm
Von diser statt Jerusalem.
Und ihr, ihr sollt mir diser dingen
An alle orth die Zeugnuß bringen,
Weill ich euch, wie nunmehr erhellt
Zu disem ambt hab auserwehlt.
Diß werckh dan glückhlich zu vollenden,
Werdt ich euch die Verheißung senden.
Die mir mein Vatter hat gegebn,
Befor ich kamm in dises lebn.
Und also keiner von hier gehe,
Bis mit der krafft ihr aus der höche
Vollkommen werdet angethan
Nach disem fangt die sendung an.

Christus verschwindet.
PETRUS.
Wie? ist der meister schon verschwunden?
ANDREAS.
Ich habe solchen trost empfunden,
Das ich nicht ware mehr bey mir,
Noch sahe, wie er kamm von hier.
THOMAS
kommet herein mit einen korb, als wan er vom Marckh hergehete, und stellet selben nider.
Jezt ist es so leicht nicht geschehen,
Umb seine Nahrung umzusehen.
Die menge macht, das trankh, und speis
Bey disem fest sehr hoch im preis.
JACOBUS ¸.
Ach Thomas! weill du warst von hinnen,
Ist uns der Meister hier erschinen,
2 Augenblickh kommst du zu spath,
Da er sich uns entzohen hat.
THOMAS.
Der Meister? sichtbar, und genesen,
Ist er allhier bey euch gewesen?
PETRUS.
Ich schwöre dir.
THOMAS.
Ich glaub es nicht,
JACOBUS M.
Glaub Thomas, was ein jeder spricht.
[255]
JUDAS THADÄUS.
Wür alle müssen es bezeigen,
MATHÄUS.
Ist dir dan nur der unglaub eigen?
THOMAS.
Diß glaub ich euch doch nimmermehr,
PETRUS.
Doch ist es wahr:
WÜRTH.
Ach Gott! wie sehr
Ist alles umb des meisters wegen,
In diser armen statt verlegen,
Ich bitte, haltet euch hier still,
Weill ich nun alles schlüßen will.

Wirdt zugezohen.
11. Auftritt
Eilfter auftritt
Die Juden, und hoche Priester.

