363. Die abgehauene Pfote.

In Eiderstede war ein Müller, der hatte das Unglück, daß ihm alle Weihnachtsabend seine Mühle abbrannte. Einmal hatte er einen dreisten Knecht, der übernahm es in der gefährlichen Nacht Wache zu halten in der Mühle. Er legte ein großes Feuer an und kochte sich einen Kessel voll Brei, den er mit einem großen Schleef umrührte. Einen alten Säbel hatte er neben sich liegen. Bald kam eine ganze Schar Katzen in die Mühle. Da hörte er, wie eine leise zu der andern sagte: »Mäuselein! setze dich zu Hänselein!« und eine schöne schneeweiße Katze kam darauf herbeigeschlichen und wollte sich zu ihm setzen. Da langte er in den Kessel und warf ihr einen Schleef voll heißen Brei ins Gesicht, und sogleich ergriff er seinen Säbel und hieb ihr eine Pfote ab. Da verschwanden die Katzen; als er aber genauer zusah, fand er statt der Pfote eine schöne [243] Frauenhand mit einem goldenen Ringe, und auf dem Ringe stand seines Herren Zeichen. Am andern Morgen lag die Müllerin im Bette und wollte nicht aufstehn. »Gib mir deine Hand, Frau!« sagte der Müller, und obgleich sie sich weigerte, mußte sie zuletzt doch den Arm hervorstrecken; da fehlte die Hand. Als die Obrigkeit das erfuhr, da ward die Müllerin als Hexe verbrannt.


Aus Kurburg bei Schleswig durch Kandidat Arndt, aus Plön, der Störgegend, Dithmarschen und sonst. – Die Sage ist in mannigfachen Variationen allgemein bekannt; auch in Märchen. Wolf, Deutsche Sagen Nr. 148. 149. Niederl. Sagen Nr. 393. Kuhn, Märk. Sagen Nr. 134.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Zweites Buch. 363. Die abgehauene Pfote. 363. Die abgehauene Pfote. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4AC8-0