Einhundert neun und neunzigstes Sonett.

Amor, ich irr', und seh', daß irr' ich gangen!
Doch, wie wem Flammen an dem Busen zehren,
Nimmt ab Vernunft, weil sich die Schmerzen mehren,
Liegt wie von Weh bezwungen und gefangen.
Zu zügeln pflegte sie mein heiß Verlangen,
Der Stirne heitern Frieden nicht zu stören. –
Nicht mehr! des Zügels muß die Hand entbehren,
Verzweifelnd hat die Seele Muth empfangen.
Drum, stürmet sie, entfremdet ihrem Style,
Machst du's, der du sie immer spornst auf's Neue,
Daß sie die rauh'sten Wege sucht zum Ziele;
Und mehr der Himmelsgaben seltne Weihe
In meiner Herrinn. Mache, daß sie's fühle
Mindest und meine Schuld sich selbst verzeihe.

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TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Einhundert neun und neunzigstes Sonett: [Amor, ich irr', und seh', daß irr' ich gangen!]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6D83-C