AMOS.
So ist es freund! ich kan beyneben,
der wahrheit nicht mehr widerstreben,
Die Zeugen wachsen immer an,
So, das mans nicht mehr laugnen kan.
NATHAN.
Auch dises was die frauen sagen,
Hat sich in Emaus zu getragen,
Die Jünger seind all freyden voll,
Sagt, was man daraus schließen soll?
SADUC.
Longinus thatte mich erschröken,
Und in mir ville sorg erweken,
Da er so wunderbahr geheylt
Und ihm wurd das gesicht ertheilt.
SAMUEL.
Wer weißt doch wie die sach ergangen,
Und ob nicht, was an ihm verfangen,
Nur ware ein Verbländungs dunst
Und ein betrogne teuffls kunst.
[256]
DIARABIAS.
Es kunte freylich also scheinen,
Doch da so vill schon anderst meinen,
Kommt, wie beym angeheylten ohr
Die sach mir mehr als menschlich vor.
EXHIBENSRIS (!!).
Die Priester werden nicht entfliehen,
Sie seindt darum zur redt zu ziehen,
Sie müssen uns den ausspruch gebn,
Obs möglich das er sey beym lebn.
JOSAPHAT.
Ist Christus würckhlich auferstanden,
Wie seine Jünger stätts bekandten,
So sicht man, wie die Synagog
Die Priesterschafft an ihm betrog.
ROSMACHIM.
Ja anderst kan ich nicht erachten,
Ich mag es, wie ich will betrachten,
Ist er erstanden, sag ich frey,
Das er der weldt Messias sey.
RIPHAR.
Doch seind die Zeugen stätts verdächtig,
Und dannoch nicht genugsam mächtig
Uns zu bereden was sie sagn
Hab sich in Wahrheit zu getragn.
JORAM.
Was selbst die todte thuen verkündten,
Bey deme sonn, und Mondt verschwinden,
Was reden die gebrochne stein,
Kan dises wohl verdächtig sein?
CAYPHAS.
Laßt einmahl doch den Irrwohn fahren,
Und thuet die eytle sorgen sparren.
ANNAS.
Glaubt doch nicht jeder weiber mähr
Und haltet euch an unsre lehr.
ACHALÄUS.
Man sagt es doch an meisten orthen,
Die Römer selbst seind stuzig worden,
Da sie gehört, das in der Nacht
Der leib entflohen bey der Wacht.
[257]
SALOMON.
Auf solche weis was uns entrüstet,
Habt ihr uns schändlich hinterlüstet,
Auf euch kommt endlich alles an,
Der Rhat hätt diß sonst nicht gethan.
CAYPHAS.
Wür stehn darvor: könnt ihr wohl denken,
So spötlich unser ehr zu kränken?
Glaubt ihr wohl, das ein hinterlist
In einen hochen Priester ist?
Pfui schandt, was mus man noch erleben?
Ihr wollt dem jenen Zeignuß geben,
Den man doch mit so villen recht,
Erst kürzlich an das Creuz geflecht?
AMOS.
Ob dises sey mit recht geschehen,
Ab dem thuet man im Zweifl stehen,
Weill jedes wunder, so geschicht,
Stätts hin vor seine Unschuld spricht.
ANNAS.
Wie? was mus man all hier noch hören,
Auch Amos lasset sich bethören?
Auch Amos jener starke Mann,
So doch so ville streich gethan?
RABBI.
Soll nun die sach auf uns ankommen,
Die ihr doch mit uns vorgenommen?
Auch ihr habt ihn zum todt beklagt,
Den uns Pilatus zugesagt.
RABINTH.
Ein überwisner üblthätter,
Ein allgemeiner landtsverräther
Soll unverdient zu unsren spoth
Verdambt sein worden zu den todt?
PTOLOMÄUS.
Ob er ein solcher sey gewesen,
Ist aber erst aus dem zu lesen,
Was sich erst kürzlich diser tagn
Bey seinem grab hat zugetragn.
SARAS.
Diß mus man uns allhier zu gegen
Durch wahre grundsäz widerlegen,
[258] Ansonsten kommt die ganze sach
Zu einer unverhofften Rach.
PATIPHARES.
Ist wohl hiermit bey allem disen
Sein Urständt schon so clar erwisen?
Und halt man diß vor ein geschicht,
Was wahrlich nur ein lährs gedicht?
SABATH.
Was so vill umständt uns bekennen,
Das ist ja kein gedicht zu nennen,
Es ist villmehr ein solcher schlus,
Den man doch untersuchen mus.
CAYPHAS.
Geh! Rabbi! Ruffe die Soldathen,
Nun will ich euch den lähren schatten
Durch zeignus vor die augen legn,
Und euch zum alten schlus bewegn.
Thuet euch zum vor aus nur bequemmen,
Euch in das laue herz zu schämen.
Das ihr ein hoche Priesterschafft
Mit solcher Inziecht hier bestrafft.
RABBI
cum Militibus.
Hier stehen sie auf das verlangen.
CAYPHAS.
Sagt, was beym grab vorbey gegangen.
Sagt, und bekennt ohn alle scheu,
Ob Christus wohl erstanden sey?
MOMUS.
Erstanden? wer soll hier nicht lachen,
JANUS.
Wer kan sich solche Scrupl machen?
COSMUS.
Die Junger thätten ihn abholln,
CACUS.
Sie haben uns die leich gestohln.
NATHAN.
Wie habt ihr dan die wacht versehen,
Wan da ein dieb stall ist geschehen?
Das ist firwahr ein lährer fundt
Und eine Zeignuß ohne grundt.
[259]
MOMUS.
Wür geben hier bey disen hauffen
Euch keine faule fisch zu kauffen,
Wan wür bey unsren ehrn sagn,
Die Jünger habe ihn entragn.
Wür hatten nemblich bey den waffen
In spatter nachtzeit eingeschlaffen,
Indessen kammen selbe an,
Und flohen mit der leich davon.
ACHALÄUS.
Wie wißt ihr dan, das diß geschehen,
Wan ihr das wachen übersehen?
Secht wie ihr mit so heller krafft,
Euech selbst mit eignen worthen strafft.
JANUS.
Sie kunten es so still nicht machen,
Das wür nicht hätten solln erwachen,
Dan sachen wür bey unsren licht,
Wie jeder Jünger von uns flicht.
Und war sodan genug zu wissen,
Das sie uns dise leich entrissen,
Aus welchen jeder weislich schlißt,
Das Christus nicht erstanden ist.
ANNAS.
Wer kan nun nicht mit händen fasen,
Wie sehr ihr euch verblenden lassen,
Wo jene den Betrug bestehn,
Die selben haben zu gesehn?
SAMUEL.
Wan dises bin ich schon zu friden.

