Einhundert ein und achtzigstes Sonett.

Steht Jen' in hold- und schöner Frauen Runde,
Die nirgend in der Welt hat ihres Gleichen,
Dann macht ihr Antlitz andere erbleichen
Wie kleine Sterne Tages lichte Stunde.
In's Ohr dann flüstert mir's von Amors Munde:
»Weil diese blüht in unseren Bereichen,
Ist's Leben schön; doch wann sie wird entweichen,
Geht Tugend all', mit ihr mein Reich zu Grunde.«
Wie wenn Natur dem Himmel Mond und Sonnen,
Der Luft den Wind, der Erde Gras und Büsche,
Uns des Verstandes und der Rede Wonnen,
Dem Meere raubte Wogen so als Fische,
So hätt', und mehr noch, Oed' und Nacht begonnen,
Verschlöß der Tod mir ihres Auges Frische.

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TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Einhundert ein und achtzigstes Sonett: [Steht Jen' in hold- und schöner Frauen Runde]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6D21-A