[151] Heimweh

1.

Ich fliege mit euch, ihr Winde,
weit in die Welt hinaus
bis unter die grüne Linde
vor meines Vaters Haus.
Ich eile durch Himmelshallen
euch, wandernde Wolken, nach
und höre die Tropfen fallen
auf meines Vaters Dach.
Heimkehrend von langer Reise,
voll Sehnsucht für und für,
klopfe ich bang und leise
an meines Vaters Tür.
Mir ist, als müßte von innen
ertönen ein traut »Herein« –
als blühte noch immer da drinnen
die liebe Heimat mein!
Als träte mir grüßend entgegen
manch lächelnde Gestalt,
die lang schon auf den Wegen
des ewigen Friedens wallt, –
als dürfte ich wieder lauschen
dem Knistern des Feuerherds –
und die Regentropfen rauschen
eintönig niederwärts.
[152]
Der Sturm singt vor den Toren,
die See grollt dumpf und schwer,
meine Heimat ist verloren,
ich finde sie nimmermehr . . .

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Müller-Jahnke, Clara. Gedichte. Gedichte. Mit roten Kressen. Heimatklänge. Heimweh. 1. [Ich fliege mit euch, ihr Winde]. 1. [Ich fliege mit euch, ihr Winde]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-52DE-0