179. Der Steinhügel bei Hedehusum.

Drei junge Föhringer kamen als Studenten aus Wittenberg nach Hause und begannen Luthers Lehre unter ihren Landsleuten zu verbreiten. Sie gerieten mit den katholischen Predigern der Insel darüber in Streit und disputierten namentlich einmal auf einer Kindtaufe in Üttersum mit ihnen. Da ward der Diakonus zu St. Laurentii für die neue Lehre gewonnen; aber die übrigen blieben dem papistischen Glauben getreu. Ein Mönch oder Prediger an der St. Johanniskirche in Nieblum war so voll Eifer gegen die Reformation, daß er eigens nach Amrum ritt, um die dortigen Einwohner und Mönche zu vermahnen, daß sie beständig bei der alten Lehre sollten verbleiben. Und er ließ sich vernehmen, daß wenn [130] die päpstliche Religion nicht die rechte Religion wäre, er nicht begehre lebendig wieder heimzukommen. Als er nun wieder auf Föhr gekommen und von Witzum nach Hedehusum reiten wollte, stürzte er vom Pferde und brach den Hals. Als ein altes Weib ihn da mit dem Tode ringend fand, soll er, nun die Wahrheit der lutherischen Lehre einsehend, die Worte gesprochen haben: »Zwischen Rand und Sand ich noch Gnade fand!« und damit verschieden sein. – Zu seinem Gedächtnis ward ein Steinhaufe an dem Orte errichtet und lange gezeigt und wer des Weges kam, pflegte sich mit einem Stein zu versehen und auf den Haufen hinzuwerfen. Diejenigen, welche Steine gebrauchten, konnten sich dann davon von Zeit zu Zeit ein Fuder holen. Jetzt ist dieser Haufe von lauter kleinen Steinen ganz verschwunden, seit das Land verteilt und urbar gemacht; aber jedermann kennt noch seine Stelle, und weiß die Geschichte zu erzählen.


Heimreich ed. Falck I, 403. Staatsbürgerl. Magazin II, 861. – Schriftlich durch Herrn Schullehrer Hansen auf Sylt und Herrn Arfsten auf Föhr. Falck bemerkt a.a.O., daß man in Schottland eben solche Hügel fände.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Zweites Buch. 179. Der Steinhügel bei Hedehusum. 179. Der Steinhügel bei Hedehusum. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4D65-1