Auff hn. Daniel Simon/ vnd jungfr. Dorotheen Dröckels hochzeit:

Man saget wunderding/ eh denn in alten jahren/
Da noch die leute nicht so weis' vnd witzig waren/
Die süsse Medicin der liebe wurd' erkannt/
Wie man sich vnterstund zu leschen liebes brand
Den erst ein wunderthier (wie man es damals nennet
Als vnbekandt) erweckt/ welchs jetzt ein jeder kennet/
Vergifftet von gesicht' vnd wunderlich von sinn/
Das fast durch seine list die gantze welt hatt' inn'.
Es war ein seltsam thier/ man must' es lieb gewinnen/
(Vnd war es schon mit gifft/ von aussen vnd von innen/
Des Amor sich gebraucht/ wenn er die pfeile schmiert)
Bestrichen gantz vnd gar/ das sie also vexiert.
Es war ein seltsam thier/ man war damit verschlagen/
Man hatt' an seiner schön' vnd zierd' ein gross behagen/
Bis daß ein süsser brand hinnein ins hertze kam
Vnd einem den verstand vnd witz gefangen nam.
Dann gieng die marter an/ man lag in grossen schmertzen/
Man lag in grosser hitz' es griff frey nach dem hertzen.
Man fragte was es wär' vnd – suchte rath vnd that/
– Versucht auch artzeney/ fandt aber keinen rath.
Der hiess es tolle seyn/ ein ander hieß 's ein fieber/
Der dritte hertzen-angst/ der vierte wolte lieber
Er wäre lange tod/ der fünffte nennt' es tandt/
Vnd nur Melancholey; der sechste kalten brand.
Man brauchte mancherley/ der ließ sein wasser sehen/
Der bandt was auff den puls vnd ließ die ader gehen
Der dritte schmierte sich den magen vnd die stirn/
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Der vierd' ergriff die pill' vnd reinigte das hirn.
Der fünffte lieff davon/ ließ alles seyn vnd stehen
Vnd hoffte dieser pest vnd marter zu entgehen.
Der sechste sprach: wolan/ lasst vns mit schwerth vnd gluth
Das wunderliche thier/ das solchen schaden thut/
Vertilgen von der welt. Drauff griff zu seinem degen
Vnd bogen/ wer da kont'/ vnd zog dem thier' engegen/
Das wunder schöne thier wird dessen zeitig inn'
Vnd wirfft 's gesicht auff sie/ da war das hertze hin.
Der hielt' die augen zu/ der ander bath genade/
Der dritte rieff: ach helfft. Der vierde sprach 's ist schade/
Daß man solch schönes thier sol tödten ohne schuldt.
Hilfft nichts für vnser weh so hilffet ja gedult.
Der fünfft' vnd sechste schrie/ er fühlte newe wunden/
Da hies man 's zauberey. Bis endlich wurd' erfunden
Die heimlich artzeney/ die da verborgen war/
In Venus Apoteck in die neunhundert jahr.
Dis ist herr bräutigam/ ein' artzeney gewesen/
Die ehr'zeit vnbekant/ durch welch' jhr werdt genesen/
Geht/ schwitzt ewr fieber aus/ geht schwitzet aus die pein.
Die pein; welch' ohne schweiß nicht wil vertrieben seyn.

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TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Treugedichte. Auff hn. Daniel Simon hochzeit. Auff hn. Daniel Simon hochzeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7A75-3