Gehet ab.
RIPHAR.
Nun ist der ganze stritt enschiden.

Ab.
AMOS.
Ich glaube was ich glauben soll.

Ab.
PATIPHARES.
Und ich bin noch des zweifls voll.

Ab.
[260]
NATHAN.
Nein: ich glaub denen wunder werken.

Ab.
RABINTH.
Und mich thut dise zeignus stärken.

Ab.
ACHALÄUS.
Die Wächter überzeigen mich.

Ab.
SABATH.
Die Urständt Christi eißret sich.

Ab.
PTOLOMÄUS.
Man hat das Recht mit grundt gesprochen.

Ab.
SARAS.
Die bosheit bleibt nicht ungerochen.

Ab.
SALOMON.
Die Urständt scheint mir ohne grund

Ab.
ROSMACHIN.
Diß mach auch ich den andern kunt.

Ab.
SADUC.
Longinus haltet mich gebunden.

Ab.
DIARABIAS.
Das aug, und ohr hat glaub gefunden.

Ab.
EXHIBERIS.
Der Jünger list ist nun bekant.

Ab.
JOSAPHAT.
Drum pflicht ich bey dem Priester standt.

Ab.
JORAM.
Ich weis nicht was ich soll gedenken.

Ab.
[261]
RABBI.
Mich thuet bey disem gar nichts kränken,
Ich zeig nun an der ganzen statt,
Der Junger neue Missethatt.

Ab.
CAYPHAS.
Ihr habt die sach so gut geschlichtet,
Das wür euch höchstens seindt verpflichtet.
ANNAS.
Kommt nun ihr sollet von uns sehn
Das dises nicht umsonst geschehn.
MOMUS.
So werden wür beständig sprechen,
JANUS.
Wür werden dan die köpf schon brechen,
COSMUS.
Der leichnamm mus gestohlen sein.
CACUS.
So bildt ich mirs auch kräfftig ein.

Gehen ab.
12. Auftritt
Zwölfter, und lezter Auftritt
Wirdt aufgezohen: die Jünger stehen beysammen, und Thomas unter ihnen.

WÜRTH.
Nun ist es widrumb heither worden,
Man pflichtet auch an villen orthen
Wie ich vernommen auf das neu
Der Urständt Christi würckhlich bey.
Genüßet also diser zeiten,
In euren schon geschöpften freyden,
Ich geh zu sehen immerhin,
Wie ich noch manchen freindt gewinn.

