Auff hn: Heinrich Nansen vnd jungfraw Gerdrut Simons hochzeit:

Andre mögen disputieren/
Andre mögen embsig seyn/
Wo der süssen liebe pein
Herrühr'/ artig auß zu spüren/
Andre mögen schönheit preisen/
Andre guter sitten zier/
Andre mögen/ da vnd hier
Süsser holdschafft ursprung weisen.
Mir hat erst der Venus-knabe
Guten vnterricht ertheilt/
Wo das/ das durch wunden heilt/
Seinen rechten vrsprung habe.
Solches besser zuverstehen
Muss man vor/ ohn' argen schein/
Dessen vnterrichtet seyn/
Was vns menschen sey geschehen.
Anfangs war der mensch an gaben
Vnd von leib' ein starckes thier/
Hatte dess fast alles vier/
Was wir jtzt nur zweymal haben.
Jeder mensche/ wil man sagen/
War erst beyderley geschlechts/
Zweymal linck vnd zweymal rechts/
Wuste nicht von liebe plagen:
Jeder hatte zwey paar beine/
Zwey paar arm' ohn' allen schertz/
Zweene köpff' vnd nur ein hertz'
Jeder war sein lieb alleine.
Solche waren auch die riesen/
Darumb waren sie so starck/
Stoltz vnd frevel/ frech vnd arg/
Wie sie es denn wol bewiesen.
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Denn/ wer hat nur nicht gelesen
Von der riesen vber-muth/
Wie das frech' vnd stoltze blut
Himmel-stürmisch sey gewesen.
Wie sie berge/ stein' vnd klüfte/
Trotzend' auff die leibes-macht/
Die sie hatten vnbedacht
Abgeschossen durch die lüffte.
Wie auch ließ/ dem zu begegnen
Der berühmte Donner-gott
(Den sie hielten für ein spott)
Auff sie blitz vnd donner regnen.
Also wurden sie gespalten
Durch des Jovis donnerkeul/
Der damals/ in schwinder eil/
Wieder sie das feld behalten.
Von der zeit an wie wir wissen/
Muss der mensch/ nicht ohne pein/
Von jhm selbst getrennet seyn/
Als ein thier mit zweyen füssen
Von der zeit an muss er fühlen/
(Welchs jhm vormals vnbekant)
Venus fewr vnd Amors brand
Vngelescht vnd ohne kühlen.
Bis er endlich wiederfindet
Sein verlornes andertheil/
Welches jhn denn machet heil
Wenn er sich mit jhm verbindet.
Von der zeit an/ sucht von hertzen
Jederman sein hertzen-theil
Welchs jhm Jovis donner-keul
Abgedrungen hat mit schmertzen.
Dieses suchen heisst man lieben/
Dieses suchen ist das fewr/
Damit Venus-abentewr
Vns so sehre kan betrüben.
Hieraus habet jhr vernommen
Wo der kalte liebe-brandt
(Manchen/ mehr als gut/ bekant)
Sey zum ersten hergekommen.
Drumb/ gesellen/ lasst ewr bochen/
Wieder den/ den niemand bocht/
Der die riesen hat vermocht/
Vnd sich hat an jhn gerochen.
Daß er euch nicht vnversehen
Spalte noch einmahl entzwey
Vnd jhr nachmals ohne schew
Müsst auff einem beine gehen.
Denckt viel mehr/ vnd das noch heute/
Was euch mangle noch zur zeit/
Was euch schad'/ vnd daß jhr seyd
Recht-betrübte halbe leute.
Sucht darumb/ was euch erfrewt/
Ewre helft'/ ewr einig all/
Ewr halb hertz'/ ewr allzumahl/
Das euch gantz macht vnd ernewet.
Dessen wird euch recht vnd eben
Dismal vnser bräutigam
Vnd sein süsser traubenstamm
Löblich ein exempel geben:
Sie seind heut in diesem orden/
(Der von Gott selbst ist gestifft
Vnd nicht wenig vbertrifft
Andre stände) gantz geworden/
Den ich auch von gantzen hertzen
Wünsche/ was sie gantz erhält/
Vnd jhn beiden wolgefällt/
Nemlich/ stete liebe-kertzen.
Auch hieneben Gottes segen/
Reichen friede/ frewd vnd ruh/
Letzlich aber noch dazu
Manchen fruchtbarn Venus-regen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Treugedichte. Auff hn: Heinrich Nansen hochzeit. Auff hn: Heinrich Nansen hochzeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7A3F-1