[126] Wir schifften hin

Wir schifften hin auf feuchter Bahn,
Das Meer lag schwarz umnachtet,
Die Wellen brausten um den Kahn
Mit uns'rem Schmerz befrachtet.
Es sang sein Lied voll wilder Lust
Der Sturm, beim Schlag der Ruder,
Als ahne er in uns'rer Brust
Den nimmerstillen Bruder.
Die Finsterniß ward nur erhellt
Von bleichen Phosphorfunken,
Es schien die ganze weite Welt
In Zauberschlaf versunken.
[127]
Doch unser'm Herzen war's, als sei
Die sturmdurchfurchte Welle
Ihm zu der Heimath, stark und frei.
Die bang gesuchte Schwelle.
Hoch über uns der Himmel hehr,
Durchwallt von Sternenreigen,
Und unter uns, das dunkle Meer,
Ein Grab voll Ruh' und Schweigen.
Und still verschwamm des Innern Streit
Zu wundersamem Frieden,
Da wir von Grab und Seligkeit
Nur durch ein Brett geschieden.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Paoli, Betty. Wir schifften hin. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6768-D