An den dichten Wald

Spielet sanft, ihr schlanken Zweige,
Spielet, weil der Tag ist hell,
Eh' auch Phöbus läuft zur Neige,
Spielet meiner Florabell;
Helfet mir, mit süßen Weisen
Diese Menschengöttin preisen.
Zweiglein sauset in die Wette
Gleichsam einen Lobgesang,
Eh' die Schönste geht zu Bette
Und man hört der Frösche Klang;
Denn wil ich die Stimm' auch schwingen,
Florabellen zu besingen.
Neiget euch doch bald, ihr Eichen,
Gar zur Erden mit Begier!
Florabellen seh' ich schleichen
Hinter jenem Busch herfür.
Ach, was trag' ich groß Verlangen,
Florabellen zu empfangen!
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O du schönster Tag im Lenzen,
Phöbus machet dich zwar rein,
Nun ich aber sehe glänzen
Florabellen Aeugelein,
Wirst du schöner als die Sonne;
Eile doch, mein Herz und Wonne!
Ja, sie komt mit sanften Schritten!
Denket, welch ein' Himmelspracht!
Dicker Wald, laß dich erbitten,
Oeffne dich mit ganzer Macht,
Denn so wil ich näher treten,
Florabellen anzubeten.
Florabella, laß mich knieen
Nur für deiner Majestat!
Daphnis wil nur vollenziehen,
Was er dir versprochen hat;
Laß ihn, sol er nicht verderben,
Schönste, deinen Schlaven sterben.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Rist, Johann. Gedichte. Weltliche Gedichte. An den dichten Wald. An den dichten Wald. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-99F9-5