[4] Einhundert vier und fünfzigstes Sonett.

Der Zweig, o Sonne, den du liebtest ehe,
Mir einzig lieb, grünt einsam, reich geschmücket,
An schönem Ort, ohn' Gleichen, seit erblicket
Adam einst sein und unser reizend Wehe.
»Bleib', ihn zu sehn!« ruf' ich zu dir, und flehe,
O Sonne; doch du fliehst, und Schatten drücket
Die Höh'n; du nimmst den Tag mit dir; entrücket
Trägst du hinweg, wonach zumeist ich spähe.
Der Schatten jener niedern Hügelfläche,
Wo flimmend webt des milden Flämmleins Helle
Und großer Lorbeer schoss't aus kleinen Sprossen,
Wächset und nimmt den Augen, weil ich spreche,
Den süßen Hinblick auf die sel'ge Stelle,
Wo mit der Herrinn sich mein Herz verschlossen.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Einhundert vier und fünfzigstes Sonett: [Der Zweig, o Sonne, den du liebtest ehe]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-70A6-B