Predigt

Ich sage nicht, du darfst nicht hassen,
noch sag ich, daß du hassen mußt.
Der Herzschlag in bewegter Brust
läßt sich nicht in Gebote fassen.
Auch Liebe horcht nicht auf Befehle:
[113]
Du liebst. – Verständest du mich denn,
wenn ich der Liebe Namen nenn,
ein fremdes Wort in deiner Seele? –
Ich weiß dich lieben. Meine Stimme
braucht dir nicht sänftigend zu sein.
Du kennst Erbarmen und Verzeihn
und suchst im Guten nicht das Schlimme ...
Doch fälsch die Liebe nicht zur Schwäche!
Dem Argen stelle dich nicht blind!
Wo Niedertracht und Lügen sind,
da ficht! Da rotte aus! Da räche! – –
Nicht will ich dich zum Hasser machen
(und sprech auch nicht: hab keinen Haß!),
doch will ich dir ohn Unterlaß
der Leidenschaften Glut entfachen.
Nicht alles Heil entströmt der Milde;
zwar: Liebe ist ein reicher Born,
doch lästre nicht ihr Salz, den Zorn ...
Stark forme deine Welt zum Bilde!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Mühsam, Erich. Lyrik und Prosa. Sammlung 1898-1928. Erster Teil: Verse. Fanale. Predigt. Predigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4514-A