Auff eines Goldschmiedes hochzeit:

In dieser göldnen zeit/ da alles fast zu golde/
Vnd silber werden wil/ hat sich aus lieb vnd holde/
Der arge Venus-sohn/ die er zu könsten trägt/
Auff 's goldarbeiten erst mit grosser lust/ gelegt/
Vnd arbeit't früh' vnd spat. Sein amboß ist ein hertze/
Das sehr verhärtet ist/ der hammer; seine kertze/
Der er sich sonst gebraucht/ sein ess' ist die welt/
Der blasbalg alles das/ was junger welt gefällt.
Sein fewer ist die lieb'/ vnd lüste seyn die kohlen/
Die dieser kleine schalck/ dem Mulciber gestolen/
Die zang' ist lieblichkeit/ die feile liebes pein/
Sein stempel ist bestandt. Das mag ein goldschmid seyn!
Er selber ist der printz/ der Hymen; sein geselle/
Sein lehrjung'; Empyrus/ der dis vnd das bestelle/
Das/ da er was aus macht ist göldener als gold.
Drumb ist auch seiner konst ein jeder gut vnd hold.
Kein könstler (wer er sey) kan jhm das wasser reichen/
Der arbeit/ die er macht/ ist nichtes zu vergleichen
Was konst genennet wird. Sein arbeit schläfft vnnd wacht/
Sein arbeit isst vnd trinckt/ sein arbeit weint vnd lacht/
Sein arbeit lernet gehn/ sein arbeit schertzt vnd spielet/
Sein arbeit siht vnd höhrt/ sein arbeit greifft vnd fühlet/
Sein arbeit nimmet zu/ vnd ist sie gleich volbracht.
Wo ist ein solcher printz der solch' ein' arbeit macht?
Ob nun der bräutigam/ in Amors macht vnd lehre
Gewesen/ weiss ich nicht/ doch muthmass' ich es sehre.
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Wer weiss/ dieweil er nit vergebens goldschmid heisst/
Ob er noch nicht dis jahr/ sich seiner konst erweisst.
Weil er denn alles hat/ was ihm hier zu von nöthen/
Vnd was er selbst begeert zum schmelzen vnd zum löthen
So wünsch' ich jhm dazu/ ein stetes liebe-fewr.
Welchs köstlicher als gold; vnd tewrer ist als tewr.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Treugedichte. Auff eines Goldschmiedes hochzeit. Auff eines Goldschmiedes hochzeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7C2C-C