Wieder die/ so faulheit vnd vnzeitigen schlaff lieben:

Jhr faulen saget mir/ wo faulheit was kan sagen/
Wo von seyd jhr so kranck/ was kranckheit mag euch plagen/
Euch ist nicht was jhr wisst/ jhr wisst nit was euch ist:
Jhr wisst nicht was jhr thut/ jhr thut nit was jhr wisst.
Jhr lebet mit verdruß: jhr sterbt in dem jhr lebet/
Weil euch ein kalter gifft in allen adern schwebet/
Ein starcker Circe-gift/ den vnlust beygebracht/
Der aus den menschen schwein'/ aus schweinen esel macht.
Der gift hat ewr gemüth' vnd sinnen überschwommen/
Vnd hat euch alle lust zur weißheit weggenommen:
Auf nichts in gantzer welt gebt jhr acht' vnd gemerck/
Als nur auf faulen schlaf vnnd Morphisch träume-werck.
Der gift der macht euch kranck: er macht dz jhr verarmet/
Der gift macht dz sich ewr kein mensche fast erbarmet.
Euch rewet/ was jhr thut/ jhr thut was euch gerewt:
[103]
Euch schewet ruhm vnd ehr'/ als jhr die arbeit schewt.
Gefällt euch sanfte ruh/ gefällt euch süsses schlafen/
So wisst/ dz faule ruh groß vnruh pflegt zu strafen.
Von arbejt habt jhr ruh/ vnd seyd mit euch im streit.
Jhr seyd nicht als jhr sollt/ jhr sollt nicht als jhr seyd.
Dis ist/ was euch betrübt/ sein vrsach' arth vnd wesen.
Wie schwerlich werdet jhr von ewrer qual genesen:
Jhr sollt nicht/ was jhr thut: jhr thut nicht was jhr sollt:
Jhr wollt nicht/ was jhr wisst: jhr wisst nicht/ was jhr wollt.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Treugedichte. Folgen etliche überschrifften oder Epigrammata. Wieder die- so faulheit vnd vnzeitigen schlaff lieben. Wieder die- so faulheit vnd vnzeitigen schlaff lieben. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7C3C-6