[53] 16. Rindfleisch un Plummen

»Den ganzen Dag bit Döschen stahn
Un ümmer achtern Haken gahn
Un up den Acker Kluten pedden
Un denn mal wedder Ossen ledden
Un denn mal drög un denn mal natt,
Wo, mine Herrn, geföllt Sei dat?
Un denn? Wat krig ick denn för Eten?
So slicht un man so'n lüttes beten!
Un ümmer Tüften, ümmer Räuwen,
Dor mag de Deuwel länger täuwen!
Ne, Herrn! Denn hett 'ne Ul dor seten,
Bi dröge Tüften kann ick nich bestahn.«
»Na gaud, min Sähn, du kannst nu gahn«,
Seggt de Burmeister. – As hei 'rut,
Seggt hei tau'n Ratsherrn Wohlgemuth:
»Ich glaube fast, und mir will es bedünken:
Der Mensch hat recht;
Denn solches Essen, solches Trinken
Paßt sich nicht für en tücht'gen Knecht.
Indessen woll'n den Herrn doch auch mal fragen.
Heda! raupt mal den Bäcker Hagen.«
De Bäcker kümmt. »Mein lieber Meister Hagen,
Ihr Knecht war hier und tät sich sehr beklagen:
Sein Essen sei so schlecht.
Wir fragen nun: Wie halten Sie den Knecht?«
»Na, dat möt ick gestahn!
Dor möt doch glik dat Wetter 'rinne slahn!
Dat hürt ick niemals all min Dag!
Ick holl min Lüd so slicht?
Antwurten S' blot up dese Frag':
Rindfleisch un Plummen, is't en slicht Gericht?«
»Den Dunner ok! Dat is en prächtig Eten!
Rindfleisch un Plummen? Is't nich wohr?
Herr Ratsherr, ne! Wo wull'n wi dorin freten!«
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»Ja«, seggt de Ratsherr, »dat's gewiß!
Wenn't Rindfleisch mör un wenn de Plummen gor,
Denn wull ick meinen, dat't wat Schönes is.«
»Dat is en Eten, as in'n Himmel«,
Seggt de Burmeister, »täuw, du Lümmel!
Ick ward en Würdken mit di spreken
Un di de Leckertähn utbreken.
Täuw, du Karnalli, ick will di betalen!
Oh, lat't mal glik den Slüter halen,
De sall em doch up allen Fällen
En richtig Dutzend rinne tellen. –
So, mine Herrn, man Platz genamen,
Un lat't den Kirl mal wedder 'rinne kamen! –
Du Slüngel! Du entfamtigte Hallunk,
Is di dat noch nich gaud genung,
Wat meint so'n näsewise Bingel?
Wat meinst du denn! Du ßackermentsche Slüngel!
Gausbraden alle Dag un Hauneris,
Dat würd di smecken, un denn schäpelwis?«
»Wo so? Wo ans? Gausbraden alle Dag'?«
»Halt's Maul! Und räsonier' Er nicht!
Antwurt Hei mi up mine Frag':
Rindfleisch un Plummen, is't en slicht Gericht?«
»Den Deuwel ok«, seggt Jochen Brümmer,
Un dreiht den Haut in sine Hand herümmer,
»Rindfleisch un Plummen is en schön Gericht.
Doch, mine Herrn, ick krig't man nich.«

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TextGrid Repository (2012). Reuter, Fritz. Gedichte. Läuschen un Rimels. Erste Folge. 16. Rindfleisch un Plummen. 16. Rindfleisch un Plummen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-8D79-A