Auf das Grab von Schillers Mutter

Cleversulzbach, im Mai


Nach der Seite des Dorfs, wo jener alternde Zaun dort
Ländliche Gräber umschließt, wall ich in Einsamkeit oft.
Sieh den gesunkenen Hügel; es kennen die ältesten Greise
Kaum ihn noch, und es ahnt niemand ein Heiligtum hier
Jegliche Zierde gebricht und jedes deutende Zeichen;
Dürftig breitet ein Baum schützende Arme umher.
Wilde Rose! dich find ich allein statt anderer Blumen;
Ja, beschäme sie nur, brich als ein Wunder hervor!
Tausendblättrig eröffne dein Herz! entzünde dich herrlich
Am begeisternden Duft, den aus der Tiefe du ziehst!
Eines Unsterblichen Mutter liegt hier bestattet; es richten
Deutschlands Männer und Fraun eben den Marmor ihm auf.

Notes
Entstanden 1835, Erstdruck 1835.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Mörike, Eduard. Auf das Grab von Schillers Mutter. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4312-9