Zweyhundert und erstes Sonett.

Zu Amor mußt' und muß ich jetzt noch flehen,
Mir eure Gnade wieder zu gewinnen,
Süß Leiden, herbe Lust! wenn treues Minnen
Mich abwärts zog von graden Pfades Höhen.
Nicht läugn' ich's, Herrinn, könnt' auch nicht geschehen,
Daß die Vernunft, so alle Guten inne
Zügelt, der Lust erliegt, die oft von hinnen
Mich führt, wohin mich's treibt, ihr nach zu gehen.
Ihr mit dem Herzen, daß der Himmel gnädig
Mit hellem Geist und hoher Tugend kläret,
Wie je von güt'gem Stern herabgeglommen,
Mitleidig müßt ihr sprechen, Zornes ledig:
»Was kann er sonst? Mein Antlitz ihn verzehret;
Begieriger, ich schön. – Kann's anders kommen?«

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TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Zweyhundert und erstes Sonett: [Zu Amor mußt' und muß ich jetzt noch flehen]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6CEF-4