Schertz-lied

B.N.


Sind das nicht narren-possen?
Mein vater hat beschlossen/
Ich soll ein mägdgen freyn:
Was aber kan auff erden
Wohl völler von beschwerden
Als junge männer seyn?
Denn wie man seidne decken
Gar selten ohne flecken
Und ohne fehler findt/
So ist die kuh auch immer
Bey unserm frauen-zimmer
Auff einem auge blind.
[455]
Die schöne kehrt die feinde
Durch schwäger zwar in freunde;
Doch steht sie mir nicht an:
Weil ich die tummen hörner
So wenig/ als die dörner/
Am kopffe leiden kan.
Die garstigen/ die stincken/
Und pflegen offt zu hincken/
Ihr bestes ist das geld:
Inzwischen gläntzt die stirne
Wie eine faule birne/
Die von dem baume fällt.
Die klugen/ die befehlen/
Und wollen stets erwehlen/
Was man beginnen soll:
Die tumme bleibt geschossen/
Und macht mit ihren possen
Das gantze zimmer voll.
Die reichen sind nur prahler/
Und schliessen ihre thaler
In schwere kasten ein:
Bey armen kans nicht fehlen/
Sie müssen manches stehlen/
Und männern untreu seyn.
Die dicken seyn beschwerlich/
Und zur geburt gefährlich:
Drum mag ich auch nicht dran.
Die armen wären besser/
Nur daß man solche fresser
Nicht wohl ernähren kan.
Die fromme muß auff erden
Der mägde närrin werden/
[456]
Und bringet nur beschwer.
Die bösen sind der teuffel/
Und kommen ohne zweiffel
Von seiner mutter her.
Doch hänget manchem weibe
Gleich nichts an ihrem leibe
Von diesen fehlern an/
So hat sie doch die tugend/
Daß sie bey ihrer jugend
Nicht viel verschweigen kan.
Drum wer die narren-plagen
Bey seinen jungen tagen
Nicht bald erfahren will/
Der meide nur zwey sachen/
Die alles traurig machen;
Ein weib und karten-spiel.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Neukirch, Benjamin. Gedichte. Gedichte. Schertz-lied. Schertz-lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6106-A