Ab.
[262]
PETRUS.
Mein Thomas! sey nicht so verlegen,
Der herr war würckhlich hier zugegen.
Er aße mit uns an dem tisch,
Er aß, und gab uns von dem fisch.
THOMAS.
Ihr werdet mich so leicht nicht schrauben,
Sagt was ihr wollt, ich kans nicht glauben.
Und wan er auch vor mir sollt stehn,
Will ich doch seine wundmahl sehn.
Ja nach den narben seiner händen,
Will ich auch meine finger wenden,
Noch mehr, ich will auch derentwegn
Mein handt in seine seithen legn.
Der glauben soll mich nicht verführen,
Ich will ihn allenthalb berühren,
Und so lang dises nicht geschicht,
Sag ich euch rund, ich glaub es nicht.
ANDREAS.
Was vor ein wahn hat dich ergriffen,
Wie? du willst so die Wahrheit prüffen?
So wahr ich dir zu gutten bin,
Ist dises nur ein eigen sinn.
PHILIPPUS.
Sollst du mit unsren schimpf wohl derffen
So ville Zeignussen verwerffen?
Findt unser mundt bey dir kein orth,
So glaube doch des meisters worth.
THOMAS.
Ich schäz ihn mehrer als mein leben,
Doch mus mein handt mir Zeignuß geben,
Von diser will ich den Bericht,
Und widerholl: sonst glaub ich nicht.
JACOBUS ¸.
Ich will dir Thomas Prophetzeyen,
Das dich dein unglaub werde reuen, – –
Und sech! wer hier zugegen sey,

Christus kommet ganz ohnvermerckt herein, spricht dan zum Thomas.

Der frid sey mit euch: komm herbey,
Sech hier die wund mahl meiner händen
Und thue hiemit den unglaub enden,
[263] Leg dein handt in mein seith hinein,
Und thue hinfihro glaubig sein.
THOMAS
kniet vor Christo nider, und legt sein handt in die rechte seithen.
Mein herr! Mein Gott! sech mich zu füßen,
Sech mein reu volle zäher fließen,
Ja ja mein unglaub hat die schuldt,
Das ich nicht würdig deiner huldt.
Doch laßt du dich von mir berühren
Mich nur zum glauben anzuführen,
Das macht, weill du mehr güttig bist,
Als meine schwachheit fähig ist.
Wer sollt, o herr! mehr von dir fliehen,
Wen soll dein lieb nicht an sich ziehen,
Ich, ich bekenn o hochstes gutt,
Dich wahrlich noch mit meinen bluth.
Ich glaub, und hoff an dich mein leben,
Den uns dein Vatter hat gegeben,
Damit durch dich die ganze erdt
Von ihren joch entladen werdt.
Diß will ich aller orth verkünden,
Und mich in deiner Zeignuß gründen,
Sollt ich auch gleich mein zeitlichs lebn,
An disen werckh verlohren gebn.
Nur disen fehler mir verzeihe,
Und führohin dein gnadt verleihe,
So werd ich dich bis in den todt,
Stätts lieben, o mein herr! und gott!
CHRISTUS.
Mein Thomas! weill du mich gesehen
Persönlich hier vor augen stehen,
So gehest du nunmehr in dich
Bereust dein thatt, und glaubst an mich.
Doch seelig seind die nicht gesehen,
Und doch in ihrer treu bestehen,
Stätts glauben was von kindtheit an
Ich bis auf jezt vor sie gethan.

Thomas stehet auf, und gehet unter die andere Jünger.

Nun hört wie ihr euch anzuwenden,
Wie mich mein Vatter thätte senden,
Zu eben disen endt, und zihl,
Ich euch zum Völckhren senden will.
[264] Der wahrheit geist wirdt in euch flüßen,
Sich durch euch in die weldt ausgüßen,
Mein nahm wird auf der ganzen erdt
Geprisen werden und verehrt.
Dem ihr die sinden werdt vergeben,
Der wird bey gott auch ewig leben,
Dem sie von euch behalten seind,
Der ist und bleibt auch gottes feindt.
Laßt also euren eyfer sehen,
In jene lander hinzugehen,
Wo euch hin sendet euer gott
ALLE.
Herr! Dir zu lieb auch in den todt.

