Der groß nar warnt den beschwerer vor den narren in seinem leib verborgen.

Ach lieber vetter, seiten mol
Ich mich beschweren leiden sol
Vnd du meins gemütz vnd stamen bist
Vnd dir auch nichtz an narheit brist,
So bistu mir so gleich vff erden,
Als woltestu selbs zů eim narren werden.
[106]
Des wil ich dich geniessen lon,
Vor allen dingen warnen schon,
Es ist vmb mich gar bald gethon.
Ich bin ein schlechter nar geboren,
Wie alle deine vettern woren,
Darumb hastu mich gar bald beschworen.
Die aber inwendig sitzen,
Haben grose vernunfft vnd nerrisch witzen.
Ja wa du sie beschweren woltest
Vnd retest nit wörter, als du soltest,
Vnd sprechest dein segen nit mit geferden,
Du würdest von inen geschedigt werden,
Als sie mit list dir vor haben gethon,
Da sie dich haben malen lon,
Recht wie ein katzen ist formiert,
Vnd mich zů lieb dir umb gefiert;
Haben dich des babsts geiger gemacht,
Darnach für ein drachen geacht,
Den armen iudas von dir gesungen,
Ja gnůgsam vmb den kolben gerungen,
Das crütz haben wider dich vß geben,
Als fürtestu des thürcken leben.
Gedenckstu nit, wie sie dir han
So manchs brieflin kleibet an,
Darin sie haben gewendet für,
Wie sant Franciscus klag von dir,
Das du ein rot baretlin treist.
Ich glaub, das du auch noch wol weist,
Das dich der doctor personiert,
Der puluer für die flöch vmb fiert.
So haben sie dir auch zů schand
[107]
Ein brůch dir gemalt in die hand,
Auch schmehlichen haben verwissen,
Wie du ein frawen hembd beschissen
Hast / vnd ein wolffs mal gezuckt,
Wol siben mal herumb gebuckt.
Das selb sol warlich der eeman
Von eigner frawen gehört han.
Der selbig grosen laster, schand,
Die sie dir zů geleget hant,
Der ist doch vol alle stet vnd lant.
So haben sie dich auch thůn verschwetzen,
Wie du solt geheissen hon ein metzen
Mariam zart, ein kron der eren,
Vnd wie du hast in deinen leren
Zů Fryburg gepredigt iederman,
Das man den leib Christi lobesan,
Als er von dem crütz was ab gestigen,
Hinder dem zaun solt lassen ligen
Als ein andern doten keiben.
Also vil spötlins vß dir treiben,
Wie du kündest vff den dechern gon,
Wie wol kein ziegel brech daruon.
So zögt der karsthanß dir wol an,
Wie sie dich vben vnderstan,
Zů schenden dich vor iederman.
[108]
Vnd wan sie dir nit künnen stauwen,
So haben sie dir vil me getrauwen:
Redestu dem Luther noch ein wort,
Sie wöllen es achten für ein mort,
Dich schenden, lestern hie vnd dort.
Vnd wa du schreibest ein wörtlin mer
Wider doctor Luthers ler,
Wöllen sie dir büchlin so vil machen,
Als zieglen ligen vff den dachen,
Vnd alle deine glider beschreiben,
Es müst keins on glosiert bleiben.
Sie wolten es als vß legen schon,
Was du dein lebtag ye hast gethon;
Es müst dir alles sein verwissen,
Seit das du in die wieg hast geschissen;
Das wolten sie als herfür bringen.
Darumb ich warn dich in den dingen,
Das du dein beschweren hinder treibst,
Vff das du vngeschent bleibst.
Die selben narren sein alle in mir;
Darumb gang müsig, das rat ich dir.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. Der groß nar warnt den beschwerer vor den narren in seinem leib verborgen. Der groß nar warnt den beschwerer vor den narren in seinem leib verborgen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5CA8-3