[71] Seltsame Geschichte.

»Gevatter, nehmt Euch wohl in acht,
Auf Euer Weibchen seid bedacht,
Die Frau ist jung, die Frau ist schön,
Ein Unglück ist gar bald geschehn!«
»Ei, guter Freund, was hör' ich gar?
Das wär' ja traurig, wenn es wahr,
Doch wer da bläst in fremden Brei,
Verbrüht sich leicht den Mund dabei!«
»Ha, über solch verbotnen Schmaus
Ist meine Alte längst hinaus!«
»Salz leckt auch gern die alte Geiß,
Mehr sag' ich nicht, um keinen Preis!«
Der Nachbar oft noch wiederkehrt,
Damit dem Freund er Vorsicht lehrt,
Und stets ermahnt er ihn aufs neu',
Wie jung und schön das Weibchen sei.
Doch plötzlich – was war denn geschehn? –
Ließ sich der Alte nicht mehr sehn,
Bis jener hinzugehn beschloß,
Um zu erfahren, was denn los?
Und unterwegs bereitet er
Sich schon die richt'ge Antwort her
Auf die gewohnte Litanei:
Wie schön und jung sein Weibchen sei.
Doch diesmal – hält der Nachbar fein
Den guten Rat für sich allein,
Er sitzt am Herd voll Traurigkeit,
Ein Wort erklärt sein schweres Leid:
[72]
»Wahr ist, was Ihr, Gott sei's geklagt!
Mir von der alten Geiß gesagt! ...
Just schreit's! ... Dort in der Wiege liegt's!« ...
... Was kann der Alte tun: er wiegt's!

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TextGrid Repository (2012). Petöfi, Sándor. Lyrik. Gedichte 1842-1843. Seltsame Geschichte. Seltsame Geschichte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6C61-2