Beschlus

SCHUZGEIST.
Nun seind die wolcken hin, und scheint die heitre sonnen,
Die uns ihr angesicht mit vollen glanz thuet gonnen,
So ist es schon bestimmt: es folget auf das leyd
Das man gedultig tragt ein unverhoffte freydt
Man reizte bis anher dich sinder! nur zum weinen,
Da dein Erlöser dir in seiner pein erscheinen,
Mit hin zum mitleyd dich nur stätts bewegen wollt,
Damit dich deine sindt noch mehrer schmerzen sollt.
Du hast sie (wie man hofft) von herzen auch bereuet,
Und nur aus lieb zu gott in dir vermaledeyet:
So leg die trauer ab, die überflissig ist,
Weill du nunmehr mit ihm auch auferstanden bist!
Diß ist die wahre freyd, die man in dem genüßet,
Das man hinfihro sich in gott zu lebn entschlüßet.
Das man in freyheit ist, weill man mit seiner gnad
Die schwähre Sclaven bandt der holl zerrissen hat.
In diser freyd sodan o sinder! dich erfreye,
Und den erstandnen Gott von herzen Benedeye
Doch, wan du weinen willst, halt keine thränen ein,
Sie können ja nunmehr auch freyden zäher sein.
Leb wohl! doch zum Beschlus nur etwas noch verweile,
Und uns dein gegenwarth nur so lang noch ertheile
[265] Bis dir das göttlich lamm nach so vill bittren leyd
Nunmehr werdt vorgestellt in seiner herrlichkeit.
Sech nun die Dankhbahrkeit zu uns anhero tretten,
Mit dienst, und lobgesang das selbe anzubetten.
Was sie mit reinen Mundt allhier anstimmen wirdt,
Das mach, das auch dein herz in den gedanken führt.

Es stehet ein schöner Altar zu bereithet auf welchen ein postament: auf disen ligt ein schönes Buech, von welchem die 7 Sigell herabhangen, auf dem Buech stehet das lebendige osterlamm mit einen schein umb das haubt, und mit den Osterfähnlein versehen. Die sach mehrer Theatralisch vorzustellen, kunte das lamb auch einen lorber Cranz auf haben. Item auf beyden seithen große mit goldt ausgeblikte Palmzweig hinauswerths in die hoche stehen.
Vor dem Altar ligen der todt, die sindt, und der teuffl in feßlen zu boden, wie auch umb und umb die alte auf ihren angesichteren. Und bleibt alles in diser positur, so lang die Arien, und der Chor dauret, und bis sodan zu geschlossen wird. Item kunten die alte auch stehen, und lorberzweig in denen händen halten.
Die instrumenta Passionis, so die genii halten, müssen alle glorioso, folglich vergoldet sein. Item halt der haubt genius anstatt des weißen tüechls einen schönen lorber Cranz in die höche.

Amen

DANCKHBARKEIT.
O göttliches lamm!
Geheyligt, geehret
Wie du uns gelehret,
Sey allzeit dein Nahm.
Der todt ist besiget,
Die höll unterliget,
Die sindt ist bestritten,
Vor die du gelitten.
Der sinder versöhnt:
Dein Vatter gerochen,
Die sigs Palm gebrochen,
Der siger gecrönt.
O göttliches lamm!
Geheyligt geehret,
Wie du uns gelehret
Sey allzeit dein Nahm.
[266]
REIHE.
Alleluja. Alleluja!
Es seye erhoben,
Durch dankhbares loben
Der sigreich vom todt
Erstandene Gott
Alleluja! Alleluja!

Unter diser Arie thuen einige aus denen, so mit der dankhbarkeit kommen das göttliche lamm an rauchen, andere werffen ihme schöne blumen zu.

Gelobt sey Jesus Christus
unser göttlicher Erlöser! Amen
[267]

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Rosner, Ferdinand. Drama. Oberammergauer Passionspiel. Oberammergauer Passionspiel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9E5E-0