Sie sähn es gern, ich würde kirre

Sie sähn es gern, ich würde kirre
und beugete mich niederwärts;
sie machten gern mein tapfres Herz
in seinem stolzen Glauben irre.
Sie sagten mir: Es ist vergebens,
du änderst nicht den Lauf der Welt;
Knecht bleibt sie doch! Und dir vergällt
hast du den Sommer deines Lebens.
Wohl, sei es so! Sich fügen lerne,
wem Fügsamkeit genügen kann,
auch Demut schmücket ihren Mann:
Ich aber folge meinem Sterne!
Da hilft kein Rat, da ist kein Wählen,
ich kann nicht anders, wollt' ich auch:
Die Freiheit ist mein Lebenshauch,
sie ist die Seele meiner Seelen!
So laßt mich meine Bahn vollenden,
wie sie auch sei, mein Ziel ist mein;
ja, sollt' es auch ein Irrweg sein,
ich will ihn doch mit Ehren enden.

Notes
Erstdruck in: Gedichte, Leipzig (Weber) 1857 (4. Aufl.).
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Prutz, Robert Eduard. Sie sähn es gern, ich würde kirre. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-89DA-C