wie der groß nar kranck ist, vnd in der murner tröstet.

Murner.

Ach got im himelreich der not!
Mein liebster vetter ligt am dot
Vnd ist fast kranck, als man mir seit;
Wan er mir stürb, es wer mir leid.
Er was vff erden mein höchste freid
So bald der nar mir gat zů grund,
So hab ich nimer frölich stund.
Ich wil in sůchen als ein frünt,
Ob ich im tröstlich helffen künt.
Mein lieber vetter, grüß dich got!
[269]
Wie gat es dir / was ist dir not?
Was glust dich doch / was wiltu hon?
Sag mirs, ich wil dich nimer lon.
Solt es mich tusent guldin gestan,
So wil ichs alles wenden an.
Nar.

Jetz sihe ich, das du bist ein frind,
So ich dich in mein nöten find.
[270]
Das sein die besten fründ vff erden,
Die in nöten funden werden.
Du hast mich also hart beschworen
Vmb den kopff vnd vmb die oren
Mit so grusamlichen worten,
An meinem leib an allen orten,
Er sůcht so eigentlich mein glider,
Das ich sein bin erlegen nider.
Ich můß sein sterben warlich an
Vnd bin ein vnbehilflich man.
Ich kan mich weder heben, legen
Vnd nit ein glid am leib me regen.
Ach, bestel mir doch ein starcke begein,
Doch das sie müß ein iunckfraw sein;
Nit so ich wen, sie hietet mir,
Das sie duß bült vor der thür.
Murner.

Ach vetter, das sein dorechte wort
Vnd hören nit an dises ort.
Du solt deiner selen heil betrachten
Vnd irer iunckfrawschafft nit achten.
Sie sein doch iunckfrawen al zwar,
Das felet dir nit vmb ein har.
Sie hon doch die drei glüpten thon
Vnd halten ire küschen schon,
Ir hat nie kein dar wider gethon.
Darumb wil ich dir ein bestellen.
Vnd welche du wilt vß in erwelen,
Die sol dich heben, legen nider
Vnd vff erheben, setzen wider.
Nar.

Es gefelt mir wol, sůch ein begein,
Doch das sie müß ein iunckfraw sein,
Bei got vnd heilgen, ich scheiß sunst drein.
[271] Murner.

Werestu mir ietz nit bekant
Für ein narren vnd verwant,
So wolt ich von dir sein gerant.
Ich bit dich doch, nun hör mich wol,
Ich wil dirs sagen noch ein mol,
Das sie warlich al iunckfrawen sind,
Die lieben, küschen, reinen kind.
Wie wol ir etlich hon den grind,
Das schat in an der küscheit nyt,
Dan küscheit in dem hertzen lyt.
Nar.

Dv truwest in wol, mein lieber frind!
Darumb das sie deins ordens sind.
Ich sihe wol, das die iungen schon
In die pfaffen heuser gon
Vnd wöchliche holen ire mol;
Ich gedenck, bei got, man gerb sie wol.
Der pfaff ist iung vnd die begyn;
Warumb lon sie kein alten yn?
Die müsen heim beschlossen sein.
Darnach sein erlich burger mer,
Die allein vmb gottes eer
Die iungen laden auch zů gast;
Ich lob es wol vnd doch nit fast,
Dan sie kein eelich frawen haben.
Ich denck, das sie die beginen schaben.
Solcher malzeit hon sie vil.
Doch wan man sie zůn krancken wil,
So krimen sie sich wie ein schlang,
Dan sie nit gern thůn disen gang.
Die krancken mögen nit me gerben,
Darumb sie lassen sie verderben.
[272]
Wer es aber zů eim gesunten,
Gar bald sie sich dar schicken kunten
Vnd des gůten weinlins trincken,
Das sie singen wie die fincken
Vnd mit den öglin lieblich wincken.
Das dient nit zů der iunckfrawschafft,
Vnd wan mans briet, es geb kein safft.
Murner.

Ach got, du ligst da in dem bet
Vnd treibst ein solch vnnützlich red;
Du bist so schwach, daz du wilt sterben,
Vnd sagst noch von beginen gerben,
Vnd wie man schabet in die hüt!
Das dienet zů dem sterben nüt.
Doch so du hast ein argen won
Darumb, das sie zůn pfaffen gon
Vnd zů manchem reichen man,
Der kein eelich fraw kan han,
Nur den iungen gibt ein mol,
Die alten gibt dem tüffel zol,
Es müß ein hincken sein da hinder,
Vnd sein doch warlich frume kinder.
Doch das du laßst die fantasei
An deinem dot, die gaucklerei,
So wil ich dir ein iunckfraw geben,
Die dein wartet, hietet eben.
Ich weiß, das sie ein iunckfraw ist
Vnd ir an küscheit nichtz gebrist.
Sie ist alt acht vnd sibtzig iar,
Ein iunckfraw dannocht, das ist war.
Nar.

Ist sie so lang ein iunckfraw gsein
Vnd darzů auch ia ein begein,
[273]
So hat sie freilich gehabt kein mol
Bei burgern vnd bei pfaffen kol.
Ach lieber vetter, sag on scham,
Wer ist sie doch / wie leißt ir nam?
Murner.

Jvnckfraw hebnegel heißt die schon,
Junckfraw on allen argen won,
Vnd kan an einem krucklin gon.
Sie ist wol in eim heer gewesen,
Doch ist sie vor in allen genesen
Vnd hat ir iunckfrawschafft behalten
Vor den iungen vnd den alten.
Sie ist ein iunckfraw in der geburt,
Wie wol sie offt gescholten wurt,
Sie sei auch vnder den gebern gesein
Vnd trinck gern gůten kielen wein.
Nar.

O We! vnd o we! ich wil ir nit!
Ach laß sie duß, das ist mein bit!
Es ist ein vnfridsames weib,
Der tüffel steckt ir in dem leib.
Wa sie ist, kumpt niemans fürt;
Ich mein, das sie die welt verwürt.
Sie greinet, grannet wie die schwein,
Die gern am gatter weren ein.
Als bald sie kumpt ins nunnen huß,
So ist dem frid der boden vß;
Ach lieber vetter, laß sie duß!
Sie heißt die andern hůren al
Vnd ist ein solche böse gal
Vnd riempt sich irer iunckfrawschafft,
Die doch nit geb ein quintlin safft.
[274]
Sie ist auch worden lutherisch fein,
Die alte zierlich keiserein,
Vnd hat eim lutherischen pfaffen
Einen langen rock geschaffen,
Den sie erbetlet hat
Allenthalben in der stat,
Das er solt al beginen schedigen,
Von irer iunckfrawschafft solt predigen,
Vnd ir leib so gantz noch wer,
Wie ein fischer berren her.
Ich wil ir nit, noch kein begin!
Alde / alde, ich far da hin!
Laß dir mein leib befolhen sin!
Murner.

Nvn gnad dir got, mein liebster frünt,
Ich far, da andere narren sint.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. wie der groß nar kranck ist, vnd in der murner tröstet. wie der groß nar kranck ist, vnd in der murner tröstet. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5D05-7