5. In der Neujahrsnacht

Seele der Welt, kommst du als Hauch in die Brust des
Menschengeschlechts, und gebierst ewigen Wohllaut?
Große Bilder entstehn, und große
Worte beklemmen das Herz.
Blende mich nicht, willige Kraft, wie ein Traumbild
Blende mich nicht! o und ihr, ziehet umsonst nicht
Meine sorgende Stirn vorüber,
Wandelnde Strahlen des Lichts!
Liebend bisher leitetet ihr, und ich folgte;
Hinter mir ließ ich was nicht euer Geschenk war:
Jeden irdischen Glanz und jede
Stille des häuslichen Glücks.
Immer nach euch klimmt ich empor, und es rollt mir,
Was ich errang, wie der Kies, unter den Füßen
Weg, ich blicke zurück nicht,
Klimme nur weiter empor.
Irrt ich? Es sei. Aber wie sehr des Verständ'gen
Tadel mich traf, so gewiß (fühl es, o Tadler!)
War ich strenge mir selbst, so weit es
Stürmische Jugend vermag.
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Habt ihr umsonst, Sterne, mich nun an der Vorzeit
Reste geführt, und gestählt Augen und Herz mir?
Lehrt mich größere Schritte, lehrt mich
Einen gewaltigen Gang!
Gehet hinfort leuchtender auf, und ein Flämmchen
Wehe von euch, an des Haars Locke sich schmiegend,
Sanft herab und erwärme lieblich
Jeden Gedanken des Haupts!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Platen, August von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1834). Oden. 5. In der Neujahrsnacht. 5. In der Neujahrsnacht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7655-B