Der Peripatetiker

Alles will ich nun verlernen,
Was mich lehrte das Papier.
Schwarze, steife, stumme Lettern,
Sagt, was wollt ihr noch von mir?
In die grüne Wanderschule
Ruft mich ein Philosophus,
Einer, der sich nennt mit Rechten
Ein Peripatetikus.
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Denn er zieht mit seiner Lehre
Durch die Länder ein und aus,
Schlägt in Wald und Feld und Garten
Auf sein wunderbares Haus.
Eine große Schaar von Schülern
Folgt ihm durch die weite Welt,
Vöglein in den blauen Lüften,
Vöglein in dem grünen Zelt.
Und sie zwitschern unverdrossen
Ihres Meisters Weisheit nach;
Was sie gestern erst erfahren,
Lehren sie an diesem Tag.
Und der Weise aller Weisen
Kollert sich im weichen Gras,
Wiegt sich auf den schwanken Zweigen,
Als ob Alles wär' ein Spaß.
Also streut er seine Lettern,
Weiß und roth und gelb und blau,
Ohne Wahl, mit vollen Händen,
Über Berg und Thal und Au'.
Lest, o lest die lieben Schriften
Voller Wahrheit, voller Lust,
Brüder, lest und stürzt euch selig
An des Lehrers warme Brust!

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TextGrid Repository (2012). Müller, Wilhelm. Gedichte. Lyrische Reisen und epigrammatische Spaziergänge. Frühlingskranz. Der Peripatetiker. Der Peripatetiker. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-588C-5