[66] [57]Das Tal der Unrast

Einstmals war ein stilles Tal,
Unbewohnt; mit Schild und Stahl
Zog das Volk in Kriege fort;
Hielten milde Sterne dort
Vom arzurnen Turm zur Nacht
Über all die Blumen Wacht,
Über denen jeden Tag
Rot und faul die Sonne lag.
Jetzt wird jeder Wandrer sehen
Unrast dieses Tal durchwehen,
Nichts ist da, das nicht sich regt,
Luft nur brütet unbewegt
Ob der Zauber-Einsamkeit.
Ach, kein Lüftchen weit und breit
Rührt der Bäume Blätterkleid,
Die da pulsen ohne Frieden
Gleich dem Eismeer der Hebriden.
Ach, kein Lüftchen jagt und bauscht
Das Gewölk, das ruhlos rauscht,
Rastlos rauscht von früh bis spät
Über Myriadenbeet
Blauer Veilchen, sorgenreich,
Myriaden Augen gleich,
Über Lilien, die so weich
Wehend, weinend schaun herab
Auf ein namenloses Grab!
Wehend: aus dem Duft heraus
Kommen Tropfen ewigen Taus.
Weinend: von den zarten Zweigen
Ewig Tränen niedersteigen,
Die gleich Edelsteinen schweigen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Poe, Edgar Allan. Gedichte. Das Tal der Unrast. Das Tal der Unrast. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7C93-F