6. De Sassen un de Jüten.

Ein Mann in Kurborg bei Schleswig am Dannewerk erzählte:

In olle Tiden weer hier bi den Wall de Scheed mank de Sassen unne Jüten. De Sassen wahnden datomal den Süderweg un de Jüten den Noorderweg. De Jüten harren den ollen Wall buut, de nu dat Dannewerk heet.

Nu harren se mal en groten Krieg mank enanner un de Jüten tröcken hier noch en Grawen vœr den Wall, dat he noch sękerer warren schull; den heet man den Kohgrawen. Da harren se luder rode Ossen achter anbunnen un up jewelk Hoorn en Waslicht sett un witte Döker se üm den Kopp daan; se dachen de Sassen damet bang to maken. Aber de Saß güng doch dar hendœr, neem den Kohgrawen in un kreeg de jütschen Ossen gefangen. Naast (Nachher) leeg he lang vœr den wahren Wall; toletz fünn he awer doch en Stęd, wo he dörch kunn. De Wall güng da dörch en Torfmoor un weer man van Torf upsmęten. Da steek de Saß Füer in un brenn den Wall daal bet up den Grund. De Stęd is noch to sehn un heet de Sidergrund.

As de Sassen de Jüten nu so neeg kemen, dat düsse sik nich bargen kunnen, müssen se de grote Kriegskaß in den Sidergrund versenken. De Lüde in Jütland wetet ok noch recht good de Stęde, wo se liggt. Dat is ok noch nich so lang hęr, da weer hier en jütsche Ossendriwer, de na Hamborg güng; de sę, wenn he werrer torüch keem, wull he de Kriegskaß utgrawen un mitnęmen, de sine Vœröllern hier vergrawen harren. He is awer nahęr in Hamborg dood blęwen.

As de Saß nu dörchdräng', un se up dat Lürschauer Moor kemen, da höllen se en grote Slacht un de Jüten verlören da tachentigdusent Mann. Darna keren de Sassen werrer üm. Da sammelden sik de Jüten werrer un leten sik hören: Noch is he nich den Kropperbusch vorbie! Se jagen de Sassen na un up de Heide bi Kropp höllen se de twete Slacht. Da verlören de Sassen veertigdusent Mann. Davan kumt noch hüdigen Dages dat Sprickwoord: Noch is he nich den Kropperbusch vorbie 1! Da verlören de Sassen ok ęhren Feldherren. Dat weer en Mann so stark, dat he mit sinen bloten Finger in de Steen [9] schriwen kunn. Da liggt noch en Steen nich wiet van Auschlag, den he in de Slacht da hen smęten hett. Da kann man noch alle fief Finger van sien Hand in sehn. – De Scheperie in Kurborg hett in fröhern Tiden ok noch de Gerechtigkeit hatt in ęhre versegelde Frieheiden, dat se to gewisse Dage ęhre Schaap up de Lürschauer Heide driwen kunnen, de doch wiet davan af is. Dat sall ok noch van disse Tiden hęr kamen.

Durch Herrn cand. phil. Arndt. – So offenbar diese Sage auch gelehrte Anknüpfung hat, die in einer von Antiquaren so oft durchforschten Gegend begreiflich ist, und keine unmittelbare Erinnerung aus alter Zeit sein kann, verdiente sie doch merkwürdiger, freilich auch sonst begegnender Züge wegen Aufnahme. Vgl. Nr. 1 und 423 f. Kuhns Märk. Sagen Nr. 40, auch Thiele, Danm. Folkes. I, 29.

Fußnoten

1 Nach andern ist das Sprichwort entstanden, weil viele Räuber ehedem da hausten.


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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. 6. De Sassen un de Jüten. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4A24-F