Enttäuschter Badegast

Wenn ich im Badeanzug bin
Und im Familienbade,
Geht die Erotik fort. Wohin
Weiß Gott. Wie schade!
Und Weiber jederlei Gestalt,
Sie lassen alle dann mich kalt,
Wie die verdammte Jauche
Der See, in die ich tauche,
Kalt macht, speziell am Bauche.
Von der Kabine bis ans Meer
Geniere ich mich immer sehr.
Trotz Spucke und trotz Laufgeschwind
Merkt jede Frau und jedes Kind,
Daß meine Füße dreckig sind.
Und niemand fragt woher.
Daß jemanden, der nicht gut schwimmt,
Daß man den gar nicht mehr als Mann,
Sondern als Tauchemännchen nimmt – –
So handeln Weiber, die bestimmt
Wären, mich aufzuregen.
Mir schmeckt das Badewasser nie.
Ich denke immer an Pipi
Und kann das auch belegen.
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Es liegt mir fern, hier indiskret
Krampfadern aufzuwühlen,
Doch jede Frau, die baden geht,
Weiß nichts von meinen Gefühlen.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ringelnatz, Joachim. Enttäuschter Badegast. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-996B-3