Mein Gemüt brennt heiß wie Kohle

Mein Gemüt brennt heiß wie Kohle.
Könnt ich's doch durch Verse kühlen!
Ach, ich berst fast von Gefühlen,
doch mir fehlen die Symbole.
Weltschmerz, banne meine Nöte!
Weltschmerz, den so oft ich reimte.
Tückisch greint die abgefeimte,
schleimig-weinerliche Kröte.
Laster, die mich erdwärts leiten,
gebt mir Verse, zeigt mir Bilder!
Satan lacht und läßt nur wilder
Höllen mir vorüberreiten.
Helft denn ihr, soziale Tücken!
Mußt durch euch ich viel verzichten – –
seid auch Spender! Laßt mich dichten!
Doch sie stechen nur wie Mücken.
In des Monds verfluchtem Scheine
such ich und im Alkohole; – –
alles quält mich; doch Symbole,
ach, Symbole find ich keine.
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Aus. Vorbei. – – Ich war ein Dichter. – –
All mein Sehnen, all mein Hassen
ist vom Genius verlassen. – –
Leben, zeig mir neue Lichter! ...
Mag mich denn die Liebe trösten,
Mutter meiner besten Schmerzen.
Strahlend stehn in tausend Kerzen
die Symbole, die erlösten.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Mühsam, Erich. Lyrik und Prosa. Sammlung 1898-1928. Erster Teil: Verse. Weltschmerz und Liebe. Mein Gemüt brennt heiß wie Kohle. Mein Gemüt brennt heiß wie Kohle. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-448F-2