[70] Zweyhundert acht und siebenzigstes Sonett.

Ich fühl' ein altes Wehn; der Berge Lehnen,
Die süßen, seh' ich, wo das Licht begonnen,
Das meinen Augen Freud' und Lust gewonnen,
Weil's Gott gefiel, nun sie erfüllt mit Thränen.
Hinfällig Hoffen du, o eitles Wähnen!
Verwaist die Gräser, trübe sind die Bronnen,
Und leer und kalt das Nest, dem sie entronnen;
Da leb' ich, da zu sterben, stand mein Sehnen;
Hoffend zuletzt von ihren holden Füßen
Und Augen, die des Herzens Gluthen nähren,
Nach großen Mühen Ruhe zu genießen.
Grausamen, geiz'gen Herrn hielt ich in Ehren,
Und brannte, bis die Flammen von mir ließen;
Nun weih' ich ihrer Asche meine Zähren.

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TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Zweyhundert acht und siebenzigstes Sonett: [Ich fühl' ein altes Wehn; der Berge Lehnen]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6ECC-4