Die Liebende

Ja ich sehne mich nach dir. Ich gleite
mich verlierend selbst mir aus der Hand,
ohne Hoffnung, daß ich Das bestreite,
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was zu mir kommt wie aus deiner Seite
ernst und unbeirrt und unverwandt.
... jene Zeiten: O wie war ich Eines,
nichts was rief und nichts was mich verriet;
meine Stille war wie eines Steines,
über den der Bach sein Murmeln zieht.
Aber jetzt in diesen Frühlingswochen
hat mich etwas langsam abgebrochen
von dem unbewußten dunkeln Jahr.
Etwas hat mein armes warmes Leben
irgendeinem in die Hand gegeben,
der nicht weiß was ich noch gestern war.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Rilke, Rainer Maria. Die Liebende. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-8FDD-7