[77] II. Theil.
Von den Pflichten geg'n Landsherrn.

Wenn i von den Pflichten zum Landsherrn red', meine lieb'n Christen! so versteh' i net die Person höchstdesselben alloan d'runta: denn do wer'n weni unter enk sein, die sein Lebta mit 'n Kurfürsten a Würstl essen, und es war grod, als wenn si a Hennadreckl zu an Goldhaufa vergleichen wollt'; sondern i versteh drunta die Gerichtsbehörden, die statt 'n Kurfürsten dasitzen, als Landrichter, Rentbeamte, Assessores, Physikus, Rechtspraktikanten, Accessisten, Schirgenknecht und all dös G'schmoas auf anander, dem müßts ös den g'hörigen Respekt eben so gut erweisen, als wie 'n König selba. Ja gelt's! da könnt's enkri Mäula aufreißen! Rechtspraktikant und Kurfürst, Erdäpfel g'sott'ne und Bratwürst. – Es is net wahr, denn ponamus casum, daßts ös an Landrichter an Sanschwanz hoaßt – an Kurfürsten oan g'hoaßen; daßts ös an Assessor an Grobian hoaßts – an Kurfürsten oan g'hoaßen; wenn's an Rechtspraktitanten an Lumpen hoaßts und wenn's no so recht habt's – an Kurfürsten oan[78] g'hoaßen; wenn's an Physikus an groben Schrolln hoaßt, ergo und wenn's a wirkli so is – an Landsherrn an grob'n Schrolln g'hoaßen – und so vom Höchsten bis zum Mindesten. Jeder is vom Herrn afg'stellt und sitzt do – wissen's freili oft net, warum – um die Gerechtigkeit aufrecht z'halten.

Gelt's, itz schaugt's wieder, itz reißt's enkri Stadelthor auf. Ja, es is halt a so, und es g'hört si a; denn denks non, i will itz nur – (warts non, was nimm i denn glei für an Pfifferling) – an Rechtspraktikant nehma. Non, es is wohr, es thut net der Müh' ab, daß ma red't davon, geg'n an Landrichter: aber bedenkt's, wie lang sammt dem a so oana studirn muß. Gymnasi, Lyzeum, nachher erst auf die Universität – wie muß er sie do net plag'n. Man hat ja Beispiel, daß oft acht Tag und no länger von Wurzeln und Kräutern g'lebt hob'n, und san, damit's net von dem Stadtlärma g'stört worden san, af die nächsten Dörfer nausganga in d'Wirthshäuser und hobn nix als studirt und nix als studirt, san oft drei Wochen in koan Bett kumma vor lauter Studirn und nix als Studirn. San Brief komma,[79] Gelder komma – hat nix so an Menschen aus der Continançe bracht, und moant's nacha, wenn er firti is und is firti, und daß er wirkli firti sein soll, nacha laßt a si von enk Saulimmeln Grobheit'n anthun, wenn er enk a fünf und zwanzig af'n Arsch afi messen laßt, oder a wen'g in'n Stock sperr'n? – Ja wart's a wen'g, morg'n nach der Dummpredig – ös müaßt's allemal vor jeden a non so geringa Staatsdiena eben so gut, als wenn der Fürst da wär'; es müaßt's enkri Abgab'n zohl'n und wenn's a Straf kriegt's, so muß zohlt oder ausg'halten wer'n, denn umsonst kriegt sis net: So is der Caffee und damit Punktum.

Itz kommt a Bröckl für enk, un dös hoaßt:

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Müller, Karl Theodor. Gedichte, Aufätze und Lieder. Gedichte, Aufätze und Lieder im Geiste Marc. Sturms. Predigt in der Wahlfahrtskirche zu Krähwinkel 1819. 2. Theil: Von den Pflichten geg'n Landsherrn. 2. Theil: Von den Pflichten geg'n Landsherrn. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5536-0