[148] Ein und siebenzigstes Sonett.

Amor sprach oft zu mir: »Schreib eigenhändig,
Was du gesehn, schreib' es in goldnen Zeichen,
Wie meine Jünger all' ich lass' erbleichen,
Und augenblicks sie todt mach' und lebendig.
Das ward dir einst wohl selber klar inwendig;
Ein Beyspiel warst du allen, die dir gleichen;
Dann ließ dich Andres meiner Hand entweichen;
Doch wie du flöhst, dich stets ja wieder fänd' ich.
Und wenn die Augen, die mich einst dir zeigten,
Wo ich zu süßer Wohnung eingezogen,
Bekämpfend deines Herzens Widerstreben,
Auf's Neu mir reichen den allmächt'gen Bogen,
Wird manchmahl wohl dein Antlitz sich befeuchten;
Denn nur von Thränen, weißt du, zehrt mein Leben.«

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Ein und siebenzigstes Sonett: [Amor sprach oft zu mir: »Schreib eigenhändig]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7091-A